| Titel: | Ueber ein Verfahren Gallerte aus den Knochen ohne Hülfe der Salzsäure auszuziehen, wobei man einen Rükstand erhält, der ein vortreffliches Nahrungsmittel gibt, auf welches Verfahren sich Sophie Victorie Laine zu Paris ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 46, Jahrgang 1832, Nr. IX., S. 45 | 
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                        IX.
                        Ueber ein Verfahren Gallerte aus den Knochen ohne
                           Huͤlfe der Salzsaͤure auszuziehen, wobei man einen Ruͤkstand
                           erhaͤlt, der ein vortreffliches Nahrungsmittel gibt, auf welches Verfahren sich
                           Sophie Victorie
                              Laine zu Paris ein Patent ertheilen
                           ließ.
                        Aus der Description des Brevets d'invention T.
                              XX; auch im Repertory of Patent-Inventions. Julius 1832, S.
                              32.
                        Laine, uͤber das Ausziehen der Gallerte aus den
                           Knochen.
                        
                     
                        
                           Die Rinds- und Hammelknochen werden zuerst von dem Fleische getrennt,
                              abgewaschen, vollkommen zerschlagen, und dann in einem Papinianischen Topfe, oder
                              Verdichtungskessel, dessen oberer Theil durch eine Eisenstange und eine oder mehrere
                              Schrauben versichert ist, mit einer hinlaͤnglichen Menge kalten Wassers auf
                              das Feuer gebracht. Das Feuer oder der Dampf wird mehrere Stunden hindurch, bis das
                              Wasser in dem Kessel durch das Kochen alle in den Knochen enthaltene Gallerte
                              aufgenommen hat, in einem hohen Hizgrade unterhalten. Wenn die Wirkung des Feuers
                              oder Dampfes voruͤber ist, und wenn der phosphorsaure Kalk, seiner Gallerte
                              beraubt, zu Boden gefallen ist, so wird die Fluͤssigkeit durch mehrere
                              Haͤhne, welche sich am Kessel befinden, abgelassen, und wenn es
                              noͤthig seyn sollte, filtrirt.
                           Das auf diese Weise mit Gallerte gesaͤttigte Wasser wird hierauf in einem
                              offenen Kessel dem Feuer oder dem Dampft ausgesezt, und unter bestaͤndigem
                              Umruͤhren bis zur Syrupsconsistenz eingedikt. Ist es bis auf diesen Punkt
                              gelangt, so wird die eingedikte Gallertaufloͤsung in zinnerne Model gegossen,
                              in denen man sie abkuͤhlen laͤßt, um sie dann, je nach dem Zustande
                              der Luft auf Canevaß oder metallene Rahmen zu legen, und entweder in einem Ofen oder
                              in freier Luft zu troknen.
                           Zum Eindiken kann man sich nach Umstaͤnden auch des Desrosne'schen Verdampfers
                              mit Vortheil bedienen.
                           Damit auch jeder Schatten von Gefahr vermieden werde, ist der oben erwaͤhnte
                              Verdichtungskessel oder Papinianische Topf an seinem oberen Theile mit einer
                              Vorrichtung versehen, durch welche der uͤberschuͤssige Dampf und die
                              Luft entweichen kann, und welche auf folgende Weise controlirt wird. Man verschafft sich mehrere
                              kreisfoͤrmige Eisenplatten von einigen Zollen im Durchmesser und von
                              groͤßerer oder geringerer Dike, in deren Mitte sich eine Oeffnung befindet.
                              Wenn der Dampf Waͤhrend des Siedens zu heftig entweicht, so wird eine dieser
                              Platten auf die Entweichungsstelle an dem Kessel gelegt, so zwar, daß die Oeffnung
                              dieser Stelle mit dem Loche in der Platte communicirt. Dieser einfache Apparat, der
                              das Entweichen der in dem Kessel enthaltenen Luft und des Dampfes gestattet,
                              controlirt zugleich auch ein zu heftiges, durch die Wirkung der Hize
                              hervorgebrachtes Entweichen. Wenn eine Platte nicht hinreicht, so legt man deren
                              zwei oder mehrere auf einander; selten sind deren jedoch mehr als vier
                              noͤthig.
                           Die Gallerte, die man auf diese Weise erhaͤlt, ist sehr nahrhaft, und
                              enthaͤlt durchaus nichts Schaͤdliches, wie dieß zuweilen bei jener der
                              Fall ist, die mit Salzsaͤure ausgezogen wurde.Wir wuͤrden diese Patent-Methode, die weder in mechanischer
                                    noch in oͤkonomischer Hinsicht fuͤr uns etwas Neues
                                    enthaͤlt, nicht mitgetheilt haben, wenn sie nicht in neuerer Zeit
                                    wieder in England einiges Aufsehen erregt hatte.A. d. R.