| Titel: | Ueber die Reibung und den Widerstand der Flüssigkeiten. Von Georg Rennie Esq. V. P. R. S. | 
| Fundstelle: | Band 45, Jahrgang 1832, Nr. II., S. 4 | 
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                        II.
                        Ueber die Reibung und den Widerstand der
                           Fluͤssigkeiten. Von Georg
                              Rennie Esq. V. P. R. S.
                        Vorgetragen vor der Royal
                                 Society im Julius 1831. Aus dem London Journal of Arts. December 1831 –
                              Februar 1832.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              I.
                        Rennie, uͤber die Reibung und den Widerstand der
                           Fluͤssigkeiten.
                        
                     
                        
                           Ich trug der Gesellschaft schon fruͤher die Resultate mehrerer Versuche
                              uͤber die Reibung und den Widerstand der Oberflaͤchen fester
                              Koͤrper vor,Siehe Polytechn. Journal Bd. XXXIV. S.
                                       95. und bemerkte schon damals, daß dieselben nur einen Theil der Versuche
                              bildeten, die ich uͤber die Reibung im Allgemeinen anstellte und noch ferner
                              anstellen wollte. Ich machte es mir Anfangs zur Aufgabe das Verhaͤltniß zu
                              erforschen, welches zwischen der Verspaͤtung oder Aufhaltung, die durch die
                              Bewegung der Oberflaͤchen zweier fester Koͤrper auf einander entsteht,
                              und zwischen jener Verspaͤtung besteht, die in Folge der Reibung fester
                              Koͤrper auf Fluͤssigkeiten Statt findet. Da ich jedoch fand, daß schon
                              der erstere dieser bilden Gegenstaͤnde eine Abhandlung von bedeutender
                              Ausdehnung gab, so verschob ich lezteren bis zu einer anderen Gelegenheit. Die in
                              meiner fruͤheren Abhandlung gegebenen Versuche zeigten, daß die Reibung
                              (innerhalb der Graͤnzen der Abnuͤzung) fuͤr alle festen
                              Koͤrper gleich ist, und daß dieselbe weder durch die Oberflaͤche noch
                              durch die Geschwindigkeit geaͤndert wird. Spaͤtere Versuche mit
                              rollenden Koͤrpern von bedeutender Schwere und Groͤße, wobei der
                              Widerstand auf 1/1000 der Masse und die Oberflaͤchen im Verhaͤltnisse
                              von 13 zu 1 vermindert wurden, haben die Aehnlichkeit, welche zwischen dem
                              Widerstaͤnde von rollenden und gleitenden Koͤrpern Statt findet,
                              bestaͤttiget. Auf diese Weise entstanden durch die Verbindung und Fortsezung
                              der einzelnen Versuche Coulomb's und Vince's, und dadurch, daß den abnuͤzenden
                              Widerstaͤnden der vorzuͤglichsten und gebraͤuchlichsten festen
                              Koͤrper ein sicherer Werth angewiesen wurde, bedeutende und wichtige
                              Fortschritte in der Wissenschaft.
                           Der Gegenstand dieser Abhandlung bringt jedoch groͤßere und complicirtere
                              Schwierigkeiten mit sich. Die Theorie der festen Koͤrper, so wie sie sich aus
                              den Gesezen der Mechanik ergibt, laͤßt sich, unabhaͤngig von
                              Versuchen, auf alle Arten dieser Koͤrper anwenden; allein die Theorie der
                              Fluͤssigkeiten, bei welchen die Form und Einrichtung der Theilchen, so wie
                              die Geseze ihrer Wirkung unbekannt sind, muß sich nothwendig auf Versuche
                              gruͤnden; und selbst mit dieser Huͤlfe, die wir auch nur durch
                              Dazwischenkunft eines festen Koͤrpers erhalten koͤnnen, muß unsere
                              Kenntniß von den wahren Eigenschaften der Fluͤssigkeiten noch schwankend und
                              ungewiß bleiben. Wir fanden daher auch, daß die Hydrostatik in den beiden lezten
                              Jahrhunderten die Aufmerksamkeit mehrerer der ausgezeichnetsten Mathematiker und
                              Physiker auf sich zog, und zwar vom J. 1628 an, in welchem Castelli zuerst seine Abhandlung uͤber das Messen des fließenden
                              Wassers bekannt machte, bis zu den hydraulischen Forschungen Eytelweins und Young's. Sowohl Frankreich, als
                              Deutschland und England haben im Verlaufe dieser Zeit das Ihrige zur
                              Foͤrderung der Wissenschaft beigetragen; den Italienern jedoch verdanken wir
                              vor Allen die Begruͤndung derselben durch die zahlreichen Forschungen und
                              Controversen, zu welchen die Fluͤsse Italiens Veranlassung gaben. Hieher
                              gehoͤren die Schriften Castelli's, Viviani's,
                                 Zendrini's, Manfredi's, Polini's, Frisi's, Guilelmini's, Lechi's,
                                 Michellotti's und vieler anderer.
                           Jeder dieser Auctoren versuchte, im Allgemeinen mit verschiedenem Gluͤke, eine
                              Theorie aufzustellen, welche auf Fluͤsse und Stroͤme anwendbar
                              waͤre. Neuen Zuwachs erhielt die Wissenschaft jedoch durch die Forschungen
                              Bossut's, Dubuat's, Venturi's, Funck's, Brunning's, Bidone's, Coulomb's, Prony's, Eytelwein's und
                              Girard's, und in England durch M'Claurin, Vince, Matth. Young, Dr.
                                 Jurin, Prof. Robinson und den sel. Dr. Thom. Young. Sir Isaac Newton erwies bereits in den beruͤhmten
                              Saͤzen 51, 52 und 53 der Principia (bei dem Falle, in welchem ein sich
                              bewegender Cylinder in eine Fluͤssigkeit untergetaucht ist), daß der
                              Widerstand, welcher durch den Mangel einer vollkommenen Schluͤpfrigkeit der
                              Fluͤssigkeiten entsteht (caeteris paribus) mit
                              der Geschwindigkeit im Verhaͤltnisse sieht, mit welcher die Theile der
                              Fluͤssigkeit von einander getrennt werden; und daß, wenn sich ein fester
                              Cylinder von unendlicher Laͤnge mit gleichfoͤrmiger Bewegung in einer
                              gleichfoͤrmigen und unendlichen Fluͤssigkeit um eine feststehende
                              Achse dreht, die periodischen Zeiten, bei welchen die Theile der Fluͤssigkeit
                              auf diese Weise in Bewegung gesezt werden, mit den Entfernungen derselben von der
                              Achse im Verhaͤltnisse stehen. Diese Theorie wurde, obschon sie sich mit dem
                              Versuche gut vertrug, von Bernoulli und d'Alembert verworfen, und zwar aus dem Grunde, weil Newton die Centrifugalkraft oder die Reibung nicht in
                              Anschlag brachte, welche durch den Druk der concentrischen Ringe oder Faden um den
                              Cylinder entsteht, wobei die Fluͤssigkeit als stillstehend und die Reibung
                              der Ringe als durchaus gleichmaͤßig angenommen wuͤrde.
                           Pitot (1728) war der erste, welcher durch seine Versuche
                              an den Wasserwerken zu
                              Marly und Versailles erwies, daß, bei gleichen Schnelligkeiten und im
                              Verhaͤltnisse des Volumens des Wassers, die Reibung des Wassers in
                              Roͤhren in umgekehrtem Verhaͤltnisse zu dem Durchmesser dieser
                              Roͤhren steht. Couplet (1733), Mariotte und Deparcieux
                              ermittelten den Unterschied, welcher zwischen den wirklichen und berechneten Mengen,
                              die glaͤserne und andere Rohren liefern, besteht.
                           Chezy (im J. 1771 und 1786) war der erste, der das
                              Verhaͤltniß auszumitteln suchte, welches zwischen der Neigung einer
                              Wasserleitung und dem Querdurchschnitte des Volumens Wasser, welches dieselbe fuhren
                              soll. Statt findet; – in der Voraussezung, daß die beschleunigende oder
                              treibende Kraft, die von der Neigung des Bettes der Wasserleitung herruͤhrt,
                              durch den Widerstand des Canales im Verhaͤltnisse der Oberflaͤche
                              aufgewogen wird, und im Verhaͤltnisse zu dem Quadrate der Geschwindigkeit
                              zunimmt. Was Chezy angedeutet hatte, wurde von Bossut zu Ende gebracht; dieser entfernte naͤmlich
                              alle weiteren Schwierigkeiten aus der Untersuchung, und bewies, daß sich dieselbe
                              mit der Theorie vertruͤge. Er fand, daß sich durch kleine Oeffnungen wegen
                              der groͤßeren Reibung verhaͤltnißmaͤßig weniger Wasser
                              entleert, als durch groͤßere; daß sich die Vena
                                 contracta und die daraus resultirende entleerte Menge mit der Hoͤhe
                              des Behaͤlters vermindere; er mittelte das Gesez aus, nach welchem die
                              Entleerung nach der Neigung und der Zahl der Kruͤmmungen einer Roͤhre
                              abnimmt, so wie den Einfluß der Reibung auf die Verzoͤgerung oder auf das
                              Aufhalten der Bewegung des Wassers in Canaͤlen und Roͤhren, an denen
                              er das Quadrat der Geschwindigkeit in umgekehrtes Verhaͤltniß zu der
                              Laͤnge der Roͤhre brachte. Er bestimmte die Coefficienten durch
                              Versuche, und erhielt auf diese Weise eine Formel, welche die Bedingungen zur
                              gleichfoͤrmigen Bewegung des Wassers in offenen Canaͤlen
                              ausdruͤkte. Der groͤßere Theil dieser Hypothesen wurde durch die
                              ausgebreiteten Untersuchungen Dubuat's noch weiter
                              ausgedehnt. Das große hydraulische Werk, welches derselbe in den Jahren 1779 und
                              1786 herausgab, enthaͤlt viele aͤußerst schaͤzbare
                              Beobachtungen, deren Resultat ziemlich genau mit der neuen Formel fuͤr die
                              Bewegung des Wassers in Roͤhren und offenen Wasserleitungen
                              uͤbereinkommt. Die Versuche, die er mit Roͤhren, die in verschiedenen
                              Winkeln, von 1/40000 eines rechten Winkels bis zu 90 Graden, und in Canaͤlen
                              von 1 1/2 Linien im Durchmesser bis zu einem Flaͤcheninhalte von 7–8
                              Quadratklafter anstellte, scheinen jeden moͤglichen Fall in sich zu fassen.
                              Er erhielt daher durch das Sammeln einer ungeheuren Zahl von Thatsachen, die sich
                              auf comprimirbare und nicht comprimirbare Fluͤssigkeiten bezogen, einen
                              allgemeinen Ausdruk
                              fuͤr alle die Faͤlle, welche sich auf die Reibung und die
                              Cohaͤsion der Fluͤssigkeiten beziehen koͤnnen. In diesen
                              Ausdruk brachte er jedoch eine logarithmische Function, durch die derselbe einen
                              etwas unbestimmten Charakter erhielt, welcher dessen Anwendung beschraͤnkte
                              und die Notwendigkeit neuer Nachforschungen bewies. Ventruri wiederholte im Jahr 1798 die Versuche Bossut's uͤber die Menge Fluͤssigkeit, welche verschieden
                              geformte Oeffnungen und Roͤhren geben, und besonders uͤber die
                              seitliche Mittheilung der Bewegung durch die Cohaͤsion der
                              Fluͤssigkeiten, und vermehrte dieselben in seinem Werke: „Sur la communication latérale du mouvement dans
                                    les fluides“ mehrere neue Thatsachen. Coulomb
                              naͤherte sich der Aufloͤsung der Frage durch einen sehr sinnreichen
                              Apparat, welcher aus Scheiben von verschiedener Groͤße bestand, die an ihrem
                              Mittelpunkte an dem unteren Ende eines Messingdrahtes befestigt waren, und die durch
                              die Kraft der Drehung allein in den Fluͤssigkeiten zum Schwingen gebracht
                              wurden. Er schloß aus seinen Versuchen, daß der Widerstand eine aus zwei
                              Ausdruͤken zusammengesezte Function ist, von denen der eine mit der ersten,
                              der andere mit der zweiten Kraft des Widerstandes im Verhaͤltnisse sieht;
                              ferner, daß dieselbe durch die vermehrte Hoͤhe der Fluͤssigkeit nicht
                              merklich zunimmt, sondern bloß durch die Cohaͤsion der Theilchen der
                              Fluͤssigkeit, welche im Verhaͤltnisse zu ihrer Klebrigkeit mehr oder
                              weniger Widerstand darbietet, wobei sich das Oehl zum Wasser, wie 17,5 zu 1
                              verhaͤlt. Zu welchen Schluͤssen uͤbrigens Coulomb gelangt seyn mochte, so ist so viel gewiß, daß sowohl die
                              Groͤße als die Einrichtung seines Apparates nicht fuͤr die Erreichung
                              von Resultaten berechnet ist, auf die sich eine genuͤgende Theorie bauen
                              ließe. Die HH. Prony und Girard haben daher auch bei ihren Formeln des Widerstandes nicht die
                              Formel Coulomb's angenommen, sondern das Mittel der
                              besten, von anderen Auctoren angestellter Versuche. Da jedoch diese Formeln bloß die
                              mittlere Geschwindigkeit angeben, welche viel bedeutender ist, als die
                              Geschwindigkeit der Fluͤssigkeit, die an die Roͤhre graͤnzt,
                              welche allein in den Ausdruk der verspaͤtenden oder aufhaltenden Kraft kommen
                              muß, so folgt hieraus, daß die Coëfficienten, die aus dem Mittel aller der,
                              von diesen Maͤnnern angenommenen Versuche berechnet sind, einen weit
                              geringeren Werth als die Bewegung jener Fluͤssigkeit haben, welche mit den
                              Waͤnden der Roͤhre oder der Wasserleitung in Beruͤhrung stehen.
                              Um nun den Werth dieser Art von Widerstand genau zu bestimmen, machte Hr. Girard (siehe Mémoirs des
                                 Savans étrangers 1815) eine ungeheuere Menge von Versuchen mit
                              Roͤhren von verschiedenem Durchmesser und verschiedener Laͤnge, aus
                              welchen Versuchen er den Schluß zog, daß sich die Verspaͤtung wie die einfache Geschwindigkeit
                              verhaͤlt. Die Wirkungen der Temperatur sind hiebei sehr merkwuͤrdig;
                              wenn naͤmlich die Geschwindigkeit bei 0° des 100gradigen Thermometers
                              10 betraͤgt, so wird sie bei einer Temperatur von 85° das Vierfache
                              oder 42 betragen: diese Werthe sind uͤbrigens nicht ganz genau, sondern
                              muͤssen bloß als Annaͤherungen zur Wahrheit angesehen werden.
                           Die Entdekungen, mit welchen die brittischen Gelehrten diese Wissenschaft
                              bereicherten, sind leider nur sehr spaͤrlich; denn außer Newton, der eigentlich die Bahn brach, Dr. Jurin, Dr. Matth. Young,
                              Dr. Desaguliers, Dr. Vince,
                                 Smeaton, Banks und dem seligen Dr. Thom. Young
                              hat beinahe Niemand bei uns Versuche uͤber diesen Gegenstand gemacht. Alles
                              was unsere Mechaniker und Gelehrten leisteten, wurde entweder gar nicht
                              oͤffentlich bekannt, oder zur Vergessenheit verdammt, und obschon wir
                              Suͤmpfe und Moraste von mehreren tausend Aekern haben, so besizen wir
                              uͤber das Trokenlegen derselben und das Ableiten des
                              uͤberfluͤssigen Wassers doch nur Abhandlungen und Berichte von rein
                              oͤrtlichem Interesse, die fuͤr die Hydraulik im Allgemeinen nur von
                              geringer Wichtigkeit sind.
                           Aus dieser kurzen und unvollstaͤndigen geschichtlichen Darstellung geht
                              hervor, daß bereits Vieles zur Vervollkommnung dieser Wissenschaft gethan wurde.
                              Ebenso gewiß ist aber, daß noch Vieles zu thun uͤbrig ist. Obschon wir den
                              franzoͤsischen und englischen Physikern großen Dank fuͤr ihre
                              Forschungen uͤber die Geseze der Capillar-Attraction schuldig sind, so
                              bleiben doch noch die Adhaͤsion der Fluͤssigkeiten an Metallscheiben,
                              die Phaͤnomene der Fluiditaͤt und die Geseze, nach welchen sich die
                              Bewegung und das Gleichgewicht der Theilchen der Fluͤssigkeiten richtet, eine
                              rein geometrische Aufgabe. Da wir nun aber keine anderen Mittel, als die
                              Dazwischenkunft eines festen Koͤrpers besizen, um zur Loͤsung dieser
                              Aufgaben zu gelangen so muͤssen wir uns einstweilen mit den unvollkommenen
                              Formeln begnuͤgen, die aus den Versuchen, welche in kleinem Maßstabe
                              uͤber die Reibung und Adhaͤsion des Wassers in Roͤhren und
                              Wasserleitungen angestellt worden, berechnet wurden, bis wir einst die Ursache: der
                              Verspaͤtungen oder der aufhaltenden Kraft an den Fluͤssen genauer und
                              richtiger ermessen koͤnnen werden.
                           Ich schlage nun vor, bei der Untersuchung dieser Aufgabe zuerst zu bestimmen, in
                              welchem Maße feste Koͤrper aufgehalten oder verspaͤtet werden, deren
                              Oberflaͤche sich auf stillstehenden Fluͤssigkeiten bewegen; dann jene
                              Verspaͤtungen oder Aufhaltungen, die sich bei der Bewegung von
                              Fluͤssigkeiten uͤber feste Koͤrper ergeben, und drittens endlich den directen
                              Widerstand fester Koͤrper, die sich in stillstehenden Fluͤssigkeiten
                              umdrehen.
                           Zum Behufe der Erforschung des ersten Falles ließ ich den in Fig. 10 dargestellten
                              Apparat verfertigen. Derselbe besteht aus einem hoͤlzernen Cylinder von 10
                              3/4 Zoll im Durchmesser und 24 Zoll Laͤnge, welche Lange in 8 Abtheilungen
                              von 3 Zoll getheilt ist. Dieser Cylinder ist an einer eisernen Spindel von 4 Fuß
                              Laͤnge und 1 1/4 Zoll Dike befestigt. Der ganze Apparat war genau abgedreht
                              und sorgfaͤltig polirt. An dem oberen Theile der Spindel ist ein kleiner
                              Cylinder oder eine Rolle von 6 Zoll im Durchmesser befestigt, und um diese wurde
                              eine feine biegsame seidene Schnur gewunden, welche mit dem Gewichte communicirte.
                              Dieser Apparat nun wurde in einem eisernen Gestelle gehoͤrig befestigt, und
                              dieses Gestell in die zwei Fugen oder Falzen zweier aufrechter, in das Bett der
                              Themse eingerammter Pfosten eingesezt.
                           Diese Einrichtung des Gestelles wurde deßwegen getroffen, damit der Cylinder nach der
                              Hoͤhe der Fluch auf- und abwaͤrts gleiten konnte, und damit
                              sich derselbe, je nachdem es bei diesem oder jenem Versuche noͤthig war, auf
                              verschiedene Tiefe untertauchen ließ. Die Reibung des Apparates selbst, oder die
                              Zeit, welche das Gewicht brauchte, um in der Luft herabzusteigen, wurde
                              vorlaͤufig bemessen und aufgezeichnet. Dann wurde derselbe allmaͤhlich
                              3, 6, 9, 12, 15, 18, 21 und 24 Zoll tief in das Wasser untergetaucht. Die
                              Unterschiede in der Zeit, welche die Verspaͤtung oder Aufhaltung durch das
                              Wasser anzeigen, ergeben sich aus folgender Tabelle.
                           
                        
                           Versuche uͤber die Reibung der Oberflaͤche eines
                                 Cylinders von 24 Zoll Laͤnge und 10 3/4
                              Zoll im Durchmesser bei seiner Bewegung in der Luft und im
                                 Wasser.
                           
                              
                              Tab. I. Versuche uͤber Oberflaͤchen im
                                    Wasser.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 45, S. 10
                                 Tiefe der Eintauchung des
                                    Cylinders; Angehaͤngtes Gewicht; Zahl der Umdrehungen des Cylinders
                                    beim Herabfallen durch die ganze Hoͤhe v. 26 Fuß; Zeit beim
                                    Herabsteigen im Wasser; Geschwindigkeit der Peripherie in der Luft per
                                    Secunde; Unterschied zwischen den Geschwindigkeiten in der Luft und im
                                    Wasser; Bemerkungen; Der Widerstand nahm mit der Vergroͤßerung der
                                    Oberflaͤchen nur langsam, allein nicht im Verhaͤltnisse der
                                    Oberflaͤchen zu; Der Widerstand wurde durch Oberflaͤchen mit
                                    erhoͤhten Geschwindigkeiten kaum veraͤn-; Zolle; Pfund;
                                    Secunden
                                 
                              
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 45, S. 11
                                 Versuche uͤber
                                    Geschwindigkeiten im Wasser; Zoll; Pfund; detto; Secunden; Konnte nicht
                                    untersucht werden
                                 
                              
                           
                              Schluͤsse aus Tab. I.
                              1) Die Reibung oder Adhaͤsion des Wassers an den Oberflaͤchen
                                 fester sich bewegender Koͤrper naͤhert sich dem
                                 Verhaͤltnisse der Oberflaͤchen bei langsamen Geschwindigkeiten;
                                 allein eine Vergroͤßerung der Oberflaͤche hat bei vermehrten
                                 Geschwindigkeiten keinen wesentlichen Einfluß auf dieselbe.
                              2) Bei gleichen Oberflaͤchen scheinen die Geschwindigkeiten kein
                                 bestimmtes Verhaͤltniß zu beobachten, jedoch scheint sich dieses
                                 Verhaͤltniß den Quadraten des Widerstandes zu naͤhern.
                              Bei vermehrten Geschwindigkeiten zeigte sich der Index der Kraft niedriger als
                                 das gedoppelte Verhaͤltniß.
                              ––––––––––
                              Um diese Schluͤsse auch auf eine andere Weise zu bestaͤtigen, wurde
                                 der Cylinder entfernt, und dafuͤr, wie man in Fig. 11 sieht,
                                 kreisfoͤrmige eiserne Scheiben von 10 3/4 Zoll Durchmesser und 1/8 Zoll
                                 Dike genau an der Spindel befestigt und polirt. Mit diesem Apparate nun wurde
                                 gleichfalls auf die obige Weise durch Untertauchen desselben unter die Themse
                                 die Reibung untersucht.
                              
                           
                              
                              II. Tabelle.Versuche uͤber die Reibung im Wasser, welche bei
                                    kreisfoͤrmigen Scheiben von 10 3/4 Zoll im
                                    Durchmesser und 1/8 Zoll Dike Statt findet, wenn
                                    diese Scheiben 6 Zoll weit von einander entfernt sind, und sich parallel mit
                                    dem Horizonte umdrehen.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 45, S. 12
                                 Zahl der Scheiben;
                                    Angehaͤngtes Gewicht; Hoͤhe, durch welche das Gewicht
                                    faͤllt; Zeit des Herabsteigens des Gewichtes im Wasser;
                                    Geschwindigkeit des Umfanges per Secunde; Zeit des Herabsteigens des
                                    Gewichtes in der Luft; Geschwindigkeit des Umfanges per Secunde in der Luft;
                                    Unterschied; Pfund; Secunden; Zolle
                                 
                              
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 45, S. 13
                                 
                              
                           
                              Schluͤsse aus Tab. II.
                              Die Reibung oder Adhaͤsion des Wassers verhaͤlt sich bei geringen
                                 Geschwindigkeiten nicht ganz wie die Oberflaͤchen, wobei das
                                 Verhaͤltniß wie 1 zu 3 statt wie 1 zu 4 ist, sondern sie vermindert sich
                                 sehr schnell, und zwar ohne irgend ein Verhaͤltniß bei zunehmenden
                                 Geschwindigkeiten zu beobachten.Die Versuche der Society for the Improvement of
                                          Naval Architecture zeigten bei erhoͤhten
                                       Geschwindigkeiten einen verminderten Widerstand. A. d. O. Hieraus folgt, daß der Widerstand eines Schiffes, welches sich mit einer
                                 mittleren oder hoͤheren Geschwindigkeit bewegt, einen unbedeutenden Theil
                                 jenes Widerstandes bildet, der dadurch entsteht, daß die Fluͤssigkeit aus
                                 der Stelle getrieben wird, und daß die Glaͤtte des Kupfers, welche man an
                                 Schiffen nach einer zuruͤkgelegten Reise beobachtet, von anderen
                                 Ursachen, als von der Reibung allein herruͤhren muß.
                              ––––––––––
                              Ich machte einen Versuch, um vergleichsweise den Widerstand auszumitteln, welcher
                                 Statt findet, wenn sich eine Roͤhre in Wasser umdreht, und wenn Wasser
                                 durch die Roͤhre laͤuft. Ich fand hiebei, daß sich der Widerstand
                                 bei geringen Geschwindigkeiten wie die Oberflaͤchen verhielt, daß er sich
                                 aber bei groͤßeren Geschwindigkeiten auf die oben erwaͤhnte Weise
                                 bedeutend verminderte, und zwar ohne dabei ein bestimmtes Verhaͤltniß zu
                                 beobachten.
                              Obige Schluͤsse oder Folgerungen aus den Versuchen stehen mit jenen Coulomb's im Widerspruche, indem dieser nicht gefunden haben will,
                                 daß Druk den Widerstand vermehre, sondern behauptet, daß der Widerstand
                                 groͤßer ist, wenn die Untertauchung nur partiell Statt findet.
                              Da sich der Apparat auf Fluͤssigkeiten im Allgemeinen anwenden
                                 laͤßt, so; benuzte ich denselben auch um den directen Widerstand fester
                                 Koͤrper gegen Fluͤssigkeiten auszumitteln,In diesem Falle wird die Zahl der Theilchen, welche getroffen werden, im
                                       Verhaͤltnisse des Radius zu dem Sinus der Neigung abnehmen und
                                       daher wird sich der Widerstand in dem doppelten Verhaͤltnisse des
                                       Radius zu dem Sinus der Neigung vermindern. Da jedoch die Sinus der
                                       Neigung der beiden Platten gleich sind, so werden die
                                       Widerstaͤnde aͤquivalent seyn der Flaͤche einer
                                       Platte (welche sich senkrecht auf ihre Ebenen bewegt) in das doppelte
                                       Verhaͤltniß der Geschwindigkeit ihrer Bewegung und der Dichtheit
                                       der Fluͤssigkeit. A. d. O. indem ich Platten und Kugeln in demselben so in Umdrehung brachte, daß
                                 deren Flaͤchen eine senkrechte Richtung gegen die Flaͤche des
                                 Horizonts hatten. (Siehe Fig. 12.)
                              Obschon der Widerstand der festen Koͤrper in Fluͤssigkeiten
                                 eigentlich nicht den Gegenstand dieser Abhandlung bildet, so muß ich doch
                                 mehrere detaillirte Beobachtungen uͤber diese Versuche jezt schon hier
                                 anfuͤhren, indem dieselben mit einem anderen Zweige der
                                 Hydro-Dynamik in innigem Zusammenhange stehen. Da besonders die
                                 Darstellung des Verhaͤltnisses zwischen den Widerstaͤnden der
                                 Cohaͤsion und des Impulses von großer Wichtigkeit ist, so hielt ich es
                                 fuͤr zwekmaͤßig hier folgende Versuche aufzufuͤhren.
                              
                           
                              
                              III. Tabelle.Versuche uͤber die Umdrehungen eiserner Scheiben
                                    und hoͤlzerner Kugeln in der Luft, und zwar in einer solchen
                                    Stellung, daß deren Flaͤchen senkrecht mit dem Horizonte
                                    stehen.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 45, S. 15
                                 Aufgehaͤngtes Gewicht;
                                    Fall-Hoͤhe; Zeit des Herabsinkens; Zwei kreisfoͤrmige
                                    Scheiben von 10 3/4 Zoll im Durchmesser. Flaͤchenraum 81 Zoll;
                                    Geschwindigkeit per Secunde; Zwei vierekige Fluͤgel.
                                    Flaͤchenraum 81 Zoll; Zwei hoͤlzerne Kugeln von 10 3/4 Zoll im
                                    Durchmesser; Pfund; Die Spindel machte waͤhrend eines Falles von 25
                                    Fuß 15,9 Umdrehungen. Der mittlere Kreis von 51,83 bewegte sich durch 68,67
                                    Fuß; Secunden; Fuß
                                 
                              
                           
                              Schluͤsse.
                              1) Die Widerstaͤnde verhalten sich wie die Quadrate der
                                 Geschwindigkeiten.
                              2) Die Widerstaͤnde zwischen Scheiben und Kugeln verhalten sich beinahe
                                 wie 2 zu 1.
                              
                           
                              
                              IV. Tabelle.Versuche uͤber den Widerstand, welchen eiserne
                                    Scheiben und hoͤlzerne Kugeln beim Umdrehen in Wasser
                                    erleiden.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 45, S. 16
                                 Gewicht;
                                    Fall-Hoͤhe; Zeit des Herabsinkens; Zwei kreisfoͤrmige
                                    Scheiben von 81 Zoll Flaͤchenraum; Geschwindigkeit per Secunde; Zwei
                                    vierekige Fluͤgel jeder von 9 Quadratzoll und 81 Zoll
                                    Flaͤchenraum; Zwei hoͤlzerne Kugeln von 81 Zoll
                                    Flaͤchenraum; Die Spindel machte waͤhrend eines Falles von 25
                                    Fuß 15,9 Umdrehungen. Der mittlere Kreis von 51,83 wuͤrde sich durch
                                    824,19 Zoll oder 68,67 Fuß bewegen; Secunden; Fuß
                                 
                              
                           
                              Schluͤsse.
                              1) Die Widerstaͤnde sind die Quadrate der Geschwindigkeiten.
                              2) Die mittleren Widerstaͤnde kreisfoͤrmiger Scheiben, vierekiger
                                 Platten und Kugeln verhalten sich in der Luft wie die Zahlen 25,180, 22,010,
                                 10,627; und im Wasser wie die Zahlen 1,18, 1,36, 0,755; folglich sind die
                                 proportionalen Widerstaͤnde der Luft zum Wasser
                              
                                 
                                    bei kreisfoͤrmigen Scheiben
                                       wie
                                    1 zu 21,3
                                    
                                 
                                    bei Platten und Fluͤgeln
                                       wie
                                    1 zu 16,2
                                    
                                 
                                    bei hoͤlzernen Kugeln wie
                                    1 zu   2,2
                                    
                                 
                              
                              Anmerkung. Aus den Fluͤgeln, welche man in
                                 Fig.
                                    12 sieht, wurde ein Theil, welcher dem vierten Theile des
                                 Flaͤchenraumes eines jeden Fluͤgels gleichkam, ausgeschnitten,
                                 wobei es sich zeigte, daß der Widerstand eben so groß war, als bei den
                                 vierekigen Fluͤgeln.
                              
                           
                        
                           Versuche uͤber die Quantitaͤten Wasser, welche
                                 Oeffnungen und Roͤhren von verschiedenen Durchmessern und Laͤngen
                                 bei verschiedenen Hoͤhen entleeren.
                           Die Phaͤnomene, welche sich auf sprizende Fluͤssigkeiten beziehen,
                              sind:
                           1) Die Ungleichheit in der Geschwindigkeit der Theilchen, welche in jedem
                              horizontalen, der Oeffnung parallelen Durchschnitte enthalten sind.
                           2) Die Zusammenziehung des Strahles der Fluͤssigkeit außer der Oeffnung und
                              die dadurch erfolgende Verminderung der Entleerung im Vergleiche mit der
                              Theorie.
                           3) Die Umkehrung und Veraͤnderungen in den Durchschnitten des Strahles bei
                              verschiedenen Entfernungen von den Oeffnungen.
                           Alle diese Phaͤnomene wurden bereits von verschiedenen Auctoren
                              eroͤrtert; auch gaben dieselben Formeln an, welche den verschiedenen
                              Umstaͤnden der Entleerung an Fluͤssigkeit angepaßt waren. Allein weder
                              Bossut noch Du Buat, die
                              genauesten aller Schriftsteller uͤber diesen Gegenstand, haben eine
                              fortlaufende und systematische Reihe von Versuchen uͤber die vergleichsweise
                              Entleerung von Fluͤssigkeit durch Oeffnungen und Roͤhren von
                              verschiedenem Flaͤcheninhalte, verschiedener Hoͤhe und Laͤnge
                              angegeben. Der Apparat, mit welchem ich meine Versuche anstellte, bestand aus einem
                              genau verfertigten hoͤlzernen Behaͤlter von 2 Fuß im Gevierte inneren
                              Raumes und 4 Fuß Hoͤhe. Das Wasser wurde durch einen Regulirhahn auf
                              bestaͤndiger gleichmaͤßiger Hoͤhe erhalten; ein Schwimmer mit
                              einem Zeiger sezte den Beobachter in den Stand, sich genau von der Hoͤhe zu
                              uͤberzeugen, auf welcher das Wasser in dem Behaͤlter uͤber dem
                              Mittelpunkte der Entleerungsoͤffnung stand.
                           Die Oeffnungen wurden durch Dollond in Messingplatten von
                              1/6 Zoll Dike mit aller Genauigkeit gemacht. Diese Platten wurden genau in eine
                              Oeffnung eingepaßt, welche sich in der Seite des Behaͤlters befand, und
                              mittelst einer, in jede der Platten eingeriebene Klappe verschlossen. Die Klappe
                              wurde durch einen Hebel geoͤffnet, und die Zeit mittelst Chronometer
                              gemessen.
                           Die Durchmesser der gezogenen Roͤhren waren so genau als moͤglich; an
                              den Enden der Roͤhren waren die Durchmesser sorgfaͤltig erweitert,
                              damit ja kein Drahtrand deren Durchschnitte vermindern konnte. Nachdem nun hiebei
                              das eine Ende der Roͤhre in einen, an dem Behaͤlter befestigten
                              Bloͤke aus hartem Holze eingesezt, und das andere mittelst einer Klappe
                              verschlossen worden, wurden die Versuche damit auf die angegebene Weise notirt.
                           
                              V. Tabelle.Jedes Resultat ist das Mittel von vier Versuchen, A. d. O.
                                 
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 45, S. 18
                                 Kreisfoͤrmige Oeffnung
                                    in einer Messingplatte von 1 Zoll im Durchmesser und 1/60 Zoll Dike;
                                    Bestaͤndige Hoͤhe der Oberflaͤche des Wassers
                                    uͤber dem Mittelpuncte der Oeffnung; Wirkliche Zeit zum Entleeren von
                                    1 Kubikfuß; Theoretische Zeit zum Entleeren eines Kubikfußes;
                                    Verhaͤltniß der theoretischen zur wirklichen Entleerung; Vena
                                    contracta; Fuß; Secunden; Nicht genau gemessen; Kreisfoͤrmige
                                    Oeffnung in einer Messingplatte von 3/4 Zoll-Durchmesser und 1/60
                                    Zoll Dike; In einer Entfernung von 6/10 Zoll von der Oeffnung hatte sich der
                                    Durchmesser auf 0,685 Zoll zusammengezogen
                                 
                              
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 45, S. 19
                                 Kreisfoͤrmige Oeffnung
                                    in einer Messingplatte von 1/2 Zoll Durchmesser und 1/60 Zoll Dike; In einer
                                    Entfernung von 1/2 Zoll von der Oeffnung hatte sich der Durchmesser auf 0,37
                                    Zoll zusammen; Kreisfoͤrmige Oeffnung in einer Messingplatte von 1/4
                                    Zoll Durchmesser und 1/60 Zoll Dike; Einen Viertel Zoll außer der Oeffnung
                                    zog sich der Durchmesser so zusammen, daß er 1/20 Zoll weniger betrug, als
                                    die Oeffnung
                                 
                              
                           
                              Bemerkungen.
                              Die Phaͤnomene ruͤksichtlich der Form und Richtung des Strahles
                                 springender Fluͤssigkeiten, und die merkwuͤrdigen
                                 Veraͤnderungen des Wasserstrahles bei gewissen Entfernungen von den
                                 Oeffnungen, wurden in den Experiences sur la Forme et sur
                                    la Direction des Veins et des Courans d'eau, par
                                 George Bidone Turin 1829, so genau und
                                 vollstaͤndig angegeben, daß ich es unnoͤthig halte mehr
                                 daruͤber zu sagen, als daß sie durch obige Versuche vollkommen
                                 bestaͤttigt wurden.
                              
                           
                        
                           
                           Versuche uͤber die Mengen Wasser, welche durch
                                 rechtekige und dreiekige Oeffnungen, die in Kupferplatten von 1/6 Zoll Dike und gleichem Flaͤchenraume angebracht waren,
                                 aus einem bestaͤndig voll erhaltenen Gefaͤße und bei verschiedenen
                                 Hoͤhen entleert wurden.
                           
                              VI. Tabelle.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 45, S. 20
                                 Gleichseitiges Dreiek von 1
                                    Zoll Flaͤchenraum, mit einem Winkel nach Oben gerichtet; Hoͤhe
                                    der Oberflaͤche uͤber dem Mittelpuncte der Oeffnung; Zeit zum
                                    Entleeren von 1 Kubikfuß; Theoretische Zeit zum Entleeren von 1 Kubikfuß;
                                    Verhaͤltniß der wirklichen zur theoretischen Entleerung; Form der
                                    Oeffnung; Fuß; Secunden; Vena contracta bei 1/2 Zoll außer der Oeffnung;
                                    allein der Strahl kehrte sich mit den Winkeln um, und in Bezug auf die
                                    Seiten des Dreiekes dehnte sich der Strahl spaͤter aus und verlor
                                    seine Form. Fig. 13; Gleichseitiges Dreiek wie oben mit einem Winkel nach
                                    Unten gerichtet; Vena contracta dieselbe wie oben, nur hatte der Strahl den
                                    Winkel nach Oben, als nach der entgegengesezten Seite, gerichtet. Fig.
                                       14.
                                 
                              
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 45, S. 21
                                 Rechtekige Oeffnung von 1
                                    Quadrat-Zoll; Vena contracta beilaͤufig 3/4 Zoll außerhalb der
                                    Oeffnung, wo an die Stelle einer jeden Seite des Rechtekes ein Winkel trat,
                                    und der Strahl sich in Schaum zertheilte. Fig. 15;
                                    Rechtekige Oeffnung von 2 Zoll Lange, 1/2 Zoll Breite, deren laͤngere
                                    Seite parallel mit der Oberflaͤche des Wassers lief; Vena contracta
                                    wie im vorhergehenden Falle. An die Stelle einer jeden Seite des Rechtekes
                                    des Strahles trat ein Winkel. Fig. 16;
                                    Rechtekige Oeffnung von 1 1/2 Zoll Laͤnge und 5/8 Zoll Breite, in
                                    derselben Richtung, wie im vorgehenden Falle; Vena contracta, wie vorher.
                                    Fig.
                                       17.
                                 
                              
                           
                              Bemerkungen.
                              Bei gleichem Flaͤcheninhalte ist die Menge Fluͤssigkeit, welche
                                 durch verschiedene Oeffnungen, sie moͤgen kreisfoͤrmig, rechtekig
                                 oder dreiekig seyn, entleert wird, beinahe gleich; die geringe Vermehrung
                                 spricht zu Gunsten der rechtekigen Oeffnungen.
                              
                           
                              
                              VII. Tabelle.
                                 Versuche uͤber die Quantitaͤt Wasser, welche
                                    bei cylindrischen glaͤsernen Oeffnungen und Roͤhren von 1 Zoll
                                    bis zu 1 Fuß Laͤnge und von verschiedenen Durchmessern, aus einem
                                    Gefaͤße entleert wird, welches bestaͤndig voll und auf
                                    verschiedener Hoͤhe erhalten wird.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 45, S. 22
                                 Hoͤhe der
                                    Oberflaͤche des Wassers uͤber dem Mittelpunkte der Oeffnung;
                                    Fuß; Zeit zum Entleeren von 1 Kubikfuß in Secunden; Zoll; Bemerkungen;
                                    Vergleicht man diese Versuche mit der Zeit und Menge, welche aus den
                                    Oeffnungen in den Platten entleert wurde, so ergibt sich eine Verminderung
                                    der Zeit und eine Vermehrung des Entleerten im Verhaͤltnisse von 1/5
                                    zu 1/4; Aus Glasroͤhren von 1 Fuß Laͤnge; Hieraus ergibt sich
                                    eine Zunahme an Zeit und eine Verminderung der entleerten Menge im
                                    Verhaͤltnisse von 1/2 zu 3/4.
                                 
                              
                           
                              Schluͤsse.
                              1) Die Mengen, welche in gleichen Zeiten aus Oeffnungen und Ansazroͤhren
                                 entleert werden, verhalten sich wie die Flaͤchenraͤume der
                                 Oeffnungen.
                              
                              2) Die Mengen, welche sich in gleichen Zeiten aus denselben Ansazroͤhren
                                 und Oeffnungen bei verschiedenen Hoͤhen entleerten, verhalten sich
                                 beinahe wie die Quadratwurzeln der entsprechenden Hoͤhen.
                              3) Die Mengen, welche in gleichen Zeiten aus verschiedenen Ansazroͤhren
                                 und Oeffnungen bei verschiedenen Hoͤhen entleert wurden, stehen zu
                                 einander in dem zusammengesezten Verhaͤltnisse des
                                 Flaͤcheninhaltes der Oeffnungen und der Quadratwurzeln der
                                 Hoͤhen.
                              Nach den vorhergehenden Versuchen betraͤgt der mittlere Coëfficient
                                 fuͤr Hoͤhen von
                              
                                 
                                    4 Fuß bei kreisfoͤrmigen
                                       Oeffnungen
                                    0,621
                                    
                                 
                                    bei einer Hoͤhe von 1 Fuß
                                       hingegen
                                    0,645
                                    
                                 
                                    bei
                                       dreiekigen   Oeffnungen und 4 Fuß
                                       Hoͤhe
                                    0,593
                                    
                                 
                                    bei
                                       dreiekigen   Oeffnungen und 1 Fuß
                                       Hoͤhe
                                    0,596
                                    
                                 
                                    bei rechtekigen Oeffnungen und 4 Fuß
                                       Hoͤhe
                                    0,593
                                    
                                 
                                    bei rechtekigen Oeffnungen und 1 Fuß
                                       Hoͤhe
                                    0,616
                                    
                                 
                              Man kann mithin, wenn man die Ungenauigkeiten, die sich bei derlei Versuchen
                                 nicht ganz vermeiden lassen, in Anschlag bringt, getrost die
                                 Coëfficienten der HH. Crony und Bossut annehmen, d.h.
                              
                                 
                                    fuͤr Hoͤhen von 4
                                       Fuß
                                    0,621
                                    
                                 
                                    fuͤr Hoͤhen von 1
                                       Fuß
                                    0,619
                                    
                                 
                              Bei den glaͤsernen Ansazroͤhren ist der Coëfficient viel
                                 hoͤher, als jener Bossut's, indem er
                                 fuͤr 4 Fuß 0,806 und fuͤr 1 Fuß 0,817 betrug.
                              
                           
                              Bemerkung.
                              Siehe Venturi's und Eytelwein's Versuche.
                              
                              
                                 
                                    Es sey
                                    A   =  dem
                                       Flaͤcheninhalte der Oeffnung in Quadratfußen.
                                    
                                 
                                    
                                    D  =  dem
                                       Durchmesser der Oeffnung, wenn dieselbe kreisfoͤrmig ist.
                                    
                                 
                                    
                                    H  =  der
                                       Hoͤhe der Fluͤssigkeit in Fußen,
                                    
                                 
                                    
                                    F   =  der Zeit
                                    
                                 
                                    
                                    G die Gravitaͤt in einer
                                       Secunde.
                                    
                                 
                              Nach Bossut's Versuchen ist Q = 0,61938 at√(2 gH). Da nun g eine
                                 sich gleich bleibende Groͤße und = 7,77125 ist, so erhaͤlt man Q = 4,818 AT√H fuͤr Oeffnungen von
                                 jeder Form, indem man d substituirt, wenn sie
                                 kreisfoͤrmig ist, oder Q = 3,7842 d²T√H.
                              Aus der zweiten Formel erhaͤlt man
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 45, S. 24
                                 
                              Fuͤr die Ansazroͤhren wird sich hingegen folgende Gleichung
                                 ergeben: Q = 081 AT √(2gH
                                    ); da aber 2 g bestaͤndig und = 7,77125
                                 ist, so erhaͤlt man Q = 4,9438 d² T √H,
                                 woraus sich ergibt:
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 45, S. 24
                                 
                              
                           
                              
                              VIII. Tabelle.
                                 Versuche uͤber die Reibung oder die Menge des
                                    Wassers, welche durch bleierne Roͤhren von verschiedenem Durchmesser
                                    und verschiedener Laͤnge aus einem bestaͤndig voll erhaltenen
                                    Gefaͤße bei verschiedenen Hoͤhen entleert wird.
                              Gerade Roͤhren von 15 Fuß
                                    Laͤnge.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 45, S. 25
                                 Hoͤhe der
                                    Wasserflaͤche uͤber dem Mittelpunkte der Roͤhre; Zeit
                                    zum Entleeren vom 1 Kubikfuß; Zoll; Bleierne Roͤhren von 1/4 Zoll im
                                    Lichten waren; Fuß; Secunden; Bemerkungen; Die Zeit zum Entleeren von 1
                                    Kubikfuß ist beinahe doppelt so groß als die Zeit, welche bei
                                    Glasroͤhren von gleicher Laͤnge und gleichem Durchmesser hiezu
                                    noͤthig ist
                                 
                              
                           
                              
                              IX. Tabelle.
                                 Versuche uͤber die Wassermengen, welche durch
                                    bleierne Roͤhren von 1/2 Zoll im Lichten,
                                    und von 1 bis 30 Fuß Laͤnge entleert
                                    werden.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 45, S. 26
                                 Glaͤserne Roͤhren
                                    von 1 Zoll Laͤnge und 1/2 Zoll Durchmesser; Messingene Oeffnung von
                                    1/2 Zoll Durchmesser; 1 Fuß Laͤnge; 3 Fuß 9 Zoll; 7 Fuß 6 Zoll; 11
                                    Fuß 3 Zoll; 15 Fuß; 30 Fuß; Secunden
                                 
                              
                           
                              Bemerkungen.
                              Das Verhaͤltniß der Entleerung bei Glasroͤhren mit Roͤhren
                                 von 30 Fuß Laͤnge ist beilaͤufig wie 1 zu 4 – –
                                 –; bei messingenen Oeffnungen hingegen beilaͤufig wie 1 zu 3
                                 – – –.
                              
                           
                              Schluͤsse uͤber die Roͤhren von
                                    verschiedener Laͤnge.
                              Die Wassermengen, welche aus Roͤhren von gleichem Durchmesser, aber
                                 ungleicher Laͤnge, bei verschiedener Hoͤhe entleert werden, stehen
                                 beinahe in folgendem Verhaͤltnisse:
                              
                                 
                                    Wenn sich die
                                    Laͤngen wie
                                    30 zu 1
                                    verhalten, so
                                    verhalten sich die
                                    entleerten
                                    Wassermengen wie
                                    3,7 zu 1
                                    
                                 
                                         –
                                               –
                                      8 zu 1
                                         –
                                         –
                                    –
                                           –
                                    2,6 zu 1
                                    
                                 
                                         –
                                               –
                                      4 zu 1
                                         –
                                         –
                                    –
                                           –
                                    2    zu 1
                                    
                                 
                                         –
                                               –
                                      2 zu 1
                                         –
                                         –
                                    –
                                           –
                                    1,4 zu 1
                                    
                                 
                              
                              Die durch glaͤserne und bleierne Roͤhren entleerten Mengen sind
                                 beinahe gleich. Die Laͤnge einer Roͤhre kann um 3 bis 4 Fuß
                                 erhoͤht werden, ohne daß dadurch die Entleerung im Vergleiche mit den
                                 Platten-Oeffnungen vermindert wird.
                              
                           
                              X. Tabelle.
                              Die gerade Roͤhre von 1/2 Zoll im Lichten, mit welcher die vorhergehenden
                                 Versuche angestellt wurden, wurde sorgfaͤltig in eine, in zwei, und in
                                 vierzehn halbkreisfoͤrmige Kruͤmmungen gebogen, von denen jede 7
                                 1/2 Zoll im halben Durchmesser hatte, und zwei den vierten Theil eines Kreises
                                 von Radien von 3 1/6 Zoll betrugen. Das eine Ende der Roͤhre wurde, wie
                                 fruͤher, in der hoͤlzernen Oeffnung befestigt; hiebei ergaben sich
                                 folgende Resultate.
                              Roͤhre von 15 Fuß Laͤnge, 1/2 Zoll im
                                    Lichten, mit einer halbkreisfoͤrmigen und zwei Kruͤmmungen von
                                    1/4 Kreis.Fig.
                                    18.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 45, S. 27
                                 Hoͤhe der
                                    Oberflaͤche des Wassers uͤber dem Mittelpunkte der Oeffnung;
                                    Fuß; Zeit zum Entleeren von 1 Kubikfuß durch eine Roͤhre mit 3
                                    Kruͤmmungen; Secunden; Zeit zum Entleeren von 1 Kubikfuß durch eine
                                    gerade Roͤhre; Bemerkungen; Die Stellung der Kruͤmmungen mag
                                    senkrecht oder wagerecht seyn, und sie moͤgen sich an dem einen oder
                                    dem anderen Ende der Roͤhre befinden, so erleidet das Resultat keine
                                    Veraͤnderungen dadurch
                                 
                              
                              Roͤhre von 15 Fuß
                                    Laͤnge, 1/2 Zoll im Lichten mit 14
                                 halbkreisfoͤrmigen und zwei Kruͤmmungen
                                    von 1/4 Kreisbogen.
                                 Fig.
                                    19.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 45, S. 28
                                 Hoͤhe der
                                    Oberflaͤche des Wassers uͤber dem Mittelpunkte der Oeffnung;
                                    Fuß; Zeit zum Entleeren von 1 Kubikfuß durch eine Roͤhre mit 3
                                    Kruͤmmungen; Secunden; Zeit zum Entleeren von 1 Kubikfuß durch eine
                                    gerade Roͤhre; Bemerkungen; Die entleerte Menge wurde durch die
                                    Kruͤmmungen von 1/5 bis 1/3 vermindert, woraus sich die Reibung der
                                    Roͤhre ergibt
                                 
                              
                           
                              Resultate.
                              1) Bei einer halbkreisfoͤrmigen Kruͤmmung und zwei
                                 Kruͤmmungen von 1/4 Kreisbogen weicht der Widerstand im Vergleiche mit
                                 einer geraden Roͤhre von gleicher Laͤnge und gleicher Weite im
                                 Lichten um 1/36 bis zu 1/70 von dem Widerstaͤnde der geraden
                                 Roͤhre ab.
                              2) Bei einer Roͤhre mit 14 halbkreisfoͤrmigen und zwei
                                 viertelkreisfoͤrmigen Kruͤmmungen weicht der Widerstand um 1/19
                                 bis zu 1/39 von dem Widerstaͤnde einer geraden Roͤhre ab.
                              3) Die vermehrte Zahl der Kruͤmmungen erhoͤht den Widerstand nicht
                                 im Verhaͤltnisse zu der Zahl der Kruͤmmungen, sondern zeigt bloß
                                 einen vergroͤßerten Widerstand von 1/14 bis 1/35, wie sich aus einem
                                 Vergleiche mit den 4 Kruͤmmungen ergibt.
                              
                           
                              
                              XI. Tabelle.
                                 Versuche uͤber die Wassermenge, welche von
                                    bleiernen Roͤhren von 1/2 Zoll im Lichten
                                    und 15 Fuß Laͤnge entleert wird, wenn
                                    dieselben in 24 rechtwinkeligen Knieen, deren
                                    Seiten 6 3/4 Zoll messen, gebogen sind.
                                 Fig.
                                    20.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 45, S. 29
                                 Hoͤhe der
                                    Oberflaͤche des Wassers uͤber dem Mittelpunkte der Oeffnung;
                                    Fuß; Ein rechter Winkel S 1/2 Zoll von dem Ende der Roͤhre; Gerade
                                    Roͤhre von 15 Fuß Laͤnge; Vier und zwanzig rechte Winkel;
                                    Bemerkungen; Bei den drei ersten Versuchen ergibt sich eine Verminderung des
                                    entleerten Wassers im Verhaͤltnisse von 3 zu 1 Statt
                                 
                              Aus den vorhergehenden Versuchen mit einer rechtwinkeligen Roͤhre
                                 koͤnnte man schließen, daß die Verminderung der entleerten Menge sich wie
                                 die Anzahl der rechten Winkel verhaͤlt; vergleicht man aber die
                                 Wassermenge, welche eine Roͤhre mit einem einzigen rechten Winkel
                                 entleert, mit jener Menge, die von einer Roͤhre mit 24 rechten Winkeln
                                 entleert wird, so verhaͤlt sich der Unterschied beinahe nur wie 2 zu
                                 1.
                              
                           
                        
                           
                           Allgemeine Bemerkungen uͤber die Wassermengen, welche
                                 von horizontalen und gebogenen Roͤhren entleert werden.
                           Verschiedene Auctoren gaben bereits Formeln, welche den verschiedenen
                              Umstaͤnden, unter welchen sich Wasser in Roͤhren und Wasserleitungen
                              bewegt, angepaßt sind. Einige sind der Meinung, daß sich die Verspaͤtungen
                              oder Aufhaltungen umgekehrt wie die Quadrate der Langen der Roͤhren
                              verhalten; andere hingegen meinen, daß dieselben durch einen gewissen Theil der
                              Hoͤhe des Behaͤlters uͤber dem Mittelpunkte der Roͤhre
                              repraͤsentirt werden, indem sich der Widerstand gerade wie die Laͤnge
                              und der Umfang der Roͤhre, und umgekehrt wie der Flaͤcheninhalt des
                              Durchschnittes verhaͤlt.
                           Hr. Girard folgerte aus seinen schoͤnen Versuchen,
                              daß der Widerstand aus den ersten und zweiten Kraͤften der Geschwindigkeit
                              zusammengesezt ist. So daß man, wenn man die Werthe nach Dubuat's Versuchen berechnet, indem man den durch die Cohaͤsion
                              bewirkten Widerstand mit R × U bezeichnet (wobei R die
                              Menge ist, welche man durch den Versuch erhalten soll), und den von den Unebenheiten
                              herruͤhrenden Widerstand gleich R × U² sezt, die Summe des Widerstandes R (U + U)² ist.
                           Prony, welcher alle seine große Fertigkeit auf die
                              Loͤsung aller Faͤlle der vorhergehenden Auctoren verwendete,
                              berechnete aus einer Auswahl von mehr als 50 Versuchen folgende einfache Formel:
                           U = 26,70 √(DZ/λ); hier ist U die mittlere Geschwindigkeit des Durchschnittes der Roͤhre, D der Durchmesser der Roͤhre, Z die Hoͤhe des Wassers und λ die Laͤnge der Roͤhre. Hiernach
                              scheint es, daß die Geschwindigkeit direct in dem zusammengesezten
                              Verhaͤltnisse der Quadratwurzeln des Durchmessers der Roͤhre und der
                              Hoͤhe des Wassers, und sich umgekehrt wie die Quadratwurzeln der
                              Laͤnge der Roͤhre verhaͤlt; d.h. bei jeder gegebenen
                              Wasserhoͤhe und jedem Durchmesser der Roͤhre verhalt sich die
                              Geschwindigkeit umgekehrt wie die Quadratwurzel der Laͤnge der
                              Roͤhre.
                           Vergleicht man diese Resultate mit jenen Dubuat's,
                                 Girard's und Anderer, so wird man finden, daß sie einander
                              saͤmmtlich sehr nahe kommen. Im Allgemeinen gilt, daß wenn man eine
                              Roͤhre in einem Winkel von beinahe 6 1/2 Graden oder 1/9 ihrer Laͤnge
                              neigt, die entleerte Fluͤssigkeit beinahe jener gleich seyn wird, welche
                              durch Ansazroͤhren entleert wird. Nach einigen Auctoren ist die Speisung,
                              welche erfordert wird, um die mittlere Geschwindigkeit des Wassers, welches aus geraden
                              Roͤhren ausfließt, auszudruͤken, gleich V²/479.
                           Dr. Young gibt sie zu V²/550 an: die Verminderung der entleerten Fluͤssigkeit
                              haͤngt von der Zusammenziehung des Wassers und der Reibung der Roͤhre
                              ab.
                           Die Veraͤnderung, welche durch Winkel und Kruͤmmungen in der Richtung
                              des Wasserstrahles hervorgebracht wird, vermindert die Geschwindigkeit auf eine
                              merkwuͤrdige Weise. Dubuat stellte mehrere
                              Versuche hieruͤber an, allein die von ihm vorgeschlagene Formel, nach welcher
                              V²S²/m
                              Widerstand, welcher durch eine Kruͤmmung erzeugt wird, angibt, hebt die
                              Schwierigkeit nicht. An dieser Formel ist V die
                              Geschwindigkeit, S der Linus des Einfalls- oder
                              Zuruͤkwerfungswinkels, und in eine sich gleich bleibende Groͤße,
                              welche Dubuat auf 2998,50 bestimmte.
                           Obschon sich vernuͤnftiger Weise annehmen laͤßt, daß der Widerstand mit
                              den Quadraten der Sinus der Einfallswinkel im Verhaͤltnisse siehe, so ist
                              doch die Theorie des Hrn. Dubuat von Grund aus irrig,
                              indem nicht alle Theilchen des Wasserstrahles unter demselben Winkel
                              zuruͤkgeworfen werden, und indem ein betraͤchtlicher Theil der
                              Geschwindigkeit durch den ersten Winkel oder durch die erste Kruͤmmung, auf
                              welche die Fluͤssigkeit in der Roͤhre stoͤßt, aufgehoben wird.
                              Dieser Einwurf ist um so richtiger, als die Theorie Dubuat's gegen mehr als die Haͤlfte der Versuche, die er
                              anfuͤhrt, verstoͤßt. Eben so irrig sind aber auch Dr. Young's Annahmen, nach welchen sich der Widerstand
                              wie die winkelige Bewegung und die Kraft des Radius, dessen Index 7/8
                              betraͤgt, verhaͤlt; aus den obigen Versuchen geht dieß naͤmlich
                              hinlaͤnglich hervor.
                           Schließlich scheint es mir offenbar, daß die Reibung auf eine unendlich
                              mannichfaltige Weise angewendet werden kann. Die Bestimmung des Widerstandes,
                              welchen Schiffe und schwimmende Koͤrper bei ihrer Bewegung durch
                              Fluͤssigkeiten erfahren; das Gesez der Aufhaltung oder des Widerstandes,
                              welchen Muͤsse erfahren; die Ursache der Hindernisse, welche die Wellen des
                              Oceans an den Abhaͤngen der Ufer treffen; das Gleichgewicht der Erde etc.
                              – Alles dieß sind Fragen, welche in der Haushaltung der Mutter Natur von der
                              hoͤchsten Wichtigkeit sind, und deren endliche Loͤsung jezt bloß durch
                              eine Aufhaͤufung von Thatsachen erzwekt werden kann.
                           ––––––––––
                           Nachschrift. Seitdem diese Abhandlung der Royal Society vorgetragen worden, haben die HH. Poncelet und Lesbros von Ingenieurcorps zu Metz
                              der franzoͤsischen Akademie einen Auszug aus einer langen Reihe von Versuchen
                              uͤber die Wassermenge, welche sich durch rechtwinkelige Oeffnungen von großen
                              Dimensionen entleert, vorgelegt. Diese Versuche wurden auf Kosten der
                              franzoͤsischen Regierung gemacht, und daher wurde auch nichts gespart, um
                              dieselben so weit als moͤglich auszudehnen. Der vorzuͤglichste Zwek
                              derselben war, das genaue Maß des Coëfficienten der Zusammenziehung, und die
                              Formen des Wasserstrahles bei verschiedener Hoͤhe und verschiedenem
                              Flaͤcheninhalte auszumitteln. Die Resultate hievon sind:
                           Daß bei einer Oeffnung von 20 Quadrat-Centimeter unter Hoͤhen von 1
                              Meter 68 Centimeter der Coëfficient 0,600 war; daß der Coëfficient
                              aber, wenn die Hoͤhe auf das 4 oder 5fache der Oeffnung vermindert wurde, auf
                              0,605 stieg, und sich dann rasch wieder auf 0,593 verminderte, wenn die Hoͤhe
                              abnahm.
                           Daß bei kleineren Oeffnungen, z.B. bei Oeffnungen von 10 bis 5
                              Quadrat-Centimetern, dasselbe Gesez Statt fand, indem der Coefficient
                              fuͤr Oeffnungen von 10 Centimetern relativ 0,611, 0,618 und 0,611,
                              fuͤr Oeffnungen von 5 Centimetern 0,618, 0,631, 0,623 betrug, und bei noch
                              kleineren Oeffnungen fortwaͤhrend bis zu 0,698 stieg.
                           Daß der mittlere Coëfficient fuͤr Wasser, welches uͤber Wehren
                              laͤuft, 0,400 ist: ein Coëfficient, der nur sehr wenig von jenem Bidone's abweicht.
                           Ich sehe mithin keinen Grund, der mich veranlaßte von den bereits angegebenen
                              Coëfficienten abzugehen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
