| Titel: | Ueber die Wichtigkeit der hygrometrischen Beobachtungen für die Meteorologie, und über die Mittel diese Beobachtungen mit Genauigkeit anzustellen. Von I. P. Espy zu Philadelphia. | 
| Fundstelle: | Band 45, Jahrgang 1832, Nr. LXXXIX., S. 355 | 
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                        LXXXIX.
                        Ueber die Wichtigkeit der hygrometrischen
                           Beobachtungen fuͤr die Meteorologie, und uͤber die Mittel diese
                           Beobachtungen mit Genauigkeit anzustellen. Von I. P. Espy zu Philadelphia.
                        Aus dem Journal of the Franklin Institute im
                           Repertory of
                                 Patent-Inventions Junius 1832, S. 365, und Julius, Supplement S.
                              391.
                        Espy, uͤber hygrometrischen Beobachtungen fuͤr die
                           Meteorologie.
                        
                     
                        
                           Die Wichtigkeit der hygrometrischen Beobachtungen fuͤr die Meteorologie, die
                              besonders durch die Erfindung eines Instrumentes oder Hygrometers gesteigert wurde,
                              welches uns nicht bloß mit der relativen, sondern auch mit der absoluten Menge des
                              in der Luft enthaltenen Wasserdampfes bekannt macht, veranlaßt mich, den Mitgliedern
                              des Franklin Institutes einige Beobachtungen uͤber diesen Gegenstand zur Pruͤfung
                              vorzulegen. Meine Absicht ist hiebei besonders das Institut zu veranlassen, daß es
                              seinen großen Einfluß verwenden moͤchte, um in den verschiedene Gegenden
                              unseres ausgedehnten Vaterlandes meteorologischen Journale anfertigen zu lassen,
                              welche nach demselben Plane verfaßt waͤren, nach welchem im Journale des
                              Institutes bereits monatlich die gemachten Beobachtungen niedergelegt werden. Viele
                              Individuen, die gegenwaͤrtig bloß zu ihrem Vergnuͤgen
                              unvollstaͤndige meteorologische Journale aufzeichnen, wuͤrden gewiß
                              ein 10 Mal groͤßeres Interesse fuͤr die Sache zeigen, wenn das
                              Institut dieselben darauf aufmerksam machen wuͤrde, wie sie, ohne irgend eine
                              groͤßere Muͤhe dabei zu haben, weit vollstaͤndigere
                              Beobachtungen zu liefern, und dadurch wesentlich zum allgemeinen Besten beizutragen
                              im Stande sind.
                           Da vielleicht viele Personen auf dem Lande, welche den Wuͤnschen des
                              Institutes gern nachkommen moͤchten, weder mit einem Daniell'schen, noch mit
                              einem Jones'schen Hygrometer versehen sind, so moͤchte es vielleicht nicht
                              ohne Nuzen seyn zu zeigen, durch welche Mittel man dieses Instrument ersezen kann.
                              Jede Vorrichtung, mit der man Wasser in eitlem gewoͤhnlichen Sturzbecher oder
                              Tummler so kalt zu erhalten vermag, daß sich an der aͤußeren Seite desselben
                              Feuchtigkeit absezt, wird diesem Zweke entsprechen. Waͤhrend der Sommermonate
                              fand ich das Brunnenwasser meistens kalt genug, in anderen Monaten bediente ich mich
                              des Eises oder Schnee's, und bei sehr kaltem Wetter nahm ich meine Zuflucht zum
                              Salze und zum Schnee. Jede dieser Methoden scheint mir sowohl wegen ihrer
                              Einfachheit, als wegen ihrer Genauigkeit vor der Daniell'schen und Jones'schen
                              Methode den Vorzug zu verdienen; denn durch das Vermischen des Wassers von
                              verschiedenen Temperatur-Graden, von denen sich das eine uͤber und das
                              andere unter dem Thaupunkte befindet, kann man den wirklichen Punkt in kurzer Zeit
                              mit großer Genauigkeit erhalten; waͤhrend durch das Verdampfen von Aether die
                              Temperatur ploͤzlich, und zuweilen selbst in einem bedeutenden Grade, unter
                              den Thaupunkt vermindert wird, so daß hier weit mehr Zeit und Gewandtheit
                              noͤthig ist, um es nur zu einer ertraͤglichen Genauigkeit zu
                              bringen.
                           Wenn ich mir uͤbrigens weder Eis noch Schnee verschaffen konnte, so befestigte
                              ich ein kleines Stuͤk Musselin oder ein duͤnnes Stuͤk Schwamm
                              an einer Seite der Kugel eines gewoͤhnlichen Thermometers, und goß eine
                              geringe Menge Aether darauf, wobei ich die nakte Seite der Kugel sorgfaͤltig
                              beobachtete, um zu sehen, wann sich der Thau auf ihr niederzuschlagen begann. Wenn
                              sich der Thau sehr schnell niederschlug, so war das Thermometer unter den Thaupunkt
                              gesunken; wenn ich den
                              ersten Thau jedoch abwischte, und ihn wiederholt sich neu niederschlagen ließ, so
                              konnte ich ein ziemlich genaues Resultat erhalten. Ich verglich naͤmlich
                              diese Resultate oͤfter mit jenen, die sich ergaben, wenn ich kaltes Wasser in
                              dem Sturzbecher oder Tummler anwendete, und fand, daß sie immer ziemlich genau mit
                              einander uͤbereinstimmten.
                           Beim Beobachten der Temperatur der Luft ist, wenn man nicht große Fehler begehen
                              will, gleichfalls große Vorsicht noͤthig. Wenn sich naͤmlich um das
                              Thermometer herum Koͤrper befinden, die heißer oder kaͤlter als die
                              Luft sind, so wird die Ausstrahlung dieser Koͤrper auf das Thermometer
                              einwirken, so daß die Temperatur, die er anzeigt, im ersten Falle zu hoch, im
                              lezteren zu niedrig steht. Ich weiß, daß an einem heiteren, windstillen Abende ein
                              Thermometer ganz in der Naͤhe des Bodens der freien Luft ausgesezt wurde, und
                              daß dieses Thermometer beinahe um 8 bis 12 Grade weniger zeigte, als die Temperatur
                              der Luft hatte: ein aͤhnliches Resultat kann man erhalten, wenn man das
                              Thermometer schnell in der Luft herum schwingt. Ebenso wird das Thermometer, wenn
                              man es unter Tags Koͤrpern aussezt, die von der Sonne erhizt wurden, manchmal
                              eine um mehrere Grade hoͤhere Temperatur andeuten, als die es umgebende Luft,
                              die nicht durch Ausstrahlung, sondern bloß durch die Beruͤhrung mit festen
                              Koͤrpers erhizt worden, besizt.
                           Bei truͤbem Wetter haben keine solchen Erscheinungen Statt; denn hier wird die
                              von der Oberflaͤche der Erde und allen uͤbrigen festen Koͤrpern
                              ausgestrahlte Waͤrme wieder von den Nebeln und Wolken zuruͤkgeworfen,
                              so daß sie folglich die Temperatur der Luft beibehalten. Bei truͤbem Wetter
                              kuͤhlt die Oberflaͤche der Erde nicht unter den Thaupunkt ab, und aus
                              diesem Grunde entsteht kein Thau. Selbst in heiteren Naͤchten sinkt die
                              Temperatur der Oberflaͤche des Bodens, wenn der Thaupunkt weit unter jener
                              Temperatur steht, die die Luft am Tage hatte, in Folge der Ausstrahlung nicht bis
                              zum Thaupunkte, und in solchen Faͤllen entsteht folglich gleichfalls kein
                              Thau. Ich beobachtete im August zu Philadelphia, daß, wenn der Thaupunkt 76°
                              F. betrug, und die Temperatur der Luft unter Tags uͤber 90° F. war,
                              waͤhrend der Nacht in der Stadt selbst nur wenig Thau fiel. Auf dem Lande, wo
                              der Boden nicht der Ausstrahlung der Waͤrme aus den erwaͤrmten
                              Ziegelmauern ausgesezt war, war die Menge des Thaues jedoch gewiß groͤßer.
                              Dem sey nun, wie ihm wolle, so sah ich auf dem Grase meines Hofes nie Thau
                              entstehen, bevor die Temperatur auf den Thaupunkt gesunken war. Es laͤßt sich
                              auch kein Grund denken, warum sich der Thau auf dem Grase absezen soll, ehe dasselbe
                              noch auf den Thaupunkt abgekuͤhlt ist, da dieß bei dem Sturzbecher oder Tummler auch nicht
                              fruͤher geschieht, und da die Phaͤnomene doch in beiden Faͤllen
                              dieselben sind. Der Thau faͤllt weder in dem einen, noch in dem anderen
                              Falle, aus der Luft, sondern der in der Luft enthaltene, und durch seine eigene
                              Elasticitaͤt gleichmaͤßig vertheilte Wasserdampf verliert, wenn er mit
                              festen Koͤrpern, die durch Ausstrahlung oder auf eine andere Weise unter den
                              Thaupunkt abgekuͤhlt wurden, in Beruͤhrung kommt, so viel von seinem
                              Waͤrmestoffe, daß er sich nicht laͤnger als elastischer Dampf in der
                              Luft zu erhalten vermag, sondern als Thau niederfallen muß.
                           So wahr und gruͤndlich diese Theorie auch beim ersten Blike scheinen mag, so
                              laͤßt sich doch eine Einwendung gegen dieselbe machen. Es ist naͤmlich
                              bekannt, daß unter einem Dache, und selbst unter einem duͤnnen, in der
                              Hoͤhe einiger Fuß uͤber den Boden gespannten Stuͤke Musselin
                              kein Thau entsteht; und daß man hieraus schloß, der Thau falle aus den oberen
                              Regionen der Luft herab. Die wahre Ursache hievon ist jedoch, daß die Temperatur des
                              Grases oder der uͤbrigen, unter der Deke befindlichen Koͤrper nicht
                              auf den Thaupunkt sinkt, indem die aus ihnen ausstrahlende Waͤrme von der
                              Deke zuruͤkgeworfen wird. Man kann sich von der Richtigkeit dieser Behauptung
                              und von dem Unterschiede der Temperatur in diesem Falle leicht uͤberzeugen,
                              wenn man ein Thermometer an den gedekten Ort, ein anderes hingegen an eine freie
                              Stelle, an der sich Thau auf dem Grase bildet, bringt. Ich beobachtete ein Mal einen
                              Unterschied von 8 bis 10 Graden zwischen der Temperatur der freien Luft, und jener
                              unter einem ausgespannten seidenen Schnupftuche, obwohl die Luft frei zwischen dem
                              Tuche und dem Boden durchstreichen konnte.
                           Hieraus erklaͤrt sich wie schon duͤnne Bedekungen im Fruͤhlinge
                              den zarteren Gewaͤchsen Schuz gegen die Froͤste gewaͤhren, die
                              in heiteren Naͤchten, in welchen die Temperatur des Bodens durch das
                              Ausstrahlen der Waͤrme bis zum Gefrierpunkte abgekuͤhlt wird, so
                              haͤufig entstehen.
                           Eine andere Einwendung gegen die hier aufgestellte Theorie des Thaues lautet: daß die
                              unteren Theile der Luft nicht so viel Wasserdampf enthalten, als noͤthig ist,
                              um so starken Thau zu bilden, wie man ihn oͤfter sieht. Dieser Thau
                              betraͤgt naͤmlich oft mehr Wasserdampf, als in einer 100 Fuß hohen
                              Luftschichte enthalten ist, und eine solche Menge Luft, sagt man, koͤnne
                              waͤhrend einer windstillen Nacht, bei welcher der Thau gerade am
                              staͤrksten ist, nicht mit der Oberflaͤche der Erde in
                              Beruͤhrung kommen.
                           Dieser Einwurf verliert jedoch alles Gewicht, wenn man bedenkt, daß der Wasserdampf,
                              wie Dalton, wenn ich nicht irre, zuerst bewies, nicht von der
                              Luft, sondern durch sich selbst schwebend erhalten werde. Mit anderen Worten
                              laͤßt sich dieß auch so sagen: Wenn die Luft auch ploͤzlich ganz
                              entfernt werden koͤnnte, so wuͤrde der Wasserdampf, der in Folge
                              seiner Elasticitaͤt in derselben vertheilt ist, doch weder niedersinken, noch
                              auch sich hoͤher ausdehnen; seine eigene Elasticitaͤt wuͤrde
                              eben hinreichen, um sein Gewicht ohne weitere Verdichtung zu tragen. Sezen wir nun,
                              daß die unterste Schichte der dampfhaltigen Luft in Thau verwandelt wird, so muß
                              nothwendig die ganze dampfhaltige Luft herabsinken; und dieß muß geschehen, man mag
                              eine Atmosphaͤre von gewoͤhnlicher Luft annehmen oder nicht; denn wenn
                              der Thau sich durch diese Luft niederschlagen muß, so wird dieß zwar langsamer
                              geschehen, aber geschehen muß es doch immer.
                           Das Hygrometer selbst gibt einen sehr genuͤgenden Beweis dafuͤr, daß
                              der Wasserdampf nicht von der atmosphaͤrischen Luft schwebend erhalten wird.
                              Es ist naͤmlich keine ungewoͤhnliche Erscheinung, daß der Thaupunkt
                              die Nacht hindurch sich gleich bleibt; dieß beweist, daß die Dichtheit des Dampfes
                              unveraͤndert anhaͤlt, was nicht der Fall seyn koͤnnte, wenn der
                              Dampf von der Luft schwebend erhalten wuͤrde. Da der Dampf naͤmlich
                              selbst bei seiner groͤßten Dichtheit (ausgenommen bei kuͤnstlicher
                              Compression) immer nur halb so dicht oder halb so schwer ist, als die
                              atmosphaͤrische Luft, so muͤßte er sich wegen seiner groͤßeren
                              Leichtigkeit schnell durch die Luft empor erheben, und waͤhrend der Nacht die
                              unteren Theile vollkommen troken zuruͤklassen, indem sich von dem Boden aus
                              kein Dampf entwikeln wuͤrde, der jenen ersezte, der der Voraussezung nach in
                              die oberen Regionen der Luft emporstieg. Gewiß wird aber Niemand behaupten, daß die
                              Erde gerade in dem Augenblike, in welchem sich Thau auf dieselbe absezt, Dampf
                              abgibt.
                           Man darf jedoch nicht glauben, daß der Dampf, nachdem er sich zu Nebel verdichtet
                              hat, fortfaͤhrt, nur auf den unter ihm befindlichen Dampf zu druͤken.
                              Ein Theil seines Gewichtes wird naͤmlich dann von der Luft getragen; der
                              unterhalb befindliche Dampf, der unmittelbar bei der Entstehung des Nebels von einem
                              Theile seines Drukes befreit wird, dehnt sich aus, und der Thaupunkt faͤllt,
                              wie spaͤter gezeigt werden wird.
                           Es ist bekannt, daß die Vermehrung des Wasserdampfes in einer bestimmten Region der
                              Luft den Barometerstand herabdruͤkt, weil die specifische Schwere dieses
                              Dampfes nur halb so groß ist, als jene der Luft; allein es gibt außer dem Steigen
                              des Thaupunktes oder der Zunahme der Feuchtigkeit in der Luft, noch so viele
                              Ursachen, welche ein Fallen des Barometerstandes bewirken koͤnnen, daß dieses
                              Fallen nichts
                              weniger, als ein unfehlbares Zeichen eines nahe bevorstehenden Regens ist. Ich
                              glaube aber dessen ungeachtet, daß diese beiden Instrumente mit einander verbunden
                              den Meteorologen in Stand sezen werden, mit Gewißheit einen kuͤnftigen Regen
                              vorherzusagen, wenn es ein Mal gelungen seyn wird, aus einer hinreichenden Zahl
                              genauer Beobachtungen ein allgemeines Gesez zu ziehen.
                           Waͤhrend dieser Beobachtungen wird der Beobachter gewiß viele sonderbare
                              Thatsachen entdeken, welche der Naturforscher bei dem gegenwaͤrtigen Stande
                              der Wissenschaft nicht voraussehen konnte. Ich will hier nur eines solchen Falles
                              erwaͤhnen, der Anfangs so sehr gegen meine Erwartungen war, daß ich einige
                              Zeit uͤber zweifelte, daß ich je zu einer genauen Kenntniß desselben gelangen
                              koͤnnte.
                           Im Sommer 1829 war es eine lange Zeit hindurch sehr troken; ich nahm daher mehrere
                              Tage hindurch oͤfters den Thaupunkt, weil ich aͤngstlich
                              bemuͤht war, die ersten Anzeichen eines bevorstehenden Regens zu entdeken.
                              Ploͤzlich sank nun alle meine Hoffnung auf einen Regen, da der Thaupunkt
                              innerhalb einer halben Stunde um mehrere Grade fiel. Dessen ungeachtet kam aber zu
                              meinem großen Erstaunen um 2 1/2 Stunde spaͤter einer der heftigsten
                              Regenguͤsse, die ich je erlebte. Einige Tage fruͤher war das Barometer
                              gefallen und der Thaupunkt gestiegen (was auf eine Vermehrung des Wasserdampfes in
                              der Luft deutete), waͤhrend die Temperatur der Luft beinahe gleich blieb. Ich
                              gab mir beim Bestimmen des Thaupunktes ganz besondere Muͤhe, so daß ich
                              unmoͤglich einen Irrthum in der Beobachtung annehmen konnte.
                           Obschon nun dergleichen Erscheinungen oͤfter vorkommen moͤgen, so
                              beobachtete ich doch nichts Aehnliches, bis zum 16. Julius 1830, wo sich folgendes,
                              merkwuͤrdige Phaͤnomen ereignete. Das Wetter war mehrere Tage hindurch
                              sehr warm und troken; das Hygrometer zeigte beinahe unveraͤnderlich
                              74°, denn ich hatte den Thaupunkt sehr oft untersucht. An dem
                              angefuͤhrten Tage nun saß ich in meinem Hofe und beobachtete den Thaupunkt,
                              als ich bemerkte, daß derselbe ploͤzlich innerhalb einiger weniger Minuten um
                              3° sank. Zu gleicher Zeit bildete sich unmittelbar uͤber meinem Kopfe
                              ein Nebel, und in weniger als einer halben Stunde fiel ein sehr sanfter Regen, der
                              das Pflaster kaum naß machte. Kaum war dieser Regen voruͤber, so stieg der
                              Thaupunkt wieder auf seine fruͤhere Hohe, auf 74°.
                           Eine kurze Zeit spaͤter hatte ich Gelegenheit ein gleiches Phaͤnomen zu
                              beobachten, aus welchem ganz gewiß hervorgeht, daß der Thaupunkt manchmal sehr
                              schnell, und bedeutend sinkt, wenn es in der Nachbarschaft regnet. Vom 16. bis zum
                              19. Julius stieg der Thaupunkt allmaͤhlich von 74° bis auf 76°, auf welchem Stande
                              er bei Tag und bei Nacht unveraͤndert blieb, wobei die mittlere Temperatur
                              der Luft 90° betrug. Am 22. um 5 Uhr Nachmittags war der Thaupunkt noch
                              76°, wie er es vor 4 Tagen war; um 20 Minuten nach 5 Uhr war er nur mehr
                              70°; um 30 Minuten nach 5 stand er auf 6° und um 6 Uhr war er bis auf
                              62°, d.h. in Einer Stunde um 14 Grade gefallen! Waͤhrend dieser ganzen
                              Zeit sah man gegen Norden regnen und blizen, auch hoͤrte man Donner und der
                              Wind wehte stark gegen das Gewoͤlk hin; das Thermometer war um 12 Grade
                              gesunken. Um 45 Minuten nach 6 Uhr hatte der Wind beinahe aufgehoͤrt; erst um
                              9 Uhr fing es zu regnen an, und zwar nur unbedeutend; dafuͤr hoͤrte
                              ich aber den naͤchsten Tag, daß es in einer Entfernung von einigen Meilen
                              zwischen 5 und 6 Uhr sehr stark geregnet hatte. Das Barometer sank, waͤhrend
                              der Wind blies, um 5/100 Zoll, stieg aber wieder, als sich der Wind legte. Den
                              naͤchsten Morgen um 6 Uhr war der Thaupunkt wieder um 9 Grade gestiegen, und
                              bis um 2 Uhr Nachmittags stieg er noch um einen Grad, so daß der Unterschied gegen
                              den vorausgegangenen Tag nur mehr 4 Grade betrug.
                           Nicht leicht wuͤrde ein Physiker wohl a priori
                              geschlossen haben, daß der Thaupunkt eben vor dem Beginnen des Regnens, oder
                              waͤhrend es in der Naͤhe irgendwo regnet, faͤllt. Da nun aber
                              das Factum ein Mal durch Beobachtung gegeben ist, so laͤßt sich dasselbe auch
                              leicht nach dem zuerst von Dalton aufgestellten und
                              spaͤter von Daniell ausfuͤhrlich
                              auseinandergesezten Grundsaze erklaͤren. Nach diesem Grundsaze bildet
                              naͤmlich der Wasserdampf eine von der atmosphaͤrischen Luft
                              unabhaͤngige Atmosphaͤre, und nach demselben Grundsaze druͤken
                              diese beiden Fluͤssigkeiten nur auf Theilchen ihrer Art, nicht aber auf
                              einander. So wie es folglich, wie dieß bei Sommer-Regen oft der Fall ist, auf
                              einer kleinen Streke Landes zu regnen anfaͤngt, so wird das Gleichgewicht der
                              Dampfatmosphaͤre gestoͤrt; es entsteht uͤber der Gegend, in der
                              es regnet, ein theilweises Dampfvacuum, in Folge dessen der Dampf aus der
                              Nachbarschaft gegen die Wolken, wo der Druk geringer ist, herbeistroͤmt,
                              wodurch die Spannung des Dampfes in den benachbarten Gegenden vermindert wird, so
                              daß folglich der Thaupunkt fallen muß. Wie ein so schnelles Sinken des Thermometers
                              Statt finden konnte, weiß ich nicht gleich zu erklaͤren; der Wind gegen die
                              Gewitterwolken hin wurde aber unstreitig durch das Anstroͤmen des
                              Wasserdampfes gegen die Theilchen der atmosphaͤrischen Luft
                              hervorgebracht.
                           Der einzige Einwurf, welcher sich, wie ich glaube, gegen diese Erklaͤrung
                              machen laͤßt, ist, daß der Wind bekanntlich an den Raͤndern des Regens nach allen
                              Richtungen blaͤst. Diese Erscheinung entkraͤftet jedoch die eben
                              gegebene Erklaͤrung nicht, indem dieselbe durch den Druk der Regentropfen
                              hervorgebracht wird, die, sobald ihre Geschwindigkeit im Herabfallen gegen die
                              Oberflaͤche der Erde zuzunehmen aufhoͤrt, ihre ganze Schwerkraft auf
                              die unter ihnen befindliche Luft wirken lassen. Der auf diese Weise erzeugte Wind
                              erstrekt sich deßhalb bekanntlich auch nicht weit uͤber die Raͤnder
                              des Regens hinaus, so daß man in einer Entfernung von 2 bis 3 Meilen gewiß immer
                              mehr den großen Einfluß der oben erwaͤhnten Ursache wahrnehmen wird.
                           Da ich mir's jedoch hier nicht zur Aufgabe gemacht habe, Phaͤnomene zu
                              erklaͤren, sondern bloß zur Beobachtung derselben Veranlassung zu geben, so
                              will ich zu einem anderen Gegenstande uͤbergehen, der, wie ich hoffe, die
                              Aufmerksamkeit aller jener, die sich spaͤter ein meteorologisches Journal
                              halten moͤchten, auf sich ziehen wird. Ich meine naͤmlich den
                              Verdampfungspunkt, unter welchen ich jenen Punkt verstehe, bis auf welchen das
                              Thermometer sinkt, wenn man denselben mit nassem Papiere umgibt.
                           Ich stellte vor einiger Zeit eine Reihe von Versuchen uͤber diesen Gegenstand
                              an, wobei ich den Verdampfungspunkt, bestaͤndig mit dem Thaupunkte verglich,
                              um zu erforschen, ob sich nicht ein Gesez ausfindig machen lassen duͤrfte,
                              durch welches man den Thaupunkt aus der Entfernung des Verdampfungspunktes von der
                              Temperatur der Luft ermessen koͤnnte. Bei dem ersten Theile dieser Versuche
                              nahm ich es als ausgemacht an, daß, wie Leslie angab, der
                              Verdampfungspunkt gleich bleibt, man mag das Thermometer ruhig in der Luft
                              haͤngen lassen, oder es schnell herumbewegen; ich habe mich jedoch durch mehr
                              als 50 Versuche, die ich eigens zur Erforschung dieses Gegenstandes anstellte,
                              uͤberzeugt, daß dieß keineswegs der Fall ist. Das mit nassem Papiere bedekte
                              Thermometer steht naͤmlich, wenn es schnell bewegt wird, immer niedriger, als
                              es steht, wenn man dasselbe ruhig in der Luft haͤngen laͤßt; zuweilen
                              betraͤgt dieser Unterschied selbst 4 Grade, und zwar, wenn die das
                              Thermometer umgebenden festen Substanzen die Temperatur der Luft haben, so daß die
                              Ausstrahlung nicht auf das Thermometer wirken kann. Der Grund, welchen Hr. Leslie fuͤr seine Behauptung aufstellte, ist so
                              triftig, daß mich nur die angefuͤhrten Versuche auf das Irrige derselben
                              bringen konnten. Er sagt naͤmlich, daß die Bewegung eine schnellere
                              Verduͤnstung und folglich eine groͤßere Kaͤlte erzeuge, daß
                              aber diese leztere Wirkung durch die warme Luft, welche mit dem Thermometer in
                              Beruͤhrung kommt, aufgehoben oder neutralisirt wird. Ich war noch nicht so
                              gluͤklich das fragliche Gesez auszumitteln zweifle aber nicht an dem
                              Bestehen desselben. Koͤnnte ein solches Gesez aufgefunden werden, so ließe
                              sich alle Muͤhe, welche die Auffindung des Thaupunktes kostet, ersparen,
                              indem man den Verdampfungspunkt jeder Zeit eben so leicht erfahren kann, als die
                              Temperatur der Luft. Die einfachste Methode zur Bestimmung des Verdampfungspunktes,
                              welche ich ausfindig machen konnte, scheint mir folgende: ich nehme einen irdenen,
                              unglasirten Topf und halte denselben entweder an einem Orte, an welchem die Luft
                              ruhig ist, wie z.B. in einem Zimmer, oder an einem Orte, an welchem dieselbe in
                              Bewegung ist, bestaͤndig mit Wasser gefuͤllt. Da die
                              Oberflaͤche dieses Topfes immer feucht ist, so wird dieselbe in jedem
                              Augenblike, in welchem man eine Beobachtung anstellen will, den Verdampfungspunkt
                              geben.
                           Aus meinen Beobachtungen getraue ich mich bis jezt nur mit Bestimmtheit zu
                              versichern, daß im Sommer bei hohen Temperaturgraden der Verdampfungspunkt dem
                              Thaupunkte naͤher steht, als der Temperatur der Luft; waͤhrend er im
                              Winter oder bei niedrigen Temperaturgraden der Temperatur der Luft naͤher
                              steht, als dem Thaupunkte, und daß es folglich einen Punkt geben muͤsse, an
                              welchem der Verdampfungspunkt zwischen diesen beiden Temperaturen in der Mitte
                              steht. Vielleicht mag das Verhaͤltniß auch von der Entfernung des Thaupunktes
                              von der Temperatur der Luft abhaͤngen. Es scheint auch, daß wenn der
                              Thaupunkt sehr weit unter der Temperatur der Luft steht, der Verdampfungspunkt sich
                              von der Temperatur der Luft entfernt, und sich dafuͤr dem Thaupunkte
                              naͤhert.
                           Bei der Benuzung des irdenen Topfes zur Ausmittelung des Verdampfungspunktes
                              laͤßt sich auch noch eine andere Untersuchung anstellen, ohne daß man mehr zu
                              thun haͤtte, als das Wasser zu messen, welches zum Auffuͤllen des
                              Topfes verbraucht wird. Es laͤßt sich naͤmlich zugleich erforschen,
                              wie viel Wasser eine feuchte Oberflaͤche in einer bestimmten Zeit
                              verdampft.
                           Ein anderer Gegenstand, der gegenwaͤrtig die Aufmerksamkeit der Physiker
                              Europa's beschaͤftigt, ist die Ausmittelung des Unterschiedes zwischen der
                              Temperatur im Schatten und jener in der Sonne, und zwar in beiden Faͤllen
                              sowohl mit einem nakten Thermometer, als mit einem solchen, dessen Kugel mit
                              schwarzer Seide uͤberzogen ist.
                           Hr. Daniell glaubt, daß dieser Unterschied unter
                              groͤßeren Breitegraden viel groͤßer sey, als unter geringeren. In
                              Philadelphia fand ich oft, daß das nakte Thermometer 40, und ein Mal sogar
                              56° F. uͤber die Temperatur der Luft stieg, waͤhrend das
                              angeschwaͤrzte Thermometer gewoͤhnlich nur um 12 Grade hoͤher
                              stand. Hr. Daniell glaubt auch, daß die
                              Erd-Oberflaͤche unter groͤßeren Breitegraden durch die Ausstrahlung nach
                              Sonnenuntergang weit mehr abkuͤhle, als dieß unter niedrigeren Breitegraden
                              der Fall ist. Unter der Breite von Philadelphia fand ich die Temperatur des Grases
                              selten um mehr als 8 Grade unter der Temperatur der Luft. Hr. Wells, welcher die bekannte schoͤne Abhandlung uͤber den
                              Thau schrieb, sagt hingegen, er habe die Temperatur des Grases um 16 Grade niedriger
                              gesehen, als jene der Luft. Ist dieß der Fall, so kann folglich in niedrigen
                              Gegenden Frost und Eis entstehen, wenn die Temperatur der Luft in der Nacht auch
                              nicht unter 47° F. (+ 6,67° R.) sinkt; in Philadelphia kann jedoch
                              schwerlich auf diese Weise ein Frost entstehen, ausgenommen die Temperatur der Luft
                              sinkt des Nachts unter 40° F. (+ 3,46°R.)
                           Capit. Scoresby erzaͤhlt als ein sonderbares und
                              unerklaͤrliches Phaͤnomen, daß er, wenn er unter hohen Breitengraden
                              segelte, haͤufig beobachtete, daß die See unmittelbar nach Sonnenuntergang
                              ein duͤnnes Eishaͤutchen bildete, waͤhrend die Temperatur der
                              Luft doch noch einige Grade uͤber dem Gefrierpunkte stand. Hr. Scoresby muß wohl nicht an die Wirkung der Ausstrahlung
                              gedacht haben, wenn er diese Erscheinung unerklaͤrlich nennen konnte. In
                              Peru, wo der Thau jede Nacht so stark ist, muß die Ausstrahlungskraft sehr groß
                              seyn, oder, wenn dieß nicht der Fall waͤre, muͤßte der Thaupunkt
                              waͤhrend des Tages nur sehr wenig unter der Temperatur der Luft stehen.
                              Reisende versichern, daß sie unter der brennenden Zone Afrika's Reif und Eis sahen,
                              und dieß scheint mir auch nicht ganz unglaublich, da die Temperatur in diesen
                              Gegenden des Nachts so weit unter die mittlere Temperatur fallen muß, als sie des
                              Tages uͤber dieselbe stieg. Die mittlere Temperatur der heißen Zone ist
                              beilaͤufig 84° (+ 23,11° R.); da nun aber der lose, trokene
                              Sand ein sehr schlechter Waͤrmeleiter, aber dafuͤr ein Mittel ist,
                              welches die Waͤrme sehr gut absorbirt und ausstrahlt, so kann die Temperatur
                              der Oberflaͤche der großen weiten Sandwuͤsten Afrika's bei windstillem
                              Wetter des Tages leicht um 50 bis 60° F. uͤber die mittlere Temperatur
                              steigen, und folglich des Nachts um eben so viele Grade unter dieselbe fallen, so
                              daß deren Temperatur dadurch auf den Gefrierpunkt herabsinken koͤnnte.
                           Die Zeit, zu welcher man die hygrometrischen Beobachtungen anstellt, ist nicht von
                              besonderer Wichtigkeit, wenigstens ist sie hier nicht so wichtig, als sie es bei dem
                              Barometer ist. Dieses leztere Instrument macht naͤmlich taͤglich 4
                              Schwankungen. Eben vor Sonnenaufgang, wenn die Luft am kaͤltesten ist, und
                              beilaͤufig um 2 Uhr, wenn sie am heißesten ist, und wenn also durch den
                              Temperaturwechsel weder eine Ausdehnung noch eine Zusammenziehung entsteht, steht
                              das Barometer auf seiner mittleren Hoͤhe; zwischen Sonnenaufgang und dem heißesten
                              Theile des Tages, wenn sich die Luft durch die zunehmende Hize am schnellsten
                              ausdehnt, erreicht das Barometer seinen hoͤchsten taͤglichen Stand;
                              seinen niedrigsten taͤglichen Stand erhaͤlt man hingegen, wenn man es
                              einige Zeit nach dem heißesten Theile des Tages, wo die Luft durch das
                              Abkuͤhlen die schnellste Zusammenziehung erleidet, beobachtet. In der heißen
                              Zone hat das Barometer nach vielfachen Beobachtungen zwischen 9 und 10 Uhr Vormittag
                              seinen hoͤchsten, und zwischen 5 und 6 Uhr Nachmittag taͤglich seinen
                              niedrigsten Stand erreicht. Da es sehr zu wuͤnschen waͤre, daß jeden
                              Tag zwei Mal Beobachtungen angestellt wuͤrden, so wuͤrde ich
                              empfehlen, daß die eine zwischen 9 und 10 Uhr Vormittag, die andere hingegen
                              zwischen 5 und 6 Uhr Nachmittag gemacht wuͤrde. Sollte ein Beobachter jeden
                              Tag noch eine dritte Beobachtung, oder nur eine einzige anstellen wollen, so
                              duͤrfte 2 Uhr Nachmittag die geeignetste Stunde dazu seyn.
                           Hr. Turner gibt in seiner Chemie folgende Tabelle, aus
                              welcher man ersieht, wie groß die Menge des in der Luft enthaltenen Dampfes dem
                              Gewichte nach ist, wenn der Thaupunkt von 32 bis 80 wechselt. Wenn der Thaupunkt
                              z.B. auf 32 steht, so betraͤgt der Druk des Dampfes allein 2/10 Zoll
                              Queksilber, d.h. 1/150 des ganzen Drukes, wenn das Barometer auf 30 Zoll steht. Ist
                              der Thaupunkt auf 80 gestiegen, was mir nie zu geschehen scheint, da ich ihn
                              wenigstens nie uͤber 76 sah, so wird der Druk des Dampfes allein einem Zolle
                              Queksilber, d.h. 1/30 des ganzen atmosphaͤrischen Drukes gleichkommen.
                           
                              
                                 Temperatur desThaupunktes.
                                 Gewicht derZolle Dampf.
                                 Temperatur desThaupunktes.
                                 Gewicht der Zolle Dampf.
                                 
                              
                                 32
                                 0,200
                                 49
                                    363
                                 
                              
                                 33
                                    207
                                 50
                                    373
                                 
                              
                                 34
                                    214
                                 51
                                    388
                                 
                              
                                 35
                                    221
                                 52
                                    401
                                 
                              
                                 36
                                    229
                                 53
                                    415
                                 
                              
                                 37
                                    237
                                 54
                                    429
                                 
                              
                                 38
                                    245
                                 55
                                    443
                                 
                              
                                 39
                                    254
                                 56
                                    458
                                 
                              
                                 40
                                    263
                                 57
                                 0,474
                                 
                              
                                 41
                                    273
                                 58
                                    490
                                 
                              
                                 42
                                    283
                                 59
                                    507
                                 
                              
                                 43
                                    294
                                 60
                                    524
                                 
                              
                                 44
                                    305
                                 61
                                    542
                                 
                              
                                 45
                                    316
                                 62
                                    560
                                 
                              
                                 46
                                    328
                                 63
                                    578
                                 
                              
                                 47
                                    339
                                 64
                                    597
                                 
                              
                                 48
                                    351
                                 65
                                    616
                                 
                              
                                 66
                                    636
                                 73
                                    796
                                 
                              
                                 67
                                    655
                                 74
                                    823
                                 
                              
                                 68
                                    676
                                 75
                                    854
                                 
                              
                                 69
                                    698
                                 76
                                    880
                                 
                              
                                 70
                                    721
                                 77
                                    910
                                 
                              
                                 71
                                    745
                                 78
                                    940
                                 
                              
                                 72
                                    770
                                 79
                                    971
                                 
                              
                                 
                                 
                                 80
                                 1,000.
                                 
                              
                           
                        
                           Nachtrag.
                           Am 1. April 1831 hing ich in freier Luft zwei unglasirte, poroͤse, irdene
                              Toͤpfe, die ich mit Wasser gefuͤllt hatte, auf, und zwar den einen in
                              der Sonne, den anderen hingegen im Schatten.
                           Das Wasser, womit ich jeden Tag diese beiden Toͤpfe in dem Maße
                              auffuͤllte, in welchem dasselbe verdampft war, nahm ich ans einer Flasche von
                              bekanntem Inhalte. Am Ende des Monates, welches ungewoͤhnlich naß war, ergab
                              sich, daß ich zum Auffuͤllen des Gefaͤßes, welches im Schatten
                              aufgehaͤngt war, 37 Unzen Avoir dup., zum
                              Auffuͤllen des anderen Gefaͤßes hingegen 49 Unzen verbraucht
                              hatte.
                           Aus der Berechnung der Quadratzolle der Oberflaͤche, welche diese irdenen
                              Gefaͤße (die Kugeln von 9 3/4 Zoll im Durchmesser vorstellten) der Luft
                              darboten, ergibt sich, daß von dem im Schatten befindlichen Gefaͤße 1 83/100,
                              von dem in der Sonne haͤngenden hingegen 2 1/4 Zoll verdampften.
                           Rechnet man hiernach weiter, so findet man, daß ein Acre einer feuchten, der Sonne
                              ausgesezten Oberflaͤche im Monate April des Tages 273 Kubikfuß Wasser
                              verdampfte; dieß gibt mithin, den Gallon zu 8 Pfunden gerechnet, taͤglich
                              2129 Gallons. Dieselbe Quantitaͤt verdunstet auch beilaͤufig ein Canal
                              von 160 Quadratruthen.
                           Ich werde nun eine Reihe von Versuchen anstellen, durch welche die
                              Verduͤnstung, welche bei Canaͤlen Statt findet, mit mehr Sicherheit
                              ausgemittelt werden soll. Die Quantitaͤt, welche waͤhrend der
                              Sommer-Monate verdampft oder verdunstet, muß jedoch viel groͤßer
                              seyn.
                           Ich habe seither bestaͤndig den poroͤsen, mit Wasser gefuͤllten,
                              und im Schatten aufgehaͤngten Topf zur Bestimmung des oben erwaͤhnten
                              Verdampfungspunktes benuzt, und gebe die Hoffnung noch nicht auf, eine Methode
                              auszumitteln, nach welcher sich der Thaupunkt aus der Temperatur der Luft und dem Verdampfungspunkte
                              fuͤr sich allein bestimmen laͤßt.
                           Nach meinen seit meiner fruͤheren Mittheilung gemachten Beobachtungen, kann
                              ich versichern, daß sich der Verdampfungspunkt genau in der Mitte zwischen der
                              Temperatur der Luft und dem Thaupunkte befindet, wenn die Temperatur 60 bis
                              62° F. betraͤgt; daß, wenn die Temperatur hoͤher steigt, der
                              Verdampfungspunkt dem Thaupunkte naͤher kommt; und daß, wenn die Temperatur
                              unter 60° sinkt, der Verdampfungspunkt sich weiter von dem Thaupunkte
                              entfernt. Das genaue Verhaͤltniß, in welchem dieß erfolgt, habe ich noch
                              nicht ausgemittelt. Ich hatte auch das Vergnuͤgen zu bemerken, daß der
                              Thaupunkt im Monate April vor jedem Regen, welcher eintrat, fiel, so daß ich
                              gegenwaͤrtig ein ploͤzliches Fallen des Thaupunktes, wenn dasselbe
                              nicht mit einer Aenderung des Windes zusammenhaͤngt, fuͤr ein sehr
                              wahrscheinliches Zeichen eines bevorstehenden Regens halte, besonders aber, wenn der
                              Thaupunkt vor dem Fallen uͤber dem mittleren Stande des Monates stand. Der
                              mittlere Stand des Thaupunktes fuͤr den Monat April ist 40,9, und jener der
                              Temperatur der Luft beilaͤufig um 13 Grade mehr, naͤmlich 54°.
                              Fuͤr die ersten 7 Tage des Monates Mai betrug die mittlere Temperatur des
                              Thermometers 56,6°, waͤhrend der mittlere Stand des Thaupunktes
                              44,3° war, so daß mithin ein Unterschied von 12,3 Graden Statt fand.
                           Vom 9. bis zum 19. August 1828 war der mittlere Thermometerstand 75 Grade, der
                              mittlere Thaupunkt hingegen betrug 63; der Unterschied machte also 12 Grade aus.
                              Dabei schwankte der Thaupunkt zwischen 75 und 51°. Waͤhrend des
                              uͤbrigen Theiles des Monates wechselte der Thaupunkt zwischen 72 und
                              42° und das Thermometer zwischen 94° und 46° F., so daß der
                              mittlere Thaupunkt folglich 13 Grade unter der mittleren Temperatur der Luft stand.
                              Dieser Unterschied ist genau doppelt so groß, als er in der Edinburgh Cyclopaedia unter dem Artikel
                                 Hygrometry fuͤr England angegeben wird, wo er naͤmlich als
                              zwischen 6 und 7 Graden schwankend aufgefuͤhrt ist. Hieraus folgt, daß die
                              Verdampfung oder Ausduͤnstung in Amerika viel groͤßer ist als in
                              England, besonders in den Sommer-Monaten; und zwar nicht bloß groͤßer
                              in Hinsicht auf die hoͤhere Temperatur, sondern auch in Hinsicht auf das
                              groͤßere Sinken des Thaupunktes unter die Temperatur der Luft. Der
                              groͤßte Unterschied, welchen ich je beobachtete (obwohl ich glaube, daß
                              derselbe manchmal noch groͤßer gewesen seyn mag), ereignete sich am 30. Aug.
                              1828, zwei Tage nach einem sehr starken Regen; der Thaupunkt betrug naͤmlich
                              um 12 Uhr 54°, waͤhrend das Thermometer auf 84° F. stand. Der
                              groͤßte Unterschied im Monate April 1831 hatte am 20sten Statt, und zwar unmittelbar vor einem
                              starken Regen; dieser Unterschied betrug 33 Grade, indem der Thaupunkt 41°
                              war, waͤhrend das Thermometer 74° zeigte.
                           Das Mittel von 23 Beobachtungen, die ich im Monate April vor Sonnenaufgang anstellte,
                              gab mir als mittleres Minimum der Temperatur 47,3° F., folglich um
                              7,3° mehr als der Thaupunkt hatte.
                           Der Verfasser des oben angefuͤhrten Artikels Hygrometry sagt: „daß der mittlere Thaupunkt beinahe dem Minimum
                                 der Temperatur irgend eines Ortes an einem bestimmten Tage gleich
                                 sey,“ und ferner, „daß es nach einem meteorologischen
                                 Journale, welches der hochwuͤrdige Hr. Gordon
                                 haͤlt, scheine, daß das Minimum der Temperatur von Perth, und folglich der mittlere Thaupunkt beilaͤufig 6
                                 Grade unter der mittleren Temperatur stehe, was ziemlich genau mit dem Resultate
                                 uͤbereinstimme, welches aus der Theorie als der mittlere Thaupunkt
                                 fuͤr Großbritannien und fuͤr unsere Erde im Allgemeinen abgenommen
                                 wurde.“ Meine Beobachtungen beweisen dafuͤr augenscheinlich
                              das Irrige und Falsche dieser theoretischen Ansichten, und aller auf dieselben
                              gegruͤndeten Berechnungen. Wahr ist, daß in allen Naͤchten, in welchen
                              Thau faͤllt, die Koͤrper, auf denen sich Thau absezt, durch die
                              Ausstrahlung bis unter den Thaupunkt abgekuͤhlt worden seyn mußten; allein
                              selbst dann kann die Temperatur der Luft, wie dieß oͤfter wirklich Statt
                              findet, in einer Hohe von 10 Fuß uͤber der Oberflaͤche des Bodens um 6
                              bis 3 Grade hoͤher seyn. In allen Naͤchten, in welchen kein Thau
                              faͤllt, muß das Minimum der Temperatur nothwendig uͤber dem Thaupunkte
                              stehen. In der Meteorologie gibt es gewiß nichts mehr Unsicheres und
                              Truͤgerisches, als die Theorie; man muß bei ihr die Natur selbst befragen,
                              nur sie wird richtige Antworten geben. Wuͤrde je ein Theoretiker vorausgesagt
                              haben, daß der Thaupunkt vor einem Regen jedes Mal faͤllt?
                           Ich halte es fuͤr sehr wahrscheinlich, daß man finden duͤrfte, daß der
                              mittlere Thaupunkt fuͤr einen Monat eben so weit unter dem Minimum der
                              Temperatur stehe, als das mittlere Minimum unter der mittleren Temperatur steht, und
                              daß, wenn dieß der Fall ist, der mittlere Thaupunkt, das mittlere Minimum, die
                              mittlere Temperatur und das mittlere Maximum eine arithmetische Progression bilden.
                              Dieß war wenigstens der Fall waͤhrend des Monates April, indem der
                              gewoͤhnliche Unterschied beinahe 6 1/3 Grade betrug.
                           Die Entdekung der Thatsache, daß der Thaupunkt vor dem Eintritte eines Regens jedes
                              Mal faͤllt, scheint mir fuͤr die Meteorologie von außerordentlicher
                              Wichtigkeit; sie wird, wie ich hoffe, nicht bloß dazu fuͤhren, daß man mit
                              Bestimmtheit Regen voraussagen kann, sondern auch zur Erklaͤrung vieler anderer
                              Erscheinungen, die bisher noch unerklaͤrt blieben. Am 19. April um 9 Uhr
                              zeigte sich z.B. fuͤr kurze Zeit ein sehr glaͤnzendes Nordlicht; an
                              demselben Abende um 6 Uhr stand der Thaupunkt noch wie die Tage vorher, auf
                              55°; um 8 1/2 Uhr beobachtete ich denselben wieder, und fand ihn zu
                              45°; er war folglich in sehr kurzer Zeit um 10 Grade gefallen. Ich halte es
                              daher fuͤr sehr wahrscheinlich, daß diese beiden Dinge, wie Ursache und
                              Wirkung, im Zusammenhange standen; weitere Beobachtungen werden auch hier zum wahren
                              Resultate fuͤhren. Bemerken muß ich noch, daß, in dem eben
                              angefuͤhrten Falle, der Thaupunkt nicht auf 45° stehen blieb, sondern
                              daß er bis zum 22sten zu fallen fortfuhr, bis er um 6 Uhr Abends auf 35 gesunken
                              war, worauf es bald zu regnen anfing.
                           Es ist noch zu beruͤksichtigen, daß der poroͤse Topf nicht den wahren
                              Verdampfungspunkt angibt, wenn ein ploͤzlicher Wechsel im Thaupunkte
                              eintritt, weil der Topf nicht augenbliklich die entsprechende Temperatur anzunehmen
                              im Stande ist. So beobachtete ich ein Mal im Laufe des Monates April,
                              waͤhrend der Thaupunkt ploͤzlich stieg, mit dem Topfe den
                              Verdampfungspunkt, und fand ihn unter dem Thaupunkte. Jeder verstaͤndige
                              Beobachter wird sich jedoch vor solchen Abweichungen zu huͤten wissen.
                              Erwaͤhnen will ich hier noch, daß ich die Temperatur des Wassers in dem
                              irdenen Topfe ein Mal 2'/, Grad unter dem Gefrierpunkte fand, und daß das Wasser
                              doch nicht fror, obwohl ich es durch das Eintauchen der Kugel des Thermometers in
                              Bewegung sezte.
                           Wenn diese Beobachtungen allenfalls dem Verfasser des erwaͤhnten Artikels
                              uͤber Hygrometrie zu Gesicht kommen sollten, so hoffe ich, daß derselbe
                              dadurch veranlaßt werden moͤchte noch sorgfaͤltiger zu untersuchen, ob
                              der mittlere Thaupunkt in Europa wirklich um 6° F. unter der mittleren
                              Temperatur der Luft stehe. Da der Unterschied in Amerika wenigstens doppelt so groß
                              ist, und da die Theorie des Verfassers, nach welcher der mittlere Thaupunkt dem
                              mittleren Minimum der Temperatur der Luft gleich seyn soll, offenbar irrig ist, so
                              vermuthe ich, daß sich's bei weiteren Beobachtungen zeigen werde, daß der Thaupunkt
                              von diesem Schriftsteller zu hoch angegeben wurde. In Gegenden, in welchen jede
                              Nacht ein starker Thau faͤllt, mag der mittlere Thaupunkt allenfalls dem
                              mittleren Minimum der Temperatur der Luft sehr nahe kommen; allein selbst in diesem
                              Falle muß Lezteres immer etwas uͤber Ersterem stehen.
                           Aus den meteorologischen Beobachtungen, welche C. M. Pherson an der Eke der Chesnut und Broad Street, 45 Fuß uͤber der
                              Meeresflaͤche anstellte, scheint es, daß das Mittel von 22, um 9 Uhr Morgens angestellten
                              Barometer-Beobachtungen 30,026 Zoll, und um 5 Uhr Nachmittags 29,968
                              betraͤgt, wornach also um 9 Uhr Morgens der Barometerstand beinahe um 6/100
                              hoͤher waͤre, als um 5 Uhr Nachmittags. Dieß stimmt genau mit der von
                              mir fruͤher vorgeschlagenen Theorie
                              uͤberein.