| Titel: | Ueber den gegenwärtigen Zustand und die künftigen Aussichten der Dampfwagen. | 
| Fundstelle: | Band 48, Jahrgang 1833, Nr. I., S. 2 | 
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                        I.
                        Ueber den
                           gegenwaͤrtigen Zustand und die kuͤnftigen Aussichten
                           der Dampfwagen.
                        Aus dem Foreign Quarterly
                                 Review vom Monat October 1832.
                        Woͤrtlich uͤbersezt mit
                              Bemerkungen, vom Ritter Joseph von Baader.
                        Baader, uͤber den Zustand der
                           Dampfwagen.
                        
                     
                        
                           Die Substituirung der Dampfkraft fuͤr die Kraft der Pferde
                              zum Forttreiben von Kutschen und Wagen ist nun seit mehr als 20
                              Jahren der Gegenstand eines allgemeinen und
                              fortwaͤhrenden Interesse's gewesen; die Erwartungen,
                              selbst der am wenigsten sanguinischen, sind von Zeit zu Zeit
                              aufgeregt, und bis zur vollen Zuversicht durch die Berichte von
                              dem scheinbaren Erfolge eines gluͤklichen Projectanten,
                              welcher die große Aufgabe vollkommen geloͤst
                              haͤtte, gesteigert worden; allein diese Erwartungen haben
                              die darauf erfolgten Enttaͤuschungen durch das
                              jedesmalige gaͤnzliche Fehlschlagen dieser Versuche nur
                              desto empfindlicher gemacht. In diesem Augenblike existirt weder
                              in diesem, noch in irgend einem anderen Lande, kein einziges
                              Beispiel einer regelmaͤßigen und vorteilhaft betriebenen
                              inneren Landcommunication mittelst Dampfkraft. Auf
                              gewoͤhnlichen Straßen haben wir noch nichts Besseres
                              gesehen, als kurzlebende und fruchtlose Experimente; auf
                              Eisenbahnen kann man dieselben kaum gelungen nennen. Auf der
                              Liverpool- und Manchester-Eisenbahn erhalten sich
                              diese Versuche nur durch ein ungeheures Opfer von Geld und an
                              den Interessen der Gesellschaft. Die auf dieser Bahn im Gange
                              befindlichen Dampfwagen sind ungeheure, ungestaltete, plumpe
                              Massen von Maschinenwerk (huge,
                                 disproportioned, clumsy, masses of mechanism), nach
                              ihrem Umfange, Gewicht und Bauart besser fuͤr den
                              langsamen und bedaͤchtlichen Schritt eines Elephanten als
                              fuͤr den schnellen Flug, zu welchem sie getrieben werden,
                              geeignet; und obwohl sie, durch die aͤußersten
                              Anstrengungen, Geschwindigkeiten erreicht haben, welche sich
                              mehr einem Flug durch die Luͤfte als einem
                              Fortwaͤlzen auf der Erde naͤhern, so reiben sie
                              sich dabei selbst auf, wie ein Karrengaul, der zum Galoppiren
                              gepeitscht wird, und zertruͤmmern die Bahn (knock the road to pieces).
                           Alles, was hieruͤber bis jezt bekannt worden ist,
                              berechtigt uns nur zu diesem einzigen Schluͤsse:
                              „daß alle bisher gemachten Versuche, durch
                                 Dampfwagen eine oͤkonomische und regelmaͤßige
                                 innere Communication zu bewirken,
                                 gaͤnzlich und durchaus fehlgeschlagen sind (that every attempt yet made to render
                                    Steam-carriages the means of economical and
                                    regular inland communication has totally and absolutely
                                    failed).“ –
                           So weit fuͤr die Gegenwart gelangt, moͤgen wir nun
                              fuͤglich die Aussichten fuͤr die Zukunft
                              untersuchen. Besteht, so koͤnnen wir fragen, in der Natur
                              der Ortsveraͤnderung (locomotion) oder Fortbewegung zu Lande irgend ein
                              besonderer Umstand, welcher verhindert, daß dieselbe Kraft,
                              welche die Raͤder eines Bothes umdreht, auf eine gleich
                              wirksame Weise die Raͤder einer Britchka umtreiben kann? Liegt in der Natur eines
                              Fuhrwerkes etwas so Besonderes, daß, waͤhrend eine
                              Dampfmaschine die Arbeit von 100 Pferden verrichten kann,
                              dieselbe nicht so viel als ein Gespann von vier Pferden vor
                              einem Wagen leisten kann? Haben wir bereits das
                              „Hieher und nicht weiter“ der
                              Dampfkraft erreicht? – Da wir wissen, daß die projectirte
                              Substituirung eine große und wohlthaͤtige
                              Veraͤnderung in dem moralischen, politischen und
                              commerciellen Zustande unseres Reiches Hers vorbringen
                              wuͤrde, sind wir zulezt, nach so lange und so sanguinisch
                              genaͤhrten und mit scheinbarem Gelingen unterhaltenen
                              Hoffnungen zur peinlichen Entdekung verdammt, daß wir nur
                              tantalisirt (tantalized) worden
                              sind!Wir glauben, daß die Schwierigkeiten, welche einer befriedigenden Loͤsung
                                    dieses Problems entgegenstehen, ihrer Natur nach
                                    unuͤberwindlich sind; und wir bleiben bei unserer
                                    schon mehrere Male ausgesprochenen Meinung, daß das
                                    Dampffuhrwesen auf gewoͤhnlichen Straßen zwar moͤglich, aber mit
                                    einem so ungeheuren Aufwande verbunden ist, daß keine
                                    oͤkonomisch
                                       vortheilhafte Anwendung davon gemacht werden
                                    kann. Dieß haben alle seit 20 Jahren unternommenen
                                    Versuche bewiesen, und wir koͤnnen nur bedauern,
                                    daß so große Summen auf ein so wenig lohnendes Project
                                    unnuͤzer Weise verschwendet worden sind, und
                                    wahrscheinlich noch kuͤnftig werden verschwendet
                                    werden.A. d. Ueb. Muͤssen wir am Ende finden, daß wir nach einem
                              Ziele gejagt haben, welches eben so wenig erreichbar ist als der
                              Stein der Alchymisten, um Stahl und Dampf in Ochsen und in
                              Getreide zu verwandeln, und aus dem Staube der Landstraßen das
                              Brod der Armen zu baken? Ist alle mechanische Geschiklichkeit
                              von Großbritannien zulezt vereitelt? Sind alle unsere
                              Wissenschaft, unser Genie und unser Erfindungsgeist der
                              Loͤsung dieser kleinen Aufgabe nicht gewachsen –
                              mit einer Dampfmaschine von 16 Pferdekraͤften einen
                              vierspaͤnnigen Wagen fortzutreiben? Wo ist
                              gegenwaͤrtig das Geschlecht unserer Bell's, Bolton's und Watt's? Kann die Regierung nichts thun, um diese Erfindung
                              zu foͤrdern und zur Reife zu bringen? – Diese
                              Fragen sind ernsthaft; – die Antworten darauf von hoher
                              Wichtigkeit fuͤr uns, fuͤr Großbritannien. Wir
                              glauben indessen, daß sie vollstaͤndig und befriedigend
                              beantwortet werden koͤnnen, indem gezeigt wird, daß
                              die Ursache des bisherigen Mißlingens nicht in der Natur des
                              Gegenstandes, welchen man zu erreichen gesucht hat, sondern in
                              der Art und Weise liegt, wie man sich dabei benommen hat. Wir
                              glauben im Stande zu seyn, in jeder dahin zielenden Erfindung
                              Vernachlaͤssigungen und Elemente von
                              Selbstzerstoͤrung zu entdeken, welche nothwendiger Weise
                              ein gaͤnzliches Fehlschlagen nach sich ziehen mußten, und
                              zwar nicht nur in bloßen Details, sondern in den Principien des
                              Baues und der Anordnungen. Indem wir fragen: Was ist gemacht worden? moͤgen
                              wir die Antwort auf die zunaͤchstfolgende Frage: Was soll gemacht werden? entwikeln.
                              Um uns verstaͤndlicher zu machen, wollen wir unsere
                              Bemerkungen unter folgende Titel bringen:
                           1) Die Natur des Dampfes, – die Art, wie durch denselben
                              die unmittelbare Bewegung eines Fuhrwerkes zu bewirken ist
                              – die verschiedenen besonderen Eigenschaften, welche zur
                              Bildung eines guten Dampfwagens erfordert werden, und die
                              Schwierigkeiten, welche ihrer wirksamen Combination im Wege
                              stehen;
                           2) die Ursachen des Mißlingens solcher Versuche, welche am
                              naͤchsten zum Gelingen waren;
                           3) die Wege und Mittel, durch welche ein vollkommenes Gelingen zu
                              erhalten ist, und die hievon zu erwartenden Vortheile.
                           
                        
                           
                              A.
                              
                           Unter den Erfindungen, wie unter Kindern, bemerkt man von Zeit zu
                              Zeit einige, welche schnell zu einer vorzeitigen Reife
                              emporschießen, und, wie das Wunderkind Lyra, oder der junge Roscius, eine fruͤhe Vollkommenheit und Kraft
                              erreichen, uͤber welche eine nachfolgende Erziehung und
                              Erfahrung sie nie mehr weiter zu bringen vermag. Wie Richard III., der mit einer
                              vollstaͤndigen Reihe von Zaͤhnen zur Welt kam,
                              kommen sie aus der schoͤpfenden Hand mit reichlichen
                              Faͤhigkeiten begabt. Dieß ist genau die Geschichte der
                              Dampfmaschine. Bis zur Zeit des Watt
                              war diese Maschine kaum etwas mehr als ein physikalisches
                              Spielwerk. Er schuf sie mit Einem Male zu was er sie uns
                              hinterlassen hat – einer vollkommenen Maschine. Seit
                              seinen Tagen haben wir (in der Hauptsache) nichts gethan, nichts
                              hinzugefuͤgt, nichts verbessert. Wir moͤgen ihre
                              Leistungen vervielfaͤltigt und ihrer Kraft eine Menge
                              neuer Aufgaben zugewiesen haben; wir moͤgen eine geringe
                              Ersparniß an dem zu ihrem Betriebe erforderlichen Brennmaterial,
                              oder an dem Raͤume, welchen sie einnimmt, bewirkt haben,
                              aber der Maschine selbst haben wir keinen neuen wesentlichen Zug
                              gegeben. Wir haben in ihrem Baue keine anderen Verbesserungen
                              angebracht, als diejenigen sind, welche wir an einem
                              Menschen machen, den wir zu verschiedenen Handwerken und
                              Beschaͤftigungen abrichten. Der Wasserdampf war
                              urspruͤnglich ein Wasserpumper, ist aber nun ein Bergmann
                              und ein Seemann, ein Kohlentraͤger und ein
                              Baumwollspinner, ein Koch und eine Kaffeemuͤhle, ein
                              allgemeines Agens und ein Meister in allen Handwerken (jack-of-all trades)
                              geworden.
                           Durch sorgfaͤltig abgesonderte Betrachtung der
                              Dampfmaschine selbst von den zu ihrer Anwendung
                              gehoͤrigen Mechanismen werden wir zur Klarheit und
                              Genauigkeit unserer Begriffe von diesem Gegenstaͤnde
                              wesentlich beitragen. In Beziehung auf die lezteren ist der
                              Dampf der Kraft des Wassers, oder des Windes, oder der Pferde
                              meistens nur wegen seiner leichteren, oder
                              gleichfoͤrmigeren, oder wohlfeileren Anwendbarkeit
                              vorzuziehen.Der wesentlichste Vorzug der Dampfkraft besteht wohl
                                    darin, daß man sie ganz in seiner Gewalt hat, und sie an
                                    allen Orten und in jeder erforderlichen oder beliebigen
                                    Staͤrke benuzen kann. A. d. Ueb. Die Mittel, wodurch man die Kraft des Dampfes zur
                              Hervorbringung einer gleichfoͤrmigen und
                              bestaͤndigen Bewegung benuzt, sind fast in allen
                              verschiedenen Formen dieselben; wenigstens kennt man nur zwei
                              hierin wesentlich von einander verschiedene Gattungen: die
                              Maschine mit hohem Druk und die Maschine mit niederem Druk. Die
                              erste besieht aus zwei Haupttheilen oder Gliedern, und die
                              leztere aus drei. Die beiden Theile der ersteren bestehen aus
                              dem Kessel oder dampferzeugenden Gefaͤße und dem Cylinder
                              mit seinem Kolben und dem Apparate von Haͤhnen oder
                              Oeffnungen, durch welche der Dampf wechselsweise uͤber
                              und unter den Kolben eindringt, und in die aͤußere Luft
                              entweicht. Wir sezen voraus, daß unsere Leser mit dieser
                              Construction hinlaͤnglich bekannt sind, um eine
                              umstaͤndliche Beschreibung derselben hier
                              unnoͤthig zu machen. Die Maschine mit niederem Druk hat
                              noch einen dritten Haupttheil: den Condensator oder
                              Abkuͤhlungsapparat, in welchem der aus dem Cylinder
                              entweichende Dampf, statt in die aͤußere Luft sich zu
                              verlieren, verdichtet und wieder in Wasser verwandelt wird,
                              wodurch eine bedeutende Ersparniß von Hize, Brennmaterial und
                              Kraft bewirkt wird.
                           Nur die Hochdrukmaschine allein wird zu Dampfwagen angewendet:
                              Die große Menge von kaltem Wasser, welche zur Verdichtung des
                              Dampfes erfordert wird, und das Gewicht des
                              Condensationsapparates machen die Maschine mir niederem Druk
                              untauglich fuͤr leichte und schnelle Bewegung. Die Nahe
                              von kaltem Wasser und die bedeutende Tragkraft eines Schiffes
                              erleichtern ihre Anwendung zur Schifffahrt.
                           Das Forttreiben von Wagen durch Dampf wird auf folgende Art bewirkt:
                              – Eine Hochdrukmaschine und ein Kessel mit einem Vorrathe
                              von Wasser, werden auf einen Wagen gesezt, oder uͤber die
                              Hintere Achse so befestigt, daß sie in der Nahe der großen
                              Wagenraͤder sich befinden; die bewegliche Kolbenstange
                              wird dann mittelst einer Stange, deren eines Ende an dieser, das
                              andere an einer Kurbel der Achse, oder an einer Speiche eines
                              Rades mit einem Gelenke befestigt ist, mit der Hinteren Achse
                              oder den großen Raͤdern so in Verbindung gesezt, daß
                              durch das Auf- und Niedergehen des Kolbens die
                              Raͤder umgedreht werden, und der Wagen mit der Maschine
                              sich vorwaͤrts bewegt.
                           Diese einfachen Mittel sind Alles, was zur Construction eines
                              Kampfwagens erfordert wird. Nachdem wir uns uͤberzeugt
                              haben, daß die Raͤder eines Maschinenwerkes durch eine
                              Dampfmaschine umgedreht werden koͤnnen, sezen wir eine
                              solche Maschine auf vier Raͤder, und machen diese
                              Raͤder selbst identisch mit den von der Maschine
                              umgedrehten Raͤdern. Die Reisenden sizen entweder auf
                              demselben Wagen mit der Maschine, oder auf einem besonderen
                              Wagen, welcher von dem Maschinenwagen nachgezogen wird.
                           Daß eine so einfache Anwendung schon in den fruͤhesten
                              Perioden der Geschichte der Dampfmaschinen entworfen und
                              ausgefuͤhrt worden ist, scheint uns keineswegs wunderbar.
                              Die erste Idee wird dem Professor Robison zu Edinburgh, einem Freunde Watt's
                              zugeschrieben. Die erste Ausfuͤhrung des Planes war dem
                              Ingenieur Richard Trevitick
                              vorbehalten, welcher im Jahre 1802 die Aufgabe vollkommen
                              loͤste, und einen Dampfwagen baute, der auf einer
                              gewoͤhnlichen Straße sich fortbewegte und vollkommen
                              leitbar (manageable) war; allein bei
                              dem damals schlechten Zustande der Straßen erlitt das
                              Maschinenwerk so heftige Stoͤße und
                              Erschuͤtterungen, daß es sehr bald unbrauchbar
                              wurde.Die englischen Landstraßen waren damals so gut wie jezt,
                                    und Trevitick machte seine
                                    ersten Versuche auf den besten Chausseen,
                                    uͤberzeugte sich jedoch bald von der praktischen
                                    Unbrauchbarkeit der Dampffuhrwerke auf
                                    gewoͤhnlichen Straßen, und sezte seine Maschine
                                    mit besserem Erfolge auf eine Eisenbahn in
                                    Suͤdwales. Er war daher auch in England der
                                    Erste, welcher die Moͤglichkeit bewies, die Kraft
                                    des Dampfes statt der Pferde auf
                                       Eisenbahnen anzuwenden.A. d. Ueb.
                              
                           Schon vor dieser Zeit, gegen das Ende des lezten Jahrhunderts
                              machte Oliver Evans, ein
                              amerikanischer Mechaniker von ausgezeichnetem Scharfsinn, in
                              Pennsylvanien noch gluͤklichere Versuche dieser Art.
                              Nachdem er eine Dampfmaschine von einer besonderen von ihm
                              erfundenen Einrichtung gebaut hatte, benuzte er dieselbe zuerst
                              zum Mahlen von Getreide, sezte solche dann auf einen Wagen, um
                              das Mehl nach dem Markte zu bringen, und da er auf dem Wege einen
                              Fluß zu passiren hatte, brachte er an dem Wagen, welcher als ein
                              Both gebildet war, statt der Wagenraͤder
                              Ruderraͤder an, mit welchen er uͤber den Fluß
                              fuhr, und so mit derselben Maschine seine Ladung bis an den Ort
                              ihrer Bestimmung schaffte. Wir haben nicht gehoͤrt, warum
                              die Fortsezung dieses Transportes unterblieben ist.
                           Man sieht hieraus, daß bereits vor 30 Jahren Dampfwagen nach
                              einem großen, wie nach einem kleinen Maßstabe gebaut worden
                              sind, wodurch die Moͤglichkeit ihrer Anwendung und ihre
                              Wirkung, so weit es auf eine fortwaͤlzende Bewegung durch
                              Umdrehen von Raͤdern ankam, dargethan wurde;
                              waͤhrend von der anderen Seite uns die Thatsache in die
                              Augen faͤllt, daß diese Wagen bis jezt noch nie und
                              nirgends als ein regelmaͤßiges Communicationsmittel in
                              Anwendung gekommen sind. Jeder, der mit den oͤffentlichen
                              Blaͤttern der lezten 20 Jahre nur einiger Maßen bekannt
                              ist, muß wissen, daß es in diesem weiten Felde der Erfindung nie
                              an Arbeitern (labourers) gefehlt
                              hat, daß aber jede Erfindung, so wie sie ihrer
                              Vorgaͤngerin in der oͤffentlichen Gunst folgte,
                              nach einem kurzen Zeitraume auch dasselbe Schiksal eines
                              gaͤnzlichen Fehlschlagens mit jener theilte. Selbst jezt
                              hoͤren wir alle Tage von gelungenen Versuchen –
                              von Bergen, uͤber welche man mit ungeheuren Ladungen von
                              5 und 8 Tonnen mit der Geschwindigkeit von 10 und 30 Meilen in
                              einer Stunde hinauffuhr, und mit einem Druke von Millionen von
                              Pfunden die Kraft von 30 oder 40 Pferden erhielt.Ein neuerer Projectant behauptet, daß sein Wagen die
                                    Kraft von 30 Pferden habe, und doch finden wir, daß
                                    seine groͤßte Geschwindigkeit auf horizontaler
                                    Bahn nur 12 Meilen in der Stunde betrug. Frage: Wenn 4
                                    Pferde einen Wagen 10 Meilen weit in einer Stunde
                                    bringen, welche Geschwindigkeit soll durch 20 oder 40
                                    Pferde erhalten werden? A. d. O. Wir lesen die praͤchtigsten Ankuͤndigungen
                              von solchen Dampfpostkutschen auf einer Landstraße, welche
                              naͤchstens ihren Lauf beginnen sollen, – welche
                              auf dem Punkte zur Abfahrt stehen. Indessen weiß Jedermann, daß in diesem Augenblike keine einzige
                                 oͤffentliche Straße in Großbritannien existirt, auf
                                 welcher eine regelmaͤßige Fahrt mit Dampfwagen nur
                                 mit einer gewoͤhnlichen maͤßigen
                                 Geschwindigkeit eingefuͤhrt ist.
                           Diese fortwaͤhrend wiederholten Fehlschlagungen, und die
                              großen daran verschwendeten Summen beweisen auf die
                              unwidersprechlichste Weise das Daseyn von wesentlichen Fehlern
                              oder fatalen Mißgriffen, welche nicht unmittelbar auf der
                              Oberflaͤche des Gegenstandes liegen koͤnnen,
                              sondern tiefer einen bis jezt noch nicht entdekten Grund haben
                              muͤssen. Einige wenige einfache Bemerkungen moͤgen
                              uns vielleicht zu einem Begriffe von den Hindernissen
                              fuͤhren, welche dem Gelingen dieser Versuche
                              entgegenstehen.
                           
                              I.
                              Das erste dieser Hindernisse scheint im Dampfkessel zu
                                 liegen. Die gewoͤhnlichen Kessel werden gemeiniglich
                                 von diken (gehaͤmmerten oder gewalzten) Tafeln
                                 zusammengesezt, in Gestalt einer laͤnglichen Kiste
                                 oder eines Kastens; diese werden halb mit Wasser
                                 gefuͤllt und das Feuer unter dem Boden des Kastens
                                 angebracht mit Rauch- und Flammenzuͤgen rund
                                 um seine Seiten. Die Menge des erzeugten Dampfes, so wie
                                 dessen Staͤrke haͤngt von der Groͤße
                                 des Feuers und der dem Feuer ausgesehen Flaͤche des
                                 Kessels ab. Eine Maschine fuͤr einen Dampfwagen muß
                                 eine Kesselflaͤche in Beruͤhrung mit dem Feuer
                                 von wenigstens 7 Yards (21 Fuß) in der Laͤnge und 1
                                 Yard (3 Fuß) in der Breite haben; so daß, wenn wir die
                                 Hoͤhe des Kessels und des Feuerherdes zu 3 bis 4 Fuß
                                 annehmen, sich schon ein Koͤrper von ziemlich
                                 bedeutendem Umfange darstellt, welcher mit dem Wagen
                                 fortgeschafft werden muß.
                              Allein neben dieser unbequemen Groͤße des Kessels ist
                                 auch das Gewicht desselben unvermeidlicher Weise sehr
                                 betraͤchtlich; denn, um Explosionen zu
                                 verhuͤten, muͤssen die Platten, aus welchen er
                                 zusammengesezt ist, sehr dik und stark seyn, und zwar um so
                                 diker und schwerer, je groͤßer und wirksamer die
                                 Maschine seyn soll. Vor allen Dingen also muß der Kessel
                                 fuͤr die zu erhaltende Kraft hinreichend groß, und
                                 fuͤr die noͤthige Staͤrke schwer genug
                                 gemacht werden. Diese beiden Forderungen bilden die Glieder
                                 eines Dilemma, gleich zweien
                                 Hoͤrnern, zwischen welchen die Erfindung lange Zeit
                                 fest steken blieb.
                              Man fing zuerst damit an, den Kessel sehr groß zu machen, um
                                 eine hinlaͤngliche Kraft zu erhalten; allein indem
                                 man ihm auch die zur Sicherheit noͤthige
                                 Staͤrke gab, ward derselbe (mit dem darin enthaltenen
                                 Wasser) so schwer, daß die Maschine kaum ihr eigenes Gewicht
                                 fortzubewegen vermochte, folglich praktisch unbrauchbar
                                 wurde. Um diesen Uebelstand zu vermeiden, machte man hierauf
                                 den Kessel kleiner, fand aber, daß er nicht Dampf genug
                                 fuͤr den gehoͤrigen Betrieb der Maschine
                                 erzeugte. Endlich ward der Kessel groß genug und zugleich
                                 leicht genug gemacht; da aber seine Waͤnde zu
                                 duͤnn und schwach waren, erfolgte eine Explosion, und
                                 die Maschine ward in die Luft gesprengt. Wie ist nun also
                                 ein Dampfkessel groß und leicht genug zu machen, ohne daß er
                                 gefaͤhrlich schwach wird? – Hierin liegt die
                                 Schwierigkeit des ersten Theiles der Aufgabe.
                              Man hat verschiedene Methoden angewandt, um die Dampfkessel
                                 zugleich wirksam, leicht und sicher zu machen. In der That
                                 sind die hierauf abzielenden Verbesserungen der Gegenstand
                                 von einer groͤßeren Anzahl
                                 von Erfindungen und Patenten geworden, als vielleicht irgend
                                 ein anderer Theil der Dampfmaschine. Die meisten hierauf
                                 sich beziehenden Erfindungen beruhen auf dem Grundsaze, daß
                                 die Wirkung eines Dampfkessels nicht so fast von seiner
                                 eigenen Groͤße als von der Groͤße des
                                 Feuerherdes und desjenigen Theiles seiner Oberflaͤche
                                 abhaͤngt, welche mit der Flamme in Beruͤhrung
                                 steht; daß, wenn das Feuer nicht bloß unter dem Boden des
                                 Kessels, sondern auch von allen Seiten auf denselben wirkt,
                                 die Entwikelung des Dampfes von den Seiten so groß als vom
                                 Boden ist; daß, mit einem Worte, die Wirkung eines
                                 Dampfkessels nicht im Verhaͤltniß der darin
                                 enthaltenen Wassermasse, sondern in jenem der mit dem Feuer
                                 in Beruͤhrung stehenden Oberflaͤchen steht,
                                 und zugleich von der vorteilhaften Anwendung des Feuers,
                                 damit keine Hize verloren geht, abhaͤngt.Der sel. James Watt, mit
                                       welchem ich waͤhrend meines langen
                                       Aufenthaltes in England manche lehrreiche
                                       Unterredung uͤber diese Gegenstaͤnde
                                       zu pflegen das Gluͤk hatte, gab seinen
                                       Dampfkesseln immer eine sehr bedeutende Tiefe oder
                                       Hoͤhe, und versicherte mich, daß, nach seinen
                                       Erfahrungen, aus einer von Unten erhizten hohen
                                       Wassermasse mehr Dampf als aus einer
                                       duͤnneren Schichte bei gleichen
                                       Oberflaͤchen und unter uͤbrigens
                                       gleichen Umstaͤnden sich entwikele.A. d. Ueb. Dieß wird auf die einfachste Weise dadurch bewirkt,
                                 daß man die Flamme um den Kessel herum fuͤhrt, ehe
                                 man die heiße Luft und den Rauch in den Schornstein
                                 entweichen laͤßt. Eine mehr compacte Form hat man dem
                                 Kessel dadurch gegeben, daß man den Feuerherd und die
                                 Rauchzuͤge im Inneren des Kessels angebracht hat, so
                                 daß dieser das Feuer umschließt, statt vom Feuer umgeben zu
                                 werden, und man hat hiedurch den unnuͤzen Verlust von
                                 Hize in einem merklichen Grade verhuͤtet. Auf diese
                                 Art werden die Kessel der Dampfschiffe construirt, welche
                                 ihre Feuerherde und Aschenfaͤlle in ihrer Mitte, und
                                 die Rauchzuͤge um dieselben inwendig
                                 herumgefuͤhrt haben, ehe solche den aufrechtstehenden
                                 Schornstein erreichen.Diese Anordnung ist vorzuͤglich auch zur
                                       Sicherheit gegen Feuersgefahr auf Dampfschiffen und
                                       auf Dampfwagen notwendig. A. d. Ueb. Bei dieser und bei der vorher angefuͤhrten
                                 Bauart muß der Kessel einen bedeutenden aͤußeren
                                 Umfang haben, und da er hiedurch schwaͤcher wird, so
                                 muß er aus dikeren Platten zusammengesezt, folglich auch
                                 schwerer werden. Eine weitere Verbesserung im Baue der
                                 Dampfkessel bildet die sogenannte Tubularconstruction. Diese
                                 besteht aus zahlreichen kleinen, mit Wasser
                                 gefuͤllten Roͤhren, deren einige mitten durch
                                 das Feuer, wo dieses am staͤrksten ist, gehen, andere
                                 die Roststangen bilden, auf welchen die Kohlen brennen, und
                                 einige uͤber dem Feuer unmittelbar erhizt werden.
                                 Dieselbe Wirkung kann dadurch erreicht werden, daß man durch
                                 einen Kessel von bedeutendem Umfange eine Menge kleiner
                                 roͤhrenfoͤrmiger Rauchzuͤge
                                 fuͤhrt, durch welche die Flamme und heiße Luft auf
                                 ihrem Wege zum Schornstein zieht, und ihre Hize an das sie
                                 umgebende Wasser absezt. Durch solche
                                 Vervielfaͤltigung von kleinen Oberflaͤchen in
                                 Roͤhren oder duͤnnen Kammern, auf verschiedene
                                 Art mit einander verbunden, erhaͤlt man in der That
                                 starke, wirksame und leichte Dampfkessel; und durch eine
                                 oder die andere dieser Vorrichtungen sind diese Kessel an
                                 den Dampfwagen ihrer Vollkommenheit naͤher als jeder
                                 andere Theil des Mechanismus gebracht worden.
                              
                           
                              II.
                              Angenommen, daß alle Schwierigkeiten in der
                                 fortwaͤhrenden Erzeugung einer hinreichenden Menge
                                 von Dampf uͤberwunden seyen, kommt es
                                 zunaͤchst darauf an, von diesem Dampfe den
                                 moͤglich besten Gebrauch zum Forttreiben des Wagens
                                 zu machen, so daß davon so wenig als moͤglich
                                 unnuͤz verloren gehe. Die Wirkung des Dampfes
                                 aͤußert sich erst, wenn solcher aus dem Kessel in die
                                 soliden Theile der Maschine uͤbertritt, und
                                 beschraͤnkt sich auf das wechselsweise
                                 Niederdruͤken und Heben des Kolbens im Cylinder. Nun
                                 haben aber die Verbindungsroͤhren, welche den Dampf
                                 vom Kessel von Oben und Unten in den Cylinder leiten, wegen
                                 der schiklichen Vertheilung des Gewichtes aller Theile,
                                 gewoͤhnlich eine bedeutende Laͤnge, und oft
                                 mehr als einen Bug. Hier entsteht nun eine neue
                                 Schwierigkeit; es liegt in der Natur des Dampfes (wie aller
                                 elastischen und unelastischen Fluͤssigkeiten), daß
                                 seine Kraft im Durchgange durch einen langen oder engen,
                                 oder in Kruͤmmungen gebogenen Canal bedeutend
                                 geschwaͤcht, und hiedurch ein sehr großer Verlust
                                 herbeigefuͤhrt wird. Eine einzige Wendung oder
                                 Biegung wird dem Dampfe ein Zehntel seiner Kraft rauben, und
                                 eben so viel jede folgende Wendung. Wenn demnach der
                                 unmittelbare Druk des Dampfes im Kessel eine Last von 1000
                                 Pfd. heben kann, aber auf seinem Wege zum Cylinder durch
                                 eine Wendung dringen muß, so vermag derselbe auf den Kolben
                                 nur mit einer Kraft von 900 Pfd. zu wirken; und durch vier
                                 oder fuͤnf solche aufeinander folgende Wendungen kann
                                 die urspruͤngliche Kraft des Dampfes in ihrer
                                 eigentlichen Wirkung auf die Haͤlfte herabgebracht
                                 werden. Noch ist bis jezt keine Dampfmaschine gebaut worden,
                                 bei welcher der Dampf vom Kessel bis zum Cylinder nicht
                                 durch drei oder vier Wendungen gebrochen, folglich der
                                 fuͤnfte oder vierte Theil seiner Kraft verloren wird;
                                 so daß z.B. bei einer Maschine von 500 Pferdekraͤften
                                 100 Pferdekraͤfte unnuͤz verschwendet werden.
                                 Bei dem Baue von Dampfwagen ist dieses Princip auf eine so
                                 ungeheure Art vernachlaͤssigt worden, daß wir einen
                                 Fall kennen, wo von der Kraft der Maschine vier
                                 Fuͤnftheile verloren gingen.Dieser durch die Leitungsroͤhren verursachte
                                       Widerstand kann zwar, wie bei Wasserleitungsroͤhren, dadurch
                                       vermindert werden, daß man die scharfwinkeligen
                                       Buͤge moͤglichst vermeidet, und die
                                       Wendungen nach einer kreisfoͤrmigen Linie
                                       abrundet; er bleibt aber doch immer sehr bedeutend,
                                       besonders wenn diese Roͤhren sehr lang und
                                       eng sind. Hr. Thomas Tredgold, der einzige wissenschaftliche
                                       englische Schriftsteller in diesem Fache, berechnet
                                       in seinem Werke: The
                                          Steam-Engine etc. London 1827, p. 97–98, den
                                       Widerstand jedes rechtwinkeligen Buges zu 1/10, und
                                       von den gewoͤhnlichen Ventilen zu 2/10 der
                                       ganzen Kraft des Dampfes. Der hieraus entstehende
                                       Nachtheil wird besonders bei Hochdrukmaschinen
                                       fuͤhlbar, wo darum der Druk des Dampfes im
                                       Kessel oft um mehr als eine Atmosphaͤre
                                       starker seyn muß, als er sich im Cylinder auf den
                                       Kolben aͤußert, und wo also hiedurch die
                                       Gefahr einer Explosion in einem hohen Grade vermehrt
                                       wird. Uebrigens leidet der Dampf in langen und engen
                                       Roͤhren auch noch durch die Abkuͤhlung
                                       von Außen und die hiedurch verursachte theilweise
                                       Verdichtung einen nicht unbedeutenden Verlust. In
                                       dieser doppelten Beziehung war die aͤlteste
                                       Anordnung der Newcomen'schen sogenannten
                                       atmosphaͤrischen Dampfmaschinen, wo der
                                       Cylinder unmittelbar uͤber dem Kessel stand,
                                       und beide nur durch ein sehr kurzes, weites und
                                       gerades Rohr mit einander verbunden waren,
                                       unstreitig weit zwekmaͤßiger und
                                       vortheilhafter, als die meisten modernen
                                       Vorrichtungen, bei welchen der Dampf, wie der Draht
                                       auf einer Zugmaschine, durch die engsten Oeffnungen
                                       und Passagen gezwaͤngt wird: was die
                                       Englaͤnder sehr passend wire drawing nennen. A. d.
                                       Ueb.
                                 
                              
                           
                              
                              III.
                              Hat indessen ein Erfinder auch diese Schwierigkeiten
                                 gluͤklich uͤberwunden, so stellen noch
                                 groͤßere und ernsthaftere sich ihm entgegen. Die
                                 Gestalt und Groͤße des Cylinders hat einen
                                 wesentlichen Einfluß auf den Gang einer Maschine. Die Wuth
                                 scheint gegenwaͤrtig fuͤr lange und enge
                                 Cylinder zu seyn. Wir haben einen Dampfwagen gesehen, so
                                 groß als eine der Caravanen Wombwell's und eben so schwer, versehen mit zwei
                                 Cylindern von 4 Zoll Durchmesser und 15 Zoll Laͤnge;
                                 und dieser Wagen bestand aus zwei Stokwerken, einem
                                 uͤber dem anderen. Ueberhaupt werden jezt die
                                 Cylinder zu lang und zu eng gemacht, und dadurch die
                                 abkuͤhlende Oberflaͤche und die Reibung
                                 unnoͤthiger Weise vermehrt. Gewoͤhnlich gibt
                                 man diesen Maschinen auch zwei Cylinder statt einem. Wir
                                 sind der Meinung, daß ein Cylinder von doppeltem Inhalte
                                 zweien von demselben Inhalte vorzuziehen ist. Theorie und
                                 Erfahrung lehren uns, daß hiebei an Kraft gewonnen wird; und
                                 so, wie wir wissen, daß zwei mit einander ziehende Pferde
                                 nicht so viele Kraft mit einander ausuͤben
                                 koͤnnen, als wenn jedes fuͤr sich einzeln
                                 zieht, ist es auch unmoͤglich, daß zwei Cylinder mit
                                 vollkommener Genauigkeit und Gleichfoͤrmigkeit
                                 zusammen wirken. Wenn Ein Cylinder bei jedem Wechsel des
                                 Kolbenspieles nicht Kraft genug hat, uͤber den
                                 schwachen Punkt (da naͤmlich der angegriffene Punkt
                                 der Kurbel mit ihrer Achse in eine Linie
                                 zusammenfaͤllt) hinuͤber zu kommen, dann
                                 verlohnt sich's kaum der Muͤhe, den Versuch zu
                                 machen.Bei stationaͤren Maschinen, wo die große
                                       Ungleichheit des statischen Momentes einer einfachen
                                       Kurbel durch ein sehr großes und schweres
                                       Schwungrad, ausgeglichen wird, kann man allerdings
                                       mit Einem (doppeltwirkenden) Cylinder eine ziemlich gleichfoͤrmige Bewegung
                                       erhalten; allein bei einem Dampfwagen, an welchem
                                       schiklicher Weise kein Schwungrad angebracht werden
                                       kann, ist die Anordnung mit zwei (Zylindern und zwei
                                       unter einem rechten Winkel
                                          gestellten Kurbeln unentbehrlich, um eine
                                       gleichfoͤrmige und ununterbrochene Bewegung
                                       hervorzubringen. Mit einem einzigen Cylinder
                                       koͤnnte die Maschine beim ersten Anlassen gar
                                       nicht in Gang gesezt werden, wenn zufaͤlliger
                                       Weise der Zapfen der Kurbelstange sich eben an
                                       seiner hoͤchsten oder niedrigsten Stelle
                                       befaͤnde. A. d. Ueb.
                                 
                              
                           
                              
                              IV.
                              Zum Gelingen eines Dampfwagens gehoͤrt noch ein
                                 anderes unentbehrliches Erforderniß – eine Anordnung,
                                 durch welche der Koͤrper des Wagens und das ganze
                                 bewegliche Maschinenwerk von vollkommen biegsamen Federn
                                 getragen wird, so daß alle diese Theile sich nach jeder
                                 Richtung frei schwingen koͤnnen, und das Ganze doch
                                 mit gleichfoͤrmiger Kraft und Geschwindigkeit
                                 vorwaͤrts getrieben wird. Von einer Maschine, die
                                 sich vor- und ruͤkwaͤrts schwingt, und
                                 daher bald naͤher an der Achse von einem Paar
                                 Raͤder, bald weiter davon entfernt ist, diesen
                                 Raͤdern eine bestaͤndige und
                                 gleichfoͤrmige Kraft und Bewegung mitzutheilen, dieß
                                 ist eine Aufgabe, welche eine Combination von Biegsamkeit
                                 und Steifheit in sich begreift, die als ein absoluter
                                 Widerspruch erscheint; sie fordert, daß diejenigen Theile
                                 beweglich seyn und nachgeben sollen, deren Unbeweglichkeit
                                 zu erhalten, bei jeder stationaͤren Maschine von
                                 hoͤchster Wichtigkeit ist.
                              Da man die Notwendigkeit dieser Forderung wohl einsah, so hat
                                 man fast bei jeder Erfindung eines Dampfwagens sich
                                 bemuͤht, derselben zu entsprechen, und auch
                                 vorgegeben, daß man ihr entsprochen habe; allein bei allen
                                 bis jezt in Gang gebrachten Dampfwagen ist (wie wir
                                 spaͤter zeigen werden) diese Bemuͤhung
                                 fruchtlos geblieben. Dieses Fehlschlagen liegt aber nicht
                                 darin, daß keine Federn vorhanden sind, sondern in der
                                 Thatsache, daß entweder nicht das ganze Gewicht auf diesen
                                 Federn ruht, oder daß die Wirkung derselben gehemmt ist. Bei
                                 einigen dieser Wagen liegt zwar der Koͤrper des
                                 Fuhrwerkes auf Federn, aber nicht das Maschinenwerk; bei
                                 anderen ist zwar urspruͤnglich das Ganze auf Federn
                                 gesezt worden; nachdem man aber sich bald uͤberzeugt
                                 hatte, daß das freie Spiel dieser Federn mit dem
                                 uͤbrigen Mechanismus nicht vereinbar war, sind
                                 dieselben so gestuͤzt und festgebunden worden, daß
                                 sie sich nicht mehr biegen konnten, oder man hat sie so
                                 stark, dik und kurz gemacht, daß sie beinahe in ganz feste
                                 und steife metallene Bloͤke verwandelt wurden.Als die Directoren der Eisenbahngesellschaft von
                                       Liverpool und Manchester vor vier Jahren einen Preis
                                       von 500 Pfd. Sterl. fuͤr den besten
                                       Dampfwagen aussezten, bestimmten sie in den
                                       hieruͤber oͤffentlich bekannt
                                       gemachten Bedingungen, Stipulations and Conditions, vom 25. April
                                       1829 im 4ten Artikel ausdruͤcklich, daß die Maschine und der Kessel
                                          von Federn getragen werden
                                        sollten (The Engine and Boiler must be
                                          supported on Springs) – Dieser
                                       Forderung entsprach indessen keine einzige der zur
                                       Preisbewerbung erschienenen Maschinen, von welchen
                                       nur die Novelty mit unbiegsamen Federn, pro forma versehen war,
                                       und der Preis ward der Maschine des Hrn. Stephenson (the Rocket) zuerkannt,
                                       welche gar keine Federn, auch nicht Einmal zum
                                       Scheine hatte. – A. d. Ueb. Wir wollen uns hier auf die Loͤsung dieser
                                 Schwierigkeit nicht einlassen, aber wir hoffen
                                 unseren Lesern die Natur derselben begreiflich zu machen.
                                 Sie wissen bereits, auf welche Art die Maschine den Wagen
                                 durch das Umdrehen seiner Raͤder mittelst einer an
                                 der Kurbel angebrachten Stange bewirkt. Wenn nun diese
                                 Maschine auf Federn laͤge, die zwischen ihr und der
                                 Achse der Raͤder sich befinden, so wuͤrde sie
                                 in veraͤnderlichen Entfernungen bald naͤher an
                                 dieser Achse, bald weiter von derselben sich schwingen, und
                                 jeder Stoß, der die Maschine wechselweise vorwaͤrts
                                 oder ruͤkwaͤrts brachte, muͤßte die
                                 Wirkung haben, daß die Raͤder zuerst in einer, und
                                 gleich darauf wieder in einer anderen Richtung gezogen
                                 wuͤrden, wodurch der Gang des Wagens aͤußerst
                                 ungleich und unregelmaͤßig wuͤrde.Durch ein so gewaltig alle Theile angreifendes und
                                       erschuͤtterndes Vor- und
                                       Ruͤkwaͤrtszerren wuͤrden aber
                                       auch die Raͤder und die ganze Maschine bald
                                       in Stuͤke zerbrechen. A. d. Ueb. Das einzige bis jezt angewendete Mittel dieses zu
                                 verhuͤten, ist eine unvollkommene Suspension, und
                                 unvollkommene Suspension war bis jezt der Ruin von jeder
                                 Maschine dieser Art, welche noch gebaut worden ist. Wenn
                                 eine schwere Masse, wie ein Wagen von 4 bis 8 Tonnen (80 bis
                                 160 Centner) Gewicht, auf einer rauhen Straße in Gang gesezt
                                 wird, so gibt jeder Stein (und jede kleine Vertiefung) auf
                                 seiner Bahn dem Wagen und dem ganzen Maschinenwerke einen
                                 Stoß, welcher zwei Uebel hervorbringt: fuͤr's erste,
                                 indem hiedurch ein Theil des Momentes der Bewegung
                                 zerstoͤrt, folglich die Geschwindigkeit derselben
                                 vermindert, und jedes Mal wieder eine groͤßere Kraft
                                 zur Fortsezung der Bewegung noͤthig wird, und dann,
                                 weil solche wiederholte heftige Stoͤße auf eine so
                                 delikate und dabei so schwere Maschine, wie die
                                 Dampfmaschine ist, offenbar alle Theile stark
                                 beschaͤdigen und schnell ganz zerstoͤren
                                 muͤssen. Solche bestaͤndig fortgesezte
                                 Stoͤße und Erschuͤtterungen sind in der That
                                 das sicherste Mittel, alle Theile des solidesten
                                 Maschinenwerkes in Unordnung zu bringen und auseinander zu
                                 reißen, da hiedurch alle Schrauben und Bolzen, welche die
                                 verschiedenen Theile zusammenhalten, unfehlbar losgemacht
                                 werden. – Die Wirkung von Federn sollte darin
                                 bestehen, daß der Wagen mit seiner ganzen Ladung (d.i. mit
                                 seiner Maschine) von den Achsen und Raͤdern so
                                 abgesondert werde, daß die Stoͤße, welche diese
                                 lezteren auf ihrem Wege erhalten, dem darauf liegenden
                                 Gewichte sich nicht mittheilen; und so lange dieser Zwek
                                 nicht vollkommen und in seiner ganzen Ausdehnung erreicht
                                 wird, werden alle kuͤnftigen Versuche dieser Art das
                                 Schiksal der bisherigen haben. Ein solcher
                                 Wagen mag eine Reise gluͤklich vollbringen, und
                                 vielleicht eine zweite, wenn sie kurz ist; aber weiter wird
                                 derselbe, ohne von Grund aus reparirt zu werden, nicht mehr
                                 kommen, und dieses Wechseln von kurzen Reisen und langen
                                 Reparaturen wird so lange fortgesezt werden, bis die
                                 Maschine zu Truͤmmern gestoßen ist.
                              
                           
                              V.
                              Eine andere Schwierigkeit (die lezte, die wir
                                 anfuͤhren wollen) liegt in der Aufgabe eine Maschine
                                 zu bauen, deren Kraft veraͤnderlich seyn, und, wie
                                 die eines Pferdes, nach dem zu uͤberwindenden
                                 Widerstand sich richten soll, so daß sie auf einem
                                 horizontalen Wege nicht mehr Kraft aͤußert, als
                                 noͤthig ist, eine bestimmte Last mit der
                                 erforderlichen Geschwindigkeit fortzutreiben; daß aber diese
                                 Kraft sich verstaͤrkt, wenn eine Anhoͤhe zu
                                 ersteigen ist; daß diese Kraftverstaͤrkung im
                                 Verhaͤltnisse Statt findet, als eine Anhoͤhe
                                 mehr oder weniger steil ist, und endlich daß beim
                                 Abwaͤrtsfahren die bewegende Kraft gespart und
                                 zuruͤkbehalten werde, um selbe fuͤr die
                                 naͤchste Gelegenheit mit Nuzen zu gebrauchen.Da beim Abwaͤrtsfahren auf einer Eisenbahn,
                                       deren Gefaͤlle nur etwas starker als 1 auf
                                       200 ist, die Wagen schon von selbst laufen, und
                                       daher nicht nur keiner bewegenden Kraft
                                       beduͤrfen, sondern vielmehr die
                                       Raͤder, um eine zu große Beschleunigung zu
                                       vermeiden, oft gesperrt werden muͤssen, so
                                       sollte waͤhrend dieser Zeit auch kein
                                       Brennmaterial unnuͤz verbraucht und kein
                                       Dampf unnoͤthiger Weise erzeugt, sondern
                                       beide fuͤr die naͤchsten
                                       Beduͤrfnisse aufgespart werden. Dieses ist
                                       aber bei der gegenwaͤrtigen Anordnung der
                                       Dampfwagen durchaus rein unmoͤglich. Die
                                       Wirkung des Feuers laͤßt sich so
                                       ploͤzlich nicht aufheben, und da der
                                       fortwaͤhrend entwikelte Dampf ohne die
                                       groͤßte Gefahr nicht im Kessel
                                       zuruͤkgehalten werden kann, so bleibt in
                                       diesen Faͤllen kein anderes Mittel
                                       uͤbrig, als den Gang der Maschine zu hemmen,
                                       und den Dampf durch die Sicherheitsventile in die
                                       Luft ausblasen zu lassen, d.h. ohne allen Nuzen zu
                                       verlieren. Beim Aufwaͤrtsfahren uͤber
                                       dergleichen sanfte Anhoͤhen kann man zwar die
                                       bewegende Kraft dadurch zu verstaͤrken
                                       suchen, daß man durch staͤrkeres Feuern Dampf
                                       von einer hoͤheren Spannkraft erzeugt; allein
                                       dieses Forciren der
                                       Maschine ist in den meisten Faͤllen ein
                                       unzureichendes, immer ein hoͤchst
                                       gefaͤhrliches Mittel. – A. d. Ueb. Dieß ist noch nie zu Stande gebracht worden.
                                 Brauchen wir aber zu sagen, daß eine solche Anordnung zum
                                 Gelingen unentbehrlich ist? –
                              Diese fuͤnf Forderungen muͤssen demnach, und
                                 zwar jede derselben insbesondere, im hoͤchsten Grade
                                 von Vollkommenheit befriedigt, und dann zu einem compacten
                                 und gleichfoͤrmigen Ganzen verbunden werden, ehe man
                                 einen ganz gluͤklichen Erfolg von irgend einer
                                 versuchten Bauart eines Dampfwagens erwarten kann. Wird nur
                                 Eine dieser Forderungen vernachlaͤssigt, oder auf
                                 eine unvollkommene Weise erfuͤllt, so macht diese
                                 Unterlassung das Ganze scheitern. Wir muͤssen einen
                                 Kessel haben, der zugleich stark und leicht ist, Raum
                                 fuͤr ein großes Feuer, eine ausgedehnte
                                 Beruͤhrungsflaͤche mit demselben hat, und
                                 einen bedeutenden Vorrath von Dampf enthaͤlt. Die
                                 Entwikelung des Dampfes muß moͤglichst erleichtert
                                 werden durch weite, kurze und gerade Roͤhren und
                                 Oeffnungen; die Cylinder muͤssen in ihrer Form,
                                 Groͤße, Lage und allen dazu gehoͤrigen Theilen
                                 auf die moͤglichst vorteilhafte Art construirt seyn.
                                 Und waͤhrend zwischen diesen beweglichen Theilen die
                                 groͤßte Festigkeit und Steifheit Statt findet, muß
                                 das Ganze derselben auf vollkommen biegsamen und elastischen
                                 Federn so aufgehaͤngt seyn, daß es sich frei auf und
                                 nieder und seitwaͤrts schwingen kann, ohne im
                                 Geringsten den regelmaͤßigen Gang des Wagens zu
                                 stoͤren: endlich muß eine besondere Vorrichtung
                                 angebracht seyn, wodurch die Staͤrke oder die Menge
                                 des erzeugten. Dampfes so veraͤndert, oder die
                                 bewegende Kraft so regulirt werden kann, daß der Wagen auf
                                 verschiedenen Straßen, aufwaͤrts wie abwaͤrts,
                                 mit ungefaͤhr derselben Geschwindigkeit wie auf der
                                 Ebene fortgetrieben werden kann.Wir erlauben uns, diesen fuͤnf Forderungen
                                       noch eine sechste unerlaͤßliche
                                       Hauptbedingung hinzuzufuͤgen,
                                       naͤmlich: daß es auf irgend eine Weise
                                       moͤglich gemacht werde, das Maschinenwerk
                                       einer Dampfmaschine, welches jeden Falls ein
                                       bedeutendes Gewicht haben muß, so fest und stark in
                                       allen seinen Theilen herzustellen, daß es die
                                       heftigsten Stoͤße und
                                       Erschuͤtterungen, welche es, troz aller
                                       Federn, unvermeidlich zu leiden haben wird, auf die
                                       Laͤnge auszuhalten vermag, ohne von einem
                                       Augenblik zum anderen in Unordnung zu gerathen, oder
                                       ganz unbrauchbar zu werden. Die Erfahrung hat seit
                                       drei Jahren auf der Eisenbahn von Manchester und
                                       Liverpool gezeigt, daß die dortigen Dampfwagen oder
                                       fortschaffenden Maschinen sich aͤußerst
                                       schnell abnuͤzen, daß selbe fast nach jeder
                                       kurzen Reise (trip)
                                       bedeutenden Reparaturen unterworfen werden
                                       muͤssen; und aus der lezten
                                       halbjaͤhrigen Abrechnung der Gesellschaft
                                       geht das auffallend merkwuͤrdige Resultat
                                       hervor, daß die Kosten dieser bestaͤndigen
                                       Reparaturen jene des zum Betriebe dieser Maschine
                                       aufgewandten Brennmaterials fast zwanzig Mal
                                       uͤbersteigen. Wie lange wird nun eine so
                                       kuͤnstliche Maschine, selbst wenn sie auf
                                       Federn liegt, auf einer gewoͤhnlichen, rauhen
                                       und holperigen Landstraße aushalten? und wie wird
                                       bei dem bestaͤndigen und ungleichen
                                       Schuͤtteln und Hin- und Herschwingen
                                       das Feuer auf dem Herde und das Wasser im Kessel in
                                       seiner gehoͤrigen Stellung zu erhalten seyn?
                                       A. d. Ueb. Nur wenn eine solche Construction moͤglich
                                 ist, woran wir kaum zweifeln, koͤnnen wir das,
                                 vollkommene Gelingen dieser Erfindung erwarten. In der That,
                                 wenn wir bei unseren Nachforschungen finden, daß es jedem
                                 bis jezt producirten Dampfwagen in einem oder dem anderen,
                                 oder in mehreren dieser wesentlichen Erfordernisse gefehlt
                                 hat, muͤssen wir fast fuͤr erwiesen halten,
                                 – nicht, wie Viele behaupten, daß die Kraft des
                                 Dampfes ihrer Natur nach zum Forttreiben von Wagen auf
                                 gewoͤhnlichen Straßen untauglich sey; aber doch
                                 offenbar das Genie, oder die Wissenschaft, oder die
                                 praktische Geschiklichkeit unserer Mechaniker dieser Aufgabe
                                 bis jezt nicht gewachsen waren, und daß der Gegenstand
                                 uͤberhaupt noch nicht von dem rechten Gesichtspunkte
                                 betrachtet und gehoͤrig behandelt worden ist.
                              
                           
                        
                           
                              B.
                              
                           Indem wir nunmehr zur Beurtheilung des gegenwaͤrtigen
                              Zustandes der Dampfwagen und ihrer kuͤnftigen Aussichten
                              schreiten, duͤrfen wir, um uͤber
                              die verschiedenen, zu diesem Zweke versuchten Erfindungen eine
                              richtige Meinung zu bilden, nur die fuͤnf Forderungen auf
                              dieselben anwenden, welche wir als den Maßstab ihres Werthes
                              hier aufzustellen gesucht haben. Es ist immer ein undankbares
                              Geschaͤft, Fehler aufzudeken, doch wird man uns in dem
                              gegenwaͤrtigen Falle keiner unredlichen Absicht oder
                              Unbilligkeit dabei beschuldigen.
                           Seit dem Anfange des gegenwaͤrtigen Jahrhunderts, wo Hr.
                              Trevithick zuerst die
                              Moͤglichkeit, Fuhrwerke durch die Kraft des Dampfes zu
                              betreiben, dargethan hat, sind wahrscheinlich nicht weniger als
                              hundert Dampfwagen, welche auf gewoͤhnlichen Straßen
                              fahren sollten, gebaut worden, die sich alle nur darin glichen,
                              daß sie dieselben ungluͤklichen Resultate hatten. Die
                              Erfinder scheinen, einer nach dem andern, den eigentlichen
                              Gegenstand ganz außer Augen gelassen zu haben, welcher darin
                              bestand, nicht nur eine maͤchtig wirkende (powerful) Dampfkutsche, sondern eine
                              solche herzustellen, welche sowohl in ihrem Baue als in ihrer
                              Unterhaltung und in dem zu ihrem Betriebe noͤthigen
                              Brennmaterial so wenig kostspielig waͤre, daß man durch
                              selbe die Pferde mit Vortheil entbehren koͤnnte. Sie
                              schienen nicht zu begreifen, daß, wenn eine solche Maschine in
                              ihrer ersten Anschaffung und in den Kosten ihrer Unterhaltung
                              nicht wohlfeiler als das gewoͤhnliche Fuhrwerk mit
                              Pferden zu stehen kaͤme, ihre Erfindungen zwar als ein
                              unterhaltendes Schauspiel oder Spielwerk, oder als ein
                              interessantes physikalisches Experiment dienen, aber zu einem
                              wirklichen Gebrauche ganz untauglich und unnuͤz seyn
                              muͤßten. Sie sollten bedacht haben, daß, wenn ihre
                              Maschinen bei ihren ersten Versuchen auch eine Geschwindigkeit
                              von 30 Meilen in einer Stunde erreicht haben, dabei aber so
                              beschaͤdigt wurden, daß sie zu fernerem Gebrauch
                              untauglich wurden, in Hinsicht auf Schnelligkeit und Sicherheit
                              des Transportes durchaus nichts gewonnen sey. Eine Meile in zwei
                              Minuten ist, wie wir wissen, die Schnelligkeit einiger guten
                              Rennpferde, und wenn man von Meile zu Meile auf einer Streke von
                              30 Meilen solche Pferde (zum Umspannen) anstellte, so
                              koͤnnte man diese Entfernung in einer Stunde
                              zuruͤklegen. Die Kosten einer solchen Posteinrichtung
                              waͤren aber so ungeheuer, daß sie von keinem Nuzen
                              waͤre; doch wuͤrden sie nicht groͤßer als
                              diejenigen seyn, welche ein gewoͤhnlicher Dampfwagen
                              verursachen wuͤrde, der auf einer ordinaͤren
                              Landstraße mit derselben Geschwindigkeit fortgetrieben
                              wuͤrde.30 englische Meilen in einer Stunde machen, nach
                                    bayerischem Maße, 13 Stundenlangen oder 6 1/2 deutsche
                                    geographische Meilen; in jeder Secunde 47 Fuß, die
                                    Geschwindigkeit eines Sturmwindes! – Es ist
                                    leicht zu begreifen, daß, wenn es auch
                                    moͤglich waͤre, einen Dampfwagen auf einer
                                    gewoͤhnlichen Straße mit dieser Geschwindigkeit
                                    fortzutreiben, die ganze Maschine jeden Augenblik Gefahr
                                    liefe, in Stuͤke zerschmettert, bei einer Wendung
                                    uͤber den kleinsten Stein umgeworfen, bei dem
                                    geringsten Versehen im Lenken in einen Seitengraben
                                    geschleudert zu werden, oder anzurennen u.s.w., und doch
                                    haben einige ultramechanische Charlatans in England nur
                                    erst vor wenigen Monaten einer Comité des
                                    Unterhauses, von welcher sie examinirt wurden, zu
                                    Protokoll anzugeben sich erlaubt, daß sie mit dieser
                                    Schnelligkeit auf ihren neuen Dampfrennern fahren
                                    koͤnnen, und schon mehrere Male wirklich gefahren
                                    sind! – A. d. Ueb.
                              
                           
                           Die ganze Untersuchung laͤuft also auf eine
                              oͤkonomische Frage hinaus, und es handelt sich mehr um
                              die Wohlfeile und Dauer als um die Moͤglichkeit. Die
                              verschiedenen Erfinder haͤtten daher, wenn es ihnen
                              gelang, einen Dampfwagen mit einer maͤßigen
                              Geschwindigkeit fortzutreiben, statt sich deßhalb zu
                              ruͤhmen, die Sache so lang fuͤr sich behalten
                              sollen, bis sie eine solche Maschine zu Stande gebracht
                              haͤtten, welche wahrhaft oͤkonomisch und
                              brauchbar, dem Publikum wirklich vorteilhaft, und ihnen selbst
                              lohnend waͤre.
                           Die Muͤhe, jede dieser verschiedenen Erfindungen im Detail
                              durchzugehen, wird durch den Umstand groͤßten Theils
                              vermindert, daß die meisten derselben bereits in Vergessenheit
                              gesunken sind. Die einzigen Dampfwagen, welche
                              gegenwaͤrtig noch vor dem Publikum erscheinen, sind die
                              des Hrn. Stephenson auf der
                              Liverpool- und Manchester-Eisenbahn, und auf
                              gewoͤhnlichen Landstraßen die Wagen des Hrn. Gurney, des Hrn. Hancock und der HH. Ogle und Summers. Wir wollen diese Maschinen, eine nach der
                              anderen in Betrachtung ziehen.
                           Stephenson's Name wird, vereint mit
                              den Namen der kuͤhnen Unternehmer der Liverpool-
                              und Manchester-Eisenbahn zur Nachwelt uͤbergehen,
                              und ihr Verdienst, dem Dampffuhrwesen den kraͤftigsten
                              Impuls gegeben zu haben, wird nie verkannt werden. Schon lange
                              vorher war Hr. Stephenson als einer
                              der talentvollsten praktischen Mechaniker in England wohl
                              bekannt, der mit allen kleinsten Details von Eisenbahnen, und
                              mit der Natur des zu ihrer Anwendung tauglichen Bodens genau
                              bekannt ist – ein Mann, dessen Urtheil uͤber
                              solche Gegenstaͤnde verdienter Maßen vom groͤßten
                              Gewicht ist. Seinem natuͤrlichen Talente allein hat Hr.
                              Stephenson sein Emporkommen von
                              einem niedrigen Stande zu feiner gegenwaͤrtigen
                              ehrenvollen Stellung zu verdanken, und die von ihm fuͤr
                              jene Gesellschaft ausgefuͤhrte Eisenbahn ist, obwohl sie
                              nicht auf der urspruͤnglich von ihm vorgeschlagenen Linie
                              hergestellt worden, eines der schoͤnsten Werke, das man
                              zu sehen wuͤnschen kann. Seine Bekanntschaft Mit schnell
                              sich fortbewegenden Maschinen hat indessen erst mit der Anlage
                              dieser Eisenbahn angefangen, da
                              die fruͤher von ihm gebauten Dampfwagen
                              um Vieles langsamer sich bewegten. Mit seiner praktischen
                              Kenntniß von Werken, welche große Staͤrke und
                              Soliditaͤt erfordern, betrat er eine Laufbahn, in welcher
                              er ganz fremd war, als er die Oberaufsicht uͤber
                              Fuhrwerke uͤbernahm, fuͤr welche Leichtigkeit und
                              Elasticitaͤt die hoͤchsten Erfordernisse waren.
                              Daraus lassen sich denn viele Unvollkommenheiten
                              erklaͤren, welche seinen Maschinen noch anhaͤngen,
                              deren Hauptvorzug in der besonderen Structur des Dampfkessels
                              besieht, welcher aber nicht von der Erfindung des Hrn. Stephenson, sondern des Hrn. Booth, Schazmeisters der Gesellschaft
                              ist. Man hat diese Bauart von Kesseln wirksamer und
                              oͤkonomischer, als irgend eines fruͤher
                              gebrauchten von gleichem Umfange gefunden; und sie stellt in der
                              That eine praktische Verwirklichung einiger Forderungen und
                              Principe dar, welche wir in den vorhergehenden Blaͤttern
                              dieses Aufsazes angegeben haben. Fuͤr's Erste befindet
                              sich das Feuer innerhalb des Kessels, und ist so groß, daß es
                              unmittelbar auf einer Oberflaͤche von 20 Quadratfuß
                              wirkt; die Flamme streicht dann nicht nur unmittelbar in den
                              Schornstein, sondern durch eine zweite Abtheilung, in Gestalt
                              eines großen liegenden cylindrischen Fasses, welche so gestellt
                              ist, daß der Feuerherd an einem Ende dieses Fasses, und der
                              Schornstein oder die Schlotroͤhre am anderen Ende sich
                              befindet. Die Flamme muß daher, ehe sie in den Schornstein
                              entweicht, durch das genannte Faß, aber nicht in einem weiten
                              Canal, sondern durch 50 bis 100 enge Roͤhren, von der
                              Weite eines Flintenlaufes ziehen. In diesem cylindrischen Theile
                              des Kessels wird die groͤßte Menge von Dampf entwikelt,
                              da die durch die vielen engen Roͤhren ziehende heiße Luft
                              alle ihre Waͤrme an das umgebende Wasser absezt, welches
                              an jedem Punkte erhizt, und wodurch eine maͤchtige
                              Dampferzeugung bewirkt wird. Der Rauch entweicht dann durch den
                              Schornstein in die aͤußere Luft. Da aber wegen der
                              Notwendigkeit, diese Schornsteine an Dampfwagen sehr kurz zu
                              machen, der Zug in denselben aͤußerst schwach seyn
                              wuͤrde, wird, um diesen Zug zu verstaͤrken, der
                              aus der Maschine tretende Dampf durch die Muͤndung eines
                              besonderen Rohres in den Schornstein geleitet, wo derselbe
                              vermoͤge seiner bedeutenden Elasticitaͤt mit
                              großer Gewalt hinauf faͤhrt, und den Rauch und die heiße
                              Luft in einem maͤchtigen Strome mit sich fortreißt,
                              wodurch die Verbrennung der Kohlen und die Erzeugung von Dampf
                              ungemein beschleunigt wird.Wir erlauben uns hier zu bemerken, daß ein wesentlicher
                                    Fehler aller Hochdrukmaschinen eben darin besteht, daß
                                    der aus dem Cylinder abziehende Dampf noch eine
                                    bedeutende Schnellkraft besizt, und mit einer Art von
                                    Explosion und starkem Geraͤusche sich entladet,
                                    und daß sohin diese Kraft, zugleich mit der in diesem
                                    Dampfe noch enthaltenen Hize fuͤr die Wirkung der
                                    Maschine rein verloren geht, indem durch die
                                    Ruͤkwirkung dieses ausziehenden Dampfes gegen
                                    die untere Flaͤche des
                                    niedergehenden Kolbens, der effective Druk und die obere
                                    Flaͤche desselben in demselben
                                    Verhaͤltnisse geschwaͤcht wird. Bei einer
                                    vollkommenen Anordnung dieser Maschinen sollte die
                                    Elasticitaͤt des abziehenden Dampfes den Druk der
                                    Atmosphaͤre nur unmerklich uͤbertreffen,
                                    und dieß waͤre also das siebente, bis jezt unerfuͤllte
                                    Desideratum eines guten Dampfwagens.A. d. Ueb.
                              
                           
                           Diese Kessel besizen demnach zwei der von uns geforderten
                              Eigenschaften in einem hohen Grade – kraͤftige
                              Wirkung und geringen Umfang; aber es fehlt ihnen die lezte
                              – Leichtigkeit. Da die Platten, aus welchen diese Kessel
                              zusammengesezt werden, einen halben Zoll dik seyn
                              muͤssen, so erhaͤlt eine solche Maschine ein
                              Gewicht von 4, 6 und 8 Tonnen (80, 120 und 160 Centner) –
                              zudem werden die engen Roͤhren bei der Art, wie sie an
                              den Enden des Kessels befestigt worden, wegen der ungleichen
                              Ausdehnung durch die Hize, oder aus anderen Ursachen bald los,
                              und verursachen haͤufige Reparaturen.
                           Wir haben nunmehr Alles erwaͤhnt, was zu Gunsten dieser
                              Maschinen gesagt werden kann. Das bezieht sich aber nur auf die
                              Kessel; in allen uͤbrigen Theilen der Maschine waren wir
                              nicht im Stande, irgend etwas Neues, oder eine Verbesserung,
                              oder die fuͤr eine schnelle Bewegung erforderlichen
                              Anordnungen zu finden. Wir bitten unsere Leser den Werth
                              derselben nach den von uns aufgestellten Forderungen selbst zu
                              beurtheilen. Die Roͤhren, durch welche der Dampf gehen
                              muß, sollten kurz, gerade und weit seyn; sie sind lang, durch
                              mehrere Beugungen unterbrochen und eng. Die Cylinder sollten
                              weit und kraͤftig wirkend (powerful) seyn; sie sind eng und von
                              beschraͤnkter Kraft. Die Maschine sollte an Federn
                              aufgehaͤngt seyn; dieß ist zwar so scheinbar und dem
                              Namen nach, aber nicht in der Wirklichkeit. Eine Vorrichtung zur
                              Modifikation oder Verstaͤrkung der Kraft bei einem
                              Steigen der Bahn sollte da seyn; es fehlt daran
                              gaͤnzlich, und die Maschine bedarf uͤber die
                              sanftesten Anhoͤhen einer aͤußern Huͤlfe.
                              Im Mangel einer geeigneten Aufhaͤngung an Federn scheint
                              der groͤßte Fehler dieser Maschinen zu liegen, und die
                              Folgen davon sind hoͤchst zerstoͤrend. Jedermann
                              weiß, daß die Wirkung einer Feder von ihrer Laͤnge und
                              Duͤnne abhaͤngt: Die (sogenannten) Federn an den
                              Stephenson'schen Maschinen sind
                              kurz und dik, eigentlich nichts mehr als zusammengesezte
                              Bloͤke von Metall, in Gestalt von Federn geschmiedet, in
                              der That aber fast jede Eigenschaft einer Feder entbehrend. Die
                              Natur des Mechanismus dieser Fahrmaschinen selbst macht es
                              nothwendig, daß die Federn nicht auf die erforderliche Weise
                              wirken; die Raͤder werden durch eine Kurbel an der Achse
                              umgeschrieben, welche nicht wirken koͤnnte, wenn den
                              Federn eine Schwingung gestattet waͤre, und daher sind
                              diese Federn, um ihre Schwingung vor- oder
                              ruͤkwaͤrts zu verhindern, von beiden Seiten
                              zwischen eisernen Bloͤken eingeklemmt. Zu einer Bewegung
                              seitwaͤrts sind sie schon durch ihre Structur
                              unfaͤhig, und ihre eigene Steifheit macht ohnehin jede
                              merkliche vertikale Bewegung unmoͤglich. Es ist schwer zu
                              entscheiden, ob diese Maͤngel nachteiliger auf die
                              Maschinen, oder auf die Bahnen, auf welchen sie laufen,
                              einwirken. Man scheint nicht allgemein einzusehen, daß die
                              moͤglichste Erleichterung einer elastischen Schwingung
                              auf einer Eisenbahn wenigstens eben so noͤthig ist, als
                              auf einer gewoͤhnlichen Landstraße.
                           Eine Eisenbahn ist keineswegs, wie Manche dafuͤr halten,
                              eine vollkommen glatte und ebene metallene Straße; sie ist aus
                              einzelnen eisernen Stangen zusammengesezt, welche in
                              Zwischenraͤumen von nicht mehr als sechs Yards (18 Fuß)
                              an einander gefuͤgt sind, so daß auf derselben zahlreiche
                              Fugen vorkommen. Nun sind aber diese Fugen nothwendiger Weise
                              unvollkommen, weil die eisernen Stangen fuͤr ihre
                              Ausdehnung und Zusammenziehung nach den Veraͤnderungen
                              der Temperatur einen hinreichenden Spielraum haben
                              muͤssen; uͤberdieß ruhen die eisernen Schienen
                              nicht gleichfoͤrmig nach ihrer ganzen Laͤnge auf
                              festem Grunde, sondern nur auf (isolirten) steinernen Bloͤken, welche drei Fuß
                              von einander entfernt im Boden eingegraben sind; und da so große
                              Lasten mit der groͤßten Schnelligkeit daruͤber
                              wegrollen, so werden einige dieser Bloͤke tiefer als die
                              andern in den Grund eine gedruͤkt, so daß die Bahn bald
                              uneben wird, und eine Schiene eine verschiedene Richtung von der
                              andern erhaͤlt. Obwohl diese Fehler durch das Auge nicht
                              leicht entdekt werden, so werden sie doch durch eine genaue
                              Untersuchung mit Instrumenten, und noch mehr durch die
                              Erschuͤtterungen der daruͤber fahrenden Wagen
                              fuͤhlbar, indem die Raͤder bei jeder solchen Fuge
                              einen heftigen Stoß erhalten, der sie aus ihrer Richtung bringt,
                              und sie bald gegen eine, bald gegen die andere Seite der Bahn
                              wirft, so daß der Wagen, wie ein Schiff auf der See, hin und her
                              geschuͤttelt, und die Bewegung rauh, holperig und
                              unstaͤt wird. Hier waͤre, also offenbar die
                              Anwendung von Federn, aber von wirklichen, ungefesselten Federn,
                              noͤthig, welche so angebracht waͤren, daß, wie
                              immer die Raͤder im Uebergange einer Zuge anstoßen, und
                              gegen eine oder die andere Seite der Schienen geworfen werden,
                              die Erschuͤtterung dem Koͤrper des Fuhrwerkes und
                              Maschine nicht mitgetheilt werde, welche sodann ihre Richtung
                              unveraͤndert erhielte.Man kann in der That kaum eine ungeschiktere Bauart von
                                    Eisenbahnen sich denken, als die bisher in England
                                    allgemein eingefuͤhrte, und in andern
                                    Laͤndern sklavisch nachgeahmte Anordnung mit
                                    einzelnen, von einander getrennten
                                    und ziemlich weit entfernten Unterlagen der eisernen
                                    Schienen. Wenn man einem Anfaͤnger in der
                                    Baukunst und Mechanik, welcher von einer Kunststraße mit
                                    eisernen Geleisen noch keinen Begriff, uͤbrigens
                                    aber nur gesunden Menschenverstand hatte, die Aufgabe
                                    zum Entwurf einer solchen Straße gaͤbe, so
                                    wuͤrde er vor allen Dingen die Nothwendigkeit
                                    einsehen, die eisernen Geleise auf allen Punkten
                                    gleichfoͤrmig zu unterstuͤzen, folglich
                                    dieselben auf einem ununterbrochen
                                    zusammenhaͤngenden Lager (von Stein oder Holz)
                                    mit aller Sicherheit zu befestigen; und es wuͤrde
                                    ihm gewiß nicht einfallen, diese Geleise, gleich
                                    Bruͤken oder Stegen, auf abgesonderte Pfeiler zu
                                    legen, zwischen welchen sie durchaus keine sichere
                                    Unterstuͤzung haben, sondern ganz frei auf
                                    lokerem Kiese liegen. Es ist daher unbegreiflich, daß
                                    die englischen Ingenieure den sechszigjaͤhrigen
                                    Schlendrian dieser schlechten Einrichtung noch immer
                                    beibehalten, und von den Gebrechen derselben nicht schon
                                    laͤngst, wenigstens durch taͤglich
                                    wiederholte Erfahrungen, sich uͤberzeugt haben.
                                    Nichts ist einleuchtender, als daß es absolut
                                    unmoͤglich ist, kubische Bloͤke von
                                    12–16 Zoll Breite und Hoͤhe so fest und
                                    unbeweglich in einen oft schlechten und ungleichen Grund
                                    einzugraben oder zu rammen, daß einige derselben durch
                                    die daruͤber rollenden ungeheuren Lasten nicht
                                    tiefer als die andern eingedruͤkt, oder durch den
                                    Seitendruk und durch die wiederholten heftigen
                                    Stoͤße der Raͤder gegen die Schienen, und
                                    ihre hohen eisernen Untersazstoͤkel (chairs), welche
                                    Stoͤße von Oben mit einer bedeutenden Hebellange
                                    auf die Steinbloͤke wirken, aus ihrer vertikalen
                                    Stellung verruͤkt und allmaͤhlich loker
                                    gemacht werden; was dann von Zeit zu Zeit das Aufstehen
                                    einzelner Schienen-Enden, das Verdrehen,
                                    Auseinander- oder Einwaͤrtsbiegen
                                    derselben verursacht, und nicht nur die gewaltigsten
                                    Erschuͤtterungen, sondern selbst Bruͤche
                                    an Raͤdern und Schienen, das Umwerfen oder
                                    Hinausschleudern der Wagen und ewige, Zeit und Kosten
                                    raubende Reparaturen und Flikereien zur unvermeidlichen
                                    Folge hat. Man kann zwar diesen Mißgriff einiger Maßen
                                    durch eine Absicht erklaͤren, an den Kosten der
                                    Unterlagen in einem Lande zu sparen, wo gute
                                    Quadersteine in den meisten Gegenden selten und theuer
                                    sind; allein dieß ist eine sehr uͤbelverstandene
                                    Sparsamkeit) denn fuͤr's Erste duͤrfen,
                                    bei einem ununterbrochen zusammenhaͤngenden
                                    Unterlager, wo die Last nicht auf einzelne Punkte
                                    concentrirt, sondern allenthalben gleich vertheilt ist,
                                    diese Unterlagsteine eine geringere Breite erhalten, und
                                    zweitens koͤnnen die uͤberall aufliegenden
                                    und gleich unterstuͤzten eisernen Schieben um
                                    Vieles duͤnner und leichter gemacht werden, als
                                    bei der gewoͤhnlichen Bauart, wo die zwischen den
                                    Steinbloͤken hohl liegenden Schienen sehr stark
                                    und dik seyn muͤssen, um sich in ihrer Mitte
                                    nicht merklich zu biegen oder gar zu brechen. Es wird
                                    demnach an dem kostbarsten Materiale: dem Eisen (es sey
                                    dieß Gußeisen, gehaͤmmert oder gewalzt) so
                                    bedeutend erspart, daß hiedurch, und durch die Ersparung
                                    an Reparationen, die groͤßeren, auf soliden
                                    Steinunterlagen oder fortlaufende Grundmauern
                                    verwendeten, Kosten reichlich, in mancher Lage
                                    vielleicht doppelt, verguͤtet werden. Uebrigens
                                    ist es auch keineswegs vorteilhaft, den eisernen
                                    Schienen eine so bedeutende Laͤnge von
                                    15–18 Fuß zu geben; und die englischen
                                    Ingenieure, welche mit dieser Verlaͤngerung eine
                                    Verbesserung eingefuͤhrt
                                    zu haben glauben, befinden sich in, einem großen
                                    Irrthum. Zwar wird allerdings hiedurch die Zahl der
                                    Fugen, und somit auch der uͤber dieselben
                                    verursachten Stoͤße vermindert, dagegen aber auch
                                    die Heftigkeit dieser Stoͤße und ihre
                                    zerstoͤrende Wirkung vermehrt: Denn da das Maß
                                    der Ausdehnung und Zusammenziehung einer eisernen Stange
                                    mit ihrer Laͤnge in geradem Verhaͤltnisse
                                    steht, so muͤssen die Luken zwischen jedem Paare
                                    dieser Schienen desto groͤßer seyn, je
                                    laͤnger solche sind; und da diese langen Schienen
                                    zwischen ihren Enden an fuͤnf Punkten in
                                    unbeweglichen eisernen Stoͤkeln oder
                                    Stuͤhlchen festgemacht sind, so muß jede
                                    merkliche Ausdehnung oder Zusammenziehung einer solchen
                                    Schiene eine starke Tendenz zum Aufwerfen oder zum
                                    Anziehen derselben, zum Verruͤken jener
                                    fuͤnf Stuͤzpunkte, oder, wenn diese nicht
                                    nachgeben, bei strenger Kaͤlte zum Losreißen oder
                                    Brechen der Schiene aͤußern. Wir halten es daher
                                    fuͤr weit vorteilhafter, den einzelnen Schienen
                                    keine groͤßere Laͤnge als 3–4 Fuß
                                    zu geben, und selbe auf ihren steinernen Unterlagen so
                                    zu befestigen, daß sie einer hinreichenden Ausdehnung
                                    und Zusammenziehung nach ihrer Laͤnge
                                    faͤhig sind, wobei an den Fugen, wenn in der
                                    groͤßten Sonnenhize die Enden zweier Schienen
                                    sich fast ganz beruͤhren, die bei der strengsten
                                    Winterkaͤlte zwischen beiden entstehende Oeffnung
                                    oder Luke kaum eine halbe Linie betraͤgt,
                                    folglich der Uebergang der Raͤder uͤber
                                    diese kleinen Fugen ganz unmerklich, und nicht von dem
                                    geringsten Stoße begleitet wird. Der Verfasser dieser
                                    Bemerkungen hat an der von ihm im Jahr 1825 im
                                    koͤnigl. Garten von Nymphenburg nach seiner
                                    ersten Erfindung ausgefuͤhrten Probebahn diese
                                    doppelte Vorsicht mit dem gluͤklichsten Erfolge
                                    beobachtet, und die gußeisernen, auf eine besondere Art
                                    gebildeten und durchaus auf hoͤlzernen und
                                    steinernen, ohne Unterbrechung fortlaufenden Unterlagen,
                                    ohne Naͤgel, ohne Stoͤkel, ohne irgend
                                    eine aͤußere Verbindung befestigten,
                                    uͤberall gleich aufliegenden, nur 4 Fuß langen
                                    Schienen, welche kaum halb so dik und schwer als
                                    englische Schienen von derselben Laͤnge sind,
                                    sind so genau an einander gefugt, daß die
                                    aͤußerst kleinen Zwischenraͤume
                                    fuͤr die daruͤber gehenden belasteten
                                    Wagen ganz unmerklich werden, und, obwohl diese Wagen
                                    nicht mit Federn versehen sind, nicht die geringsten
                                    Erschuͤtterungen oder Stoͤße verursachen.
                                    Man hat den gußeisernen Schienen den Vorwurf gemacht,
                                    daß sie bei strenger Kaͤlte leicht springen, was
                                    denn auch, wenn solche auf die gewoͤhnliche Weise
                                    so befestigt werden, daß sie sich nicht zusammenziehen
                                    koͤnnen, nicht nur moͤglich, sondern
                                    unvermeidlich ist. Bei der zu Nymphenburg versuchten
                                    Anordnung ist auch dieser Uebelstand vollkommen
                                    beseitigt; mehreren hundert dort aneinander gereihten
                                    Schienen, welche nun schon acht, zum Theil
                                    ungewoͤhnlich strenge, Winter ausgehalten haben,
                                    hat noch nicht eine den geringsten Sprung, und obwohl
                                    diese Zeit hindurch unzaͤhlige Mal mit schwer
                                    beladenen Wagen daruͤber gefahren worden, sind
                                    sie noch alle so unverlezt, wie sie bei ihrer ersten
                                    Anlage im Jahre 1825 waren. A. d. Ueb. Der Schaden, welcher der Eisenbahn von Liverpool und
                              Manchester durch diese Fehler zugefuͤgt wird, ist nicht
                              gering. Bei Untersuchung der Rechenschaftsablage vom lezten
                              halben Jahre, welche fuͤr die Actionnaͤre der
                              Gesellschaft gedrukt erschienen ist, finden wir, daß die
                              Reparaturen an dieser Bahn in sechs Monaten 7331 Pfund Sterling
                              gekostet haben, was in einem Jahre mehr als 14,000 Pfund
                              betraͤgt. Aber die nachtheiligen Wirkungen, welche diese
                              fehlerhafte Bauart verursacht, beschraͤnken sich nicht
                              auf die Bahn selbst; sie sind noch viel verderblicher
                              fuͤr die Maschinen und fuͤr die Wagen, welche
                              darauf sich bewegen, indem die erster, bei ihrem
                              kuͤnstlichen und delicaten Mechanismus, alle
                              Stoͤße von den Fugen und Unebenheiten der Bahnschienen,
                              von den Raͤdern unmittelbar, und mit
                              ungemilderter Heftigkeit empfangen, wodurch jede Schraube und
                              jeder Bolzen losgeruͤttelt, und selbst die
                              staͤrksten Theile der Maschine in kurzer Zeit
                              zertruͤmmert werden. Die zur Heilung dieses Nebels
                              angewandte Cur war nicht, wie sie seyn sollte, eine Erfindung
                              von neuen Huͤlfsmitteln durch erleichterte Wirkung der
                              Federn, sondern machte das Uebel nur noch aͤrger. Man hat
                              allen Theilen der Maschine eine groͤßere Staͤrke
                              gegeben, in der Hoffnung, daß sie diese Stoͤße besser
                              aushalten wuͤrden, ohne zu bedenken, daß durch das auf
                              diese Art vermehrte Gewicht des Ganzen selbst auch die
                              Heftigkeit der Stoͤße vermehrt wuͤrde; so daß,
                              statt daß diese Maschinen, wie man zuerst hoffen sollte,
                              leichter gemacht wuͤrden, ihr Gewicht und ihre Masse
                              vermehrt, und so Alles von Tag zu Tag schlechter ward. Wir sind
                              auf einer dieser Maschinen waͤhrend ihres Ganges Stunden
                              lang gestanden, haben vergeblich auf die Wirkung der Federn
                              gelauert, und an unserm eigenen Koͤrper jeden Stoß auf
                              das Heftigste empfunden. Am empfindlichsten aber werden dich
                              Stoͤße von der Gesellschaft in ihren Einkuͤnften
                              gefuͤhlt; denn selbst in diesem Augenblike, da ihre
                              Maschinen noch neu und im besten Stande sind, betragen die
                              Auslagen fuͤr ihre Unterhaltung und Reparaturen 10,582
                              Pfund Sterling in sechs Monaten, so daß mit den
                              Unterhaltungskosten der Bahn die jaͤhrliche Auslage (ohne
                              die Kosten des Brennmaterials, der Aufsicht und der
                              Loͤhnungen der Maschinenwaͤrter) auf 35,000 Pfd.
                              sich belaufen, wovon der groͤßte Theil durch die hier
                              angezeigten Unvollkommenheiten und Gebrechen verursacht
                              wird.Dieß waren die Auslagen fuͤr die ersten sechs
                                    Monate des vergangenen Jahres 1832. Aus der
                                    unlaͤngst bekannt gewordenen Abrechnung
                                    fuͤr die lezt Haͤlfte desselben Jahres
                                    geht hervor, daß waͤhrend dieser die Reparaturen
                                    der Dampfwagen allein 12,642 Pfd. Sterl., also um 2060
                                    Pfd. Sterl. mehr als im ersten halben Jahre betragen
                                    haben. Man sieht hieraus, daß die Abnuͤzung
                                    dieser Maschine in einer sehr bedeutenden Progression
                                    zunimmt. Nach diesem lezten Resultate kosten die
                                    Reparaturen derselben in einem Jahre 25,284 Pfund, und
                                    da die Anzahl derselben vier und zwanzig ist, so
                                    koͤmmt auf jede einzelne Maschine im Durchschnitt
                                    eine jaͤhrliche Auslage von 1220 Pfd. 3 Sh. Da
                                    nun die Gestehungskosten einer solchen Maschine im
                                    Durchschnitt auf 600 Pfund angegeben sind, so ergibt
                                    sich das hoͤchst merkwuͤrdige Resultat,
                                    daß die Kosten der Unterhaltung eines solchen
                                    Dampfwagens jaͤhrlich zwei Mal so viel als die
                                    Kosten der ersten Anschaffung betragen, oder, was gleich
                                    viel ist: daß diese Maschinen nicht laͤnger als
                                    ein halbes Jahr dauern, und jaͤhrlich zwei Mal
                                    neu angeschafft werden muͤssen! – Man sehe
                                    hieruͤber die Außerordentliche Beilage zur
                                    Allgemeinen Zeitung No. 77
                                    und 78, vom 28. Februar dieses Jahres.A. d. Ueb. Dieser ungeheure Aufwand wird leicht begreiflich, wenn
                              man bedenkt, daß die Gesellschaft
                                 vierundzwanzig Dampfwagen auf ihrer Eisenbahn hat, von
                                 welchen selten mehr als sechse in brauchbarem Stande und im
                                 Gang sind, waͤhrend die uͤbrigen achtzehn
                                 bestaͤndig einer gaͤnzlichen Reparatur
                                 unterliegen!
                           Unsere Leser werden sich erinnern, daß wir zu den Erfordernissen
                              eines guten Dampfwagens auch eine Vorrichtung gezaͤhlt
                              haben, wodurch die Kraft der Maschine noͤthigen Falls
                              verstaͤrkt werden koͤnnte, wenn eine
                              Anhoͤhe zu ersteigen ist. Die Maschinen des Hrn. Stephenson haben nichts von dieser
                              Art; sie muͤssen bei einem sehr schwachen Steigen der
                              Bahn durch Huͤlfsmaschinen gezogen werden, welche am Fuße
                              der Anhoͤhe in Bereitschaft stehen, und beim
                              Abwaͤrtsfahren laͤßt man sie durch eine
                              uͤbermaͤßig beschleunigte Geschwindigkeit sich
                              aufreiben, ohne die Kraft der Schwere auf irgend eine Weise zu
                              benuzen.Die ganz neue Idee eines Kraftmagazins und eines
                                       Compensations-Princips, wodurch die beim
                                    Abwaͤrtsfahren eines Wagens unnuͤz
                                    verlorne Schwerkraft fuͤr eine kuͤnftige
                                    Leistung gleichsam zuruͤkgelegt und
                                    aufgespeichert, folglich auf das Vortheilhafteste benuzt
                                    wuͤrde, hat der Uebersezer
                                    dieser Abhandlung vor zwanzig Jahren zuerst aufgestellt,
                                    und in seinem 1822 zu Muͤnchen erschienenen
                                    großen Werke: Neues System der
                                       fortschaffenden Mechanik, im 8ten, 10ten und
                                    11ten Abschnitt, zur Anwendung dieser Idee verschiedene
                                    Vorrichtungen angegeben. Mit einer fahrenden Dampfmaschine ist indessen
                                    die Anwendung dieses Princips auf keine Weise
                                    moͤglich.A. d. Ueb. Diese Fehler und Gebrechen schmaͤlern das Gedeihen
                              der Gesellschaft auf eine ernsthafte Weise, indem sie derselben
                              einen großen Theil desjenigen Gewinnes entziehen, zu welchem sie
                              durch ihren aufgeklaͤrten Unternehmungs-Geist
                              berechtigt waren.
                           Es bedarf keiner detaillirten Auseinandersezung um zu beweisen,
                              wie hoffnungslos die Projekte einiger Personen sind, welche den
                              Vorschlag gemacht haben, solche Dampfwagen, wie die eben
                              angefuͤhrten auf der Liverpool- und
                              Manchester-Eisenbahn sind, auf gewoͤhnlichen
                              Landstraßen anzuwenden. Dieses Project ist durchaus ungereimt.
                              Diese Wagen taugen zum Laufen auf einer ordinaͤren
                              Straße, wie ein Elephant zum Tanzen auf einem gespannten Seile.
                              Ihre auf der Eisenbahn schon so fuͤhlbaren Gebrechen
                              wuͤrden auf einer gewoͤhnlichen Straße zehnfach
                              sich vermehren. Ihr ungeheueres Gewicht, und vor Allem ihre
                              unvollkommene Aufhaͤngung an Federn machen sie zu einem
                              solchen Gebrauche ganz und gar untauglich.Ein solcher Wagen waͤre auch schon darum auf einer
                                    gewoͤhnlichen Straße ganz unbrauchbar, weil er
                                    nur immer ganz gerade ausgehen und nicht gelenkt werden
                                    kann, und darin liegt eben noch eines der wesentlichsten
                                    Gebrechen der Stephenson'schen und aller bis jezt auf
                                    Eisenbahnen gebrauchten Dampfwagen; wie wir im
                                    Polytechnischen Journale schon mehrere Male gezeigt
                                    haben.A. d. Ueb. Wer immer die Fortschritte mit einiger Aufmerksamkeit
                              betrachtet, welche im Baue der Kutschen seit einem Jahrhundert
                              gemacht worden sind, und das schwere plumpe Rahmenwerk eines
                              koͤniglichen Staatswagens vom Anfange des 18ten
                              Jahrhunderts mit dem ausgezeichnet eleganten und leichten Baue
                              einer gegenwaͤrtigen Privatkutsche, oder auch nur einer
                              von unser Diligencen vergleicht, kann sich einen Begriff davon
                              machen, was Dampfwagen jezt sind, und was sie seyn sollten. Es
                              ist nicht zu vergessen, daß die Construction eines guten Wagens
                              nur das Resultat der combinirten Geschiklichkeit und vieler
                              allmaͤhlichen Verbesserungen von vielen sinnreichen, mit
                              einander wetteifernden, ausgezeichneten Kuͤnstlern, und
                              nicht eine Maschine ist, die jeder Maschinist, welchem es
                              einfaͤllt, eine solche Maschine zu bauen, sogleich
                              zusammenstoppeln kann; es gehoͤrt dazu eine Reihe von den
                              genauesten Berechnungen, und mit der groͤßten Sorgfalt
                              bis in die kleinsten Details ausgearbeiteten
                              Verhaͤltnissen, welche gruͤndlich zu verstehen und
                              anzuwenden eine Lebenszeit von Studium erfordern kann. Welche
                              bewundernswuͤrdige Maschine ist ein moderner Luxus- oder Reise-Wagen! Wie scheinbar einfach,
                              wie schoͤn in, seinen Formen und Verhaͤltnissen,
                              und dabei wie kuͤnstlich und verwikelt in seiner
                              Zusammensezung! Welche Combination liegt in seinen
                              Raͤdern, Achsen und Buͤchsen, seiner Langwied (perch), seinen Federn, seinen
                              Schwungriemen, seinem Kasten, seinen Sizen, seinen Fußtritten
                              (zum Ein- und Aussteigen), seinen Laternen, seinen
                              Blenden, jedes fuͤr sich selbst ein Meisterstuͤk
                              der Kunst! – Unterdessen finden wir jede dieser
                              Vervollkommnungen, welche man zum Reisen mit Pferden nothwendig
                              erachtet, von den Erfindern der Dampfwagen ganz
                              vernachlaͤssigt, mit welchen sie auf Einmal einen
                              Ruͤkschritt zu einer Bauart gemacht haben, die nicht viel
                              besser ist als jene der Kohlen- und
                              Braͤuer-Wagen des vorigen Jahrhunderts.
                              Hoͤlzerne Kloͤze haben diese Wagen statt
                              Langwieden – Centner schwere Massen von Eisen statt
                              Achsen – Federn haben sie, die sich aber nicht federn und
                              Schwungsboͤgen, die sich aber nicht biegen. Ehe die
                              Erfinder solcher Maschinen in ihren Unternehmungen auf irgend
                              einen genuͤgenden Erfolg rechnen koͤnnen, sollten
                              sie auf folgende Art mit sich selbst sprechen: – Wir sind
                              keine Wagenbauer, und Verbesserungen in dieser Kunst sind nicht
                              unsere Sache. Die besten in London gebauten Wagen sind der
                              hoͤchsten Vollkommenheit nahe; wir wollen diese mit allen
                              ihren Verbesserungen zum Muster nehmen, und versuchen, ob es uns
                              gelingen moͤchte, einen solchen Wagen durch mechanische.
                              Kraft fortzutreiben. – Die Wirksamkeit des Kessels
                              abgerechnet, ist der Dampfwagen des Hrn. Stephenson zum Fahren auf gewoͤhnlichen Straßen
                              in keinem Betrachte nachzuahmen. –
                           Zunaͤchst an den Dampfwagen auf der Liverpool- und
                              Manchester-Eisenbahn haben die fuͤr
                              gewoͤhnliche Straßen bestimmten Dampfwagen des Hrn. Goldsworthy
                              Gurney
                              Goldsworthy,Goldwerth ist ein Beiname,
                                    der in England vielen Kindern bei der Taufe gegeben
                                    wird. Man findet ihn zwar in keinem Kalender, doch
                                    scheint es der Heilige zu seyn, welcher in England am
                                    meisten verehrt wird. –A. d. Ueb. die oͤffentliche Aufmerksamkeit am
                              staͤrksten erregt, und sind mit den groͤßten
                              Verheißungen eines vollkommenen Gelingens angekuͤndigt
                              worden. Wir wollen eine Nachricht von der Maschine dieses Herrn
                              aus den Vorlesungen seines Freundes, des Professor Lardner (Lectures on the Steam-Engine) ausziehen, wovon
                              eben die vierte Auflage erschienen ist, welche der Verfasser mit
                              zwei unverhaͤltnißmaͤßig starken Kapiteln
                              uͤber Dampffuhrwesen vermehrt hat. – –
                              – – –
                           Anmerkung. „Wir glauben
                                 hier einige kritische Bemerkungen uͤber das genannte
                                 Werk des Professor Lardner, so
                                 wie die daraus angefuͤhrte
                                 Biographie und Panegyrik des Hrn Gurney, als nicht zu unserm Gegenstaͤnde
                                 gehoͤrig, uͤbergehen zu duͤrfen, und
                                 lassen den ungenannten Referenten im Quarterly Review auf S. 497,
                                 fortfahren.“
                           Hr. Gurney mag wahrscheinlich sich zu
                              ruͤhmen haben, daß er in der Verfolgung seiner Plane mehr
                              eigenes und fremdes Geld als einer seiner Nebenbuhler in diesem
                              Fache verbraucht, und durch die Windbeuteleien (puffs) der Londoner Blaͤtter,
                              und durch seine Productionen vor Volksmassen der Altstadt (his exhibitions to city crowds) mehr
                              Aufsehen als jeder andere Projectant erregt habe. Min nicht ihm
                              (wie Dr.
                              Lardner behauptet) gebuͤhrt
                              die Ehre, den ersten Beweis von der Moͤglichkeit eines Dampffuhrwerkes auf
                              gewoͤhnlichen Straßen gegeben zu haben, sondern seinem
                              Vorfahrer, Hrn. Trevithick. Was die
                              vorteilhafte Ausfuͤhrung
                              dieses Planes betrifft, so fuͤrchten wir, daß der Beweis
                              davon bis jezt noch eben so wenig wie bei fruͤheren
                              Versuchen dieser Art geliefert ist. – – –
                              – – – –
                           Anmerkung. „Der Verfasser
                                 gibt hier aus dem Werke des Dr.
                                 Lardner eine Beschreibung des von
                                 Hrn. Gurney erfundenen
                                 Dampfkessels mit den Lobspruͤchen des erstern, welche
                                 er ungegruͤndet findet,Wir glauben, diese Beschreibung und diese kritischen
                                       Bemerkungen um so eher hier weglassen zu
                                       duͤrfen, als den Lesern des Polytechnischen
                                       Journals die Bauart dieses Kessels aus einer
                                       deutlichen Abbildung und Beschreibung im XXIX. Bande
                                       1stem Hefte, mit sehr richtigen Bemerkungen des Hrn.
                                       Dr.
                                       Alban bekannt ist.A. d. Ueb. und faͤhrt, S. 500, folgender Maßen
                                 fort:“
                           Das Wahre an der Sache ist, daß der Dampfkessel des Hrn. Gurney fuͤr Fuhrwerke
                              keineswegs wohl geeignet ist. Fuͤr's Erste weiß man, daß
                              der in schraͤge liegenden engen Roͤhren erzeugte
                              Dampf sich aus denselben nicht entleeren kann, ohne einen Theil
                              des darin enthaltenen Wassers mit fortzureißen, und sie also
                              theilweise leer zu machen; dann ist die Flamme nicht lang genug
                              in Beruͤhrung mit diesen Roͤhren, um ihre ganze
                              Hize abzugeben, sondern bestreicht die Leiten derselben nur en
                              passant, und zwischen jedem Paare von nebeneinander liegenden
                              Roͤhren befindet sich ein Raum, durch welchen die Flamme
                              ohne eine nuͤzliche Wirkung zieht. Auch ist das Feuer
                              nicht ganz von Wasser umgeben; an zwei Seiten steht dieses frei,
                              und die Hize geht verloren. Dann wirkt der Dampf nicht in seinem
                              kraͤftigsten und am meisten elastischen Zustande, wie er
                              von den heißen Metallflaͤchen koͤmmt, sondern
                              sammelt sich vorher in einem kuͤhleren, vom Feuer
                              entfernten Gefaͤße, welches Separator genannt wird.Da bei diesen Kesseln nicht nur der sogenannte Separator
                                    g, sondern die beiden
                                    cylindrischen Dampfbehaͤlter a, b, und ihre
                                    Verbindungsroͤhren c,
                                       d (man sehe auf der I. Tafel des 1sten Heftes
                                    des XXIX. Bandes des Polytechn. Journals) ganz frei
                                    außer dem Ofen stehen, wo sie mit sehr
                                    betraͤchtlichen Oberflaͤchen der
                                    abkuͤhlenden Wirkung der aͤußern Luft
                                    ausgesezt sind, so muß in diesen Gefaͤßen ein
                                    großer Theil des im Kessel erzeugten Dampfes verdichtet
                                    und zu Wasser niedergeschlagen, folglich nicht nur die
                                    Menge, sondern auch die Elasticitaͤt desselben
                                    bedeutend vermindert werden. A. d. Ueb. Mit allen diesen Fehlern ist dieser Kessel fuͤr
                              einen Dampfwagen offenbar nicht geeignet; und in der That haben
                              wir bei allen Versuchen mit Hrn. Gurney's Dampfwagen, die wir zu sehen Gelegenheit
                              hatten, einen solchen Mangel in der Erzeugung von Dampf bemerkt,
                              daß die Bewegung auf eine sehr unbedeutende Geschwindigkeit
                              beschraͤnkt wurde, und Hindernisse auf der Straße nur
                              dadurch uͤberwunden werden konnten, daß man den Wagen
                              (und die Maschine) so lange still stehen ließ, bis durch
                              Anhaͤufung des Dampfes eine groͤßere Kraft
                              erhalten wurde.Diese Sperrung des Dampfes in einer Hochdrukmaschine, wo
                                    bei anhaltender, in einem solchen Falle wahrscheinlich
                                    noch verstaͤrkter, Feuerung die Spannkraft des
                                    eingeschlossenen Dampfes in einer Minute außerordentlich
                                    gesteigert werden kann, ist im hoͤchsten Grade
                                    gefaͤhrlich, und wenn schon das Zerplazen der
                                    eugen, im Ofen liegenden Roͤhren nicht zu
                                    befuͤrchten ist, oder keinen bedeutenden Schaden
                                    verursachen kann, so sind doch die ziemlich weiten
                                    Separatoren und Dampfbehaͤlter außer dem Ofen der
                                    groͤßten Gefahr einer fuͤrchterlichen
                                    Explosion ausgesezt. A. d. Ueb. Doch die Fehler des Kessels allein waͤren noch
                              nicht hinreichend, um den Dampfwagen des Hrn. Gurney ganz zu verwerfen, wenn in
                              andern Theilen seiner Maschine schikliche und vortheilhafte
                              Anordnungen bestuͤnden. Nach dem von uns aufgestellten
                              Maßstabe von Vollkommenheit kommen wir zunaͤchst auf die
                              Untersuchung der Durchgaͤnge des Dampfes auf seinem Wege
                              vom Kessel zu den Cylindern, und auf die Wirkungsart desselben
                              in den Cylindern. Wir haben gezeigt, daß die Kraft, mit welcher
                              der Dampf auf die arbeitenden Theile der Maschine
                              ausuͤbt, ganz von der Geradheit, Kuͤrze (und
                              Weite) der Leitungsroͤhren und Oeffnungen
                              abhaͤngt, durch welche er vom Kessel zu den Cylindern
                              stroͤmen muß. So wie die Gewalt des Windes durch
                              Winkelbuͤge und enge Straßen einer Stadt sich bricht, so
                              wird die Kraft eines Stromes von Dampf durch den Widerstand
                              geschwaͤcht, welchen er beim Durchzuge enger und
                              vielfaͤltig gebogener Roͤhren findet. Nun befindet
                              sich bei Hrn. Gurney's Maschine der
                              Kessel am Hintertheile des Wagens, und die Cylinder arbeiten
                              unter dem Kasten; der Dampf wird in einem Gefaͤße auf der
                              hoͤchsten Stelle des Kutschenkastens gesammelt, und aus
                              diesen von Oben nach Unten nach der ganzen Laͤnge des
                              Wagens bis zu dem vorne angebrachten Size des Lenkers (Conductor) geleitet. Von da geht das
                              Dampfrohr gerade aufwaͤrts, dann wieder
                              gerade nieder zum untersten Theile des Wagens, hierauf wieder
                              zuruͤk unter dem Wagen, und endlich noch Einmal
                              abwaͤrts, um noch durch zwei oder drei enge Oeffnungen in
                              den Ventilen sich durchzuzwaͤngen. Wohl mag Hr. Gurney sagen, daß sein Dampf drahtzugartig getrieben wird!„That his Stam is
                                       wiredrawn
                                       ,“ ein sehr
                                    passender Ausdruk, dessen sich die englischen Techniker
                                    bedienen, um den Zwang zu bezeichnen, welchen
                                    fluͤssige Koͤrper leiden, die durch enge,
                                    auf einander folgende Oeffnungen getrieben werden. A. d.
                                    Ueb. So muß nun freilich dieser Dampf, nachdem er sich durch
                              acht rechtwinkelige Wendungen (in langen und engen
                              Roͤhren, und durch mehrere kleine Oeffnungen)
                              durchgearbeitet hat, hinlaͤnglich verduͤnnt und
                              geschwaͤcht in die Cylinder gelangen. Einem praktischen
                              Mechaniker muß diese Darstellung unglaublich erscheinen, oder
                              nur durch eine unbegreifliche Bethoͤrung (inconceivable infatuation) zu
                              erklaͤren seyn. Hier haben wir einen Kessel, an welchem
                              die groͤßte Hize verschwendet wird, und in welchem der
                              Dampf bis zum Zerplazen eine fuͤrchterliche Kraft
                              erreicht, waͤhrend nicht der vierte Theil dieser Kraft
                              zum Betriebe der Maschine benuͤzt wird. Wir wollen dieses
                              Resultat aus des Hrn. Gurney eigenen
                              Worten geben, wie er in seinen Antworten auf die an ihn
                              gestellten Fragen von einer Commission des Unterhauses
                              uͤber Dampfwagen sich erklaͤrt hat.
                           Frage.
                           „Sind waͤhrend der Versuche, welche sie gemacht
                                 haben, Ihre Roͤhren oft gesprungen?“
                              –
                           Antwort.
                           
                              „Sehr oft.“
                              
                           Frage.
                           „Wie stark ist im Durchschnitt bei der
                                 gewoͤhnlichen Geschwindigkeit ihrer Dampfwagen der
                                 Druk des Dampfes auf einen Quadratzoll?“
                              –
                           Antwort.
                           „Beilaͤufig 70 Pfund – nie mehr als 130
                                 Pfund. Ich glaube nicht, daß der Druk auf die Kolben mehr
                                 als 20 Pfund auf den Quadratzoll
                                 betraͤgt.“ – (S. 21.)
                           Welch ein naives Gestaͤndniß! Haͤtte Hr. Gurney absichtlich das unfehlbarste
                              Mittel aufgesucht, seine Maschine zugleich unwirksam und
                              gefaͤhrlich zu machen, er haͤtte kein
                              zwekmaͤßigeres Mittel Hiezu erfinden koͤnnen, als
                              den außerordentlichen Tanz, auf welchem er seinen Dampf
                              herumgefuͤhrt hat (the
                                 extraordinary dance he has
                              
                              led his Steam) – Weiß er denn
                              nicht, daß selbst das Herumleiten des Dampfes an der Außenseite
                              eines Cylinders als nachtheilig fuͤr die Kraft einer
                              gewoͤhnlichen Maschine verworfen wird? Wo war des Dr.
                              Lardner Scharfsinn und
                              Beurtheilungskraft, da er diese Thatsache nicht wahrnahm? Sollen
                              wir annehmen, daß er nur eine unguͤnstige Meinung
                              uͤber die Erfindung seines Freundes zu aͤußern
                              vermeiden wollte? oder sollen wir glauben, daß ihm die
                              Wirkungsart derselben gaͤnzlich unbekannt sey?
                              –
                           Was die Cylinder und den uͤbrigen arbeitenden Apparat des
                              Hrn. Gurney betrifft, so
                              muͤssen wir ihm die Gerechtigkeit widerfahren lassen zu
                              sagen, daß er dieselben seit Kurzem merklich verbessert hat.
                              Urspruͤnglich war ihr Durchmesser bis zur
                              Laͤcherlichkeit klein; durch theuer erkaufte Erfahrungen
                              ist er bewogen worden, ihnen leidentliche Dimensionen zu geben.
                              Die Kolbenstangen wirken mittelst Verbindungsstangen auf Kurbeln
                              an der hintern Raͤderachse, so, daß nach Gefallen beide
                              Raͤder oder nur eines derselben umgetrieben werden kann,
                              um den Wagen fortzutreiben. Hr. Gurney beklagt sich, daß seine Achsen auf eine
                              unerklaͤrbare Weise gebrochen sind. Wir, im Gegentheile,
                              sind der Meinung, daß dieser Bruch die natuͤrliche Folge
                              der Bauart dieser Theile und der doppelten heftigen Anstrengung
                              war, welchem sie unterworfen sind; und man hat sich nur
                              daruͤber zu verwundern, wie diese Achsen und Kurbeln
                              einer solchen stoßenden Gewalt (impulsive
                                 force) nur einiger Maßen und uͤberhaupt
                              widerstehen koͤnnen! –
                           Der naͤchste Gegenstand unserer Untersuchung ist die Art,
                              wie das Aufhangen der Gurney'schen
                              Maschine an Federn bewirkt ist. Wir haben gesehen, wie
                              unumgaͤnglich nothwendig, selbst bei Dampfwagen auf
                              Eisenbahnen, eine vollkommene und leichte Aufhaͤngung an
                              biegsamen Federn ist. Um wie viel unentbehrlicher muß denn diese
                              Anordnung bei einer Maschine seyn, welche mit großer
                              Schnelligkeit uͤber eine rauhe und holperige Kiesstraße
                              fahren, und auf dieser die unregelmaͤßigsten und
                              heftigsten Stoße aushalten soll? – Hrn. Gurney's Sprache uͤber diesen
                              Punkt scheint uns auf eine (vielleicht absichtlose)
                              Taͤuschung berechnet zu seyn. In seinem Verhoͤr
                              vor dem Comité des Unterhauses war seine Antwort auf die
                              an ihn gestellte Frage: „Wird
                                    das groͤßte Gewicht (the chief Weight) Ihrer Maschine von Federn
                                    getragen?“ – sehr unpassend:
                              „Das Ganze liegt
                                 auf Federn.“ – Es ist allerdings wahr, daß
                              der Kessel und der Koͤrper des Wagens auf Federn liege;
                              aber es ist nicht minder wahr, daß die Dampfmaschine und der
                              eigentliche Mechanismus, der wichtigste Theil des Ganzen, nicht
                              auf Federn liegen. Der oberflaͤchlichste Hinblik auf eine
                              Zeichnung dieses Wagens zeigt, was wir schon bemerkt
                              haben, daß das Maschinenwert unter dem Koͤrper oder
                              Kasten des Wagens auf der Langwiede (dem Langbaume) ruhet, mit
                              den Hinteren Achsen in unmittelbarer Verbindung steht, und jeden
                              Stoß von jedem Steine, uͤber welchen die
                              Hinterraͤder gehen, ungemildert empfaͤngt. Hierin
                              eben liegt das wesentlichste Hauptgebrechen des Gurney'schen und jedes andern
                              Dampfwagens. Ueber die Hindernisse, welche Unwissenheit oder
                              Furcht vor einer Verlezung von Seite beteiligter Parteien der
                              allgemeinen Einfuͤhrung von Dampfwagen auf
                              gewoͤhnlichen Landstraßen entgegensezen wuͤrden,
                              beklagt sich Hr. Gurney, welcher
                              hieruͤber schon einige Erfahrungen gemacht hat, mit einer
                              (leicht begreiflichen) Bitterkeit. Daruͤber darf sich
                              aber Niemand verwunderndes war dieses von jeher das Schiksal
                              jeder wichtigen Verbesserung in unserm Maschinenwesen und in
                              unsern Manufacturen bei ihrer ersten Einfuͤhrung. Wenn
                              indessen eine Verbesserung dieser Art wirklich gut ist, so
                              bedarf es nur einer kurzen Zeit, um alle dagegen vorgebrachten
                              ungerechten Einwuͤrfe und ungereimten Vorurtheile zu
                              widerlegen und zu entfernen. Ueber den vorliegenden Gegenstand
                              kann der lezte Bericht der Comité des Unterhauses mit den
                              beigefuͤgten Zeugnissen, wenn derselbe allgemein
                              verbreitet wird, nicht verfehlen, die oͤffentliche
                              Meinung uͤber alle damit verbundenen Punkte
                              aufzuklaͤren.
                           Nur ein Punkt bleibt uns bei Hrn. Gurney's Maschine in Betreff des von uns aufgestellten
                              Maßstabes von Vollkommenheit eines Dampfwagens noch zu
                              eroͤrtern uͤbrig. Hat Hr. Gurney fuͤr eine Vorrichtung gesorgt, die Kraft
                              seiner Maschine nach dem groͤßern oder kleinem Widerstand
                              beim Aufwaͤrtsfahren oder bei groͤßern Ladungen zu
                              modificiren oder zu verstaͤrken? – Wir wollen zum
                              Zeitvertreibe unserer Leser die zwei Methoden erklaͤren,
                              deren er sich zu diesem Zweke bedient, oder die er hiezu
                              vorschlaͤgt. Wenn eine Anhoͤhe zu ersteigen, oder
                              ein anderes besonderes Hinderniß zu uͤberwinden ist,
                              wendet Hr. Gurney seine Vorbereitung (preparation), wie er sich ausdruͤkt, an. Dieß
                              scheint eine unbestimmte Benennung zu seyn; wir wollen sie
                              indessen erklaͤren: Ehe sein Wagen am Fuße einer
                              Anhoͤhe ankoͤmmt, haͤlt er denselben an,
                              oder verzoͤgert seine Bewegung zum langsamsten Gange, und
                              laͤßt den Dampf in seinem Kessel so lange sich
                              anhaͤufen und verstaͤrken, bis er zu zerplazen
                              droht; worauf er dann seine Maschine wieder in Gang sezt, welche
                              nun mir ihrer auf das Hoͤchste gesteigerten Kraft gerade
                              im Stande ist, den Wagen uͤber eine sanfte Anhoͤhe
                              hinauf zu treiben. Dr.
                              Lardner spricht von einer andern
                              Methode, welche er das Oeffnen der
                                 Drosselklappe (throttle
                                 valve) nennt. Der Hr. Doctor haͤtte wissen
                              sollen, daß dieses nichts Anderes seyn kann, als das
                              Loslassen eines vorher außerordentlich angehaͤuften und
                              gesteigerten Dampfes; allein die Erzeugung von Dampf ist, in
                              diesem Kessel, wie wir wissen, schon fuͤr die
                              Beduͤrfnisse einer gewoͤhnlichen Wirkung schwach
                              genug, und daher um so weniger geeignet, einen Vorrath von Kraft
                              fuͤr außerordentliche Erfordernisse
                              zuruͤkzulegen.Aber auch bei einer hinreichenden Dampferzeugung
                                    waͤre es nicht nur im hoͤchsten Grade
                                    gefaͤhrlich, sondern auch die unverzeihlichste
                                    Verschwendung von bewegender Kraft und von
                                    Brennmaterial, wenn man die Spannkraft des Dampfes im
                                    Kessel bestaͤndig in einem so hohen Grade
                                    gesteigert erhalten wollte, als von Zeit zu Zeit zu
                                    außerordentlichen Anstrengungen auf einige Augenblike
                                    noͤthig werden kann, und diese Spannkraft die
                                    ganze uͤbrige Zeit uͤber auf eine
                                    gewaltsame Weise dadurch zu brechen und zu
                                    maͤßigen suchte, daß man den Dampf auf seinem
                                    Wege zu den Cylindern durch die engsten Oeffnungen zu
                                    dringen zwaͤnge, was man in England wiredrawing wie gesagt (Drahtziehen) nennt. A. d.
                                    Ueb. Hr. Gurney selbst
                              fuͤhlte die Unwirksamkeit dieser Cur des Hrn. Doctors,
                              und gibt uns daher ein drittes Mittel zur Verstaͤrkung
                              der Kraft seiner Maschinen an, um groͤßere Lasten auf der
                              Ebene, oder dieselbe Ladung bergaufwaͤrts fortzuschaffen,
                              welches so reichhaltig ist, daß wir es unsern Lesern in seinen
                              eigenen Worten mittheilen muͤssen.
                           Auf die von dem Comité des Unterhauses an ihn gerichtete
                              Frage:
                           
                              „„Welchen Durchmesser geben Sie den
                                 forttreibenden Raͤdern Ihrer neuen
                                 Dampfwagen?““
                              
                           antwortete Hr. Gurney:
                           „„Ich denke denselben beilaͤufig
                                 fuͤnf Fuß zu geben. Ich bemerke, daß, wenn man ein
                                 Rad von fuͤnf Fuß von der Achse abnimmt, und ein
                                 anderes von 2 1/2 Fuß Durchmesser anstekt, die Kraft der
                                 Maschine verdoppelt wird, indem sie dabei
                                 natuͤrlicher Weise die Haͤlfte ihrer
                                 Geschwindigkeit verliert; dieses Verfahren mag in einigen
                                 Faͤllen vorteilhaft seyn, bei Wagen, welche zu
                                 allgemeinem Gebrauche bestimmt sind; um wechselweise
                                 leichtere Ladungen schneller und schwerere langsamer
                                 fortzubringen, koͤnnen nach Umstaͤnden
                                 groͤßere oder kleinere Raͤder augestekt
                                 werden.““ (S. Bericht des Comité,
                              S. 19.)
                           So muͤssen wir also, wenn wir uns in eine Dampfkutsche des
                              Hrn. Gurney sezen, uns mit einem
                              Vorrathe von Reserveraͤdern von verschiedener
                              Groͤße, von der Hoͤhe von 10 Fuß und 10 Zollen
                              unserer großen Karren fuͤr Zimmerholz bis zum Maße von 2
                              Fuß und 2 Zoll fuͤr Kinderwaͤgelchen versehen!
                              – Leicht beladen treten wir unsere Reise mit den
                              ordinaͤren fuͤnffuͤßigen Raͤdern an;
                              sobald wir aber auf dem Wege noch eine Ladung aufnehmen, oder an
                              eine bedeutende Anhoͤhe kommen, muͤssen wir die
                              Kappen vor den Raͤdern abschrauben, die
                              Vorsteknaͤgel herausziehen, die Raͤder wegnehmen,
                              den hintern Theil des Wagens zu dem maͤßigen Abstande von
                              15 Zoll vom Boden niederlassen, und kleine Raͤderchen
                              ansteken! – Herrliches Manoͤver: koͤstliche
                              Anstalt zum Reisen im neunzehnten Jahrhundert! – Wir
                              muͤssen in unsern Ueberroͤken, oder im vordem
                              Size, oder rings an der Kutsche angehaͤngt, wo wir am
                              besten Raum fuͤr so voluminoͤse Passagiere finden,
                              eine ganze Sammlung von Wagenraͤdern verschiedener
                              Groͤße mitnehmen, um sie nach einander wechselsweise zu
                              gebrauchen, „so wie es die
                                    Umstaͤnde erfordern“!
                              –Wir muͤssen hier bemerken, daß, wenn die großen
                                    Hinterraͤder abgenommen und kleinere an ihre
                                    Stelle gestekt werden, auch mit den vordern
                                    Raͤdern des Wagens eine aͤhnliche
                                    Auswechselung vorgenommen werden muß, weil sonst das
                                    ganze Fuhrwerk eine schiefe, nach Hinten
                                    abhaͤngige, Lage erhielte, welche gerade beim
                                    Aufwaͤrtsfahren hoͤchst ungeschikt und
                                    nachtheilig waͤre. Man muͤßte daher auf
                                    alle Falle eine vollstaͤndige Sammlung von
                                    wenigstens zwoͤlf besondern Wagenraͤdern
                                    mitschleppen. – Es ist unbegreiflich, wie ein
                                    Mann, der Maschinen verbessern will, auf den Einfall
                                    gerathen konnte, ein so unbequemes und zeitraubendes
                                    Mittel vorzuschlagen, da es doch jedem geuͤbten
                                    Mechaniker leicht seyn muß, eine andere einfache
                                    Vorrichtung anzuordnen, durch welche, ohne den
                                    geringsten Zeitverlust, und ohne, den Gang des Wagens
                                    nur einen Augenblik zu hemmen, derselbe Zwek erreicht
                                    werden kann, wenn es naͤmlich nur auf eine statische Potenzirung der
                                    bewegenden Kraft (eine Hebelveraͤnderung)
                                    ankommt, wobei natuͤrlich die Bewegung um so
                                    Vieles langsamer wird, als der zu uͤberwindende
                                    Widerstand groͤßer wird. Allein nicht hierin, liegt das
                                    Schwierigste und das Wesentlichste der Aufgabe. Wenn ein
                                    Dampfwagen allen Forderungen vollkommen entsprechen
                                    soll, so muß der darauf befindliche
                                    Maschinenwaͤrter es in feiner Gewalt haben, die
                                    dynamische Wirkung seiner
                                    Maschine von einem Augenblike zum anderen so zu
                                    veraͤndern, daß der Lauf des Wagens auf der Ebene
                                    nach Gefallen beschleunigt, und beim
                                    Aufwaͤrtsfahren wenigstens nicht bedeutend
                                    vermindert werde, so daß z.B. eine gewoͤhnliche
                                    Wirkung von vier Pferden bis zu 12–24 Pferden
                                    gezoͤgert wuͤrde. Daß aber dieses mit
                                    einer Dampfmaschine und mit der gewoͤhnlichen
                                    Anordnung von Dampfwagen absolut unmoͤglich ist,
                                    glauben wir im Allgemeinen und à priori behaupten zu duͤrfen.
                                    A. d. Ueb.
                              
                           Mit allen diesen Maͤngeln verzweifeln wir indessen doch
                              nicht ganz am endlichen Gelingen des Hrn. Gurney. Er hat sich weder ungeneigt zu Verbesserungen,
                              noch zu hartnaͤkig fuͤr irgend ein besonderes
                              System gezeigt, und bereits drei verschiedene Systeme nach
                              einander angenommen. Er bediente sich zuerst kuͤnstlicher
                              Fuͤße, den Pferdefuͤßen aͤhnlich, zum
                              Fortschieben seiner Wagen; dann gab er diese auf, und
                              beschraͤnkte sich auf Raͤder; endlich trennte er
                              die Dampfmaschine, welche anfaͤnglich unter dem
                              Kutschenkasten sich befand, und worin die Reisenden sizen, von
                              diesem und brachte sie vorne am Wagen an, um als ein Dampfpferd
                              den Wagen zu ziehen. Er mache jezt noch eine
                              Veraͤnderung, aber eine gaͤnzliche, radikale
                              Veraͤnderung, und wir versprechen ihm guten Erfolg. Er
                              baue einen wirksameren Kessel, erweitere und verkuͤrze
                              die Dampfroͤhren, gebe seinen Cylindern einen
                              groͤßeren Durchmesser, vereinfache die
                              Steuerung, seze das Ganze auf elastische Federn, und erfinde
                              eine bequemere und tauglichere Art, die Kraft seiner Maschine zu
                              veraͤndern. So lange er aber alles dieses nicht zu Stande
                              bringt, muͤssen wir uͤber seinen Dampfwagen
                              dasselbe Unheil faͤllen, welches einst ein
                              Schottlaͤnder uͤber seine Jagdflinte
                              aͤußerte, indem er behauptete, es waͤre eine sehr
                              gute Flinte, nur brauchte sie eine neue Schiftung, einen neuen
                              Lauf, und ein neues Schloß. –
                           Hr. Walter Hancock ist der Erfinder
                              einer andern Dampfkutsche, welche einige Zeit lang auf der
                              Harrowstraße als ein Omnibus mit
                              einigem Erfolge lief. Hr. Hancock hat
                              einen wirksamen Kessel, und eine kraͤftige Dampfmaschine
                              erfunden, und diese auf eine viel bessere Art, als bisher
                              geschah, an Federn aufgehaͤngt. Aber seine Maschine
                              scheint fuͤr große Schnelligkeit nicht geeignet und
                              uͤberschreitet nicht den maͤßigen Schritt von acht
                              Meilen in einer Stunde. Sie ist plump und schwer, und hat, wie
                              wir glauben, bereits das Hoͤchste erreicht, was sie zu
                              leisten faͤhig ist. Sie gleicht den ungestalten
                              franzoͤsischen Diligencen, und es fehlt ihr zu einer
                              vollkommenen Gleichheit mit einem jener langsamen Fuhrwerke, nur
                              oben das hohe Cabriolet. Wenn man diese Maschine betrachtet, so
                              koͤmmt man fast auf den Gedanken, daß die Kunst, Wagen zu
                              bauen, einen Ruͤkschritt von einem halben Jahrhundert
                              gemacht hat.
                           Wir geben des Erfinders eigene Beschreibung dieses Dampfwagens
                              aus dem Berichte der Comité des Unterhauses.
                           Frage.
                           
                              „Wollen Sie uns erklaͤren, welche Fortschritte
                                 Sie in der Verbesserung Ihres Dampfwagens gemacht
                                 haben?“
                              
                           Antwort.
                           
                              „„Meine hauptsaͤchlichste Verbesserung
                                 besteht, meiner Meinung nach, in der neuen Construction des
                                 Dampfkessels, welcher um Vieles leichter ist als alle bisher
                                 gebrauchten Kessel. Er ist aus flachen Kammern von
                                 ungefaͤhr 2 Zoll Dike zusammengesezt, welche in
                                 vertikaler Richtung nebeneinander stehen, mit einem
                                 Zwischenraͤume von 2 Zoll; ich habe zehn solche
                                 Kammern, und zehn Flammenzuͤge, und unter diesen
                                 einen Feuerherd von 6 Quadratfuß. Die Kammern sind von der
                                 Haͤlfte bis zu zwei Drittel mit Wasser
                                 gefuͤllt, und enthalten in ihrem uͤbrigen
                                 obern Raͤume Dampf. Alle diese Kammern sind oben und
                                 unten mit einander in Verbindung gesezt mittelst zweier
                                 starken Bolzen, welche sie zusammenhalten; wenn man diese
                                 Bolzen losschraubt, fallen alle zehn Kammern auseinander,
                                 und wenn man die Bolzen wieder
                                 festschraubt, sind alle Kammern wieder dicht. Der Dampf wird
                                 oben durch den Mittelpunkt eines der Feuerzuͤge
                                 ausgetrieben, und das noͤthige Speisewasser wird
                                 unten durch eine Drukpumpe eingetrieben. Der Kessel befindet
                                 sich hinter dem Wagen, und der Behaͤlter fuͤr
                                 die Maschine zwischen dem Kessel und dem Kutschenkasten. Die
                                 Maschinen stehen senkrecht zwischen dem Kessel und den
                                 Reisenden, welche den vordern Theil des Wagens einnehmen, so
                                 daß das ganze Maschinenwerk hinten, und die Reisenden vorne
                                 sich befinden.““
                              
                           Frage.
                           
                              „„Welches Gewicht hat Ihr
                                 Wagen?““
                              
                           Antwort.
                           
                              „„Ich sollte denken, beilaͤufig 3 1/2
                                 Tonnen.““
                              
                                 
                                 Nach dem Aeußern dieses ungeheuren Fuhrwerkes, von
                                    welchem die erste Tafel zum ersten Hefte des XLV. Bandes
                                    des polyt. Journ. und die
                                    zwoͤlfte Kupfertafel der unlaͤngst
                                    erschienenen historischen und
                                       praktischen Abhandlung uͤber Fortbewegung
                                       ohne Thierkraft mittelst Dampfwagen auf
                                       gewoͤhnlichen Landstraßen, von Alexander
                                       Gordon, aus dem Englischen. Weimar,
                                       Landes-Industrie-Comptoir.
                                       1833, eine Ansicht liefert,
                                    sollten wir denken, daß diese Riesenmaschine ohne alle
                                    Ladung und ohne die noͤthigen Vorraͤche
                                    von Wasser und Brennmaterial wenigstens sechs Tonnen
                                    waͤge. A. d. Ueb.
                                 
                              
                           Frage.
                           
                              „„Auf wie viele von Ihren Raͤdern wenden
                                 Sie Ihre Kraft an?““
                              
                           Antwort.
                           
                              „„Auf zweie, gelegenheitlich nur auf Eines; die
                                 Achse meines gegenwaͤrtigen Wagens ist ganz den
                                 gewoͤhnlichen jezt gebraͤuchlichen Wagen
                                 gleich, gerade, und nur an den Enden gebogen, und ich habe
                                 eine Kette, die um die Nabe des Rades sich schlingt, und mit
                                 einer andern Kette an einer Scheibe in Verbindung steht,
                                 welche an der Kurbelachse der Maschine befestigt ist. Zwei
                                 Cylinder arbeiten an zwei Kurbeln, genau so wie bei andern
                                 Dampfwagen. Diese Cylinder sind 4 Fuß von der Achse der
                                 hintern Raͤder entfernt, und ihre Verbindung mittelst
                                 der Kette gestattet mir, das Maschinenwerk auf Federn zu
                                 legen, so daß der Koͤrper des Wagens sich auf und
                                 nieder schwingen kann.““
                              
                           Frage.
                           
                              „„Ist Ihrer Maschine je ein Unfall
                                 zugestoßen?““
                              
                           Antwort.
                           „„Nein; ausgenommen ein Mal, da meine Kette
                                 brach““ – (S. 32.)
                           
                           Dieser Unfall mit der Kette, und ein anderer, da der Kessel,
                              jedoch ohne Nachtheil fuͤr die Reisenden, zerbarst, sind
                              die einzigen weiteren, bemerkungswerthen Umstaͤnde, die
                              aus der Befragung des Hrn. Hancock
                              sich ergaben.Wir muͤssen hier noch die Bemerkung
                                    beifuͤgen, daß das Bersten der Hancock'schen Kessel bei
                                    fortwaͤhrendem Gebrauche sehr haͤufig zu
                                    befuͤrchten ist, und daß die Folgen davon, wenn
                                    zufaͤlliger Weise mehrere Kammern zugleich
                                    spraͤngen, nicht immer so unschaͤdlich
                                    ausfallen duͤrften, besonders wenn der Druk des
                                    Dampfes (nach der eigenen Aussage des Hrn. Hancock vor der Comité
                                    des Unterhauses) bis zu 100 Pfund auf den Quadratzoll
                                    gesteigert werden soll. Man ist jezt allgemein davon
                                    uͤberzeugt, daß die meisten Explosionen von
                                    Dampfkesseln durch das Sinken des darin enthaltenen
                                    Wassers verursacht werden, wenn naͤmlich der
                                    Zufluß desselben durch die Speisungspumpe zu schwach
                                    wird, so daß die trokenen Seitenwaͤnde mit dem
                                    Feuer in Beruͤhrung kommen und gluͤhend
                                    werden, und es ist daher eine der ersten und wichtigsten
                                    Regeln bei der Construction dieser Kessel, daß man die
                                    Flammen- und Rauchzuͤge nur an dem
                                    unteren, mit Wasser gefuͤllten Theile des Kessels
                                    herum fuͤhrt, nie aber mit dem oberen Theile,
                                    worin der Dampf enthalten ist, in Beruͤhrung
                                    bringt. Nun bestreicht aber bei der Hancock'schen Vorrichtung die
                                    Flamme die Waͤnde der Kammern in ihrer ganzen
                                    Breite und Hoͤhe von unten bis oben, und es ist
                                    daher das Gluͤhendwerden der obersten Theile
                                    dieser Kammern uͤber dem Niveau des darin
                                    enthaltenen Wassers unvermeidlich. Wenn dann durch einen
                                    zufaͤlliger Weise vermehrten Zufluß von
                                    Speisungswasser der Wasserspiegel in den Kammern wieder
                                    hoͤher steigt, oder durch das Schuͤtteln
                                    des Wagens ein Theil des Wassers an diese
                                    gluͤhenden Platten geworfen wird, so muß
                                    augenbliklich die Erzeugung einer so großen Menge von
                                    hoͤchst elastischem Dampfe erfolgen, daß eine
                                    Explosion unvermeidlich ist. Hierin liegt das
                                    groͤßte und wesentlichste Gebrechen dieser neuen
                                    Art von Dampfkessel; und, sollte auch durch ein
                                    außerordentliches Gluͤk eine laͤngere Zeit
                                    hindurch keine Explosion entstehen, so ist doch leicht
                                    einzusehen, daß die eisernen Platten durch Rost und
                                    Verbrennen einer sehr schnellen Zerstoͤrung
                                    unterworfen seyn muͤssen, daher diese Kessel
                                    nicht lange dauern koͤnnen. Endlich ist auch
                                    nicht zu verkennen, daß der Aufwand von Brennmaterial
                                    bei diesem Kessel, da die Flamme auf dem
                                    kuͤrzesten Wege vom Rost in den Schornstein
                                    zieht, verhaͤltnismaͤßig groͤßer
                                    als bei der gewoͤhnlichen Anordnung seyn muß, wo
                                    die Flamme und heiße Luft durch lange
                                    Circulirroͤhren um den Kessel herum geleitet
                                    werden; was denn auch wohl die Ursache ist, daß die
                                    Dampferzeugung der Groͤße der
                                    Beruͤhrungsflaͤchen nicht entspricht. A.
                                    d. Ueb. Mit einem andern Daͤmpfungen sind um
                              laͤngst die Herren Ogle und
                              Summers aufgetreten, und haben
                              einige Versuche gemacht, wobei im Durchschnitt eine
                              Geschwindigkeit von 8 oder 10 Meilen in einer Stunde erreicht
                              wurde. Allein das Maschinenwerk dieses Wagens liegt nicht auf
                              Federn, und sein Umfang und Gewicht sind so ungeheuer, daß sein
                              Gelingen kaum zu hoffen ist. Das einzige einiger Maßen Neue an
                              diesem Wagen ist der Kessel, welcher zur Erzeugung von Dampf von
                              einem ungeheueren Druke geeignet zu seyn scheint. So lange
                              dieser Dampfwagen indessen durch keine groͤßeren und mehr
                              versprechenden Leistungen sich auszeichnet, als bisher, halten
                              wir eine detaillirte Beschreibung seiner Theile nicht
                              fuͤr interessant genug, um uns fuͤr die
                              Muͤhe einer tieferen Eroͤrterung zu belohnen. Wir
                              begnuͤgen uns einstweilen mit der Versicherung, daß die Construction dieses Dampfwagens die
                              Bedingungen nicht erfuͤllt, welche wir als wesentlich
                              nothwendig zu einem vollstaͤndigen Gelingen aufgestellt
                              haben.Wir werden uͤber diesen Dampfwagen unsere weiteren
                                    Bemerkungen am Schlusse dieser Abhandlung
                                    nachtraͤglich geben. A. d. Ueb.
                              
                           Wir haben uns bei unsern Nachbarn jenseits des Canals umgesehen,
                              um einige Aufklaͤrungen oder nuͤzliche Winke
                              uͤber diesen Gegenstand zu erhalten, fanden uns jedoch in
                              unserer Erwartung getauscht. Zwei Werke, das erste unter dem
                              Titel: Considérations sur les
                                 chemins de fer et sur les machines locomotives, par M. J.
                                 Cordier. Paris, 1830. 8°. und das zweite: Traité pratique sur les chemins de
                                 fer et sur la théorie des chariots à vapeur
                                 etc.; traduit de l'Anglais de M. Tredgold, par J.
                                 Duperré. Paris, 1831. 8°, sind beinahe
                              die einzigen, in welchen dieser Gegenstand mit Sachkenntniß
                              behandelt wird, und eines davon ist, wie man sieht, eine
                              Uebersezung aus dem Englischen.Von Allem, was hieruͤber in Deutschland seit
                                    mehreren Jahren, und zwar lange, ehe man in Frankreich
                                    an Eisenbahnen nur gedacht hatte, geschrieben worden,
                                    scheint der Verfasser keine Kenntniß zu haben, und das
                                    polytechnische Journal scheint in England noch ganz
                                    unbekannt zu seyn. – A. d. Ueb.
                              
                           Eine vor Kurzem angefangene Eisenbahn zwischen Roanne und
                              Saint-Etienne ist gegenwaͤrtig ihrer Vollendung
                              nahe, und die Eigenthuͤmer derselben haben zwei englische
                              Dampfwagen, den einen von Hrn. Stephenson, den anderen von den Herren Fenlow und Murlay's zu Leeds,
                              angeschafft, um solche zu demselben Zweke wie auf der
                              Liverpool-Eisenbahn anzuwenden. Wir geben hier eine
                              Nachricht von einem theilweisen Versuche mit dem ersten jener
                              Wagen, woraus man sieht, wie entzuͤkt unsere lebhaften
                              Nachbarn von der Idee sind, 40 Meilen in einer Stunde
                              zuruͤkzulegen, eine Schnelligkeit so verschieden von
                              derjenigen, mit welcher sie bisher zu reisen gewohnt waren; und
                              wie sehr sie sich daruͤber freuen, daß sie jezt nicht
                              mehr den Canal zu passiren genoͤthigt sind, um Zeugen
                              dieser „étonnante
                                    decouverte“ zu seyn.
                           
                              „Le premier Juillet (1832) la
                                    première de ces machines a été mise
                                    en expérience, avec le concours du préfet
                                    de la Loire, des autorités du départament,
                                    et d'un grand nombre de curieux et de dames. Le convoi
                                    était composé de douze voitures,
                                    renfermant 400 personnes; l'une de ces voitures en
                                    portrait 80 à elle seule. Comme c'était
                                    une des premières sorties de la machine, et que
                                    même le magazin à eau et à charbons
                                    n'était pas encore arrivé, la marche des
                                    convois n'a pu être aussi rapide, aussi
                                    regulière, qu'elle deviendra lorsque
                                 
                                 le service sera réglé.
                                    Cependant les sésultats obtenus sent très
                                    satisfaisans: vingt lieues ont été
                                    parcourrues en deux heures et cinquante minutes de
                                    marche effective. Le trajet de Feurs à Montroud,
                                    d'une longueur de trois lieues, a été
                                    parcourrue en quinze minutes, ce qui donne une vitesse
                                    de douze lieues à l'heure; par momens elle s'est
                                    élevée à 13 et même a 14
                                    lieues à l'heure. La machine brûle du coke
                                    et ne donne aucune fumée; la vapeur
                                    projetée dans la cheminée dispense du
                                    ventilateur ou d'autre machine soufflante. Toutes les
                                    personnes qui ont assiste à cette fête
                                    d'un genre nouveau, et particulièrement les
                                    dames, se sont retirées très satisfaites
                                    de la célérité et de la
                                    sûreté d'un voyage qu'elles ont pu faire
                                    sans éprouver la moindre fatique, et elles ont
                                    senti tout le prix dont serait ce chemin de fer
                                    prolongé jusqu'à Paris, pour
                                    l'établissement d'une communication rapide entre
                                    le midi et le nord de la France.“
                              
                                 
                                 Bei dieser aus mehreren franzoͤsischen
                                    Blaͤttern entnommenen Nachricht ist zu bemerken,
                                    daß ein großer Theil der Eisenbahn zwischen Roanne und
                                    St. Etienne ein nicht unbedeutendes Gefaͤlle hat.
                                    A. d. Ueb.
                                 
                              
                           Hier sind wir nun bis zum Schlusse unserer Abhandlung gekommen.
                              Alles zusammen erwogen, finden wir, daß das Mißlingen, welches
                              bis jezt alle Versuche mit Dampfwagen getroffen hat, nicht in
                              einer nothwendigen und natuͤrlichen
                              Unmoͤglichkeit, die Kraft des Dampfes zu diesem besondern
                              Zweke anzuwenden, sondern in der Unvollkommenheit und den
                              Maͤngeln der Erfindungen, welche bisher gemacht worden,
                              seinen Grund hatte; indem es diesen Erfindungen an den
                              wesentlichsten Eigenschaften, welche zum vollkommenen Gelingen
                              bedungen sind, mehr oder weniger fehlte. Wir finden, daß es
                              leicht gewesen waͤre, das Mißlingen aller dieser
                              Maschinen aus ihrer Bauart vorauszusagen; so wie wir jezt das
                              kuͤnftige Mißlingen aller nach denselben Principien
                              construirten Dampfwagen vorhersagen; wir finden, daß es ein
                              Irrthum war, zu glauben, daß es diesen Maschinen nur in einigen
                              praktischen Details fehlte, welche durch weitere Erfahrungen
                              verbessert und ergaͤnzt werden koͤnnten; daß
                              vielmehr jede derselben das Princip ihrer unvermeidlichen
                              Zerstoͤrung schon enthielt, und daß sie durchaus keines
                              hoͤheren Grades von Vollkommenheit faͤhig sind,
                              als derjenige ist, welchen sie erreicht haben; endlich, daß ein
                              gluͤklicher Erfolg doch von solchen Erfindungen noch zu
                              hoffen ist, welche allen von uns aufgestellten Bedingungen
                              vollkommen entsprechen werden.
                           
                        
                           
                           
                              C.
                              
                           Ueber die Wege und Mittel, durch welche diese Erfindung zur
                              erwuͤnschten Vollkommenheit zu bringen seyn
                              moͤchte, erlaubt uns der beschraͤnkte Raum dieser
                              Blaͤtter keine weitere ausfuͤhrliche Untersuchung,
                              und wir muͤssen unsere Leser deßhalb auf die
                              Erklaͤrung des Hrn. Farey in
                              dem Berichte der Comité des Unterhauses hinweisen. Er
                              empfiehlt der Regierung, einen anstaͤndigen Preis, z.B.
                              von 10,000 Pfd. Sterl., fuͤr den besten Plan auszusezen,
                              um das Talent zur Hervorbringung groͤßerer Verbesserungen
                              aufzumuntern. Wir sind allerdings der Meinung, daß
                              gegenwaͤrtig kein mit der zur Loͤsung einer
                              solchen Aufgabe erforderlichen Wissenschaft und Geschiklichkeit
                              begabter Mann Lust haben kann, in eine Reihe von ungewissen,
                              zugleich gefaͤhrlichen und kostbaren Versuchen sich
                              einzulassen. Bei dem gegenwaͤrtigen Zustande unserer
                              Gesezgebung ist ein koͤnigl. Patent wenig mehr als ein
                              besudeltes Pergament (blotted
                                 parchment). – Wenn wir aber auch annehmen
                              koͤnnten, daß das Eigenthum und die guͤltigen
                              Anspruͤche eines Erfinders durch ein Patent vollkommen
                              gesichert waͤren, so sind wir doch der Meinung, daß die
                              Regierung durch Belohnung des Erfinders und Freigeben seiner
                              Erfindung an das Publicum der Nation einen viel groͤßeren
                              Dienst erweisen wuͤrde, als durch Erstikung derselben
                              unter dem Zwang eines Monopols.Ueber die Unsicherheit der englischen Patente und die
                                    hundertfaͤltigen juristischen Kniffe und
                                    Jonglerieen, durch welche der verdienstvollste Erfinder
                                    um sein mit schwerem Gelde erkauftes Eigenthumsrecht
                                    geprellt werden kann, ist in diesem Journale schon so
                                    Vieles gesagt worden, daß eine Wiederholung
                                    uͤberfluͤssig waͤre. – Der
                                    Vorschlag des Hrn. Farey
                                    duͤrfte aber, nach unserem Dafuͤrhalten,
                                    nicht nur der englischen Regierung, sondern auch allen
                                    uͤbrigen Regierungen um so mehr zu empfehlen
                                    seyn, als der hier in Frage stehende Gegenstand
                                    fuͤr alle Staaten und Nationen gleich wichtig
                                    ist, und durch eine gemeinschaftliche Unterzeichnung der
                                    zu leistendes Beitrag von jeder einzelnen Regierung
                                    unbedeutend wuͤrde A. d. Ueb.
                              
                           Obwohl wir mit Hrn. Farey die Meinung
                              theilen, daß die Classe von Individuen, welche bisher fast
                              allein mit der Erfindung von Dampfwagen sich beschaͤftigt
                              hat, nicht aus denjenigen Personen besteht, von welchen wir die
                              endliche Vervollkommnung dieser Maschinen erwarten
                              duͤrfen, so koͤnnen wir doch keineswegs zugeben,
                              daß gewoͤhnliche Maschinenbauer und Werkmeister zur
                              gluͤklichen Loͤsung dieser Aufgabe geschikter
                              waren. Was diese betrifft, so glauben wir, daß sie eben durch
                              ihre bisherige Erfahrung in ihrem eigentlichen Gewerbe zu diesem
                              neuen Geschaͤfte untauglich geworden sind; und wir finden
                              uns in dieser Meinung durch den Umstand bestaͤrkt, daß
                              wir Zeugen bei den ersten und lezten Versuchen gewesen sind,
                              welche mit vier Dampfwagen nach verschiedenen Principien
                              vorgekommen wurden die saͤmmtlich von geschikten
                              und sehr erfahrenen Ingenieuren gebaut worden, wovon zwei an der
                              Spize ihrer eigenen Etablissements fuͤr
                              gewoͤhnlichen Maschinenbau stehen: Gerade diese Maschinen
                              – wir nehmen keinen Anstand es zu sagen – waren
                              die schlechtesten, die wir je gesehen haben. Die Ursache davon
                              ist klar genug. Die Eigenschaften von guten stationaͤren
                              Dampfmaschinen (d.i. von solchen, die an ihrer Stelle
                              unveraͤnderlich bleiben), an deren Verfertigung diese
                              Mechaniker gewoͤhnt sind, bilden gerade das
                              Entgegengesezte von jenen Eigenschaften, welche die fahrenden
                              oder fortschaffenden Maschinen erfordern. Die groͤßte
                              Vollkommenheit der stationaͤren (fixirten) Maschinen
                              besteht in ihrer steifen, festen Unbeweglichkeit, in ihrer
                              Staͤrke, und folglich in ihrem Gewichte. Die fahrenden
                              Maschinen hingegen erfordern im hoͤchsten Grade
                              Biegsamkeit, Beweglichkeit und Leichtigkeit. Die fortschaffende
                              Mechanik (locomotion) ist in diesem
                              Betrachte in der That eine ganz neue, Wissenschaft, und muß ihre
                              Reife und ihre Vollkommenheit von dem Kopf eines
                              wissenschaftlich ausgebildeten und originellen Genie's erhalten,
                              und nicht von einem empirischen und handwerkmaͤßig sich
                              abplakenden (plodding) Fabrikanten.
                              Die Aufgabe, einen sich selbst bewegenden und große Lasten
                              fortschaffenden Wagen zu bilden, naͤhert sich mehr der
                              Schoͤpfung eines Thieres, als jede andere Aufgabe, mit
                              deren Loͤsung der menschliche Erfindungsgeist sich je
                              beschaͤftigt hat. Ein kuͤnstliches Thier soll
                              geschaffen werden, welches die Schnelligkeit des Hirsches mit
                              der Staͤrke des Elephanten vereinigt! – Das
                              Studium des Koͤrperbaues der Thiere moͤchte dazu
                              fuhren, die Wichtigkeit einer Verbindung von Staͤrke,
                              Leichtigkeit und Biegsamkeit einzusehen und zu wuͤrdigen.
                              Nur von einer solchen Combination, nicht aber von den
                              Bemuͤhungen eines praktischen Projectanten, welcher nicht
                              Wissenschaft mit Geschiklichkeit verbindet, ist ein
                              gluͤklicher und befriedigender Erfolg wahrscheinlicher
                              Weise zu erwarten.
                           Was die wohlthaͤtigen Folgen einer so vollendeten
                              Loͤsung dieser Aufgabe betrifft, so haͤlt die
                              Commission des Unterhauses dafuͤr, „daß die Anwendung lebloser statt
                                    thierischer Kraͤfte, eine der wichtigsten
                                    Verbesserungen sey, welche je in den Mitteln innerer
                                    Communication eingefuͤhrt worden
                                    sind.“ Die hievon zu hoffenden moralischen,
                              politischen und commerciellen Resultate hat Hr. Gordon in seinem angefuͤhrten
                              Werke: On Elemental Locomotion,
                              ausfuͤhrlich und mit Geschiklichkeit eroͤrtert:
                              doch ist er vielleicht zu sanguinisch in seinen Hoffnungen von
                              einem Lieblingsgegenstande, wenn er diesen als ein
                              Universalmittel gegen alle Uebel empfiehlt, an welchen jezt der
                              Wohlstand und die Kraͤfte des Reiches leiden. Wir sind
                              nicht ganz so sanguinisch fuͤr die
                              Wirksamkeit eines noch nicht versuchten Heilmittels eingenommen,
                              um dasselbe ernstlich als eine infallible Cur unserer
                              Ubervoͤlkerung, als ein Surrogat fuͤr die
                              Auswanderungsakte, als ein Gegengift wider den Hunger, als ein
                              Specificum fuͤr alle Uebel Irelands, als eine Aufhebung
                              unserer Korngeseze, und als eine Tilgung unserer Nationalschuld
                              vorzuschlagen. Dennoch erwarten wir von dieser
                              Veraͤnderung viel Gutes. Wenn die (allgemeine)
                              Einfuͤhrung von Dampfwagen unsere Transporte
                              beschleunigt, unsere kostbare Zeit erspart, und die
                              Kraͤfte des Landes concentrirt, waͤhrend sie
                              zugleich den entferntesten Theilen des Reiches den Absaz der
                              Producte ihres Gewerbfleißes erleichtert, und neue Quellen von
                              Wohlstand oͤffnet; – wenn hiedurch die grausame
                              Behandlung von Thielen vermindert, und zugleich das moralische
                              Verderbniß, welches von der Ausuͤbung solcher
                              barbarischen Handlungen unzertrennlich ist, verhuͤtet
                              wird; – wenn es uns gelingen sollte, durch dieselben
                              Maschinen Pferde entbehrlich zu machen, durch welche wir
                              fruͤher Menschen ersezt haben, und so durch die Maschinen
                              selbst einige Uebel zu heilen, welche sie verursacht haben;
                              – wenn, durch Verminderung der Production von Haber und
                              vermehrte und wohlfeilere Erzeugung von Weizen (oder Roken) wir
                              einen Penny von des armen Mannes Brodlaib, oder einen Seufzer
                              von der Harte seines Schiksals hinweg nehmen, so werden wir
                              einen hohen und edlen Endzwek – einen des Genius eines
                              Newton und des Stolzes einer
                              Nation wuͤrdigen Endzwek erreichen.
                           ––––––––––
                           Anmerkung. Da der Uebersezer dieser
                              im gegenwaͤrtigen Augenblike hoͤchst interessanten
                              Abhandlung die Mittheilung derselben den Lesern des
                              Polytechnischen Journals nicht verzoͤgern will, so
                              behaͤlt sich derselbe die noch nicht ganz vollendete
                              Ausarbeitung seiner eigenen nachtraͤglichen Bemerkungen
                              uͤber diesen wichtigen Gegenstand fuͤr eines der
                              naͤchstfolgenden Hefte vor.
                           Muͤnchen, den 10. Maͤrz
                              1833.
                           J. v. Baader.