| Titel: | Ueber den Firniß zur Schwärze für den Steindruk. Von Hrn. Lemercier. | 
| Fundstelle: | Band 48, Jahrgang 1833, Nr. LVIII., S. 289 | 
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                        LVIII.
                        Ueber den Firniß zur
                           Schwaͤrze fuͤr den Steindruk. Von Hrn. Lemercier.Hr. Lemercier erhielt von der Société
                                    d'encouragement den auf die Verbesserung der
                                 Firnisse ausgeschriebenen Preis von 600 Fr. zuerkannt.
                           
                        Aus dem Bulletin de la
                                 Société d'encouragement. Januar 1833,
                              S. 18.
                        Lemercier, uͤber den Firniß zur
                           Schwaͤrze fuͤr den Steindruk.
                        
                     
                        
                           Die Fabrikation der Firnisse gehoͤrt zu den wichtigsten
                              Theilen des Steindrukes, wurde aber dessen ungeachtet bis auf
                              den heutigen Tag beinahe allgemein vernachlaͤssigt. Man
                              uͤberließ sie bisher, wie es scheint wegen der damit
                              verbundenen Muͤhseligkeit und Gefahr, groͤßten
                              Theils Leuten von so beschraͤnkten Faͤhigkeiten,
                              daß an eine Foͤrderung derselben durch fortgesezte
                              Beobachtungen kaum zu denken war.
                           Die Firniß-Fabrikation laͤßt sich gewisser Maßen
                              als die Basis des Steindrukes betrachten, und schon deßwegen ist
                              es von hoher Wichtigkeit, die bei derselben Statt findenden
                              Erscheinungen genau zu studiren. Von diesem Studium allein
                              haͤngt nur zu oft das Gelingen einer Zeichnung ab, wenn
                              dieselbe auch auf einen gut beschaffenen und gut
                              gesaͤuerten Stein gezeichnet worden. Selbst zugegeben,
                              daß ein schlechter Firniß das Gelingen der Zeichnung nicht immer
                              verhindert, beschrankt er die Zahl der guten Abdruͤke
                              doch auf eine sehr geringe Menge; der Arbeiter ist daher in um
                              so groͤßerer Verlegenheit, als er vor der Anwendung des
                              Firnisses sich nicht immer uͤber die gute oder schlechte
                              Beschaffenheit desselben Gewißheit zu verschaffen im Stande ist.
                              Um nun den Nachtheilen, welche beinahe taͤglich aus der
                              Anwendung schlechter Firnisse erwachsen, abzuhelfen, um die
                              muͤhsamen und schoͤnen Arbeiten der
                              Kuͤnstler nicht fortwaͤhrend solchen schreklichen
                              Proben auszusezen, will ich es versuchen, hier eine auf
                              mehrjaͤhrige Erfahrung gegruͤndete, praktisch
                              brauchbare Theorie uͤber die Firnisse aufzustellen.
                           Man verfertigte die Firnisse bisher, ohne sich von dem Zweke
                              einer jeden der dabei befolgten Operationen positive
                              Rechenschaft abzulegen; so daß, wenn das Product ja gelungen
                              ist, man dieses Gelingen oft einzig und allein dem Zufalle zu
                              verdanken hat. Ich werde mich daher hauptsaͤchlich bei
                              dem Entfetten (degraissage) der
                              Firnisse aufhalten, und dann deren Fabrikation zu vereinfachen
                              suchen.
                           Eine der vorzuͤglichsten Schwierigkeiten bei der
                              Firniß-Fabrikation besteht darin, dieselben einzudiken,
                              ohne daß sie dabei jene klebrige Beschaffenheit annehmen, die das Oehl beinahe immer
                              erhaͤlt, wenn es laͤngere Zeit fort gekocht wird.
                              Diese Schwierigkeit gelang es mir endlich nach einer großen
                              Reihe von Versuchen, die ich daruͤber anstellte, durch
                              ein ganz einfaches und leicht anwendbares Mittel zu
                              uͤberwinden. Ich bin in Folge dieses Resultates nun auch
                              im Stande, alle Gefahr bei der Bereitung des Firnisses zu
                              entfernen: ein Umstand, der um so mehr Beruͤksichtigung
                              verdient, als man bei der Eindikung des Oehles das Feuer
                              gewoͤhnlich auf eine solche Weise anzufachen,
                              genoͤthigt war, daß man oft nicht mehr im Stande war,
                              desselben Meister zu werden. Man pflegt den Tiegel, um ihn mehr
                              abzukuͤhlen, gewoͤhnlich in ein in den Boden
                              gegrabenes Loch einzusenken; allein auch dieses Mittel reicht
                              nicht immer aus, um das Entweichen des Oehles in brennendem
                              Zustande zu vermeiden; verschließt man den Tiegel hingegen mit
                              einem eingeschraubten Dekel, so kann leicht eine Explosion
                              erfolgen. Ich will daher, sowohl um dem Wunsche der Gesellschaft
                              zu entsprechen, als um in Zukunft den haͤufigen
                              Ungluͤksfaͤllen vorzubeugen, die Verbesserungen
                              bekannt machen, zu welchen ich in Folge meiner
                              vieljaͤhrigen Forschungen gelangte.
                           Die Substanzen, deren ich mich zur Bereitung meines Firnisses
                              bediene, sind Leinoͤhl, Brod, Zwiebeln und Harz.
                           
                        
                           Von der Wahl des Oehles.
                           Man kann sich, obschon man im Handel aͤußerst selten reine
                              Oehle findet, doch des kaͤuflichen Oehles bedienen. Das
                              Leinoͤhl ist unstreitig das beste unter allen Oehlen; man
                              soll dasselbe ein bis zwei Jahre alt, sehr durchsichtig und von
                              gelber Farbe waͤhlen. Solches Oehl laͤßt sich sehr
                              leicht von jungem Oehle unterscheiden, indem lezteres
                              gewoͤhnlich truͤb und von gruͤnlicher Farbe
                              zu seyn pflegt. Das alle Oehl ist naͤmlich nicht bloß
                              viel reiner, sondern es enthaͤlt auch viel weniger
                              Wasser, als das junge, und ist daher weniger der Gefahr
                              ausgesezt bei staͤrkerem Erhizen zu sprizen. Kann man
                              sich kein altes Oehl verschaffen, oder ist dasselbe ranzig, so
                              nehme man junges Oehl, und klaͤre es, indem man es durch
                              ein Stuͤk Wollen- oder Haar-Filz filtrirt,
                              um es auf diese Weise klar und hell zu erhalten.
                           
                        
                           Von dem Brode.
                           Ich las in mehreren Buͤchern, daß das Brod die Eigenschaft
                              besize, den uͤberschuͤssigen Waͤrmestoff,
                              der sich ohne dieses Mittel an einzelnen Theilen
                              anhaͤufen, und zu Ungluͤksfaͤllen
                              Veranlassung geben koͤnnte, unter seinem Dampfzustande
                              wegzuschaffen. Eine Erfahrung, die ich bei
                              meinen Versuchen uͤber die Zahl der anzuwendenden
                              Brodschnitte machte, ist diese, daß die ersten Schnitte, welche
                              man in das siedende Oehl wirft, besonders wenn das Oehl jung
                              ist, einen unertraͤglichen Geschmak annehmen, und daß
                              dieser Geschmak nach und nach in dem Maße abnimmt, in welchem
                              die Zahl der Brodschnitte steigt. Erst wenn das Brod keinen so
                              unangenehmen Geschmak mehr annimmt, kann man mit dessen Zusaz zu
                              dem Oehle aufhoͤren. Da jedoch die Zahl der Brodschnitte
                              nach dem Alter des Oehles verschieden ist, und da das Kosten
                              derselben wahrscheinlich vielen Leuten zu ekelhaft seyn
                              duͤrfte, so will ich bemerken, daß zwei Unzen Brod per Pfund Oehl hinreichen, um dem
                              Oehle diesen unangenehmen und dem Entfetten schaͤdlichen
                              Geruch zu benehmen.
                           
                        
                           Von den Zwiebeln.
                           Die Zwiebeln haben in Folge des Schleimes und der Saͤuren,
                              die in ihnen enthalten sind, die Eigenschaft, das Oehl zu
                              klaͤren, und demselben einen gewissen Grad von Dichtheit
                              zu geben, in Folge dessen es leichter troknet. Der Knoblauch
                              bewirkt beinahe dasselbe, allein er macht das Oehl mehr klebrig
                              und truͤber, ohne es deßhalb vollkommener zu entfetten.
                              Ich ziehe daher die Zwiebeln dem Knoblauche vor.
                           
                        
                           Von dem Harze.
                           Die Schwierigkeiten, auf welche ich taͤglich bei der
                              Anwendung der gewoͤhnlichen Firnisse stieß, indem ich sie
                              nur selten gehoͤrig entfettet und von gleicher
                              Beschaffenheit erhielt, veranlaßte mich zu zahlreichen
                              Versuchen, bei denen ich schwefelsauren Kalk, schwefelsaures
                              Kali, Bleioxyd, Schwefelsaͤure etc. anwendete. Alle diese
                              Versuche fuͤhrten mich jedoch zu keinem guͤnstigen
                              Resultate, bis ich endlich, in meinen Forschungen beharrend,
                              fand, daß die Harze alle moͤglichen Vortheile in sich
                              vereinigten, indem sie meistens troken und zerreiblich sind, und
                              sich selbst bei wenig erhoͤhter Temperatur im Oehle
                              vollkommen aufloͤsen. Nach mehreren, in dieser Hinsicht
                              angestellten Versuchen entschied ich mich endlich fuͤr
                              das kaͤufliche Pechharz (poix-résine), von welchem die beste Sorte blond und
                              zerreiblich ist. Diese Substanz gibt dem Firnisse, wenn das
                              Amalgam vollkommen ist, eine Consistenz und ein Mark, welches
                              dem gewoͤhnlichen Firnisse nicht eigen ist. Der
                              ordinaͤrste Firniß ist sehr schmierig; der Widerstand,
                              den dessen Faͤden leisten, und die Zaͤhigkeit,
                              welche er unter dem Laͤufer aͤußert, bewirken, daß
                              selbst der kraͤftigste Farbenreiber nicht im Stande ist,
                              genug Schwaͤrze mit demselben zu verbinden. Solcher
                              Firniß ist aus diesem Grunde immer schlecht abgerieben;
                              die Schwaͤrze veranlaßt mithin, indem sie sich nicht
                              gleichmaͤßig an den Stein anhaͤngt, schlechte
                              Abdruͤke. Daher kommt es auch, daß die meisten der großen
                              Zeichnungen beim Druke nicht immer gelingen; der Druker zieht
                              naͤmlich, indem er beim Schwarzen seines Steines zu
                              großen Schwierigkeiten begegnet, oft nur schwere und
                              undurchsichtige Abdruͤke ab; denn außer der Muͤhe,
                              die ihm das Schwaͤrzen seiner Zeichnung verursacht, ist
                              auch noch ein außerordenlicher Druk noͤthig, um die
                              Schwaͤrze von dem Steine abzureißen, so daß es ungeachtet
                              aller Vorsicht beim Abnehmen des Abdrukes doch oͤfter
                              geschieht, daß einzelne Stuͤke davon auf dem Steine
                              zuruͤkbleiben.
                           Anders verhaͤlt es sich mit dem Firnisse, zu dessen
                              Bereitung auch Harz genommen worden; dieser macht den Stein
                              weder fett, noch verkleistert er ihn; er hat uͤberdieß
                              das Gute, daß er fester an dem Steine haͤngt, und alle
                              seine Schwaͤrze an das Papier abgibt, ohne einen so
                              starken Druk zu erfordern. Der Druker ist daher in Folge der
                              Fettigkeit der Schwarze, welche ohne zu stark oder zu schwach zu
                              seyn, so viel Elasticitaͤt besizt, als noͤthig
                              ist, um den Stein je nach der Harmonie der Zeichnung zu beladen
                              oder zu entladen, vollkommener Herr seiner Walze. Diese
                              Schwaͤrze traͤgt sich auf eine fuͤhlbare
                              Weise auf das Papier uͤber, so daß oft nichts davon auf
                              dem Steine zuruͤkbleibt; die mit diesem Firnisse
                              abgezogenen Abdruͤke haben daher einen sehr
                              kraͤftigen Ton, ohne daß das Schwarz derselben jedoch
                              schwer und verklekst ist. Auch die halben Tinten erhalten mehr
                              Durchsichtigkeit und Anmuth, in Folge deren die Abdruͤke
                              eine Frische und Harmonie erhalten, die man mit den
                              gewoͤhnlichen Firnissen nur sehr schwer zu erzielen im
                              Stande ist. Die Fabrikation dieses Firnisses ist
                              uͤberdieß viel leichter und weniger gefaͤhrlich,
                              weil keine so große Eindikung des Oehles dabei nothwendig ist;
                              man braucht naͤmlich nur schwachen Firniß zu bereiten,
                              und diesem dann die unten angegebenen Quantitaͤten Harz
                              zuzusezen, um mit einem und demselben Sude Firnisse von
                              verschiedenen Nummern zu erhalten. Man koͤnnte das
                              Erhizen des Oehles am Feuer und auch den Zusaz der Brodschnitte
                              und der Zwiebeln ganz umgeben; doch lehrte mich die Erfahrung,
                              daß dieses Verfahren bei feinen Zeichnungen den Vorzug verdient.
                              In jedem Falle kann man hiernach alle im Handel vorkommenden
                              schwachen Firnisse modificiren, wenn man denselben Harz zusezt;
                              man braucht weiter nichts zu thun, als den Firniß zu erhizen,
                              und dann das Harz in kleinen Stuͤkchen einzutragen, wobei
                              jedoch Vorsicht zu gebrauchen ist, damit das Oehl nicht zum
                              Sieden komme.
                           
                        
                           
                           Von der Bereitung.
                           Zur Bereitung des Firnisses hat man einen gußeisernen oder
                              kupfernen Tiegel mit einem Dekel, einen eisernen Loͤffel,
                              einen Abschaͤumloͤffel und einen Ofen
                              noͤthig, in welchen der Tiegel wenigstens zur
                              Haͤlfte eingesezt werden kann. Der Tiegel darf nur bis
                              zum dritten Theile oder hoͤchstens bis zur Haͤlfte
                              mit Oehl gefuͤllt werden.
                           Holzfeuer scheint meiner Erfahrung nach bei der Fabrikation des
                              Firnisses besser zu seyn, als Kohlenfeuer. Wenn das Oehl auf das
                              Feuer gebracht worden, so deke man den Tiegel, um die Hize zu
                              unterstuͤzen, so lange zu, bis das Oehl zum Sieden kommt.
                              So wie dieser Zeitpunkt eingetreten, deke man den Tiegel ab, und
                              beginne dann mit dem Eintragen der Brodschnitte. Man trage
                              naͤmlich eine oder zwei solcher Schnitte ein, und
                              beobachte, ob sie schnell genug troken werden. Waͤre die
                              Hize nicht stark genug, um dieses Troknen zu bewirken, so
                              muͤßte man das Brod mit dem Schaumloͤffel wieder
                              herausnehmen, und den Tiegel einige Minuten lang zudeken, um auf
                              diese Weise die Hize des Oehles noch etwas hoͤher zu
                              steigern. Diese Erhizung darf jedoch nicht zu weit getrieben
                              werden, denn das Oehl koͤnnte sich sonst, besonders wenn
                              es jung ist, mit solcher Schnelligkeit aufblaͤhen, daß es
                              uͤber die Raͤnder des Tiegels uͤberfließen
                              wuͤrde. Diesem Unfalle, der leicht eine Feuersgefahr mit
                              sich bringt, vorzubeugen, erfordert große Uebung; man muß immer
                              ein mit Oehl gefuͤlltes Gefaͤß zur Hand haben, um
                              kaltes Oehl nachgießen und dadurch das Oehl wieder auf sein
                              fruͤheres Niveau zuruͤksinken machen zu
                              koͤnnen; nur auf diese Weise ist man Herr und Meister
                              seines Verfahrens. Wenn das Oehl so heiß ist, daß es das Brod zu
                              troknen vermag, so nimmt man die erste Schnitte heraus, ehe sie
                              sich verkohlen konnte; wenn hierauf nach und nach
                              saͤmmtliche Brodschnitte eingetragen und wieder
                              herausgenommen worden: eine Operation, waͤhrend welcher
                              das Feuer so unterhalten werden mußte, daß der Hizgrad
                              allmaͤhlich stieg, werfe man einige Zwiebeln in das Oehl.
                              Beginnt der Schaum, den diese Zwiebeln erzeugen, abzunehmen, so
                              trage man neuerdings einige Zwiebeln ein, u.s.f. bis
                              saͤmmtliche Zwiebeln verbraucht sind. Ist man bis dahin
                              gelangt, so muß das Oehl eine solche Hize haben, daß es nur mehr
                              einer geringen Erhoͤhung der Temperatur bedarf, um es zur
                              Entzuͤndung zu bringen. Zur Erleichterung dieser
                              Entzuͤndung bediene man sich eines rothgluͤhenden
                              Eisens, welches man an die Oberflaͤche des Oehles bringt;
                              dieses Verfahren fand ich wenigstens viel besser als eine solche
                              Erhoͤhung der Temperatur, bei welcher das Oehl
                              von selbst in Flammen geraͤth, und bei welcher man dann
                              oft nicht mehr des Feuers Herr und Meister zu werden vermag.
                              Wenn sich das Oehl zu entzuͤnden beginnt, so wird die
                              anfangs blaͤuliche Farbe gelb; ehe jedoch leztere auf
                              erstere folgt, muß man den Tiegel vom Feuer nehmen und ihn mit
                              dem Loͤffel umruͤhren, damit die Hize nicht zu
                              schnell steige. Sollte die Flamme fortwaͤhrend gelb und
                              weiß bleiben, so muͤßte man den Dekel auflegen, um das
                              Feuer auszuloͤschen, und diesen Dekel, so wie die Flamme
                              erloschen ist, wieder abnehmen, damit der Rauch frei entweichen
                              kann. Ist das Oehl jung, so kann es sich selbst in diesem
                              Augenblike noch aufblaͤhen; in diesem Falle muͤßte
                              man dasselbe entzuͤnden und dann wieder
                              ausloͤschen, und dieses Verfahren abwechselnd so lange
                              fortsezen, bis der Rauch allen Wasserdampf, der dieses Aufwallen
                              veranlaßt, mit sich fortgerissen hat.
                           Man lasse das Oehl brennen, so lange dessen Flamme nicht gelb
                              ist, wird sie dieß, so loͤsche man sie aus. Man darf das
                              Oehl nicht so weit abkuͤhlen lassen, daß man gezwungen
                              ist, dasselbe noch ein Mal auf das Feuer zu bringen; vermeidet
                              man dieß, so laͤßt sich die Zeit, waͤhrend welcher
                              das Verbrennen anzudauern hat, ziemlich bestimmen. Hat man z.B.
                              die Substanzen im Verhaͤltnisse von 12 Kilogrammen
                              genommen, so soll man das Oehl beilaͤufig eine Stunde
                              lang brennen lassen; es ist jedoch viel besser nur mit einer
                              halb so großen Menge zu arbeiten, so daß man das Oehl nur 30
                              Minuten lang brennen zu lassen braucht. Nachdem man die Flamme
                              hierauf ausgeloͤscht, lasse man einige Tropfen Oehl auf
                              einen Teller oder auf ein Stuͤk Glas fallen, und versuche
                              nach dem Abkuͤhlen, ob sie, zwischen die Finger gebracht,
                              den gehoͤrigen Grad von Consistenz besizen. Diese
                              Consistenz braucht keine solche zu seyn, daß das Oehl dadurch
                              sehr klebrig wird; es ist genug, wenn es etwas weniges klebt.
                              Dann erst seze man das Harz zu, und zwar in einem
                              Verhaͤltnisse, wie es weiter unten fuͤr die
                              verschiedenen Nummern von Firniß angegeben werden wird. Das Harz
                              wird zu diesem Behufe in kleinen Stuͤken eingetragen,
                              wobei sich, wenn die Schmelzung vollendet ist, ein Schaum auf
                              der Oberflaͤche des Productes bildet. Um nun diesen
                              Schaum zu vertreiben, entzuͤndet man die Masse, um die
                              Flamme, nachdem sie hoͤchstens eine halbe Minute
                              angedauert, wieder auszuloͤschen. Sollte das Oehl so weit
                              abgekuͤhlt seyn, daß es, ungeachtet der leichten
                              Entzuͤndbarbeit des Harzes bei der Annaͤherung
                              eines rothgluͤhenden Eisens nicht Feuer faͤngt, so
                              ist es besser diesen Schaum sorgfaͤltig mit einem
                              Schaumloͤffel abzunehmen, als den Tiegel neuerdings
                              wieder auf das Feuer zu bringen, und so weit
                              zu erhizen, bis der Firniß Fener zu fangen vermag. Den auf diese
                              Weise bereiteten Firniß gieße man vor dem Abkuͤhlen in
                              das Gefaͤß, in welchen er aufbewahrt werden soll, und in
                              welchem er sich unbestimmt lange Zeit halten wird. Was die
                              Verhaͤltnisse betrifft, in welchen man die einzelnen
                              Substanzen anzuwenden hat, so fand ich folgende als die besten
                              bewaͤhrt.
                           
                              
                                 24
                                 Theile
                                 Leinoͤhl,
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                   4
                                    –
                                 weiches Brod,
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                   4
                                    –
                                 Zwiebel,
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                   3
                                    –
                                 blondes
                                    kaͤufliches
                                 Harz
                                 fuͤr No. 1,
                                 
                              
                                   6
                                    –
                                    –
                                            –
                                   –
                                 fuͤr No. 2,
                                 
                              
                                   9
                                    –
                                    –
                                            –
                                   –
                                 fuͤr No. 3,
                                 
                              
                           
                        
                           Von den verschiedenen Arten von
                                 Schwarz.
                           Das Knochen-, Elfenbein-, Reben-,
                              Pfirsichkern- und Kork-Schwarz eignet sich
                              keineswegs fuͤr den Steindruk, indem alle diese Arten von
                              Schwarz zu kohlig sind, und sich nur schwer mit dem Firnisse
                              vermengen; alle geben sie nur eine schwere und compacte
                              Schwaͤrze, die fuͤr den Druk leichter Zeichnungen
                              nicht geeignet ist. Am haͤufigsten wendet man daher in
                              der Lithographie den leichten Kienruß an, den man durch
                              Verbrennung von schoͤnem Harze und Burgunder-Pech
                              erhaͤlt. Diese Art von Kienruß kann entweder so, wie sie
                              im Handel vorkommt, angewendet werden, oder man kann sie, um sie
                              noch reiner und feiner zu erhalten, vorher noch ein Mal
                              ausgluͤhen. Auch der Terpenthin gibt ein sehr
                              schoͤnes Schwarz; das schoͤnste unter allen ist
                              jedoch das Lampenschwarz, welches man mittelst einer, mit einem
                              convexen Recipienten bedekten Oehllampe erhaͤlt. Die
                              Flamme muß hiebei den sie bedekenden Theil beruͤhren, so
                              daß sich ein Schwamm bildet. Der Apparat braucht bei diesem
                              Verfahren nicht groß zu seyn; der Rauch verdichtet sich dabei
                              vollkommen. Da der leichteste Theil des Schwarz jedoch immer von
                              dem Recipienten entweicht, so muß man das Ganze mit einem
                              cylindrischen Gehaͤuse oder mit einem vierekigen Rahmen
                              umgeben, der mit einem haarigen und mit Papier
                              uͤberzogenen Zeuge ausgekleidet ist. Die Lampe wird alle
                              Stunden abgedekt, um mittelst einer Feder das an den
                              Waͤnden des Recipienten haͤngen gebliebene Schwarz
                              loszumachen. Hat man auf diese Weise eine hinlaͤngliche
                              Menge Lampenschwarz gesammelt, so bringt man dasselbe in einen
                              luftdicht verschlossenen und mit Draht zugebundenen Tiegel, denn
                              man dann in einem chemischen Ofen in einem Kohlenfeuer durch und
                              durch gluͤht.
                           Die Englaͤnder bedienen sich dieses Schwarz auch zum Druke
                              ihrer schoͤnsten nach der Schwarzkunst verfertigten
                              Kupferstiche; sie sezen demselben beinahe immer, etwas Rothbraun
                              oder Carminlak zu, wenn sie ein waͤrmeres Schwarz
                              erzielen wollen. Eben dieses Verfahrens kann man sich auch beim
                              Steindruke bedienen; man reibe die Farben nur zuerst mit Wasser
                              ab, und hierauf, nachdem man sie wieder getroknet, mit
                              lithographischem Firnisse.
                           Hat man sich sein Schwarz ausgewaͤhlt, so reibe man
                              dasselbe nach der von allen Drukern befolgten Methode auf einer
                              Marmorplatte mit einem Laͤufer mit dem Firnisse
                              gehoͤrig ab.