| Titel: | Ueber die lithographische Tinte; von Hrn. Lemercier, Druker und Lithographen. | 
| Fundstelle: | Band 48, Jahrgang 1833, Nr. LVII., S. 287 | 
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                        LVII.
                        Ueber die lithographische
                           Tinte; von Hrn. Lemercier, Druker und Lithographen.Hr. Lemercier erhielt fuͤr
                                 seine Tinte den von der Société d'encouragement auf die
                                 beste lithographische Tinte ausgeschriebenen Preis von 800
                                 Franken.
                           
                        Aus dem Bulletin de la
                                 Société d'encouragement. Januar 1833,
                              S. 16.
                        Lemercier, uͤber die lithographische
                           Tinte.
                        
                     
                        
                           Eine gute lithographische Tinte erfordert, daß das Gemenge der
                              Substanz, welche in den Stein einzudringen hat, mit jener, die
                              der Saͤure Widerstand leisten soll, zu gleichen Theilen
                              geschehe. Ich suchte lange welche unter den folgenden
                              Substanzen: als dem Talge, dem Wachse, den Harzen, dem
                              Gummi-Lak, dem Mastix und dem Oehle, der Saͤure am
                              besten Widerstand zu leisten, und dabei zugleich auch die
                              Guͤte der Tinte zu erhoͤhen vermoͤchte. Die
                              Extreme fuͤhren zu keinen guten Resultaten, und nur durch
                              Vermengung von Talg, Wachs und Gummi-Lak in verschiedenen
                              Verhaͤltnissen ist man im Stande das gewuͤnschte
                              Product zu erlangen. Diese Verhaͤltnisse lassen sich
                              verschieden abaͤndern, je nachdem man die Tinte zu dem
                              einen oder zu dem anderen Zweke geeigneter machen will. Wollte
                              man z.B. den Stein stark saͤuern, um die Zeichnung
                              erhaben zu machen, so muͤßte man die Menge des Talges
                              erhoͤhen; doch darf man sich dabei nie von der
                              allgemeinen Regel entfernen, daß die Menge der Seife immer der
                              Gesammtmenge der uͤbrigen nicht verseiften Substanzen
                              gleich seyn muß. Das Verhaͤltniß des Kienrußes ist
                              hierbei nicht mitbegriffen; eine Tinte, zu der man eine
                              groͤßere Menge Talg genommen hat, erfordert nothwendig.
                              auch einen Zusaz von etwas wenigem Kienruß.
                           Die Verhaͤltnisse, bei welchen ich zulezt, als den besten
                              stehen blieb, sind nun folgende:
                           
                              
                                 Geldes Wachs
                                 2
                                 Theile
                                 
                              
                                 Talg
                                 1 1/2
                                   –
                                 
                              
                                 Weiße Marseiller
                                    Seife
                                 6
                                   –
                                 
                              
                                 Gummi-Lak
                                 3
                                   –
                                 
                              
                                 Leichter Kienruß
                                 1 1/2
                                   –
                                 
                              
                           Das Verfahren bei der Bereitung der Tinte ist folgendes: An
                              Geraͤthschaften verschaffe man sich eine gußeiserne oder
                              kupferne, mit einem Dekel versehene Casserole, einen eisernen
                              Loͤffel und eine ebensolche Spatel. Die Casserole muß so
                              groß seyn, daß sie, wenn saͤmmtliche Bestandtheile
                              eingetragen sind, nur zum dritten Theile gefuͤllt
                              ist.
                           Man lasse zuerst das Wachs und den Talg zergehen und seze hierauf
                              nach und nach die Seife zu. Dieser Zusaz darf nicht in zu großer
                              Menge auf ein Mal geschehen; auch muß man mit einem neuen Zusaze
                              jedes Mal warten, bis die zulezt zugesezte Menge zerflossen ist,
                              weil man sonst Gefahr laufen wuͤrde, daß die ganze Masse
                              uͤbergeht. Ist nun alles dieß gut zusammengeschmolzen, so
                              seze man unter bestaͤndigem Umruͤhren und in
                              kleinen Prisen den Gummi-Lak zu, wobei man gleichfalls
                              vor jedem neuen Zusaze das Zergehen des naͤchst
                              vorhergehenden abwartet. Nachdem diese Mischung vollendet,
                              treibe man die Hize bis auf jenen Punkt, bei welchem sich der
                              weiße Dampf zu verdichten anfaͤngt, wo man dann die
                              Casserole vom Feuer nimmt, um die Masse zu entzuͤnden,
                              und sie, wenn man die Bestandtheile in dem angegebenen
                              Verhaͤltnisse per Unzen
                              genommen, hoͤchstens eine Minute lang brennen zu lassen.
                              Nach dieser Zeit loͤscht man die Flamme aus, wartet
                              hierauf eine halbe Minute, und sezt dann den Kienruß zu, indem
                              man die Masse einige Minuten lang damit abruͤhrt, und sie
                              hierauf mit der Casserole und unter bestaͤndigem
                              Umruͤhren wieder auf das Feuer bringt. Nachdem die Tinte
                              nun eine Viertelstunde lang gekocht, lasse man sie etwas
                              abkuͤhlen, und gieße sie dann auf ein Blatt geleimtes
                              Papier, welches man, um die Tinte nach dem Erkalten leichter
                              davon abnehmen zu koͤnnen, vorher mit Seife abgerieben
                              hat. Ist man mit der Arbeit so weit gediehen, so lasse man die
                              Tinte neuerdings schmelzen, um dieselbe noch inniger zu
                              vermengen, und um den Teig feiner zu machen. Dieses leztere
                              Verfahren ist dem Abreiben weit vorzuziehen, da dieses, indem es
                              nur in der Waͤrme moͤglich ist, sehr schwierig
                              ist. Bei diesem wiederholten Schmelzen muß die Masse aber
                              bestaͤndig umgeruͤhrt und auf einer
                              maͤßigen Temperatur erhalten werden. Zulezt gieße man die
                              Tinte in einen auf eine Marmor- oder andere Steinplatte
                              gestellten, und vorher mit Seife abgeriebenen Rahmen, um sie
                              dann, ehe sie noch ganz ausgekuͤhlt ist, in Stuͤke
                              zu zerschneiden und endlich vollkommen zu troknen.