| Titel: | Verbesserungen an den Dampfmaschinen, Kesseln, und dem damit verbundenen Apparat oder Maschinenwerk, zum Forttreiben von Schiffen, Wagen, und zu anderen Zweken, worauf Georg Holworthy Palmer, von Manchester Street, Gray's Inn Road, Civil-Ingenieur, am 16. September 1831 sich ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 45, Jahrgang 1832, Nr. XCVIII., S. 401 | 
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                        XCVIII.
                        Verbesserungen an den Dampfmaschinen, Kesseln,
                           und dem damit verbundenen Apparat oder Maschinenwerk, zum Forttreiben von Schiffen,
                           Wagen, und zu anderen Zweken, worauf Georg Holworthy Palmer, von Manchester Street, Gray's Inn Road,
                           Civil-Ingenieur, am 16. September 1831
                           sich ein Patent ertheilen ließ.
                        Im Auszuge aus dem Register of Arts and Journal of
                                 Patent-Inventions, vom 1. Junius 1832.
                        Palmer, Verbesserungen an den Dampfmaschinen.
                        
                     
                        
                           In der sehr langen Specification dieses Patentes nimmt Hr. Palmer folgende
                              Erfindungen als neu und eigenthuͤmlich in Anspruch:
                           1) Ein sich selbst regulirendes Geblaͤse, wodurch das Feuer im Ofen mehr oder
                              weniger angefacht wird, je nachdem der schnellere oder langsamere Gang der Maschine
                              eine staͤrkere oder schwaͤchere Erzeugung von Dampf erfordert.
                           2) Einen sich selbst regulirenden Dampf-caloric-Apparat, wodurch das
                              Gewicht von der Sicherheitsklappe entfernt wird, um den Dampf, wenn er zu stark
                              wird, entweichen zu lassen.
                           3) Einen sich selbst regulirenden Apparat, wodurch die Wirkung des Feuers
                              augenbliklich gehemmt wird, sobald durch einen Fehler an der Speisepumpe das Wasser
                              im Kessel zu tief gesunken ist.
                           4) Eine Vorrichtung, wodurch die heiße Luft und der Rauch, welche aus dem
                              Brennmaterial sich entwikeln, niederwaͤrts unter dem Rost abzuziehen
                              genoͤthigt werden.
                           5) Die Stellung des Ofens oder Feuerherdes concentrisch im Innern des Dampfkessels,
                              und die Anwendung von destillirtem Wasser oder Weingeist (Spirits) (?) zur Erzeugung des Dampfes.
                           6) Ein besonderer Mechanismus, mit zweien Raͤdern, Gelenkletten und
                              Gestaͤnge, um in dem (liegenden) Cylinder einen Kolbenzug von bedeutender
                              Laͤnge zu erhalten.
                           7) Eine besondere Vorrichtung, um die Steuerung der Schubventile zu reguliren.
                           8) Ein neuer Mechanismus, um die geradlinige Bewegung der Kolbenstange in die
                              Radbewegung der Kurbel zu verwandeln.
                           
                           9) Eine neue Methode, um Dampf von sehr hohem Druke zu verdichten und in Wasser zu
                              verwandeln, ohne Injection, durch bloße Ausdehnung in weiten
                              Condensationskammern.
                           Alle diese Vorrichtungen sind aͤußerst complicirt, und beruhen zum Theil auf
                              ganz falschen Principien, so daß ihr Zwek unmoͤglich dadurch erreicht wird.
                              1, 2 und 5 sind langst bekannte, und von Andern besser und vorteilhafter angewendete
                              Vorrichtungen. Der Radventilator ist fuͤr die beabsichtigte Wirkung viel zu
                              klein. Die Vorrichtung 4 ist eine ganz zweklose Ungereimtheit, da der unter dem
                              Wagen ausgestoßene Rauch so wie die Hize, von allen Seiten aufwaͤrts steigen,
                              und die Maschine und ihre Waͤrter umgeben wuͤrde.
                           Die Mechanismen 6 und 8 sind außerordentlich complicirt, mit vielen Reibungen
                              verknuͤpft, und bieten nicht den geringsten Vortheil gegen die
                              gewoͤhnliche einfache und sicherere Kurbelstange dar.
                           Der Wagen selbst hat eine hoͤchst ungeschikte Laͤnge, indem die beiden
                              Raͤderachsen 14 Fuß von einander entfernt sind; und da diese Achsen, wie bei
                              den gewoͤhnlichen Dampfwagen, in paralleler Lage unveraͤnderlich am
                              Wagengestelle befestigt sind, und sich folglich nicht wenden koͤnnen, so
                              koͤnnte ein solcher Wagen nur auf einer ganz geradlinigen Bahn sich bewegen,
                              und muͤßte bei der geringsten, dem Auge kaum merklichen, Kruͤmmung
                              oder Abweichung von der geraden Richtung steken bleiben.
                           Was endlich die neuerfundene Condensation des Dampfes von hohem Druke, ohne
                              Injection, ohne Abkuͤhlung von Außen, und ohne Luftpumpe betrifft, so
                              erlauben wir uns, diesen Vorschlag fuͤr eine der groͤßten
                              Ungereimtheiten zu erklaͤren, und zu behaupten, daß eine
                              immerwaͤhrende Circulation desselben, in Dampf verwandelten, und wieder als
                              tropfbares Fluidum erscheinenden Wassers zwar auf einem Dampfschiffe, wo die
                              Abkuͤhlung von Außen durch Beruͤhrung des
                              Condensations-Gefaͤßes mit kaltem Wasser leicht zu bewirken ist, Statt
                              finden koͤnne, auf einem Dampfwagen hingegen, wo es an kaltem Wasser fehlt,
                              durchaus unmoͤglich, in jedem Falle aber die Wirkung einer Luftpumpe
                              unentbehrlich sey.
                           Nach dieser allgemeinen Anzeige glauben wir die Leser des Polytechnischen Journals
                              mit einer vollstaͤndigen Uebersezung der langen und breiten Specification des
                              Hrn. Holworthy Palmer, und mit einer Copie seiner sehr
                              schlecht lithographirten Zeichnungen verschonen, uns selbst aber einen
                              unnuͤzen Zeitverlust ersparen zu duͤrfen.
                           
                              B.