| Titel: | Patent für einen sich selbst zurichtenden Eisenbahn- und Straßen-Wagen, mit angebrachten Leitungs-Bahnen, welches dem John Pollock von Hopewell, Lower Oxford, in der Grafschaft Chester in Pennsylvanien am 1. October 1830 ertheilt worden ist. | 
| Fundstelle: | Band 45, Jahrgang 1832, Nr. LVII., S. 242 | 
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                        LVII.
                        Patent fuͤr einen sich selbst zurichtenden
                           Eisenbahn- und Straßen-Wagen, mit angebrachten Leitungs-Bahnen,
                           welches dem John Pollock von
                           Hopewell, Lower Oxford, in der Grafschaft Chester in Pennsylvanien am 1. October 1830 ertheilt worden ist.
                        (Aus dem Register of Arts, vom Monat December
                              1831.)
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              V.
                        Pollock, uͤber einen Eisenbahn- und
                           Straßen-Wagen.
                        
                     
                        
                           Ich nenne diesen von mir erfundenen Wagen den sich selbst zurichtenden
                              Eisenbahn- und Straßen-Wagen (the
                                 self-adjusting railroad and street car), weil er dazu bestimmt ist,
                              sich zu allen Zweken des Transportes, auf Eisenbahnen, gewoͤhnlichen
                              Landstraßen und gepflasterten Straßen zu richten, oder aus einer Bahn in die andere
                              sich zu wenden; und ich erreiche diesen Zwek durch einen an der vordem Achse
                              angebrachten Leitungsapparat, und durch Vorrichtung eines einfachen Systemes von
                              Leitungsbahnen an den Stellen, wo die Eisenbahnen durchschnitten sind oder
                              aufhoͤren; durch deren vereinte Wirkung der Wagen da, wo er die Eisenbahn
                              verlaͤßt, fuͤr die gewoͤhnliche Straße, oder von dieser auf
                              jene sich richtet, oder von einer Eisenbahn zur andern uͤberzugehen
                              faͤhig wird.
                           Auch sind die Raͤder, mittelst einer Verbindungsart ihrer Achsen, so
                              angeordnet, daß sie sich auf derselben, geraden oder gekruͤmmten, Bahnlinie
                              folgen, und durch diese Verbindung, vereint mit dem Leitungsapparat, werden die
                              Falze oder vorspringenden Raͤnder an den Raͤdern entbehrlich.
                           Die Raͤder erhalten breite Felgen, damit sie fuͤr zufaͤllige
                              Abweichungen in ihrem Laufe, oder fuͤr allenfallsige Veraͤnderungen in
                              der Weite der Eisenbahnen passen. Die Achsen, an welchen die Raͤder sich
                              drehen, sind von Eisen, und an den untern Schwellen befestigt, welche den
                              Koͤrper des Wagens tragen. Im Mittel der hintern Schwelle ist ein Loch, durch
                              welches ein eiserner Bolzen mit einer Kopfplatte geht, worauf das Wagengestelle
                              ruht. Im Mittel der vordern Schwelle befindet sich ein aͤhnliches Loch, mit
                              einem aͤhnlichen Bolzen, welcher den vordem Theil des Gestelles
                              traͤgt. Dieser Bolzen ist mit einer großen und breiten Kopfplatte versehen,
                              in welcher zwei Ausschnitte unter einem rechten Winkel gegen einander angebracht sind. Einer dieser
                              Ausschnitte, welcher mit der Schwelle parallel laͤuft, ist dazu bestimmt, dem
                              Gestelle des Wagens freies Spiel zu geben. In dem andern Ausschnitte, der mit dem
                              Gestelle parallel laͤuft, ist ein horizontaler Bolzen, welcher am Gestelle
                              befestigt ist, und als der Stuͤz- oder Mittelpunkt dient, an welchem
                              das Gestelle sich drehen kann, wenn die Raͤder uͤber ungleich hohe
                              Flaͤchen gehen.
                           Die Verbindung der beiden Achsen, deren ich mich bediene, kann fuͤr einen
                              einzelnen vierraͤderigen Wagen, oder fuͤr eine unbestimmte Anzahl von
                              mehreren solchen an einander gehaͤngten Wagen angewendet werden. Sie besteht
                              aus zweien, schraͤg uͤber einander in ihrem Mittelpunkte sich
                              kreuzenden Stangen, welche mit den Achsen oder an deren Schwellen mittelst
                              beweglicher Gelenke verbunden sind, um die sie sich frei drehen koͤnnen.
                              Dabei bilden diese Stangen die Tangenten von Kreisen, deren Mittelpunkte die Bolzen
                              der Schwellen oder Achsen sind. Die Halbmesser dieser Kreise sollen an beiden Achsen
                              von derselben Groͤße, und ungefaͤhr dem vierten Theile der
                              Laͤnge der Achsen zwischen den beiden Raͤdern gleich seyn, und die
                              Verbindungsgelenke der Stangen sollen an den Punkten sich befinden, wo die genannten
                              Halbmesser und Tangenten sich durchschneiden.
                           Die Schienen, auf welchen der Wagen zu laufen bestimmt ist, koͤnnen von Holz
                              oder von Eisen gemacht werden, nach der gemeinen Bauart, mit Ausnahme der
                              Leitungsschienen, welche wir sogleich beschreiben werden.
                           Der sich selbst richtende Apparat, welcher an die Seiten der Bahnschienen anliegen
                              soll, ist auf folgende Art construirt: zwei einarmige Hebel (deren Laͤnge
                              ungefaͤhr der Haͤlfte der Entfernung der beiden Achsen von einander
                              gleich ist) sind mit der Schwelle oder Achse der Vorderraͤder, nahe an den
                              Raͤdern, mittelst zweier kurzen abwaͤrts stehenden Stuͤzen
                              verbunden, welche die Drehungszapfen dieser Hebel bilden. Die andern Enden
                              derselben, welche vorwaͤrts stehen, bilden einen mehr oder weniger spizen
                              Winkel mit der Flaͤche, auf welcher der Wagen sich bewegen soll. Diese beiden
                              Hebel koͤnnen durch Querstangen, oder auf irgend eine andere schikliche Art
                              mit einander verbunden werden, so daß sie quer unter der vordern Achse zu liegen
                              kommen, deren Raͤder-Umfang nach der Neigung der Bahnschienen sich
                              richtet. Die aͤußern dieser Leitungshebel sind mit (horizontalen)
                              Raͤdern oder Walzen versehen, um die Reibung an den Schienen zu vermindern.
                              Diese Raͤder werden, sowohl wenn sie niedergelassen, als wenn sie aufgezogen
                              sind, so nahe als moͤglich in ihrer horizontalen Stellung erhalten, indem man
                              die Achsen derselben an die untern Enden von vertikalen Schubstangen (Slings) befestigt. Diese Schubstangen haben an ihren
                              obern Theilen einen Ausschnitt oder Schliz, mittelst dessen sie an einem Nagel sich
                              auf und nieder bewegen koͤnnen, welcher an dem mit der Achse verbundenen
                              vorstehenden Rahmen befestigt ist. Die untern Enden dieser Schubstangen sind mit den
                              einarmigen Hebeln mittelst kleiner Achsen verbunden, welche von einem Hebel zum
                              andern durchgehen, und um die sie sich frei drehen koͤnnen. An diesen Achsen
                              sind auch zwei kleine (vertikale) Raͤder angebracht, um die Reibung zu
                              vermindern, wenn sie sich an den schiefen Flaͤchen der Leitungsschienen
                              fortwaͤlzen, wodurch der Richtungsapparat gehoben oder niedergelassen wird.
                              Um die Bewegung dieses Apparates auf- oder niederwaͤrts zu sichern,
                              sind mit den beiden einarmigen Hebeln zwei Winkelhebel verbunden, deren Achsen
                              ungefaͤhr um den dritten Theil der ganzen Laͤnge jener Hebel von ihren
                              Enden entfernt sind. Der eine Arm dieser Winkelhebel steht aufwaͤrts, und hat
                              oben einen vorragenden Zapfen, welcher in einen Ausschnitt an dem Rahmen
                              einfaͤllt, und so die einarmigen Hebel aufgehaͤngt haͤlt. Der
                              andere Arm reicht vorwaͤrts laͤngs der einarmigen Hebel, um
                              gelegenheitlich von den Leitungsschienen aufgehoben zu werden, oder durch sein
                              eigenes Gewicht nieder zu sinken. Der aͤußerste Theil dieses ganzen sich
                              selbst richtenden Apparates wird, wie wir schon beschrieben haben, in seiner
                              gehoͤrigen Stellung an dem Wagengestelle aufgehaͤngt, von welchem
                              abwaͤrts ein kleines Stuͤk mit einem Schliz hervorragt, um eine Klinke
                              aufzunehmen, die am Rahmen befestigt ist, wobei dem Apparat auch eine Seitenbewegung
                              gestattet wird.
                           Man sieht, daß vermoͤge dieser Anordnung jeder von der Seite auf das
                              aͤußerste Ende des Apparates wirkende Druk die vordere Achse um ihren Bolzen
                              drehen muß, und daß, mittelst der diagonalen Verbindungsstange, diese Wendung unter
                              gleichem Winkel sich sogleich auch der hintern Achse mittheilt, so daß die
                              Raͤder beider Achsen auf derselben krummen Linie sich fortbewegen.
                           Die Leitungsschienen sind zu diesem Behufe zwischen den eigentlichen Bahnschienen in
                              paralleler Lage auf einer Plattform befestigt, welche mit diesen in derselben
                              Flaͤche liegt. Die vordem Enden der Leitungsschienen sind an den Stellen, wo
                              die Eisenbahn von einer gewoͤhnlichen Straße durchschnitten wird,
                              einwaͤrts gekruͤmmt, und koͤnnen mit einander
                              zusammengefuͤgt werden; ihre obern Kanten laufen mit der Plattform, auf
                              welcher sie befestigt sind, parallel. Die hintern Enden bilden an ihren obern Kanten
                              schiefe Flaͤchen, deren Neigung ungefaͤhr bis zur Haͤlfte ihrer
                              ganzen Laͤnge sich erstrekt, und deren hoͤchster Punkt sich etwas
                              uͤber die horizontalen Enden der eigentlichen Bahnschienen erhebt.
                           
                           Die gleichzeitigen Bewegungen des sich selbst richtenden Apparates, wenn der Wagen
                              die Eisenbahn verlaͤßt, geschehen nun auf folgende Weise: – Die obern
                              Enden der Winkelhebel werden von ihrer Stuͤze am untern Theile des Rahmens
                              frei, indem die Enden ihrer Seitenarme an der schiefen Flaͤche der
                              Leitungsschienen aufwaͤrts steigen, und zugleich die einarmigen Hebel mit
                              ihren Raͤdern so hoch gehoben werden, bis die vorragenden Zapfen an den
                              aufrecht stehenden Enden der Winkelhebel in die Ausschnitte am obern Theile des
                              Rahmens einfallen. Wenn, im entgegengesezten Falle, der Wagen von der
                              gewoͤhnlichen Straße auf die Eisenbahn zuruͤkkehrt, kommen zuerst die
                              Raͤder der einarmigen Hebel mit den horizontalen Enden der Leitungsschienen
                              in Beruͤhrung, welche den Wagen wieder in die Geleise der Bahnschienen
                              einfuͤhren, indeß durch die gleichzeitige Wirkung des sich selbst richtenden
                              Apparates die einarmigen Hebel durch denselben Mechanismus wieder in ihre vorige
                              Lage niedergedruͤkt werden, durch welchen sie vorher aufwaͤrts gehoben
                              wurden.
                           Was ich in dem hier specificirten Patente als neu, und als meine Erfindung in
                              Anspruch nehme, ist erstens: der sich selbst richtende
                              Apparat, welcher an der vordem Achse des Wagens angebracht ist, und durch welchen
                              alle hierin angegebenen Zweke erreicht werden; zweitens:
                              die hier beschriebenen Tangenten- oder Verbindungs-Stangen; drittens: die Leitungsschienen, welche an den Stellen
                              vorgerichtet werden, wo die Eisenbahnen aufhoͤren, oder von
                              gewoͤhnlichen Straßen durchschnitten werden. –
                           
                        
                           Beschreibung der Zeichnungen.
                           Fig. 1, ist
                              eine Ansicht des Wagens von Oben; daselbst sind aa, aa, die Achsen; b, b, die Bolzen, um welche die Achsen sich drehen; c, c, die Verbindungsstangen; d, d, d, d die
                              Wagenraͤder; ee, der an der vordern Achse
                              befestigte Rahmen; ff, Naͤgel, an welchen
                              die Schubstangen mit ihren Schlizen sich bewegen; g,
                              Querstange zur Verbindung des Rahmens; h, Ausschnitte
                              oder Schlize in den Rahmen.
                           Fig. 2, ist
                              eine Seitenansicht von einem Theile eines Vorderrades mit den vorzuͤglichsten
                              Theilen des Apparates.
                           Dieselben Buchstaben bezeichnen dieselben Theile in beiden Figuren. i, ist einer der einarmigen Hebel; j, der aufrecht stehende Arm des Winkelhebels; k, dessen unterer oder Seitenarm; l, die an dem einarmigen Hebel befestigte Schubstange; m, Leitungsrad; n, der
                              Wagenkoͤrper; p, Bahnschienen; q, vorragendes Stuͤk an der Achse, an dem die
                              Zapfen der einarmigen Hebel sich bewegen; r, das unter
                              dem
                              Wagenkoͤrper vorragende Stuͤk, in dessen Ausschnitt oder Schliz das
                              obere Ende des Winkelhebelarmes j einfaͤllt.Die Bezeichnung und Erklaͤrung des Stuͤkes r ist im englischen Original ganz vergessen
                                    worden. A. d. Ueb.
                              
                           Fig. 3, ist
                              eine perspectivische Ansicht der vordern Raͤder mit dem sich selbst
                              richtenden Apparate und den Leitungsschienen.
                           
                        
                           Bemerkungen des Uebersezers.
                           Es gehoͤrt allerdings (wie wir schon oͤfter bemerkt haben) zu den
                              groͤßten Maͤngeln und Unbequemlichkeiten, welchen die Eisenbahnen nach
                              ihrer gewoͤhnlichen, noch jezt in England allgemein eingefuͤhrten,
                              Bauart unterliegen, daß die Wagen auf denselben nur in gerader Linie, uͤber
                              Kruͤmmungen von etwas laugen Halbmessern aber gar nicht, oder nur mit dem
                              groͤßten Zwange sich bewegen, und daß diese Wagen da, wo die eisernen
                              Geleiseschienen aufhoͤren oder unterbrochen sind, diese Schienen nicht
                              verlassen, und uͤber gewoͤhnliche Straßen nicht fortgebracht werden
                              koͤnnen. Bei dem unermuͤdlichen Treiben nach Verbesserungen (Improvements), welches in England nicht nur allen
                              Mechanikern und Fabrikanten, sondern selbst den gemeinsten Handwerkern angeboren
                              ist, scheint es in der That unbegreiflich, daß man in einem so hoͤchst
                              wichtigen Fache noch immer bei dem alten unvollkommenen, unbequemen, und mitunter
                              gefaͤhrlichen, Systeme der erhabenen Kantenschienen (Edgerails) stehen bleibt, und von Jahr zu Jahr Millionen auf neue Anlagen
                              von Eisenbahnen nach diesem Systeme verwendet, welche mit einem weit geringeren
                              Aufwande viel vortheilhafter und zwekmaͤßiger hergestellt werden
                              koͤnnten. Daß dieses fehlerhafte System dann auch in dem anglomanen
                              Frankreich und Deutschland mit gewissenhafter Treue bis jezt nachgeahmt worden,
                              daruͤber darf man sich freilich weniger verwundern. – Erfreulich ist
                              es daher zu vernehmen, daß doch endlich Einmal in Nordamerika ein Ingenieur gewagt
                              hat, von dem englischen Schlendrian sich loszureißen, und eine neue Bahn in der
                              Construction von Eisenbahnwagen zu brechen. Nur ist dabei zu bedauern, daß die
                              Vorrichtungen, deren er sich zur Erreichung seines Zwekes bedient, ziemlich
                              complicirt, und doch nicht ganz entsprechend sind. Die horizontalen, an den inneren
                              Seiten der Bahnschienen laufenden Raͤder, durch welche die vorspringenden
                              Raͤnder oder Falzen an den Wagenraͤdern entbehrlich gemacht werden
                              sollen, muͤssen, wenn die Schienen nicht um vieles hoͤher gelegt
                              werden, als die Zeichnung darstellt, auf der Erde anstreifen, und koͤnnen in
                              dieser Stellung vor den
                              Wagenraͤdern angebracht, doch das Abgleiten derselben von den Schienen, wenn
                              diese Raͤder nicht, wie gewoͤhnlich, mit vorspringenden Falzen
                              versehen sind, weder auf einer ganz geraden Bahn, noch viel weniger beim Anfang
                              einer Kruͤmmung verhindern. Durch die Vorrichtung mit den diagonalen
                              Verbindungsstangen wird zwar die Wendung beider Achsen unter demselben
                              convergirenden Winkel so regulirt, daß die hintern Raͤder den vordern auf
                              derselben Kreislinie folgen muͤssen; allein beim Anfange einer etwas kurzen
                              Kruͤmmung, wenn die hintern Raͤder noch auf der geradlinigen Bahn sich
                              befinden, waͤhrend die vordern schon die Kruͤmmung angetreten haben,
                              ist das Abgleiten jener vor den Geleisen unvermeidlich. Hr. Pollock glaubt zwar diesen Uebelstand dadurch zu heben, daß er die Felgen
                              der Raͤder um so vieles breiter macht; allein wenn die Felgen und die
                              Schienen nicht durchaus von gleicher Breite sind, werden die leztern in kurzer Zeit
                              solche Furchen in die ersteren einschneiden, wodurch sie ganz unbrauchbar
                              werden.
                           Der sich selbst richtende Apparat, wodurch die horizontalen Leitungsraͤder am
                              Ende einer Eisenbahn aufgehoben und beim Anfange derselben niedergelassen werden,
                              und die an solchen Stellen zwischen den Bahnschienen vorgerichteten besondern
                              Leitungsschienen koͤnnen, mit einigen noch noͤthigen Verbesserungen,
                              ihrem Zweke auf eine genuͤgende Weise entsprechen. Nach der mangelhaften,
                              schlechten und unrichtigen Zeichnung, und nach der undeutlichen und verworrenen
                              Beschreibung dieser Vorrichtungen (welche wir Wort fuͤr Wort aus dem
                              englischen Original uͤbersezt haben) moͤchte es indessen den meisten
                              praktischen Mechanikern schwer werden, sich nur einen klaren Begriff von der
                              Construction und Wirkungsart dieses Apparates zu machen, geschweige denselben
                              gehoͤrig auszufuͤhren.
                           Was uͤbrigens die Originalitaͤt oder Neuheit dieser Erfindungen
                              betrifft, so kann Hr. Pollock diese weder in Bezug auf
                              seine sogenannten Tangenten- oder Verbindungs-Stangen, noch auf seine
                              Leitungsschienen fuͤr sich in Anspruch nehmen. Die ersteren hat ein
                              englischer Mechaniker W. Thorold im Jahre 1829 angegeben,
                              und im Mechanics' Magazine No. 345. S. 34 abgebildet,
                              und man findet diese Beschreibung und Abbildung im XXXV. Bd. 4. Heft des Polyt.
                              Journals, S. 260, und Tab. VI. Fig. 9. Auf die
                              Anwendung von Wagenraͤdern mit breiten und glatten Felgen ohne vorstehenden
                              Falz, welche durch kleinere horizontal oder schraͤg liegende, an den Seiten
                              der Bahnschienen laufende, Leitungsraͤder in ihrer gehoͤrigen Richtung
                              auf diesen erhalten werden, hat der Unterzeichnete am 15. November 1815 ein Patent
                              in London erhalten, nachdem er diese Verbesserung schon einige Jahre zuvor an einem
                              großen Modelle zu
                              Muͤnchen oͤffentlich dargestellt hatte. In des Unterzeichneten im
                              Jahre 1822 zu Muͤnchen erschienenen großen Werke: Neues
                                 System der fortschaffenden Mechanik etc., findet man diese und verschiedene
                              andere Vorrichtungen und neue Ideen zur Verminderung der Seitenreibung an den
                              Bahnschienen, zum leichten Wenden der Wagen auf den kuͤrzesten
                              Kruͤmmungen, und zum ungehinderten Uebergange derselben von einer Eisenbahn
                              auf gewoͤhnliche Straßen, und von diesen auf jene, durch Huͤlfe eines
                              den Pollock'schen Leitungsschienen ganz
                              aͤhnlichen, aber um vieles einfachem Apparates und dergl. deutlich abgebildet
                              und ausfuͤhrlich beschrieben; und an der im Jahre 1825 im koͤniglichen
                              Garten von Nymphenburg hergestellten Probebahn hat der Unterzeichnete diese
                              verschiedenen neuen Erfindungen und Verbesserungen mit dem besten Erfolge
                              ausgefuͤhrt. Tausende von hiesigen Einwohnern und von fremden Reisenden
                              (worunter auch einige Herren aus den Vereinigten Staaten sich befanden) haben
                              seither diese Vorrichtungen dort gesehen, und von der Zwekmaͤßigkeit und den
                              Vortheilen derselben sich uͤberzeugt; doch ist davon bis jezt weder in
                              England (wo der National-Zunftgeist der Ingenieure keinen foreigner aufkommen laͤßt), noch in Frankreich,
                              noch in Deutschland Gebrauch gemacht worden – natuͤrlich, weil ich das
                              Ungluͤk habe, ein Deutscher, und noch dazu ein Bayer zu seyn! Indessen glaube
                              ich hoffen zu duͤrfen, daß diese meine Ideen jezt, nachdem selbe ein
                              Nordamerikaner von mir gestohlen und fuͤr seine Erfindung ausgegeben hat,
                              besser gewuͤrdigt, und allmaͤhlich, vielleicht sogar in Deutschland,
                              bei den wichtigsten neuen Anlagen in Anwendung kommen werden. Vielleicht erlebe ich
                              es dann auch noch, daß auch meine uͤbrigen, bis jezt noch nicht bekannt
                              gemachten, neuesten und wichtigsten Erfindungen und Verbesserungen in diesem Zweige
                              der fortschaffenden Mechanik, welche ich im XLI. Bd. 1. Heft des Polytechnischen
                              Journals oͤffentlich angekuͤndigt, und deren Vortheile ich durch einen
                              voͤllig entscheidenden Versuch auf meine eigene Gefahr zu beweisen mich
                              erboten habe, einiger Notiz gewuͤrdigt werden. –
                           Muͤnchen, den 3. Junius 1832.
                           Joseph Ritter v. Baader.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
