| Titel: | Ueber die Bemühungen der Gelehrten und Künstler, mathematische und astronomische Instrumente einzutheilen. | 
| Fundstelle: | Band 45, Jahrgang 1832, Nr. XLVI., S. 196 | 
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                        XLVI.
                        Ueber die Bemuͤhungen der Gelehrten und
                           Kuͤnstler, mathematische und astronomische Instrumente einzutheilen.
                        Ueber das Eintheilen der mathematischen und astronomischen
                           Instrumente.
                        
                     
                        
                           Seit der Zeit als man mathematische Instrumente verfertigt, bemuͤhten sich die
                              Mechaniker die Theilungen derselben in der hoͤchsten Genauigkeit
                              auszufuͤhren. Viele Methoden wurden dazu versucht, und nur nach
                              laͤngerer Zeit gelang es, die Mathematiker mit genauen Theilungen zufrieden
                              zu stellen.
                           Die ersten Theilungen auf Original-Theilmaschinen und auf großen Instrumenten
                              wurden mittelst Stangenzirkeln ausgefuͤhrt.
                           
                           So theilten Olaus Roͤmer, Graham, Sisson mit
                              Stangenzirkeln. Bird's Eintheilungs-Methode mit
                              Stangenzirkeln, welche er im Jahre 1767 bekannt machte, ist mit Recht als die
                              sinnreichste zu achten, wie die genauen Theilungen seiner Mauerquadranten es
                              beweisen.
                           Mehrere Versuche, welche die Kuͤnstler nachher unternahmen, wurden mit mehr
                              oder weniger Genauigkeit ausgefuͤhrt, bis endlich im Jahre 1774, nach
                              zehnjaͤhrigen Bemuͤhungen, Ramsden eine
                              Kreistheilmaschine vollendet hatte, welche mit so vielem Beifall aufgenommen ward,
                              daß derselbe eine Belohnung von der Laͤngen-Commission erhielt. Diese
                              Maschine ist in „Description d'une machine pour
                                    diviser les instrumens de mathematique par Mr. Ramsden, traduit de l'Anglais à Paris chez
                                    F. Didot, 1790“ gut beschrieben und in sieben Kupfern genau
                              abgebildet. Das Wesentliche dieser Theilmaschine besteht in einer Schraube ohne
                              Ende, welche mit ihrem Gewinde in einen Kreis eingreift und denselben fortbewegt.
                              Diese Methode wurde auch von Ramsden bei einer
                              Laͤngentheilmaschine angewendet, von welcher man die Beschreibung und
                              Abbildung in vorgedachtem Werke findet. Dieselbe wurde in vielen mechanischen
                              Werkstaͤtten auf dem Continent eingefuͤhrt, jedoch bald wieder
                              verlassen, weil sie noch Vieles zu wuͤnschen uͤbrig ließ.
                           Troughton betrat eitle andere Bahn; er bediente sich bei
                              seinen Laͤngentheilungen zweier zusammengesezter Mikroskope auf einem Lineale
                              mit Mikrometerschrauben verschiebbar, bei welchen im Brennpunkte der
                              Augenglaͤser ein feststehender und ein durch eine feine Schraube
                              verschiebbarer Faden angebracht war. Die Beschreibung nebst Zeichnung findet man in
                              den Philosophical Transactions for the year 1798.
                           Reichenbach, dieser mit so vielem Erfindungsgeiste
                              ausgeruͤstete Kopf, welcher durch seine guten mathematischen Instrumente und
                              viele andere Maschinen sich auszeichnete, erfand eine Kreistheilmaschine, welche
                              alles, was in diesem Fache vorher geleistet war, uͤbertraf. Die
                              Original-Theilung auf dem Kreise geschieht mit Mikroskopen, vermittelst eines
                              sehr gut ausgedachten Verfahrens, welches in Gilbert's
                              Annalen u.a. O. beschrieben ist.
                           Nach so vielen Bemuͤhungen der Gelehrten und Kuͤnstler, genaue
                              Eintheilungen zu machen, ist es uͤberraschend die Methode des Troughton in einem Werke: „die physikalische
                                 Sammlung des hohen Collegii Carolini in Braunschweig
                                 von Dr. E. M. Marx, Braunschweig bei Vieweg 1831“ bei Beschreibung einer
                              LaͤngentheilmaschineWozu eine Laͤngentheilmaschine in einem physikalischen Cabinette?
                                    – Die
                                    Dike von Platten und Draͤhten zu messen, kann durch minder
                                    kostspielige Instrumente geschehen. – Wenn sie zum Gebrauch dortiger
                                    Mechaniker bestimmt ist, so ist der Zwek lobenswerth. erfunden von Deike, als neu erfunden
                              angefuͤhrt zu sehen.
                           
                           Es ist unbegreiflich, wie man ein Instrument, welches vor 43 Jahren beschrieben und
                              in vielen Werkstaͤtten des Continents einheimisch geworden ist, als
                              neuerfunden ausgeben kann.
                           Die Genauigkeit, mit welcher man mit der Deike'schen
                              Theilmaschine arbeiten kann, ist bis zu 1/60000 eines Zolls angegeben, Troughton zeigt bescheiden, daß man mit der seinigen eine
                              Theilung bis zu 1/10000 eines Zolls genau machen kann; er wuͤrde, wenn er es
                              fuͤr nothwendig geachtet haͤtte, diese Genauigkeit von 1/60000 eines
                              Zolls leicht haben hervorbringen koͤnnen, sobald er mehr vergroͤßernde
                              Mikroskope angewendet und den eingetheilten Kreis der Mikrometerschraube
                              groͤßer gemacht haͤtte.
                           In der sehr kurzen Beschreibung der Deike'schen
                              Laͤngentheilmaschine wird angefuͤhrt, daß damit nach einer besondern
                              neuen Methode eingetheilt wird, wie? soll wahrscheinlich ein Geheimniß bleiben; dieß
                              Geheimnißvolle will ich durch zwei Methoden aufklaͤren. Die erste ist: man
                              gebrauche die Mikroskope oder die Faͤden derselben statt der Spizen eines
                              Zirkels, und verfahre eben so, wie man mit einem Zirkel verfaͤhrt, eine Linie
                              in gleiche Theile zu theilen, mit dem Unterschiede, daß man beim Theilen mit dem
                              Zirkel auf der zu theilenden Linie fortruͤkt; bei der Theilung mit den
                              Mikroskopen wird das Lineal, auf welchem die Theilung gemacht werden soll, unter
                              demselben fortgeruͤkt.
                           Zu der zweiten gebraucht man einen Maßstab, welcher in sehr kleine gleiche Theile
                              getheilt ist, auf welchen man durch einen Nonius noch kleinere Theile nehmen kann;
                              auf diesen wird die zu theilende Linie gemessen; und soll eine Linie z.B. in zwei
                              gleiche Theile getheilt werden, so ist die Haͤlfte dieses gefundenen Maßes,
                              auf welche die Mikroskope gerichtet werden, die Laͤnge der ganzen Linie.
                              Leztere Methode ist von Brander erfunden und
                              ausfuͤhrlich von ihm beschrieben in „Beschreibung des
                                 amphidioptrischen Gnonometers in gleichen Linien und Zirkeln mit dem
                                 Glas-Nonius-Maßstabe scharf und richtig zu theilen von Brander. Augsburg 1772.“
                              
                           Wegen mancher Lobhudeleien verweise ich jeden unbefangenen Leser auf die obengedachte
                              kleine Schrift von Marx; hinsichtlich der gedachten
                              Theilmaschine muß man aber erstaunen, wenn man die lobpreisende Beschreibung
                              liest.