| Titel: | Ueber die elastische Kraft des Queksilberdampfes bei verschiedenen Temperaturen; von Hrn. Avogadro. | 
| Fundstelle: | Band 45, Jahrgang 1832, Nr. XLIV., S. 180 | 
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                        XLIV.
                        Ueber die elastische Kraft des Queksilberdampfes
                           bei verschiedenen Temperaturen; von Hrn. Avogadro.
                        Im Auszuge aus dem XXXVI. Bd.
                              der Abhandlungen der Turiner
                                 Akademie in den Annales de Chimie et de Physique April
                              1832Durch directe Post den 18. Julius erst empfangen. A. d. R. S. 369.
                        Avogadro, uͤber die elastische Kraft des Queksilberdampfes
                           bei verschiedenen Temperaturen.
                        
                     
                        
                           Man weiß durch die Versuche der HH. Dulong und Petit, daß das Queksilber unter dem
                              atmosphaͤrischen Druk bei 360° der hunderttheiligen Scale, am
                              Queksilberthermometer gemessen, oder bei 350° derselben Scale nach dem
                              Luftthermometer, der nach der Ausdehnung des Glases corrigirt ist, kocht; d.h. daß
                              bei dieser Temperatur die elastische Kraft oder das Maximum der Tension des Queksilberdampfes gleich
                              dem atmosphaͤrischen Druk ist oder, dem Druk, welcher eine
                              Queksilbersaͤule von ungefaͤhr 0,76 Meter ausuͤbt. Man hat aber
                              meines Wissens noch keine Untersuchungen uͤber den Gang angestellt, welchen
                              die elastische Kraft oder die Tension des Dampfes dieses fluͤssigen Metalles
                              bei anderen Temperaturen uͤber oder unter seinem Siedepunkte befolgt, wie man
                              sie fuͤr die elastische Kraft oder Tension des Dampfes des Wassers und
                              einiger anderen Fluͤssigkeiten unternommen hat. Eine solche Untersuchung muß
                              jedoch die Physiker theils an und fuͤr sich, theils deßwegen interessiren,
                              weil sie unsere Kenntnisse uͤber dieses so haͤufig bei unseren
                              Versuchen angewandte Metall ergaͤnzt, hauptsaͤchlich aber weil die
                              Resultate, welche man erhaͤlt, vielleicht im Vergleich mit denjenigen, die
                              man fuͤr die Tensionen der Daͤmpfe anderer Fluͤssigkeiten
                              gefunden hat, dazu dienen koͤnnen, unsere Theorie uͤber die
                              Verdampfung der Fluͤssigkeiten zu bestaͤttigen oder zu
                              berichtigen.
                           Die Abhandlung, woraus ich hier einen Auszug mittheile, hat zum Gegenstande, die
                              Resultate einiger Versuche, die ich in dieser Absicht anstellte, auseinanderzusezen,
                              so wie auch meine Bemuͤhungen, diese Resultate unter einander in
                              Uͤbereinstimmung zu bringen, indem ich darauf die verschiedenen entweder rein
                              empyrischen, oder zum Theil auf theoretische Ansichten gegruͤndeten Formeln
                              anwandte, wodurch man den Gang der Tensionen des Wasserdampfes und anderer
                              Daͤmpfe bei verschiedenen Temperaturen auszudruͤken versuchte.
                           Meine Versuche wurden bei Temperaturen angestellt, die unter dem Siedepunkte des
                              Queksilbers waren, aber demselben doch hinreichend nahe kamen, um mit einiger
                              Genauigkeit den Gang der Tensionen des Dampfes bestimmen zu koͤnnen. Ich
                              konnte bei dem Queksilber keineswegs das Verfahren anwenden, wornach Dalton die Tensionen des Wasserdampfes zwischen 0°
                              und 100° C. bestimmt hat, indem er naͤmlich untersuchte, um wie viel
                              der im oberen leeren Raume einer Barometerroͤhre gebildete Dampf, bei
                              verschiedenen Temperaturen die Queksilbersaͤule niederdruͤkt, welche
                              Anfangs durch den atmosphaͤrischen Druk auf 0,76 M. erhalten wurde; ich
                              haͤtte naͤmlich dem oberen Theil eines Barometers wenigstens eine
                              Temperatur zwischen 200° und 300° und noch dazu eine sehr
                              gleichfoͤrmige und bestimmte ertheilen und zu diesem Ende diesen Theil mit
                              einer Fluͤssigkeit umgeben muͤssen, welcher die Waͤrme
                              mitgetheilt worden waͤre, was beinahe unausfuͤhrbar ist. Ich erwog
                              aber, daß das barometrische Vacuum und die anfaͤngliche Hoͤhe der
                              Queksilbersaͤule zu 0,76 M. hier nur deßwegen noͤthig sind, damit der
                              Dampf sich bilden kann, sobald er anfaͤngt eine merkliche Tension zu besizen,
                              wozu fuͤr den
                              reinen und isolirten Dampf in der That die Abwesenheit jeder Pression, außer
                              derjenigen des Dampfes selbst, noͤthig ist. Anders verhaͤlt es sich
                              aber bekanntlich, wenn der Dampf irgend einer Fluͤssigkeit sich mit einer
                              permanenten Gasart und insbesondere mit der Luft vermischen kann; er bildet sich
                              dann, welchen Druk auch immer diese Luft oder Gasart ausuͤben mag, gerade so,
                              als wenn die Fluͤssigkeit nur dem Druk des Dampfes selbst ausgesezt
                              waͤre und uͤbt fuͤr sich allein einen Druk aus, gleich
                              demjenigen, dem er bei jeder Temperatur das Gleichgewicht halten wuͤrde, wenn
                              er sich im leeren Raume gebildet haͤtte. Nach diesem Princip ist es klar, daß
                              wenn man der Fluͤssigkeit, welche verdampfen muß, einen mit Luft
                              erfuͤllten Raum verschafft, der uͤber Queksilber eingeschlossen ist,
                              dessen Oberflaͤche mit einer Saͤule der naͤmlichen dem
                              atmosphaͤrischen Druk unterworfenen Fluͤssigkeit im Niveau ist, sich
                              Dampf bilden wird, der sich in dieser Luft verbreiten und mit derselben vermischen
                              muß, sobald die Temperatur hoch genug ist, um ihm eine merkliche Tension zu
                              ertheilen; diese Tension des Dampfes vergroͤßert aber alsdann die
                              Elasticitaͤt der Luft, welche anfaͤnglich dem atmosphaͤrischen
                              Druk das Gleichgewicht hielt, und wenn man dieser Luft gestattet sich auszudehnen,
                              indem man die Oberflaͤche des Queksilbers in dem Behaͤlter
                              niederdruͤkt und die Queksilbersaͤule in der Roͤhre, womit
                              lezterer communicirt, erhoͤht, so wird das Fallen einerseits und das
                              entsprechende Steigen andererseits nicht nur durch die Vergroͤßerung des
                              Luftvolumens in Folge der Temperaturerhoͤhung, sondern auch durch den Druk,
                              den der gebildete Dampf ausuͤbt, Statt finden; das Volumen, welches die Luft
                              allein bei gegebener Temperatur und Druk annehmen muß, ist aber bekannt, folglich
                              kann man daraus die Zunahme des Volumens und Drukes durch die Tension des Dampfes
                              ableiten, oder mit anderen Worten, diese Tension durch die Queksilbersaͤule,
                              der sie das Gleichgewicht haͤlt, messen.
                           Um nach diesem Princip die elastische Kraft des Queksilberdampfes bei verschiedenen
                              Temperaturen zu bestimmen, bediente ich mich eines Apparates, der aus einem
                              umgekehrten Glasheber bestand, dessen kuͤrzerer Schenkel sich in eine Kugel
                              endigte, der laͤngere aber an seinem oberen Ende offen war. Die
                              Kruͤmmung des Hebers unter der Kugel nebst ungefaͤhr zwei Drittel des
                              Hohlraumes der Kugel selbst, wird mit Queksilber angefuͤllt, das ziemlich auf
                              dieselbe Hoͤhe in dem offenen Schenkel steigt, so daß in dem oberen Theile
                              der Kugel Luft, beilaͤufig unter dem atmosphaͤrischen Druk,
                              eingeschlossen ist. Diese Luft kann sich durch die Temperaturerhoͤhung und
                              die Bildung des Dampfes hoͤchstens so weit ausdehnen, daß sie die Kugel fast
                              gaͤnzlich ausfuͤllt, indem sie die Oberflaͤche des Queksilbers niederdruͤkt,
                              ohne sich in der Roͤhre zu verbreiten. Sie ist folglich immer in
                              Beruͤhrung mit einer Queksilberflaͤche, gleich derjenigen des
                              horizontalen Durchschnittes der Kugel an der Stelle wo das Queksilber stehen bleibt,
                              und dieser Durchschnitt steht uͤberall in einem solchen Verhaͤltnisse
                              zu den Dimensionen des von der Luft eingenommenen Raumes, daß der Queksilberdampf
                              waͤhrend eines langsamen und allmaͤhlichen Erhizens leicht in diesen
                              ganzen Raum gelangen und sich mit der Luft bei der hoͤchsten jeder Temperatur
                              entsprechenden Tension vermischen kann, oder um mich eines allgemein
                              uͤblichen Ausdruks zu bedienen, daß sich diese Luft bei den verschiedenen
                              Temperaturen vollstaͤndig mit Dampf saͤttigen kann. Der Heber wird mit
                              einer messingenen Scale versehen, welche in Millimeter eingetheilt ist, die an dem
                              laͤngeren und offenen Schenkel verzeichnet sind, so daß man das Steigen des
                              Queksilbers in diesem Schenkel und folglich die Ausdehnung der in der Kugel
                              eingeschlossenen Luft, welche durch die Waͤrme und Dampfbildung verursacht
                              wurde, messen kann, vorausgesezt daß man weiß, welches Volumen die Luft
                              anfaͤnglich in der Roͤhre eingenommen haͤtte.
                           Um lezteres zu erfahren, stellte ich einen vorlaͤufigen Versuch an; ich
                              brachte naͤmlich meinen Apparat in siedendes Wasser; bei dieser Temperatur
                              ist bekanntlich die Tension des Queksilberdampfes noch nicht schaͤzbar. Aus
                              dem Steigen des Queksilbers in der Roͤhre konnte ich nun nach dem Geseze der
                              Ausdehnung der Luft und nachdem jede Correction fuͤr die Veraͤnderung
                              des Luftdrukes und fuͤr die Verlaͤngerung der Queksilbersaͤule
                              durch die Waͤrme, gemacht war, die Laͤnge berechnen, welche auf der
                              Roͤhre dem Volumen der Luft in der Kugel bei 0° und dem
                              anfaͤnglichen Zustande des Apparates entspricht. Dieses Volumen fand sich
                              uͤbrigens gerade so groß, als es eine annaͤhernde Berechnung nach den
                              relativen Dimensionen der Kugel und der Roͤhre ergab.
                           Die in der Kugel des Apparates uͤber dem Queksilber enthaltene Luft so wie die
                              Seitenwaͤnde der Kugel und der Roͤhre, wurden vollkommen ausgetroknet,
                              indem man die Roͤhre unter einer Gloke mit gebranntem Kalk lange genug offen
                              ließ, wie man zu verfahren pflegt, um den Punkt der hoͤchsten Trokenheit bei
                              den Hygrometern zu erhalten; das Queksilber wurde sodann sehr heiß hineingebracht,
                              ohne daß die Luft in der Roͤhre mit der aͤußeren Luft in
                              Beruͤhrung kam. Wendet man diese Vorsichtsmaßregel nicht an, so verdampft die
                              den Seitenwaͤnden der Kugel anhaͤngende Feuchtigkeit durch die Hize
                              des siedenden Wassers, man erhaͤlt daher nach dem Aufsteigen des Queksilbers
                              eine scheinbare Ausdehnung der Luft, die viel groͤßer ist als sie nach ihrem
                              anfaͤnglichen Volumen seyn muͤßte und in der Folge, wenn der Apparat
                              hoͤheren Temperaturen ausgesezt wird, findet man hinsichtlich des
                              Queksilberdampfes ganz falsche Resultate.
                           Um die hoͤheren Temperaturen zu erhalten und die entsprechenden Tensionen des
                              Queksilberdampfes zu bestimmen, tauchte ich den Apparat in ein Gefaͤß,
                              welches Olivenoͤhl enthielt, das bis uͤber die Kugel reichte; an der
                              Seite desselben befand sich ein bis uͤber 300°C. graduirtes
                              Thermometer; das Ganze wurde auch allmaͤhlich bis uͤber diese leztere
                              Temperatur erhizt und die Hoͤhe beobachtet, auf welcher das Queksilber des
                              Apparates an seiner messingenen Scale bei jeder Temperatur stand, die das
                              Thermometer nach und nach anzeigte. Als die Temperatur auf 300° gekommen war,
                              ließ man das Gefaͤß, welches das Olivenoͤhl enthielt und den ganzen
                              Apparat langsam abkuͤhlen und bemerkte neuerdings auf der Scale das
                              abnehmende Steigen des Queksilbers, welches den verschiedenen Temperaturen
                              entsprach, die das Thermometer bei diesem absteigenden Gange anzeigte. Die Fehler,
                              welche durch die Differenzen begangen werden konnten, die zwischen den Angaben des
                              Thermometers und der wahren Temperatur der Luft und des in dem Apparate jeden
                              Augenblik enthaltenen Dampfes Statt finden mochten, lagen bei dem Steigen und Fallen
                              offenbar in entgegengesezter Richtung und konnten daher großen Theils ausgeglichen
                              werden, indem ich von jedem Paar correspondirender Resultate das Mittel nahm.
                           Bei diesen Versuchen mußten die in der Kugel enthaltene und durch die Waͤrme
                              ausgedehnte Luft, und der Queksilberdampf, welcher sich allmaͤhlich damit
                              vermischte, das Queksilber in dem offenen Schenkel um so viel in die Hoͤhe
                              treiben, als das anfaͤngliche Luftvolumen sich ausgedehnt hatte. Um diese
                              Beobachtungen zu unserem Zwek zu benuzen, hatte man von dem beobachteten Steigen
                              oder Zunehmen des Volumens, die Zunahme abzuziehen, welche von der Ausdehnung
                              herruͤhrte, die die Luft allein bei der Temperatur und dem Druk, die in dem
                              Apparat bei jeder Beobachtung Statt fanden, erlitt. Uebrigens war noch eine
                              Correction zu machen fuͤr die Verlaͤngerung der
                              Queksilbersaͤule selbst durch die Waͤrme, welche allein schon,
                              abgesehen von dem Druk des Queksilbers in der Kugel, in dem offenen Schenkel ein
                              kleines Steigen desselben hervorbringen mußte, und eine andere Correction
                              fuͤr den allmaͤhlich zunehmenden Druk, welchem das in der Kugel
                              enthaltene Gemenge von Luft und Dampf in dem Maße, als das Queksilber in dem
                              laͤngeren Schenkel stieg, ausgesezt war. Dieser Druk ergab sich aus der
                              beobachteten Hoͤhe des Queksilbers uͤber dem anfaͤnglichen
                              Niveau, wobei ebenfalls das geringe Sinken des Queksilbers in der Kugel
                              beruͤksichtigt wurde, das sich annaͤhernd schaͤzen ließ; man
                              mußte nur die Queksilbersaͤule, welche diesem Druck entsprach und selbst ziemlich
                              nahe die wirkliche Temperatur des Apparates besaß, auf ihre Hoͤhe bei
                              0° Temperatur zuruͤkfuͤhren.
                           In meiner Abhandlung sind diese Berechnungen und Correctionen, wie sie nach den
                              Dimensionen meines Apparates und den Umstaͤnden, unter welchen ich operirte,
                              angestellt werden mußten, im Detail angegeben. Ich will hier nur die definitive
                              Formel mittheilen, wonach alle Versuche berechnet worden sind.
                           Es sey L das Volumen der mit Dampf gemischten Luft bei
                              jeder Temperatur, nach der Beobachtung, in Millimetern der Laͤngs der
                              Roͤhre ausgedruͤckt, naͤmlich die Summe von dem
                              anfaͤnglichen Volumen der Luft, in denselben Theilen ausgedruͤkt, und
                              der beobachteten Hoͤhe des Queksilbers in der Roͤhre, corrigirt nach
                              der Ausdehnung der Queksilbersaͤule durch die Waͤrme; l die Laͤnge, welche die Luft allein bei der
                              Temperatur der Beobachtung und unter dem Druk, der durch das Steigen des Queksilbers
                              in dem Apparate verursacht wird, nach den Gesezen von Gay-Lussac und Mariotte haͤtte
                              einnehmen muͤssen; die Differenz L – l zwischen diesen beiden Groͤßen, wird die Menge
                              des gebildeten Dampfes seyn, durch die Laͤnge ausgedruͤkt, welche sein
                              Volumen in der Roͤhre unter dem gemeinschaftlichen Totaldruk einnehmen
                              wuͤrde, wenn er isolirt unter diesem Druk bestehen koͤnnte. Nun hat
                              man folgende Proportion: die ganze Laͤnge L,
                              welche das Gemenge von Luft und Dampf einnimmt, verhaͤlt sich zur
                              Laͤnge L – I, die der Dampf fuͤr
                              sich allein unter demselben Totaldruk einnimmt, wie der Gesammtdruk, den wir mit P bezeichnen, zu demjenigen Theile des Druks, welchem
                              dieselbe Dampfmenge wirklich unterworfen ist, wenn sie in dem ganzen Volumen des
                              Gemenges verbreitet ist, das heißt zur wirklichen Tension des Queksilberdampfes,
                              indem wir annehmen, daß das Queksilber auf dem Maximum der Tension fuͤr die
                              Temperatur, bei der die Beobachtung gemacht wird, ist. Nennt man naͤmlich T diese gesuchte Tension, so hat man L : L – l : : P : T, woraus sich ergibt
                              T = P(L – l)/L = P (1 – l/L) welcher Formel alle Groͤßen des
                              zweiten Gliedes nach dem Vorhergehenden bekannt sind. Man waͤre
                              uͤbrigens auf dasselbe Resultat gekommen, wenn man unmittelbar den gesammten
                              und theilweisen Druk berechnet haͤtte, dem die Luft und der in dem
                              Gesammtvolumen des Gemenges zerstreute Dampf unterworfen ist. Diese Formel
                              gruͤndet sich auf die Annahme, daß fuͤr den Queksilberdampf das
                              Mariottische Gesez gilt; es ist moͤglich, daß dieses Gesez nicht fuͤr
                              die Temperaturen und den Druk des Dampfes gilt, welche denjenigen, wobei er sich zu
                              einer Fluͤssigkeit verdichtet, sehr nahe kommen; wir haben aber bis jezt noch
                              keine Daten, um die kleinen Fehler zu corrigiren, die dieser Umstand veranlassen
                              koͤnnte.
                           Als ich diese Berechnungen auf die unmittelbaren Resultate meiner Versuche anwandte,
                              die in meiner Abhandlung angegeben sind, fand ich folgende Zahlen fuͤr die
                              Tensionen des Queksilberdampfes, welche den verschiedenen Temperaturen zwischen
                              230° und 290° von 10 zu 10 Grad entsprechen; die Tensionen sind in
                              Queksilbermillimetern, auf 0° Temperatur reducirt, ausgedruͤkt:
                           Temperaturen
                           230° C.    240°   
                              250°    260°    270°
                                 280°    290°
                           Tensionen des Queksilberdampfes,
                           58,01 Millimet. 80,02 105,88 133,62 165,22 207,59 252,51. Fuͤr die Temperatur
                              von 300° ergab sich bei meinen Versuchen die Tension des Dampfes zu 309,40
                              Millim.; dieses Resultat ist aber mit den anderen nicht ganz vergleichbar, weil es
                              nicht wie diese das Mittel aus zwei Beobachtungen, einer beim Steigen, und einer
                              beim Fallen ist.
                           Ich stellte auch Beobachtungen bei Temperaturen unter 230° an,
                              uͤberzeugte mich aber, daß die Tension dabei zu gering wurde, als daß man bei
                              dem wachsenden Einfluß der Beobachtungsfehler auf eine gewisse Genauigkeit der
                              Resultate hatte zaͤhlen koͤnnen.
                           Nachdem ich nun durch Versuche die Kraft des Queksilberdampfes bei ziemlich hohen und
                              von einander entfernten Temperaturen bestimmt hatte, suchte ich vorerst ihren Gang
                              durch eine empyrische Formel auszudruͤken, wodurch man wenigstens
                              naͤherungsweise die Tension dieses Dampfes fuͤr andere Temperaturen,
                              als diejenigen wobei die Beobachtungen angestellt wurden, und fuͤr den ganzen
                              Zwischenraum von der Temperatur wobei diese Tension merklich zu werden
                              anfaͤngt, bis zu dem Siedepunkte des Queksilbers, wo sie gleich dem
                              gewoͤhnlichen atmosphaͤrischen Druk wird, bestimmen kann.
                           Zuerst versuchte ich eine Formel, die man sehr geeignet fand, um den Gang der
                              Tensionen des Wasserdampfes bei großen Temperaturunterschieden auszudruͤken,
                              naͤmlich e = (1 + at)m. In dieser Formel bezeichnet
                              e die Tension oder elastische Kraft des Dampfes auf
                              dem Maximum, den Druk einer Atmosphaͤre oder von 0,76 M. Queksilber zur
                              Einheit genommen; t die Temperatur, welcher diese Kraft
                              entspricht, vom Siedepunkte der Fluͤssigkeit an gerechnet; und a ist ein Coefficient, welcher wie der Exponent m durch Beobachtungen bestimmt seyn muß. Diese Formel
                              genuͤgt uͤbrigens schon wegen ihrer Form der notwendigen Bedingung,
                              daß e = 1, d.h. gleich dem atmosphaͤrischen Druk
                              fuͤr den Siedepunkt der Fluͤssigkeit ist, denn man hat e = 1, wenn t = 0, was auch
                              immer der Werth von a und m
                              seyn mag.
                           Fuͤr den Queksilberdampf findet man, wenn a und
                              m in dieser Formel nach den beiden hoͤchsten
                              Tensionen fuͤr die Temperaturen 230° und 290° bestimmt werden
                              und als Einheit der Temperaturen eine ganze Scale von 100 Graden angenommen wird,
                              m = 2,875, a = 0,4548,
                              so daß die Formel wird e = (1 + 0,4548. t)²,⁸⁷⁵. Berechnet man nach dieser Formel die Tensionen des
                              Dampfes fuͤr Temperaturen, worauf sich meine Beobachtungen beziehen, so
                              findet man in der That fuͤr die Temperaturen 230° und 290° die
                              beobachteten Tensionen und fuͤr die dazwischenliegenden Temperaturen
                              Resultate, welche sehr wenig von den beobachteten abweichen, so daß die angegebene
                              Formel als ein meinen saͤmmtlichen Beobachtungen sehr nahe kommender Ausdruk
                              betrachtet werden kann.
                           Wegen eines Umstandes kann jedoch diese Formel nicht als der wahre Ausdruk des
                              Gesezes der Tensionen des Queksilberdampfes betrachtet und besonders nicht auf
                              Beobachtungen angewandt werden, welche Temperaturen entsprechen, die weit unter
                              derjenigen liegen, wobei obige Versuche anfangen. Bekanntlich verbreitet das
                              Queksilber selbst bei der gewoͤhnlichen Temperatur der Luft Daͤmpfe,
                              welche sich durch ihre Wirkungen auf die thierische Oekonomie, durch ihre chemische
                              Einwirkung auf die Metalle etc. zu erkennen geben; und nach den Versuchen des Hrn.
                              Faraday hat diese Verdampfung erst gegen die
                              Temperatur des schmelzenden Eises hin ihre Graͤnze. Obgleich nun die Tension
                              des Queksilberdampfes bei diesen Temperaturen und selbst bei der Temperatur des
                              siedenden Wassers zu gering ist, als daß man sie in Queksilbersaͤulen, die
                              sich beobachten ließen, schaͤzen koͤnnte, so muͤßte doch eine
                              genaue und wenigstens innerhalb ziemlich entfernter Temperaturen dem Naturgeseze
                              selbst entsprechende Formel, erst bei der angegebenen Graͤnze eine absolut
                              abwesende Tension anzeigen. Diesem genuͤgt aber unsere Formel e = (1 + 0,4548. t)²,⁸⁷⁵
                              nicht; denn nach dieser Formel wuͤrde die Tension des Dampfes Null, wenn t = – 1/0,4548 = – 2,2, d.h. 220°
                              unter dem Siedepunkte des Queksilbers oder 140 Grad uͤber der Temperatur des
                              schmelzenden Eises ist. Folglich ergeben unsere Beobachtungen fuͤr die
                              Thermometerscale, welche sie umfassen, in Bezug auf die Temperaturen einen viel
                              schnelleren Gang der Tensionen als ihn obige Formel zulaͤßt, wenn man sie mit
                              Faraday's Beobachtung in Uebereinstimmung bringen
                              wollte; dieser Fehler der Formel wuͤrde noch groͤßer werden, wenn man
                              die Tensionen auf die Temperaturen beziehen wollte, welche von dem Luftthermometer,
                              der nach der Ausdehnung des Glases corrigirt ist, angezeigt werden, anstatt daß meine Beobachtungen sich
                              auf das gewoͤhnliche Queksilberthermometer beziehen, weil bei hohen
                              Temperaturen das Queksilberthermometer dem Luftthermometer vorschreitet oder
                              schneller geht als lezteres.
                           Uebrigens darf man sich nicht wundern, daß diese Formel nicht hinreicht, um den Gang
                              der Tensionen des Queksilberdampfes nach der ganzen Scale vom Schmelzpunkte des
                              Eises bis zum Siedepunkte des Queksilbers auszubruͤten; denn da sie nur zwei
                              willkuͤrliche constante Groͤßen enthaͤlt, die durch
                              Beobachtungen zu bestimmen sind, so muß ihre Anwendung als empyrische Formel
                              nothwendiger Weise auf ein gewisses Temperatur-Intervall beschraͤnkt
                              seyn, und man kann den Vortheil, welchen sie hinsichtlich des Gesezes der Tensionen
                              des Wasserdampfes besizt, als zufaͤllig betrachten.
                           Ich suchte daher meine Resultate uͤber die Tensionen des Queksilberdampfes
                              durch eine andere Formel auszubruͤten, in welche man so viele constante
                              Groͤßen bringen kann, als man fuͤr noͤthig erachtet, um mit
                              hinreichender Genauigkeit alle bekannten Beobachtungen zu repraͤsentiren. Es
                              ist dieselbe, welche La Place in seiner Mécanique celeste Anfangs anwendete, um Dalton's Beobachtungen uͤber die Tensionen des
                              Wasserdampfes auszudruͤken, und welche Hr. Biot
                              sodann in seinem Traité de Physique mit drei
                              Gliedern angewendet hat, die er fuͤr noͤthig hielt, um genauer den
                              Gang dieser Tensionen zwischen 0° Und 100° auszudruͤken. Wenn
                              man mit A die Tension bezeichnet, die bei dem
                              Siedepunkte der Fluͤssigkeit Statt findet, also dem atmosphaͤrischen
                              Druk entspricht, so ist diese Formel
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 45, S. 188
                              
                           oder log. e = log. A + (t + βt²
                                 +γt³ + etc) log. α, oder
                              einfach log. e = log. A + at +bt² + ct³ +
                                 etc. worin e die Tensionen bezeichnet, welche
                              den Temperaturen t, die vom Siedepunkte der
                              Fluͤssigkeit an gezaͤhlt sind, entsprechen, und a, b, c, etc., constante Coëfficienten, die durch Beobachtungen zu
                              bestimmen sind. Ich habe mich, wie Hr. Biot bei der
                              Anwendung dieser Formel auf die drei ersten Potenzen von t beschraͤnkt, und indem ich die drei constanten Groͤßen
                              bloß durch meine Beobachtungen bestimmte, fand ich daß die Formel, welche sich
                              daraus fuͤr die Tensionen des Queksilberdampfes ergab, ebenfalls nicht mit
                              Faraday's Beobachtung uͤbereinstimmte. Ich
                              will hier einige Details uͤber diese Berechnung mittheilen.
                           Ich nehme auch hier eine ganze Atmosphaͤre von 0,76 M. oder die Tension beim
                              Siedepunkte des Queksilbers, zur Einheit der Tensionen und eine ganze
                              Thermometerscale von 100° zur Einheit der vom Siedepunkte an
                              gezaͤhlten Temperaturen; um aber die Veraͤnderung des Zeichens nach den verschiedenen
                              Potenzen von t zu vermeiden, nehme ich die t positiv beim Fallen. So wird die allgemeine Formel,
                              weil log. 1 = 0, ganz einfach log. e = at + bt² + ct³. Meine sieben Beobachtungen zwischen
                              230° und 290° wuͤrden sieben Gleichungen von dieser Gestalt
                              liefern, welche man streng genommen nach der Methode der kleinsten Quadrate
                              verbinden muͤßte, um die wahrscheinlichsten Werthe der Coëfficienten
                              der Formel nach allen Beobachtungen zusammengenommen zu erhalten; ich
                              begnuͤge mich aber zur Bestimmung der drei constanten Groͤßen, die
                              zwei aͤußersten Beobachtungen, welche 230° und 290°
                              entsprechen, und diejenige fuͤr die Zwischentemperatur 260°,
                              anzuwenden. Durch die Verbindung der drei Gleichungen, welche diese Beobachtungen
                              mir liefern, finde ich mittelst der Logarithmentafeln a
                              = – 0,64637; b = + 0,075956; c = – 0,18452. Daraus ergibt sich die Formel:
                           Log. e = – 0,64637. t
                              + 0,075956. t² – 0,18452. t³.
                           Berechnet man zuerst nach dieser Formel die Werthe von e,
                              oder die Tensionen des Queksilberdampfes fuͤr alle Temperaturen, worauf sich
                              meine Beobachtungen beziehen und reducirt sie auf Queksilber-Millimeter, so
                              findet man Resultate, welche von den beobachteten nur um einen oder zwei Millimeter
                              abweichen; diese Abweichung kann man den zufaͤlligen
                              Unregelmaͤßigkeiten zuschreiben, die von den unvermeidlichen
                              Beobachtungsfehlern herruͤhren.
                           Man wird sodann bemerken, daß meine Formel ihrer Natur nach fuͤr keine
                              Temperatur eine absolute Abwesenheit von Dampf ergeben kann. Sie zeigt eben so
                              wenig, nach den Zeichen und Werthen ihrer Coëfficienten, ein Minimum
                              fuͤr die Tension an; denn zur Bestimmung dieses Minimums, wenn ein solches
                              Statt finden sollte, haͤtte man die Gleichung – 0,64637 + 0,07596.
                              2t – 0,18452. 3t² = 0, welche fuͤr t einen
                              imaginaͤren Werth gibt. Die Tensionen des Queksilberdampfes muͤssen
                              also nach dieser Formel mit der Temperaturerniedrigung immer mehr abnehmen und ganz
                              unmerklich werden, ohne jemals mathematisch Null zu seyn. Sucht man z.B. nach dieser
                              Formel die Tension des Queksilberdampfes bei der Temperatur des schmelzenden Eises,
                              so findet man e = 0,00000000011208 Atmosph. =
                              0,00000008518 Millim., eine Tension, die man als physisch null betrachten kann, weil
                              sie noch nicht den Zehn-Millionsten Theil eines Queksilber-Millimeters
                              erreicht.
                           Faraday's Beobachtung, daß das Queksilber gegen die
                              Temperatur des schmelzenden Eises hin aufhoͤrt, Daͤmpfe zu verbreiten,
                              steht mit diesem Resultate keineswegs in Widerspruch; denn es ist nicht
                              wahrscheinlich, daß man durch die Wirkung des Queksilberdampfes auf die Metalle seine Gegenwart
                              bis auf diese Temperatur herab, wo er so außerordentlich verduͤnnt ist,
                              darzuthun im Stande ist. Uebrigens kann man auch annehmen, daß die von Hrn. Faraday gefundene Graͤnze, wenn man sie als
                              absolut betrachten will, irgend einer physischen Ursache zugeschrieben werden muß,
                              die von dem Geseze der Tensionen des Dampfes unabhaͤngig ist und bei
                              niedriger Temperatur geradezu den Dampf verhindert sich zu bilden, und ihm so selbst
                              die geringe Tension benimmt, welche nach dem stetigen Geseze der Tensionen bei dem
                              einmal gebildeten Dampfe noch haͤtte Statt finden koͤnnen.
                           Sucht man nach unserer Formel auch noch die Tension des Queksilberdampfes bei
                              100° oder der Siedhize des Wassers, so findet man e = 0,00003889 Atmosph. = 0,02944 Millim., d.h. unter drei
                              Hundertel-Millimeter; diese Tension kann man als unmerklich bei allen
                              Versuchen, die man uͤber die Kraft des Dampfes anstellen duͤrfte,
                              betrachten, was auch allgemein fuͤr den Queksilberdampf bei dieser Temperatur
                              angenommen wird.
                           Obgleich meine Formel rein empyrisch ist, so ist sie doch geeignet, um nicht nur alle
                              beobachteten Tensionen des Queksilberdampfes von 230° bis 360°, dem
                              Siedepunkte dieses Metalles, auszudruͤken, sondern auch alle bekannten
                              Beobachtungen uͤber die Existenz und schaͤdlichen Wirkungen dieses
                              Dampfes bei niedrigeren Temperaturen bis auf die Temperatur des schmelzenden Eises
                              zu erklaͤren. Ich glaubte mich daher derselben auch bedienen zu
                              koͤnnen, um nach der Gewohnheit der Physiker eine Tabelle der Tensionen des
                              Queksilberdampfes von 10 zu 10 Temperaturgraden zu berechnen, naͤmlich von
                              100°, uͤber welche hinaus die Tension anfaͤngt etwas merkliche
                              Bruchtheile von Queksilber-Millimetern darzubieten, bis auf 360°, dem
                              Siedepunkte dieses Metalles. Diese Tabelle, welche am Schluß dieses Auszuges folgt,
                              kann als das Endresultat aller meiner Beobachtungen angesehen werden. Wahrscheinlich
                              wird man nach der Tension des Queksilberdampfes bei Temperaturen, wo sie
                              anfaͤngt merklich zu werden, gewisse in anderer Absicht angestellte Versuche
                              berichtigen koͤnnen, wobei man diese Tension vernachlaͤssigt hat, weil
                              man sie nicht kannte. Uebrigens wird man sich ohne Zweifel auf die Angaben dieser
                              Tabelle bis auf einige Millimeter verlassen koͤnnen; ich habe noch die
                              Hunderttheile der Millimeter beigefuͤgt, so wie sie die nach meinen
                              Beobachtungen berechnete Formel ergab.
                           In der Tabelle sind die Temperaturen in Centesimalgraden ausgedruͤkt,
                              waͤhrend ich in obiger Formel als Temperatur-Einheit eine ganze Scale
                              von 100° annahm; wenn man wollte, daß sich die Formel ebenfalls auf die Grade
                              bezieht, so muͤßte man ihr die Form 
                              log. e = – 0,0064637. t + 0,0000075956. t² –
                              0,00000018452 t⁵ geben; diese Grade waͤren
                              uͤbrigens immer vom Siedepunkte des Queksilbers 360°, abwaͤrts
                              gezaͤhlt, das heißt so, wie man sie erhaͤlt, wenn man von 360°
                              die Grade abzieht, welche von 0° an gezaͤhlt sind, wie in der Tabelle.
                              Außerdem enthaͤlt eine Spalte der Tabelle die Tensionen, wobei eine ganze
                              Atmosphaͤre von 760 Millim. oder 0,76 Met. zur Einheit genommen ist, wie bei
                              obiger Formel; und eine andere diese Tensionen auf Queksilber-Millimeter
                              reducirt. Wenn die Formel unmittelbar die Zahlen dieser lezteren Spalte
                              ausdruͤken sollte, muͤßte man nur ihrem zweiten Glied log. 760 beifuͤgen; und wollte man zur Einheit
                              der Tensionen anstatt des Millimeters den Meter selbst nehmen, so muͤßte man
                              statt jenes Logarithmus den log. 0,76 sezen.
                           Ich will hier bemerken, daß wenn man das Maximum der Tension des Queksilberdampfes
                              fuͤr die verschiedenen Temperaturen kennt, sich daraus leicht die Dichtigkeit
                              berechnen laͤßt, welche dieser Dampf haben wird, indem man zur Einheit die
                              Dichtigkeit der Luft bei 0° und 0,76 Met. Druk annimmt, vorausgesezt daß man
                              die Dichtigkeit kennt, welche dem Queksilberdampf zukommt, wenn diejenige der Luft
                              bei gleicher Temperatur und Druk zur Einheit genommen
                              wird. Nimmt man z.B. an, daß die Dichtigkeit des Queksilberdampfes ungefaͤhr
                              7 ist, was aus den Versuchen des Hrn. Dumas hervorgeht,
                              so findet man, daß die Dichtigkeit bei dem Maximum der Tension bei 100° C.,
                              wo, nach unserer Tabelle, diese Tension 0,03 Millimet. betraͤgt,
                              beilaͤufig 0,0002 seyn wuͤrde; das heißt, daß die Dichtigkeit des
                              Queksilberdampfes in einer Luft, die mit diesem Dampf bei 100° Temperatur
                              gesaͤttigt ist, 0,0002 der Dichtigkeit der Luft bei 0° und 0,76 M.
                              Druk seyn wuͤrde; und da ein Liter oder Kubikdecimeter Luft unter diesen
                              Umstaͤnden 1,3 Gramm wiegt, so waͤren alsdann in dem Raume eines
                              Kubikdecimeters 0,00026 Gr. oder ungefaͤhr ein Viertel Milligramm
                              Queksilberdampf. Stellt man aͤhnliche Berechnungen fuͤr Temperaturen
                              unter 100° an, zum Beispiel fuͤr 20° oder 15°, so
                              erhaͤlt man gewisser Maßen einen Maßstab fuͤr die Gefahr, womit das
                              Einathmen einer Luft verbunden ist, welche dem Queksilberdampfe unter
                              Umstaͤnden ausgesezt ist, wo dieser Dampf darin auf eine seinem Maximum mehr
                              oder weniger nahe kommende Tension steigen kann.
                           Die verschiedenen Gestalten, die wir oben unserer Formel fuͤr die Tensionen
                              des Queksilberdampfes gegeben haben, beziehen sich alle auf die Temperaturen, die
                              das gewoͤhnliche Queksilber-Thermometer anzeigt; man kann sie aber
                              auch so abaͤndern, daß sie sich auf die Temperaturen bezieht, welche das nach der Ausdehnung des
                              Glases corrigirte Luft-Thermometer anzeigt. Es handelt sich in diesem Falle
                              nur darum, zuerst aus eine annaͤhernde Weise die Angaben des
                              Queksilber-Thermometers in einer Function der ihnen entsprechenden des
                              Luft-Thermometers auszudruͤken. Dieser Ausdruk laͤßt sich aus
                              den Versuchen von Dulong und Petit uͤber den gegenseitigen Gang der beiden Thermometer ableiten.
                              Ich finde, daß wenn man mit t die Grade des
                              Queksilber-Thermometers bezeichnet, und mit τ die ihnen entsprechenden des Luft-Thermometers, beide vom
                              Schmelzpunkte des Eises an gezaͤhlt, sich ergibt t = 0,9885714.τ + 0,000114286 τ²; und wenn man die
                              Grade t und τ vom
                              Siedepunkte des Queksilbers angefangen zaͤhlt, t
                              = 1,0685714. τ –
                              0,0001142856.τ², oder wenn man zur Einheit sowohl von t als von τ eine
                              ganze Scale von 100 Graden nimmt, t = 1,0685714.τ
                              – 0,01142856 τ². Substituirt man diesen Werth von t in der Formel log. e =
                              – 0,64637. t + 0,075956. t² – 0,18452. t³, so wird
                              sie, wenn man die Potenzen von τ, welche uͤber die dritte hinausgehen,
                              weglaͤßt, log. e = – 0,69069. τ + 0,094117. τ² – 0,22700.
                              τ³. Nach dieser Formel koͤnnte man eine Tabelle uͤber
                              die Tensionen des Queksilberdampfes in Bezug auf die Temperaturen des
                              Luft-Thermometers berechnen.
                           Die Resultate, welche wir fuͤr den Gang der Tensionen des Queksilberdampfes
                              gefunden haben, lassen sich nun zur Pruͤfung einiger theoretischen Ansichten
                              und Formeln benuzen, die man uͤber den Gang der Tensionen der Daͤmpfe
                              im Allgemeinen aufgestellt und auf den Dampf des Wassers und einiger anderen
                              Fluͤssigkeiten angewendet hat; denn wenn die Principien, worauf diese Formeln
                              beruhen, auch fuͤr das Queksilber, welches vom Wasser und den anderen
                              Fluͤssigkeiten so sehr verschieden ist, gelten, so erhalten sie dadurch eine
                              hinreichende Bestaͤtigung; im entgegengesezten Falle aber muͤßte man
                              es als rein zufaͤllig betrachten, daß der Gang der Tensionen bei den
                              Daͤmpfen der uͤbrigen Fluͤssigkeiten mit diesen Principien
                              uͤbereinstimmte.
                           Offenbar stimmen die Tensionen des Queksilberdampfes ganz und gar nicht mit dem
                              Princip uͤberein, welches Dalton fruͤher
                              aufgestellt hat, daß naͤmlich die Tension der Daͤmpfe verschiedener
                              Fluͤssigkeiten auf dem Maximum, eine und dieselbe ist bei Temperaturen, die
                              gleichweit von ihrem respectiven Siedepunkte unter dem atmosphaͤrischen Druk
                              entfernt sind; denn wenn man den Gang der Tensionen des Queksilberdampfes mit dem
                              des Wasserdampfes vergleicht, so muͤßte die Tension des Queksilberdampfes
                              nach diesem Gesez, zum Beispiel, bei einer Temperatur von 260° C. oder bei
                              100° unter dem Siedepunkte des Queksilbers nur 4 oder 5 Millimeter betragen,
                              waͤhrend sie nach meinen Versuchen ungefaͤhr 130 Millimeter
                              betraͤgt. Uebrigens ist die Unrichtigkeit dieses von Dalton aufgestellten Princips auch schon bei anderen
                              Fluͤssigkeiten, die noch fluͤchtiger als das Wasser sind, beobachtet
                              und dasselbe, wie es scheint, bereits von Dalton selbst
                              verworfen worden.
                           Hr. August in Berlin hat in Poggendorffs Annalen der Physik und Chemie, 1828 Nr. 5, und eben so Hr. Roche, Professor zu
                              Toulon, in einer Abhandlung, welche der Pariser Akademie in demselben Jahre
                              uͤbergeben wurde, fuͤr den Gang der Tensionen des Wasserdampfes
                              Formeln angegeben, die sich wenigstens zum Theil auf theoretische Ansichten
                              gruͤndeten, und die, obgleich scheinbar verschieden, doch wirklich identisch
                              sind, was ich in meiner Abhandlung gezeigt habe. Diese Formeln kommen in der
                              Hauptsache auf die Function log. e = At/(B + t) zuruͤk, worin e
                              die Tension des Dampfes bezeichnet, t die
                              Temperaturgrade, vom Siedepunkte der Fluͤssigkeit an gezaͤhlt, und A, B zwei constante, durch Versuche zu bestimmende
                              Groͤßen sind. Die HH. August und Roche haben aber die Constante B durch die theoretische Annahme bestimmt, daß die Kraft des Dampfes e Null werden muß, bei – 266 2/3°, welche
                              Temperatur bekanntlich als der absolute Nullpunkt betrachtet wird; das heißt, wenn
                              man mit Ω die Anzahl der Grade bezeichnet, um
                              welche dieser absolute Nullpunkt unter dem Siedepunkte der Fluͤssigkeit
                              liegt, so muß man haben e = 0 fuͤr t = – Ω, was, um B zu bestimmen, die Gleichung gibt: log. e =
                              – ∀ Ω/(B – Ω) =
                              – &z0014;, woraus folgt B – Ω = 0, oder B =
                              Ω. Dadurch wird die Formel log. e = A. t/(Ω + t), worin
                              man den Coëfficient A nur noch durch eine einzige
                              Beobachtung zu bestimmen hat. Die Function, welche dieser Formel zur Basis dient,
                              koͤnnte, wenn man von der Bestimmung von B
                              abstrahirt, noch als willkuͤrlich betrachtet werden; sie zeigte sich jedoch
                              sehr geeignet, um den Gang der Tensionen des Wasserdampfes auszubruͤten. Wir
                              wollen nun diese Formel durch Anwendung derselben auf den Queksilberdampf
                              pruͤfen. Fuͤr diesen Dampf hat man, wenn man t in Centesimalgraden ausdruͤkt, die vom Siedepunkte an
                              gezaͤhlt werden, positiv uͤber und negativ unter demselben, Ω = 360 + 266,67 = 626,67. Bestimmen wir die
                              Constante A durch unsere Beobachtung fuͤr die
                              Temperatur von 260°, naͤmlich 100° unter dem Siedepunkte des
                              Queksilbers, oder fuͤr t = 100, indem wir eine
                              ganze Atmosphaͤre zur Einheit der Tensionen nehmen, so finden wir A = 3,976, und die Formel wird so log.
                                 e = 3,976.t/(626,67 + t); unter den Logarithmen sind immer die in den Tabellen verstanden. Wenn
                              diese Formel, so wie wir sie nun nach unserer Beobachtung fuͤr eine
                              Temperatur, die zwischen unseren aͤußersten Beobachtungen in der Mitte liegt,
                              bestimmt haben, genau ist, so muß sie diesen aͤußersten Beobachtungen,
                              naͤmlich fuͤr 230° und 290° ziemlich Genuͤge
                              leisten. Nun finde ich, daß sie fuͤr die erste dieser Temperaturen e = 0,091056 Atmosph. = 69,20 Millim. gibt,
                              waͤhrend die Beobachtung 58,01 Millim. gab, und daß sie bei 290°, e = 0,31625 Atmosph. = 240,35 Millim. gibt,
                              waͤhrend die Beobachtung 252,51 Millim. ergab. Man sieht also, daß die Formel
                              mit dem nach der Beobachtung fuͤr 260° bestimmten Coëfficient,
                              fuͤr niedrigere Temperaturen als jene, groͤßere Tensionen als die
                              beobachteten und fuͤr hoͤhere Temperaturen kleinere als die
                              beobachteten gibt; naͤmlich: sie ergibt fuͤr die Tensionen des
                              Queksilberdampfes in dem Zwischenraum, auf welchen sich meine Beobachtungen
                              ausdehnen, einen schnelleren Gang in Bezug auf die Temperaturzunahme als die
                              Beobachtungen anzeigen; und man sieht leicht, daß diese Abweichungen noch viel
                              betraͤchtlicher ausfielen, wenn man die Tensionen auf die von dem
                              Luft-Thermometer angegebenen Temperaturen beziehen wuͤrde. Diese Probe
                              ist also den Principien, auf welche Hr. Roche seine
                              Formel gruͤnden zu koͤnnen glaubte, keineswegs guͤnstig, und
                              wahrscheinlich hat sie in der That vor jeder anderen Formel, die die fraglichen
                              Tensionen auf eine empyrische Weise bezeichnet und wie sie nur eine einzige
                              constante, durch Beobachtungen zu bestimmende Groͤße enthalten wuͤrde,
                              keinen Vorzug.
                           Die Formel, wodurch ich fruͤher selbst nach einigen theoretischen Ansichten
                              den Gang der Tensionen des Wasserdampfes ausdruͤken zu koͤnnen glaubte
                              (Giornale di Fisica di Pavia, 3e bimestre 1819), naͤmlich log. e = {√(7 + b²)
                              – b}, worin e
                              und t dasselbe bezeichnen wie oben, und a und b zwei constante,
                              durch Beobachtungen zu bestimmende Groͤßen sind, ist eben so wenig auf den
                              Queksilberdampf anwendbar.
                           
                           Tabelleuͤber die elastische Kraft oder das Maximum der Tension
                                 des Queksilberdampfes, von 10 zu 10 Centesimalgraden, anfangend von 100°
                                 und fortlaufend bis auf 360°, nach den in der Abhandlung angegebenen
                                 Versuchen und der empyrischen Formel, die sie repraͤsentirt.
                           
                              
                                 Temperaturen.
                                 Tensionendes Queksilberdampfes, wobeider
                                    atmosphaͤrische Druk von0,76 Meter zur Einheitangenommen
                                    ist.
                                 In Queksilber-
                                    Millimetern.
                                 
                              
                                 100° C.
                                 0,00004
                                     0,03
                                 
                              
                                 110
                                 0,00009
                                     0,07
                                 
                              
                                 120
                                 0,00022
                                     0,16
                                 
                              
                                 130
                                 0,00047
                                     0,35
                                 
                              
                                 140
                                 0,00096
                                     0,73
                                 
                              
                                 150
                                 0,00188
                                     1,43
                                 
                              
                                 160
                                 0,00343
                                     2,61
                                 
                              
                                 170
                                 0,00603
                                     4,58
                                 
                              
                                 180
                                 0,01015
                                     7,71
                                 
                              
                                 190
                                 0,01638
                                   12,45
                                 
                              
                                 200
                                 0,02539
                                   19,30
                                 
                              
                                 210
                                 0,03790
                                   28,80
                                 
                              
                                 220
                                 0,05466
                                   41,54
                                 
                              
                                 230
                                 0,07633
                                   58,01
                                 
                              
                                 240
                                 0,10349
                                   78,65
                                 
                              
                                 250
                                 0,13655
                                 103,78
                                 
                              
                                 260
                                 0,17582
                                 133,62
                                 
                              
                                 270
                                 0,22145
                                 168,30
                                 
                              
                                 280
                                 0,27335
                                 207,90
                                 
                              
                                 290
                                 0,33225
                                 252,51
                                 
                              
                                 300
                                 0,39780
                                 302,33
                                 
                              
                                 310
                                 0,47073
                                 357,75
                                 
                              
                                 320
                                 0,55181
                                 419,38
                                 
                              
                                 330
                                 0,64261
                                 488,38
                                 
                              
                                 340
                                 0,74523
                                 566,37
                                 
                              
                                 350
                                 0,86286
                                 655,77
                                 
                              
                                 360
                                 1,00000
                                 760,00