| Titel: | Neues Verfahren das Eisen und den Stahl gegen die Oxydation (den Rost) zu schüzen; von Hrn. Payen. | 
| Fundstelle: | Band 46, Jahrgang 1832, Nr. LXXI., S. 267 | 
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                        LXXI.
                        Neues Verfahren das Eisen und den Stahl gegen die
                           Oxydation (den Rost) zu schuͤzen; von Hrn. Payen.
                        Aus den Annales de Chimie et de Physique. Julius 1832,
                              S. 305.
                        Payen, Verfahren, Eisen und Stahl gegen den Rost zu
                           schuͤzen.
                        
                     
                        
                           Als ich in einer graduirten Roͤhre uͤber Queksilber einem Volumen
                              gesaͤttigter Aezkaliaufloͤsung von 22° C. (17° R.)
                              Temperatur ein gleiches Volumen Seinewasser zusezte, bemerkte ich nach dem
                              Schuͤtteln und nachdem die Fluͤssigkeit erkaltet und in Ruhe gekommen
                              war, daß sich eine Quantitaͤt Luft entwikelt hatte, die 0,017 vom Volumen des
                              angewandten Wassers betrug und daß sich die ganze Fluͤssigkeit um 0,045 vom
                              Volumen desselben Wassers zusammengezogen hatte; als man lezteres fuͤr sich
                              in einem geschlossenen Apparate kochte, gab es 0,018 seines Volumens Luft und 0,005
                              Kohlensaͤure. Die Beimischung der Kaliaufloͤsung oder vielmehr ihre
                              Verbindung mit dem Wasser, verminderte also das
                              Volumen dieses lezteren auf eine merkwuͤrdige Weise und ließ darin nur noch
                              ein Tausendstel atmosphaͤrischer Luft zuruͤk.
                           Ich dachte uͤber die nuͤzlichen Anwendungen nach, welche man von einer
                              Fluͤssigkeit machen koͤnnte, die keine freie Kohlensaͤure
                              enthaͤlt und auch fast von aller Luft, welche gewoͤhnlich das
                              natuͤrliche Wasser enthaͤlt, befreit ist; zuerst versuchte ich sie zur
                              Aufbewahrung oxydirbarer Koͤrper, besonders des Eisens und Stahles zu
                              verwenden.
                           Es wurden daher verschiedene Gegenstaͤnde aus geschmiedetem Eisen, gefeiltem
                              Eisen und polirtem Stahl in diese Fluͤssigkeit getaucht.
                           
                           Da sich nach drei Tagen das Eisen noch gar nicht oxydirt hatte, was doch im Wasser
                              bekanntlich sehr schnell geschieht, so versuchte ich mir eine aͤhnliche
                              Fluͤssigkeit auf eine wohlfeilere Weise zu verschaffen und verduͤnnte
                              kaͤufliche aͤzende Sodalauge mit ihrem doppelten Gewicht Wasser.
                           Verschiedene Gegenstaͤnde von Eisen und Stahl wurden hineingetaucht.
                           Nach drei Monaten hatten alle diese Gegenstaͤnde noch ihre Politur und ihren
                              Metallglanz; es zeigte sich keine Spur von Oxydation an irgend einem Theile und ihr
                              Gewicht war auch ganz unveraͤndert.
                           Ich hatte bemerkt, daß Luftblasen, wenn sie auch lange Zeit an der Oberflaͤche
                              eingetauchter eiserner und staͤhlerner Gegenstaͤnde hafteten, keine
                              Oxydation verursachten; hieraus schloß ich, daß, um das angegebene Resultat zu
                              erzielen, die Beseitigung der Luft keine wesentliche Bedingung seyn duͤrfte,
                              weil ihre Wirkung durch den Einfluß des Kalis oder Natrons geschwaͤcht werden
                              kann; anderer Seits hatte ich gefunden, daß sich die Fluͤssigkeit um so
                              weniger zusammenzieht und um so weniger Luft entwikelt wird, je weniger Kali oder
                              Natron man anwendet.
                           Ich versuchte daher, ob durch eine schwache Aufloͤsung von Aezkali die
                              Oxydation des Eisens nicht verhindert werden kann. Gewoͤhnliches Wasser, dem
                              man nur 0,02 gesaͤttigter Kaliaufloͤsung zusezte, entwikelte nur
                              0,0005 seines Volumens Luft, und dennoch erhielten sich Gegenstaͤnde aus
                              Eisen die man hineintauchte, darin unveraͤndert.
                           Hr. Thenard, dem ich diese neuen Thatsachen mittheilte,
                              sah darin einen bisher unbekannt gewesenen Einfluß der Alkalitaͤt und rieth
                              mir die Glaͤnzen dieser Wirkung so wie das Verhalten der kohlensauren
                              Alkalien und des Kalkwassers auszumitteln. Ich stellte daher die folgenden Versuche
                              an, die ich noch auf die Ammoniakaufloͤsungen und auch auf das borsaure
                              Natron, das bekanntlich alkalisch reagirt, ausdehnte.
                           Eine gesaͤttigte Aufloͤsung von kohlensaurem Natron, mit ihrem gleichen
                              Volumen Wasser verduͤnnt, entwikelte nur ungefaͤhr ein Tausendstel
                              ihres Volumens Luft; das Eisen hielt sich darin gut; in einer solchen
                              gesaͤttigten Aufloͤsung, die mit ihrem fuͤnfundzwanzigfachen
                              Volumen Wasser verduͤnnt worden war, ließ sich das Eisen ebenfalls, ohne eine
                              Veraͤnderung zu erleiden, aufbewahren.
                           Eine gesaͤttigte Aufloͤsung von borsaurem Natron (Borax), die mit ihrem
                              gleichen Volumen Wasser verduͤnnt war und ein Gemisch von Wasser und
                              fluͤssigem Ammoniak in denselben Verhaͤltnissen, entwikelten durchaus kein Gas, zogen
                              sich auch nicht merklich zusammen, und doch ließ sich darin das Eisen, ohne eine
                              Oxydation zu erleiden, aufbewahren.
                           Gesaͤttigtes und selbst mit einem gleichen Volumen Wasser verduͤnntes
                              Kalkwasser schuͤzten das hineingetauchte Eisen vollkommen gegen
                              Oxydation.
                           Um die Graͤnzen des Einflusses der Alkalitaͤt auf die Erhaltung des
                              Eisens zu bestimmen, verduͤnnte ich ein Volumen Aezkaliaufloͤsung, die
                              bei 22° C. (17° R.) gesaͤttigt war, mit 100, 200, 300, 400 und
                              500 Volumen Wasser.
                           Da aber alle diese Aufloͤsungen dem Eisen seinen Metallglanz erhielten, so
                              wollte ich vor Allem mich uͤberzeugen, ob die genaue Saͤttigung (oder
                              Beseitigung) der im Wasser enthaltenen Kohlensaͤure nicht schon zur
                              Verhinderung der Oxydation hinreicht.
                           In dieser Absicht brachte ich in eine flache Schale unter eine Gloke Wasser, welches
                              durch Sieden von Luft und Kohlensaͤure befreit war und ein Stuͤk
                              gefeilten Eisens enthielt. Die unter der Gloke eingeschlossene Luft war von
                              Kohlensaͤure und Ammoniak durch die Gegenwart uͤberschuͤssigen
                              Kalkhydrats und verduͤnnter Schwefelsaͤure gereinigt. In Verlauf
                              einiger Stunden schien das Eisen keine Veraͤnderung zu erleiden; sobald aber
                              die Oxydation begann, schritt sie eben so schnell vorwaͤrts wie in Wasser,
                              das Kohlensaͤure enthaͤlt.
                           Ich verfolgte nun meine Untersuchungen, ganz uͤberzeugt, daß Ich eine andere
                              Graͤnze als die bloße Saͤttigung des Alkalis (durch
                              Kohlensaͤure) finden wuͤrde.
                           Die gesaͤttigte Kaliaufloͤsung, mit 1000 und sogar mit 2000 Theilen
                              Wasser verduͤnnt, erhielt das Eisen noch ganz gut, als sie aber durch einen
                              Strom Kohlensaͤure neutralisirt wurde, veranlaßte sie die Oxydation wie
                              gewoͤhnliches Wasser.
                           Dieselbe gesaͤttigte Kaliaufloͤsung, mit 4000 oder 3000 Theilen Wasser
                              verduͤnnt, hatte nicht mehr die Eigenschaft das Eisen frei von Oxydation zu
                              erhalten, obgleich die Reaction dieser Fluͤssigkeit auf die rothe
                              Lakmustinctur bewies, daß nicht nur die Kohlensaͤure neutralisirt, sondern
                              noch ein geringer Ueberschuß von Kali vorhanden war.
                           Die Graͤnze des Einflusses der Alkalitaͤt, welche faͤhig ist das
                              Eisen gegen den Rost zu schuͤzen, liegt also fuͤr gewoͤhnliches
                              Wasser, das 0,005 Kohlensaͤure enthaͤlt, zwischen 1/2000 und 1/3000
                              seines Volumens Kaliaufloͤsung, die bei 20° C. (17° R.)
                              gesaͤttigt ist.
                           Das bei einer Temperatur von 20° C. gesaͤttigte Kalkwasser, selbst mit
                              seinem dreifachen Volumen Wasser verduͤnnt, erhaͤlt das Eisen noch
                              gut; diese schwache Aufloͤsung entspricht ungefaͤhr 1/3000 ihres
                              Gewichtes reinem Kalk. Verduͤnnt man die Fluͤssigkeit noch mit dem vierten Theile ihres
                              Volumens, so erhaͤlt sie das Eisen nicht mehr unveraͤndert.
                           Eine bei einer Temperatur von 20° C. gesaͤttigte Aufloͤsung von
                              kohlensaurem Natron zeigt, wenn sie mit ihrem 49 und selbst 54fachen Volumen Wasser
                              verduͤnnt wird, noch dieselbe Eigenschaft; mit 59 Theilen Wasser
                              verduͤnnt, schuͤzt sie das Eisen nicht mehr gegen den Rost.
                           Die Aufloͤsung des borsauren Natrons kann mit ihrem 6fachen Volumen Wasser
                              verduͤnnt werden, ohne an Wirksamkeit zu verlieren, wenigstens oxydirte sich
                              im Verlauf von 15 Tagen das Eisen darin nicht. In diesem lezteren Falle ist die im
                              angewandten Wasser enthaltene Kohlensaͤure nicht gesaͤttigt und auch
                              der kohlensaure Kalk nicht niedergeschlagen.
                           Alle diese Aufloͤsungen, welche allmaͤhlich mehr verduͤnnt, das
                              Eisen nicht mehr schuͤzten, reagirten jedoch noch alkalisch.
                           Durch diese Versuche wird ein wichtiges Problem geloͤst: man ist
                              naͤmlich jezt im Stande eine Menge werthvoller Gegenstaͤnde, wie
                              Muͤnzen und Stahlplatten von beruͤhmten Kuͤnstlern gegen das
                              Verderben zu schuͤzen. Es werden daraus ohne Zweifel auch praktische Methoden
                              zur Aufbewahrung anderer eiserner und staͤhlerner Gegenstaͤnde
                              hervorgehen.
                           Am verlaͤßlichsten duͤrfte zur Aufbewahrung dieser Gegenstaͤnde
                              eine Fluͤssigkeit seyn, die auf einen Theil Kali 500Theile Wasser
                              enthaͤlt. Die Gefaͤße von verschiedener Groͤße, welche man
                              hiezu verwendet, koͤnnen uͤbrigens aus Blech, Blei, Stein und sogar
                              aus Holz bestehen; man fuͤllt sie, nachdem die aufzubewaͤhrenden
                              Stuͤke hineingelegt sind und leert sie, wenn man sie wieder herausnehmen
                              will.
                           Unter den verschiedenen Anwendungen die sich von meiner Entdekung machen lassen,
                              bemerkten der Graf Réal, Hr. Harel u.a., sobald
                              ich sie ihnen mittheilte, folgende specielle, die ich hier angebe, weil sie
                              vielleicht auf viele andere fuͤhren duͤrften.
                           Im J. 1813 wuͤnschte der Kaiser Napoleon die
                              Fabrikation von Flintenlaͤufen nach einem von dem Grafen Réal
                              angegebenen Verfahren in Gang kommen zu sehen, welches darin bestand, Eisendraht von
                              bestimmter Form, Laͤnge und Dike zusammen zu walzen und zu schweißen. Nach
                              den Juliustagen wollte der Graf Réal diese Operation wieder vornehmen. Die
                              groͤßte Schwierigkeit bestand aber darin, den Eisendraht von dem Augenblike
                              an, wo er aus dem Drahtzuge kommt, bis zu der Zeit, wo er geschweißt werden muß,
                              gegen alle Oxydation zu schuͤzen: diese Schwierigkeit wuͤrde durch
                              meine neue Methode beseitigt werden. Der Graf Réal wird daher auch die Sache
                              wieder vornehmen. Vielleicht waͤre zu diesem Zwek eine Aufloͤsung von Borax,
                              welcher bei dem spaͤteren Schweißen nuͤzlich ist, den anderen
                              alkalischen Substanzen vorzuziehen; sie wuͤrde außerdem den Vortheil
                              darbieten, daß sie im Flußwasser keinen kohlensauren Kalk niederschluͤge, was
                              sowohl die aͤzenden und kohlensauren Alkalien als das Kalkwasser thun.
                           Hr. Harel glaubte die Bewegungen aller Maschinen, die
                              durch Gegengewichte getrieben werden, dadurch auf den hoͤchsten Grad von
                              Einfachheit bringen zu koͤnnen, daß man statt der Zahnraͤder, welche
                              den Fall des Gewichtes an Wirkung schwaͤchen, die Wirkung des Wassers benuzt,
                              das sich in einem Cylinder deplacirt. Zwei Bedingungen schienen aber schwer zu
                              erfuͤllen, naͤmlich die Oxydation des Metalles zu verhindern und das
                              Gewicht des Wassers zu vergroͤßern, ohne dem cylindrischen Gefaͤße aus
                              Eisenblech, das es enthaͤlt, zu schaden. Dieses Problem wird durch die
                              Anwendung einer concentrirten alkalischen Aufloͤsung vollkommen
                              geloͤst.
                           Hr. Serbat erinnerte sich bei dieser Gelegenheit auch, daß
                              einer unserer ersten Fabrikanten von verzinntem Eisenblech, Hr. Mertian, ihn ein Mal
                              ersuchte auf ein Mittel zu denken, wodurch man Blechstuͤke fuͤr den
                              Zeitraum zwischen dem Reinigen (Beizen) und Verzinnen gegen die Oxydation
                              schuͤzen kann. Mein Verfahren scheint auch dieses Problem zu
                              loͤsen.
                           Hr. Saulnier, Mechaniker der Muͤnze, taucht die
                              gefeilten Gegenstaͤnde in eine schwach alkalische Aufloͤsung, damit
                              sie in der Zwischenzeit der Arbeit nicht rosten. Er wird dieselbe Aufloͤsung
                              in den hydraulischen Pressen an Statt des gewoͤhnlichen Wassers (welches auf
                              das Eisen wirkt, sich mit Rost uͤberladet, die Ventile und die Roͤhren
                              verunreinigt etc.) anzuwenden versuchen. In allen diesen Faͤllen (ausgenommen
                              bei dem Borax) wird man gut thun, wenn man die Aufloͤsung sich sezen
                              laͤßt und nur die klare Fluͤssigkeit abzieht.
                           Endlich will Hr. Dr. Breschet, Professor der Anatomie
                              etc., dasselbe Verfahren zur Aufbewahrung der chirurgischen Instrumente
                              versuchen.
                           Das Eintauchen der aufzubewahrenden Gegenstaͤnde wird nicht immer anwendbar
                              seyn; kann man es vielleicht durch alkalische Ueberzuͤge fuͤr sich
                              oder solche die mit Firniß bedekt sind, ersezen? Dieß scheint mir wahrscheinlich und
                              ich habe daruͤber auf die Einladung des Hrn. Thenard auch bereits einige Versuche angestellt.
                           Eine gesaͤttigte Kaliaufloͤsung wurde mit ihrem doppelten Volumen
                              Wasser verduͤnnt, mit Traganth verdikt und dann ein frisch gereinigter
                              Flintenlauf mit einer duͤnnen Schichte davon uͤberzogen; man brachte
                              ihn nebst einem anderen Flintenlauf zum Vergleich in einen Keller; nach fuͤnfzehn
                              Tagen war dieser leztere ganz mit Rost bedekt, waͤhrend der erstere seinen
                              Metallglanz vollkommen beibehalten hatte.
                           Die alkalischen Ueberzuͤge, wodurch man das Eisen und den Stahl gegen den Rost
                              schuͤzen kann, duͤrften fuͤr das Eisenwerk im Inneren der
                              Mauern sich sehr nuͤzlich erweisen, da durch die schnelle Zerstoͤrung
                              desselben oft die Festigkeit wichtiger Gebaͤude gefaͤhrdet wird. Sie
                              werden ohne Zweifel auch mit Vortheil fuͤr die Eisenwaaren, welche man in den
                              Magazinen aufbewahrt, angewandt werden koͤnnen; fuͤr diese
                              wuͤrde es aber vielleicht auch hinreichend seyn, wenn man sie von Zeit zu
                              Zeit begießt.
                           An feuchten Orten moͤchten zu diesem Zwek die weniger hygrometrischen
                              Natronaufloͤsungen den Kaliaufloͤsungen vorzuziehen seyn und
                              umgekehrt; sie duͤrften beide durch Kalkwasser nur unter solchen
                              Umstaͤnden zu ersezen seyn, wo man nicht befuͤrchten darf, daß die
                              Kohlensaͤure der Luft unaufloͤslichen kohlensauren Kalk bildet.
                           Resumirt man die in dieser Abhandlung enthaltenen Thatsachen, so findet man:
                           1) Daß durch die Verbindung mehrerer Aufloͤsungen mit dem Wasser Luft
                              entwikelt wird und die Fluͤssigkeit eine Contraction erleidet;
                           2) Eine neu entdekte allgemeine Eigenschaft der Alkalitaͤt.
                           3) Die Graͤnze dieser Wirkung, die nicht so weit ausgedehnt ist, als
                              diejenige, welche die Alkalitaͤt unter dem Einfluß der Reagentien
                              offenbart.Dieser obscure Saz des Hrn. Payen soll eigentlich Folgendes sagen: Wenn ein aͤzendes
                                    oder basisch kohlensaures Alkali mit mehr und mehr Wasser verduͤnnt
                                    wird, so tritt eine Graͤnze ein, wo die Fluͤssigkeit zwar das
                                    Eisen nicht mehr gegen den Rost schuͤzen kann, aber auf
                                    geroͤthetes Lakmuspapier doch noch alkalisch reagirt.A. d. R.
                              Nahe dieser Graͤnze, wo das Eisen nicht mehr geschuͤzt wird,
                                    findet die Oxydation nur auf wenigen Punkten Statt, schreitet sehr langsam
                                    vor und bildet eine Art Auswuͤchse, welche mehrere Tage lang eine
                                    gruͤnlich braune Farbe beibehalten. Dieß veranlaßt mich zu
                                    untersuchen, ob nicht einige unwahrnehmbare Theilchen von Oxyd oder einer
                                    anderen Substanz, die dem Eisen anhaͤngt, die Mittelpunkte
                                    fuͤr eine spaͤtere Oxydation bilden, wodurch sich auch noch
                                    erklaͤren wuͤrde, warum die ganze uͤbrige
                                    Oberflaͤche sehr lange ihren Metallglanz und die alkalische
                                    Aufloͤsung ihre Klarheit beibehaͤlt.Im gewoͤhnlichen Wasser sind die Erscheinungen der Oxydation ganz
                                    verschieden. Ungefaͤhr 20 Minuten nach dem Eintauchen des (auf seiner
                                    ganzen Oberflaͤche gefeilten) Eisens stellt sich eine sehr
                                    duͤnne schillernde Wolke ein. Diese schwache Truͤbung nimmt
                                    allmaͤhlich an Raum und Intensitaͤt zu; nach einer Stunde geht
                                    ihre merklich braͤunliche Farbe allmaͤhlich in Rostgelb
                                    uͤber; es bildet sich ein Saz fast auf der ganzen Oberflaͤche
                                    des Eisens und auf dem Boden des Gefaͤßes. Nun ist die Wirkung
                                    allgemein, waͤhrend sie bei alkalischen Aufloͤsungen, die zu
                                    schwach sind, um die Oxydation zu verhindern, nur stellenweise und in
                                    geringem
                                    Grade Statt findet. Es ist also wahrscheinlich, daß die hier angegebenen
                                    Graͤnzen (bis auf welche man in der Praxis nicht ein Mal steigen
                                    darf) fuͤr das reine Eisen im Gegentheil noch zu gering gestekt sind.
                                    Leztere Beobachtung duͤrfte ein Mal ein Mittel an die Hand geben, den
                                    Grad der Reinheit dieses Metalles annaͤherungsweise zu bestimmen.
                              
                           4) Die ersten Indicien von praktischen Verfahrungsarten, welche mit der Zeit einen
                              großen Einfluß auf einige der zahlreichen Anwendungen des Eisens und Stahles haben
                              duͤrften.