| Titel: | Nachträglicher Bericht über die durch Drehung wirkenden Kutschenfedern des Hrn. Barth, erstattet von Hrn. Ch. Mallet. | 
| Fundstelle: | Band 46, Jahrgang 1832, Nr. XVIII., S. 91 | 
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                        XVIII.
                        Nachtraͤglicher Bericht uͤber die
                           durch Drehung wirkenden Kutschenfedern des Hrn. Barth, erstattet von Hrn. Ch. Mallet.
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 d'encouragement. Junius 1832, S. 193.
                        Mallet's Bericht uͤber Kutschenfedern.
                        
                     
                        
                           Es sind nun fuͤnfzehn Monate verflossen, seit ich der Gesellschaft im Namen
                              der Commission fuͤr die mechanischen Kuͤnste einen Bericht
                              uͤber die von Hrn. Barth erfundenen, und durch die
                              HH. Payen, Barth und Comp. vorgelegten Kutschenfedern
                              vorgetragen habe.Wir haben diesen Bericht im Polytechn. Journ. Bd. XL. S. 332 ausfuͤhrlich
                                    mitgetheilt, und auch die dazu gehoͤrigen Abbildungen geliefert.A. d. R. Seit dieser Zeit nun hat sich die einfache Schlosserwerkstaͤtte, in
                              welcher Hr. Barth die ersten Versuche machte, in eine
                              große Fabrik verwandelt, in welcher 20 Arbeiter und fuͤnf Essen
                              bestaͤndig mit der Fabrikation der Barth'schen Federn beschaͤftigt
                              sind. Die Commission uͤberzeugte sich hieraus, so wie aus den vielen Wagen,
                              die im Hofe der Fabrik standen (unter denen sich zwei ungeheure Diligencen, ein
                              Tricycle, eine Dame-blanche, viele Cabriolets und Tilburys, so wie ein
                              Char-à-banc befanden), und an denen die Barth'schen Federn
                              angebracht waren, oder angebracht werden sollten, daß die Erfindung des Hrn. Barth bereits eine bedeutende Ausdehnung erhalten habe.
                              Die vielen Zeugnisse, die Hr. Barth vorlegte, und die von
                              hohen und niederen Staͤnden und Eilwagen-Compagnien ausgestellt waren,
                              bewiesen der Commission, welche guͤnstige Aufnahme die neuen Federn gefunden hatten; ihre
                              eigenen Untersuchungen zeigten ihr aber zugleich, wie gegruͤndet diese
                              guͤnstige Aufnahme war.
                           Hr. Barth machte die Gesellschaft zugleich auch auf
                              mehrere Verbesserungen aufmerksam, die er an den Details seiner
                              Aufhaͤngmethode der Wagen angebracht hat. Da sich naͤmlich durch die
                              Erfahrung zeigte, daß die Zusammensezung der Theile, welche die
                              Aufhaͤngstuͤke der leichten Wagen mit dem Hebel verbanden, durch
                              welchen die Federn in Thaͤtigkeit gesezt wurden, den Nachtheil hatte, daß sie
                              beim Aufsezen der Tilburys die Bewegung von Vorne nach Ruͤkwaͤrts, und
                              an den Cabriolets die Bewegung nach der Seite hinderte, so hat der Erfinder an
                              ersteren statt der Brazen (menottes) doppelte Ringe
                              angebracht, welche an den Enden von Haken getragen werden; eine Verbesserung, welche
                              uͤberdieß auch noch den Vortheil hat, daß seltener geschmiert zu werden
                              braucht. An den Cabriolets hat er statt der Gabelbrazen (mains à fourchettes), welche in der fruͤher gegebenen
                              Zeichnung in dd
                              Fig. 6
                              abgebildet sind, eine andere Zusammenfuͤgung angebracht, welche sowohl oben
                              als unten aus Zapfen besteht, die mit Schraubengaͤngen versehen sind. Diese
                              Zapfen passen in jene Theile, welche sonst von der oberen und unteren Gabel umfaßt
                              wurden, und drehen sich in der Art von Kreisel-Schraubenmuͤttern (sabots-écrous), die sich
                              gegenwaͤrtig an den Enden befinden, nach Links und Rechts.. Diese neue
                              Einrichtung schadet weder der Eleganz, noch der Festigkeit, durch welche sich die
                              fruͤhere auszeichnete.
                           Hr. Barth zeigte der Commission ferner die neue Anwendung,
                              die er von seinen Drehungsfedern machte, damit sich die Thuͤren von selbst
                              schließen, d.h. ohne daß derjenige, der sie zuschlaͤgt, sich lange damit zu
                              beschaͤftigen braucht. Die Commission hat gefunden, daß diese Federn alle
                              bisher zu diesem Behufe gebraͤuchlichen Mittel vollkommen ersezen, und daß
                              sie wegen groͤßerer Einfachheit und auch dadurch, daß sie weder das Auge,
                              noch die Ohren unangenehm afficiren, einen Vortheil vor derselben voraushaben.
                           Die Commission hat sich endlich nicht mit der bloßen Anschauung und Untersuchung der
                              Erfindungen des Hrn. Barth begnuͤgt; sie stieg
                              auch in ein Cabriolet, an welchem dieselben angebracht waren, und fuhr mit demselben
                              sowohl auf ebenem Wege, als schnell durch alle die Gossen, die sie finden konnte.
                              Das Resultat dieses Versuches war, daß die mit den Barth'schen Erfindungen ausgestatteten Wagen nicht im Geringsten stoßen.
                           Die Commission schlaͤgt daher vor, Hrn. Barth eine
                              goldene Medaille zweiter Classe zur Belohnung fuͤr seine Leistungen zu
                              ertheilen.