| Titel: | Bericht des Hrn. Th. Olivier über die verschiedenen Maschinen zur Verfertigung von Schwefelhölzchen, welche der Société d'encouragement vorgestellt wurden. | 
| Fundstelle: | Band 45, Jahrgang 1832, Nr. LII., S. 209 | 
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                        LII.
                        Bericht des Hrn. Th. Olivier uͤber die verschiedenen Maschinen
                           zur Verfertigung von Schwefelhoͤlzchen, welche der Société
                              d'encouragement vorgestellt wurden.
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 d'encouragement. Januar 1832, S. 11.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                        Olivier, Bericht uͤber die verschiedenen Maschinen zur
                           Verfertigung von Schwefelhoͤlzchen.
                        
                     
                        
                           Hr. Chevolot Sohn, Tischler zu Is-sur-Tille
                              im Département de la Côte d'or, sandte der
                              Gesellschaft ein sehr huͤbsch verfertigtes Modell einer angeblich von ihm
                              erfundenen Maschine zur Verfertigung der Schwefelhoͤlzchen. Die Commission,
                              welche der Gesellschaft einen Bericht uͤber diese Maschine zu erstatten
                              beauftragt war, uͤberzeugte sich jedoch, daß dieselbe nicht neu, sondern ganz
                              identisch mit der Maschine des Hrn. Pelletier ist, welche
                              zwar nirgends abgebildet, aber doch im ersten Bande des Dictionnaire technologique ausfuͤhrlich beschrieben ist. Die
                              Commission hatte zwar hiemit allein schon ihre Aufgabe geloͤst, sie glaubt
                              aber nichts Unzwekmaͤßiges zu thun, wenn sie hier noch eine Vergleichung der
                              Pelletier'schen Maschine mit einer anderen, von ihr
                              ganz verschiedenen Maschine, welche Hr. Cochot im
                              Faubourg St. Antoine erbaute und den Mitgliedern der Commission zu zeigen die
                              Gefaͤlligkeit hatte, mittheilt.
                           
                        
                           Beschreibung der Pelletier'schen Maschine zur Verfertigung der
                                 Schwefelhoͤlzchen.
                           Diese Maschine besteht aus einer Tischlerbank B
                              Fig. 1, auf
                              der sich zwischen zwei Falzen und durch eine Hin- und Herbewegung der Hobel R schiebt, welcher ein horizontales n und 24 senkrechte Hobeleisen traͤgt. Das
                              Stuͤk Holz wird durch ein vierekiges, in der Bank angebrachtes Loch
                              emporgehoben, und zwar mittelst zweier Hebel 11', an deren Enden sich ein Gewicht
                              von 60–70 Pfunden befindet. Die Hin- und Herbewegung wird dem Hobel
                              durch das Kurbelstuͤk b, welches mit dem einen
                              Ende an dem Kopfe des Hobels, und mit dem anderen an der geknieten Kurbel c befestigt ist, mitgetheilt. Auf diese Kurbel
                              laͤßt man die Triebkraft wirken.
                           Wenn der Hobel nach Vorwaͤrts geht, so spalten die 24 senkrechten Hobeleisen
                              zuerst das Stuͤk Holz der Laͤnge nach in Stuͤke von der Dike
                              der Schwefelhoͤlzchen; nachdem er um 3 bis 4 Millimeter vorwaͤrts
                              gegangen, tritt das horizontale Hobeleisen in Thaͤtigkeit, und loͤst
                              die 24 ausgeschnittenen Hoͤlzchen los, die sich dann in das Innere des Hobels
                              legen. Durch die ruͤkgaͤngige Bewegung, welche der Hobel hierauf
                              erhaͤlt, werden die Hoͤlzchen aus dem Hobel ausgestoßen, und gelangen
                              dann in eine kleine Buͤchse, welche sich unter dem aͤußersten Ende des
                              Laufes des Hobels befindet. Ein Flugrad, welches an der Welle der geknieten Kurbel
                              angebracht ist, erleichtert und regulirt die Bewegung.
                           Fig. 1 ist ein
                              Seitenaufriß der Maschine.
                           Fig. 2 zeigt
                              die Maschine von Vorne.
                           Fig. 3 ist ein
                              Grundriß derselben.
                           An allen Figuren bezeichnen gleiche Buchstaben gleiche Gegenstaͤnde.
                           B ist die Hobelbank.
                           M die in c gekniete Kurbel,
                              an der das Zwischenstuͤk b, welches mit dem einen
                              Ende in den Hobel R eingehakt ist, befestigt ist.
                           d ist die Buͤchse, in die die fertigen
                              Hoͤlzer gelangen.
                           V das Flugrad.
                           PP' sind Gewichte, die an den Hebeln ll' angehaͤngt sind; diese Hebel heben den
                              Traͤger S empor, auf welchem das Holz, das
                              zerschnitten werden soll, befestigt ist.
                           Fig. 4 und
                              5 zeigen
                              diesen Traͤger in vergroͤßertem Maßstabe, und zwar Fig. 4 im Aufrisse und
                              Fig. 5 im
                              Grundrisse. Dieser Traͤger ist an seiner oberen Flaͤche mit kleinen
                              eisernen Spizen versehen, durch welche das Holz an seiner Stelle erhalten wird; an
                              seinem unteren Ende hingegen befindet sich ein Ring, durch den ein Strik gezogen
                              wird, mittelst welchem man den Traͤger herabziehen kann, wenn man ein neues
                              Stuͤk Holz einsezen will. Dieser Strik befindet sich an einem Hebel, den man
                              mit dem Fuße bewegt.
                           Fig. 6 ist ein
                              Querdurchschnitt der Buͤchse fuͤr die Hoͤlzchen. Fig. 7 zeigt
                              dieselbe im Seitenaufrisse. n ist eine Spalte, welche in
                              den beiden Seitenwaͤnden angebracht ist, und in welche man einen Bindfaden legt, mit dem man die
                              Hoͤlzchen, wenn die Buͤchse angefuͤllt ist, zusammenbinden
                              kann.
                           Fig. 8 ist ein
                              Laͤngendurchschnitt des Hobels; Fig. 9 ist ein
                              Querdurchschnitt desselben nach der Linie x'y'; Fig. 10 endlich ist ein
                              Querdurchschnitt nach xy.
                           a ist ein Ringnagel, in den das Ende des
                              Kurbelstuͤkes b eingehakt wird.
                           m ist das senkrechte Hobeleisen, durch welches das Holz
                              gespalten wird: dieses Eisen hat 24 duͤnne, flache, und so weit von einander
                              entfernte Zaͤhne, als man die Hoͤlzchen dik machen will.
                           n ist das horizontale Hobeleisen, durch welches das Holz
                              in duͤnne Platten geschnitten wird.
                           g ist die Oeffnung, durch welche die Hoͤlzchen in
                              die Buͤchse gelangen. Die Maschine wird auf folgende Weise gehandhabt:
                           Man hakt das Kurbelstuͤk aus, schiebt den Hobel zwischen den beiden Falzen
                              vorwaͤrts, sezt den Fuß auf den Hebel L und
                              bringt dadurch den Traͤger herab; dann bringt man das Stuͤk Holz,
                              welches zerschnitten werden soll, in das vierekige Loch, in welchem sich der
                              Traͤger bewegt, schiebt den Hobel wieder zuruͤk, und hakt das
                              Kurbelstuͤk ein, worauf die Maschine zur Arbeit fertig ist.
                           
                        
                           Beschreibung der Cochot'schen Maschine.
                           Man denke sich ein Rad, dessen Felge aus dem Holze bestehe, welches zu
                              Schwefelhoͤlzchen zerschnitten werden soll; ferner einen Cylinder von
                              geringem Durchmesser, der an seinem Umfange mit duͤnnen, gut schneidenden,
                              staͤhlernen und so weit von einander entfernten Klingen versehen ist, als die
                              Hoͤlzchen breit werden sollen; und endlich ein Eisen von der Breite der
                              Felge, welches die Stelle eines Hobels vertritt, und senkrecht und tangental gegen
                              den kleinen Cylinder gestellt ist. Man denke sich, daß der Cylinder und das
                              senkrechte Hobeleisen von demselben Wagen, der mittelst einer Schraube an die Felge
                              angedruͤkt wird, getragen wird, und zwar das senkrechte Hobeleisen in
                              unveraͤnderlicher Stellung, der Cylinder hingegen auf seinen Zapfen
                              beweglich. Man denke sich ferner die Achse des Rades und des kleinen Cylinders in
                              einer horizontalen Flaͤche.
                           Wenn man nun den Cylinder mittelst einer Schraube gegen die Felge druͤkt, so
                              dringen die Klingen auf eine gewisse Tiefe in die Felge; und wenn dann das Rad in
                              Bewegung gesezt wird, so wird der Hobel die Felge in duͤnne Baͤnder
                              von der Dike der Hoͤlzchen schneiden, waͤhrend der Cylinder, der sich
                              frei um seine Achse dreht, dieses Band mittelst seiner Klingen in kleine
                              Hoͤlzchen von der Breite der Schwefelhoͤlzchen schneidet.
                           
                           Wenn das Rad seine Umdrehung vollendet hat, so senkt man die Schneideklingen
                              neuerdings mittelst einer Drukschraube in die Felge ein, so daß man auf diese Weise
                              mit groͤßter Leichtigkeit und Regelmaͤßigkeit die ganze Felge in
                              Hoͤlzchen zerschneiden kann. Ist dieß geschehen, so wird die Felge durch eine
                              neue ersezt. Damit dieß nun schnell geschehen kann, damit der Arbeiter die Bewegung
                              nicht bei jeder Umdrehung des Rades, um den Wagen um die noͤthige Entfernung
                              vorwaͤrts zu schieben, unterbrechen darf; und damit das Holz immer in der
                              Richtung seiner Fasern dem Hobel dargeboten wird, hat Hr. Cochot seine Maschine auf folgende Weise eingerichtet.
                           Das Rad R
                              Fig. 11 von 1
                              Meter im Halbmesser, besteht aus einem flachen eisernen Reifen, dessen Breite der
                              Laͤnge der Schwefelhoͤlzchen gleichkommt. Dieser Reifen, der den
                              Reifen der gewoͤhnlichen Raͤder aͤhnlich ist, ist an 6
                              gußeisernen Radien oder Speichen befestigt. An dem Umfange dieses Reifens befestigt
                              man mittelst Zwingen 30 Stuͤk Holz, welche jenen Hoͤlzern
                              aͤhnlich sind, die die Arbeiter gewoͤhnlich zum Schneiden der
                              Schwefelhoͤlzchen mit dem Schnizmesser nehmen. Die Fasern des Holzes
                              muͤssen nach der Breite des kreisfoͤrmigen Reifens laufen.
                           Die Triebkraft laͤßt Hr. Cochot nicht unmittelbar
                              auf dieses Rad, welches die Hoͤlzer mit sich fuͤhrt, wirken, sondern
                              auf eine horizontale, an der Seite des Wagens befindliche Welle; die drehende
                              Bewegung theilt er dem Rade mittelst einer Kette à la
                                 Vaucanson mit. Mittelst einer Winkelverzahnung erhaͤlt die
                              Drukschraube ihre fortwaͤhrende Bewegung.
                           Die Drukschraube bewirkt, daß der Wagen nach jeder Umdrehung des Rades um die Dike
                              eines Schwefelhoͤlzchens vorwaͤrts schreite. Man braucht daher die
                              Bewegung der Maschine nur dann zu unterbrechen, wenn alles Holz verbraucht ist, und
                              man das Rad neuerdings wieder beladen will.
                           Aus dieser gedraͤngten Beschreibung allein ergibt sich schon, daß die Maschine
                              des Hm. Cochot in einer und derselben Zeit wenigstens
                              eben so viel Arbeit liefert, als 30 Handarbeiter. Wir wollen jedoch die Arbeit der
                              Maschine noch weiter mit jener Arbeit vergleichen, die in einer Werkstaͤtte
                              von 30 Arbeitern vollbracht wird.
                           Ein Arbeiter kann in einer Tagarbeit von 14 Stunden 75 große Buͤschel
                              Schwefelhoͤlzchen, jeden zu 700 Hoͤlzchen, schneiden und binden, und
                              verdient damit 1 Fr. 75 Cent. bis 2 Franken.
                           Jeder Buͤschel von 700 Hoͤlzchen kostet in der Fabrik 5 Cent.: 30
                              Arbeiter liefern mithin in einem Tage 2250 Buͤschel, welche der Fabrikant um
                              112 Fr. 50 Cent. verkauft. Da der Kaufmann oder Kraͤmer das um 10 Cent.
                              verkauft, was ihm der Fabrikant um die Haͤlfte dieses Preises liefert, so wird das
                              Product, welches 30 Arbeiter in einem Tage erzeugen, von dem Kraͤmer um 225
                              Franken verkauft. Zieht man nun den Lohn der Arbeiter mit 52 Franken 50 Cent., den
                              Taglohn zu 1 Fr. 75 Cent. gerechnet, ab, so bleibt dem Fabrikanten ein Gewinn von 60
                              Franken.
                           Die Maschine des Hrn. Cochot erzeugte mehrere Monate
                              hindurch taͤglich, den Tag zu 14 Stunden gerechnet, fuͤr 250 Franken
                              Arbeit. Die fabricirten Hoͤlzchen mußten jedoch gebunden werden, und dazu
                              verwendete Hr. Cochot 12–20 Knaben oder
                              Maͤdchen, uͤber welche eine aͤltere Frau die Aufsicht
                              fuͤhrte. Der Lohn der Kinder betrug 25 bis 40 Cent. des Tages; jener der
                              Aufseherin belief sich auf 3 Franken, was im Durchschnitte taͤglich eine
                              Ausgabe von 9–10 Franken machte. Die Maschine wurde mittelst eines Pferdes
                              getrieben, so daß auch noch die Unterhaltung des Pferdes und der Maschine in
                              Anschlag kommt.
                           Nach Abzug aller dieser Kosten lieferte die Maschine des Hrn. Cochot mithin doch noch taͤglich fuͤr 200 Franken Arbeit,
                              und folglich wenigstens drei Mal so viel als eine Werkstaͤtte von 30
                              Arbeitern zu liefern im Stande ist. Der Ankauf des Holzes und die Kosten des
                              Schwefelns brauchen nicht in Anschlag gebracht zu werden, da sich diese wie 67 zu
                              200 verhalten.
                           Ich will nun aber auch die beiden Maschinen unter sich vergleichen. An jener des Hrn.
                              Pelletier bewegt sich der Hobel, waͤhrend das
                              Holz, aus welchem die Hoͤlzchen geschnitten werden, unbeweglich bleibt. Wenn
                              die 24 Hoͤlzchen fertig und in die dafuͤr bestimmte Buͤchse
                              gelangt sind, so hebt sich das Holz senkrecht um so viel als die Dike eines
                              Hoͤlzchens betraͤgt, und die Arbeit beginnt von Neuem, so daß sich das
                              Holz mithin nicht bestaͤndig, sondern absazweise bewegt.
                           An der Maschine des Hrn. Cochot hingegen schreitet der
                              Cylinder, der die Klingen traͤgt, allmaͤhlich und langsam
                              vorwaͤrts, waͤhrend sich die Stuͤke Holz, welche zerschnitten
                              werden sollen, bestaͤndig drehen.
                           An ersterer Maschine ist die Arbeit des Hobels regelmaͤßig; die
                              Hoͤlzchen erhalten saͤmmtlich gleiche Dike und gleiche Breite. An
                              lezterer bleibt sich hingegen die Arbeit des Cylinders nicht immer gleich. Der
                              Durchmesser dieses Cylinders bleibt naͤmlich unveraͤnderlich,
                              waͤhrend die Entfernung der Oberflaͤche des zu zerschneidenden Holzes
                              von der Achse des Rades, an welcher es befestigt ist, in dem Maße abnimmt, in
                              welchem das Holz zerschnitten wird. Hieraus ergibt sich, daß die ersten und die
                              lezten Hoͤlzchen, welche geschnitten werden, jenen aus der Mitte nicht ganz
                              gleich kommen.
                           
                           Da uͤbrigens der Wagen allmaͤhlich und bei jeder Umdrehung des Rades um
                              die Dike eines Hoͤlzchens vorwaͤrts schreitet, so wuͤrde, wenn
                              die senkrechte Klinge, die die Arbeit eines Hobels versieht, allein (und ohne den
                              Cylinder) arbeitete, das Holz in Form eines Cylinders, der eine Archimedische
                              Schraubenlinie zur Basis hat, zerschnitten werden, so daß die bei der ersten
                              Umdrehung des Rades ausgeschnittenen Hoͤlzchen nicht durchaus gleiche Dike
                              haben koͤnnen. Waͤhrend des uͤbrigen Theiles der Arbeit
                              wuͤrde jedoch die Dike dieser Hoͤlzchen sich gleich bleiben, weil die
                              senkrechte Klinge die Streifen genau in der Form der Archimedischen Spirale
                              schneidet.
                           Die Maschine des Hrn. Pelletier scheint 30 Mal weniger
                              Arbeit zu geben, als jene des Hrn. Cochot; man brauchte
                              also 30 neben einander aufgestellte und durch eine einzige Triebkraft getriebene Pelletier'sche Maschinen, um die Resultate einer einzigen
                              Cochot'schen zu erhalten. Ueberdieß braucht leztere
                              weniger Raum als erstere; dafuͤr kosten aber die 30 Pelletier'schen Maschinen weniger, als die einzige Cochot'sche. Die 30 Hobel sind naͤmlich nicht so theuer, leichter
                              zu verfertigen und leichter auszubessern, als der Klingencylinder.
                           Bei der Anwendung der Maschine des Hrn. Pelletier ergibt
                              sich auch noch der Vortheil, daß man nur so viele Hobel in Bewegung zu sezen
                              braucht, als mit der Groͤße der Consumtion im Verhaͤltnisse steht, und
                              daß man mithin die Fabrikation nach Bedarf vermehren oder vermindern kann.
                           Wir zweifeln jedoch sehr, daß diese Maschinen die Handarbeit verdraͤngen
                              werden, da diese Arbeit keinen großen und sehr vollkommenen Werkzeug noͤthig
                              macht, und da der Arbeiter nicht lange braucht, um eine hinlaͤngliche
                              Fertigkeit in derselben zu erreichen. Wenn man auch in den meisten
                              Fabrikationszweigen eine Vervollkommnung der Werkzeuge und die Anwendung der
                              Maschinen wuͤnschen muß, so scheint uns dieß doch nicht auch auf die
                              Fabrikation der Schwefelhoͤlzchen anwendbar zu seyn; und zwar erstens, weil
                              diese Arbeit gewoͤhnlich von einer sehr armen Classe von Menschen verrichtet
                              wird, und zweitens, weil die Anwendung der Maschinen, ungeachtet in Paris und in
                              einem Umfange von 15–20 Meilen taͤglich fuͤr 500 Franken
                              Schwefelhoͤlzchen (wovon auf die Estaminets allein taͤglich
                              fuͤr 250 Fr. kommen) verbraucht werden, doch keine großen Vortheile abwerfen
                              wird. Der Handel mit diesen Hoͤlzchen befindet sich naͤmlich in den
                              Haͤnden von 14 Haͤusern in der Straße de la
                                 Vieille-Monnaie, und der Fabrikant muͤßte seine Waare
                              wenigstens um die Haͤlfte des gegenwaͤrtigen Preises wohlfeiler geben,
                              wenn er sich des Vorzuges versichern wollte, oder er muͤßte seine Maschine
                              einige Zeit des Jahres uͤber feiern lassen, um nur so viel zu erzeugen, als
                              er braucht. Es wuͤrde daher bei der Anwendung einer Maschine weder der Fabrikant, noch der
                              Consument gewinnen, da fuͤr lezteren der Preis der Waare gleichhoch bleiben
                              wuͤrde.
                           Beide der beschriebenen Maschinen verdienen aber alle Beruͤksichtigung, indem
                              sie sich wahrscheinlich zu verschiedenen anderen Zweken mit Vortheil anwenden
                              lassen. So scheint sich z.B. jene des Hrn. Pelletier sehr
                              gut zum Ausschneiden kleiner Stuͤke Holz fuͤr eingelegte Arbeiten, und
                              jene des Hrn. Cochot zum Zerkleinern der
                              Faͤrbehoͤlzer zu eignen. Leztere wird gegenwaͤrtig auch
                              wirklich von ihrem Erfinder zu diesem Zweke benuzt.
                           Die Verfertigung der Schwefelhoͤlzchen scheint jedoch, auch wenn sie, wie wir
                              wuͤnschen, eine bloße Handarbeit bleibt, noch einiger Verbesserungen
                              faͤhig zu seyn. Untersucht man naͤmlich einen Buͤschel dieser
                              Hoͤlzchen, so findet man, daß die meisten derjenigen, die sich in der Mitte
                              befinden, an ihren beiden Enden nur sehr schwach mit Schwefel uͤberzogen
                              sind. Dieß ruͤhrt davon her, daß die Hoͤlzchen in ganzen
                              Buͤscheln geschwefelt werden, wobei sie sich wegen ihrer rechtwinkeligen Form
                              so an einander legen, daß kein Zwischenraum zwischen denselben bleibt, und daß sich
                              der Schwefel folglich nur an die Endflaͤchen anlegen und nicht zwischen die
                              Hoͤlzchen eindringen kann. Um diesem Uebelstande abzuhelfen, sollte man die
                              Hoͤlzchen nach englischer Manier am Ende schief zuschneiden. Die
                              Englaͤnder schwefeln ferner nur das eine Ende, und zwar, wie es scheint, mit
                              Recht; denn das Hoͤlzchen ist meistens zu kurz, als daß es wohl zu
                              zweimaligem Gebrauche dienen koͤnnte. Bei uns schwefelt man beide Enden, weil
                              das eine Ende oft so schlecht geschwefelt wird, daß es sich nicht entzuͤnden
                              kann.
                           Außer diesen Maschinen wurde auch schon in England eine erfunden, auf welche sich Hr.
                              Weatherley am 14. Mai 1825 ein Patent geben ließ, die
                              aber im Großen unausfuͤhrbar gewesen zu seyn scheint.Wir uͤbergehen hier die Beschreibung dieser Maschine, die der Bulletin im Auszuge gibt, indem dieselbe unseren
                                    Lesern bereits aus dem Polytechn. Journal
                                    Bd. XXV. S. 226 laͤngst
                                    bekannt ist. A. d. Ueb.
                              
                           Fig. 11 ist
                              ein Seitenaufriß der Cochot'schen Maschine.
                           Fig. 12 ist
                              ein Grundriß derselben.
                           An Fig. 11 und
                              12 sieht
                              man in B die Bank, auf welcher der Apparat ruht.
                           R ist ein gußeisernes Rad mit 30 Zwingen S, durch welche 30 Stuͤke Holz d, die zu Schwefelhoͤlzchen zerschnitten werden
                              sollen, an ihrer Stelle erhalten werden.
                           a ist die Achse oder Welle des Rades R, die ein Zahnrad traͤgt, welches von der endlosen
                              Vaucanson-Kette c gefuͤhrt wird. Diese
                              Kette laͤuft uͤber das Zahnrad b, dessen
                              Welle mittelst der Kurbel M in Bewegung gesezt wird. Auf
                              diese Kurbel kann man irgend eine Triebkraft wirken lassen.
                           Die endlose Kette geht uͤber eine Reibungsrolle y,
                              die sie in gehoͤriger Spannung erhaͤlt, indem diese Rolle mittelst des
                              rechtwinkeligen Loches, welches sich in ihrem Traͤger befindet, und durch
                              welches der Bolzen z geht, den man nach Belieben
                              anziehen oder nachlassen kann, nach Bedarf gehoben oder herabgelassen werden
                              kann.
                           Die Welle des Zahnrades b traͤgt ein Winkelrad n, und dieses fuͤhrt ein zweites Winkelrad m, dessen Achse nach der Laͤngenachse der
                              Maschine laͤuft.
                           Die Nabe des Rades m dient der Schraube V als Mutter, und diese Schraube treibt den
                              Klingencylinder r, der sich frei um seine Achse dreht,
                              in dem Maße als die Arbeit fortschreitet, vorwaͤrts.
                           Fig. 13 ist
                              ein Laͤngendurchschnitt des Apparates, welcher den Klingencylinder
                              traͤgt.
                           r ist der kupferne Cylinder, in welchen die Messer oder
                              Klingen ii so eingesezt sind, daß die
                              Flaͤchen derselben durch die Achse dieses Cylinders gehen.
                           Fig. 16
                              zeigt, auf welche Weise diese Klingen in dem kupfernen Cylinder befestigt sind. Die
                              Achse des Cylinders dreht sich frei auf Zapfenlagern, welche an dem Wagen T befestigt sind, welchen man in Fig. 14 im Grundrisse und
                              in Fig. 15 im
                              Querdurchschnitte nach oo' sieht.
                           Dieser Wagen erhaͤlt mittelst der schwalbenschwanzfoͤrmigen Fuge k eine Bewegung laͤngs des Falzes k', und diese Bewegung wird durch die Schraube V bestimmt, der die Bewegung selbst wieder durch die
                              bewegliche, das Winkelrad tragende Schraubenmutter mitgetheilt wird.
                           Der Wagen T traͤgt noch einen Kamm P, dessen Gestalt man in Fig. 17 sieht. Dieser
                              Kamm laͤßt sich mittelst der Schraube u
                              vor- und ruͤkwaͤrts bewegen, er bleibt aber feststehend, wenn
                              er ein Mal fuͤr den Dienst, den er zu verrichten hat, gehoͤrig
                              gestellt ist. Dieser Kamm traͤgt 5 Zaͤhne k, deren unbewegliche Spizen dazu dienen, die kleinen von den Klingen des
                              Cylinders r ausgeschnittenen Hoͤlzchen
                              loszumachen. Zu diesem Behufe sind die Messer oder Klingen in Entfernungen, welche
                              der Dike eines Hoͤlzchens gleich sind und an Punkten, welche den
                              Zaͤhnen des Kammes entsprechen, eingeschnitten, wie man dieß in Fig. 16
                              steht.
                           
                           e ist ein Hobel, welcher die Stuͤke Holz nach
                              duͤnnen Platten, welche durch den Klingencylinder wieder in Hoͤlzchen
                              zerschnitten werden, einschneidet. Dieser Hobel kann sich mittelst der Schraube t vor- und ruͤkwaͤrts bewegen;
                              diese Schraube dient naͤmlich zur Regulirung seiner Stellung, je nachdem man
                              mehr oder weniger dike Blaͤtter von dem Holze trennen will.
                           X ist ein Trog, in welchen die nach und nach
                              geschnittenen Hoͤlzchen fallen.
                           Fig. 18 und
                              19 geben
                              die Details des großen Rades, woran sich die zu zerschneidenden Stuͤke Holz
                              befinden, in groͤßerem Maßstabe. Fig. 18 ist ein Anfriß
                              und Fig. 19
                              ein Durchschnitt nach vv'.
                           Die Zwingen S sind mittelst eines ihrer Enden an dem
                              gußeisernen Kreise G befestigt. Dieses Ende laͤßt
                              sich aber um den Bolzen g so bewegen, daß man mittelst
                              der Schraube h die Zwinge nachlassen oder anziehen, und
                              daher das Stuͤk Holz mehr oder weniger gegen den Kreis R, der ihm als Ausladung dient, andruͤken kann.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
