| Titel: | Miszellen. | 
| Fundstelle: | Band 39, Jahrgang 1831, Nr. CXIV., S. 463 | 
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                        CXIV.
                        Miszellen.
                        Miszellen.
                        
                     
                        
                           Verzeichniß der vom 29. Jan. bis 15. Febr. 1831 zu London
                              ertheilten Patente.
                           
                              Dem Rob. Winch,
                                 Verfertiger von Buchdrukerpressen zu Gunpowder Alley, Shoe Lane, in der City von
                                 London: auf gewisse Verbesserungen an Drukmaschinen. Dd.
                                 29. Jan. 1831.
                              
                           
                              Dem Joshua Bates
                                 Esq., Bishopsgate-Street-Whitin, in der City von London: auf
                                 gewisse Verbesserungen im Raffiniren und Klaͤren des Zukers. Von einem
                                 Fremden mitgetheilt. Dd.
                                 31. Jan. 1831.
                              
                           
                              Dem John Charles
                                    Schwieso, Verfertiger musikalischer Instrumente, in Regent Street, in der Grafschaft Middlesex: auf Verbesserungen an Pianoforte's und
                                 anderen Saiteninstrumenten. Dd. 2. Febr. 1831.
                              
                           
                              Dem William Sumner,
                                 Spizenfabrikant zu Hose, in der Grafschaft Leicester: auf gewisse Verbesserungen
                                 an den MaschinenMaschiuen zur Verfertigung von Spulen-Nez-Spizen. Dd. 3. Febr.
                                    1831.
                              
                           
                              Dem George Gorham
                                    Gardner, Gentleman aus New-York, jezt in Threadneedle
                                 Street, in der City von London wohnhaft: auf eine verbesserte Rauchmaschine. Von
                                 einem Fremden mitgetheilt. Dd. 11. Febr. 1831.
                              
                           
                              Dem William Westley
                                    Richards, Flintenverfertiger zu Birmingham, in der Grafschaft Warwick: auf
                                 gewisse Verbesserungen an Percussionsflinten, welche Verbesserungen bei Waffen
                                 aller Art, die nach diesem Princip abgefeuert werden, anwendbar sind. Dd.
                                 11. Febr. 1831.
                              
                           
                              Dem John Gunby,
                                 Kuͤnstler in George Street Sand Pitts, Birmingham: auf eine verbesserte
                                 Methode, Glas mit Metall und anderen Substanzen zu verbinden, um es zu
                                 Moͤbeln und verschiedenen nuͤzlichen Zweken anzuwenden. Dd.
                                 11. Febr. 1831.
                              
                           
                              Dem Claude Guillotte,
                                 Maschinist in Crispin Street, Spitalfields, in der Grafschaft Middlesex: auf
                                 Verbesserungen an den Maschinen zum Weben einfacher oder gemusterter
                                 Seidenbaͤnder. Zum Theil von einem Fremden mitgetheilt. Dd.
                                 11. Febr. 1831.
                              
                           
                              Dem William Morgan,
                                 Esq. zu York Terrace, Regent's Park: auf gewisse Verbesserungen an
                                 Dampfmaschinen. Dd.
                                 11. Febr. 1831.
                              
                           
                              Dem James Thomson,
                                 Gentleman in Spencer Street, Goswell Street Road, in der Grafschaft Middlesex:
                                 auf gewisse Verbesserungen in der Verfertigung von Lettern. Dd.
                                 14. Febr. 1831.
                              
                           
                              Dem Thomas Bailey zu
                                 Leicester, in der Grafschaft Leicester, und Charles Bailey, ebendaselbst: auf
                                 gewisse Verbesserungen an den Maschinen zur Verfertigung von
                                 Spulen-Nez-Spizen. Dd.
                                 15. Febr. 1831.
                              
                           
                              Dem William Payne,
                                 Uhrmacher in New Bond Street, Pfarrei Saint George, Hanover Square, in der
                                 Grafschaft Middlesex: auf einen verbesserten Fußmesser (Podometer), welchen man
                                 in die Westentasche steken kann. Dd.
                                 15. Febr. 1831.
                              
                                 
                                 
                              
                                 (Aus dem Repertory Patent-Inventions.
                                    Maͤrz 1831. S. 183.)
                                 
                              
                           
                        
                           Verzeichniß der vom 1 bis 20. Febr. 1817 zu London ertheilten
                              und seitdem verfallenen Patente.
                           
                              Des George Montague
                                    Higginson, Marinelieutenants von Bovery Tracy, Chudleigh,
                                 Devonshire: auf Verbesserungen an Schloͤssern. Dd.
                                 1. Febr. 1817. (Beschrieben im Repertory Bd. XXXI. S. 137.)
                              
                           
                              Des William Wall,
                                 Uhrmachers in Wandsworth, Surrey: auf eine horizontale Hemmung fuͤr
                                 Taschenuhren. Dd.
                                 1. Febr. 1817.
                              
                           
                              Des Isaac Robert
                                    Mott, Musiklehrers in Brighton, Sussex: auf ein musikalisches
                                 Instrument, welches er Sottimente Piano Forte nennt.
                                 Dd.
                                 1 Febr. 1817.
                              
                           
                              Des James Atkinson,
                                 Messingarbeiters und Lampenverfertigers in Fleet Street, London: auf
                                 Verbesserungen an Lampen aller Art und in dem Verfahren das Leuchtgas in sie zu
                                 bringen. Dd.
                                 6. Febr. 1817.
                              
                           
                              Des William Clark,
                                 Esq. zu Bath: auf einen Sicherheitsapparat, welcher an Schloͤssern aller
                                 Art angebracht werden kann, um sie gegen Gauner zu sichern, welche Dietriche
                                 gebrauchen. Dd.
                                 8. Febr. 1817.
                              
                           
                              Des Robert Hardy,
                                 Eisengießers in Worcester: auf Verbesserungen in der Verfertigung von
                                 Buͤchsen fuͤr Kutschen und Wagen aller Art. Dd.
                                 20. Febr. 1817.
                              
                           
                              Des Richard
                                    Litherland, Uhrmachers in Liverpool, Lancashire: auf eine
                                 Verbesserte Hemmung fuͤr Taschenuhren. Dd.
                                 20. Febr. 1817.
                              
                           
                              Des Richard Holden,
                                 Gentleman in Stafford Street, St. Mary-le-Bone, Middlesex: auf
                                 eine Maschine, um eine Rad- oder Pendelbewegung auf eine neue Art
                                 hervorzubringen. Dd.
                                 20. Febr. 1817.
                              
                                 
                                 
                              
                                 (Aus dem Repertory of Patent-Inventions.
                                    Maͤrz 1831. S. 181.)
                                 
                              
                           
                        
                           Jahresfeier der London
                                 Mechanics'-Institution.
                              
                           Die London Mechanics'-Institution feierte Ende
                              Novembers v. J. die siebente Wiederkehr ihres
                              Stiftungsjahres, nicht, wie zu London bei oͤffentlichen Instituten
                              gewoͤhnlich mit einer großen Fresserei, sondern mit einer Versammlung, in
                              welcher verschiedene Abhandlungen gelesen wurden. Auch Hr. Horton, ehemaliges Mitglied des Parlaments und Colonialsecretaͤr,
                              gegenwaͤrtig im k. geheimen Rathe, hielt bei dieser Gelegenheit eine Rede an
                              diesem Institute, und verspricht hier unentgeldliche Vorlesungen uͤber
                              Statistik und Staatshaushaltung zu halten. (Mech. Mag.
                                 N. 383. 11 Dec. 1830.)
                           
                        
                           
                           Dampfwagen zu London.
                           Der erste Kampfwagen, der in London in Ausfuͤhrung gebracht wurde,
                              laͤuft nun von Stratford nach Whitechapel. Er traͤgt den Namen: der Infant; seine Anspruͤche sind maͤßig,
                              da seine Schnelligkeit nicht mehr als 9–10 englische Meilen fuͤr die
                              Stunde betraͤgt, so daß er wenig Empfehlung haben duͤrfte. Der
                              Patent-Traͤger fuͤr denselben, Hr. Hancock, haͤlt sich fuͤr uͤberzeugt, daß er alle
                              Schwierigkeiten uͤberwunden hat, und daß der Wagen auf gewoͤhnlichem
                              Wege mit Sicherheit 12–14 Meilen in einer Stunde zuruͤklegen
                              koͤnne. Vor Kurzem zeigte er seine Kraft im Uebersteigen von Huͤgeln,
                              indem er von Battle-Bridge nach Pentonville, Islington, und dann durch die
                              City und Bethnalgreen mit vollkommener Sicherheit nach Stratford fuhr. (Herald. Galignani's Messenger. N. 4967.)
                           
                        
                           Gurney's Wagen.
                           Endlich sollen nun Hrn. Gurney's Wagen in Bewegung kommen.
                              Drei davon gingen nach Cheltenham ab, wo sie Anfangs Februar, zwischen Cheltenham
                              und Gloucester laufen sollen, ehe sie an ihren Bestimmungsort, die Straße zwischen
                              Birmingham und Bristol gelangen. Man wird nun die relativen Vortheile der Dampfwagen
                              auf gewoͤhnlichen Wegen und auf Eisenbahnen vergleichen koͤnnen. (Herald. Galignani. N. 4956.)
                           
                        
                           Neuer Dampfwagen auf der Liverpool-Manchester
                              Eisenbahn.
                           Ein neuer Dampfwagen, der Majestaͤtische, fuhr an
                              einem Tage sechs Mal zwischen Liverpool und Manchester hin und her, d.h. im Ganzen
                              eine Streke von 180 Meilen. Die Quantitaͤt der durch ihn hin und her
                              geschafften Guͤter betrug 142 Tonnen! Derselbe fuhr zwei Tage spaͤter
                              mit denselben Gewichten 120 Meilen. Es werden nun 10 Wagen des Hrn. Stephenson auf dieser Eisenbahn gebraucht. (Liverpool Times. Galignani. N. 4956.)
                           
                        
                           Liverpool-Manchester Eisenbahn.
                           Bisher fuhr man zu 6–8 Wagen mit einander. Nun verbindet man aber 3–4
                              Fahrten, und bringt so in 2 Stunden 300 Tonnen Guͤter von Liverpool nach
                              Manchester und umgekehrt. (Manchester Chronicle. Galignani.
                                 N. 4947.)
                           
                        
                           Liverpool-Manchester Eisenbahn.
                           Vor Kurzem ereignete sich ein neuer Ungluͤksfall auf der
                              Liverpool-Manchester Eisenbahn. Die Maschinen fahren naͤmlich sowohl
                              bei Nacht als bei Tage Guͤter von und nach Liverpool. Eine der Maschinen kam
                              um drei Uhr Morgens mit einem Zuge beladener Wagen an und kehrte, nachdem sie den
                              Zug in die Niederlage gebracht hatte, in das Maschinenhaus zuruͤk, welches
                              1/4 Meile von Manchester entfernt ist. Hierbei nun glitt einer der Waͤchter,
                              waͤhrend er auf den Fußtritt des Wasserbehaͤlters sprang, aus
                              Unvorsichtigkeit aus, und fiel quer uͤber die Eisenbahn, so daß 5
                              Raͤder der Maschine und des Behaͤlters in der Gegend des Magens
                              uͤber den Koͤrper desselben gingen, und den jungen schoͤnen
                              Mann gleichsam in zwei Theile theilte, obwohl die Maschine sogleich angehalten
                              wurde. – Auch auf der Bolton und Leigh Eisenbahn wurde vor Kurzem ein Knabe
                              von 6 Jahren, der auf der Bahn mit mehreren anderen Kindern spielte, von einem Wagen
                              uͤberfahren und jaͤmmerlich zerquetscht. – Auf der
                              Liverpool-Manchester Eisenbahn sind nun 13 Stephenson'sche Maschinen im
                              Gange, und eine neue soll noch in 14 Tagen hinzukommen; sie wurden alle zu
                              Newcastle-upon-Tyne fabricirt, zu Land nach Carlisle und von da zur
                              See nach Liverpool gebracht. Der groͤßte Theil der Guͤter wird
                              waͤhrend der Nacht gefahren, wobei sonderbar ist, daß die Quantitaͤt
                              der von Liverpool nach Manchester verfahrenen Waaren sich zu jener die von
                              Manchester nach Liverpool gesendet werden, wie 10 zu 3 verhaͤlt, so daß auf
                              1000 Tonnen, die von Liverpool abgehen, 300 kommen, die von Manchester abgesendet
                              werden. Die lezte Kaͤlte und die bedeutende Quantitaͤt Schnee, welche fiel, hat der
                              Eisenbahn wenig oder gar keinen Nachtheil gebracht. (Manchester Herald. Galign. Messenger. N. 4965.)
                           
                        
                           Verlust der englischen Regierung durch die Eisenbahnen.
                           Die englische Regierung verliert jaͤhrlich 6000 Pfd. Sterl. durch die
                              Aufhebung der Eilwagen zwischen Manchester und Liverpool, die durch die Eisenbahn
                              veranlaßt wurde. (Herald. Galignani. N. 4957.)
                           
                        
                           Neues Ueberfuhrboth aus Eisen.
                           Vor Kurzem wurde ein neues, elegantes und leichtes Ueberfuhrboth, der Schnelle (the rapid) genannt, und von Hrn. Wilson, Tophill,
                              erbaut, in den großen Canal zwischen Edinburgh und Glasgow gelassen. Es besteht ganz
                              aus dem besten gehaͤmmerten Eisen, ist 66 Fuß lang und 6 Fuß breit. Sein
                              ganzes Gewicht betraͤgt kaum 2 1/2 Tonne. Es fuͤhrt 60
                              Cajuͤten- und andere Passagiere, und geht unbeladen 9 Zoll, beladen
                              aber bloß 15 Zoll im Wasser. (Scotsman. Galign. Messenger.
                                 N. 4962.)
                           
                        
                           Dauer der Ueberfahrt von Bristol nach Cork.
                           Das Dampfboth City of Bristol machte vor Kurzem die
                              Ueberfahrt von Bristol nach Cork, eine Streke von 300 Meilen, in 24 Stunden; eine
                              Schnelligkeit, welche bisher zwischen diesen beiden Orten nie erreicht wurde. (Cork Reporter. Galignani. N. 4958.)
                           
                        
                           Kriegsschiff Actaͤon.
                           Im Februar wurde zu Portsmouth der Actaͤon von 26 Kanonen vom Stapel gelassen.
                              An ihm wurden Lihou's Ruder, Pearce's Winde, und Harris's Wetterableiter mit
                              dem besten Erfolge angebracht. (Hampshire Telegraph. Galign.
                                 Messenger. N. 4970.) [Ueber alle diese Verbesserungen finden sich bereits
                              Notizen im polyt. Journale.]
                           
                        
                           Eisenhandel in Schottland.
                           Der Eisenhandel Schottlands war verflossenes Jahr außerdentlich lebhaft. Die Menge
                              des erzeugten Eisens wird naͤmlich auf 50,000 Tonnen geschaͤzt, eine
                              Quantitaͤt, welche bisher noch nie in Schottland producirt wurde. Es sind 19
                              Hochoͤfen im Gange, welche woͤchentlich 945 Tonnen, mithin des Jahres
                              49,140 Tonnen erzeugen. Zu Coats Bridge entstand ein neues Werk, welches bei jedem
                              Guß 5 Tonnen liefert. Der Preis des Eisens war sehr niedrig; im Durchschnitte
                              kostete die Tonne des besten Roheisens nicht uͤber 5 Pfd. (Glasgow Chronicle. Galignani. N. 4951.)
                           
                        
                           Malacca Zinn wird theuer werden.
                           Die Malayen sind gegen die chinesischen Colonisten, welche man zur Betreibung der
                              Bergwerke in Malacca kommen ließ, aufgestanden, und haben zwischen 4 – 500
                              derselben ermordet. Die schaͤndliche Mezelei geschah in der Naͤhe von
                              Sungie Objong, wo die unter dem Namen Lingie-Bergwerke bekannten Zinngruben liegen. (Courier Galignani. N. 4899.)
                           
                        
                           Jaͤhrliche Metall-Ausfuhr aus England.
                           Aus London wurde im J. 1830 ausgefuͤhrt:
                           Spelter 3,190 Tonnen.
                           Queksilber 1,047,386 Pfd.
                           Eisen 16,529 Tonnen british.
                             
                              –       2,916 auslaͤnd.
                           Kupfer 4,498 Tonnen brit.
                             
                              –          167
                              auslaͤnd.
                           
                           Spelter war um 700 Tonnen weniger als im vorigen Jahre; Queksilber beinahe noch ein
                              Mal so viel; britisches Kupfer war um 605 Tonnen mehr; Eisen aber um 2416 weniger;
                              Blei mehr um 510; Zinn ward um 129 Tonnen weniger ausgefuͤhrt als im J. 1829;
                              Stahl um 3 Tonnen; Banca Zinn wurde haͤufig eingefuͤhrt: 540 Tonnen.
                              (Galign. N. 4946.)
                           
                        
                           Frankreich's Bestellungen von Schießgewehren.
                           Ein Agent der franzoͤsischen Regierung hatte den Auftrag fuͤr seine
                              Regierung die Verfertigung von Dampfmaschinen und anderen Maschinen zur Verfertigung
                              großer Schießgewehre zu unterhandeln. Er wendete sich an die Neath Abbey Eisenwerke
                              in Wallis, erhielt aber eine ablehnende Antwort der Eigenthuͤmer, die sie,
                              als Quaͤker, auf ihre Religion stuͤzten; er wendete sich hierauf nach
                              Birmingham, allein man vermuthet, daß sein Antrag auch dort wegen der vielen
                              Arbeiten an den Oefen nicht angenommen werden wird. (Globe.
                                 Galignani's Messenger. N. 4967.)
                           
                        
                           Ruthven's neue Feuersprize,
                           wovon wir bereits im Polyt.
                                 Journale Nachricht gaben, soll nach dem Scotsmann treffliche Dienste thun.
                              (Galign. N. 4944.)
                           
                        
                           Anwendung der Maschinen als Beweis der Cultur eines
                              Volkes.
                           Es ist doch aͤußerst sonderbar, daß, waͤhrend in England die
                              Pfluͤger und Landarbeiter die Dreschmuͤhlen zerstoͤren, in
                              Schottland kein Pfluͤger sich bei einem Paͤchter verdingen will, von
                              dem er nicht weiß, daß er eine Dreschmuͤhle besize. Paͤchter, welche
                              keine solche haben, sind gezwungen ihren Dienstleuten hoͤheren Lohn zu
                              bezahlen. (Globe. Galign. Messenger. N. 4968.)
                           
                        
                           Tretmuͤhlen als Strafanstalt in England.
                           Bisher ließ man die Straͤflinge in vielen Strafhaͤusern die
                              Tretmuͤhle treten, ohne von der ungeheueren Kraft, welche dadurch gewonnen
                              wird, irgend einen Vortheil zu ziehen. General Thornton
                              wird nun bei der naͤchsten Sizung der Magistrate von Middlesex darauf
                              antragen diese Kraft zum Heben des Wassers, zum Mahlen des Getreides fuͤr den
                              Bedarf der Anstalt, oder zu irgend einem anderen nuͤzlichen Zweke zu
                              verwenden. In Giltspur-street Compter ist eine Weizenbrodbaͤkerei, die
                              alle Straͤflinge der Stadt beschaͤftigen koͤnnte. (Chronicle. Galign. Messenger. N. 4962.)
                           
                        
                           Folgen des amerikanischen Tariffs.
                           Eine Folge des amerikanischen Tariffs, heißt es in Leeds
                                 Mercury. Galignani. N. 4952., ist diese, daß nun mehr Garn als Zeuge
                              ausgefuͤhrt werden. Es ist unglaublich wie viel Garn jezt aus England nach
                              Amerika geht.
                           
                        
                           Budget von N. Amerika.
                           Der jaͤhrliche Bericht der Schazkammer, welcher am 16. Decbr. 1830 beiden
                              Haͤusern des Congresses vorgelegt wurde, gibt fuͤr das Jahr 1829
                              folgende Betraͤge der Einnahmen an: an Mauthgefaͤllen 22,681,965 Doll.
                              91 C.; aus dem Verkaufe oͤffentlicher Laͤndereien 1,517,175 Doll. 13
                              C.; an den Dividenden des Bank-Fonds 490,000 Doll.; an zufaͤlligen
                              Einnahmen 138,486 Doll. 24 C., zusammen 24,827,627 Doll. 38 C. Die Einnahmen der
                              drei ersten Vierteljahre des J. 1830 betrugen: an Mauthgefaͤllen 17,268,122
                              Doll. 74 C.; an verkauften Landereien 1,293,719 Doll. 27 C.; an
                              Bank-Dividenden 490,000 Doll.; an gemischten Einnahmen 84,176 Doll. 78 C. Die
                              Einnahmen des lezten Vierteljahres schaͤzte man auf 5,025,000 Doll., was
                              mithin eine Gesammt-Einnahme von 24,164,018 Doll. 79 C. gibt. Wenn die
                              Schaͤzung des lezten Vierteljahres richtig ist, so ergaͤbe sich
                              fuͤr bas Jahr 1830 im Vergleiche mit 1829 ein Deficit von 666,608 Doll. 59 C. – Der
                              Betrag der im J. 1829 bezahlten oͤffentlichen Schuld war: 12,383,807 Doll. 78
                              C; jener, der im J. 1830 bezahlt wurde: 11,854,630 Doll. 9 C. Die Totalsumme der
                              Staatsschuld belief sich am 1sten Januar 1830 auf 48,565,406 Doll. 50 C., bestehend
                              aus 6,440,556 Doll. 17 C. 6 percentigen; 12,792,000 Doll. 20 C. 5 percentigen (die
                              7,000,000 Doll., welche die Regierung im Fond der Bank der Verein. Staaten behielt,
                              mitgerechnet); 15,994,064 Doll. 17 C. 4 1/2 percentigen und 13,296,249 Doll. 45 C. 3
                              percentigen Obligationen, die Bilanz besteht in mehr als 32,000 Doll. kleinerer
                              Obligationen. Die Totalsumme der Staatsschuld am 1sten Januar 1834 hingegen wird
                              sich auf 39,423,494 Doll. 68 C. belaufen, welche ganze Summe zuruͤkbezahlbar,
                              und zwar beinahe die Haͤlfte nach dem Belieben der Regierung
                              zuruͤkzahlbar ist. – Der Betrag der Einfuhr in den Vereinigten Staaten
                              belief sich in dem Jahre, welche sich mit September 1830 endigte, auf 68,500,000
                              Doll., waͤhrend die Ausfuhr in demselben Jahre auf 73,800,000 Doll. stieg.
                              Der Betrag der Abgaben bei der Einfuhr und das Tonnengeld wird in den drei ersten
                              Vierteljahren von 4830 auf 20,570,000 Doll., und im lezten auf 5,610,000 Doll.
                              geschaͤzt. Die Bilanz der Schazkammer am 1. Jan. 1829 war 5,972,435 Doll. 81
                              C.; am 1. Jan. 1830 hingegen 5,755,704 Doll. 79 C. und fuͤr den 1. Jan. 1834
                              wird sie auf 4,819,781 Doll. 90 C. geschaͤzt. (Globe.
                                 Galignani. N. 4957.)
                           
                        
                           Einfuhr in England.
                           Hr. Thompson gab in der Sizung des Unterhauses vom 5.
                              Febr. folgende vergleichende Uebersicht der Einfuhr einiger roher Producte in den
                              Jahren 1829 und 1830.
                           Einfuhr im Jahre 1829.
                           
                              
                                 Kaffee
                                   19,000,000 Pfund
                                 
                              
                                 Zuker
                                     3,539,000
                                    Zentner.
                                 
                              
                                 Thee
                                   29,000,000 Pfund.
                                 
                              
                                 Rauch- und
                                    Schnupf-Tabak
                                   18,800,000    –
                                 
                              
                                 Wein
                                     5,277,000
                                    Gallons.
                                 
                              
                                 Baumwolle
                                 204,000,000 Pfund.
                                 
                              
                                 Seide
                                     2,600,000    –
                                 
                              
                                 Schafwolle
                                   22,000,000    –
                                 
                              
                                 Talg
                                     1,025,000
                                    Zentner.
                                 
                              
                                 Flachs
                                       
                                    800,000    –
                                 
                              
                           Einfuhr im Jahre 1830.
                           
                              
                                 Kaffee
                                   22,720,000 Pfund.
                                 
                              
                                 Zuker
                                     3,790,000
                                    Zentner.
                                 
                              
                                 Thee
                                   30,000,000 Pfund.
                                 
                              
                                 Rauch- und
                                    Schnupf-Tabak
                                   19,800,000    –
                                 
                              
                                 Wein
                                     6,380,000
                                    Gallons.
                                 
                              
                                 Baumwolle
                                 270,000,000 Pfund.
                                 
                              
                                 Seide
                                     4,170,000    –
                                 
                              
                                 Schafwolle
                                   31,600,000    –
                                 
                              
                                 Talg
                                     1,130,000
                                    Zentner.
                                 
                              
                                 Flachs
                                       
                                    960,000    –
                                 
                              
                           Diese Daten beweisen, daß in der Einfuhr und mithin in dem Verbrauche keines der
                              vorzuͤglicheren rohen Consumtions- und Fabrikations-Producte
                              eine Abnahme Statt hatte. (Galignani's Messenger. N.
                              4973.)
                           
                        
                           Wohlfeilheit in Neu-Suͤd-Wallis.
                           Nach Briefen aus Neu-Suͤd-Wallis vom 15. August v. J. waren
                              daselbst die Lebensmittel unerhoͤrt wohlfeil. Schwarzes Rindvieh galt das
                              Stuͤk 7 bis 12 Shill.; Schafe das Stuͤk 2–4 Shill.; Weizen das
                              Bushel 5 Shill.; Mays der Quarter 4 Shill.; Rindfleisch das Pfund 1/2 Pfennig.
                              Ungeachtet dieser Wohlfeilheit nahm das Gedeihen der Colonie rasch zu. (Courier. Galignani. N. 4959.)
                           
                        
                           
                           Neuer Weinmesser (Oenomètre), oder Instrument um den Alkoholgehalt des Weines oder jeder
                              anderen geistigen Fluͤssigkeit zu bestimmen; von Hrn. Emil
                              Tabarié.
                           Hr. Tabarié hat einen Weinmesser erfunden, welcher
                              außerordentlich einfach ist und daher ohne Zweifel allgemein in Gebrauch kommen
                              wird. Anstatt den Weingeist aufzusammeln, wozu ein Destillirapparat noͤthig
                              ist, laͤßt Hr. Tabaré den Wein in einem
                              offenen Kessel kochen bis aller Alkohol ausgetrieben ist. Die Menge desselben
                              bestimmt er durch den Unterschied zwischen dem specifischen Gewichte des Weines und
                              demjenigen des Destillationsruͤkstandes, nachdem er das Volum der
                              verdunsteten Fluͤssigkeit genau durch Wasser ersezt hat. Diese sehr
                              scharfsinnige Idee fuͤhrte ihn auf einen sehr einfachen Apparat, womit
                              Jedermann Versuche anstellen kann und wodurch man das Resultat schneller und mit
                              weniger Aufmerksamkeit, dabei aber doch eben so genau als durch das
                              gewoͤhnliche Destillationsverfahren erhaͤlt. Derselbe besteht aus
                              einem kleinen Kessel, welchen man mit der Weingeistlampe erhizt; ein horizontales
                              Querstuͤk nahe am Boden des Kessels zeigt in dem Augenblike, wo es nicht mehr
                              von der Fluͤssigkeit beruͤhrt wird an, daß das Kochen lange genug
                              fortgesezt wurde, um allen Weingeist zu verjagen. Das specifische Gewicht der
                              Fluͤssigkeit vor und nach der Operation bestimmt man vermittelst eines
                              Araͤometers mit doppelter Skale. Ein Thermometer, um die Correction nach der
                              Temperatur vorzunehmen, ist ebenfalls mit einer doppelten Skale versehen; die eine
                              ist die gewoͤhnliche hunderttheilige, die andere hat eine besondere
                              Eintheilung, um die Operation zu vereinfachen. Auch hat Hr. Tabarié alle zu diesen Versuchen noͤthigen Tabellen
                              ausgearbeitet, welche dem Apparate beigegeben werden. Er ist zwar besonders
                              fuͤr die Destillateurs im mittaͤgigen Frankreich eingerichtet, ist
                              aber auch sonst uͤberall anwendbar. Wir verweisen hinsichtlich der Details
                              auf die Gebrauchsanweisung selbst, welche dem Apparat beigegeben wird.
                           Der vollstaͤndige Weinmesser kostet 40 Franken. Man erhaͤlt ihn bei
                              Hrn. Morin, opticien, Grande Rue,
                                 N. 19. in Montpellier; und bei Hrn. Collardeau,
                              rue du Faubourg-Saint-Martin, N. 56.
                              in Paris. (Aus den Annales de Chimie et de Physique,
                              Octbr. 1830, S. 222.)
                           
                        
                           Sherry-Einfuhr in England.
                           Die Quantitaͤt des im Jahre 1830 in England eingefuͤhrten Sherry
                              (Xereserwein) belief sich auf 12,248 Butts,1 Butt = 126 Gallons. die von Xeres, und 8320 Butts, welche von Port St. Mary kamen; dieß ist also
                              um 2000 Butts weniger, als die Einfuhr im J. 1829 betrug. (Herald. Galign. Messenger. N. 4968.)
                           
                        
                           Wie viel in England Brantwein (Dram) getrunken wird.
                           Zwei Brantweinschenken zu Manchester schenken in Einem Tage fuͤr 120 Pfd.
                              Sterl., zuweilen fuͤr 450 Pfd. Sterl. Brantwein (Dram.) Im Junius waren in Einer Stunde 500 Gaͤste da. (Herald. Galignani. N. 4936.)
                           
                        
                           Aufnahme der engl. Industrie durch Hollands Sturz.
                           Die Handlungsgesellschaft zu Amsterdam bestellte zu Manchester 100,000 Stuͤke
                              Calico fuͤr die ostindischen Colonien. Atlas Galign.
                                 N. 9428. (Ehevor wuͤrden diese Stuͤke aus Gent geholt worden
                              seyn. Die Hollaͤnder werden nie mehr die Industrie der Belgen
                              foͤrdern, und ihren Bedarf lieber bei ihren offenen Feinden, als bei ihren
                              vormaligen Mitbuͤrgern kaufen. Fruͤher versahen die Augsburger
                              Fabriken Holland mit gedrukten Zizen, eine Geschaͤftsverbindung, welche sich
                              jezt leicht wieder durch kluge diplomatische Unterhandlungen herbeifuͤhren
                              ließe. A. d. R.)
                           
                        
                           Zunahme der Steuern in England.
                           Die Zunahme der Auflagen in England in den neueren Zeiten im Vergleiche mit jenen
                              fruͤherer Jahre ist außerordentlich, und verdient daher die ernstlichste Beruͤksichtigung.
                              Der Netto-Ertrag des oͤffentlichen Einkommens betrug naͤmlich
                              bei der Thronbesteigung nachfolgender Souveraͤne folgende Summen:
                           Bei dem Regierungs-Antritte von
                           
                              
                                 Jakob I.
                                 im Jahre
                                 1603
                                      600,000 Pfd.
                                 
                              
                                 Karl I.
                                 
                                 1625
                                     
                                    896,819   –
                                 
                              
                                 Republik
                                 
                                 1648
                                   1,517,247  
                                    –
                                 
                              
                                 Karl II.
                                 
                                 1660
                                   1,800,000  
                                    –
                                 
                              
                                 Jakob II.
                                 
                                 1685
                                   2,000,000  
                                    –
                                 
                              
                                 William und Marie
                                 
                                 1688
                                   2,001,855  
                                    –
                                 
                              
                                 Anna
                                 
                                 1701
                                   3,895,205  
                                    –
                                 
                              
                                 Georg I.
                                 
                                 1714
                                   5,691,803  
                                    –
                                 
                              
                                 Georg II.
                                 
                                 1727
                                   6,762,643  
                                    –
                                 
                              
                                 Georg III.
                                 
                                 1760
                                   8,523,540  
                                    –
                                 
                              
                                 Georg IV.
                                 
                                 1820
                                 46,132,634   –
                                 
                              
                                 Wilhelm IV.
                                 
                                 1830
                                 47,139,873.  –
                                 
                              
                           Hierzu kommen noch die Eintreibungskosten, welche gegenwaͤrtig
                              jaͤhrlich zwischen 4 und 5 Millionen Pfd. ausmachen! (Observ. Galign. Messenger. N. 4942.)
                           
                        
                           Hessische Stiefel am Fuße des Koͤniges von
                              England.
                           Hr. Mac Kay verehrte dem gegenwaͤrtigen
                              Koͤnige von England ein Paar hessische Stiefel, in
                              welchem nicht weniger als 20,000 Stiche seyn sollen. Sie sind 49 Zoll hoch, und
                              alles Naͤhewerk an ihnen ist aus Gold. Auf der Sohle ist Neptun etc. (Herald und Galignani. N.
                              4915.)
                           
                        
                           Kostbare Buͤcher.
                           Die Kosten der Record Commission in England sind ungeheuer. Ein einziges ihrer
                              Buͤcher kommt auf 40,000 Pfd. Sterl., und solcher Buͤcher hat sie 50!
                              So wissen die Schreiber Volk und Land zu decimiren! (Globe.
                                 Galign. Messenger. N. 4968.)
                           
                        
                           Die jaͤhrliche Zunahme der k. Bibliothek zu Paris, rue Vivienne
                              
                           wird in Galignani N. 4926. auf
                              4000 Baͤnde geschaͤzt, und diese 4000 Baͤnde werden als
                              ungeheuerer Aufwand erklaͤrt. Mancher deutsche Privatgelehrte schafft sich
                              jaͤhrlich 4000 Baͤnde an, und die Bibliothek mancher Hanseestadt, z.B.
                              Hamburg's, uͤbertrifft die k. Bibliothek zu Paris im Besize neuer kostbarer
                              Werke.
                           
                        
                           Typographisches Wunder.
                           Sr. Majestaͤt dem Koͤnige von England wurde vor Kurzem ein Werk
                              uͤberreicht, welches allgemein als ein typographisches
                                 Wunder betrachtet und beschrieben wird. Es ist dieß das neue Testament in
                              Gold auf Porcellan-Papier gedrukt, und das erste Mal ist es, daß diese Art
                              von Druk mit Erfolg auf beiden Seiten ausgefuͤhrt wurde. Zwei Jahre wurden
                              auf die Ausfuͤhrung dieses Werkes verwendet, und man kann sich einen Begriff
                              von den Kosten dieses Unternehmens machen, wenn man bedenkt, daß das Gold, welches
                              in jedem Abdruke enthalten ist, auf 5 Guineen geschaͤzt wird. Die Auflage ist
                              bloß 100 Exemplare stark. (Brighton Guardian. Galign.
                                 Messenger. N. 4968.)
                           
                        
                           Huͤttenmaͤnnische Literatur in England.
                           Records of Mining by John Murray, London. Bd. I. Erste
                              Lieferung 16 Schilling. Selten erscheint in England ein Werk uͤber Bergbau,
                              seit dem Treatise on Mining, welchen Dr. Pryce im Jahr 1778 herausgab, erschienen nur
                              einzelne Aufsaze in den Journalen und Encyclopaͤdien und kleine Werke
                              uͤber einzelne Gegenstaͤnde, aber kein umfassendes Werk. Man muß sich
                              daruͤber um so mehr wundern, weil England betraͤchtliche Minen besizt,
                              die jaͤhrlich 12,000,000 Zentner Eisen, 156 000 Zntr. Zinn, 252,000 Zntr.
                              Kupfer, beinahe 1,000,000 Zntr. Blei und 100,000 Unzen Silber liefern. Dieser erste
                              Band enthaͤlt 7 interessante Abhandlungen uͤber verschiedene mineralogische
                              Gegenstaͤnde. (Bull. des scienc. technol. August
                              1830, S. 379.)
                           
                        
                           Groͤße einer Steinkohle.
                           Man haute zu Stockton und Darlington ein Stuͤk Steinkohle, das 2 Tonnen wiegt,
                              und schenkte es nach London. (Durh. Chronicle. Galign.
                                 N. 4947.)
                           
                        
                           Quellen in der Wuͤste von Suez.
                           In der Wuͤste zwischen Suez und Kahira hat man gluͤklich
                              koͤstliche Quellen entdekt. Dadurch wird die Verbindung mit Ostindien zu
                              Lande oder durch das Mittelmeer belebt. (Globe. Galignani.
                                 N. 4952.)
                           
                        
                           Was Gegenwart des Geistes vermag.
                           Bei einer, in einer Methodistenkirche zu Oldham gehaltenen Versammlung zur Abfassung
                              einer Petition um Parlamentsreform, bemerkte man, daß das eine Ende des Bodens
                              allmaͤhlich zu sinken begann, indem die Stuͤzbalken aus ihrer Lage in
                              den Mauern gewichen und einer derselben gebrochen war. Die Erinnerung an einen,
                              unter aͤhnlichen Umstaͤnden zu Hyde erfolgten, tragischen Unfall
                              erregte die groͤßte Bestuͤrzung. Der Vorsizer und die
                              Secretaͤre gaben der Versammlung den Rath, so langsam als moͤglich die
                              Stufen hinabzusteigen. Zu großer Verwunderung wurde dieser, ungeachtet der
                              allgemeinen Angst, genau befolgt, so daß die Leerung des Raumes ohne alle Unordnung
                              in der kuͤrzesten Zeit und ohne allen Unfall erfolgte. (Times. Galignani's Messenger. N. 4964.)
                           
                        
                           Beilegung von Jagdschaden in England, zum Beispiele
                              fuͤr Deutschland.
                           Ein Paͤchter des edlen Earl Fitzwilliam beklagte
                              sich bei seinem Gutsherrn uͤber den Schaden, welcher ihm durch die Jagden
                              desselben an einem Weizenfelde zugefuͤgt wurde, und welchen er auf 50 Pfd.
                              schaͤzte. Der Earl bezahlte denselben sogleich. Als jedoch die Ernte kam,
                              zeigte es sich, daß das Getreide gerade an jenen Stellen am staͤrksten und
                              uͤppigsten gewachsen war, welche am meisten fest getreten worden waren. Dieß
                              veranlaßte den ehrlichen Paͤchter, dem Earl seine 50 Pfd. wieder
                              zuruͤkzubringen, der, durch diese Ehrlichkeit geruͤhrt, sich genauer
                              um dessen Familie erkundigte, und ihm eine Note von 400 Pfd. schenkte, mit dem
                              Auftrage, sie seinem aͤltesten Sohne aufzubewahren, und ihm die Veranlassung
                              hierzu zu erzaͤhlen. (Bury Post. Galignani. N.
                              4956.)
                           
                        
                           Auswanderung nach Canada.
                           Die Quebec-Official-Gazette gibt folgende
                              Notizen uͤber die Auswanderung nach Canada. Im J. 1828 kamen 12,000, im J.
                              1829 16,000 und im J. 1830 28,000, mithin in den drei Jahren zusammengenommen 56,000
                              Auswanderer in Canada an, was einen triftigen Beweis der vortheilhaften
                              Verhaͤltnisse dieser Colonie gibt. Man hat zwar behauptet, daß der
                              groͤßere Theil dieser Einwanderer Canada verlaͤßt, um sich in die
                              Vereinigten Staaten zu begeben, und daß die Zuruͤkbleibenden sich in einem
                              elenden Zustande befanden. Allein im J. 1828 ging nur die Haͤlfte der in
                              Quebec angelangten Einwanderer, im J. 1829 eine noch geringere Menge, und im J. 1830
                              von 28,000 nur mehr die kleine Zahl von 6500 in die Vereinigten Staaten
                              uͤber. Dieß, und noch mehr der Umstand, daß eine große Zahl von Einwanderern,
                              die in New-York anlangten, sich uͤber Oswego nach Canada zogen,
                              widerlegt hinreichend obige Behauptung. Ueberdieß erhielten im Districte von Quebec
                              allein von der vorjaͤhrigen Einwanderung 4500 Individuen Ansiedelungen oder
                              Dienste. In der Stadt Frampton vermehrte sich die Bevoͤlkerung, in den lezten
                              zwei Jahren allein, durch die Ansiedelungen von 100 auf 900 Seelen. Im verflossenen
                              Jahre scheinen in den unteren Provinzen 7000, in den oberen hingegen 10,000 Grund
                              und Boden und Arbeit erhalten zu haben. Besonders merkwuͤrdig ist die Zunahme
                              der Bevoͤlkerung in dem Staͤdtchen Inverneß; im Mai 1829
                              zaͤhlte es naͤmlich 120 Seelen und 220 Acres urbar gemachtes Land; 16 Monate
                              spaͤter war seine Bevoͤlkerung schon 800 Seelen mit 1020 Acres urbaren
                              Landes. Die Highland-Niederlassung zu Hamilton in dem Bezirke von Inverneß
                              wurde im Juli 1829 gegruͤndet, und war neun Meilen von jeder Wohnung
                              entfernt, am 4. Sept. 1830 bestand sie aus 23 Wohnhaͤusern, 17
                              Staͤllen, 9 Getreidemagazinen, 40 Stuͤken Hornvieh, und 134 Acres
                              urbar gemachten Landes. Es verdient erwaͤhnt zu werden, daß viele der
                              Ansiedler zu Hamilton im verflossenen Fruͤhlinge eine große Quantitaͤt
                              Ahornzuker von ausgezeichneter Guͤte erzeugten. Am merkwuͤrdigsten ist
                              jedoch die Abnahme der Zahl der Armen in der Colonie, was vorzuͤglich der
                              Aufstellung eines verantwortlichen Beamten durch die Regierung zugeschrieben werden
                              duͤrfte, dem die Einwanderer ihre Hoffnungen und Lebensplaͤne mit
                              Sicherheit anvertrauen koͤnnen. Das Einkommen von 1830 wird jenes von 1829
                              uͤbersteigen, und dieses uͤbertraf bereits jenes aller
                              fruͤheren Jahre. Die Official-Gazette
                              berechnet, daß in diesem fruͤheren Jahre die Zahl der Auswanderer auf 40,000
                              steigen werde! (Herald. Galignani's Messenger. N.
                              4968.)
                           
                        
                           Beamte in England.
                           Nach einer officiellen Urkunde waren, vom J. 1815 im Durchschnitte jaͤhrlich
                              24,414 Beamte in England, und ihr Lohn betrug 3,167,441 Pfd. 15 Shill. 10 P. (Courier. Galign. N. 4954)
                           
                        
                           Die Koͤnigliche Obstbaumschule zu Weyhenstephan bei Freysing.
                              Arrose la plante avant qu'elle meure; ses fruits seront un
                                 jour les délices.
                              
                           Rousseau. EmileI. 3.
                           Unter den großartigen Schoͤpfungen, welche der landesvaͤterlichen
                              Vorsorge Sr. Majestaͤt verdankt werden, zeichnet sich die im Jahre 1827
                              errichtete Koͤnigliche Obstbaumschule zu Weyhenstephan
                                 bei Freysing ganz vorzuͤglich aus.
                           Die anerkannte Wohlthat der Obstbaumzucht schien bis jezt in mehreren Kreisen des
                              Koͤnigreiches troz aller Aufmunterungen von Seite der Regierung doch nicht
                              gewuͤrdiget zu werden und alle fruͤheren Pflanzungen von
                              Obstbaͤumen gingen entweder gaͤnzlich wieder zu Grunde, oder sie sind
                              von so geringer Bedeutung, daß der Obstbau nicht unter
                              Bayerns laͤndliche Industrie-Erzeugnisse und seine Erwerbsquellen
                              gezaͤhlt werden konnte. Dieß war vorzuͤglich in den aͤlteren
                              Kreisen des Koͤnigreiches der Fall, wo nur an der suͤdlichen
                              Gebirgskette des Isarkreises, in einem Theile des Oberdonaukreises und im
                              Unterdonaukreise gegen den bayer'schen Wald hin, ausgedehnte Obstbaumpflanzungen das
                              Auge des Wanderers erfreuen. – Diese Leere der Landstraßen und
                              Grundstuͤke konnte dem Blike unseres erhabenen Koͤnigs nicht entgehen;
                              eine ebenso vaͤterliche als weise Verordnung ermunterte, kurz nach der
                              Thronbesteigung, zur Obstbaumzucht. Nicht Strenge,
                              sondern Belehrung sollte den Landmann fuͤr den
                              Obstbau gewinnen, und Straßen, Feldraine und Wiesen allmaͤhlich mit
                              Fruchtbaͤumen schmuͤken.
                           In wiefern diese Koͤnigl. Willensmeinung befolgt
                              oder uͤberschritten wurde, bleibe hier
                              uneroͤrtert. –
                           Um die Obstbaumzucht auf eine eben so schnelle als zwekmaͤßige Weise ins Leben
                              einzufuͤhren, wurde ein Theil der zur Koͤnigl. unmittelbaren
                              Staatsguͤter-Administration Schleißheim gehoͤriger
                              Grundstuͤke zu Weyhenstephan zur Anlegung einer
                              großen Obstbaumschule allergnaͤdigst
                              uͤberwiesen, und die Anlage, und Leitung derselben dem K. Hofgaͤrtner
                              W. Hinkert von Muͤnchen aufgetragen.
                           Es konnte wohl kein kraͤftigeres Mittel zur Befoͤrderung der
                              Obstbaumzucht aufgefunden werden, als die Errichtung einer solchen großartigen
                              Anstalt, insonderheit unter der Direction eines sehr erfahrenen
                              Gartenkuͤnstlers; wenn dieser den wichtigen Umstand fest im Auge
                              behaͤlt, nur eine Auswahl der vorzuͤglichsten,
                                 den klimatischen und oͤrtlichen Verhaͤltnissen entsprechenden
                                 Obstsorten in Vermehrung zu bringen. Dieß wird auch ohne Zweifel das Bestreben des
                              Vorstandes dieser Schule bleiben, und dadurch dem Landmanne solches Obst an die Hand
                              gegeben werden, das ihm fuͤr den Markt wie zum oͤkonomischen Gebrauche
                              die meisten Vortheile gewaͤhren kann.
                           Schon bei der Wahl der Localitaͤt fuͤr die Baumschule bewahrte Hr.
                              Hofgaͤrtner Hinkert eine eben so große Umsicht und
                              Sachkenntniß als unermuͤdliche Thaͤtigkeit.
                           Der an der suͤdwestlichen Seite der Stadt Freysing gelegene Berg von Weyhenstephan, vor alten Zeiten Tetmons geheißen, auf welchem schon im achten Jahrhunderte der heilige Corbinian die Obstbaumpflanzungen vermehrte und gesegneten Weinbau trieb, ward hinsichtlich seiner trefflichen Lage und seines
                              schweren, kraͤftigen Bodens allen andern in Vorschlag gebrachten
                              Localitaͤten vorgezogen, und die Bearbeitung und Umfriedigung des
                              abgetretenen Flaͤchenraumes am 2ten April 1827 mit allem Eifer begonnen, so
                              wie die Aussaat der verschiedenen Obstkerne und die Anpflanzung vieler tausend
                              Wildlinge.
                           
                              
                                 Optimum ille locus pomis, haec optima sedes.
                                 
                              
                                 Inter saxa pyris. – –
                                 
                              
                           Die Schule selbst zerfaͤllt in zwei Abtheilungen in einem Umfange von etwa 30
                              Tagwerken, welche durch einen mit hochstaͤmmigen Obstbaͤumen besezten
                              Weg durchschnitten werden. Gegen Norden dacht sich der groͤßere Theil dieser
                              Schule von 1065 und 863 Schuh Laͤnge allmaͤhlich ab und graͤnzt
                              mit seiner Breite von 636 Schuhe zunaͤchst der von Voͤtting nach Freysing fuͤhrenden
                              Straße; gegen Westen lehnt er sich an den von der ehemaligen
                              Benediktiner-Abtei nach dem sogenannten Schafhofe laufenden Vicinalweg, gegen
                              Osten an Privatgruͤnde, und gegen Suͤden endlich mit dem
                              laͤnglichten gegen Osten sich zuspizenden, unregelmaͤßigen Fortsaze in
                              einer Breite von 1680 Schuhe an den mit Obstbaͤumen bepflanzten
                              angefuͤhrten Theilungsweg. Diese Abtheilung ist mit Aepfel-, Birn-, Nuß-, Kirschen- und Maulbeerbaͤumen bestellt.
                           Der Flaͤchenraum dieser ersten Abtheilung bietet ein laͤngliches,
                              unregelmaͤßiges in 30 große Beete getheiltes Vierek dar, welches in
                              angemessenen Entfernungen mit Wasserableitungsgraͤben durchzogen ist. Die
                              laͤngs der Nord- und Ostseite hinlaufenden Rabatten sind mit
                              Mutterbaͤumen vorzuͤglicher Kirschen- und Pflaumenarten, so wie mit
                              einem auserlesenen Sortiment von Johannisbeeren
                              bepflanzt.
                           Die zweite Abtheilung der Baumschule ist nicht sonderlich cultursfaͤhig, und
                              mußte zum Theil mit vieler Muͤhe und durch Huͤlfe der Kunst
                              productionsfaͤhig hergestellt werden. Das Land wurde laͤngs der
                              Umfriedigung in einer Laͤnge von 768 Schuhe zu einer Saatschule fuͤr
                              Kirschen-, Pflaumen-, Maulbeer-
                              und Birnbaͤume benuͤzt, welcher sich eine
                              Anpflanzung von Stachel- und Johannisbeeren, nebst einer Pfirschenrabatte
                              anschließt, und dieser gegenuͤber eine Maulbeerbaum-, Pflaumen- und Wallnußbaumpflanzung angebracht ist.
                           Nicht umsonst wird in einem Briefe des achten Bischofs von Freysing Arno (st. 875.) diese Anhoͤhe der schoͤne Berg genannt; denn von diesem Punkte der
                              Baumschule aus beherrscht man eine Aussicht, die wahrhaft bezaubernd ist, und man
                              vergißt uͤber dem großartigen Gemaͤlde die Leere des sich weit
                              ausdehnenden, moosigen Vorgrundes. –
                           Gegen Suͤden hin treten der Schloßgarten und das ehemalige Stift Weyhenstephan
                              in die Baumpflanzung vor und geben ihre sonnenreichen Waͤnde zur Anzucht
                              feinerer, am Spaliere gezogenen, Baͤume her. Der suͤdliche Abhang des
                              Berges selbst muß erst noch allmaͤhlich der Cultur uͤbergeben werden,
                              und soll hauptsaͤchlich, so jaͤhe er sich an manchen Stellen auch
                              abdacht, zur Aufstellung von Mutterbaͤumen der vorzuͤglichsten
                              Obstsorten dienen.
                           Dieses Verfahren bei Aufstellung der Mutterbaͤume muß als aͤußerst
                              zwekmaͤßig angeruͤhmt werden, da Sonne und Luft unaufgehalten darauf
                              wirken und sie, bei ihrem stufenweisen Abstande von einander, sich gegenseitig nicht
                              beschatten koͤnnen, dabei ein sehr gesundes Wachsthum und die zur Vermehrung
                              so nothwendige Reife des Holzes versprechen. –
                           Bereits ist eine Streke dieses Abhanges gartenmaͤßig bearbeitet und mit einer
                              Auswahl der vorzuͤglichsten Rebensorten bepflanzt,
                              welche durch die Bemuͤhungen des K. Hofgaͤrtners Hinkert aus dem Luxemburger Garten zu Paris gewonnen wurden. 
                           
                           An der suͤdwestlichen Seite ist dieser Berg noch mit bedeutendem
                              Gehoͤlze, einem Ueberbleibsel der im J. 1803 ereichteten allgemeinen Forstschule, bewachsen, und am Fuße desselben zieht sich
                              das Fluͤßchen Mosach hin, an dessen rechten Ufer
                              sich noch eine Saatschule von Mahaleb-, Kirschen-, Maulbeer- und Nußbaͤumen ausdehnt. Westlich an der
                              Anhoͤhe ist die Wohnung des Plantagengaͤrtners Estner mit der Aussicht auf die zunaͤchststehenden
                              Mutterbaͤume.
                           Das im Jahre 1827 mit voller Thaͤtigkeit begonnene Werk steht nun in solcher
                              Vollendung da, daß bereits im heurigen Herbste, und so fortgefahren
                              alljaͤhrlich, mehrere Tausend Hochstaͤmme abgegeben werden
                              koͤnnen, da nur immer eine bestimmte Flaͤche umgegraben, bebaut und
                              veredelt wurde, so daß, wenn die lezten Beete ihre Baͤume verlieren, im
                              darauffolgenden Jahre die zuerst evacuirten bereits wieder zur Ablieferung reife
                              Hochstaͤmme tragen. Die Veredlung dieser Obstbaͤume geschah durchaus
                              mittelst Oculation durch Bauernbursche, die fuͤr dieses Geschaͤft
                              durch den Gaͤrtner Estner eigens abgerichtet und
                              in der uͤbrigen Zeit fuͤr Herrichtung des Bodens u.s.w. benuͤzt
                              wurden.
                           Bei der Emsigkeit, mit welcher man bei der Anlage, Herbeischaffung der Wildlinge, und
                              der sehr bedeutenden Menge von Edelreisern zu Werke ging, dringt sich mir der
                              Zweifel auf, ob eine strenge Wahl in Bezug auf das
                              Obstsortiment moͤglich war, und ob nicht nachtheilige Verwechselungen vor
                              sich gegangen seyn koͤnnten? – Dieser Fall ist nicht nur allein
                              moͤglich, sondern selbst hoͤchst
                                 wahrscheinlich,Man will bestimmt wissen, daß in der K. Baumschule zu Muͤnchen durch
                                    einige boshafte Gaͤrtnerbursche beim Veredeln die Reiser absichtlich
                                    verwechselt worden seyen! und konnte troz aller Genauigkeit und Vorsicht des K. Hofgaͤrtners
                              Hinkert und seines untergeordneten
                              Plantagengaͤrtners gar leicht Plaz greifen. –
                           Eine systematische, Pruͤfung ist hier nothwendig, und der Ausspruch des Fabricius an seinem Orte:
                           
                              „Systema, genere distincta, determinata, et species
                                    et differentia munitae ideoque magis necessaria, ne omnia confundantur; at
                                    hic labor, hic opus.“
                              
                           Wer kann wohl die Versicherung geben, daß die, wenn auch aus guten Schulen bezogenen
                              Edelreiser wirklich aͤcht sind, und in der Folge jene Obstsorten liefern, mit
                              deren Namen sie bezeichnet sind? – Und wenn ferner sich ergeben wird, daß
                              Verwechselungen im Obstsortimente Statt finden, wer wird im Stande seyn, den
                              Wirrwarr zu sichten, da bei uns in Bayern die Pomologie noch keine
                              Freistaͤtte gefunden hat, und so zu sagen nur dem Namen nach bekannt ist?
                              –
                           Es ist jedoch unerlaͤßliche Bedingniß einer guten Baumschule, und um so mehr
                              einer auf Kosten des Staates errichteten, daß die darin
                              veredelten Baͤume durchaus aͤcht befunden werden, und dabei auch das
                              gewuͤnschte, fuͤr die klimatischen und oͤrtlichen
                              Verhaͤltnisse entsprechende Obst liefern. –
                           Wenn nun aber bei Statt findenden Verwechselungen von den angezogenen
                              Fruchtbaͤumen immer wieder Reiser geschnitten und auf die jungen Wildlinge
                              uͤbergetragen werden, muß dabei nicht nothwendiger Weise die Verwirrung ins
                              Unendliche fortgepflanzt werden, und waͤre es nicht von hoher Wichtigkeit
                              fuͤr eine Anstalt, wie die K. Obstbaumschule Weyhenstephan ist, einen eigenen
                              Pomologen zur systematischen Bestimmung der
                              verschiedenen Obstsorten, zum Entwurfe eines beschreibenden Kataloges und zum
                              muͤndlichen und praktischen Unterrichte in der Baumzucht aufzustellen, dem es
                              nebstbei zum besonderen Geschaͤfte gemacht wuͤrde, pomologische
                              Excursionen durch die verschiedenen Kreise vorzunehmen, die dort vorkommenden Sorten
                              zu untersuchen, und die Landbewohner zum Obstbau zu ermuntern? – Es
                              wuͤrden solche pomologische Ausfluͤge dem Vaterlande groͤßeren
                              Nuzen verschaffen, als manchem seefahrenden Staate die Ausruͤstung eines
                              Schiffes auf Entdekungsreisen nach den entferntesten Gewaͤssern. –
                           Einem Manne, wie der K. Hofgaͤrtner H., der außer der Besorgung der K.
                              Baumschule in Muͤnchen auch noch das Technische dieser neuen Obstbaumschule
                              leitet, und beiden Attributen die unermuͤdlichste Sorgfalt widmet, kann die
                              scientivische Berichtigung der Sorten niemals uͤberbuͤrdet werden;
                              denn es ist ein viel
                              schwereres Geschaͤft, als Nichtkenner dafuͤr halten, die geradezu
                              glauben, es sey genug, den Apfel von der Birne, die Kirsche von der Pflaume
                              unterscheiden zu koͤnnen. – Es ist die Pomologie, richtiger Oporologie,τὰ
                                       ὀπωριαῖα,
                                    alle Sommer; und Baumfruͤchte. ein Theil der Pflanzenkunde, und wegen der ins Unendliche gesteigerten
                              Anomalien, der schwierigste, der ein weites Feld der Bearbeitung offen haͤlt.
                              Seit Joh. Mayers trefflicher Pomona Françonica, die im J. 1776 zu Nuͤrnberg im Druk
                              erschien, liegt dieses Feld der Wissenschaft veroͤdet, und nur ein Bayer ist mir bekannt, der seine Erholungsstunden
                              ausschließlich dem Studium eines eben so edlen als nuͤzlichen Zweiges der
                              Naturgeschichte zum Opfer bringt. Es ist dieses der rechtskundige Magistratsrath Dr.
                              Radelkofer
                              Hr. Pfarrer Mayer in Hof, und der
                                    Waisenhaus-Inspector Hr. Geiger in
                                    Regensburg verdienen gleichfalls einer ruͤhmlichen
                                    Erwaͤhnung. in Muͤnchen, dessen auserlesene Sammlung pomologischer Prachtwerke
                              den Kenner eben so sehr uͤberrascht, als er die herrliche Topforangerie bewundert, deren Zusammenbringung, Auswahl
                              und systematische Bestimmung man ihm zu danken hat.
                           Die auserlesenen Obstsorten dieser Topforangerie, welche nur das Studium und die
                              Pruͤfung der verschiedenen Gattungen, Arten und Abarten zum Zweke hat, sind
                              aus den Baumschulen des beruͤhmten Pomologen Dr.
                              A. F. A. Diel aus Dietz an der Lahn, dessen pomologische
                              Verdienste der Koͤnig von Preußen mit dem rothen Adlerorden belohnte;
                              nebstdem bezog Hr. Dr.
                              Radelkofer auch mehrere Edelreiser von Liegel in Braunau, aus dem Graͤfl. v. Montgelas'schen Garten in Bogenhausen, dessen
                              Obergaͤrtner Seimel als ein eifriger
                              Befoͤrderer einer systematischen Obstcultur angeruͤhmt werden muß; und
                              uͤberhaupt nur aus den zuverlaͤssigsten Quellen; er verschaffte sich
                              das Truchseß'sche Kirschensortiment, und unterwarf aber
                              dabei jede neue Frucht seiner Baumchen der sorgfaͤltigsten Pruͤfung.
                              –
                           Dasselbe sollte meines Dafuͤrhaltens auch in der K. Obstbaumschule zu
                              Weyhenstephan, wo die Diel'schen, Truchseß'schen und Liegel'schen Sorten
                              ebenfalls aufgestellt sind, geschehen, eine strenge Untersuchung aller dort
                              vermehrten Obstarten vorgenommen, die falschen Benennungen, wo sich deren vorfinden,
                              ausgemerzt, und dadurch die Schule selbst auf die ehrenvollste Rangstufe gehoben
                              werden. Auch wuͤrde es dieser Anstalt um so ersprießlicher werden, wenn, troz dem schoͤnen Wachsthume der darin
                              angezogenen Baͤume, die Abgabe an die Unterthanen auf
                                 das naͤchstfolgende Jahr hinausgeruͤkt und die Zwischenzeit
                              zur Purification des Sortiments verwendet wuͤrde; was wenigstens zum Theil
                              noch geschehen koͤnnte, da die groͤßte Anzahl der Mutterstaͤmme
                              sich in der K. Baumschule zu Muͤnchen theils in Toͤpfen, theils als
                              Hochstaͤmme vorfindet, und die uͤbrigen Edelreiser von
                              verbreitungswerthen Fruchtbaͤumen aus benachbarten Gaͤrten erholt
                              wurden.
                           Sind die angedeuteten Vorbedingnisse erfuͤllt, und sind nur Obstsorten in der
                              Schule aufgenommen, die in unserem Vaterlande auch ihre voͤllige Reife und
                              Schmakhaftigkeit gewinnen, die fuͤr den Markt und die Haushaltung den
                              vorzuͤglichsten Werth haben, ist dabei auf Herbst- und Winterobst der
                              gehoͤrige Bedacht genommen, auf rauhes Gebirgsklima wie auf das mildere der
                              Ebenen und Thaͤler, so wie noch auf die mannichfaltigen Arten des Bodens
                              gesehen, sind Baͤume, angezogen worden, die nicht der Anzeige in
                              Buͤchern nach, sondern in der freien Natur sich als besonders geeignet an
                              Haupt- und Vicinalstraßen, auf Feldern, Wiesen, Oedungen und
                              Moorgruͤnden, an Bachen, Fluͤssen und Stroͤmen
                              bewaͤhren, dann erst wird der Obstbau in den aͤlteren Kreisen feste
                              Wurzel schlagen, dann erst werden dem Pflanzer Vortheile seiner Bemuͤhungen
                              aufbluͤhen und sich so die landesvaͤterliche Absicht des edelsten
                              Koͤnigs in ihrem ganzen Umfange verwikelichen Fruchtbaͤume, an ihre
                              geeigneten Stellen, in ihnen vorzuͤglich angemessene Klimate zu pflanzen und
                              ihnen die zwekmaͤßigste Unterlage anzuweisen, gehoͤrt zu dem philosophischen Theile der Baumpflanzung, und dieser ist
                              der wichtigste, der einflußreichste fuͤr den Emporschwung der Obstbaumzucht
                              im Großen. –
                           Der Reisende in der Schweiz bewundert im Fruͤhlinge die bluͤhenden
                              Obstwaͤlder, das vor ihm ausgegossene Bluͤthenmeer der malerischen
                              Thaͤler, aber er kehre im Herbste wieder und koste die Fruͤchte! Seine
                              Bewunderung wird zum schmerzlichen Befremden herabgestimmt, wie man statt edler, nur
                              schlechte, unschmakhafte Sorten vermehren konnte!
                           
                           Wir beduͤrfen Fruͤchte fuͤr die Tafel, fuͤr den Markt und
                              fuͤr den Haushalt, Fruͤchte, deren Ertrag zur Erweiterung der
                              Pflanzungen anzureizen vermoͤgen.
                           Es soll hier keineswegs weder der K. Obstbaumschule zu Weyhenstephan noch dem K.
                              Hofgaͤrtner Hinkert im Geringsten nahe getreten,
                              sondern nur darauf aufmerksam gemacht werden, welche Nachtheile fuͤr das Land
                              in Bezug auf Obstbaumzucht, und vorzuͤglich, welcher uͤble Ruf
                              fuͤr die Anstalt selbst und ihrem thaͤtigen Vorstande hervorgehen
                              muͤßte, wenn keine strenge Pruͤfung aller dort angezogenen Obstsorten,
                              vor ihrer Abgabe, vorgenommen wuͤrde.
                           Das Groͤßte ist bereits geschehen; die Pflanzung steht in vollster
                              Jugendbluͤthe und Kraft bereits da, und viele Tausend veredelte
                              Staͤmme koͤnnten schon jezt in die Haͤnde der Communen und
                              Privaten uͤbergehen, wenn man die schnellere Rente
                              der immer gewissen aber auch mit der Ehre der Schule
                              vertraͤglichen vertauschen wollte, und es nicht lieber vorzoͤge, auch
                              das Ausland zu uͤberzeugen, daß in Bayern nicht nur wohlthaͤtige Ideen
                              geboren, sondern auch mit vollster Umsicht zum allgemeinen Besten groß gezogen,
                              Halbthun und Hudelei verachtet werde. –
                           Damit jedoch es nicht den Anschein gewinnen mag, als ob den Verfasser dieses Aufsazes
                              etwa Privatabsicht bestimme, als ein Cicero pro domu die
                              Nothwendigkeit einer Revision der zu Weyhenstephan gezogenen Obstsorten
                              nachzuweisen, so verwahrt er sich hier oͤffentlich dagegen, indem er sich zu
                              geringe Erfahrung im Fache der Obstkunde zutraut, und auch zu wenig Umgang mit
                              diesem Zweige der Botanik pflog, als daß er den damit verbundenen Anforderungen
                              volle Genuͤge zu leisten im Stande waͤre. Die vaterlaͤndische
                              Obstbaumzucht ist es, ihr Flor, und die innerste Ueberzeugung, daß in diesem
                              Augenblike noch entschieden werden kann, ob die Obstbaumschule Weyhenstephan gleich
                              der Karthaͤuser Schule zu Paris als ein Muster fuͤr alle gelten, oder
                              in die Kategorie gemeiner Bamberger Baumhaͤndlerschulen herabsinken soll;
                              dieß ist es, was mich zur Anregung dieses wichtigen Gegenstandes ermunterte. Im
                              lezteren Falle ist ohnehin nie mehr etwas Ruͤhmliches von dieser Anstalt zu
                              erwaͤhnen, und es bedarf dann wahrlich keines Gesezes gegen Obstbaumfrevel
                              und Obstdiebstahl; die Sache selbst zerfaͤllt aus gerechtem Mangel an
                              Vertrauen wieder in sein altes Nichts, und das darauf verwendete Capital umfangt mit
                              den vielen fruͤheren, der heimischen Obstcultur schon vergeblich geopferten,
                              Summen vielleicht ein und dasselbe Grab.
                           Ein solches Loos wird aber, das duͤrfen wir von einer weisen und
                              vaͤterlichen Regierung zuversichtlich hoffen, der jugendlich
                              aufgebluͤhten Koͤnigl. Baumschule nicht fallen; sie wird ihren
                              Schwestern in den benachbarten Staaten, in Wuͤrtemberg, Preußen, Oesterreich
                              und Sachsen sich wuͤrdig zur Seite stellen, und an ihrem Schooße einen
                              unversiegbaren Reichthum des werthvollsten, dem vaterlaͤndischen Klima
                              angemessensten Obstes uͤber alle Kreise verbreiten, den Buͤrger und
                              Landmann fuͤr den Obstbau gewinnen und dadurch erhoͤhten Wohlstand
                              uͤber viertausend Familien ausgießen. Diese K. Obstbaumschule kann und wird,
                              ich bei dessen gewiß, unter den oben bezeichneten Verhaͤltnissen, nebst dem
                              noch, bei gehoͤriger Wuͤrdigung des koͤstlichen Schazes an den
                              edelsten Rebensorten, die Mutter eines ergiebigen
                                 Weinbaues werden.
                           Lasse Du, mein theures Vaterland, das schoͤn begonnene Werk zu einem
                              wuͤrdigen Tempel der Pomona werden, darin sie ihre edelsten, besten Kinder um
                              sich versammelt sieht, und verbanne alles Gemeine und Falsche aus seiner
                              Naͤhe zu Deinem Ruhme, Deiner Wohlthat!
                           Der Goͤttin reichlichster Segen wird sich uͤber deine saatenreichen
                              Fluren ergießen, Felder, Huͤgel und Berge mit dem Schmuke guͤldener
                              Fruͤchte bekleiden; an braͤutlicher Schone werden alle Gauen
                              Teutoniens Dich beneiden, Dich den Schoͤnsten, den Gluͤklichsten, den
                              erlesenen Liebling der Ceres, der Pomona bewundernd Dich preisen!
                           Sterler.