| Titel: | Bericht, welchen Hr. Emil Weber über die Versuche erstattete, die mit dem hydraulischen Kreisel des Hochofens der Wittwe Caron zu Fraisans bei Besançon angestellt wurden. | 
| Fundstelle: | Band 48, Jahrgang 1833, Nr. XVI., S. 96 | 
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                        XVI.
                        Bericht, welchen Hr.
                           Emil
                              Weber uͤber die Versuche erstattete, die mit
                           dem hydraulischen Kreisel des Hochofens der Wittwe Caron zu Fraisans
                           bei Besançon angestellt wurden.
                        Aus dem Bulletin de la
                                 Société industrielle de Mulhausen. No.
                              25. S. 433.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. II.
                        Bericht uͤber den hydraulischen
                           Kreisel.
                        
                     
                        
                           Das Wasserrad mit senkrechter Welle, welches seit einigen Jahren
                              allgemein unter dem Namen des hydraulischen Kreisels bekannt
                              geworden, ist bereits eine sehr alte Erfindung. Man findet in
                              mehreren Gegenden Frankreichs dergleichen Raͤder oder
                              Kreisel zum Treiben von Muͤhlen oder anderen Maschinen
                              verwendet; meistens sind sie aber auf eine sehr rohe und
                              unvollkommene Art erbaut, und so viel wir wissen, existirt
                              bisher noch kein hydraulischer Kreisel, der den Bedingungen,
                              welche man davon erwarten darf, entspraͤche, oder der in
                              Hinsicht auf die Producte, die er gibt, mit den
                              gewoͤhnlichen Wasserraͤdern zu vergleichen
                              waͤre.
                           Die Société
                                 d'encouragement hat schon seit vielen Jahren
                              gefuͤhlt, wie nothwendig es waͤre, diese Luke
                              auszufuͤllen; die Wichtigkeit und der Werth, den sie der
                              Verbesserung und der allgemeineren Verbreitung dieser Kreisel
                              beimischt, erhellt am besten aus dem Preise, den sie mehrere
                              Jahre hindurch fuͤr denjenigen ausschrieb, der in Folge
                              irgend welcher Verbesserungen oder Modificationen die
                              hydraulischen Kreisel eben so vortheilhaft machen wuͤrde,
                              wie die gewoͤhnlichen Wasserraͤder.
                           Man hat bereits zu verschiedenen Malen versucht die Aufgabe der
                              Gesellschaft zu loͤsen; allein noch keiner der Bewerber
                              hat bisher den Preis errungen.
                           Die Gesellschaft weiß, daß sich eines unserer Mitglieder, Hr. Fourneyron, mit dem ihm eigenen Eifer
                              und Forschungsgeiste mit diesem wichtigen Gegenstande
                              beschaͤftigte, und daß er die fragliche Aufgabe mit
                              solchem Erfolge geloͤst zu haben glaubt, daß er, nach dem
                              er einige Kreisel erbaute, die nach seiner Meinung allen
                              Anforderungen Genuͤge leisteten, ein Patent auf seine
                              Erfindung nahm.
                           Hr. Fourneyron hat nun
                              kuͤrzlich auch auf den Werken der Fr. Wittwe Caron zu Fraisans bei Besançon
                              einen Kreisel von 20 Pferdekraͤften errichtet, der als
                              Triebkraft fuͤr das Geblaͤse eines Hochofens
                              dienen soll.Die Pferdekraft ist in diesem ganzen Berichte zu 100
                                    Kilogrammen angenommen, welche in einer Secunde auf
                                    einen Meter gehoben werden.A. d. O. In derselben ausgedehnten Niederlassung arbeitet
                              uͤbrigens auch schon seit mehreren Jahren ein Kreisel von
                              6 Pferdekraͤften, welcher gleichfalls die Kolben eines
                              Hochofens in Bewegung sezt. Das Comité der mechanischen
                              Kuͤnste hat mich beauftragt, dasselbe bei Gelegenheit der
                              Versuche zu vertreten, die auf Ansuchen des Hrn. Fourneyron mit der neuen Maschine
                              angestellt wurden, um mit Huͤlfe des sogenannten Zaumes
                              (frein) und des
                              Wasserstroͤmungs-Messers zu bestimmen, welches der
                              beiden Wasserraͤder groͤßere Vortheile
                              gewaͤhre. Von der mir gewordenen Sendung
                              zuruͤkgekehrt, habe ich nun die Ehre der Gesellschaft die
                              Resultate der 43 verschiedenen Versuche, welche mit dem neuen
                              Kreisel zu Fraisans angestellt wurden, vorzulegen, wobei ich
                              jedoch mein Bedauern daruͤber aͤußern muß, daß ich
                              der einzige Repraͤsentant der Gesellschaft
                              bei diesen Versuchen war. Mein Bedauern ist um so lebhafter, als
                              es sich hier darum handelte:
                           1) durch positive Mittel die Resultate einer neuen, in unseren
                              Fabriken bisher noch nicht gebraͤuchlichen Art von Rad
                              auszumitteln; und
                           2) herzustellen, daß die Resultate dieser Versuche so Vieles vor
                              jenen, die sich mit einem unter denselben Umstaͤnden
                              arbeitenden, gewoͤhnlichen Wasserrade ergeben
                              wuͤrden, voraus haben, daß ich wirklich das ganze
                              Vertrauen der Gesellschaft ansprechen muß, damit dieselbe den in
                              jeder Hinsicht so guͤnstigen Resultaten gehoͤrigen
                              Glauben schenke.Das neue Wasserrad, auf welches die HH. B. Zimmermann und Kolb in
                                    Heidenheim und Hall (im Koͤnigreich
                                    Wuͤrtemberg) ein 8jaͤhriges Patent
                                    erhielten, scheint dem Rade des Hrn. Fourneyron, womit Hr. Weber seine Versuche
                                    anstellte, sehr aͤhnlich zu seyn. Diese Herren
                                    haben ein solches Rad an einem Wasserwerk in Anhausen
                                    bei Heidenheim an der Brenz angebracht und laden
                                    Liebhaber ein, sich von der Nuͤzlichkeit dieses
                                    Rades daselbst zu uͤberzeugen. Das ganze Rad, die
                                    Kammraͤder und das Zapfenlager sind von Gußeisen,
                                    der Wellbaum, die Stellfalle und die Gestaͤnge
                                    zum Aufziehen der Stellfalle von geschmiedetem Eisen; es
                                    ist daher solider und dennoch wohlfeiler als die bisher
                                    bekannten Raͤder, auch gebraucht es nur die
                                    Haͤlfte Wasser und Fall, und ganz wenig Raum, und
                                    kann an jedem alten Wasserwerk, ohne viele Kosten,
                                    angebracht werden; bei einem neu anzulegenden Werke
                                    braucht man keinen Wasserbau und Gekroͤpft, bloß
                                    einen Abzugcanal. Das Wasser faͤllt in das
                                    Centrum des Rades, und dieses laͤuft in einer
                                    staͤhlernen Pfanne, horizontal unter Wasser, im
                                    daher weder durch Hinterwasser noch durch Eis in seinem
                                    Laufe gehemmt werden. A. d. R.
                              
                           Die Bedenklichkeit, welche mir die Isolirung, in der ich mich bei
                              dieser Gelegenheit befand, einfloͤßte, hat
                              uͤbrigens den festen Willen alle die Versuche zu
                              wiederholen, und den Kreisel so vielen schwierigen Proben zu
                              unterwerfen, als nur immer in meiner Macht war, nur mir
                              befestigt und gesteigert. Die Gesellschaft wird aus der großen
                              Reihe von Versuchen, die ich ihr vorzulegen die Ehre habe,
                              urtheilen, inwiefern ich dem mir gewordenen Auftrage und dem mir
                              geschenkten Vertrauen entsprochen habe; sie wird die
                              vorliegenden Berechnungen und deren Resultate untersuchen und
                              verificiren. Was die Genauigkeit der Beobachtungen betrifft, so
                              ist diese durch die HH. Soury,
                              Bruͤken- und Straßenbau-Inspector des
                              Departements du Doubs, Corne, Inspector des Rhone- und
                              Rhein-Canales, und der HH. Parandier und Korneprobst,
                              welche als Zeugen gegenwaͤrtig waren, und unter deren
                              Mitwirkung dieselben vorgenommen wurden, so bewaͤhrt, daß
                              die Gesellschaft keinen Zweifel daruͤber hegen wird.
                           Nun zur Sache selbst. Da die bei den Versuchen
                              gegenwaͤrtigen HH. Ingenieure die Einrichtung des
                              Instrumentes, welches man mit dem Namen des
                              Wasserstroͤmungs-Messers (Polyt. Journal
                              Bd.
                              XXXV. S. 84) belegte, nicht kannten, und da es uns von einigem
                              Interesse schien, das Verhaͤltniß zu bestimmen, welches
                              zwischen jenem Resultate, zu welchem man gelangt, wenn man das
                              uͤber den Wasserabschlag laufende Wasser nach der Formel
                              berechnet, und jenem Resultate, welches unser Instrument gibt,
                              Statt findet, so machten wir vorlaͤufig einige Versuche
                              hieruͤber, indem wir das Wasser zwangen uͤber ein
                              Schuzbrett abzulaufen, welches sich stromabwaͤrts unter
                              dem Rade befand, waͤhrend Jemand mittelst des
                              Wasserstroͤmungs-Messers die von dem Canale
                              abgegebene Wassersaͤule eichte oder abmaß.
                           Diese vorlaͤufigen Versuche gaben folgende Tabelle:
                           
                              
                                 No.
                                 Geschwindigkeitdes Wassers
                                    des
                                         Canales.
                                       Breite
                                    des Wasserabschlages.
                                     Hoͤhezur
                                    Rechten.
                                     Hoͤhezur
                                    Linken.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                     Meter.
                                     Meter.
                                 
                              
                                 1
                                         24.2
                                         3,5955
                                     0,3089
                                     0,234
                                 
                              
                                 2
                                         24
                                             –
                                     0,2653
                                     0,209
                                 
                              
                                 3
                                         23
                                             –
                                     0,3020
                                     0,227
                                 
                              
                                 4
                                         23
                                             –
                                     0,3020
                                     0,227
                                 
                              
                                 5
                                         23
                                             –
                                     0,3110
                                     0,236
                                 
                              
                                 6
                                         35.5
                                             –
                                     0,3785
                                     0,303
                                 
                              
                           Eichung des Wassers nach der Methode des Wasserabschlages
                              mittelst der Trommel:
                           Abfluß des Wassers = 1,845 × 1 × √h³.
                           Breite des Wasserabschlages = l = 11'
                              11'' = 3,85 Meter.
                           Mittlere Hoͤhe des Wassers = h
                              = 10'' 6''' = 0 Met., 269.
                           
                              
                                     Wasserabfluß
                                 = 1,845 × 3,85 ×
                                    √0,269³
                                 
                              
                                 
                                 = 1,845 × 3,85 ×
                                      0,138 = 0,975 Kubikmeter
                                 
                              
                                 per Secunde = 28,5 Kubikfuß.
                                 
                              
                           Eichung des Wassers nach der Methode des
                              Wasserstroͤmungs-Messers.
                           In der Mitte der Breite des Canales, etwas unter der
                              Oberflaͤche des Wassers, betrug der mittlere Durchschnitt
                              der Versuche, nach dem Versuche No.
                              1, 24, 2 Umdrehungen der Fluͤgel des Instrumentes per Minute.
                           Die Geschwindigkeit, welche einer Umdrehung der Fluͤgel
                              des Instrumentes entspricht, ist nun = 1,4285 Fuß, mithin ist
                              die Geschwindigkeit des Wassers = (1,4285 × 24,2)/60 =
                              0,5761.
                           
                           u = der mittleren
                              Geschwindigkeit,
                           v = der groͤßten
                              Geschwindigkeit an der Oberflaͤche des Wassers = 0,5761
                              per Secunde.
                           Nach der Formel des Hrn. de Prony:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 48, S. 99
                              
                           Beispiel:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 48, S. 99
                              
                           Da die von Hrn. de Prony gegebene
                              Rectifications-Tabelle aber 0,76 gibt, so ist u = 0,76 v. Da nun v = 0,5761, so
                              ist u = 0,76 × 0,5761 = 0,43776 Fuß.
                           Die mittlere Oberflaͤche des Profiles des Canales = 19,5
                              Fuß × 4 F = 78 Quadratfuß.
                           78 × 0,437 = 34,086 Kubikfuß = 1193,010 per Secunde; denn an der Stelle, an
                              der wir das Wasser gemessen haben, sind die Ufer des Canales aus
                              rohen Steinen und Steintruͤmmern erbaut, waͤhrend
                              der Boden selbst steinig und etwas sumpfig ist.
                           Wir nehmen also die mittlere Geschwindigkeit des Wassers nach
                              jener, welche an der Oberflaͤche Statt findet, mittelst
                              der rectificirten Tabellen des Hrn. de
                                 Prony, welche 0,76 geben.
                           Die Versuche, die wir mit dem Wasserzaͤhler an
                              verschiedenen Durchschnitts-Punkten des Canales
                              anstellten, gaben die in Fig.
                                 34 auf Tab. II. dargestellten Resultate.
                           Der mittlere Durchschnitt aus diesen 6 Versuchen:
                           = (36 + 54 + 49 + 31 + 33 + 45)/6 = 41,3; mithin 54 : 41 = 100 :
                              x oder x = 0,764, was den Angaben des Hrn. de Prony so ziemlich nahe kommt.
                           Wenn wir nun die nach diesen beiden verschiedenen
                              Messungsniethoden erhaltenen Resultate mit einander vergleichen,
                              so ergibt sich zwischen denselben ein Unterschied, der groß
                              genug waͤre, um uns in unseren weiteren Berechnungen in
                              Verlegenheit zu sezen. Da die Gesellschaft jedoch bereits selbst
                              Gelegenheit haͤtte, sich von der Genauigkeit des
                              Wassermessers zu uͤberzeugen; da sie an dieses Instrument
                              gewohnt ist, und da es uͤberdieß ein Resultat gibt,
                              welches der zu untersuchenden Triebkraft am wenigsten
                              guͤnstig ist, so glaubte ich, daß es am besten
                              waͤre, wenn ich mich an die Resultate des
                              Wasserzaͤhler halten wuͤrde.
                           
                           Nach diesen Vorerinnerungen wollen wir nun zu dem Kreisel selbst
                              uͤbergehen, dessen mechanische Kraft durch die Anwendung
                              des Zaumes gemessen wurde.
                           Die Anwendungsart des sogenannten Zaumes bedarf keiner neuen
                              Erlaͤuterungen; die Bulletins der Gesellschaft enthalten
                              bereits so viel hieruͤber, daß der Gegenstand Jedermann
                              deutlich genug ist. Nur so viel wollen wir bemerken, daß der
                              Zaum, da die Welle des Kreisels eine horizontale Stellung hat,
                              horizontal angebracht werden mußte, und daß wir also der
                              Muͤhe uͤberhoben waren, denselben in Gleichgewicht
                              zu sezen, indem dessen Gewicht bei dieser Stellung keinen
                              anderen Einfluß auf die mechanische Kraft hat, außer eine kleine
                              Reibung gegen ein hoͤlzernes Querstuͤk, welches
                              gegen das Ende des Hebels hin angebracht werden mußte, um
                              demselben als Stuͤze zu dienen. Hr. Fourneyron hat uns uͤbrigens
                              ermaͤchtigt, auch diese Reibung unberuͤksichtigt
                              zu lassen, obschon eine Beachtung derselben zu seinen Gunsten
                              sprechen wuͤnde.
                           Eine an den Balken des Bodens festgemachte Ruͤklaufrolle
                              nahm den Strik auf, welcher einerseits an dem Ende des Hebels,
                              andererseits hingegen an dem Wagebrette, auf welches die Last
                              gebracht wurde, befestigt war.
                           Das Gewicht dieses Wagebrettes, welches 15 Kilogr.
                              betraͤgt, ist in der Columne der auf den Zaum wirkenden
                              Gewichte mit begriffen. Die Laͤnge des Hebels, an dessen
                              Ende die Last auf den Zaum wirkte, betrug 10 Fuß 6 Zoll + 1 Zoll
                              fuͤr den Halbmesser des Seiles = 10 Fuß 7 Zoll = 3,44
                              Meter.
                           Die gußeiserne Rolle, auf welcher die Reibung des Zaumes Statt
                              fand, haͤtte 0,65 Meter, 6 Zoll im Durchmesser = 0,162
                              Breite.
                           Wir sezten uns bei unseren Versuchen mit dem hydraulischen
                              Kreisel mehrere verschiedene Zweke und Aufgaben,
                              naͤmlich:
                           1) Die Schaͤzung der mechanischen Kraft im
                              Verhaͤltnisse zur Menge der verbrauchten
                              Thaͤtigkeit.
                           2) Die dem Maximum der Wirkung entsprechende Geschwindigkeit des
                              Kreisels.
                           3) Die Schaͤzung der mechanischen Kraft in Bezug auf die
                              verbrauchte Kraft, wenn der Kreisel auf verschiedene
                              Hoͤhe untergetaucht ist, und folglich diese Kraft im
                              Vergleiche mit dem bleibenden Falle oder Sturze.
                           4) Die Menge Wassers, welche das Rad im Nothfalle mit Nuzen
                              aufnehmen kann.
                           Wir haben zu diesem Behufe eine Reihe verschiedener Versuche
                              angestellt, deren Resultate in der am Ende dieses Berichtes
                              angehaͤngten Tabelle aufgefuͤhrt sind. Der
                              Kreisel war hiebei anfangs auf verschiedene Tiefe untergetaucht,
                              und zwar bei verschiedenen Oeffnungen des Schuzbrettes; dann
                              wurde derselbe, gleichfalls bei verschiedenen Oeffnungen des
                              Schuzbrettes, von einem Theile des Ablaufwassers (eau d'aval) befreit, und zulezt
                              wurde der Kreisel ganz vom Zaume losgemacht, so daß er ohne
                              Belastung bei Verschiedenen Oeffnungen des Schuzbrettes
                              lief.
                           Wir muͤssen hier bemerken, daß der Kreisel waͤhrend
                              saͤmmtlicher Versuche auf 15 bis 16 Zoll Wasser
                              untergetaucht war, was von dem momentanen hohen Stande des
                              Flusses Doubs herruͤhrt. Ebenso ist zu bemerken, daß der
                              Canal, der den Kreisel speist, sein Wasser aus dem Doubs
                              erhaͤlt, und zwar einige hundert Schritte von jener
                              Schleuße weg, durch welche das Wasser des Flusses so hoch
                              gestaucht wird, daß es den fuͤr die Werkstaͤtten
                              noͤthigen Wassersturz gibt. An dem Tage, an welchem wir
                              unsere Versuche anstellten, war ein solcher Ueberfluß an Wasser
                              vorhanden, daß das Niveau desselben vor den Schuzbrettern des
                              Kreisels beinahe immer eines und dasselbe blieb, wie viel Wasser
                              auch dem Flusse entzogen werden mochte.
                           Wir haben nun der Gesellschaft auch von der Schaͤzung des
                              Wassers zu sprechen, welches durch den Kopf des Canales, durch
                              dessen Mauern etc. entwich, und welches, ohne auf das Rad zu
                              wirken, durch unseren Zaͤhler ging, indem dieser Verlust
                              an jener Stelle Statt fand, die wir der Umstaͤnde wegen
                              zwischen dem Kreisel und jenem Punkte des Canales, an welchem
                              das Wasser gemessen wurde, beibehalten mußten. Wir haben
                              naͤmlich wirklich beobachtet, daß das Wasser des Canales
                              nach der Verschließung aller in der Naͤhe des Kreises
                              gelegenen Schuzbretter eine gewisse Geschwindigkeit beibehielt,
                              ohne daß dasselbe durch irgend ein schlecht verschlossenes
                              Schuzbrett entweichen koͤnnte.
                           Wir haben folgenden Versuch hieruͤber angestellt, den wir
                              die Eichung jenes verlornen Wassers nennen wollen, welches,
                              obschon es nicht auf das Rad wirkt, in dem oben berechneten
                              Wasserabflusse begriffen ist.
                           Der Raum, den ein verballastetes, in den Canal geworfenes
                              Stuͤk Holz durchlief, betrug 66 Fuß in 14 Minuten; davon
                              nehmen wir nur 2/3 = 44 Fuß.
                           Der Durchschnitt des Canales = 19' 09 × 4' = 76,36
                              Quadratfuß. 76,30' Quadratfuß × 44 = 3366 Kubikfuß in 14
                              Minuten.
                           3366/14 = 240 Kubikfuß per Minute = 4
                              Kubikfuß per Secunde oder 140
                              Kilogr., wenn der Druk des Wassers einen Meter betraͤgt.
                              Hieraus folgt, daß der Verlust an Wasser bei jedem Versuche =
                              140 h √1/h ist, wobei h der Druk des Wassers ist.
                           Dieser Verlust an Wasser muß von jener Zahl abgezogen werden,
                              welche die Gesammtmenge der verbrauchten Thaͤtigkeit
                              vorstellt, und dieß haben wir auch in unserer Tabelle bereits
                              gethan.
                           Wir bedauern sehr, daß wir unsere Versuche uͤber die Kraft
                              des Kreisels nicht weiter treiben konnten; die Schwaͤche
                              des Zaumes beschraͤnkte uns leider auf eine
                              6zoͤllige Oeffnung des Schuzbrettes (beilaͤufig 26
                              Pferdekraͤfte), waͤhrend die voͤllige
                              Oeffnung desselben bis an 12 Zoll betraͤgt.
                           Bei einer aufmerksamen Untersuchung unserer Tabelle wird man
                              finden, daß man ein schoͤneres Resultat als 77 Procent,
                              wie beim Versuche No. 18, zu
                              erhalten im Stande waͤre; denn sowohl bei dem den
                              Versuchen unterworfenen Kreisel, als bei allen anderen Arten von
                              Wasserraͤdern muß die Wassermasse, wenn sie die
                              groͤßte Wirkung erzeugen soll, mit der Capacitaͤt
                              des Rades in genauem Verhaͤltnisse stehen.
                           Es erhellt also offenbar, daß man, um die groͤßte Wirkung
                              des Kreisels zu erhalten, das Schuzbrett auf 10 bis 12 Zoll
                              haͤtte aufziehen muͤssen, wenn man jenes
                              Verhaͤltniß zwischen der Capacitaͤt desselben und
                              der Wassermasse haͤtte herstellen wollen, welches allein
                              dem Maximum der Wirkung entspricht. Da uns jedoch kein Zaum zu
                              Gebot stand, der einer solchen Masse gehoͤrigen
                              Widerstand haͤtte leisten koͤnnen, so waren wir
                              nothwendig auf das Studium unserer Tabelle beschraͤnkt,
                              die uns jedoch zu folgenden Schluͤssen berechtigt:
                           Wenn 52 Procent (Versuch No. 30)
                              Wirkung einer 4zoͤlligen und 77 Procent einer
                              6zoͤlligen Oeffnung des Schuzbrettes entsprechen,
                              duͤrfte man da bei einer den Dimensionen des Rades
                              angemessenen Oeffnung des Schuzbrettes nicht noch viel
                              ausgezeichnetere Resultate erwarten? Wir glauben, daß sich diese
                              Frage nach den vielen Erfahrungen nur bejahend beantworten
                              laͤßt.
                           Eine Bemerkung von Belang muͤssen wir noch machen, und
                              diese ist, daß der Kreisel so fehlerhaft zusammengefuͤgt,
                              und dessen Faͤcher so voll Unebenheiten sind, daß der
                              erste Zoll Wasser beinahe unnuͤz verloren geht, indem er,
                              ohne irgend eine Wirkung hervorzubringen, an den Koͤpfen
                              und Schraubenmuͤttern der Bolzen versplittert wird,
                              waͤhrend sich diese Bolzen doch sehr leicht durch etwas
                              Anderes ersezen oder wenigstens so mit einem Ueberzeuge versehen
                              ließen, daß  eine ebene und glatte
                              Oberflaͤche entstuͤnde, welche den ersten Wassers
                              strahl aufnaͤhme ohne denselben zu brechen und ohne einen
                              Stoß zu erzeugen.Dieser Fehler faͤllt aber, wie wir bemerken
                                    muͤssen, durchaus nicht Hrn. Fourneyron, sondern den
                                    Arbeitern zur Last, die sich nicht genau an dessen
                                    Vorschriften hielten. A. d. O.
                              
                           Wenn die Gesellschaft die erste Reihe unserer Versuche durchgeht,
                              so wird sie darin die Loͤsung einer Aufgabe finden, die
                              um so wichtiger ist, als sie durch die Praxis
                              unaufloͤsbar schien, obschon sie fuͤr eine Menge
                              jener Gegenden, in welchen die Wasserstuͤrze in Folge der
                              haͤufigen Ueberschwemmungen nicht selten verschwinden,
                              von sehr großem Nuzen waͤre. Die Vortheile eines Rades,
                              welches sich auch unter dem Wasser bewegt, sind so einleuchtend,
                              daß eine Aufzaͤhlung derselben ganz
                              uͤberfluͤssig ist. Jedermann wird es an dem
                              hydraulischen Kreisel gehoͤrig zu schaͤzen wissen,
                              daß derselbe auch dann noch 50 bis 60 Procent mechanische Kraft
                              liefert, wenn alle anderen Wasserraͤder stillstehen
                              wuͤrden, d.h. wenn sie, wie z.B. die Kreisel, 4–5
                              Fuß und daruͤber unter das Wasser getaucht waͤren,
                              so daß nur mehr einige Fuß Fall oder Sturz uͤbrig
                              blieben.
                           In Bezug der Baukosten gewahren die hydraulischen Kreisel
                              gleichfalls einen doppelten Vorzug vor den gewoͤhnlichen
                              Raͤdern. Denn 1) steht das Gesez der zu beobachtenden
                              Dimensionen, und folglich das Gewicht des Kreisels in
                              umgekehrtem Verhaͤltnisse zu jenem der anderen
                              Raͤder; d.h. bei gleicher Menge Wasser wird der Kreisel
                              um so kleiner seyn muͤssen, je groͤßer der Fall
                              oder Sturz ist, waͤhrend bei den uͤbrigen
                              Raͤdern deren Gewicht und deren Dimensionen in directem
                              Verhaͤltnisse des Sturzes zunehmen. 2) liegt ein Vorzug
                              in der Leichtigkeit, womit sich in Fabriken, deren Maschinen
                              eine große rotirende Geschwindigkeit erfordern, wie z.B. in
                              Spinnmuͤhlen, mechanischen Webereien, Strekwerken,
                              Drahtziehereien etc., die Bewegung mittheilen laͤßt,
                              indem die Geschwindigkeit des Kreisels gleichfalls im
                              Verhaͤltnisse des Falles oder Sturzes zunimmt,
                              waͤhrend die Geschwindigkeit der gewoͤhnlichen
                              Raͤder aus demselben Grunde abnimmt, so daß bei diesen
                              lezteren sehr schwer und muͤhsam zu handhabende
                              Verzahnungen und Wellen nothwendig sind, waͤhrend man mit
                              dem Kreisel direct die erforderliche Geschwindigkeit zu
                              erreichen im Stande ist.
                           Außer den eben angefuͤhrten Vortheilen hat dieses Rad,
                              welches theils wegen seiner großen Leichtigkeit, theils wegen
                              seines Baues geringe Kosten veranlaßt, den, daß es in sehr
                              kurzer Zeit abgenommen und eben so leicht wieder aufgezogen
                              werden kann, wenn es durch irgend einen Zufall dienstuntauglich
                              werden sollte, so daß man also nothwendig auf ein
                              selteneres Feiern rechnen darf. Rechnet man nun hiezu noch den
                              bereits erwaͤhnten Vorzug, daß der Kreisel eben so gut
                              unter, als außer dem Wasser arbeiten kann, so wird man zu der
                              Ueberzeugung gelangen, daß sich nicht wohl ein anderes Rad
                              erfinden laͤßt, welches eben so viele Vortheile in sich
                              vereinigt.
                           Nach allem diesem darf man nun, wie wir uns fuͤr
                              uͤberzeugt halten, dem hydraulischen Kreisel des Hrn. Fourneyron mit vollem Rechte ein
                              sicheres Gelingen und Gedeihen vorhersagen; es muͤßte
                              denn seyn, daß die große Pruͤferin, die Zeit, und
                              verschiedene und mannigfaltige Anwendungen dieser Vorrichtung
                              zur Entdekung bisher unbekannter und gegenwaͤrtig nicht
                              vorauszusehender Maͤngel fuͤhrte.Seit den in diesem Berichte bekannt gemachten Versuchen
                                    haben die beiden Haͤuser Hartmann und Sohn,
                                    und Jak. Hartmann zu
                                    Muͤnster Hrn. Fourneyron auf zwei Kreisel von seiner
                                    Erfindung, welche gegenwaͤrtig erbaut werden,
                                    Auftraͤge ertheilt. A. d. O.
                              
                           Ich glaube diesen Bericht nicht schließen zu duͤrfen, ohne
                              die Gesellschaft zu ersuchen, Hrn. Fourneyron ihre Unterstuͤzung angedeihen zu
                              lassen, um ihm die Schritte zu erleichtern, die er zur Erlangung
                              des von der Société
                                 d'encouragement ausgeschriebenen Preises auf die
                              Verbesserung der hydraulischen Kreisel gemacht hat. Ich
                              fuͤhle mich ferner gedrungen, der Gesellschaft den
                              Vorschlag zu machen, der Frau Wittwe Caron ihren Dank fuͤr die große
                              Bereitwilligkeit zu bezeugen, womit sie uns so viele und
                              interessante Versuche anzustellen gestattete.
                           
                           Tabelle der Versuche mit dem hydraulischen
                              Kreisel des Hrn. Fourneyron an dem
                              Hochofen zu Traisans.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 48, S. 105
                              Nummer der
                                 Versuche; Hebung des Schuzbrettes; Wasserladung oder Sturz;
                                 Geschwindigkeit des Wassers des Canales in Meter
                                 ausgedruͤkt; Durchschnitt des Canales; Product nach
                                 de Prony erhalten; Verbrauchte oder theoretische Kraft in
                                 Kilo., auf 1 Meter in der Secunde gehoben; Belastung am
                                 Zaume; Zahl der Umdrehungen des Kreisels per Minute; Umfang,
                                 wovon der Hebel des Zaumes den Halbmesser bildet; Erhaltene
                                 Kraft oder benuzte Wirkung, in Kilogr., in einer Secunde auf
                                 1 Mtr. gehoben; Verhältniß der nüzenden Wirkung zur
                                 theoretischen; Bemerkungen; Bei den nebenstehenden Versuchen
                                 mit Einschluß von N. 6 tauchte das Wehr, uͤber
                                 welches das Wasser wie uͤber einen Wasserabschlag
                                 floß, das Rad um 4 Fuß 3 Zoll, bei 4 Fuß 7 Zoll 6 Lin.
                                 uͤber der unteren Krone; Das Wehr wurde weggenommen,
                                 so daß das Rad nur mehr auf 1 Fuß 4 Zoll getaucht war
                              
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 48, S. 106-107
                              Nummer der
                                 Versuche; Hebung des Schuzbrettes; Wasserladung oder Sturz;
                                 Geschwindigkeit des Wassers des Canales in Meter
                                 ausgedruͤkt; Durchschnitt des Canales; Product nach
                                 de Prony erhalten; Verbrauchte oder theoretische Kraft in
                                 Kilo., auf 1 Meter in der Secunde gehoben; Belastung am
                                 Zaume; Zahl der Umdrehungen des Kreisels per Minute; Umfang,
                                 wovon der Hebel des Zaumes den Halbmesser bildet; Erhaltene
                                 Kraft oder benuzte Wirkung, in Kilogr., in einer Secunde auf
                                 1 Mtr. gehoben; Verhältniß der nüzenden Wirkung zur
                                 theoretischen; Bemerkungen; Bei N. 7 wurde, da der Zaum
                                 keinen hinlaͤnglichen Widerstand leistete, die Last
                                 von 415 Kilogr., welche er trug, nicht gehoben und schwebend
                                 erhalten; Der Versuch war zweifelhaft; Der Zaum war leicht
                                 gespannt
                              
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 48, S. 108-109
                              Nummer der
                                 Versuche; Hebung des Schuzbrettes; Wasserladung oder Sturz;
                                 Geschwindigkeit des Wassers des Canales in Meter
                                 ausgedruͤkt; Durchschnitt des Canales; Product nach
                                 de Prony erhalten; Verbrauchte oder theoretische Kraft in
                                 Kilo., auf 1 Meter in der Secunde gehoben; Belastung am
                                 Zaume; Zahl der Umdrehungen des Kreisels per Minute; Umfang,
                                 wovon der Hebel des Zaumes den Halbmesser bildet; Erhaltene
                                 Kraft oder benuzte Wirkung, in Kilogr., in einer Secunde auf
                                 1 Mtr. gehoben; Verhältniß der nüzenden Wirkung zur
                                 theoretischen; Bemerkungen; Das Rad wurde durch die Reibung
                                 des Zaumes, der den Aufhaltpunkt beruͤhrte,
                                 angehalten
                              
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 48, S. 110
                              Nummer der
                                 Versuche; Hebung des Schuzbrettes; Wasserladung oder Sturz;
                                 Geschwindigkeit des Wassers des Canales in Meter
                                 ausgedruͤkt; Durchschnitt des Canales; Product nach
                                 de Prony erhalten; Verbrauchte oder theoretische Kraft in
                                 Kil., auf 1 Meter in der Secunde gehoben; Belastung am
                                 Zaume; Zahl der Umdrehungen des Kreisels per Minute; Umfang,
                                 wovon der Hebel des Zaumes den Halbmesser bildet; Erhaltene
                                 Kraft oder benuzte Wirkung, in Kilogr., in einer Secunde auf
                                 1 Mtr. gehoben; Verhaͤltniß der nuͤzenden
                                 Wirkung zur theoretischen; Bemerkungen; Bei den Versuchen
                                 von N. 39 bis 43 wurde der Zaum abgenommen, so daß sich das
                                 Rad ohne alle Belastung drehte
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
