| Titel: | Notiz über die Fabrikation der englischen Schwefelsäure ohne Salpeter. Von G. Magnus. | 
| Fundstelle: | Band 45, Jahrgang 1832, Nr. LIII., S. 218 | 
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                        LIII.
                        Notiz uͤber die Fabrikation der englischen
                           Schwefelsaͤure ohne Salpeter. Von G. Magnus.
                        Magnus, uͤber die Fabrikation der englischen
                           Schwefelsaͤure.
                        
                     
                        
                           Hr. Peregrine Philipps d.i.,
                              Essigfabrikant zu Bristol, hat vor Kurzem ein PatentDa wir das Patent des Hrn. Peregrine Philipps aus dem Repertory of
                                          Patent-Inventions, Nov. 1831, S. 267 im
                                    polytechn. Journal Bd. XLIII. S. 43
                                    vollstaͤndig mitgetheilt haben, so veranlaßt dieß uns die darauf
                                    bezuͤglichen Versuche des Hrn. Magnus aus
                                    Poggendorff's Annalen der Physik und Chemie 1832 Nr. 4, S.
                                       610 nachzutragen. A. d. R. auf eine Verbesserung in der Fabrikation der englischen
                              Schwefelsaͤure genommen, deren Vorzuͤge er hauptsaͤchlich
                              darein sezt, daß bei derselben das schwefeligsaure Gas, ohne Huͤlfe von
                              Stikstoffoxyd, also unter Ersparung des Salpeters, unmittelbar mit dem Sauerstoff
                              der Luft verbunden wird. Diese directe Vereinigung bewirkt Hr. Ph. dadurch, daß er das schwefeligsaure Gas, so wie es in einem besonders
                              dazu eingerichteten Ofen durch Verbrennung von Schwefel (oder Schwefelkies) erzeugt
                              und in gehoͤrigem Verhaͤltnisse mit atmosphaͤrischer Luft
                              gemengt worden ist, mittelst einer Luftpumpe durch Roͤhren von Platin oder
                              Porzellan leitet, welche Platindraht oder Platinschwamm enthalten, und bis zum
                              starken Gluͤhen erhizt werden.
                           Da dieser Proceß, ganz abgesehen davon, daß er fuͤr die Fabrikation der
                              Schwefelsaͤure von unberechenbarem Vortheil seyn koͤnnte, auch in
                              wissenschaftlicher Hinsicht viel Interesse besizt, indem es einerseits bekannt ist, daß
                              schwefeligsaures Gas sich nicht geradezu mit Sauerstoffgas verbindet, und
                              andererseits die Erfahrung, daß Platinschwamm diese Verbindung vermittle, sonst noch
                              nicht gemacht zu seyn scheint, so habe ich es nicht uͤberfluͤssig
                              gehalten, die folgenden Versuche anzustellen.
                           In ein Gemenge von schwefeligsaurem Gase und Sauerstoffgas, das sich in einer
                              gebogenen Gloke uͤber Queksilber befand, wurde mit Huͤlfe eines
                              Platindrahts etwas Platinschwamm gebracht, und darauf der gekruͤmmte Theil
                              der Gloke, der das Platin enthielt, bis zum schwachen Gluͤhen erhizt. Sobald
                              diese Hize erreicht war, trat eine bedeutende Verdichtung ein, waͤhrend sich
                              zugleich, da das Gasgemenge nicht besonders ausgetroknet worden, eine
                              Fluͤssigkeit bildete, die alle Eigenschaften der Schwefelsaͤure
                              besaß.
                           Derselbe Versuch, statt des Sauerstoffs, mit atmosphaͤrischer Luft wiederholt,
                              gab dasselbe Resultat, nur war die Wirkung etwas langsamer. Ein Zusaz von Wasser
                              schien in beiden Faͤllen die Vereinigung nicht zu befoͤrdern.
                           Noch auffallender war der Erfolg, als ein Gemenge von schwefeligsaurem Gas mit
                              atmosphaͤrischer Luft durch eine Glasroͤhre geleitet wurde, welche
                              Platinschwamm enthielt, und in einem Ofen zum Gluͤhen gebracht worden war. In
                              der Vorlage, welche zur besseren Verdichtung der gebildeten Saͤure mit feucht
                              gehaltenen Glasstuͤken gefuͤllt war, fand ich eine
                              verhaͤltnißmaͤßig sehr bedeutende Menge Schwefelsaͤure; und die
                              Verdichtung war so vollkommen, daß mit der entweichenden Luft zwar viel
                              schwefelsaures Gas, aber aͤußerst wenig schwefeligsaures Gas fortging.
                           Eine Abaͤnderung dieses Versuchs in der Art, daß, statt des Platinschwamms,
                              Glasstuͤke in die Roͤhre gebracht wurden, lieferte zwar auch
                              Schwefelsaͤure, aber nur in geringer Menge.
                           Endlich wurden selbst die Glasstuͤke fortgelassen, und das Gemenge bloß durch
                              die leere gluͤhende Glasroͤhre getrieben. Auch in diesem Fall warb
                              deutlich, wenn auch nur wenig, Schwefelsaͤure erzeugt.
                           Wiewohl nun diese Versuche uͤber den praktischen Werth der Methode des Hrn.
                              Philipps nicht entscheiden koͤnnen, so
                              bestaͤttigen sie doch die Richtigkeit seiner Angabe, daß fein zertheiltes
                              Platin in der Hize eine directe Verbindung des schwefeligsauren Gases mit dem
                              Sauerstoffgas zu Stande bringt. Wohl zu bemerken ist, daß der Platinschwamm nur in
                              der Hize diese Wirkung ausuͤbt; in gewoͤhnlicher Temperatur scheint er
                              ohne allen Einfluß auf jenes Gemenge zu seyn.