| Titel: | Weitere Versuche mit einem neuen Registerpyrometer zum Messen der Ausdehnung fester Körper. Von Hrn. Friedrich Daniell Esq., F. R. S., Professor der Chemie am Kings College zu London. | 
| Fundstelle: | Band 46, Jahrgang 1832, Nr. XLI., S. 175 | 
| Download: | XML | 
                     
                        XLI.
                        Weitere Versuche mit einem neuen
                           Registerpyrometer zum Messen der Ausdehnung fester Koͤrper. Von Hrn. Friedrich Daniell Esq., F.
                           R. S., Professor der Chemie am Kings College zu London.
                        Aus dem Edinburgh Philosophical Magazine and Journal of
                                 Science Nr. 3. September 1832, S. 197.Das Philosophical Magazine
                                 entlehnte diesen wichtigen Aufsaz aus dem so eben erschienenen 2ten Bande der Philosophical Transactions fuͤr das Jahr 1831.
                                 Die fruͤheren Versuche des Hrn. Daniell und die Beschreibung und
                                 Abbildung seines neuen Pyrometers haben wir im Polyt.
                                    Journal
                                 Bd. XLIII. S. 189 mitgetheilt.A. d. R.
                           
                        Daniell, Versuche mit einem neuen Registerpyrometer.
                        
                     
                        
                           Ich habe in meinem fruͤheren Aufsaze uͤber meinen neuen
                              Registerpyrometer, der das Gluͤk hatte in das Philosophical Magazine fuͤr das Jahr 1830 aufgenommen zu werden,
                              die Hoffnung geaͤußert, der Gesellschaft spaͤter die Resultate einiger
                              weiterer Versuche uͤber die Ausdehnung der Metalle bis zu ihrem Schmelzpunkte
                              vorlegen zu koͤnnen, und will nun diesem Versprechen nachkommen.
                           Meine fruͤheren Beobachtungen uͤber die Ausdehnung waren
                              hauptsaͤchlich dahin gerichtet zu beweisen, welchen Grad von Vertrauen man in
                              das neue Instrument, als Waͤrmemesser, sezen kann. Ich war hiebei, wie ich
                              glaube, so gluͤklich zu zeigen, daß die Messungen mit meinem Instrumente so genau mit
                              jenen uͤbereinstimmten, welche die besten Experimentatoren lange vorher mit
                              verschiedenen Metallen bei dem Siedepunkte des Wassers erhielten, daß uͤber
                              die Genauigkeit meines Instrumentes kein Zweifel obwalten kann. Die Begleichung auf
                              welche ich mich hiebei am meisten stuͤzte, war jene mit den Versuchen, welche
                              die HH. Dulong und Petit
                              uͤber die Ausdehnung der Platinna und des Eisens bei der Temperatur von
                              572° F. anstellten. Da dieß jedoch ein Punkt von groͤßter Wichtigkeit
                              ist, so will ich denselben auch noch durch eine Vergleichung mit den Resultaten,
                              welche die naͤmlichen Physiker mit dem Kupfer, dem einzigen Metalle, auf
                              welches sie ihre Versuche noch ausdehnten, erhielten, zu erhaͤrten
                              suchen.
                           Vorher erlaube ich mir jedoch noch, einige Versuche vorzutragen, die ich anstellte um
                              Register von gleichfoͤrmiger Zusammensezung zu erhalten, um auf diese Weise
                              der Muͤhe uͤberhoben zu seyn, fuͤr jeden einzelnen Fall das
                              Verhaͤltniß der Ausdehnung zu bestimmen.
                           Drei und zwanzigster Versuch. Ich bediente mich zu diesem
                              Versuch einer Wedgwood'schen Waare, von welcher ich mir einige sorgfaͤltig
                              verfertigte und stark gebrannte Staͤbe verschaffte. Die Ausdehnung dieser
                              Staͤbe zeigte sich genau der Ausdehnung der Platinna gleich, so daß, wenn ich
                              das Register in siedendes Queksilber untertauchte, der Zeiger durchaus keine
                              Ortsveraͤnderung andeutete. Nahm ich hingegen einen Eisenstab, so betrug der
                              gemessene Bogen 1°7'.
                           
                              
                                 Mit Graphit gab dieselbe Ausdehnung eine
                                    Messung von
                                 2°
                                     49';
                                 
                              
                                 und zieht man hievon die Ausdehnung der
                                    Platinna im Graphit mit
                                 1
                                     45
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 ab, so erhaͤlt man
                                 1°
                                       4',
                                 
                              
                           was zur Bestaͤttigung des ersten Resultates
                              hinreicht.
                           Vier und zwanzigster Versuch. Meinen naͤchsten
                              Versuch stellte ich mit Graphitregistern an, die aus verschiedenen und bekannten
                              Gemengen Graphit und Stourbridge-Thon bestanden. Mit 4/5 Graphit und 1/3 Thon
                              erhielt ich ein Gemeng, welches zu zart war; allein mit 3/4 von ersterem und 1/4 von
                              lezterem erhielt ich ein Gemeng, welches eine Waare von ebenem und feinem
                              Gefuͤge gab, dessen Ausdehnung sehr gleich war und die Ausdehnung jener
                              Gemenge, die ich fruͤher probirt hatte, nicht im Geringsten
                              uͤberstieg.
                           Drei verschiedene Register dieser Art gaben mir folgende Messungen der Ausdehnung
                              eines Platinnastabes bei dem Siedepunkte des Queksilbers.
                           
                           1° 45'     1° 42'     1° 38'
                              
                           Ein viertes aͤhnliches Register gab mir fuͤr die Ausdehnung eines
                              Eisenstabes bei demselben Hizgrade einen Bogen von 2° 42', der ein Aequivalent fuͤr 1° 40' eines Platinnastabes ist. Man kann daher fuͤr
                              alle gewoͤhnlichen Zweke ohne Gefahr eines wesentlichen Fehlers in den
                              Endresultaten die mittlere Ausdehnung zu 1° 42'
                              annehmen. In Faͤllen, in denen die groͤßte Genauigkeit noͤthig
                              ist, ist es jedoch besser, wenn man die Ausdehnung eines jeden Registers durch einen
                              eigenen Versuch bestimmt.
                           Fuͤnf und zwanzigster Versuch. Ein Kupferstab
                              wurde in eines der Register gebracht, und dann auf die fruͤher beschriebene
                              Weise siedendem Queksilber ausgesezt. Der an der Scala gemessene Bogen betrug
                              4° 10', was einer Ausdehnung von 0,03633 gleich
                              ist.
                           Dieses Resultat will ich nun mit der Bestimmung der HH. Dulong und Petit vergleichen, so wie ich es
                              fruͤher bei der Ausdehnung der Platinna und des Eisens that.
                           Ausdehnung des Kupfers.
                           Laͤnge des Stabes.
                           
                              
                                 Von   32° bis
                                    212° = 0,0017182 × 6,5
                                 =
                                 0,01116830
                                 
                              
                                 Von 392° bis 572° = 0,0018832
                                    × 6,5
                                 =
                                 0,01224080
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 0,02340910
                                 
                              
                                 Von 212° bis 392° = dem
                                    Mittel des Obigen
                                 =
                                 0,01170455
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 Total-Ausdehnung von 32° bis
                                    572
                                 =
                                 0,03511365
                                 
                              
                                 Dazu rechne man fuͤr die Ausdehnung
                                    von 572° bis 660°, die Temperatur des siedenden
                                    Queksilbers, nach dem hoͤchsten Verhaͤltnisse berechnet:
                                    180° : 0,0018832 = 88° : 0,00920675
                                 =
                                 0,00920675
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 0,04432040
                                 
                              
                                 Davon ziehe man die Ausdehnung fuͤr
                                    32° ab, da der Versuch mit dem Pyrometer bei 64°
                                    begann
                                 =
                                 0,00305457
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 Nach dem niedrigsten Verhaͤltnisse
                                    berechnet: 180° : 0,0017182 = 32° : 0,00305457
                                    Wirkliche Ausdehnung des Stabes nach Dulong
                                    und Petit
                                 =
                                 0,04126583
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 Wenn man von der auf diese Weise
                                    erhaltenen, wirklichen Ausdehnung von
                                 
                                 0,04126
                                 
                              
                                 die scheinbare durch den Pyrometer
                                    erhalteneAusdehnung von
                                 
                                 0,03633
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 abzieht, so erhaͤlt man als
                                    Rest
                                 
                                 0,00493
                                 
                              
                           womit die Ausdehnung des Graphits gegeben ist.
                           Hiedurch erhaͤlt man als Ausdehnung einer Graphitstange von 6,5 Zoll,
                           
                              
                                 bei 64° bis 660°
                                 mit einem Platinnastabe
                                 0,00421
                                 
                              
                                 
                                 mit einem Eisenstabe 
                                 0,00457
                                 
                              
                                 
                                 mit einem Kupferstabe
                                 0,00493
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 Mittlerer Durchschnitt
                                 0,00457
                                 
                              
                           wobei die aͤußersten Resultate nicht um 0,0004 Zoll
                              oder um 1/14 von dem Ganzen abweichen.
                           Bringt man den großen Unterschied, welcher zwischen der Total-Ausdehnung
                              dieser drei Metalle Statt findet, so wie die Unterschiede zwischen den
                              Verhaͤltnissen von deren Zunahme und der Zunahme der Temperatur in Anschlag,
                              so glaube ich, daß ein so genaues Zusammentreffen einen vollkommen schlagenden
                              Beweis fuͤr die Genauigkeit des Pyrometers geben duͤrfte.
                           Ich halte es nicht fuͤr noͤthig, die Gesellschaft noch mit den Details
                              der Versuche, durch welche ich die Ausdehnung verschiedener anderer Metalle beim
                              Siedepunkte des Queksilbers bestimmte, zu belaͤstigen; es mag
                              genuͤgen, wenn ich die Resultate derselben in einer Tabelle vorlege. Ich
                              glaubte, daß die Bestimmung der Total-Ausdehnung bis zu den Schmelzpunkten
                              ein viel hoͤheres Interesse gewaͤhren wuͤrde, wenn man vorher
                              die Ausdehnung eines jeden einzelnen beim Siedepunkte des Wassers und des
                              Queksilbers bestimmte, um jede Abweichung in den Verhaͤltnissen der
                              Ausdehnung zwischen diesen beiden Punkten entdeken zu koͤnnen. Ich muß jedoch
                              vorher einige Bemerkungen uͤber die allgemeine Methode, welche ich zur
                              genauen Bestimmung des ersteren annahm, vorausschiken.
                           Sechs und zwanzigster Versuch. Nach der Ausdehnung des
                              Pyrometers bei niedrigeren Hizgraden schließend, erwartete ich, daß der Zeiger durch
                              die progressive Ausdehnung irgend eines Metallstabes so lange vorwaͤrts
                              getrieben werden wuͤrde, bis sich der Cohaͤsions-Zustand des
                              Metalles verminderte, und bis dasselbe zu schmelzen begoͤnne, so daß ich
                              folglich auf diese Weise ein Register von der groͤßten Ausdehnung erhielte.
                              Allein hiebei zeigte sich eine große Schwierigkeit, und diese bestand darin, die
                              Hize so gleichmaͤßig einwirken zu lassen, daß kein einzelner Theil vor einem
                              anderen schmelzen koͤnnte, sondern daß sie saͤmmtlich zugleich
                              schmelzen muͤßten. Ich nahm jedoch zulezt zur sicheren Erreichung dieses
                              Zwekes folgende Methode
                              an, die mir auch, wie sich durch Versuche zeigte, vollkommen entsprach. In dem
                              Laboratorium der Royal Institution befindet sich ein
                              vortrefflicher Windofen, von welchem ein seitlicher, horizontaler Feuerzug
                              auslaͤuft, durch den man die Flamme mit jedem beliebigen oder erforderlichen
                              Grade von Kraft treiben kann. In diesen Feuerzug oͤffnen sich zwei
                              Muffel-Oeffnungen, durch welche man das Innere vollkommen zu sehen und zu
                              leiten im Stande ist. Bei der Gleichheit des Zuges, der durch ein Register regulirt
                              wird, und bei gehoͤriger Unterhaltung des Brennmateriales in dem
                              Koͤrper des Ofens, kann man diese ganze Kammer in einer bestaͤndigen
                              Roth- oder Weiß-Gluͤhhize erhalten.
                           Die Register des Pyrometers zu diesem Versuche bereitete ich nun so zu, daß ich in
                              deren hintere Seiten drei Loͤcher bohrte, welche mit den Furchen oder
                              Aushoͤhlungen, in die die Metallstaͤbe gebracht werden, communicirten.
                              Eines dieser Loͤcher brachte ich in der Mitte und die beiden uͤbrigen
                              an den beiden Enden an. Diese Einrichtung traf ich, um dem geschmolzenen Metalle
                              einen Abfluß zu gestatten, und um durch die Zeit, zu welcher das Metall bei den
                              verschiedenen Oeffnungen ausfloß, eine Art von Kriterium fuͤr die Gleichheit
                              der Hize zu erhalten. Nachdem nun der Metallstab auf geeignete Weise in das Register
                              gebracht worden, wurde dieses sorgfaͤltig in die heiße Luftkammer gesezt, und
                              zwar in horizontaler Richtung und so, daß es an beiden Enden von einem kleinen
                              Stuͤke Bakstein getragen wurde. Die Entfernung desselben von dem
                              Brennmateriale richtete sich nach dem groͤßeren oder geringeren, zum
                              Schmelzen erforderlichen Hizgrade. Nachdem dieß geschehen, verschloß ich die
                              Muffel-Oeffnungen bis auf eine kleine Spalte, durch welche ich den Vorgang
                              beim Erhizen und Schmelzen des Metalles beobachten konnte. Die Gleichheit der Hize
                              ließ sich ziemlich genau aus der gleichfoͤrmigen Farbe des Registers
                              abnehmen, und jede Ungleichheit oder Unregelmaͤßigkeit ließ sich leicht
                              dadurch verbessern, daß ich das eine oder das andere Ende desselben dem
                              Brennmateriale naͤher brachte. Auf diese Weise gelang es mir, sehr
                              genuͤgende Resultate zu erreichen; nur bei dem Golde war ich nicht so
                              gluͤklich. Da dieses Metall naͤmlich zum Schmelzen einen
                              groͤßeren Grad von Hize fordert, als ich in der Kammer hervorzubringen im
                              Stande war, so legte ich das Register auf das Brennmaterial im Ofen selbst, wobei
                              das Gold nur zur Haͤlfte schmolz und zur Haͤlfte in festem,
                              stabfoͤrmigen Zustande blieb. Der fuͤr das Gold in der Tabelle
                              angegebene Grad von Ausdehnung ist daher offenbar fehlerhaft, und aus der Tabelle zu
                              streichen. Ein aͤhnlicher Zufall ergab sich ein Mal bei einem Versuche mit
                              Messing; diesen konnte ich jedoch durch spaͤter angestellte Versuche
                              corrigiren.
                           
                           Ich will nun die Resultate meiner Versuche in zwei Tabellen bringen, von denen die
                              erste die Ausdehnung der reinen Metalle von 62° F. bis zu 212°,
                              662° F. und ihren Schmelzpunkten in Bogen der Scala zeigt, waͤhrend
                              man aus der zweiten die Ausdehnung gewisser Legirungen bei denselben Hizgraden
                              ersieht.
                           Die Staͤbe waren saͤmmtlich und in allen Fallen 6,5 Zoll lang.
                           Tabelle uͤber die fortschreitende oder progressive
                                 Ausdehnung folgender reiner Metalle bis zu ihren Schmelzpunkten.
                           
                              
                                 Von 62°
                                 bis 212°
                                 bis 662°
                                 bis zum Schmelzpunkte.
                                 
                              
                                 Zinn
                                 0° 55'
                                    
                                    –
                                   2° 30'
                                    
                                 
                              
                                 Blei
                                 0  33
                                    –
                                   6  17
                                 
                              
                                 Zink
                                 1  40
                                 5  50'?
                                   8  44
                                 
                              
                                 Silber
                                 0  59
                                 4  9
                                 13  45
                                 
                              
                                 Kupfer
                                 0  45
                                 4  10
                                 16  0
                                 
                              
                                 Gold
                                 0  35
                                 3  11
                                 (7   51 falsch)
                                 
                              
                                 Gußeisen
                                 0  29
                                 2  25
                                   9  17
                                 
                              
                           Tabelle uͤber die fortschreitende Ausdehnung folgender
                                 Legirungen bis zu deren Schmelzpunkten.
                           
                              
                                 Von 62°
                                 bis 212°
                                 bis 662°
                                 bis zum Schmelzpunkte.
                                 
                              
                                 Messing, gemeines
                                 0° 54'
                                    
                                 4° 42'
                                    
                                 (8   41'
                                    unrichtig)
                                 
                              
                                 Messing, aus 3/4 Kupfer und 1/4 Zink
                                 1    9
                                 4  51
                                 13  39
                                 
                              
                                 Messing, aus 1/2 Kupfer und 1/2 Zink
                                 1  27
                                 5    3
                                 15  34
                                 
                              
                                 Bronze, aus 15/16 Kupfer und 1/16
                                    Zinn
                                 0  52
                                 3  37
                                   9  49
                                 
                              
                                 Bronze, aus 7/8 Kupfer und 1/8 Zinn
                                 0  54
                                 4  11
                                 10  16
                                 
                              
                                 Bronze, aus 3/4 Kupfer und 1/4 Zinn
                                 0  58
                                 4  44
                                 10  55
                                 
                              
                                 Bronze, aus 1/2 Kupfer und 1/2 Zinn
                                 1    0
                                 4    7
                                   4    7?
                                 
                              
                                 Pewter, aus 4/5 Blei und 1/5 Zinn
                                 1    5
                                   –
                                   2  28
                                 
                              
                                 Schriftmetall aus Blei und
                                    Spießglanz
                                 1    5
                                   –
                                   3  13
                                 
                              
                           Ich will nun einige Bemerkungen uͤber diese Tabellen beifuͤgen, und
                              zwar zuerst uͤber die Schmelzpunkte der reinen Metalle. Nachdem fuͤr
                              jedes dieser Metalle die Ausdehnung, welche durch bestimmte Erhoͤhungen der
                              Temperatur entstehen, und die groͤßte Ausdehnung, die sie bis zu ihrem
                              Schmelzpunkte erleiden, bestimmt worden, erhellt klar, daß ich, wenn deren
                              Ausdehnung bei gleicher Erhoͤhung der Temperatur ebenfalls gleich
                              waͤre, aus diesen Daten die richtige Temperatur ihrer Schmelzpunkte
                              haͤtte bestimmen koͤnnen. Wenn wir nun aber gleich Einiges
                              uͤber den Irrthum, der durch das vermehrte Verhaͤltniß der Ausdehnung
                              bei dem oberen Theile der Scala in eine solche Berechnung kommen kann, und
                              uͤber die Richtung wissen, in welcher das Resultat dadurch veraͤndert
                              werden muß, so lassen sich doch einige wichtige Schluͤsse in Hinsicht auf die
                              Richtigkeit der auf andere Weise erlangten Bestimmungen daraus ziehen. Folgende
                              Tabelle enthaͤlt die Resultate einer solchen Berechnung im Vergleiche mit
                              anderen vorher bestimmten Schmelzpunkten.
                           Schmelzpunkte der Metalle nach deren Ausdehnungen bei 212 und
                                 662° Graden, – diese Ausdehnungen als gleichmaͤßig
                                 angenommen, – berechnet.
                           
                              
                                 
                                 Nach dem Verhaͤltnisse
                                            von
                                    212°
                                 Nach dem Verhaͤltnisse
                                             von
                                    662°
                                     Wirkliche
                                    Temperatur.
                                 
                              
                                 Zinn
                                           471°
                                             –
                                   442°  nach dem
                                    Thermometer
                                 
                              
                                 Blei
                                           670
                                             –
                                   612  nach dem Thermometer
                                 
                              
                                 Zink
                                           848
                                           960?
                                   773  nach dem Pyrometer
                                 
                              
                                 Silber
                                         2159
                                         2049
                                 1875  nach dem Pyrometer
                                 
                              
                                 Kupfer
                                         3262
                                         2366
                                 1996  nach dem Pyrometer
                                 
                              
                                 Gußeisen
                                         3096
                                         2489
                                 2786  nach dem Pyrometer.
                                 
                              
                           Aus dieser Tabelle ergibt sich nun die Genauigkeit der Pyrometer gleichfalls wieder,
                              und zwar auf eine Weise, welche zur Zeit, als die Versuche angestellt wurden, gar
                              nicht vorhergesehen wurde.
                           1) haben wir hier zwei Metalle, Zinn und Blei, deren Schmelzpunkte, da sie unter dem
                              Siedepunkte des Queksilbers stehen, durch das gewoͤhnliche Thermometer genau
                              bestimmt wurden. Berechnet man aber dieselben Punkte aus deren verschiedenen, mit
                              dem Pyrometer gemessenen Ausdehnungen im siedenden Wasser, in der Voraussezung daß
                              sie bis zu ihrem Schmelzpunkte dasselbe Verhaͤltniß beibehalten, so wird die
                              Temperatur des ersteren um 29° und jene des zweiten um 58°
                              hoͤher herauskommen; d.h. das Verhaͤltniß, in welchem sich diese
                              beiden Metalle ausdehnen, nimmt mit der Zunahme der Temperatur gleichfalls zu, wie
                              dieß nach den Versuchen der HH. Dulong und Petit
                              auch bei der Platinna, beim Eisen und Kupfer der Fall ist. Bemerkenswerth ist
                              uͤbrigens, daß diese Zunahme des Ausdehnungsvermoͤgens beim Zinn in
                              beilaͤufig 200° uͤber dem Siedepunkte ein Aequivalent von
                              29°, und beim Blei in 400° ein Aequivalent von 58° ist. Diese
                              Resultate zeigen mithin, daß die Angaben des Thermometers und jene des Pyrometers
                              ziemlich genau zusammentreffen.
                           2) Der Schmelzpunkt des naͤchsten Metalles, des Zinkes, wurde durch Eintauchen
                              des Pyrometers in dasselbe, waͤhrend des Actes des Schmelzens bestimmt. Die
                              auf diese Weise bestimmte Temperatur faͤllt um 75° hinter den
                              naͤmlichen, aber nach der gleichmaͤßig angenommenen Ausdehnung
                              berechneten, Punkt. Dieß beweist neuerdings, daß die Ausdehnung beinahe in demselben
                              Verhaͤltnisse (von 75° in 560°), wie in den vorhergehenden
                              Faͤllen beim Zinn und Blei zunahm. Ich uͤbergehe einstweilen das
                              Resultat, welches ich durch Berechnung des Schmelzpunktes aus der Ausdehnung beim
                              Siedepunkte des Queksilbers erhielt, indem sich hiebei eine Abweichung ergab,
                              uͤber welche ich einige Bemerkungen machen werde.
                           3) Der Schmelzpunkt des Silbers, der auf gleiche Weise durch Eintauchen des
                              Pyrometers in das geschmolzene Metall bestimmt wurde, weicht gleichfalls von dem aus
                              der Ausdehnung berechneten Schmelzpunkte ab, und zwar in derselben Richtung. Der
                              Unterschied hiebei findet fast in demselben Verhaͤltnisse Statt, denn er
                              betraͤgt in 1660° 286°. Die Berechnung desselben aus dem
                              Verhaͤltnisse der Ausdehnung beim Siedepunkte des Queksilbers kommt aber dem
                              direct bestimmten Schmelzpunkte viel naͤher, und weicht nur um 176°
                              von demselben ab; zum Beweise, daß das Verhaͤltniß der Ausdehnung mit der
                              Zunahme der Temperatur gleichfalls zunimmt.
                           4) Eine aͤhnliche, mit dem Kupfer angestellte Vergleichung zeigte, daß das
                              Verhaͤltniß der Ausdehnung hier weit schneller zunimmt, als in den
                              vorhergehenden Faͤllen, so daß der, aus der Ausdehnung im siedenden Wasser
                              berechnete Schmelzpunkt von dem wahren Schmelzpunkte um nicht weniger als 1266 Grade
                              abweicht. Berechnet man den Schmelzpunkt hingegen aus dem Verhaͤltnisse der
                              Ausdehnung beim Siedepunkte des Queksilbers, so vermindert sich der Unterschied bis
                              auf 370°. Zur Bestaͤtigung dieses Resultates verweise ich hier
                              gleichfalls auf die Versuche der HH. Dulong und Petit; denn auch diese fanden, daß die durch die
                              Ausdehnung eines Kupferstabes angedeutete Temperatur bei 572° F. um
                              50° F. hoͤher war, als die wirkliche Temperatur.
                           5) Die interessanten Resultate, welche ich mit dem Eisen erhielt, und die besonderen
                              Schwierigkeiten, die sich bei der Anstellung der Versuche mit demselben ergaben, moͤgen mich
                              entschuldigen, wenn ich hieruͤber in weitere Details eingehe, als ich dieß in
                              den vorhergehenden Faͤllen that. Ich habe bereits die Ausdehnung des
                              Schmiedeisens beim Siedepunkte des Wassers und jenem des Queksilbers angegeben, und
                              gezeigt, daß die mit dem Pyrometer erhaltenen Messungen im Wesentlichen mit jenen
                              Messungen uͤbereintrafen, welche die HH. Dulong
                              und Petit auf ganz verschiedene Weise erhielten. Ich habe
                              ferner gezeigt, daß die durch die Ausdehnung eines und desselben Eisenstabes
                              bestimmten Schmelzpunkte des Goldes und Silbers ziemlich genau mit denselben, aus
                              der Ausdehnung der Platiana bestimmten Punkten uͤbereintrafen. Ich ließ es
                              mir nun sehr angelegen seyn, diese Reihe von Versuchen durch Messungen der
                              Ausdehnung des Eisens bis zu seinem Schmelzpunkte zu vervollstaͤndigen. Ich
                              nahm zu diesem Zwek einen kleinen Stab Gußeisen von dem besten grauen Eisen,
                              reinigte denselben von allem Oxyde und feilte ihn bis zur Groͤße der
                              Staͤbe, welche ich sonst anwendete, zu. Beim Messen der Ausdehnung dieses
                              Stabes bei der Temperatur des Siedepunktes des Wassers und jenem des Queksilbers
                              fand ich nun die Bogen an der Scala zu 0° 29' und
                              2° 25'. Da dieses Resultat aber bedeutend
                              niedriger war, als jenes, welches ich mit dem Stabe aus Schmiedeisen erhielt, so
                              wiederholte ich den Versuch mit lezterem in demselben Register, dessen ich mich bei
                              dem Versuche mit dem Gußeisen bedient hatte, und erhielt hierbei 0° 35' und 2° 44', was
                              beinahe mit der fruͤheren Bestimmung uͤbereintraf. Es unterliegt daher
                              keinem Zweifel mehr, daß sich das Gußeisen in geringerem Grade ausdehnt, als das
                              Schmiedeisen, obschon das Verhaͤltniß der Zunahme der Ausdehnung bei
                              hoͤheren Temperaturen in beiden gleich zu seyn scheint.
                           
                        
                           
                              (Die Fortsezung folgt im
                                    naͤchsten Hefte.)