| Titel: | Weitere Versuche mit einem neuer Registerpyrometer zum Messen der Ausdehnung fester Körper. Von Hrn. Friedrich Daniell Esq., F. R. S., Professor der Chemie am Kings College zu London. | 
| Fundstelle: | Band 46, Jahrgang 1832, Nr. LXIII., S. 242 | 
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                        LXIII.
                        Weitere Versuche mit einem neuer
                           Registerpyrometer zum Messen der Ausdehnung fester Koͤrper. Von Hrn. Friedrich Daniell Esq., F.
                           R. S., Professor der Chemie am Kings College zu London.
                        Fortsezung und Beschluß vonS. 182. Bd. XLVI. des
                              polytechn. Journals.
                        Daniell, Versuche mit einem neuen Registerpyrometer.
                        
                     
                        
                           Ich brachte hierauf die beiden Staͤbe in zwei Register, und raͤumte
                              dann, nachdem ich den Ofen stark erhizt und die Luft- oder Muffelkammer
                              selbst mit Kohks gefuͤllt hatte, einen Raum aus, in welchen ich diese
                              Register stellen konnte, ohne daß sie an ihren Seiten mit dem Brennmateriale in
                              Beruͤhrung kamen. Die beiden Enden der Register ruhten auf
                              Ziegelstuͤken; das Register mit dem schmiedeisernen Stabe wurde zu Unterst
                              gelegt und um die Dike des Registers weiter nach Vorn, als der gußeiserne Stab,
                              welcher sich 2 Zoll hoch uͤber dem schmiedeisernen Stabe befand. Hierauf
                              wurden alle Oeffnungen geschlossen, und der Luftzug so stark als es nur
                              moͤglich war, vermehrt. Nach einer Viertelstunde nahm ich das Register mit
                              dem gußeisernen Stabe mittelst einer Zange heraus; allein, so wie ich dasselbe
                              aufhob, floß das Metall an beiden Enden aus. Das Register mit dem schmiedeisernen
                              Stabe wurde dann gleichfalls aus dem Ofen genommen und untersucht: hier konnte ich
                              jedoch keine Spur von Schmelzung oder Oxydation des Eisens entdeken. Der Bogen beim
                              Gußeisen maß 9° 47'; jener beim Schmiedeisen hingegen nur 7° 56'.
                           Ich konnte jedoch mit einigem Grunde vermuthen, daß das Register mit dem
                              schmiedeisernen Stabe einer etwas geringeren Hize ausgesezt war, als das Register
                              mit dem gußeisernen Stabe, indem ersteres zwar etwas naͤher gegen den
                              Koͤrper des Ofens, aber nicht so hoch uͤber den Boden des Feuerzuges
                              gebracht worden war, als lezteres, und daher, da die Flamme nach Aufwaͤrts
                              getrieben wurde, nicht so heftig von der Flamme getroffen werden konnte. Ich brachte
                              daher den schmiedeisernen Stab neuerdings in das Register, und dieses ganz genau an
                              jene Stelle, welche fruͤher das Register mit dem gußeisernen Stabe
                              eingenommen hatte. Als dieß geschehen war, bedekte ich das Ganze mit Kohlen, worauf
                              ich das Feuer neuerdings bis auf den hoͤchsten Grad trieb. Nach 20 Minuten
                              nahm ich nun das
                              Register wieder heraus, wobei sich der gußeiserne Stab ganz unveraͤndert, und
                              weiß metallisch glaͤnzend, ohne alle Oxydation, zeigte nur an den beiden
                              Endoͤffnungen war es etwas blaͤulich. Der Bogen maß nun aber
                              11° 16'.
                           Aus diesen Versuchen laͤßt sich nun die Temperatur, bei welcher das Gußeisen
                              schmilzt, auf viererlei Weise approximativ bestimmen und zwar
                           1) Wenn man die Ausdehnung des Gußeisens bei seinem Schmelzpunkte nimmt, und in der
                              Voraussezung, daß das Verhaͤltniß der Ausdehnung gleich bleibt, nach der
                              Ausdehnung von 150° beim Siedepunkte des Wassers eine Berechnung anstellt, so
                              erhaͤlt man, wenn man die anfaͤngliche Temperatur von 60°
                              hinzuzaͤhlt, 3096°.
                           2) Wenn man den Schmelzpunkt nach der Ausdehnung desselben Stabes bei 600° dem
                              Siedepunkte des Queksilbers in der Voraussezung berechnet, daß das
                              Verhaͤltniß gleich bleibt, so erhaͤlt man 2489°.
                           3) Wenn man die Ausdehnung eines schmiedeisernen Stabes bei dem Schmelzpunkte des
                              Gußeisens nimmt, und nach der Ausdehnung desselben Stabes bei 150° dem
                              Siedepunkte des Wassers eine Berechnung anstellt, so erhaͤlt man
                              2957°.
                           4) Wenn man den Schmelzpunkt aus der Ausdehnung desselben Stabes bei 600° dem
                              Siedepunkte des Queksilbers in der Voraussezung, daß die Ausdehnung in
                              gleichmaͤßigem Verhaͤltnisse Statt findet, berechnet, so
                              erhaͤlt man 2533°.
                           Sehr merkwuͤrdig ist hiebei, daß das Mittel dieser vier Berechnungen
                              2768° betraͤgt, waͤhrend die corrigirte Temperatur, welche ich
                              aus der Ausdehnung eines Platinnastabes bei seinem Eintauchen in geschmolzenes
                              Gußeisen berechnete, wie man sich erinnern wird, 2786° betraͤgt.
                           Man wird bemerken, daß sowohl beim Schmied- als beim Gußeisen die Berechnung
                              aus dem Verhaͤltnisse der Ausdehnung beim Siedepunkte des Wassers ein
                              hoͤheres, die Berechnung aus dem Ausdehnungsverhaͤltnisse beim
                              Siedepunkte des Queksilbers hingegen ein niedrigeres Resultat gab, als das wahre
                              Resultat ist. Hieraus ließ sich schließen, daß, obschon das
                              Ausdehnungsverhaͤltniß uͤber die Temperatur des siedenden Wassers
                              hinaus offenbar zunimmt, diese Zunahme doch nicht bis an's Ende fortwaͤhrt.
                              Es ergibt sich uͤbrigens aus diesem Factum noch ein anderer Schluß, welchen
                              ich lieber anzunehmen geneigt bin.
                           Bei der Berechnung der Temperatur des schmelzenden Gußeisens aus der Ausdehnung des
                              Platinnastabes wendete ich, in der Voraussezung, daß das Verhaͤltniß der
                              Zunahme der Ausdehnung, welches die Platinna zwischen dem Siedepunkte des Wassers und
                              jenem des Queksilbers zeigte, auch bei hoͤheren Temperaturgraden dasselbe
                              bleibe, eine Correction an. Dieß ist aber nicht der Fall, sondern es ist sehr
                              wahrscheinlich, daß dieses Verhaͤltniß steigt, und daß daher (obschon sich
                              hierdurch beim Silber, dessen Schmelzpunkt in eine viel niedrigere Temperatur
                              faͤllt, kein wesentlicher Unterschied in dem Endresultate ergeben
                              duͤrfte) die Berechnung des Schmelzpunktes des Eisens, der um mehr als um den
                              dritten Theil hoͤher steht, doch merklich dadurch geaͤndert werden
                              duͤrfte. Ich halte es daher fuͤr sehr wahrscheinlich, daß der wahre
                              Schmelzpunkt des Gußeisens unter 2786° faͤllt.
                           Die Gleichmaͤßigkeit in diesen Resultaten wird, wie ich hoffe, alle Zweifel,
                              welche uͤber die Tauglichkeit meines Pyrometers zur Bestimmung gewisser hoher
                              Temperaturgrade erhoben werden koͤnnten, heben, und sowohl Chemiker und
                              Physiker, als Fabrikanten veranlassen sich desselben zur Loͤsung vieler in
                              theoretischer und praktischer Hinsicht wichtiger Fragen zu bedienen. Die eben
                              beschriebenen Versuche mit den schmiedeisernen Staͤben heben sogar den
                              unbedeutenden Einwurf, der sich wegen der Kostspieligkeit eines Platinnastabes gegen
                              die allgemeinere Einfuͤhrung meines Instrumentes haͤtte machen lassen.
                              Ein schmiedeiserner Stab wird naͤmlich, wie aus diesen Versuchen erhellt,
                              fuͤr alle in der Praxis vorkommenden Faͤlle ausreichen, und sogar noch
                              den Vortheil einer weit deutlicheren Scala gewaͤhren.
                           Der Zink sowohl als das Eisen scheinen, den Tabellen gemaͤß, eine Ausnahme von
                              dem Geseze zu machen, nach welchem das Verhaͤltniß der Ausdehnung bei
                              zunehmenden Temperaturen zunimmt; indem naͤmlich die Ausdehnung bei
                              600° dem Siedepunkte des Queksilbers nicht vier Mal so groß, als die
                              Ausdehnung bei 150° dem Siedepunkte des Wassers ist. Einige besondere, bei
                              dem Versuche eingetretene Umstaͤnde erlauben mir jedoch nicht, in das
                              Resultat, welches ich erhielt, volles Vertrauen zu sezen. Denn als ich das Register,
                              nachdem es in Queksilber gesotten worden, oͤffnete, zeigte sich, daß der
                              Dampf in dasselbe eingedrungen war und auf den Zink gewirkt hatte. Das Metall war
                              naͤmlich fest in der Hoͤhle angebaken, und konnte nur sehr schwer und
                              in Stuͤken herausgebracht werden; an dem oberen Ende war der Stab beinahe
                              zugespizt geworden, waͤhrend das untere Ende bedeutend verdikt, und nach dem
                              Boden des Registers abgemodelt war, gleichsam als wenn dasselbe zum Theil in Fluß
                              gerathen waͤre. Zugleich war dasselbe hart und bruͤchig geworden, und
                              aus allem diesem ließ sich schließen, daß sich der Queksilberdampf wahrscheinlich
                              bei einer unter dem Siedepunkte des Queksilbers stehenden Temperatur damit verbunden
                              hatte, daß das hiedurch gebildete Amalgam gegen die Basis des Stabes hinab floß, und daß das Queksilber
                              spaͤter bei dem Siedepunkte des Queksilbers wieder ausgetrieben wurde.
                           Ich muß bei dieser Gelegenheit den nicht ganz uninteressanten Umstand bemerken, daß
                              ich bei allen Versuchen, welche ich anstellte, auch nicht ein einziges Mal
                              beobachtete, daß der Queksilberdampf auch dann auf die Metalle wirkte, wenn das
                              Queksilber seine volle Siedehize erreicht hatte. Selbst Gold, welches doch eine so
                              nahe Verwandtschaft zum Queksilber hat, kam wieder mit seiner schoͤnen gelben
                              Farbe, und ohne alle Fleken aus demselben; waͤhrend es sogleich
                              aufgeloͤst wurde, wenn sich das Queksilber bei gleicher Temperatur in
                              fluͤssigem Zustande befand. Unter diesen Umstaͤnden ist es daher gewiß
                              zweifelhaft, ob die Ausdehnung des Zinkes bei dem Siedepunkte des Queksilbers in dem
                              angegebenen Versuche vollkommen richtig aufgezeichnet worden.
                           Anderer Seits ergibt sich aber zur Unterstuͤzung und Bekraͤftigung des
                              eben erwaͤhnten Resultates aus der Tabelle der Ausdehnungen der Legirungen,
                              daß eine Legirung aus gleichen Theilen Kupfer und Zink dieselbe Anomalie darbietet,
                              d.h. daß die Ausdehnung fuͤr die 600° beim Siedepunkte des Queksilbers
                              nicht vier Mal so groß ist, als die Ausdehnung fuͤr die 150° beim
                              Siedepunkte des Wassers. Bei der aus 3/4 Kupfer und 1/4 Zink bestehenden Legirung
                              nimmt das Verhaͤltniß der Ausdehnung in geringem Grade zu, und bei dem
                              gewoͤhnlichen Messinge, in welchem eine noch geringere Menge Zink enthalten
                              ist, ist diese Zunahme noch viel rascher.
                           Bei den Versuchen, die ich mit den Metall-Legirungen anstellte, hatte ich es
                              mir hauptsaͤchlich zur Aufgabe gemacht, das Verhaͤltniß zu beobachten,
                              welches zwischen der Ausdehnung des reinen Metalls und der Ausdehnung dieser
                              Legirungen besteht; um dieses Verhaͤltniß deutlicher zu zeigen, verfertigte
                              ich Legirungen aus Kupfer und bekannten Multiplen von Zink und Zinn. Ich will hier
                              nun in einer Tabelle die Temperaturen ihrer Schmelzpunkte, nach deren Ausdehnungen
                              bei den Siedepunkten des Wassers und Queksilbers berechnet, angeben. Obschon ich
                              diese Angaben nicht mit Resultaten, die ich direct durch Untertauchen der Legirungen
                              erhielt, vergleichen kann, so laͤßt sich doch aus einer Vergleichung mit
                              einer aͤhnlichen Berechnung fuͤr die reinen Metalle beurtheilen, in
                              wie weit dieselben irrig seyn koͤnnen.
                           
                           Schmelzpunkte verschiedener Legirungen nach deren Ausdehnungen
                                 bei 212 und 662°, in der Voraussezung, daß dieselben gleichmaͤßig
                                 sind, berechnet.
                           
                              
                                 
                                 Nach dem Verhaͤltnisse
                                              von
                                    212°
                                 Nach dem Verhaͤltnisse
                                              von
                                    662°
                                 
                              
                                 Messing.
                                   3/4   Kupfer,
                                 1/4   Zink
                                             1842°
                                             1750°
                                 
                              
                                 Messing.
                                   1/2   Kupfer,
                                 1/2   Zink
                                             1672
                                             1910
                                 
                              
                                 Bronze.
                                 15/16 Kupfer,
                                 1/16 Zinn
                                             1761
                                             1690
                                 
                              
                                 Bronze.
                                   7/8   Kupfer,
                                 1/8   Zinn
                                             1773
                                             1534
                                 
                              
                                 Bronze.
                                   3/4   Kupfer,
                                 1/4   Zinn
                                             1755
                                             1446
                                 
                              
                                 Pewter.
                                   4/5   Blei,
                                 1/5   Zinn
                                               403
                                 
                                 
                              
                                 Lettern- oder
                                    Schrift-Metall
                                               507
                                 
                                 
                              
                           In dieser Tabelle ist die Legirung aus gleichen Theilen Kupfer und Zinn, deren
                              Ausdehnung bei dem Siedepunkte des Queksilbers ich in der vorlezten Tabelle angab,
                              nicht aufgefuͤhrt. Diese Legirung war sehr hart und bruͤchig und glich
                              dem Metalle, dessen man sich zu den Spiegeln fuͤr Reflectoren oder
                              Reflections-Teleskope bedient; sie schien bei dem Untertauchen unter
                              siedendes Queksilber eine theilweise Schmelzung eingegangen zu seyn, denn der Stab
                              war angebaken, und hatte sich gegen sein unteres Ende hin verdikt. Ich glaube, daß
                              dieselbe beinahe ihren Schmelzpunkt erreicht hatte; allein der Stab brach mir beim
                              Herausnehmen, und ich konnte daher keinen neuen Versuch mit demselben anstellen.
                           Die Versuche, die ich mit diesen Legirungen anstellte, sind jedoch nicht so
                              zahlreich, daß ich mit einiger Genauigkeit allgemeine Geseze uͤber deren
                              Ausdehnungen und uͤber deren Schmelzpunkte aus denselben ziehen
                              koͤnnte; so viel erhellt uͤbrigens daraus, daß dieser Gegenstand
                              allerdings einer weiteren Erforschung und Untersuchung werth ist. Es scheint:
                           1) Daß die Ausdehnung der Legirungen nicht dem Mittel der einzelnen Bestandtheile
                              gleichkommt, sondern daß dieselbe in einem gewissen Verhaͤltnisse zu den
                              relativen Quantitaͤten steht. So bemerken wir z.B., daß die Ausdehnung des
                              Messings mit seinem Zinkgehalte zunimmt, so wie jene des Bronze's oder
                              Glokenmetalles mit dem Zinngehalte zunimmt.
                           2) Daß die Ausdehnung des Messings so lange in einem steigenden Verhaͤltnisse
                              zur Zunahme der Temperatur steht, bis der Zinkgehalt beinahe die Haͤlfte
                              betraͤgt, wo dann das Verhaͤltniß abzunehmen scheint, gleich wie wir
                              dieß auch bei dem reinen Zinke vermuthen. Aus diesem Grunde erscheinen die aus den
                              Ausdehnungen bei dem Siedepunkte des Queksilbers berechneten Schmelzpunkte dieser
                              Legirung sowohl als des Zinkes auch hoͤher, als jene Schmelzpunkte, welche
                              aus der Ausdehnung derselben bei dem Siedepunkte des Wassers berechnet worden. Diesen Fall
                              ausgenommen, ist es sehr wahrscheinlich, daß die aus dem hoͤheren
                              Ausdehnungsverhaͤltnisse berechneten Schmelzpunkte der Legirungen den
                              wirklichen Temperaturen beim Schmelzen sehr nahe kommen muͤssen.
                           3) Daß der Schmelzpunkt des Kupfers durch die Beimischung von 1/4 Zink beinahe auf
                              das Mittel, welches sich aus den Verhaͤltnissen der beiden einzelnen Metalle
                              ergibt, reducirt wird; waͤhrend bei einer Beimischung einer gleichen Menge
                              Zinnes eine weit groͤßere Verminderung eintritt. Die aus dem Mittel mit Zink
                              berechnete Temperatur wuͤrde 1690° betragen, waͤhrend die
                              entsprechende Temperatur in der Tabelle 1750° betraͤgt. Die aus dem
                              Mittel mit Zinn berechnete Temperatur waͤre 1607°, waͤhrend die
                              entsprechende Temperatur bloß 1446° betraͤgt.
                           4) Daß man an dem Pewter eine aͤhnliche Eigenschaft den Schmelzpunkt eines
                              anderen Metalles herabzudruͤken findet, wie an dem Zinne; indem sich hier
                              zeigt, daß eine Beimischung von 1/5 Zinn zu dem Bleie den Schmelzpunkt unter jenen
                              der beiden reinen Metalle herabdruͤkt. Ich will dabei nur noch bemerken, daß
                              eine Legirung aus 8 Theilen Wißmuth, der bei 476° schmilzt, aus 5 Theilen
                              Blei, welches bei 612° fluͤssig wird, und aus 3 Theilen Zinn, dessen
                              Schmelzpunkt auf 442° faͤllt, – bei 212° fluͤssig
                              wird!
                           Ich will hier nun eine Tabelle beifuͤgen, in welcher man die progressive
                              Linearausdehnung solcher fester Koͤrper, welche ich bei dem Siedepunkte des
                              Wassers, bei jenem des Queksilbers und bei deren Schmelzpunkten, wenn sie
                              ausgemittelt werden konnten, so wie ich sie mit dem Pyrometer gemessen habe,
                              angegeben findet. Ich habe zu deren scheinbaren Ausdehnungen in dem Register die
                              entsprechenden Ausdehnungen des Graphites hinzugefuͤgt, wobei ich annahm, daß
                              sich lezterer bei Temperaturen, welche uͤber 662° betragen,
                              gleichmaͤßig auszudehnen fortfaͤhrt, indem den fruͤheren
                              Versuchen zu Folge bei dieser Annahme kein wesentlicher Irrthum Statt finden
                              duͤrfte.
                           Tabelle uͤber die Linearausdehnungen fester
                                 Koͤrper in der Hize.
                           Dimensionen, welche ein Stab annimmt, dessen Laͤnge bei 62° 1,000,000
                              betraͤgt.
                           
                              
                                 
                                     Bei
                                    212°     (150°)
                                     Bei
                                    662°     (600°)
                                   Bei dem Schmelzpunkte.
                                 
                              
                                 Graphitwaare
                                   1,000,244
                                   1,000,703
                                 
                                 
                              
                                 Wedgewood
                                   1,000,735
                                   1,002,995
                                 
                                 
                              
                                 Platinna
                                   1,000,735
                                   1,002,995
                                   (1,009,926 war das Maximum, aber ohne
                                    Schmelzung.)
                                 
                              
                                 Schmiedeisen
                                   1,000,984
                                   1,004,483
                                   (1,018,378 bis z. Schmelzpunkte des
                                    Gußeisens.)
                                 
                              
                                 Gußeisen
                                   1,000,893
                                   1,003,943
                                   1,016,389
                                 
                              
                           
                           Dimensionen, welche ein Stab annimmt, dessen Laͤnge bei 62° 1,000,000
                              betraͤgt.
                           
                              
                                 
                                     Bei
                                    212°     (150°)
                                     Bei
                                    662°     (600°)
                                   Bei dem Schmelzpunkte.
                                 
                              
                                 Gold
                                   1,001,025
                                   1,004,238
                                 
                                 
                              
                                 Kupfer
                                   1,001,430
                                   1,006,347
                                   1,024,376
                                 
                              
                                 Silber
                                   1,001,626
                                   1,006,886
                                   1,020,640
                                 
                              
                                 Zink
                                   1,002,480
                                   1,008,527
                                   1,012,621
                                 
                              
                                 Blei
                                   1,002,323
                                         –
                                   1,009,072
                                 
                              
                                 Zinn
                                   1,001,472
                                         –
                                   1,003,798
                                 
                              
                                 Messing, 1/4 Zink
                                   1,001,787
                                   1,007,207
                                   1,021,841
                                 
                              
                                 Bronze, 1/4 Zinn
                                   1,001,541
                                   1,007,053
                                   1,016,336
                                 
                              
                                 Pewter, 1/4 Zinn
                                   1,001,696
                                         –
                                   1,003,776
                                 
                              
                                 Schriftmetall
                                   1,001,696
                                         –
                                   1,004,830
                                 
                              
                           Die Regelmaͤßigkeit dieser Ausdehnungen wird Jedermann uͤberraschen. So
                              lange ein Metall einen festen Zustand beibehaͤlt, schreitet dessen Ausdehnung
                              ohne alle ploͤzliche Spruͤnge oder Veraͤnderungen nach einem
                              feststehenden bestimmten Geseze fort; wenn dasselbe aber endlich eine
                              fluͤssige Form annimmt, so wirkt es auf eine verschiedene Art.
                           Am Schlusse dieser Beobachtungen erlaube ich mir noch die Resultate einiger Versuche
                              vorzutragen, die ich anstellte, um wo moͤglich die Ursache zu bestimmen,
                              welche die Veraͤnderung, die der Platinnastab bei der fruͤher
                              erwaͤhnten starken Erhizung in dem Register erlitt, bewirkte. Ich zeigte den
                              auf die beschriebene Weise veraͤnderten Stab mehreren
                              Sachverstaͤndigen, welche mit der Bearbeitung und dem Verhalten der Platinna
                              innig vertraut waren, und alle schrieben die Veraͤnderung, die er eingegangen
                              war, der Einwirkung des Schwefels zu. Niemand konnte mir aber erklaͤren, wie
                              zu dieser Einwirkung eine so hohe Temperatur noͤthig war, indem derselbe Stab
                              bei dem Schmelzpunkte des Gußeisens, dem ich ihn wiederholt aussezte, keine
                              Veraͤnderung erlitt, sondern vollkommen weich und haͤmmerbar
                              blieb.
                           Der Bulletin des Hrn. Ferussac
                              vom November 1830 enthaͤlt einen Auszug aus meiner fruͤheren
                              Abhandlung, in welchem der Verfasser dieses Auszuges mit der Bemerkung schließt,
                              „daß ich in den Tiegel, in welchem das Register und der Platinnastab
                                 enthalten war, ungluͤklicher Weise auch einige Stuͤke Eisen
                                 brachte, indem ich wahrscheinlich nicht wußte, daß die bloße Gegenwart von Eisen
                                 hinreicht die Platinna bruͤchig zu machen, wie Jedermann, der mit
                                 Platinna arbeitete, wisse.“
                              
                           Ich habe viele der englischen Platinna-Arbeiter hieruͤber befragt,
                              allein keiner wußte etwas von dieser Eigenschaft des Eisens. Wenn ich nun ferner
                              noch in Anschlag bringe, daß der Platinnastab in dem Register durchaus nicht mit den
                              eisernen Naͤgeln in Beruͤhrung kam, und daß ich uͤberdies den
                              Platinnastab in geschmolzenes Eisen untertauchen durfte, ohne daß derselbe auch nur
                              die geringste Veraͤnderung erlitt, so sehe ich nicht ein, wie die
                              Veraͤnderung, welche Statt fand, von diesem Umstande herruͤhren
                              konnte.
                           Um nun diese Zweifel zu loͤsen, nahm ich 116 Grane der bruͤchig
                              gewordenen Platinna, welche ich in einem staͤhlernen Moͤrser mit
                              Muͤhe zu einem feinen Pulver zerrieben hatte, und kochte dieselben so lange
                              mit Salpetersalzsaͤure, bis sie sich vollkommen aufgeloͤst hatten.
                              Eine geringe Menge dieser Aufloͤsung erzeugte in einer Aufloͤsung von
                              salzsaurem Baryte eine kaum merkliche Truͤbung, die, wie ich glaube, bloß von
                              einer leichten Verunreinigung der Saͤuren herruͤhrte, und keineswegs
                              von einer in dem Metalle enthaltenen Spur Schwefel. Ich dampfte nun die
                              Aufloͤsung, die ich erhallen hatte, so weit ab, bis sie eine gallertartige
                              Consistenz annahm, und goß dann in diesem Zustande Alkohol auf dieselbe, worauf, da
                              noch uͤberschuͤssige Saͤure vorhanden war, eine heftige
                              Entwikelung von salpeterigem Gase erfolgte. Den Ruͤkstand dampfte ich bis zur
                              Trokenheit ein, worauf ich ihn dann so lange erhizte, bis sich das Platinnasalz von
                              selbst entzuͤndete, und eine schwammige Masse zuruͤkließ. Diese Masse
                              digerirte ich neuerdings mit Salpetersalzsaͤure, und die Aufloͤsung
                              dampfte ich neuerdings bis zur Trokenheit ein. Nun loͤste ich die salzsaure
                              Platinna in Wasser auf, wobei mir ein sandiger Ruͤkstand blieb, der, gut
                              ausgewaschen und bis zur Rothgluͤhhize erhizt, eine graulich-weiße
                              Farbe hatte, 3,5 Grane wog, und alle Eigenschaften der Kieselerde besaß. Es
                              unterliegt daher, wie mir scheint, keinem Zweifel mehr, daß die Platinna bei der
                              hohen Temperatur, der sie ausgesezt war, 3 Procent Kieselerde, oder vielmehr eine
                              dieser Quantitaͤt entsprechende Menge Silicium aufnahm, und dadurch auf die
                              angegebene Weise in ihren Eigenschaften veraͤndert wurde. Zu dieser
                              Verbindung scheint jedoch ein Hizgrad noͤthig, der weit uͤber dem
                              Schmelzpunkte des Gußeisens steht; der ganze Proceß scheint einige Analogie mit
                              jenem zu haben, nach welchem das Eisen bei der Verwandlung in Stahl durch die
                              sogenannte Cementation eine gewisse Menge Kohlenstoff aufnimmt.Die von Hrn. Daniell beschriebene Verbindung der
                                    Platinna mit der Basis der Kieselerde wurde schon fruͤher von den HH.
                                    Descotils und Chenevix beobachtet, die dieselbe jedoch fuͤr ein
                                    Platinna-Carburetum hielten. Boussingault
                                    untersuchte sie neuerdings, und fand, daß sie wirklich aus Silicium und
                                    Platinna bestuͤnde. Die HH. Descotils und
                                    Chenevix erhielten sie durch Erhizen der
                                    Platinna mit Kohle, so wie sie Hr. Daniell durch
                                    Erhizung der Platinna in Graphitgefaͤßen erhielt. Boussingault fand, daß dieselbe hingegen
                                    keineswegs erzeugt wird, wenn man die Platinna mit Lampenschwarz erhitzt.
                                    (Aus dem Philos. Magaz. and Journ. of Sc.)