| Titel: | Ueber die Aufbewahrung des Düngers. Von Hrn. Formby. | 
| Fundstelle: | Band 45, Jahrgang 1832, Nr. LXXX., S. 303 | 
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                        LXXX.
                        Ueber die Aufbewahrung des Duͤngers. Von
                           Hrn. Formby.
                        Aus dem Farmer's Magazine im Repertory of
                                 Patent-Inventions. Julius 1832, Supplement S.
                              412.
                        Formby, uͤber die Aufbewahrung des
                           Duͤngers.
                        
                     
                        
                           Ich schlug der Liverpool-Agricultural Society,
                              deren Mitglied zu seyn ich die Ehre habe, vor, demjenigen Landeigenthuͤmer
                              oder Paͤchter, der die beste Duͤngerstaͤtte errichtet, einen
                              nahmhaften Preis zu versprechen; ich machte diesen Vorschlag in der Ueberzeugung,
                              die ich mit so vielen anderen theile, daß es fuͤr jene Oekonomen, welche
                              Duͤnger kaufen muͤssen, von groͤßter Wichtigkeit ist, so wenig
                              Verlust als moͤglich an demselben zu erleiden. Unter solchen
                              Umstaͤnden koͤnnten sie naͤmlich den Duͤnger zu einer
                              Zeit kaufen, zu welcher er wohlfeil ist, oder zu welcher ihr Zugvieh keine andere
                              Arbeit hat. Obschon nun mein Eifer durch die Aufnahme, die mein Vorschlag von Seite
                              einiger Mitglieder fand, etwas gedampft wurde, so wage ich es doch mich wiederholt
                              mit demselben an die Gesellschaft zu wenden.
                           Ich betrieb vor einigen Jahren ein Pachtgut zu Maghull, beilaͤufig 7 Meilen
                              von Liverpool, und uͤberzeugte mich bei dieser Gelegenheit, daß die Pachter
                              gewoͤhnlich die Haͤlfte des Duͤngers, den sie auf ihrem Gute
                              erzeugen, verwuͤsten, und daß in ganz Nord-England beinahe durchaus
                              dasselbe Statt findet. Diese Ueberzeugung gewann ich vorzuͤglich durch
                              folgendes Ereigniß. Ich wollte ein Feld von 9 Acres mit Erdaͤpfel bestellen,
                              und fand am Ende, daß mein Duͤnger nur fuͤr 8 Acres desselben
                              ausreichte. Ich ließ mir daher fuͤr den lezten Acre Pferdeduͤnger aus
                              Liverpool kommen, und erhielt diesen aus einer sehr tiefen, an einem
                              eingeschlossenen Orte gelegenen Duͤngerstaͤtte. Dieser Duͤnger
                              war sehr compact, da bestaͤndig Schweine, durch deren Urin er auch befeuchtet
                              wurde, auf demselben gehalten werden; kurz er war, wie die Oekonomen zu sagen
                              pflegen, gruͤn, d.h. nicht verfault. Auf den mit diesem Duͤnger
                              geduͤngten, neunten Acre pflanzte ich den Rest meiner Kartoffel. Bei der
                              Ernte ergab sich, daß der mit dem Liverpooler Duͤnger geduͤngte Flek
                              Landes beinahe zwei Mal so viel Kartoffel getragen hatte, als irgend ein anderer
                              Theil des Feldes, obschon der Boden an allen Stellen gleich gut war, und obwohl der
                              Duͤnger urspruͤnglich von einer und derselben Beschaffenheit war. Mein
                              Duͤnger war naͤmlich gleichfalls Pferdeduͤnger, und meine Pferde fraßen so viel
                              Gerste als die Liverpooler Pferde; auch wurden auf meinem Duͤnger Schweine
                              gehalten. Allein meine Duͤngerstaͤtte war groß, und folglich war der
                              Duͤnger in einer großen Flaͤche der Luft und der Sonne ausgesezt;
                              waͤhrend der Liverpooler Duͤnger in einem gewoͤlbten Orte unter
                              der Erde, und zwischen hohen Mauern eingeschlossen, aufbewahrt wurde, so daß weder
                              die Sonne noch die Luft mit demselben in Beruͤhrung kommen konnte. Dieß ist,
                              nach meiner Ueberzeugung, die einzige Ursache, aus welcher der Liverpooler
                              Duͤnger viel kraͤftiger war, als der meinige.
                           Ich machte spaͤter noch einige aͤhnliche Versuche, und zwar mit
                              gleichem Resultate. Ich duͤngte z.B. einen Theil eines Feldes mit halb so
                              viel Liverpooler Kuhduͤnger (der gleichfalls aus einer gewoͤlbten
                              Duͤngerstaͤtte genommen worden), als ich auf die andere Haͤlfte
                              des Feldes von meinem Kuhduͤnger nahm, und erhielt auf beiden Theilen des
                              Feldes eine gleich reichliche Ernte. Mein Kuhduͤnger kam von Kuͤhen,
                              die gleichfalls im Stalle gefuͤttert wurden, und zwar mit Ruͤben,
                              Runkelruͤben-Abfaͤllen, Bohnenmehl und einer maͤßigen
                              Quantitaͤt Heu, so daß gewiß keine Liverpooler Melkkuh eine bessere Nahrung
                              hatte. Zu bemerken ist noch, daß die groͤßere Wirksamkeit des Liverpooler
                              Duͤngers nicht bloß im ersten Jahre, sondern auch im zweiten Jahre bei der
                              Weizenernte sehr sichtbar war.
                           Ich wage nicht zu behaupten, daß der Duͤnger von Thieren, die gut
                              genaͤhrt wurden, besser ist als jener, den man von schlechter
                              genaͤhrten erhaͤlt; allein richtig ist gewiß, daß der Duͤnger,
                              wenn er der Einwirkung der Luft ausgesezt wird, einen um so groͤßeren Verlust
                              durch die Verduͤnstung erleidet, je besser er war. Selbst wenn man den
                              Duͤnger in großen Haufen, z.B. zu 100 Tonnen den Haufen, auf das Feld
                              fuͤhrt, verliert er bedeutend, besonders waͤhrend der troknen
                              Maͤrz-Winde. Es ist daher unbegreiflich, und nur durch ihre
                              Unwissenheit erklaͤrlich, wie manche Paͤchter den Duͤnger
                              oͤfter einige Wochen oder selbst Monate vor der Bestellung der Felder mit
                              Ruͤben oder Erdaͤpfeln auf die Aeker fuͤhren koͤnnen.
                              Einige dieser Leute gehen sogar in ihrer After-Weisheit noch weiter, sie
                              kehren diese Duͤngerhaufen um, damit der Duͤnger, wie sie sagen,
                              leichter durch und durch verfaule, und im Boden schneller verwese. Wenn sich irgend
                              Jemand die Muͤhe geben will eine Quantitaͤt Pferde- oder
                              Kuhmist, besonders aber von lezterem, zu wiegen, so wie er aus der
                              Duͤngerstaͤtte genommen wird, und waͤhrend noch wenig oder gar
                              keine Verduͤnstung Statt hatte, und wenn er diesen Duͤnger, nachdem er
                              beilaͤufig 14 Tage in Haufen gelegen, umkehren, dann noch Mal 14 Tage oder
                              daruͤber liegen, und zulezt wieder wiegen lassen will, so wird er finden, daß
                              der Duͤnger beinahe die Haͤlfte seines Gewichtes verloren hat, und daß gerade die
                              besten Theile desselben, wie z.B. das Ammonium, in die Luft uͤbergegangen
                              sind. Noch weit schlechter ist es, wenn man den Duͤnger auf der
                              Oberflaͤche des zu duͤngenden Bodens ausbreitet, und ihn so der Luft
                              und der Sonne ausgesezt liegen laͤßt; und doch ist selbst diese Methode, bei
                              welcher so viel Duͤnger verwuͤstet wird, in einigen Gegenden noch sehr
                              gebraͤuchlich. Was das Ausstreuen von Duͤnger mit Erde gemischt
                              waͤhrend eines nassen Wetters, waͤhrend welchem die Saͤfte von
                              beiden in den Boden eindringen koͤnnen, betrifft, so glaube ich, daß sich
                              hierauf fuͤglich folgendes Gleichniß anwenden laͤßt. Es ist zwar
                              moͤglich einen Menschen laͤngere Zeit uͤber dadurch beim Leben
                              zu erhalten, daß man ihn verschiedene Nahrungsmittel durch die Haut aufnehmen
                              laͤßt, allein dasselbe Individuum wird von einer gleichen Menge Nahrungsstoff
                              weit mehr Nuzen haben, wenn es ihn durch den Magen aufnimmt. Je schneller der
                              Duͤnger daher unter die Erde kommt, nachdem er ein Mal aus der
                              Duͤngerstaͤtte genommen, desto besser ist es; diese Lehre ist aber
                              noch so wenig allgemein bekannt, daß ich den Duͤnger in manchen Gegenden
                              uͤber die groͤßten Felder ausbreiten sah, ehe man noch an dem einen
                              Ende derselben anfing, denselben einzupfluͤgen. Die ganze Menge des
                              Duͤngers, die von der Luft aufgenommen wird, ist rein verloren; und daß diese
                              Menge groß ist, davon wird sich Jedermann, der gesunden Verstand und ein nicht
                              unempfindliches Geruchsorgan besizt, uͤberzeugt haben. Einer meiner Freunde,
                              der ein gewandter Chemiker ist, theilte mir Folgendes uͤber diesen Gegenstand
                              mit.
                           
                              „An einem schoͤnen Tage wurde in der Naͤhe des chemischen
                                 Laboratoriums, dessen Leitung mir anvertraut ist, und aus welchem sich troknes
                                 salzsaures Gas in unsichtbarer Menge entwikelte, eine Ladung Duͤnger aus
                                 einem Bothe geladen. Das Gas wurde spaͤter, da sich der Wind
                                 aͤnderte, von meinem Laboratorium gegen das Both getrieben, und so wie
                                 dieß geschah, d.h. so wie das Gas mit der Ausduͤnstung des
                                 Duͤngers, naͤmlich mit dem Ammonium, in Beruͤhrung kam,
                                 bildeten sich alsogleich dike weiße Nebel von Salmiak, die sich auf 100 Yards
                                 und weiter ausbreiteten, und die die Arbeiter in großes Staunen versezten. Der
                                 Duͤnger wurde spaͤter auf ein in der Naͤhe des
                                 Laboratoriums gelegenes Feld gebracht, und hier zeigte sich jedes Mal dieselbe
                                 Erscheinung, wenn der Wind das Gas, das sich im Laboratorium entwikelte, gegen
                                 dieses Feld trieb; besonders sichtbar war sie bei schoͤnem Wetter, wo ein
                                 mehrere Yards weit verbreiteter weißer Nebel dadurch entstand.“
                              
                           Ich erlaube mir hier noch ein Paar Bemerkungen uͤber die Bauart der
                              Duͤngerstaͤtten, an denen noch Viel zu verbessern seyn moͤchte,
                              beizufuͤgen.
                              Die Kosten der Errichtung dieser Duͤngerstaͤtten soll aber nicht dem
                              Paͤchter allein, sondern vielmehr dem Eigenthuͤmer des Bodens zur Last
                              fallen, da dieser durch die Verbesserung seines Grundes und Bodens am meisten
                              gewinnt.
                           Ich habe keineswegs im Sinne hier anzugeben, wie lang, breit und tief eine
                              Duͤngerstatte seyn soll, sondern will nur so viel bemerken, daß sie sowohl am
                              Boden, als an den Seitenwaͤnden wasserdicht seyn muß, und daß sie entweder
                              zugewoͤlbt, oder mit so hohen Waͤnden umgeben seyn soll, daß weder
                              Wind noch Sonne auf den Duͤnger einwirken koͤnnen.
                           Auf Guͤtern, auf welchen ein bedeutender Viehstand unterhalten wird,
                              moͤchten zwei Duͤngerstaͤtten wahrscheinlich besser seyn, als
                              eine einzige. Ich wenigstens werde auf meinem Gute so bald als moͤglich deren
                              zwei errichten. Die eine werde ich naͤmlich fuͤr den Pferdemist
                              bestimmen, und mit dieser werde ich die Schweinstaͤlle in Verbindung bringen,
                              damit die Schweine auf dem Miste herumtreten koͤnnen, und ihn durch ihren
                              Urin befeuchten; derjenige Theil des Schweintrankes, den diese Thiere
                              verwuͤsten, wird hinreichen, um die Erhizung und Verdampfung des Mistes zu
                              verhindern, und zwar ohne daß es noͤthig waͤre, einen Bogen
                              uͤber die Grube zu spannen. Die zweite Duͤngergrube werde ich in der
                              Naͤhe der Kuhstaͤlle anbringen. Da der Mist des Hornviehes feuchter,
                              und mit weniger Stroh oder Streue vermischt ist, als der Pferdeduͤnger, so
                              werde ich diese Duͤngerstaͤtte nicht fuͤr den Zutritt der
                              Schweine einrichten. Um den Duͤnger in derselben feucht genug zu erhalten,
                              werde ich, so viel es nur moͤglich ist, jeden Tropfen Urin durch eigene
                              Canaͤle aus den Staͤllen in die Grube leiten, da der Duͤnger
                              nie genug mit Urin gesaͤttigt werden kann. Ueber diese Grube werde ich,
                              obwohl es dann schwieriger seyn wird, den Mist in dieselbe zu bringen, und diesen,
                              wenn man seiner bedarf, wieder herauszuschlagen, einen Bogen spannen, dessen
                              Oeffnungen mit Fallthuͤren oder auf eine andere Weise beinahe luftdicht
                              verschlossen werden muͤssen. Zwischen den beiden
                              Duͤngerstaͤtten werde ich einen Behaͤlter, der die
                              uͤberschuͤssige Feuchtigkeit beider aufzunehmen im Stande ist,
                              anbringen.