| Titel: | Ueber die Aufbewahrung der Früchte. Von Hrn. M. Couverchel, Mitglied der Académie de Médecine und der Société de Pharmacie. | 
| Fundstelle: | Band 46, Jahrgang 1832, Nr. LXXIX., S. 299 | 
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                        LXXIX.
                        Ueber die Aufbewahrung der Fruͤchte. Von
                           Hrn. M. Couverchel,
                           Mitglied der Académie de Médecine und der
                           Société de Pharmacie.Diese Abhandlung ist ein Auszug aus einem noch nicht erschienenen Werke des Hrn.
                                 Verfassers uͤber die Fruͤchte, in welchem alle bekannten Arten und
                                 Abarten derselben, ihre aͤußeren Unterscheidungsmerkmale, ihre
                                 Bestandtheile, ihr Einfluß auf die Luft und umgekehrt, die Erscheinungen beim
                                 Zeitigen oder bei der Reife, die Ursachen, welche deren Verderben
                                 beguͤnstigen oder bedingen, die Mittel um dieselben davor zu
                                 schuͤzen, ihre Anwendung in der Hauswirthschaft und in den
                                 Kuͤnsten etc. angegeben und aus einander gesezt werden sollen.A. d. O.
                           
                        Aus dem Journal des connaissances usuelles. October
                              1832, S. 203.
                        Couverchel, uͤber die Aufbewahrung der
                           Fruͤchte.
                        
                     
                        
                           Die Fruͤchte gehoͤren zu den nuͤzlichsten Erzeugnissen der
                              Vegetation; sie spielen eine so große Rolle bei der Ernaͤhrung der Menschen,
                              daß deren Aufbewahrung, und besonders deren Erhaltung in jenem Zustande, in welchem
                              wir sie von der Natur geschenkt erhalten, nicht genug beruͤksichtigt werden
                              kann. Alle Versuche, welche bisher in dieser Hinsicht angestellt wurden, waren zwar
                              fuͤr die Wissenschaft und Kunst nicht ganz verloren, allein fuͤr die
                              Praxis brachten sie leider bisher nur sehr wenig Nuzen. Verloren waren sie nicht,
                              denn man weiß aus denselben nun doch ein Mal, welche Bedingungen zur Vermeidung
                              ihres Verderbens noͤthig sind; und dieß ist schon ein sehr großer Schritt
                              vorwaͤrts. Wir wollen hoffen, daß wir nicht auf diesem Punkte stehen bleiben,
                              und daß es uns, wenn wir auch nicht im Stande seyn sollten, die Graͤnzen,
                              welche die Natur der Aufbewahrung dieser Producte gestekt hat, aufzuheben, doch
                              gelingen duͤrfte, diese Glaͤnzen zu erweitern, und dadurch unsere
                              Genuͤsse zu vermehren.
                           Als das groͤßte Hinderniß gegen die Aufbewahrung der Fruͤchte
                              betrachtete man bisher die Luft. Wenn wir nun diese Ansicht auch nicht ganz
                              verwerfen, so glauben wir doch auch, daß der Druk, welchen jede Frucht auf sich
                              selbst ausuͤbt, und die Veraͤnderung der Temperatur, zu diesem
                              Verderben geneigter machen, dazu praͤdisponiren, und daher keineswegs zu
                              vernachlaͤssigen sind. Wir hegen sogar keinen Zweifel, daß, wenn es
                              gelaͤnge, diese beiden zulezt genannten Ursachen zu entfernen, die Luft
                              selbst nicht mehr zersezend auf die Fruͤchte einwirken wuͤrde. Die
                              Resultate angestellter Versuche werden diese Ansicht unterstuͤzen.
                           
                        
                           Ueber die Aufbewahrung der Fruͤchte im luftleeren
                                 Raume.
                           Von dem Grundsaze ausgehend, daß die Luft allein die Zersezung und das Verderben der
                              Fruͤchte bewirke, wußte man nothwendig vor Allem auf die Idee kommen, die
                              Fruͤchte gegen den Einfluß derselben zu schuͤzen. Hr. Bérard war einer der ersten, welche Versuche
                              hieruͤber anstellten.
                           
                              „Um die Fruͤchte, sagt Hr. Bérard, in einen luftleeren Raum zu bringen, legte ich dieselben in
                                 einen Becher, welchen ich mit einem gut eingekitteten Korkstoͤpsel
                                 verschloß, in dessen Mitte ich mit einer Striknadel ein ganz kleines Loch
                                 machte. Diesen Becher sezte ich auf die Platte einer Luftpumpe, worauf ich eine
                                 Glasgloke daruͤber stuͤrzte, in der sich ein durch eine lederne
                                 Buͤchse gehender, kupferner runder Stab auf und nieder bewegen konnte.
                                 Die Gloke wurde so gestellt, daß dieser Stab beim Herabsinken genau auf das
                                 kleine, in dem Stoͤpsel angebrachte Loch kam. Nach diesen Vorbereitungen
                                 erzeugte ich unter der Gloke, und folglich auch in dem damit in Verbindung
                                 stehenden Becher, einen luftleeren Raum, und nachdem dieß geschehen, senkte ich
                                 den kupfernen Stab, an dessen Ende ich vorher ein Kuͤgelchen Wachs
                                 angebracht hatte, herab, druͤkte ihn fest auf den Stoͤpsel, und verklebte so das
                                 kleine in demselben befindliche Loch. Auf diese Weise konnte ich aus einer
                                 großen Anzahl von Bechern nach einander die Luft auspumpen.“
                              
                           Wir muͤssen gestehen, daß wir nach diesem Verfahren des Hrn. Bérard keinen vollkommen luftleeren Raum in dem
                              Becher erhalten konnten; wenigstens hielten wir denselben durchaus fuͤr
                              keinen solchen. Wir aͤnderten daher den Apparat auf folgende Weise ab. Statt
                              des Bechers nahmen wir eine beilaͤufig 8 Zoll hohe Gloke, die wir auf eine
                              mattgeschliffene Glasplatte sezten, und mittelst einer mit einem Hahne versehenen
                              Roͤhre mit der Luftpumpe in Verbindung brachten. Bei dieser Einrichtung
                              konnten wir, indem wir die Communication der Gloke mit der Luftpumpe aufhoben, die
                              Versuche wiederholen, gleich wie dieß auch Hr. Bérard wollte; wir waren aber unseres Resultates gewisser, indem
                              die Form des Gefaͤßes und die ganze Einrichtung des Apparates keinen Zweifel
                              uͤber die Moͤglichkeit der Erzeugung eines luftleeren Raumes ließen.
                              Wir bemerkten nun hiebei, daß (wir mochten Pfirsiche, Aprikosen oder Trauben zu den
                              Versuchen genommen haben) die Fruͤchte, wenn sie nicht ganz reif waren, in
                              den ersten 14 bis 20 Tagen keine merkliche Veraͤnderung erlitten; daß aber
                              nach dieser Zeit der luftleere Raum nur schwer zu unterhalten war, daß die
                              Fruͤchte runzelig wurden, an Umfang abnahmen und zulezt ganz
                              eintrokneten.
                           Nahmen wir hingegen reife Fruͤchte, so war nur schwer ein luftleerer Raum zu
                              erhalten, denn man zog mit der Luftpumpe nicht bloß die Luft aus der Gloke, sondern
                              auch das Vegetationswasser aus den Fruͤchten. Die Folge hievon war, daß die
                              Bestandtheile, welche dadurch mehr concentrirt wurden, staͤrker auf einander
                              einwirkten, und daß die Zersezung mithin schneller erfolgte, als sie in der freien
                              Luft eingetreten waͤre.
                           Wir brachten unter eine der Gloken außer den Fruͤchten auch noch ein mit
                              Kalkwasser gefuͤlltes Glas, und bemerkten in diesem Falle, daß sich das
                              Kalkwasser truͤbte, zum deutlichen Beweise, daß sich auch m luftleeren Raume, wie unter den gewoͤhnlichen
                              Umstaͤnden, bei der Zersezung der Fruͤchte Kohlensaͤure aus
                              denselben entwikelt.
                           Ein Stuͤk Aezkalk, welches wir unter eine andere Gloke brachten, um auf diese
                              Weise das aus den Fruͤchten entweichende Vegetationswasser aufzusaugen,
                              bewirkte bloß eine schnellere Eintroknung derselben.
                           Aus diesen Versuchen ersieht man deutlich, daß der luftleere Raum keineswegs, wie man
                              haͤtte glauben sollen, ein sicheres Mittel zur Aufbewahrung der
                              Fruͤchte bildet. Abgesehen hievon wuͤrde aber die Schwierigkeit, mit
                              der die Erzeugung eines vollkommen luftleeren Raumes ohne gleichzeitige Bewirkung einer
                              Veraͤnderung in den Fluͤchten verbunden ist, allein schon hinreichen,
                              um der Anwendung dieses Mittels beinahe unuͤbersteigliche Schranken zu
                              sezen.
                           
                        
                           Ueber die Aufbewahrung der Fruͤchte im
                                 Stikstoffgase.
                           Hr. Gay-Lussac kam zuerst auf die Idee, die
                              Fruͤchte im Stikstoffgase aufzubewahren. Hr. Bérard benuzte die von diesem gelehrten Chemiker ausgesprochene
                              Idee. Allein leider entsprachen die Resultate keineswegs den Erwartungen, zu denen
                              man berechtigt war; sie sprechen vielmehr offenbar zu Gunsten unserer Ansicht
                              uͤber den Einfluß des Drukes und des Wechsels der Temperatur. Es wird sich
                              spaͤter zeigen, daß der einzige guͤnstige Erfolg, welchen Hrn. Loiseleur de Longchamp's Versuche hatten, auf diesen
                              beiden Bedingungen beruht.
                           Ungeachtet des geringen Erfolges, welchen die Versuche uͤber die Aufbewahrung
                              der Fruͤchte im Stikstoffe gewaͤhrten, wollen wir doch folgenden
                              Versuch hier anfuͤhren, waͤre es auch bloß um zu beweisen, daß auch
                              die einladendsten Theorien oft durch die Erfahrung, durch Thatsachen, umgestoßen
                              werden. Hr. Bérard sagt naͤmlich:
                           
                              „Wenn man vom Baume gepfluͤkte Fruͤchte, welche fuͤr
                                 sich selbst zur vollen Reife gelangen koͤnnten, in solche Media oder
                                 Luftarten bringt, in denen sich kein Sauerstoff befindet, so gelangen sie nicht
                                 zu ihrer Reife. Diese Faͤhigkeit fuͤr sich zu reifen, wird aber
                                 auf diese Weise keineswegs aufgehoben; sie kann sogleich wieder hergestellt
                                 werden, wenn man die Fruͤchte in solche Luftarten bringt, welche
                                 denselben einen Theil ihres Kohlenstoffes zu entziehen im Stande sind. Dauert
                                 jedoch der Aufenthalt im Stikstoffe gar zu lange Zeit, so verlieren die
                                 Fruͤchte, obschon sie aͤußerlich beinahe vollkommen
                                 unveraͤndert blieben, die Faͤhigkeit zu reifen ganz und gar, und
                                 zwar in Folge eigener Veraͤnderungen, welche in denselben vorgingen.
                              
                           
                              „Hieraus ergibt sich, daß sich die meisten Fruͤchte, besonders aber
                                 jene, welche nicht bis zu ihrer vollen Reife an den Baͤumen zu
                                 haͤngen brauchen, nach der Methode des erwaͤhnten Autors einige
                                 Zeit uͤber aufbewahren lassen. Das einfachste Verfahren zu diesem Behufe
                                 besteht darin, daß man auf den Boden eines Glases einen aus Kalk, schwefelsaurem
                                 Eisen und Wasser gebildeten Teig bringt, und daß man dann in dasselbe Glas auch
                                 die Fruͤchte eintraͤgt, welche vollkommen gesund, und einige Tage
                                 vor ihrer vollen Reife gepfluͤkt seyn muͤssen. Diese
                                 Fruͤchte muͤssen auf irgend eine Weise von dem Teige geschieden
                                 seyn; auch sollen sie gegenseitig nicht mit einander in Beruͤhrung
                                 kommen. Das Glas wird hierauf mit einem gut verkitteten Korkstoͤpsel
                                 luftdicht verschlossen, so daß sich dann die Fruͤchte bald in einer
                                 sauerstofffreien Gasart befinden werden, in der sie sich, je nach ihrer Natur, laͤngere
                                 oder kuͤrzere Zeit aufbewahren lassen. Die Pfirsiche, Pflaumen und
                                 Aprikosen hallen sich 20 Tage bis einen Monat, die Birnen und Aepfel gegen drei
                                 Monate. Bringt man sie nach dieser Zeit aus den Glaͤsern und sezt man sie
                                 der Luft aus, so werden sie sehr gut reifen; uͤbersteigt man aber die
                                 angegebene Zeit um ein Bedeutendes, so werden die Fruͤchte eine eigene
                                 Veraͤnderung eingegangen seyn, in Folge deren sie nicht mehr zur Reife
                                 gelangen koͤnnen.“
                              
                           Wir wiederholten diesen Versuch, welchen Hr. Bérard
                              als entscheidend darstellte, mit großer Begierde und großen Erwartungen,
                              fuͤhlen uns aber mit Bedauern gezwungen, den Resultaten desselben
                              widersprechen zu muͤssen. Es ist auch seit der Zeit, seit welcher die
                              Akademie ihr guͤnstiges Urtheil uͤber diese Aufbewahrungsmethode
                              faͤllte, eine ziemlich lange Zeit verflossen, waͤhrend welcher man die
                              Versuche wohl haͤtte wiederholen koͤnnen, und doch hat man seither
                              nichts mehr uͤber das Gelingen der Aufbewahrung der Fruͤchte im
                              Stikstoffe gehoͤrt. Wir wollen nun zur Bekraͤftigung unseres Unheiles
                              einige Versuche an fuͤhren.
                           Wir brachten eine ziemlich feste Pfirsich, welche jedoch in Hinsicht auf Farbe alle
                              Zeichen der Reife darbot, und deren Gewicht 80 Grammen betrug, in ein Olivenglas,
                              dessen Boden wir vorher mit einer ziemlich diken Schichte frisch zubereiteten
                              Eisenprotoxyd-Hydrats bedekt hatten. Nachdem dieß geschehen war, verschlossen
                              wir das Glas schnell auf's Sorgfaͤltigste. In den ersten 5 bis 6 Tagen zeigte
                              sich keine Veraͤnderung an der Frucht; allein bald darauf wurde jener Theil
                              derselben, der auf dem Pappendekel auflag, so wie dieser selbst, feucht, und die
                              Pfirsich sank in Folge ihres eigenen Gewichtes zusammen. Die Veraͤnderung,
                              die sie dabei erlitten hatte, war eine ganz besondere, und glich keineswegs jener,
                              die die Pfirsiche sonst in freier Luft erleiden, wie wir uns dadurch
                              uͤberzeugten, daß wir zugleich mit der erwaͤhnten eine andere Pfirsich
                              unter den gewoͤhnlichen Umstaͤnden aufbewahrten. Es ergibt sich also
                              aus diesem Versuche, daß der Stikstoff wohl die Zersezung der Fruͤchte
                              aͤndere, keineswegs aber verhindere.
                           Da wir die schnelle Zersezung, welche die Pfirsich in dem eben erwaͤhnten
                              Falle erlitt, der Feuchtigkeit zuschreiben zu muͤssen glaubten, so brachten
                              wir eine andere aͤhnliche Frucht in dieselben Verhaͤltnisse, nur mit
                              dem Unterschiede, daß wir zugleich mit dem Eisenprotoxyde auch Aezkalk auf den Boden
                              des Glases brachten. So wie diese beiden Substanzen mit einander in
                              Beruͤhrung kamen, trat eine lebhafte Waͤrmeentwikelung ein; der Teig
                              oder die Masse selbst wurde dabei ziemlich fest. Nach 10 Tagen untersuchten wir das
                              Gas, und fanden, daß es
                              bloß aus Stikstoff bestand. Die Pfirsich hatte keine Veraͤnderung erlitten,
                              und war auch nicht feucht geworden, wie dieß bei dem fruͤheren Versuche der
                              Fall war. Der Zusaz von Kalk scheint uns daher unter diesen Umstaͤnden einige
                              Vortheile darzubieten, indem die Zersezung wenigstens langsamer erfolgt.
                           
                        
                           Ueber die Aufbewahrung der Fruͤchte in
                                 Kohlensaͤure.
                           Die Kohlensaͤure hat uns unter allen Gasarten die groͤßte
                              Wahrscheinlichkeit eines guͤnstigen Resultates dargeboten. Die
                              Fruͤchte, welche wir in diesem Gase aufbewahrten, sahen noch nach einem
                              Monate ganz gut aus; allein nach dieser Zeit trat deren Zersezung ein: die Trauben
                              wurden undurchsichtig und die Birnen teigig. Beim Oeffnen der Glaͤser
                              bemerkten wir alle Erscheinungen der eingetretenen geistigen Gaͤhrung, welche
                              durch die Kohlensaͤure wahrscheinlich nur verspaͤtet worden war.
                           Das Wasserstoffgas scheint uns nicht zur Aufbewahrung der Fruͤchte
                              geeignet.
                           
                        
                           Ueber die Aufbewahrung der Fruͤchte in schwefeligsaurem
                                 Gase.
                           Einige Versuche, die wir mit dem schwefeligsauren Gase anstellten, berechtigten uns
                              anfangs zu großen Erwartungen, die sich jedoch spaͤter nicht
                              bewaͤhrten. Die Fruͤchte behielten zwar ihr schoͤnes Aussehen;
                              allein ihr Geschmak wurde fade. Wir wollen daher nicht laͤnger bei diesen
                              Versuchen verweilen.
                           
                        
                           Ueber die Aufbewahrung der Fruͤchte im
                                 Weingeistdampfe.
                           Da uns der Weingeistdampf in Hinsicht auf die Erhaltung der Formen sehr
                              genuͤgende Resultate gewaͤhrte, so wollen wir folgende Versuche
                              hieruͤber mittheilen.
                           Zwei Birnen, welche ich in einem zum zwanzigsten Theile mit Weingeist
                              gefuͤllten Gefaͤße aufhing, und welche sich folglich in einer mit
                              Weingeistdaͤmpfen erfuͤllten Luft befanden, wurden bald teigig. Der
                              Weingeist, welcher anfangs 36° hatte, hatte nach vier Monaten nur mehr
                              15°; das Vegetationswasser der Birnen hatte sich folglich, wie man hieraus
                              sieht, gegen den absoluten Weingeist ausgetauscht. Die Birnen hatten ihren Umfang
                              nicht veraͤndert; sie waren im Gegentheile etwas aufgeschwollen; auch
                              bemerkte man kleine Troͤpfchen auf deren Oberflaͤche.
                           Eine frische Traube, welche wir auf aͤhnliche Weise in Weingeistdampf hingen,
                              erhielt bald ein ganz eigenes Aussehen. Die einzelnen Beeren wurden undurchsichtig
                              und lichtbraun, und blieben dann uͤber 6 Monate in diesem Zustande, ohne sich weiter zu
                              veraͤndern. Nach dieser Zeit oͤffneten wir das Glas; der Weingeist war
                              gleichfalls schwaͤcher geworden, allein in geringerem Grade, denn er hatte
                              noch 20°; die Beeren waren fest, hatten einen sehr geistigen Geschmak, und
                              schienen sich auf diese Weise unbestimmt lange Zeit aufbewahren zu lassen.
                           Diese Aufbewahrungsart, welche von geringem Interesse zu seyn scheint, duͤrfte
                              vielleicht fuͤr die Aufbewahrung anatomischer Praͤparate von
                              groͤßerer Wichtigkeit seyn. So viel ist gewiß, daß sie uns vollkommen gelang,
                              und daß wir auf diese Weise bis zum heutigen Tage eine Birne aufbewahren, die uns
                              einige merkwuͤrdige, botanische Charaktere darzubieten schien.
                           
                        
                           Ueber das Troknen der Fruͤchte.
                           Das Troknen ist eine der wichtigsten Aufbewahrungsmethoden der Fruͤchte, und
                              wird vorzuͤglich bei solchen Fruͤchten angewendet, welche reich an
                              Zukerstoff sind, wie bei den Trauben, den Datteln, den Brustbeeren, den Feigen und
                              gewissen Arten von Pflaumen. Es hat besonders den Vortheil, daß es die Einwirkung
                              der Bestandtheile der Fruͤchte auf einander beguͤnstigt, daß es durch
                              diese Einwirkung eine groͤßere Menge Zuker erzeugt, und daß dieser Zuker
                              dann, wenn der groͤßere Theil der Feuchtigkeit entfernt ist, zur Erhaltung
                              der uͤbrigen Stoffe dienen kann.
                           Die Vorsichtsmaßregeln, welche man hiebei zu beobachten hat, richten sich nach der
                              Natur der Fruͤchte, und nach dem Klima. Im Allgemeinen soll man die
                              Fruͤchte nach Sonnenaufgang, und nur bei vollkommener Reife pfluͤken;
                              sie dann auf Weidengeflechten an trokene und luftige Orte bringen, sie oͤfter
                              umkehren, und so weit als moͤglich einzeln von einander absondern. Die
                              schlechten soll man entfernen, theils weil sie sich selbst nicht halten, theils weil
                              sie das Verderben der anderen beguͤnstigen wuͤrden.
                           In den gemaͤßigteren Klimaten muͤssen die Pflaumen, Aprikosen etc. im
                              Ofen getroknet werden, und zwar indem man sie wiederholt mehrere Male in denselben
                              bringt. Man nimmt uͤbrigens jedes Mal nur dann seine Zuflucht zu diesem
                              Verfahren, welches immer sehr große Vorsicht, und folglich eine bestaͤndige
                              Aufmerksamkeit fordert, wenn das Troknen an der Luft bereits ziemlich weit gediehen
                              ist.
                           Aus allem diesem geht nun nur zu deutlich hervor, daß man es noch keineswegs dahin
                              brachte, die Fruͤchte so aufzubewahren, daß sie sowohl ihren Geschmak, als
                              ihre Form beibehielten; der eine oder die andere, oder selbst beide zugleich
                              muͤssen bei allen bisher uͤblichen Methoden geopfert werden. Die
                              Aufbewahrungsmittel, welche noch den besten Erfolg zu versprechen scheinen, sind der
                              Zuker und der Weingeist; ersterer dient vorzuͤglich zur Erhaltung des Aromes, lezterer hingegen zur
                              Erhaltung der Form. Aus den zahlreichen Versuchen mit diesen beiden Substanzen
                              bildeten sich zwei heut zu Tage sehr wichtige und eintraͤgliche
                              Kuͤnste, jene des Einmachers (confiteur) und jene
                              des Destillirers, uͤber welche beide wir uns hier nicht weiter verbreiten
                              wollen.
                           Hrn. Appert verdanken wir eine Aufbewahrungsmethode,
                              welche, obschon sie den vorgestellten Zwek zwar nur zum Theil erfuͤllt, doch
                              die wichtigste von allen zu seyn scheint, und die wir daher weiter bekannt zu machen
                              streben wollen. Hrn. Appert ist es gelungen das Arom und
                              den Geschmak der Fruͤchte vollkommen zu erhalten; nur deren Form und Farbe
                              mußte aufgeopfert werden. Verschiedene Kuͤnste, und besonders die Kunst
                              Gefrornes zu bereiten, wußten bereits große Vortheile aus dieser Erfindung zu
                              ziehen. Wenn man Hrn. Appert auch das Verdienst der
                              Entdekung dieser Methode, die in der That auch schon in fruͤheren Zeiten
                              bekannt war, streitig machen will, so gebuͤhrt ihm doch gewiß jenes einer
                              großen Vervollkommnung und ausgedehnteren Benuzung derselben. Nur seinen vielen und
                              muͤhsamen Nachforschungen verdankt diese Kunst, welche noch vor Kurzem nur
                              zweifelhafte Aussichten auf guͤnstige Resultate gewaͤhrte, eine solche
                              Vervollkommnung, daß das Gelingen in jedem einzelnen Falle beinahe sicher
                              geworden.
                           Dieses Verfahren beruht nun auf folgenden drei Punkten:
                           1) darauf, die Substanzen, welche man aufbewahren will, in Flaschen oder
                              Glaͤser zu bringen;
                           2) diese Gefaͤße auf das Sorgfaͤltigste zu verschließen, indem
                              vorzuͤglich hievon das Gelingen des Verfahrens abhaͤngt, und
                           3) die auf diese Weise verschlossenen Substanzen, je nach ihrer Natur,
                              laͤngere oder kuͤrzere Zeit der Einwirkung des siedenden Wassers
                              auszusezen.Gut ist es, wenn man bei diesem Verfahren noch in jedes Gefaͤß,
                                    welches ein Liter faßt, den vierten Theil Zuker bringt.A. d. O.
                              
                           Hr. Gay-Lussac, der von der Akademie der
                              Wissenschaften beauftragt wurde auszumitteln, worauf bei dem Verfahren des Hrn. Appert eigentlich das Wirksame beruhe, fand, daß dasselbe
                              in der Veraͤnderung liege, welche die Waͤrme in dem
                              Gaͤhrungsstoffe hervorbringt.
                           
                        
                           Ueber den Bau und die Einrichtung einer
                                 Obstkammer.
                           Die aͤlteste und einfachste Manier die Fruͤchte aufzubewahren, besteht
                              darin, daß man dieselben in ein eigens hiezu bestimmtes und eingerichtetes Gemach,
                              in eine sogenannte Obstkammer bringt. Auch uͤber diese Methode wollen wir hier einige
                              Bemerkungen und Vorschriften mittheilen.
                           Zu einer Obstkammer soll man ein zu ebener Erde und gegen Norden gelegenes Gemach
                              waͤhlen, und an den Waͤnden desselben in einer Entfernung von 6 bis 8
                              Zoll uͤber einander Schieber oder Tafeln aus Eichen- oder Tannenholz
                              anbringen. Dieses Gemach muß doppelte Fenster haben, damit keine Luftzuͤge in
                              demselben entstehen, und damit die Temperatur nicht unter Null sinken kann. Um die
                              Fruͤchte noch sicherer gegen Frost zu schuͤzen, kann man auch leichte
                              Strohmatten zwischen die Doppelfenster bringen, welche zugleich auch noch den
                              Vortheil gewaͤhren, daß kein zu starkes Licht in die Kammer kommt, und daß
                              jeder Temperaturwechsel, worauf es vorzuͤglich ankommt, noch sicherer
                              verhindert wird.
                           
                        
                           Von dem Pfluͤken der Fruͤchte.
                           Das Wetter, welches man zum Pfluͤken der Fruͤchte waͤhlt, soll
                              weder zu troken, noch zu feucht seyn; man soll ferner bei demselben nicht bloß auf
                              die Art der Fruͤchte, sondern auch auf die Lage, in der sie gewachsen sind,
                              Ruͤksicht nehmen. Man soll nicht eher zum Pfluͤken schreiten, als bis
                              alle Theile der Frucht ihre volle Ausbildung erreicht haben. Das Abnehmen muß
                              sorgfaͤltig mit der Hand, oder wenn man mit den Haͤnden nicht
                              beikommen kann, mit einem Obstpfluͤker geschehen, und zwar, indem man die
                              Fruͤchte so aufhebt, daß deren Stiel an seiner Einfuͤgung in den Ast
                              abbricht. Auf diese Weise wird naͤmlich aller Druk auf die Frucht vermieden,
                              was von großer Wichtigkeit ist, indem jeder Druk die innere Organisation derselben
                              veraͤndert, und das Verderben beguͤnstigt.
                           Die Fruͤchte muͤssen sorgfaͤltig in Koͤrbe gelegt, und in
                              diesen in die Obstkammer geschafft werden. Hier werden sie, jede Art einzeln
                              fuͤr sich, vorlaͤufig auf Heu gelegt, damit sie ihre
                              uͤberschuͤssige Feuchtigkeit verlieren; dann muͤssen sie mit
                              einem wollenen Tuche abgetroknet, und auf die Tafeln gebracht werden, welche vorher
                              gleichfalls mit Heu belegt wurden. Hiebet sind alle jene Fruͤchte, an denen
                              man auch nur die geringste Veraͤnderung oder das geringste Zeichen einer
                              anfangenden Verderbniß bemerkt, sorgfaͤltig auszumustern; denn diese
                              wuͤrden sich, wie gesagt, nicht nur nicht halten, sondern durch die
                              Feuchtigkeit, welche sie entwikeln, auch noch zum schnellen Verderben der
                              uͤbrigen guten beitragen. Aus eben diesem Grunde muß man auch auf die unteren
                              Tafeln jene Fruͤchte legen, deren Reife bereits weiter fortgeschritten ist.
                              Ist alles dieß auf die angegebene Weise geschehen, so breitet man graue, nicht
                              geleimte Bogen Papier uͤber die Fruͤchte, oder besser noch
                              Stuͤke Flanell, welche die Fruͤchte nicht nur gegen den Staub und gegen
                              die Fliegen schuͤzen, sondern auch die Feuchtigkeit, welche dieselben
                              entwikeln, einsaugen.
                           Man soll nicht zu oft in die Obstkammern treten; doch muß man die Fruͤchte von
                              Zeit zu Zeit untersuchen, die schlecht gewordenen entfernen, und die anderen
                              umkehren, indem ein zu lange fortgesezter Druk auf eine und dieselbe Stelle das
                              Verderben derselben beguͤnstigen wuͤrde.
                           Wenn man keine Obstkammer besizt, oder wenn die Ernte so ergiebig war, daß man nicht
                              alle Fruͤchte auf den Tafeln unterbringen kann, so kann man dieselben auch,
                              unter Beobachtung folgender Vorsichtsmaßregeln, in Faͤssern oder
                              Toͤpfen aufbewahren. Man nehme ganz neue Gefaͤße, trokne sie gut aus,
                              und bringe dann auf deren Boden eine Lage der groͤbsten Kleie, d.h. solcher
                              Kleie, in welcher nur sehr wenig Mehl enthalten ist. Auf diese Schichte Kleie lege
                              man nun die Aepfel so, daß der Stiel nach Unten, und die Birnen so, daß der Stiel
                              nach Oben gerichtet ist. Ist dieß geschehen, so fuͤlle man die
                              Zwischenraͤume mit Kleie aus, und lege dann auf die zweite Schichte Kleie
                              wieder eine Lage Aepfel oder Birnen u.s.f., bis das Faß oder der Topf voll ist.
                              Zulezt werden diese Faͤsser oder Toͤpfe sorgfaͤltig
                              verschlossen und an einen troknen Ort gebracht.
                           Bei dem Transporte der Fruͤchte muß noch viel sorgfaͤltiger zu Werke
                              gegangen werden, besonders wenn man Fruͤchte von verschiedener Art in eine
                              und dieselbe Kiste zu paken gezwungen ist. Die Kisten muͤssen vor Allem die
                              gehoͤrige Groͤße haben, denn die Fruͤchte duͤrfen weder
                              in dieselben eingepreßt werden, noch duͤrfen sie zu loker gepakt seyn; auch
                              sollen die Kisten nur Dekeln mit Angelgewinden halten, damit jede
                              Erschuͤtterung vermieden werde. Diese Kisten werden nun zuerst mit grauem
                              Zukerpapier ausgekleidet, da dieses bei seiner hygrometrischen Beschaffenheit die
                              Feuchtigkeit einsaugt, welche allenfalls bei den Fugen der Kiste eindringen
                              moͤchte. Auf dieses Papier bringt man eine Schichte langen Mooses und feinen
                              troknen Heues, auf welches man die groͤßten und festesten Fruͤchte, in
                              Josephspapier eingewikelt, legt. Die leeren Zwischenraͤume zwischen denselben
                              muͤssen sorgfaͤltig ausgefuͤllt werden. Ist eine Schichte
                              gelegt, so legt man auf gleiche Weise eine zweite, wobei man die leichtesten
                              Fruͤchte immer in die obersten Schichten bringt.
                           Wir wollen nun am Schlusse dieser allgemeinen Bemerkungen uͤber die
                              Aufbewahrungsmethoden der Fruͤchte nur noch eine Beobachtung mittheilen,
                              welche Hr. J. Howison in den Abhandlungen der Caledonian Horticultural Society bekannt macht. Dieser
                              gewandte Pomolog hat sich naͤmlich uͤberzeugt, daß sich die
                              Fruͤchte viel laͤnger halten, wenn man sie fruͤhzeitig, d.h.
                              vor ihrer Reife pfluͤkt, als wenn man sie laͤnger an den Baͤumen
                              laͤßt; er pfluͤkt daher seine Birnen einige Wochen vor ihrer Reife,
                              und legt sie in einem Zimmer, in welchem die Temperatur bestaͤndig auf 58 bis
                              60° F. (10 bis 12° R.) erhalten wird, in Schubladen oder auf Tafeln
                              oder Bretter Bei diesem Verfahren war die Jargonelle nach 10 Tagen und das so
                              genannte Oeuf de Foulque nach einem Monate reif, und besser gezeitigt, als sie es an
                              den Baͤumen geworden waͤre. Melonen, welche er im October vor ihrer
                              voͤlligen Reife abnahm und auf dieselbe Weise behandelte, reiften
                              gleichfalls, und erhielten dabei ein ausgezeichnetes Arom.
                           Die sinnreiche Erklaͤrung, welche Hr. Howison von
                              dieser Erscheinung gibt, stimmt so sehr mit unserer Theorie uͤber die
                              Zeitigung uͤberein, daß wir nicht umhin koͤnnen, dieselbe hier
                              mitzutheilen. Nach seiner Ansicht „ist die organische Zubereitung der
                                 Bestandtheile der Frucht beendigt, wenn die Frucht ihre volle Ausbildung
                                 erreicht hat; das Reifen oder Zeitigen derselben ist dann nur mehr die Wirkung
                                 verschiedener, der Gaͤhrung aͤhnlicher, chemischer Processe,
                                 welche durch zwekmaͤßige Anwendung der Waͤrme, gewisser Maßen
                                 unabhaͤngig von der Lebensthaͤtigkeit, hervorgebracht werden
                                 koͤnnen.
                              Diese Bemerkung ist sehr richtig, jaͤhrlich sieht man die Beweise
                                    dafuͤr an den Fruͤchten schlecht gelegener Obstgaͤrten,
                                    oder in den Obstgaͤrten kalter Klimate. Diese Fruͤchte sind,
                                    wenn sie auch in der vorgeruͤktesten Jahreszeit abgenommen werden,
                                    noch ganz gruͤn und ungenießbar; erst nach langem Liegen werden sie
                                    suͤß und schmakhaft. Fruͤchte dieser Art halten sich meistens
                                    sehr lang, und oft bis zur naͤchsten Ernte.A. d. O.
                              
                           Hr. Loudon, welcher dieses Verfahren gleichfalls
                              mittheilt, glaubt, daß die Winterfruͤchte an ihrer Guͤte verlieren,
                              wenn man sie auch dann noch an den Baͤumen haͤngen laͤßt, wenn
                              sie ihre volle Groͤße erlangt haben; und zwar aus dem Grunde, weil dann die
                              Temperatur zu niedrig ist, als daß in Folge der chemischen Veraͤnderungen der
                              ganze Wohlgeruch derselben entwikelt werden koͤnnte.Um unsere Leser in den Stand zu sezen, uͤber die Identitaͤt der
                                    Theorie des Hrn. Howison mit jener des Hrn. Couverchel zu urtheilen, wollen wir hier auch
                                    noch die Theorie dieses lezteren Chemikers mittheilen. Er theilt die
                                    Existenz oder das Leben der Frucht in zwei Perioden. Die erste Periode
                                    umfaßt die Entwikelung derselben und die Bildung ihrer Grundbestandtheile.
                                    In dieser ersten Periode findet ein direkter und nothwendiger Einfluß der
                                    Pflanze auf die Frucht Statt; ihre Wirkung auf die atmosphaͤrische
                                    Luft ist, wie Hr. de Saussure sehr schoͤn
                                    beobachtete, jener der Blaͤtter gleich. Es erhellt dieß auch aus der
                                    großen Analogie, welche zwischen den Bestandtheilen dieser vegetabilischen
                                    Organe Statt findet; denn das Ovarium ist anfaͤnglich nur eine
                                    Ausbreitung des Zellgewebes. – Die zweite Periode umfaßt die
                                    eigentliche Zeitigung, welche durch die Reaction der Bestandtheile auf
                                    einander, – eine Reaction, welche durch die Waͤrme sehr
                                    beguͤnstigt wird, – erfolgt. Die in dieser Periode Statt
                                    findenden Erscheinungen sind von der Vegetation vollkommen
                                    unabhaͤngig, wie dieß vorzuͤglich daraus erhellt, daß die
                                    durch den Fruchtstiel gehenden Gefaͤße um diese Zeit obliteriren, so
                                    daß sich die Frucht gewisser Maßen bereits in einem isolirten Zustande
                                    befindet. Die Frucht erleidet in Folge ihrer Zusammensezung durch die Einwirkung
                                    der Waͤrme und der Luft, – (leztere bloß als Mittel
                                    betrachtet), – jene Veraͤnderungen, welche die verschiedenen
                                    Phasen der Zeitigung hervorbringen. Diese Wirkung ist eine rein chemische,
                                    und der Beweis hiefuͤr ist, daß die meisten Fruͤchte auch dann
                                    zur Reife kommen, wenn sie vom Baume genommen wurden. – Wir hoffen in
                                    einem anderen Artikel naͤchstens die Erfahrungen mittheilen zu
                                    koͤnnen, auf welche Hr. Couverchel diese,
                                    gegenwaͤrtig beinahe allgemein angenommene Theorie stuͤzen zu
                                    koͤnnen glaubt. A. d. O. Wir erlauben uns unterdessen dieser Note
                                    noch einige Bemerkungen beizufuͤgen, die, wie uns scheint,
                                    gleichfalls einiger Beruͤksichtigung werth seyn duͤrften. Die
                                    Eintheilung der Existenz oder des Lebens der Frucht in zwei Perioden, sieht
                                    auf dem Papiere sehr schoͤn und sinnreich aus; allein in der Natur
                                    selbst existiren diese Perioden nicht so abgeschieden und begraͤnzt,
                                    wie sie Hr. Couverchel beschreibt. Die
                                    Gefaͤße, welche zur Ausbildung und Ernaͤhrung der Frucht
                                    dienten, obliteriren nicht so ploͤzlich mit dem vollendeten
                                    Wachsthume, sondern ihre Thaͤtigkeit erlischt nur in eben dem Maße,
                                    als die Zeitigung fortschreitet. Ganz unrichtig scheint es uns daher, wenn
                                    man die ausgewachsene, aber noch unreife Frucht als ein der Mutterpflanze
                                    nicht mehr beduͤrfendes, und lediglich bloß chemischen, durch
                                    aͤußere Einfluͤsse bedingten Wirkungen unterliegendes Product
                                    betrachtet. Wir konnten uns nie davon uͤberzeugen, daß
                                    Fruͤchte, welche unreif abgepfluͤkt wurden, durch Liegen eben
                                    so viel Arom und Schmakhaftigkeit gewannen, als jene, die an der
                                    Mutterpflanze zur Reife kommen konnten; immer fanden wir sie etwas fader,
                                    und meistens auch weniger saftig. Diese geringere Fuͤlle von Saft,
                                    welche solche Fruͤchte zeigen, scheint uns auch hauptsaͤchlich
                                    die Ursache zu seyn, warum sich Fruͤchte, welche nicht ganz reif
                                    abgepfluͤkt wurden, laͤnger aufbewahren lassen, als ganz
                                    reife; es fehlt ihnen naͤmlich die gehoͤrige Menge
                                    Fluͤssigkeit, welche zur Entwikelung der Gaͤhrung, auf der das
                                    Verderben doch beruht, noͤthig ist. Wir geben daher allerdings zu,
                                    daß sich ausgewachsene, aber unreif abgepfluͤkte Fruͤchte
                                    laͤnger aufbewahren lassen, als vollkommen reife; wir geben zu, daß
                                    sie durch das Liegen, besonders wenn hiebei ein gehoͤriger
                                    Temperaturgrad unterhalten wird, eine Art von Zeitigung erhalten; nimmermehr
                                    koͤnnen wir aber zugeben, daß solche Fruͤchte eben so
                                    schmakhaft und saftig werden, als es gute, an den Baͤumen ausgereifte
                                    Fruͤchte zu seyn pflegen. Der Umstand, daß viele Winteraͤpfel
                                    und Birnen nur durch das Liegen genießbar und selbst sehr schmakhaft werden,
                                    spricht durchaus nicht gegen unsere Behauptung. Bei diesen Obstsorten ist
                                    das fruͤhzeitige Abnehmen der Fruͤchte von den Baͤumen
                                    bei unserem Klima nur ein nothwendiges Uebel. Die Fruͤchte
                                    koͤnnen naͤmlich in den kalten, nebeligen Tagen und
                                    Naͤchten unserer Spaͤtherbste am Baume unmoͤglich zur
                                    Reife gelangen; man ist, um sie nicht durch staͤrkere Froͤste
                                    ganz zu verlieren, gezwungen, sie fruͤher abzunehmen, und auf eine
                                    andere Art so gut als moͤglich zur Reift zu bringen. Koͤnnten
                                    wir diesen spaͤtreifenden Fruͤchten einen schoͤnen, bis
                                    gegen das Ende des Jahres andauernden Herbst verschaffen, so wuͤrden
                                    sie gewiß, an den Baͤumen ausgezeitigt, noch schmakhafter werden, als
                                    durch das Liegen in den Obstkammern. Waͤre das fruͤhere
                                    Abnehmen des Obstes durchaus gut, warum befolgt man es nicht auch bei den
                                    fruͤh im Sommer oder Anfangs Herbst reifenden Obstsorten?A. d. Ueb.
                              
                           
                        
                           
                           Ueber die Aufbewahrung der Liebes- oder
                                 Goldaͤpfel.
                           In allen Gaͤrten baut man gegenwaͤrtig die sogenannten Liebes-,
                              Paradies- oder Goldaͤpfel, deren man sich zur Bereitung einer
                              saͤuerlichen, nicht unangenehmen Sauce bedient. Die Pflanze, an der sie
                              wachsen, gehoͤrt in das zahlreiche Geschlecht der Nachtschatten, und wurde
                              erst in neuerer Zeit von den wahren Nachtschatten getrennt; (sie ist das Solanum Lycopersicum L. oder das Lycopersicum esculentum
                              Miller). Man baut diese einjaͤhrige
                              Pflanze, die wir aus Suͤdamerika erhielten, in Mistbeeten, und verpflanzt sie
                              dann in Rabatten, welche gegen Suͤden gelegen sind. In neuerer Zeit pfropft
                              man sie auch auf
                              gewoͤhnliche Erdaͤpfel; leztere erleiden hiebei gar keine
                              Veraͤnderung, waͤhrend die Liebesaͤpfel eine viel reichere
                              Ernte gewaͤhren. Es gibt mehrere Arten und Abarten von Liebesaͤpfeln,
                              die gewoͤhnlichste Art ist aber die angegebene.
                           Obwohl sich nun die Fruͤchte dieser Pflanze auch nach Appert's Methode sehr gut fuͤr den Winter zu Saucen aufbewahren
                              lassen, so verdienen doch noch folgende zwei Methoden besondere Aufmerksamkeit.
                           
                        
                           Erstes Verfahren.
                           Wenn man die Fruͤchte, um sie aufzubewahren, kocht, so erleiden sie immer eine
                              groͤßere oder geringere Veraͤnderung, die nicht immer zu ihrem
                              Vortheile ausfallt. Dieß ist auch der Fall bei den Liebesaͤpfeln, bei denen
                              noch uͤberdieß, da sie saͤuerlich sind, nicht selten der Uebelstand
                              eintritt, daß sie, wenn das Einkochen in kupfernen Gefaͤßen vorgenommen wird,
                              etwas Kupferoxyd aufnehmen und in Gruͤnspan verwandeln, und dadurch zum Gifte
                              werden. Dieß veranlaßt uns zur Bekanntmachung folgender vortrefflicher
                              Aufbewahrungsmethode dieser Fruͤchte, bei welcher dieselben gar keine
                              Veraͤnderung erleiden, und bei welcher auch keine Einwirkung des Feuers
                              noͤthig ist. – Man loͤse naͤmlich so viel Kochsalz in
                              Quell- oder Flußwasser auf, daß ein frisches Ei auf dieser Aufloͤsung
                              schwimmt. Dann lege man frische, vollkommen reife und vollkommen ganze
                              Liebesaͤpfel in einen glasirten, irdenen Topf, und uͤbergieße sie in
                              diesem mit obiger Salzaufloͤsung, so daß sie ganz davon bedekt sind. Ist dieß
                              geschehen, so deke man den Topf mit einem tiefen Teller zu, indem man dasselbe so
                              legt, daß dessen Boden auf die Liebesaͤpfel in dem Topfe druͤkt. Auf
                              diese Weise lassen sich diese Fruͤchte uͤber ein Jahr lang vollkommen
                              gut erhalten, man braucht sie, ehe man sie in der Kuͤche verwendet, nur
                              einige Stunden lang in frisches Wasser zu legen.
                           
                        
                           Zweites Verfahren. Nach Hrn. Grenier d. aͤlt.,
                                 Apotheker zu Pézénas.
                           Man waͤhlt vollkommen reife Liebesaͤpfel aus, reinigt und
                              waͤscht sie, und laͤßt sie dann auf einem Seihtuche abtroknen. Hierauf
                              schneidet man dieselben in der Mitte entzwei, und entfernt, indem man sie in der
                              Hand leicht ausdruͤkt, die Samen und das wenige Vegetationswasser, welches
                              sie enthalten. Nachdem alles dieß geschehen, zerstuͤkelt man sie, und bringt
                              sie, nach und nach und unter oͤfterem Schuͤtteln in Flaschen, welche 8
                              bis 10 Liter fassen. Jede Flasche muß bis an den Hals gefuͤllt seyn. Nach
                              dieser vorlaͤufigen Operation bringt man die Flaschen an einen Ort, dessen
                              Temperatur etwas erhoͤht ist, worauf man den naͤchst folgenden Tag die
                              uͤber den Fruͤchten stehende Fluͤssigkeit abgießt, und die
                              Flasche zwei Mal des Tages schuͤttelt. Diese beiden lezten Operationen
                              wiederholt man den naͤchst folgenden Tag, und selbst so lange, bis die
                              Fluͤssigkeit gefaͤrbt zu werden beginnt. Wenn diese Faͤrbung
                              ein Mal eintritt, ist es hinreichend, wenn man die Flaschen bis zum Ende der
                              Gaͤhrung, welches 15 bis 20, und manchmal 25 Tage erfordert, ein Mal des
                              Tages schuͤttelt. Nach dieser Zeit soll man die Conserve auf ein Haarsieb
                              schuͤtteln, sie daselbst einen Augenblik abtropfen lassen, um sie von allem
                              in ihr enthaltenen Vegetationswasser zu befreien, und endlich uͤber einem
                              anderen Gefaͤße mittelst eines silbernen Loͤffels oder einer
                              hoͤlzernen Spatel durch dieses Sieb treiben, um sie auf diese Weise von den
                              Haͤuten oder den Samen, welche bei der ersten Operation
                              zuruͤkgeblieben seyn konnten, zu befreien. Zulezt gieße man die erste Colatur
                              in einen Spiz- oder Seihbeutel oder auf ein Seihtuch und vereinige den auf
                              dem Seihtuche bleibenden Ruͤkstand mit dem bereits gesammelten Marke, welches
                              man in Flaschen von 1/2 bis 1 Liter bringt, die man gut verstopft. Um das
                              Schimmeligwerden der Masse, welches gern entsteht, wenn der Kork mit der Conserve in
                              Beruͤhrung kommt, zu verhindern, braucht man nur auf jede Flasche 2 bis 3
                              Linien hoch Oehl zu gießen.Man sieht es dieser lezteren Methode an, daß sie aus einer Pillenfabrik kam;
                                    wir glauben, daß nicht leicht Jemand seine Zuflucht zu einem so langweiligen
                                    Verfahren nehmen wird, besonders da man in unseren deutschen Kuͤchen
                                    bereits weit einfachere Methoden zur Aufbewahrung dieser und anderer
                                    aͤhnlichen Fruͤchte kennt.A. d. Ueb.