| Titel: | Ueber den Dampf-Destillir-Apparat des Hrn. Adam Kasperowsky, vom Regierungssecretär Gall in Koblenz. | 
| Autor: | Alexander Galloway | 
| Fundstelle: | Band 45, Jahrgang 1832, Nr. LXXXV., S. 340 | 
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                        LXXXV.
                        Ueber den Dampf-Destillir-Apparat
                           des Hrn. Adam Kasperowsky,
                           vom Regierungssecretaͤr Gall in Koblenz.
                        Zur Ergaͤnzung der Vergleichung zweier
                           Dampf-Destillir-Apparate, im 1. Julius-Hefte dieses
                           Journals.
                        Gall, uͤber den
                           Dampf-Destillir-Apparat.
                        
                     
                        
                           Audiatur et altera pars.
                           Am 2. November v. J. schrieb ich fuͤr das polytechnische Journal uͤber
                              den Dampf-Destillir-Apparat des Hrn. Major Kasperowsky folgenden Aufsaz, der aber, da ich die Reinschrift davon erst
                              am 6. November in dem Augenblik, wo ich nach Paris und London abzureisen im Begriff
                              war, erhielt – statt auf die Post in meine Brieftasche wanderte, und darin
                              vergraben und vergessen blieb. Erst heuteIch bezeuge, daß Hr. Gall das angefuͤhrte
                                    Heft erst heute den 1. Aug. von mir erhalten hat. J. Hoͤlscher, Buchhaͤndler. werde ich, durch den Vergleich des Brenn-Apparates des Hrn. K. mit
                              dem von mir erfundenen, im 1sten dießjaͤhrigen Julius-Hefte des
                              Polytechnischen Journals, wieder an jenen Aufsaz erinnert, und beeile mich nun,
                              denselben als meine Vergleichung des Brenn-Apparates des Hrn. K. mit dem
                              meinigen, dem Unheil des Publikums zu unterwerfen.
                           
                        
                           Ueber den Dampf-Destillir-Apparat des Hrn. Adam
                                 Kasperowsky.
                           Da der Hr. Major Kasperowsky in der S.
                                 66–68 des XLII. Bandes des polytechn. Journals abgedrukten Notiz
                              uͤber den von ihm erfundenen Dampf-Destillir-Apparat mir die
                              Ehre erzeigt, auf die von mir aufgestellten bei der Construirung von
                              Brenn-Apparaten zu beachtenden Grundsaͤze Bezug zu nehmen, so werde
                              ich nicht als Unberufener erscheinen, wenn ich mir erlaube, den Maßstab dieser
                              Grundsaͤze an die Erfindung des Hrn. Kasperowsky
                              zu legen, um den oͤkonomischen Werth derselben festzustellen.
                           Hr. Kasperowsky braucht, um taͤglich die Maische
                              von 6000 Pfd. Schrot oder 137 Scheffel Kartoffeln abzubrennen, ein
                              Kubik-Klafter Holz (216 Kubik-Fuß), welche 154 Kubik-Fuß
                              Holzmasse enthalten. Nimmt man an, daß zur Haͤlfte Eichen-, zur
                              Haͤlfte Buchenholz verbrannt werde, so ist das Durchschnittsgewicht per Kubik-Fuß im trokenen Zustande 47 Pfd.; 154
                              Kubik-Fuß wiegen mithin............... 7,238 Pfd.
                           Bei der Bearbeitung der Maische wendet Hr. K. nur 4–5 Mal so viel Wasser als
                              trokene Substanz an, was, wenn man mittelst Wasserdampf destillirt, auch nach meinen Erfahrungen
                              vollkommen hinreicht. Das Gewicht der Maische betraͤgt also:
                           
                              
                                 an trokener Substanz
                                   6000 Pfd.
                                 
                              
                                 an Wasser à 4 1/2 Pfd. p. Pfund trokener Substanz
                                 27000   –
                                 
                              
                                 an Hefe etwa
                                     200
                                      –
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 Zusammen
                                 33200 Pfd.
                                 
                              
                           Mit obigen 7238 Pfd. Holz muͤssen also folgende Wirkungen hervorgebracht
                              werden:
                           1) Muß das Wasser im Dampferzeuger zum Kochen gebracht,
                           2) muͤssen 137 Scheffel = 13,700 Pfd. Kartoffeln gahr gedaͤmpft,
                           3) muͤssen zum Einteigen und Gahrbruͤhen des den Kartoffeln
                              zuzusezenden Schrotes und zum Einmaischen uͤberhaupt circa 4200 Pfd. Wasser bis zum Sieden erhizt und
                           4) endlich muß aus 33,200 Pfd. Maische der Alkohol durch Destillation geschieden
                              werden.
                           Ein nach meinen Grundsaͤzen construirter
                              Brenn-Apparat verbraucht dazu an trokenem Buchen- und Eichenholz im
                              unguͤnstigsten Falle 4000 Pfund.
                           Dieser Brenn-Material-Verbrauch berechnet sich, wie folgt:
                           
                              
                                 Mein Dampferzeuger enthaͤlt 2000
                                    Pfd. Wasser,um diese von 10° R. bis zum Sieden zu
                                    erhizen,werden verbraucht 2000 × 70 =
                                    140,000
                                    Waͤrme-Einheiten
                                 
                              
                                 Um 13,700 Pfd. Kartoffeln gahr zu
                                    daͤmpfen,werden verwendet 13,700 × 90
                                 1,233,000    –
                                 
                              
                                 4200 Pfd. Wasser von 10° zum
                                    Einteigenund Gahrbruͤhen nehmen, bis sie den
                                    Siedepunkterreichen, an Waͤrme auf 4200 × 70 =
                                    294,000
                                       –
                                 
                              
                                 Von den der Destillation zu
                                    unterwerfenden33,200 Pfd. Maische kommen 5000 Pfd. kalt indie
                                    Destillirgefaͤße; diese verschluken bis zumSiedpunkt an
                                    Waͤrme 5000 × 70
                                    350,000
                                       –
                                 
                              
                                 Die uͤbrigen 28,200 Pfd. Maische
                                    kommenwenigstens bis zu 60° vorerwaͤrmt in
                                    dieDestillirtonnen und beduͤrfen also, um in's Siedenzu
                                    kommen, nur noch 28,200 × 20
                                    564,000
                                       –
                                 
                              
                                 Um aus 33,200 Pfd. einer so diken
                                    undalkoholreichen Maische allen Alkohol zu gewinnen,muͤssen
                                    28 Procent, also in runder Summe 9300 Pfd.davon verdampft werden; diese
                                    bestehen aus circa1500 Pfd. Alkohol und
                                    7800 Pfd. Wasser. 1500Alkohol erfordern zu ihrer Verdampfung 1500
                                    × 200
                                    300,000
                                       –
                                 
                              
                                 7800 Pfd. Wasser aber erfordern 7800 ×
                                    440 =
                                 3,432,000 Waͤrme-Einheiten.
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––
                                 
                              
                                 Summe der absolut erforderlichen
                                    Waͤrmemenge
                                 6,313,000    –
                                 
                              
                                 Nach meinen bisherigen Erfahrungen findet
                                    sichder wirkliche Brenn-Material-Bedarf meines
                                    Dampf-Destillir-Apparates, wenn man dieser
                                    Waͤrmemenge25 Procent derselben zusezt, welche theils mit
                                    demRauch entweichen, theils durch die Waͤnde
                                    derGefaͤße in die Luft ausstrahlen, hier also
                                 1,428,250
                                       –
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 7,741,250    –
                                 
                              
                           Ein nach meinen Grundsaͤzen erbauter Brenn-Apparat consumirt also, um
                              6000 Pfd. trokene Substanz einzumaischen und zu destilliren, in runder Summe
                              8,000,000 Waͤrme-Einheiten. Da nun mein Dampferzeuger mit 1 Pfd. Holz
                              30 Pfd. Wasser von 10° zum Sieden bringt, also 2100 nuzbare
                              Waͤrme-Einheiten liefert, so werden
                           
                              
                                 mithin wirklich verbraucht
                                 3798 Pfd.
                                 
                              
                                 also gegen den Bedarf des Hrn. K.
                                    von
                                 7238 –
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––
                                 
                              
                                 weniger
                                 3440 –
                                 
                              
                           d.h. fast die Haͤlfte
                              weniger, was mit den von mir angekuͤndigten Vorzuͤgen meines Apparates
                              uͤbereinstimmt.
                           ––––––––––
                           
                              
                                 Die Ausbeute an Branntwein von
                                 50% Tralles
                                 
                              
                                 gibt Hr. K. zu
                                 1080 Quart
                                 
                              
                                 aus 6000 Pfd. Schrot an.
                                 
                                 
                              
                                 Ich erhalte aus derselben Menge
                                    Schrot
                                 1350    –
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 also mehr
                                   270 Quart
                                 
                              
                           d.h. 25 Procent und theile allen
                              Bestellern meines Apparates gegen ein maͤßiges Honorar das Verfahren zur
                              Erreichung dieser Ausbeute mit.
                           ––––––––––
                           Wenn, wie Hr. K. anfuͤhrt, in Rußland die Schlangen gewoͤhnlich 1500
                              Pfd., die des Hrn. K. aber wegen ihres besondern Baues nur 600 Pfd. wiegen, so ist dieß allerdings schon eine anerkennenswerthe
                              Verbesserung; wenn Hr. K. sich aber mit den von mir eroͤrterten
                              Erfahrungssaͤzen, worauf es bei Construirung von Brenngeraͤthen
                              ankommt, mehr vertraut gemacht haͤtte, so wuͤrde er sich
                              uͤberzeugt haben, daß der beabsichtigte Zwek der Verdichtung und
                              Abkuͤhlung vollkommen mit einer oder mehreren Schlangen von uͤberhaupt
                              180 bis 200 Pfd. zu erreichen ist; wie denn in der That die Schlangen meiner
                              Apparate von gleicher Leistungsfaͤhigkeit kaum 200 Pfund schwer sind.
                           ––––––––––
                           
                           Daß die „Dampfkrahnen“ an dem Apparate des Hrn. K. nur 212 Pfd.
                              wiegen, ist eben auch kein Beweis, daß derselbe in der Loͤsung der Aufgabe:
                              „an Anlage-Kapital zu ersparen,“ seht weit gekommen
                              waͤre, da an den nach meinem System construirten Destillir-Apparaten
                              zur taͤglichen Verarbeitung von 6000 Pfd. Schrot das Gewicht aller
                              Haͤhne, Schrauben, Sicherheits-Vorrichtungen etc. zusammengenommen nur
                              160 Pfd. betraͤgt.
                           ––––––––––
                           Was mir die Zwekmaͤßigkeit dieses neuen Apparates gleich Anfangs
                              verdaͤchtig machte, war der Umstand, daß Hr. K. den Maischwaͤrmer, weil er mit demselben „mehr Angelegenheit und mehr complicirten Apparat gefunden
                                    habe“ weggelassen hat: Hr. K. scheint also nicht zu wissen,
                              daß er dem Maischwaͤrmer allein eine taͤgliche Ersparniß von
                              700–800 Pfd. Holz und 15–16,000 Quart Kuͤhlwasser verdanken
                              wuͤrde.
                           Wer den Werth der durch die Verdichtung und Abkuͤhlung des Destillats frei
                              werdenden Waͤrme nicht kennt, wird den Destillir-Apparat, dessen
                              wichtigste Verbesserungen auf der Benuzung dieser Waͤrme beruhen, schwerlich
                              weiter vervollkommnen; weßhalb allen angeblichen Verbesserungen, deren Urheber den
                              Maischwaͤrmer beseitigen zu koͤnnen
                              glauben, sehr zu mißtrauen ist.
                           Koblenz den 2. Novbr. 1831.
                           *    *    *
                           Dem Gesagten habe ich nun, als Ergaͤnzung des im
                              gedachten 1. Julius-Hefte dieses Journals enthaltenen „Vergleichs
                                 zweier Dampf-Destillir-Apparate“ noch Folgendes
                              hinzuzusezen:
                           Ob ich jemals begriffen habe, was die Aufstellung eines Apparates zu 60 Korez (135
                              Berl. Scheffel) Kartoffeln erfordere, moͤgen Hr. K. und der Corrector seines
                              Aufsazes aus untenstehender Erklaͤrung entnehmen.In diesem Augenblike wird in meiner Werkstaͤtte fuͤr Rechnung
                                    der HH. Gall und Schickhausen ein nach Holland bestimmter Brenn-Apparat zum
                                    Abbrennen von 140 Scheffel Kartoffeln in 14 Stunden erbaut.Koblenz den 1. Aug. 1832.Jos. Porsue,
                                    Kupferschlaͤgermeister.
                              
                           Wenn der Apparat des Hrn. K. zu 60 K. Kartoffeln nur 442 Dukaten kostet, so ist er
                              allerdings 1/3 wohlfeiler, als ein Apparat meines Systems von gleicher
                              Groͤße, dessen Preis, einschließlich meines Honorars, 2000 Rthlr. (= 666
                              Dukaten) ist. Dagegen bestehen der Dampfkessel, die
                              Dampfwasser-Vorwaͤrmer, der Dephlegmator und die Destillirblasen
                              meines Apparates aus Kupfer, jene des Hrn. K. aus Eisen und Holz.Neuere Erfahrungen haben mich belehrt, daß die Deken der hoͤlzernen Blasen selten laͤnger als 2
                                    Jahre der zerstoͤrenden Einwirkung der Weingeistdaͤmpfe
                                    widerstehen. Doch wer moͤchte daruͤber streiten, daß ein
                              gewoͤhnlicher Lastwagen wohlfeiler sey, als ein Dampfwagen! Kein
                              verstaͤndiger Transport-Unternehmer, welcher die Wahl hat, zum
                              Guͤter-Transport einen Dampfwagen oder einen gewoͤhnlichen
                              Karren anzuwenden, wird aber fragen: was kostet der eine oder andere Wagen, sondern:
                              wie hoch kommt mit dem einen oder dem anderen die Fracht zu stehen? Eben so wird
                              kein verstaͤndiger Gutsbesizer den Werth verschiedener Brenn-Apparate
                              nach ihrem Preis, sondern nach den Betriebskosten und Resultaten, welche sie liefern, beurtheilen. Das ist
                              die Frage, worauf es allein ankommt, und aus diesem Gesichtspunkt will ich nun einen
                              Vergleich zwischen dem Apparat des Hrn. K. und dem meinigen aufstellen.
                           
                              
                                 
                                   Rhr.
                                 Sg.
                                 
                              
                                 Der Apparat des Hrn. K. kostet nach seiner
                                    Angabe 442Dukaten oder
                                   1326
                                 
                                 
                              
                                 Die Zinsen dieses Anlage-Kapitals
                                    betragen mithin à 5%
                                       66
                                 – 9
                                 
                              
                                 6000 Pfd. Schrot, welche taͤglich
                                    verbraucht werden,kosten à 1 Rthlr.
                                    25 Sg. pro 100 Pfd. 110 Rthlr.;die Ausgabe
                                    dafuͤr betraͤgt jaͤhrlich also
                                 40150
                                 –
                                 
                              
                                 Fuͤr Hefe taͤglich 5 Rthlr.
                                    macht jaͤhrlich 1825
                                 
                                 –
                                 
                              
                                 An Brennmaterial verbraucht Hr. K. nach
                                    seiner eigenenAngabe S. 67 des XLII. Bds. dieses Journals 1
                                    Kubik-Klafter; den Preis derselben, einschließlich des
                                    Fuhrlohnsund des Spaltens zu 5 Rthlr. gerechnet, betraͤgt
                                    diejaͤhrliche Ausgabe dafuͤr also
                                   1825
                                 –
                                 
                              
                                 Der Lohn des Brenners zu 1 Rthlr. und den
                                    von 12Arbeitern zu 4 Rthlr. taͤglich angenommen, belaͤuft
                                    sichder Arbeitslohn auf
                                   1825
                                 –
                                 
                              
                                 Fuͤr Licht und unvorhergesehene
                                    kleine Ausgaben 1 Rthlr.taͤglich, macht
                                     365
                                 –
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 Gesammt-Jahresausgabe
                                 46056
                                    9
                                 
                              
                           Nun erhaͤlt Hr. K. aus 6000 Pfd. Schrot 1080 Quart Branntwein von 50%, nach
                              Tralles; die ganze Jahresausbeute betraͤgt mithin 394,200 Quart. – 100
                              Quart Branntwein kosten ihm also 11 Rthlr. 20 Sg. 3 pf.
                           Die Betriebskosten einer mit meinem Apparat arbeitenden Brennerei von gleichem
                              Umfange berechnen sich dagegen wie folgt:
                           
                              
                                 Das Anlage-Kapital fuͤr den
                                    Apparat betraͤgt
                                    2000 Rthlr.,
                                 
                                 
                                 
                              
                                 die Zinsen also
                                      100
                                     –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Fuͤr 6000 Pfd. Schrot
                                    taͤglich
                                 40,150  –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                  Fuͤr Hefe
                                    1825 Rhr.
                                 Sg.
                                 pf.
                                 
                              
                                 Der Holzbedarf betraͤgt
                                    taͤglich 5/9 Klafter, also jaͤhrlich 202 7/9 Klafter, und
                                    berechnet sich mithin à 5 Rthlr.
                                    zu
                                    1013  –
                                 26
                                 8
                                 
                              
                                 Der Lohn eines Brenners à 1 Rthlr. und jener von 8Warum mein Apparat 4 Arbeiter weniger erfordert, wird sich in der
                                          Folge ergeben. Arbeitern à 2 Rthlr. 20 Sg.
                                    taͤglich belauft sich auf
                                    1338 –
                                 10
                                 –
                                 
                              
                                 Fuͤr Licht und kleine Ausgaben 1
                                    Pfd. taͤglich macht
                                      365
                                    –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Gesammt-Jahresausgabe
                                 44,791 –
                                   6
                                 8
                                 
                              
                                 Da nun die Ausbeute aus 6000 Pfd. Schrot
                                    1350 Quart, also die Jahresausbeute 492,750 Quart betraͤgt,
                                    so berechnet sich der Preis fuͤr 100 Quart zu
                                          9
                                    –
                                   2
                                 1
                                 
                              
                                 Gegen den Erzeugungspreis des Branntweins
                                    des Hrn. K. von
                                        11
                                    –
                                 
                                 3
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––
                                 
                              
                                 werden also an 100 Quart gewonnen
                                          2
                                    –
                                 18
                                 2
                                 
                              
                           folglich an 492,750 Quart, oder jaͤhrlich 120,84 Rthlr.
                              17 Sg. 3 pf.
                           Da Hr. K. aber einwenden koͤnnte, daß man, bei Anwendung derselben
                              Einmaischungsart, mit seinem Apparat dieselbe Ausbeute erhalten wuͤrde,
                              welche der meinige liefert, so will ich mich darauf beschraͤnken, seine
                              Mehrausgabe fuͤr Brennmaterial und Arbeitslohn herauszuheben, welche nach
                              obigen Ansaͤzen sich zu 1297 Rthlr. 23 Sg. 4 pf. oder in runder Summe zu 1300
                              Rthlr. berechnet.
                           Angenommen nun, daß der Apparat des Hrn. K. eben so lange als der meinige dauere
                              – was, da jener aus Eisen und Holz, dieser aber aus Kupfer und Holz besteht,
                              jeder Techniker wohl mit mir bezweifeln wird, so betragen die Ausgaben einer mit dem
                              Apparat des Hrn. K. arbeitenden Brennerei in 10 Jahren:
                           
                              
                                 a)
                                 an Anlage-Kapital fuͤr den Apparat
                                   1326 Rhr.
                                 
                              
                                 b)
                                 an 10jaͤhrlichen Zinsen dieses Kapitals
                                     663
                                      –
                                 
                              
                                 c)
                                 an 10jaͤhrlicher Mehrausgabe fuͤr
                                    Brennmaterialund Arbeitslohn
                                 13000   –
                                 
                              
                                 d)
                                 an Zinsen, welche diese jaͤhrliche Mehrausgabe,
                                    jedesJahr als Kapital angelegt, ertragen koͤnnte
                                   2925   –
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 17920   –
                                 
                              
                           Die Ausgaben einer mit meinem Apparat meines Systems arbeitenden Brennerei
                              wuͤrden hingegen betragen:
                           
                           
                              
                                 a) an Anlage-Kapital
                                 
                                 2000 Rthlr.
                                 
                                 
                              
                                 b) an 10 jaͤhrigen Zinsen
                                  desselben
                                 1000   –
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                                 
                              
                                 
                                 uͤberhaupt
                                 
                                   3000   –
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 
                                 folglichweniger
                                 
                                 14920   –
                                 
                              
                           Wer meinen theuern Brenn-Apparat anwendet, wird
                              also im Durchschnitt jaͤhrlich 1492 Rthlr. weniger
                              ausgeben, als wer den wohlfeilern des Hrn. K. in Gebrauch
                              nimmt.
                           Ist es aber wahr, was der Verfasser des Aufsazes des Hrn. K. behauptet, daß man mit
                              einem Kasperowskischen Apparat von 40 Korez ebenfalls die
                              Maische von 135 Scheffel Kartoffeln in 14 Stunden abbrennen koͤnne, so
                              vermindern sich die oben zu 17920 Rthlr. berechneten 10jaͤhrlichen Ausgaben
                              um 1023 Rthlr. und man wird also beim Gebrauch des Kasperowskischen Apparates nur 1390 Pfd.
                              jaͤhrlich mehr ausgeben, als bei Anwendung des
                              meinigen.
                           Nun noch ein Wort uͤber die Construction des
                              Apparates des Hrn. K., so weit sich solche nach seinen Angaben in dem
                              mehrerwaͤhnten Aufsaze beurtheilen laͤßt.Die Beschreibung desselben habe ich mir augenbliklich nicht verschaffen
                                    koͤnnen.
                              
                           Hr. K. theilt die Maische von 137 Scheffel Kartoffeln, also 13,300 Quart in 2
                              Blasenfuͤllungen und treibt jede Blase in 4 Stunden ab. Wer nur
                              oberflaͤchlich die wichtige Erfindung der Maischwaͤrmer,
                              „wobei Hr. K. zu viel Angelegenheit und zu viel complicirten Apparat
                                 gefunden hat,“ zu wuͤrdigen weiß, wuͤrde aus jenen
                              13,300 Quart Maische wenigstens 15 Blasenfuͤllungen machen, und solche dann,
                              mittelst des Kasperowskischen Dampfkessels, statt in 8 in
                              6 Stunden abtreiben und dabei 25 Procent Brennmaterial ersparen. Da nun Hr. K. 6650
                              Quart Maische auf Einmal fuͤllt, so muß seine Blase wenigstens 9000 Quart
                              Rauminhalt darbieten, naͤmlich:
                           
                              
                                 Fuͤr die Maische
                                 6650 Quart.
                                 
                              
                                 Fuͤr das waͤhrend der
                                    Erhizung der Maische inDampfform hinzutretende Wasser 1/5, also
                                 1330   –
                                 
                              
                                 Fuͤr die Dampfentwikelung
                                 1020   –
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 uͤberhaupt
                                 9000 Quart.
                                 
                              
                           Gaͤbe man dieser Riesenblase nun auch 4 Fuß Hohe im Lichten, also 5 Fuß ganze
                              Hoͤhe, so nimmt noch immer bloß diese Blase des Hrn. K., einschließlich der
                              Dike des Holzes, einen Raum von 90 Quadratfuß oder 10 Fuß 8 1/2 Zoll in der
                              Laͤnge und eben so viel in der Breite ein; waͤhrend ein ganzer Apparat meines Systems von gleicher
                              Leistungsfaͤhigkeit nur einen Raum von 8 Fuß Laͤnge und 7 Fuß Breite bedekt. Die
                              beiden Kuͤhlfaͤsser, die beiden Rectificatoren des Apparates des Hrn.
                              K. werden mindestens noch 1'/, Mal so viel Raum einnehmen; so daß derselbe sehr nahe
                              4 Mal so viel Raum zur Aufstellung erfordert, als der meinige.
                           Hr. K. hat, wie ich schon wiederholt habe, keine Idee von der Wichtigkeit der
                              Maischwaͤrmer. Er bewirkt daher sowohl die Entwaͤsserung, als die
                              Verdichtung und Abkuͤhlung des Destillats durch Wasser, waͤhrend die dadurch frei werdende Waͤrme zum
                              groͤßten Theil von der zur folgenden Blasenfuͤllung bestimmten Maische
                              aufgenommen und also zur Vorerwaͤrmung derselben bis zu 60–70°
                              benuzt werden koͤnnte.
                           Berechnen wir nun das erforderliche Verdichtungs- und Kuͤhlwasser.
                              – Um aus 13,300 Quart oder 33,250 Pfund Maische von 4 1/4 Procent
                              Alkohol-Gehalt allen Weingeist zu scheiden, muͤssen davon wenigstens
                              25 Procent, also 8312 Quart abdestillirt werden. Dieses Destillat besteht aus dem
                              Dampf von circa 1400 Quart Alkohol und von 6912 Quart
                              Wasser. Aus dem Wasserdampf muͤssen in den Rectificatoren verdichtet und niedergeschlagen werden 5412 Quart Wasser.
                              Dadurch werden frei
                           
                              
                                 5412 × 440 =
                                 
                                 2,381,280 Waͤrme-Einheiten
                                 
                              
                                 Die uͤbrigen Daͤmpfe von circa 1500 Pfd.Wasser und 1400 Pfd.
                                    Weingeist muͤssen indem Kuͤhlapparat verdichtet und
                                    wenigstensbis zu 13° abgekuͤhlt werden;
                                    wodurchwiederum frei werden:
                                 
                                 
                                 
                              
                                         aus dem
                                    Wasser
                                 1500 × 507
                                    760,500
                                        –
                                 
                              
                                         aus dem
                                    Weingeist
                                 1400 × 254
                                    355,600
                                        –
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 uͤberhaupt
                                 3,497,380
                                        –
                                 
                              
                           Wenn man nun zugibt, daß das Kuͤhlwasser, dessen natuͤrliche
                              Waͤrme gewoͤhnlich schon 10° betraͤgt, sich
                              hoͤchstens nur bis 50° erhizen darf, so werden zur
                              Entwaͤsserung, Verdichtung und Abkuͤhlung des Destillats mit einem Kasperowskischen Apparat von der angegebenen
                              Groͤße 34,973 Quart Kuͤhlwasser erfordert, waͤhrend der meinige
                              dessen fuͤr 1350 Quart Branntwein kaum 4000 Quart taͤglich bedarf,
                              weil ich die Maische fuͤr die folgenden Blasenfuͤllungen zu demselben
                              Zweke benuze, wozu man in den gewoͤhnlichen Brennereien Wasser, oder Maische
                              doch nur theilweise verwendet, naͤmlich zur Entwaͤsserung und
                              Verdichtung des Destillats.
                           Wenn ich nun zum Pumpen jener 31,000 Quart Wasser, welche der Kasperowskische Apparat taͤglich mehr erfordert, als der meinige,
                              in der obigen Kostenberechnung fuͤr erstern 4 Arbeiter mehr angesezt habe,
                              als fuͤr den leztern, so wird das sehr maͤßig erscheinen.
                           
                           Berichtigen muß ich noch, daß der Verfasser des Aufsazes des Hrn. K. die
                              Haͤhne an meinem Apparat doppelt gezaͤhlt zu haben scheint, indem
                              deren an der ihm vorliegenden Abbildung nur 18 und nicht 30 vorkommen.
                           Wenn derselbe an meinem Apparat kupferne Communicationsroͤhren in Menge bemerkt haben will, so ist diese Menge,
                              einschließlich zweier Helmroͤhren, auf 10 Stuͤk zu reduciren.
                              Fuͤnf derselben sind zur Erreichung der hoͤchstmoͤglichsten
                              Brennmaterial-Ersparniß und zur Destillation ohne Nachlauf unentbehrlich.
                              Zwei vertreten die Stelle solcher Roͤhren und Rinnen zum Fuͤllen der
                              Blasen, welche in gewoͤhnlichen Brennereien an der Wand umherhaͤngen
                              und jedes Mal erst angelegt werden muͤssen, welche ich aber vorgezogen habe,
                              zur Erleichterung des Betriebes, gleich an dem Apparat zu befestigen. Eine dient
                              dazu, den Lutter aufzufangen, welcher sich aus der erwaͤrmten Maische im
                              Maischwaͤrmer erheben koͤnnte. Die zwei anderen endlich sind so wie
                              auch zwei Haͤhne uͤberfluͤssig und bloß dazu da, um denen, die
                              meinen Apparat anwenden, Anfangs die Ueberzeugung zu verschaffen, daß aller Alkohol
                              wirklich vollstaͤndig ausgeschieden wird.
                           Die angeblich „weitwendigen Drehungen vieler
                                 Haͤhne“ beschraͤnken sich darauf, daß nach jedem
                              Blasenabtrieb vier Haͤhne umgedreht werden muͤssen, einer um, die
                              Daͤmpfe in die andere Blase zu leiten, einer um, die Schlampe abzulassen,
                              einer um die Blase wieder zu fuͤllen, und einer um, zur Beschleunigung der
                              Fuͤllung, die Communication zwischen dem inneren Raum der Blase und der
                              aͤußeren Luft herzustellen.
                           Das Zupumpen der kalten Maische geschieht nicht auf bestimmte
                                 Zeichen, sondern bei groͤßeren Apparaten anhaltend, bei kleineren
                              von Zeit zu Zeit, so daß das zur Aufnahme der heißen Maische zur folgenden
                              Blasenfuͤllung bestimmte Reservoir sich in dem Maße fuͤllt, in welchem
                              die Destillation fortschreitet.
                           Welcher Apparat von den beiden in Rede stehenden ein groͤßerer Fortschritt in
                              wissenschaftlicher Beziehung sey, moͤgen die competenten Richter entscheiden.
                              Jener des Hrn. K. ist jedenfalls nichts Anderes, als der Subow'sche mit einer großen statt mit zwei kleinen Blasen. Wenn es nicht darauf ankommt, doppelt so viel Holz, als noͤthig, zu verbrauchen,
                              eine hoͤlzerne statt einer kupfernen Blase und einen eisernen statt eines
                              staͤrkeren, dauerhafteren und die Waͤrme besser leitenden kupfernen Dampfkessels anzuwenden, dem bin ich
                              erboͤtig einen Kasperowskischen
                              Brenn-Apparat zu
                              135 Scheffel Kartoffeln auf 14 Stunden fuͤr 1000 Rthlr. zu liefern.
                           Ob nun meine nur wenige Bogen enthaltende Beschreibung meines Apparates mit 10 fl.,
                              oder das aus 2 Theilen zusammengesezte Werk des Hrn. K. mit 4 fl. zu theuer bezahlt
                              werde, unterwerfe ich der Beurtheilung des Publikums.
                           Ich erklaͤre dabei unumwunden, daß ich dem selbstsuͤchtigen Publikum
                              nie vorheucheln werde, daß ich frei von selbstischem Interesse, bloß zum allgemeinen
                              Nuzen und Frommen Jahre lang mich mit Aufopferung jeden Lebensgenusses den
                              unbeschreiblichen Schwierigkeiten der praktischen Ausfuͤhrung meiner Idee
                              eines vollkommenen Brenn-Apparats unterzogen habe und durch keine, noch so
                              große Kosten und Widerwaͤrtigkeiten davon habe abschreken lassen; ich bekenne
                              vielmehr eben so freimuͤthig, daß ich von den Brennereibesizern, welche meine
                              Verbesserungen anwenden werden, reichlichen Lohn fuͤr meine
                              Bemuͤhungen erwarte.
                           Das verehrliche Publikum kauft weder mein Buch noch meinen Brenn-Apparat um
                              des allgemeinen Besten, sondern lediglich um des lieben eigenen Vortheils willen.
                              Einem solchen Publikum umsonst dienen, waͤre doch wahrlich Thorheit! Findet
                              sich aber ein Mann, der seinen Branntwein so viel wohlfeiler verkaufen will, als
                              derselbe ihm durch Anwendung meines Apparates wohlfeiler zu stehen kommt, so
                              empfange dieser Seltene hiemit Wort und Handschlag, daß ich ihm Buch und Apparat zum
                              kostenden Preise liefern und seiner Bestellung alle anderen nachsezen will.
                           Der theoretische Theil der Schrift uͤber meinen Brenn-Apparat wird
                              uͤbrigens nicht vielleicht, sondern, wenn der
                              Himmel mich gesund erhaͤlt, bestimmt nachfolgen.
                              Ich habe denselben bisher theils, weil ich den Apparat, seit der Erscheinung des
                              praktischen Theils, ruͤksichtlich seiner mechanischen Ausfuͤhrung sehr
                              wesentlich vervollkommnet habe, theils aus Eigennuz noch nicht geliefert. Ich habe
                              naͤmlich die Absicht, auf den vervollkommneten Apparat auch fuͤr
                              Rußland, Polen, Schweden, Frankreich, Belgien und Holland
                              Einfuͤhrungs-Patente nachzusuchen. Nach den
                              Patent-Gesezgebungen dieser Laͤnder werden aber dergleichen Patente
                              auf Erfindungen und Verbesserungen, welche bereits durch vollstaͤndige
                              Beschreibungen und Abbildungen bekannt sind, nicht ertheilt. Aus diesem Grunde muß
                              ich daher die Bekanntmachung der Ergaͤnzung des Werkes uͤber meinen
                              Brenn-Apparat in meinem und meines Associé Interesse noch einige Zeit
                              verschieben. Die Kaͤufer werden dadurch nichts verlieren.
                           Wenn endlich vor dem Verfasser des Aufsazes des Hrn. K. Schwaͤrmer und Raketen
                              aus meiner Schrift aufgestiegen sind, so habe ich doch wenigstens die Beruhigung, daß daraus keines
                              der Irrlichter hervorgegangen ist, die den Hrn. K. auf falsche Wege verlokt
                              haben.
                           Koblenz den 1. August 1832.
                           Galljun.