| Titel: | Beschreibung einiger Instrumente; von Hrn. Gay-Lussac. | 
| Fundstelle: | Band 48, Jahrgang 1833, Nr. LXVIII., S. 347 | 
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                        LXVIII.
                        Beschreibung einiger
                           Instrumente; von Hrn. Gay-Lussac.
                        Aus den Annales de Chimie et
                                 de Physique. Decbr. 1832, S. 435.
                        Mit Abbildungen auf Tab. V.
                        Gay-Lussac, Beschreibung einiger
                           Instrumente.
                        
                     
                        
                           Luftthermometer.
                           Dieses Instrument dient besonders zur Bestimmung sehr niedriger
                              Temperaturen: dasjenige, dessen ich mich seit meinen Versuchen
                              uͤber die Ausdehnung der elastischen
                              Fluͤssigkeiten durch die Waͤrme bediene, ist in
                              Fig. 2
                              abgebildet.In den Lehrbuͤchern der Physik ist es nicht
                                    gehoͤrig beschrieben. Es besteht aus einem gut calibrirten glaͤsernen
                              Cylinder T, welcher an einem Ende in
                              eine Glaskugel ausgeblasen ist. Der Hohlraum des Cylinders muß
                              wenigstens die Haͤlfte von dem der Kugel betragen, so daß
                              wenn jener in 120 Theile abgetheilt ist, dieser ungefaͤhr
                              200 solcher Theile entsprechen muß.
                           Ehe man sich des Instrumentes bedient, muß man es vollkommen
                              austroknen. Dieß geschieht, indem man an dem Thermometer eine
                              mit Chlorcalcium (geschmolzenem salzsaurem Kalk)
                              gefuͤllte Roͤhre anbringt, welche mit einer
                              Luftpumpe in Verbindung steht. Wenn man nach einander vier bis
                              fuͤnf Mal die Luft aus dem Apparate auspumpt, wird das
                              Thermometer gehoͤrig ausgetroknet seyn, besonders wenn
                              man die Vorsicht gebrauchte, es zu erwaͤrmen. Man bringt
                              dann in die Thermometerroͤhre eine
                              Queksilbersaͤule von ungefaͤhr 2 Centimeter
                              Laͤnge, entweder mittelst eines Trichters, dessen
                              Schnabel fein ausgezogen ist, oder auf die Art, daß man das
                              Thermometer erhizt. und sein Ende in ein Queksilberbad taucht.
                              Diese Queksilbersaͤule, welche als Index dient, bringt
                              man nun in der Roͤhre mittelst eines doppelten, gedrehten
                              Klavierdrahtes F von Stelle zu
                              Stelle und fixirt sie an der beliebigen Abtheilung. Ich will nun
                              die Anwendung des Thermometers an einem Beispiele zeigen und den
                              Fall sezen, man wolle die Kaͤlte bestimmen, welche durch
                              Verdunstung der fluͤssigen schweflichten Saͤure
                              auf der mit Schwamm oder Zeug umgebenen Kugel des Instrumentes
                              entsteht.
                           Nachdem das Thermometer in senkrechte Lage gebracht ist und der
                              Index den oberen Theil der Roͤhre einnimmt, befeuchtet
                              man die Kugel mit schweflichter Saͤure. In dem Maße als
                              die Kaͤlte fortschreitet, bewegt sich der Index gegen die
                              Kugel und wenn er stationaͤr geworden ist, treibt man ihn
                              gegen b mit dem Eisendraht
                              moͤglichst tief hinab, ohne ihn in die Kugel gelangen zu
                              lassen, denn alle von dem Index eingeschlossene Luft muß auf
                              derselben Temperatur seyn. Man gibt der Roͤhre
                              einige schwache Stoͤße, um den Index definitiv zu fixiren
                              und bemerkt sich dann die Abtheilung wo sein unteres Ende stehen
                              blieb. Man laͤßt dann das Thermometer nach und nach auf
                              die es umgebende Temperatur zuruͤkkommen; um leztere aber
                              genauer zu erhalten, taucht man das Thermometer bis zum Index in
                              Wasser von bekannter Temperatur und liest, nachdem man der
                              Roͤhre schwache Stoͤße gegeben hat, die dem
                              unteren Ende des Index entsprechende Abtheilung ab.
                           Es sey 208 die Abtheilung, wo der Index bei der niedrigsten
                              Temperatur stehen blieb; 274,8 diejenige, bis zu welcher er im
                              Wasser emporstieg, und 13° C. die Temperatur dieses
                              Wassers.
                           Nimmt man 267 fuͤr das Volumen der Luft in dem Thermometer
                              bei 0°, so wird die Temperatur des Wassers mit diesem
                              Thermometer durch 267 + 13 = 280 ausgedruͤkt seyn; und
                              weil die Temperaturen den Luftvolumen proportional sind, hat
                              man
                           274,7 : 208 = 280 : x = 212.
                           Die mit dem Luftthermometer beobachtete Kaͤlte wird also
                              gleich 212° seyn und um sie in Centesimalgraden
                              auszudruͤken, braucht man nur 212 von 267 abzuziehen; die
                              Differenz 55° ist dann die Kaͤlte unter Null.
                           Sehr haͤufig kann man aber die der niedrigsten Temperatur
                              entsprechenden Abtheilungen nicht genau ablesen, weil sie durch
                              Reif oder durch Fluͤssigkeit, welche sie befeuchtet,
                              unkenntlich gemacht werden. Das einfachste Mittel diesem
                              Uebelstande zu begegnen, besteht darin, den Eisendraht, womit
                              der Index bewegt wird, mit einem Sperrhaken c zu versehen, so daß er nur um eine
                              bestimmte Laͤnge in die Roͤhre eindringen kann.
                              Der Index wird nach den leichten Stoͤßen, welche man der
                              Roͤhre geben muß, um seine Lage zu regeln, sich nahe an
                              dem Ende des Eisendrahtes fixiren; so weiß man im Voraus, welche
                              Abtheilung dem Minimum der Temperatur entsprechen muß, obgleich
                              man sie waͤhrend des Versuchs nicht sehen kann. Ich muß
                              jedoch bemerken, daß man, um den Index mit dem Eisendraht zu
                              fixiren, lezteren sehr langsam in die Roͤhre einsenken mußmnß; denn wenn der Fall der Queksilbersaͤule zu
                              rasch Statt faͤnde, so wuͤrde sie das Ende des
                              Drahtes um sehr ungleiche Groͤßen uͤberschreiten;
                              wenn man auch die angegebene Vorsichtsmaßregel gebraucht, so
                              wechselt doch die laͤge der Queksilbersaͤule um
                              1/4 bis 3/4 Grad. Es waͤre alsdann genauer, wenn man die
                              Laͤnge der Queksilbersaͤule in Thermometergraden
                              messen und jedes Mal die ihrem oberen Ende entsprechende
                              Abtheilung (ich seze voraus, daß dieses sichtbar bleibt) ablesen
                              wuͤrde. Man haͤtte dadurch die dem unteren Ende
                              entsprechende Abtheilung sehr genau. Endlich kann man das
                              Thermometer auch so einrichten, wie es in 
                              Fig. 2 der Buchstabe G
                              zeigt; d.h. die gewoͤhnliche Roͤhre mit der Kugel
                              durch eine Haarroͤhre verbinden und die
                              Queksilbersaͤule nur bis h
                              gelangen lassen, wo sich die beiden Roͤhren vereinigen;
                              man muͤßte das Thermometer sehr geneigt halten, aber nur
                              so stark, daß der Index gleiten kann. Dadurch vermindert man die
                              Geschwindigkeit des Falles und folglich die Fehlerquellen. Es
                              versteht sich von selbst, daß wenn man die hoͤhere
                              Temperatur bestimmt, das Thermometer genau in derselben Lage
                              seyn muß, wie fuͤr die niedrigere Temperatur. Die so eben
                              angegebene Einrichtung eignet sich besonders fuͤr den
                              Fall, wenn der Queksilberindex bei einer großen Kaͤlte
                              gefrieren koͤnnte.
                           
                        
                           Apparat zur Vermengung der Gasarten mit
                                 den Daͤmpfen.
                           Um das Gesez zu erlaͤutern, welchem die Gasarten bei ihrer
                              Vermengung mit den Daͤmpfen unterliegen, hatte ich einen
                              Apparat erdacht, der sodann in den meisten Handbuͤchern
                              der Physik beschrieben wurde und von meinem jezigen sich nur
                              dadurch unterscheidet, daß er oben durch einen Kugelhahn
                              geschlossen ist. Da es aber schwer ist, diesen Hahn ganz dicht
                              schließend zu erhalten, weil sich das Fett durch den Aether,
                              dessen man sich gewoͤhnlich bedient, um zu zeigen wie ein
                              Dampf sich mit der Luft vermengt, aufloͤst, so habe ich
                              ihn ganz beseitigt.
                           Der neue Apparat ist in Fig. 3
                              abgebildet. Die große Roͤhre S ist in Theile von gleicher Capacitaͤt
                              eingetheilt; unten ist eine Roͤhre s von ungefaͤhr 45 Centimeter Laͤnge und
                              4 bis 5 Millimeter innerem Durchmesser. Sie ist in eine eiserne
                              Dille d eingekittet, die auf den
                              Traͤger M aufgeschraubt
                              werden kann, und mit einem Hahn r
                              aus Stahl versehen ist. Unten befindet sich ein Glas V, um das Queksilber aufzunehmen,
                              welches beim Oeffnen des Apparates auslauft. Der Versuch wird
                              auf folgende Art angestellt:
                           Man trennt die Roͤhre S von
                              ihrem Traͤger und gießt Queksilber hinein, so daß, wenn
                              sie wieder in ihre natuͤrliche Lage gebracht ist, die
                              Luft ungefaͤhr die Haͤlfte ihres Hohlraums von
                              ihrem oberen Ende bis zur Communication der kleinen
                              Roͤhre einnimmt. Man stellt dann das Queksilberniveau in
                              den beiden Roͤhren her, indem man dieses Metall durch den
                              Hahn r ablaufen laͤßt oder
                              indem man davon durch den kleinen Trichter e zugießt, und mißt genau das
                              Volumen der eingeschlossenen Luft. Um nun den Aether oder irgend
                              eine andere Fluͤssigkeit in den Apparat zu bringen, gießt
                              man davon eine Saͤule von 5 bis 6 Centimeter mittelst des
                              Trichters e in die Roͤhre s und laͤßt dann Queksilber
                              durch den Hahn sanft ablaufen.
                           
                           In der großen Roͤhre entsteht nun ein luftleerer Raum; der
                              Druk der aͤußeren Luft, welcher constant bleibt, bringt
                              das Queksilber in der kleinen zum Fallen, so daß es sich bald
                              ein wenig unter der Verbindung der beiden Roͤhren
                              befindet und der Aether also in die Roͤhre s in beliebiger Menge hineindringt.
                              Man schließt dann den Hahn und ersezt das abgelaufene Queksilber
                              durch anderes, welches man durch die kleine Roͤhre
                              eingießt. Der Aether nimmt den elastischen Zustand an; da aber
                              sein Dampf viel schwerer als derjenige der Luft ist, so
                              vermischt er sich nur langsam damit und damit dieß um so
                              leichter geschieht, wiegt man den Apparat und ertheilt ihm sogar
                              einige Stoͤße, um seine Waͤnde mit Aether zu
                              befeuchten. Man bemerkt sogleich, daß das Queksilber in der
                              Roͤhre s schnell steigt und
                              wenn es nach wiederholtem Neigen und Ruͤtteln des
                              Apparates stationaͤr geworden ist, gießt man Queksilber
                              hinein, bis die obere Oberflaͤche des Aethers mit der
                              Abtheilung, wobei das eingeschlossene Luftvolumen stehen blieb,
                              correspondirt. Mittelst eines metrischen Lineales mißt man die
                              Laͤnge der aufgestiegenen Queksilbersaͤule, zu
                              welcher man noch die capillare Depression des Queksilbers in
                              derselben Roͤhre s
                              hinzurechnet, und man braucht sie dann nur noch mit der
                              Queksilbersaͤule zu vergleichen, welche die elastische
                              Kraft des Aetherdampfes in einer Barometerroͤhre mißt.
                              Der Apparat leistet den Dienst eines vollkommen ausdehnbaren
                              Gefaͤßes, indem man daraus Queksilber ablaufen
                              laͤßt, bis der innere Druk dem aͤußeren gleich
                              ist.
                           
                        
                           Lampe zum Glasblasen.
                           Die Lampe deren man sich in den Laboratorien bedient,
                              erfuͤllt vollkommen ihren Zwek, wenn der Docht sehr gut
                              gerichtet ist. Dieß ist aber einer der schwierigsten Punkte in
                              der Glasblaserkunst; wenn man nicht eine sehr große
                              Geschiklichkeit in dieser Operation hat und um so mehr wenn man,
                              wie es gewoͤhnlich in den Laboratorien geschieht, nur
                              wenig Sorgfalt auf den Docht wendet, so verbreitet er immer
                              einen sehr unangenehmen Geruch. Eine Weingeistlampe hat keinen
                              dieser Uebelstaͤnde; sie ist augenbliklich
                              angezuͤndet und ihr Docht erfordert keine Sorgfalt.
                              Endlich verbreitet sie gar keinen Geruch. Die Lampe deren ich
                              mich bediene, sieht man in Fig.
                                 4. Sie besteht aus einem messingenen Cylinder b, welcher den Docht ersezt, und der
                              Alkohol gelangt in denselben aus einer Standflasche F durch eine mit einem Hahn r versehene Roͤhre. Der
                              ausfließende Weingeist bleibt in constantem Niveau vermittelst
                              der Roͤhre t, deren unteres
                              Ende etwas tiefer als der Rand der Lampe steht. v ist eine Schraube, womit man die
                              Lampe etwas tiefer stellen kann; sie ist aber
                              nicht unumgaͤnglich noͤthig. Wenn man diese Lampe
                              nicht gebraucht, versieht man sie mit ihrem Dekel c, der fest darauf paßt und
                              verschließt den Hahn. Uebrigens verfaͤhrt man damit wie
                              mit den gewoͤhnlichen Lampen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
