| Titel: | Beschreibung eines Kreuzstokes, durch welchen kein Wasser in die Zimmer dringen kann, und welchen Hr. J. F. A. Saintamand, Architect und Bauunternehmer zu Paris, erfand. | 
| Fundstelle: | Band 45, Jahrgang 1832, Nr. VIII., S. 44 | 
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                        VIII.
                        Beschreibung eines Kreuzstokes, durch welchen
                           kein Wasser in die Zimmer dringen kann, und welchen Hr. J. F. A. Saintamand, Architect und Bauunternehmer zu
                           Paris, erfand.
                        Aus dem Recueil industriel. Januar 1832, S.
                              44.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Saintamand, Beschreibung eines Kreuzstokes.
                        
                     
                        
                           Beschreibung. An dem einen Ende des Fensters sind in dem
                              Gesimse eine Rinne, welche zur Aufnahme des Wassers, das durch den Wind dahin
                              geworfen wird, bestimmt ist, und zwei kleine runde Loͤcher angebracht, durch
                              welche dieses Wasser senkrecht gegen diese Roͤhre entleert wird. Eine zweite
                              Fuge oder Rinne befindet sich unter dem Querstuͤke des Ekpfostens des
                              Fensterfluͤgels; diese dient zum Aufhalten des Wassers, welches in die Rinne
                              des Gesimses fiel. Unter dem Pfosten des Gefuͤges, durch welches der Spaniolettfluͤgel (batant-meneau) von dem Wolfsrachen (gueule de loup) getrennt wird, befinden sich sechs
                              andere geneigte und kreisfoͤrmige Rinnen, welche mit zwei bleiernen Rinnen,
                              durch die das Wasser nach Außen entleert wird, in Verbindung stehen. Diese Fugen und
                              Rinnen sind an jenen Fensterstoͤken noͤthig, die im Wolfsrachen oder
                              in der Nuß großen Spielraum haben.
                           Der Fensterstok ist mit einem Riegel mit einem Getriebe beschlagen, den man, um das
                              Fenster zu oͤffnen oder zu schließen, nur nach Rechts oder Links zu drehen
                              braucht.
                           Verbesserung. Durch die nachfolgende Beschreibung wird
                              nicht bloß Einiges, was vielleicht noch dunkel blieb, erlaͤutert, sondern
                              auch manche Verbesserung angegeben werden, die sich sowohl an neuen Fenstern, als
                              auch an alten anbringen laͤßt, und zwar ohne daß es noͤthig
                              waͤre die Fensterscheiben aus denselben auszunehmen.
                           Fig. 10 zeigt
                              beilaͤufig den oben beschriebenen Kreuzstok. Ich treibe unter dem Querholze
                              a die Rinne b, deren
                              Grund ausgerundet ist; diese Rinne, welche Regingo genannt wird, laͤuft nach
                              der ganzen Laͤnge des Querstuͤkes. Einen aͤhnlichen Regingo
                              bringe ich, wie man es schon vor mir that, in dem Wetterbrette an.
                           Nach der ganzen Laͤnge des Gesimses d lasse ich
                              eine Rinne e von 22 Millimeter Breite und 9 Millimeter
                              Tiefe laufen; ich bohre ferner in dieses Gesims in gewissen Entfernungen von
                              einander die geneigten Canaͤle f, welche
                              wenigstens zwei Linien im Durchmesser haben, und welche saͤmmtlich mit dem
                              unteren Theile der Rinne e in Verbindung stehen. Diese
                              leztere Rinne muß am Grunde eine schwache Neigung haben, damit das Wasser nicht in
                              derselben stillstehen kann, sondern schnell durch die Canaͤle f abfließe.
                           Ich habe mich spaͤter uͤberzeugt, daß es, um das Eindringen des Wassers
                              bei den Fenstern zu verhindern, nicht immer hinreicht, wenn man dieses Eindringen
                              von Unten unmoͤglich macht, indem das Wasser, wenn es mit großer Heftigkeit
                              gegen das Fenster geworfen wird, bei der Verbindung der Nuß mit dem Wolfsrachen
                              eindringt, da diese bei aller Genauigkeit nie so vollkommen gemacht werden kann, daß
                              keine Infiltration moͤglich ist. Das Wasser dringt ferner auch noch bei dem
                              halben Wolfsrachen ein, den man an der Seite der Pfeile zwischen dem Kreuzstoke und
                              dem Rahmen anbringt.
                           Allen diesen Nachheilen gelang es mir nun auf folgende Weise abzuhelfen.
                           
                           Fig. 11 ist
                              ein Profildurchschnitt des unteren linken Theiles eines Fensterfluͤgels,
                              welcher die Nuß traͤgt.
                           Fig. 12 ist
                              ein Profildurchschnitt des unteren rechten Theiles eines Fensterfluͤgels,
                              welcher den Wolfsrachen traͤgt.
                           Fig. 13 zeigt
                              die beiden Theile 11 und 12 vereinigt, und das Fenster geschlossen.
                           Das Gesims a ist wie jenes in Fig. 10 gebaut, nur ist
                              der Regingo des unteren Querstuͤkes weggelassen.
                           b ist eine geneigte Rinne, die der Rinne e in Fig. 10 aͤhnlich
                              ist.
                           c, d sind zwei Langenfurchen oder Rinnen, welche sowohl
                              an der Nuß als an dem Wolfsrachen die ganze Hoͤhe des Kreuzstokes entlang
                              laufen, und welche so gestellt sind, daß sie, wenn das Fenster geschlossen ist,
                              einander gegenuͤberstehen, und durch ihre Vereinigung zwei senkrechte
                              Roͤhren bilden.
                           e sind schiefe Rinnen oder Furchen, welche laͤngs
                              der Nuß und des Wolfsrachens in gewissen Entfernungen von einander angebracht sind,
                              und mit den Rinnen d und c
                              communiciren.
                           Bei dieser Einrichtung kann das Wasser, mit welcher Gewalt es auch gegen das Fenster
                              geschleudert werden mag, doch nie in das Zimmer eindringen; denn, so wie dasselbe
                              durch den Kreuzstok dringen will, begegnet es der Rinne c und fließt dann in der horizontalen Rinne b
                              herab, um bei dem Canale d abzufließen. Dringt das
                              Wasser noch weiter vorwaͤrts, und gelangt es bis zur Rinne d, so wird es in die schiefen Rinnen e zuruͤkgefuͤhrt, aus denen es gleichfalls
                              in die Rinne b und in die Canale d fließt.
                           Eine aͤhnliche Einrichtung treffe ich nach Umstaͤnden auch an den
                              halben Wolfsrachen, die man an der Seite der Tischbaͤnder anbringt. Man sieht
                              dieß in Fig.
                                 14, welche einen horizontalen Durchschnitt eines Kreuzstokes vorstellt,
                              und an welcher f die ganze Vorrichtung, die ich hier
                              nicht weiter zu beschreiben brauche, vorstellt.
                           Meine Erfindung laͤßt sich nicht bloß an neuen Fensterstoͤken, sondern,
                              wie schon oben gesagt worden, auch an alten anbringen. An solchen alten Fenstern
                              befindet sich das untere Querholz sowohl, als das Gesims, gewoͤhnlich schon
                              in einem schlechten Zustande; das Holz ist an beiden meistens schon halb gefault,
                              indem das Wasser, welches zwischen dem Querholze und dem Gesimse stehen bleibt, die
                              Zerstoͤrung herbeifuͤhrt.
                           Die Art und Weise, auf welche ich an solchen Fenstern verfahre, sieht man in Fig. 15,
                              welche einen senkrechten Durchschnitt eines Fensterstokes mit dem Gesimse darstellt.
                              Ich bilde in dem Gesimse den breiten Behaͤlter g
                              und die Kanaͤle h, gerade wie diese oben beschrieben wurden, und
                              entferne auf diese Weise das zerstoͤrte oder gefaulte Holz. Ich nehme ferner
                              unter dem Querholze drei Linien Holz weg, und bilde an demselben gegen die
                              aͤußere Seite des Gesimses zu eine schiefe Flaͤche, damit das Wasser
                              immer nach Außen geleitet wird. Zu lezterem Behufe bringe ich auch noch an dem
                              Gesimse ein Gefall an, wie der Buchstabe i in Fig. 15
                              zeigt.
                           Die in Fig. 15
                              dargestellte Methode laͤßt sich auch auf die vorhergehenden Figuren
                              anwenden.
                           Bei der in Fig.
                                 15 angegebenen Einrichtung koͤnnte Wind und Kaͤlte bei den
                              Oeffnungen h und k in das
                              Zimmer gelangen; um diesem Nachtheil abzuhelfen, bringe ich an dem Gesimse und vor
                              den Oeffnungen ein kleines Thuͤrchen aus Eisenblech l an, welches sich auf zwei spizigen, in dem Gesimse befestigten Bolzen
                              dreht. Diese Art von Klappe beeintraͤchtigt den Abfluß des Wassers nicht im
                              Geringsten, und wird durch den Wind sogar gegen die Oeffnung getrieben, so daß
                              mithin gewiß kein Windzug in das Zimmer gelangen kann.
                           Ich habe hier bloß beschrieben, auf welche Weise meine Erfindung an den
                              Fensterstoͤken mit Wolfsrachen angebracht werden kann; sie ist aber eben so
                              gut auch an Fenstern mit Falzen anwendbar, und zwar auf eine so einfache, und nach
                              dem oben Gesagten so deutliche Art, daß ich es fuͤr
                              uͤberfluͤssig halte, dieselbe hier durch eigene Figuren zu
                              versinnlichen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
