| Titel: | Beschreibung einer Pumpe mit doppelter Wirkung, mit welcher man das Wasser auf jede beliebige Höhe heben kam, und auf welche Jean Marie Cordier, Mechaniker zu Beriers, im Departement du Herault ein Patent erhielt. | 
| Fundstelle: | Band 48, Jahrgang 1833, Nr. XV., S. 92 | 
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                        XV.
                        Beschreibung einer Pumpe mit
                           doppelter Wirkung, mit welcher man das Wasser auf jede beliebige
                           Hoͤhe heben kam, und auf welche Jean Marie Cordier, Mechaniker
                           zu Beriers, im Departement du Herault
                           ein Patent erhielt.
                        Aus den Brevets
                                 d'invention, auch im Repertory of
                                 Patent-Inventions. Januar 1833, S.
                              21.
                        Mit Abbildungen auf Tab. II.
                        Cordier, Beschreibung einer Pumpe mit doppelter
                           Wirkung.
                        
                     
                        
                           Fig. 16 stellt einen senkrechten Durchschnitt der
                              Maschine von a ist der
                              Koͤrper oder der Stiefel der Pumpe von vierekiger
                              Gestalt; er besteht aus zwei Theilen, welche in der Mitte durch
                              Schrauben mit einander verbunden sind. Von diesem Koͤrper
                              sieht man in Fig.
                                 17 einen horizontalen Durchschnitt.
                           b ist eine bronzene, innen sehr sein
                              polirte Roͤhre; diese wird mittelst einer Messingplatte,
                              die sich an deren Mitte befinde, und welche von
                              Außen die Communication zwischen dem oberen und unteren Theile
                              der Roͤhre unterbricht, in dem Koͤrper der Pumpe
                              festgehalten.
                           c ist ein Kolben ohne Klappe,
                              welcher in der Roͤhre b
                              spielt, und der entweder aus polirtem Bronze oder aus einem
                              sonstigen gehaͤrteten Metalle bestehen kann.
                           dd sind Zwillingsklappen,
                              welche durch die Messingplatte, die die Saugroͤhre h festhaͤlt, mit dem
                              Koͤrper der Pumpe in Verbindung stehen. Die eine dieser
                              Klappen communicirt mit dem oberen, die andere hingegen mit dem
                              unteren Theile des Pumpenkoͤrpers.
                           ee sind zwei andere
                              Zwillingsklappen, welche durch die Platte der aufsteigenden
                              Roͤhre i mit dem
                              Koͤrper der Pumpe verbunden sind, und von denen die eine
                              mit dem oberen, die andere mit dem unteren Theile desselben
                              Pumpenkoͤrpers communicirt.
                           Jede dieser vier Klappen ist mit einer Feder aus Messingdraht
                              versehen, und deren Wirkung ist eine und dieselbe, welche
                              Neigung der Koͤrper der Pumpe auch haben mag.
                           f ist eine Buͤchse
                              fuͤr die vierekige, schmiedeiserne, genau passende und
                              polirte Kolbenstange. In dieser Buͤchse befinden sich
                              Federn von maͤßiger Spannkraft, welche immer auf die
                              Kolbenstange druͤken, selbst wenn deren Durchmesser durch
                              den Gebrauch allmaͤhlich duͤnner wird. Sollte man
                              es fuͤr noͤthig finden, so koͤnnte man
                              nebst dieser Buͤchse auch noch eine zweite Buͤchse
                              g aus beoͤhltem Werg
                              anbringen, welche gleichfalls bestaͤndig durch Federn
                              ausgedruͤkt wuͤrde.
                           In Fig.
                                 18 sieht man den unteren Theil der Buͤchse f, und in deren Mittelpunkt das
                              Loch, welches zur Aufnahme der Kolbenstange dient.
                           
                        
                           Spiel der Pumpe.
                           Wenn das untere Ende der Saugroͤhre h unter das Wasser untergetaucht worden, so wird der
                              Kolben in Bewegung gesezt; dadurch wird, indem der Kolben
                              emporsteigt, die in der Roͤhre enthaltene Luft
                              verduͤnnt, so daß dieselbe auf diese Weise einen
                              groͤßeren Raum auszufuͤllen hat, als sie im
                              gewoͤhnlichen Zustande ausfuͤllen wuͤrde,
                              indem sich die untere Klappe d
                              oͤffnet, so wie der Kolben emporsteigt. Wenn der Kolben
                              hingegen herabsinkt, so schließt sich die untere Klappe d, und die unter dem Kolben
                              enthaltene Luft muß durch die obere Klappe e entweichen.
                           Waͤhrend nun der Kolben herabsteigt, bleibt die obere
                              Klappe d geoͤffnet, und die
                              Folge hievon ist, daß die in die Saugroͤhre
                              eingeschlossene Luft auf gleiche Weise fortwaͤhrend
                              verduͤnnt wird, und den uͤber dem Kolben
                              befindlichen Raum einnimmt. So wie hierauf der Kolben wieder
                              emporsteigt, schließt sich die obere Klappe d, und es oͤffnet sich die
                              obere Klappe e, durch welche dann
                              die in dem oberen Theile des Pumpenkoͤrpers enthaltene
                              Luft ausgetrieben wird. Waͤhrend dieser ganzen Zeit ging
                              also der Saugproceß uͤber dem Kolben fortwaͤhrend
                              fort.
                           So wie nun die Auf- und Niederbewegungen des Kolbens
                              fortgesezt werden, steigt das Wasser in dem in der
                              Saugroͤhre erzeugten Vacuum empor, um das Gleichgewicht
                              des Drukes der Atmosphaͤre herzustellen, und auf diese
                              Weise wird die Pumpe gefuͤllt, welche in keinem Falle
                              mehr als 10 Meter (beilaͤufig 31 Fuß) hoch senkrecht
                              uͤber der Flaͤche des Wassers, welches man heben
                              will, angebracht werden soll. Faͤhrt man fort den Kolben
                              zu bewegen, so steigt das Wasser in den Saug- und
                              Aufsteigroͤhren hi, der
                              Kolben mag hinauf oder herab an die Stelle steigen, an welche er
                              gelangen soll. Das Wasser kann auf diese Weise auf eine
                              unendliche Hoͤhe gehoben werden, wenn die Kraft der Pumpe
                              mit der Triebkraft in gehoͤrigem Verhaͤltnisse
                              steht, und der Hoͤhe, auf welche das Wasser gehoben
                              werden soll, angemessen ist. Aus der ganzen Einrichtung erhellt
                              offenbar, daß sich der Kolben weder gegen den Scheitel, noch
                              gegen den Boden der Pumpe bewegen kann, ohne daß das Wasser in
                              der Roͤhre i emporgehoben
                              wird.
                           Soll das Wasser auf eine sehr betraͤchtliche Hoͤhe
                              gehoben werden, so zwingt der starke Druk, den es dann in dem
                              Koͤrper der Pumpe erleidet, die in dem Wasser enthaltene
                              und verkoͤrperte Luft zum Theil zum Entweichen. Diese
                              Luft gelangt an den oberen Theil der in dem Koͤrper der
                              Pumpe enthaltenen Fluͤssigkeit, und zwingt die Schrauben,
                              wodurch die Buͤchse mit dem Koͤrper der Pumpe
                              verbunden ist, zum Nachgeben, damit sie entweichen
                              koͤnne, wenn man nicht eine kleine Roͤhre von
                              beilaͤufig 1/4 Zoll im Durchmesser an der Pumpe anbringt.
                              Eine solche Roͤhre, die man bei k sieht, muß durch eine kleine Federklappe
                              geschuͤzt werden, und mit dem Inneren der aufsteigenden
                              Roͤhre i communiciren.
                           
                        
                           Bemerkungen.
                           Die hier abgebildete und beschriebene Maschine ist durchaus nicht
                              complicirt, nicht sehr kostspielig, und doch sehr wirksam,
                              selbst wenn sie in kleinem Maßstabe erbaut worden. Sie
                              nuͤzt sich ferner nur wenig ab.
                           In der Stadt Beziers ist eine Maschine dieser Art errichtet,
                              welche mittelst einer Dampfmaschine getrieben wird, und welche
                              mit einem einzigen Hube 18 Zoll Wasser aus dem Orbeflusse 68
                              Meter oder 210 Fuß hoch hebt. Zur Erreichung einer solchen
                              Wirkung braucht der Pumpenkoͤrper bloß 6 Decimeter oder
                              beilaͤufig 22 Zoll hoch zu seyn, und dabei außen nur 22
                              Centimeter (8 Zoll 2 Lin.) im Gevierte zu haben.
                              Dieser kleine Raum vollbringt in Verbindung mit einer
                              Saugroͤhre und einer aufsteigenden Roͤhre die
                              Arbeit zweier Pumpen.
                           Die Pumpe laͤßt sich durch jede Triebkraft in Bewegung
                              sezen: durch Menschenhaͤnde, Pferde, Wasser, Wind oder
                              Dampf. Der Umfang und die Kraft der Pumpe stehen mit den
                              Anforderungen an dieselbe im Verhaͤltnisse. Die
                              Saug- und Aufsteigroͤhre sind jeder schiefen
                              Neigung, die man fuͤr zwekmaͤßig finden
                              moͤchte, faͤhig. Man kann dieselbe auch ganz unter
                              das Wasser untertauchen, und die Saugroͤhre ganz
                              weglassen, wenn das Wasser nicht zu niedrig ist. Eben so kann
                              man sie auch zum Gebrauche bei Feuersbruͤnsten tragbar
                              machen, indem man sie auf ein dreifuͤßiges Gestell
                              bringt, und zum Behufe des Bewegens des Kolbens eine Kurbel oder
                              einen Hebel daran anbringt. Zum Besprizen der Straßen, so wie
                              zum Waͤssern von bebautem Lande kann man sie mittelst
                              Wind oder Dampf treiben lassen. Da sie bei jeder Neigung unter
                              dem Wasser arbeiten kann, so verdient sie auch vor der
                              Archimed'schen Schraube, die bei einer zu geringen Neigung nicht
                              anwendbar ist, den Vorzug.
                           Die Maschine wird ihren Nuzen bei jeder Gelegenheit
                              bewaͤhren, wo eine große Menge Wasser um geringe Kosten
                              und mit geringer Handarbeit geliefert werden soll. Mit ihr kann
                              man das Wasser aus jedem Flusse oder jedem Brunnen auf jede
                              Hoͤhe, in die Zimmer eines jeden Stokwerkes etc., heben,
                              und eben so gut diene sie auch zum Treiben von Springbrunnen in
                              Gaͤrten. In Kellern kann man sich ihrer zum Umleeren der
                              Faͤsser bedienen; kurz sie taugt uͤberall, wo eine
                              Fluͤssigkeit gehoben werden soll, wenn man die Triebkraft
                              und die Festigkeit der Maschine der Hoͤhe anpaßt, auf
                              welche die Fluͤssigkeit gehoben werden soll.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
