| Titel: | Verbesserungen in der Erzeugung von Leuchtgas, worauf sich Georg Lowe, Brick Lane, Old Street, am 12. October 1831 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 45, Jahrgang 1832, Nr. LX., S. 251 | 
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                        LX.
                        Verbesserungen in der Erzeugung von Leuchtgas,
                           worauf sich Georg Lowe,
                           Brick Lane, Old Street, am 12. October 1831 ein
                           Patent ertheilen ließ.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Junius
                              1832, S. 330.
                        Lowe, uͤber Verbesserungen an der Erzeugung von
                           Leuchtgas.
                        
                     
                        
                           Hr. Lowe, sagt das Repertory,
                              kann seine Rechte nicht nur auf eine einzige, sondern auf eine ganze Reihe von
                              Erfindungen geltend machen, von denen schon eine jede einzelne fuͤr sich
                              allein sehr sinnreich, nuͤzlich und schaͤzenswerth ist.
                           Der erste Zwek dieser Erfindungen ist: das Gas zu reinigen; der zweite liegt in der
                              Erzeugung einer groͤßeren Menge eines besseren Gases aus einer und derselben
                              Menge Material, und innerhalb eines gleichen Zeitraumes; der dritte liegt in der
                              Angabe der Mittel, durch welche der erste Zwek sicherer erreicht wird, ohne daß ein
                              neuer Aufwand an Kosten und Apparaten noͤthig ist; der vierte endlich steht
                              mit dem zweiten in Verbindung, und umfaßt die Anwendung des ganzen Apparates.
                           Der Ofen des Hrn. Lowe besteht aus drei Retorten, deren
                              Durchschnitt eine Parabel bildet. Ueber die Oberflaͤche des Brennmateriales
                              in den Retorten schlaͤgt er vor, atmosphaͤrische Luft zu leiten, die
                              bis auf 700° F. oder noch hoͤher erhizt ist, um dieselbe mit dem
                              geschwefelten Wasserstoffgase, welches sich waͤhrend der Zersezung der Kohlen
                              in der Retorte bei der Verwandlung derselben in Kohks erzeugte, so wie mit den
                              gasartigen und dampfartigen Ausduͤnstungen der Kalkmilch, der
                              ammoniakalischen oder sonstigen, unter den Ofen gebrachten Fluͤssigkeit in
                              Beruͤhrung zu bringen. Bei der Verbindung der erhizten
                              atmosphaͤrischen Luft mit den gasfoͤrmigen Ausduͤnstungen, und
                              bei der dadurch erfolgenden Entzuͤndung entsteht Schwefelsaͤure, und
                              diese Schwefelsaͤure, die sich bei dem Durchgange durch die
                              Hauptroͤhren etc. mit dem reinen, zur Beleuchtung bestimmten Gase vermengt,
                              reinigt das Gas von jenen schaͤdlichen Substanzen, die bisher dem Glanze und
                              der Gleichheit der Flamme so großen Eintrag thaten. Um dieses Resultat zu erhalten, bringt Hr.
                              Lowe unter dem Ofen ein Gefaͤß mit Kalkmilch
                              und eines mit einer ammoniakalischen Fluͤssigkeit an. Unter oder an der Seite
                              des Ofens befindet sich ein Luftrohr, bei welchem die Luft eintritt, und in welchem
                              sie durch geeignete Mittel auf die angegebene Temperatur erhizt wird; und von diesem
                              Luftrohre aus gehen mehrere Roͤhren in den Ofen uͤber dem
                              Brennmateriale und uͤber der brennenden Masse in den Retorten hin. Ehe das
                              Gas in den Verdichter gelangt, wird auch noch ein Strom Dampf eingeleitet, wodurch
                              die Reinigung des Gases noch bedeutend vervollkommnet wird.
                           Der zweite Theil der Erfindung des Hrn. Lowe besteht
                              darin, daß er die Retorten genau doppelt so lang macht, als sie gewoͤhnlich
                              sind, und daß diese Retorten an beiden Enden geoͤffnet werden koͤnnen.
                              Sezen wir nun, daß die Ladung wie gewoͤhnlich eine fuͤr 8 Stunden ist,
                              so bringt Hr. Lowe nicht die ganze Quantitaͤt
                              Steinkohle oder Kohlentheer, woraus das Gas erzeugt wird, auf ein Mal in die
                              Retorte, sondern er oͤffnet das eine Ende der Retorte, und bringt genau die
                              Haͤlfte der Quantitaͤt in dieselbe. Nach 4 Stunden oͤffnet er
                              das andere Ende, und traͤgt dann die zweite Haͤlfte ein, und dieses
                              Verfahren befolgt er abwechselnd an jedem Ende der Retorten alle 4 Stunden bei einer
                              Ladung fuͤr 8 Stunden, und alle 3 Stunden bei einer Ladung fuͤr 6
                              Stunden. Der Vortheil bei diesem Verfahren liegt darin, daß, waͤhrend jedem
                              einzelnen Theile der Kohle dieselbe Zeit und dieselben Mittel zur Zersezung
                              gestattet sind, deren sie bei der gewoͤhnlichen Methode genießt, das aus der
                              frischen Kohle entwikelte Gas sich mit dem reiferen Gase vermischt und verbindet,
                              welches leztere sich aus jenem Theile der Kohle entwikelt, der bereits 8 Stunden
                              Zeit zum Brennen und zur Gasentwikelung hatte. Die Kohks werden, nachdem sie alles
                              Gas abgegeben, noch einem anderen Processe unterworfen, durch welchen Alles, was
                              noch darin zuruͤk ist, erhalten und gleichfalls durch Dampf, Schwefel-
                              oder Salzsaͤure und kohlensaures Kali gereinigt wird. Der Dampf wird auch
                              hierbei auf die oben angegebene Weise angewendet, leztere hingegen wird uͤber
                              die Kohks in der Retorte oder das Brennmaterial in den Ofen geleitet.
                           Die vierte Erfindung endlich beruht auf der Retorte, auf deren neuen Laͤnge
                              und Form, auf dem Ofen mit den Zuͤgen fuͤr die atmosphaͤrische
                              Luft und mit seinen, zur Aufnahme der ammoniakalischen Fluͤssigkeit oder der
                              Kalkmilch bestimmten Troͤgen; auf den Verdichtern mit deren
                              Dampfhaͤhnen und inneren Platten und Roͤhren, und endlich auf dem
                              ganzen Apparate, durch welchen die oben erwaͤhnten Vortheile so gut erreicht
                              werden.
                           
                           Das nach Hrn. Lowe's Methode erzeugte Gas ist nicht nur
                              reiner, sondern es wird in groͤßerer Menge, in einem und demselben Zeitraume,
                              und mit geringeren Kosten an Arbeit und an Material erzeugt werden koͤnnen,
                              als bei der gewoͤhnlichen Methode. Es ist daher wahrscheinlich, daß dessen
                              Verfahren bald allgemein in allen Gaswerken angewendet werden wird.