| Titel: | Neue Methode oder Verfahren gewisse Faserstoffe zuzurichten und zu verarbeiten, auf welche sich J. Holt der jüngere, Seiler zu Witby in der Grafschaft York, am 18. Junius 1832 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 46, Jahrgang 1832, Nr. XXII., S. 98 | 
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                        XXII.
                        Neue Methode oder Verfahren gewisse Faserstoffe
                           zuzurichten und zu verarbeiten, auf welche sich J. Holt der juͤngere, Seiler zu
                           Witby in der Grafschaft York, am 18. Junius 1832 ein Patent ertheilen ließ.
                        Aus dem Register of Arts. August 1832, S.
                              193.
                        Holt, neue Methode gewisse Faserstoffe zuzurichten und zu
                           verarbeiten.
                        
                     
                        
                           Das Haupthinderniß, welches bisher der Anwendung des neuseelaͤndischen
                              Flachses, des Phormium tenax (dieses außerordentlich
                              festen und dauerhaften vegetabilischen Faserstoffes, den wir nicht bloß aus
                              Neuholland und Neuseeland, sondern auch aus Manilla und anderen oͤstlichen
                              Gegenden erhalten), zur Fabrikation der getheerten Taue im Wege stand, lag darin,
                              daß es unmoͤglich war, die Fasern dieses Flachses mit der theerigen
                              Erhaltungsfluͤssigkeit zu impraͤgniren, da die einzelnen Fasern diese
                              Fluͤssigkeit nicht einsaugten. Aus diesem Grunde wurde der
                              neuseelaͤndische Flachs bisher auch immer nur zu weißem Tauwerke verarbeitet.
                              Der Patent-Traͤger hat nun gefunden, daß die feinsten Fasern dieses
                              Flachses mit einer Substanz uͤberzogen, und durch diese Substanz mit einander
                              verbunden sind, und daß dieser Ueberzug durch ein chemisches
                              Aufloͤsungsmittel entfernt werden muß, um die Fasern frei und zur Aufnahme
                              des Theeres faͤhig zu machen. Dieses Aufloͤsungsmittel, welches den
                              neuseelaͤndischen Flachs auf eine sehr vollkommene und wohlfeile Weise
                              entschaͤlt oder aufschließt, ist eine schwache Potaschen- oder
                              Sodaaufloͤsung, die der Patent-Traͤger auf folgende Weise
                              anwendet.
                           Der Flachs wird auf die gewoͤhnliche Weise gehechelt und zu Garn gesponnen,
                              und ist dann in diesem Zustande fuͤr die Anwendung des chemischen Verfahrens
                              geeignet. Man weicht ihn in eine Potaschen- oder Sodaaufloͤsung, die
                              eine halbe Unze Alkali auf 1 Gallon Wasser enthaͤlt, und die sowohl heiß als
                              kalt seyn kann.Eine gewoͤhnliche Seifenaufloͤsung entspricht zwar demselben
                                    Zweke, kommt aber etwas theurer zu stehen, als die Potaschen- oder
                                    Sodaaufloͤsung.A. d. O. Wenn der Flachs 48 Stunden lang der Einwirkung dieses alkalischen Bades
                              ausgesezt gewesen, so wird er herausgenommen, ausgerungen, und in der Luft oder in einer
                              Trokenstube zum Troknen aufgehangen. Der getroknete, auf diese Weise behandelte,
                              neuseelaͤndische Flachs wird dann den Theer eben so leicht und schnell
                              einsaugen, und ihn eben so fest an sich halten, als dieß der gewoͤhnliche
                              Hanf thut. Das Theeren selbst und alles Weitere geschieht eben so, wie es in der
                              Taufabrikation sonst uͤblich ist.
                           In dem Patente des Hrn. Holt ist auch ein verbesserter,
                              mechanischer Apparat begriffen, mit welchem man den neuseelaͤndischen Flachs
                              von der Rinde oder der Haut befreien kann, mit der die im Handel vorkommende Waare
                              noch uͤberzogen ist. Zu diesem Apparate gehoͤrt eine Art von Rost oder
                              Gitter, welches aus Eisen oder Holz verfertigt seyn kann, und welches aus mehreren
                              parallelen Staͤben besteht. Dieses Gitter bildet ein rechtwinkeliges
                              Parallelogramm, dessen beide gegenuͤberstehende laͤngere Seiten von
                              senkrechten Brettern eingeschlossen sind. Die Staͤbe laufen in ihrem
                              Querdurchschnitte duͤnner zu, und sind so in diesem Rahmen gestellt, daß ihre
                              duͤnneren Enden oder Seiten nach Aufwaͤrts gerichtet sind. An einem
                              zweiten aͤhnlichen Rahmen, der uͤber den ersten geht und auf denselben
                              paßt, sind die Staͤbe hingegen mit ihren schmaͤleren Enden oder Seiten
                              nach Abwaͤrts gekehrt, so daß die beiden Rahmen bei dieser Einrichtung die
                              Neigung erhalten, auf dieselbe Weise, wie Zahnraͤder in einander zu greifen.
                              Wenn nun der rohe Flachs auf den unteren, aus den parallelen Staͤben
                              gebildeten Rahmen gebreitet, und der obere gehoͤrig belastete Rahmen auf den
                              Flachs gelegt und dann nach Vor- und Ruͤkwaͤrts bewegt wird, so
                              wird dadurch auf den Flachs selbst eine kraͤftige und gleichfoͤrmige
                              Reibung ausgeuͤbt, durch die dessen Fasern geoͤffnet werden. Die Rinde
                              und die sonstigen fremdartigen Koͤrper fallen durch die Staͤbe des
                              unteren unbeweglich feststehenden Rahmens, und koͤnnen unter demselben
                              gesammelt werden.
                           Damit der Flachs leichter auf den unteren Rahmen gebracht werden kann, ist dieser
                              leztere in der Mitte in zwei Theile getheilt, die sich wie Dosendekel
                              oͤffnen, die aber, wenn sie herabgelassen sind, mit gesaͤgten
                              Zaͤhnen zusammenpassen. Diese Einrichtung scheint zum Zweke zu haben, den
                              Flachs waͤhrend des Abreibens desselben festzuhalten; die
                              Patent-Erklaͤrung ist aber in Hinsicht auf diesen Punkt so undeutlich
                              und unverstaͤndlich, daß sich unmoͤglich ausmitteln laͤßt, was
                              der Patent-Traͤger denn eigentlich damit will.