| Titel: | Untersuchung von mehreren Bieren nach einer neuen Methode; von Prof. Zenneck in Stuttgart. | 
| Autor: | Ludwig Heinrich Zenneck [GND] | 
| Fundstelle: | Band 48, Jahrgang 1833, Nr. LXXXII., S. 423 | 
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                        LXXXII.
                        Untersuchung von mehreren
                           Bieren nach einer neuen Methode; von Prof. Zenneck in
                           Stuttgart.
                        Mit Abbildungen auf Tab. VI.
                        Zenneck, Untersuchung mehrere
                           Biere.
                        
                     
                        
                           Veranlaßt einige Stuttgarter Biere, deren Werth auf Verordnung
                              der hiesigen Polizei von einem Pharmaceuten vermittelst
                              araͤometrischer WaͤgungenDiese Waͤgungen wurden auf aͤhnliche Art,
                                    wie die Weinwaͤgungen, nur mit den
                                    unveraͤnderten Fluͤssigkeiten angestellt,
                                    vermittelst einer sogenannten Bierwage. bestimmt wurde, auf ihren wirklichen Gehalt an Kohlensaͤure, Weingeist und
                              Masse (oder Bierextract) als den
                              wichtigsten Theilen eines gesezmaͤßig fabricirten Bieres
                              zu untersuchen, verfuhr ich nach der gewoͤhnlichen
                              Methode dabei auf folgende Art bei viererlei Biersorten:
                           
                           1) Zwei Maß1 Wuͤrtembergisches Maß fuͤr
                                    Getraͤnke ist = dem Raume von 103,14 rh.
                                    Kubikzoll. Bier wurden auf die Haͤlfte so abdestillirt, daß
                              die Kohlensaͤure von
                              gesaͤttigtem Kalkwasser aufgefaßt und der kohlensaure
                              Niederschlag nach seinem Sammeln und Troknen gewogen werden,
                              folglich daraus die Kohlensaͤure berechnet werden
                              konnte.
                           2) Das von dem Kalk befreite Wasser des Destillats wurde seinem
                              Volumen nach gemessen, mit einem Araͤometer bei
                              12–18° R. gewogen, und nach Reduction seines
                              gegebenen specifischen Gewichtes auf sein specifisches Gewicht
                              bei 2 Maß Fluͤssigkeit, der Weingeistgehalt darnach berechnet.
                           3) Der Ruͤkstand des destillirten Bieres wurde in einer
                              geraͤumigen Schale zuerst uͤber offenem Feuer
                              eingedampft und zulezt auf warmem Sande so eingetroknet, daß er
                              sich nach dem Erkalten als sproͤder trokener Extract auf der Wage bestimmen ließ.
                           Waͤhrend dieser Analyse, wozu mehrere Tage verwendet
                              werden mußten, pruͤfte ich die viererlei Viersorten
                              zugleich mit einem Beck'schen AraͤometerEin Grad dieses Araͤometers entspricht 1/10 des
                                    fuͤr Salzsaͤure und andere starke
                                    Saͤuren eingerichteten Araͤometers. (pro aceto et vino) auf
                              zweierlei Art:
                           
                              1) als unveraͤnderte
                                 Fluͤssigkeiten, die noch ihre Kohlensaͤure und
                                 ihren Weingeist hatten;
                              2) als entgeistete Fluͤssigkeiten,
                                 d.h. als solche, von denen ein bestimmtes Volumen auf 1/3
                                 abgedampft worden war, so daß alle ihre Kohlensaͤure
                                 und ihr Weingeist sich verfluͤchtiget hatten, und die
                                 nachher durch Wasserzuguß auf ihr erstes Volumen
                                 zuruͤkgebracht wurden.
                              
                           Bei diesen Untersuchungen, deren Resultate auf der nachfolgenden
                              Tabelle angegeben sind (s. No.
                              I–IV.), hatte ich aber die Erfahrung gemacht, wie viel
                              Muͤhe und Zeit bei der Methode, die ich angewandt hatte,
                              erfordert werden, ohne daß man jedoch von der Richtigkeit der
                              erhaltenen Resultate uͤberzeugt seyn koͤnnte; denn
                              die Kohlensaͤure, die ich auf
                              die genannte Weise und durch weitere Berechnung erhielt, betrug
                              immer weit weniger, als wenn ich aus einem bestimmten Volumen
                              einer solchen Fluͤssigkeit die kohlensaure Luft als Gas
                              aufzufassen und zu messen versuchte; auch schien mir der Weingeistgehalt, wie ich ihn durch
                              Destillation zu bestimmen gesucht hatte, mit den
                              Verhaͤltnissen der unveraͤnderten
                              Fluͤssigkeiten zu den entgeisteten in Ansehung ihrer
                              specifischen Gewichte (oder Araͤometergrade) keine
                              angemessenen Schritte zu halten, und was mir vorzuͤglich
                              bei einer Vergleichung der Araͤometergrade der
                              entgeisteten Fluͤssigkeiten mit den Resultaten der
                              Abdampfung in Bezug auf die Gewichte ihrer Massen auffiel, das war das Mißverhaͤltniß, in
                              dem die Araͤometergrade von No. III und IV. zu ihren Massen (33° : 30 = 8,5
                              : 10,0?) aufgetreten waren.
                           Ich sah mich daher fuͤr kuͤnftige Untersuchungen um
                              eine leichtere und doch zugleich sichere Methode um, nach der
                              ich die genannten dreierlei Bestandtheile eines Bieres bestimmen
                              koͤnnte, und da ich bei meinen mehrfaͤltigen
                              Versuchen und Berechnungen die Ueberzeugung gewonnen habe, daß
                              man auf dem von mir gefundenen Wege der Wahrheit wohl am
                              naͤchsten kommt, so duͤrfte es nicht
                              unzwekmaͤßig seyn, die Auseinandersezung dieser pneumatisch-araͤometrischen
                                 Methode in Bezug auf die Kohlensaͤure, den
                              Weingeist und die Masse der darnach angestellten Untersuchung
                              mehrerer hiesiger Biere, selbst voranzuschiken.
                           
                        
                           I. Auseinandersezung
                                 der Untersuchungsmethode.
                           
                              A. Untersuchung der Kohlensaͤure in einem
                                    Biere.
                              Bei den viererlei Biersorten, die ich anfangs untersuchte,
                                 gebrauchte ich, wie ich schon bemerkt habe,
                                 gesaͤttigtes Kalkwasser, und erhielt, weil die Menge
                                 von Kalk darin ohne Zweifel zu klein war, immer zu wenig
                                 Kohlensaͤure, als zu erwarten war, und wie sich auch
                                 noch bei einer anderen Methode erwies. Eine groͤßere
                                 Menge von Kalkwasser in der Vorlage anzubringen, und zwar
                                 mit uͤberschuͤssiger Kalkerde, haͤtte
                                 aber eine nochmalige Destillation zur Gewinnung des
                                 Weingeistes erfordert. Ich ließ daher, um leztere
                                 Wiederholung zu vermeiden und um doch genug Kalkerde der
                                 Kohlensaͤure darzubieten, von einer Glaskugel aus die
                                 Kohlensaͤure eines gemessenen Biervolumens durch eine
                                 enge Glasroͤhre in ein Flaͤschchen gehen, das
                                 zur Haͤlfte mit Kalkbrei gefuͤllt und gewogen
                                 war, und wog das Flaͤschchen, welches von dem
                                 gekochten Biere nur die Kohlensaͤure aufgenommen
                                 hatte, nochmals, um aus dem Unterschiede der beiden
                                 Waͤgungen auf das Gewicht der entbundenen
                                 Kohlensaͤure zu schließen. Auf diese Art erhielt ich
                                 zwar Resultate, die mir etwas besser schienen, insofern die
                                 erhaltenen Quantitaͤten von Kohlensaͤure mehr
                                 als bei dem bloßen Kalkwasser betrugen; da jedoch hiebei
                                 immer einige Feuchtigkeit uͤbergeht, und damit der
                                 Unterschied der Neigungen merklich wird, viel
                                 Kohlensaͤure und daher auch viel Kalkbrei
                                 erforderlich sind, auch lezterer nicht ganz abgeschlossen
                                 seyn darf, damit die zugleich uͤbergegangene
                                 atmosphaͤrische Luft der Glaskugel noch einen Ausgang
                                 habe, so moͤchte diese Methode weder die bequemste,
                                 noch sicherste seyn.
                              Da aber bei der bloßen Erhizung der kohlensauren
                                 Fluͤssigkeit bis zum Kochen alle Kohlensaͤure
                                 ausgetrieben und in einem Meßcylinder uͤber einer Sperrfluͤssigkeit, welche das
                                 Gas nicht einsaugt, ohne Verlust aufgefaßt werden kann,
                                 uͤberdieß auch zu einer solchen Messung dem Raume
                                 nach keine große Bierquantitaͤt erforderlich ist, so
                                 halte ich dieseEin dem Chlorometer ganz aͤhnlicher Gasometer.
                                       S. Baumgaͤrtner's Zeitschrift fuͤr
                                       Physik, 1832, B. I, H. 3. Bestimmungsart fuͤr die beste, und indem ich
                                 hiezu meinen Myzogasometer gebrauche, verfahre ich dabei auf
                                 folgende Art: 1) Der Meßcylinder, welcher 9–10
                                 rheinische Kubikzoll faßt, wird durch Aussaugen seiner Luft
                                 mit dem Wasser des Standcylinders gefuͤllt, und
                                 hierauf uͤber die Oberflaͤche seines
                                 WassersWird statt bloßem Wasser eine gesaͤttigte
                                       Aufloͤsung von Kochsalz in den Cylinder
                                       gebracht, so bedarf man, da dieselbe von dem Gase
                                       nur hoͤchst wenig einsaugen wird, keiner
                                       Oehlschichte. vermittelst einer an der ausgezogenen Spize
                                 gekruͤmmten Glasroͤhre eine Oehlschichte
                                 gebracht, damit die daselbst ankommende Kohlensaͤure
                                 von dem Wasser, das dieselbe einsaugen wuͤrde,
                                 getrennt bleibe. 2) In die vermittelst der
                                 Leitungsroͤhre mit dem Meßcylinder luftdicht
                                 verbundene Entwiklungsflasche, die 2 Oeffnungen hat, aber
                                 auch nur eine haben kann und die gegen 10 Kubikzoll faßt,
                                 werden 6–8 Kubikzoll Bier eingegossen. 3) Nach
                                 gehoͤriger Schließung der Flasche (oder Kugel) wird
                                 die Fluͤssigkeit nach und nach bis zum Kochen erhizt,
                                 und damit so lange fortgefahren, bis das im Meßcylinder
                                 aufgefaßte Gas sich nicht mehr merklich vermehrt. 4) Endlich
                                 wird nach gehoͤrigerD.h. bis etwa 10–15° R.; denn bei
                                       tieferer Temperatur wuͤrde das Gas von der
                                       Fluͤssigkeit der Flasche zum Theil wieder
                                       eingesaugt werden. Abkuͤhlung des Apparats das Gas gemessen, so
                                 daß, wenn man z.B. von 8 Kubikzoll Bierfluͤssigkeit 6
                                 Kubikzoll Kohlensaͤure erhalten hat, aus diesem
                                 Volumen leicht bestimmt werden kann, wie viel Procent
                                 Kohlensaͤure das Bier dem VolumenDa 1 rh. Kubikzoll Kohlensaͤure 0,5402°
                                       waͤgt, so kann die Menge davon in einem Biere
                                       auch dem Gewichte nach bestimmt werden. nach (z.B. hier 75 Procent) enthaͤlt. Um
                                 uͤbrigens von dem erhaltenen kohlensauren Gase, das
                                 bei irgend einer normalen Temperatur (z.B. 15° R.)
                                 und bei irgend einem normalen Barometerstand (z.B. 27 par.
                                 Zoll) eintretende Volumen ganz richtig zu erhalten, wird 1)
                                 der Wasserstand des Gases im Meßcylinder regulirt, indem bei
                                 dem Falle, daß er hoͤher waͤre als der im
                                 aͤußeren Wassercylinder, noch Wasser bis zum Niveau
                                 des Wassers von diesem mit dem Wasser von jenem, zugegossen;
                                 im Falle aber, daß jener niederer waͤre, der
                                 Meßcylinder bis zum Niveau des aͤußeren Wassers
                                 heraufgehoben und nach der einen oder anderen Operation die
                                 Anzahl der Zolle im Meßcylinder beobachtet wird; 2) das
                                 beobachtete Volumen noch vermittelst einer
                                 CorrectionsroͤhreDiese Correction ist uͤbrigens nur fuͤr
                                       den Fall einer ganz genauen Bestimmung der
                                       kohlensauren Luft nothwendig, und kann bei
                                       Fluͤssigkeiten, die, wie das Bier, keine so
                                       genaue Untersuchung fordern, uͤbergangen
                                       werden., die in dem Wassercylinder neben
                                 dem Meßcylinder steht, corrigirt, indem die Proportion
                                 gesezt wird: wie sich der gegebene Wasserstand in der
                                 Correctionsroͤhre zu ihrem Normalstande
                                 verhaͤlt, so verhaͤlt sich der bei der
                                 gegebenen Temperatur und dem gegebenen Barometerstande
                                 beobachtete Wasserstand des Gases im Meßcylinder zu seinem
                                 wahren Wasserstande, d.h. zu dem Volumen, welches das Gas
                                 bei der normalen Temperatur und normalen Barometerstand
                                 haben wuͤrde.
                              
                           
                              B. Untersuchung des Weingeistes.
                              Man haͤlt sich gewoͤhnlich bei der Bestimmung
                                 von dem Gehalte einer geistigen Fluͤssigkeit an
                                 Weingeist oder Alkohol an die Destillation einer solchen
                                 Fluͤssigkeit, die man dann so weit treibt, bis man
                                 glaubt, daß aller Weingeist in das Destillat
                                 uͤbergegangen sey, untersucht dann das specifische
                                 Gewicht des erhaltenen Destillats auf irgend eine Art, z.B.
                                 mit einem AraͤometerGewoͤhnlich dem Beck'schen
                                       Araͤometer., und berechnet aus dem erhaltenen Volumen desselben
                                 und dem etwa noch ruͤkstaͤndigen Volumen der
                                 behandelten Fluͤssigkeit die Alkoholmenge in ihr nach
                                 Procenten des Volumens oder des Gewichts. Diese Methode ist
                                 zwar an sich sehr gut und fuͤhrt um so sicherer zu
                                 einem richtigen Resultate, je mehr man von der
                                 Fluͤssigkeit zur Destillation nimmt, und je mehr man
                                 von dieser abdestillirt, um wo moͤglich allen
                                 Weingeist in dem Destillat zu erhalten; allein da sie doch
                                 viel Zeit und Muͤhe erfordert, wenn eine bedeutende
                                 Quantitaͤt von Fluͤssigkeit auf diese Art
                                 untersucht werden soll, so wird sie einer anderen Methode
                                 nicht wohl vorzuziehen seyn, die weniger Umstaͤnde
                                 erfordert, ohnehin zugleich zur Untersuchung von dem
                                 Massengehalte eines Bieres zwekmaͤßig ist und in der
                                 Sicherheit des Resultats nicht nachsteht.
                              Diese andere Methode ist auf dieselben Grundsaͤze
                                 gebaut, auf denen der neuerdings erfundene OenonometerVon diesem Oenometer fand ich zwar einige Notizen in
                                       Dingler's polytechn. Journ., Schweigg. Journ. und
                                       Poggendorf's Ann. d. Ph.; da sich das
                                       franzoͤsische Journal, aus dem sie stammen,
                                       nicht hier findet, so ist wir die
                                       ausfuͤhrliche Beschreibung von ihm und seinem
                                       Gebrauche indessen unbekannt geblieben. (Meßinstrument fuͤr die Bestimmung des
                                 Weingeistes im Wein) beruht, und welche darin bestehen, daß
                                 eine Fluͤssigkeit, die Weingeist enthaͤlt, in
                                 eben dem Grade schwerer wird, als dieser durch Waͤrme
                                 ausgetrieben und das verloren gegangene Volumen durch Zuguß
                                 von Wasser ersezt wird, und daß folglich der Unterschied der
                                 Waͤgungen vor und nach der Austreibung des
                                 Weingeistes die Grade anzeigt, die lezterer der
                                 Fluͤssigkeit fuͤr sich ertheilt haben
                                 wuͤrde. Da jedoch die Bierfluͤssigkeit nicht
                                 bloß Weingeist und fixe Materien enthaͤlt, sondern
                                 auch kohlensaure Luft, welche auf die Waͤgung des
                                 Fluidums von Einfluß ist, so ist diese Luft noch vor
                                 Anstellung der ersten Waͤgung auf eine Art
                                 abzutreiben, daß dabei der Weingeist selbst noch in der
                                 Fluͤssigkeit bleibt, und von ihm sowohl als von dem
                                 Wasser bei der Entfernung der Kohlensaͤure kein
                                 Verlust entsteht. Man verfaͤhrt daher bei der
                                 Untersuchung eines Bieres auf seinen Weingeistgehalt nach
                                 dieser Waͤgungsmethode auf folgende Art:
                              1) Man faßt von dem Biere so viel Kubikzolle in eine Flasche
                                 oder GlaskugelDiese darf aber nur zu 2/3 mit dem Biere
                                       angefuͤllt seyn, damit beim Erwaͤrmen
                                       desselben der entstehende Schaum nicht austreten
                                       kann., als man zum Waͤgen mit einem
                                 Araͤometer fuͤr Fluͤssigkeiten, die
                                 schwerer als Wasser sind, noͤthig hat, fuͤgt
                                 eine duͤnne Leitungsroͤhre in das
                                 Gefaͤß luftdicht ein, taucht das andere Stuͤk
                                 der gebogenen Roͤhre in ein Gefaͤß mit Wasser,
                                 und erwaͤrmt das Gefaͤß, worin das Bier ist,
                                 bis zum Kochen der Fluͤssigkeit. Durch die enge
                                 Roͤhre wird nun bei dieser Erhizung zwar alle
                                 kohlensaure Luft ausgetrieben, der Weingeist und das Wasser
                                 aber koͤnnen sich durch den engen Raum der
                                 Glasroͤhre nicht durchdraͤngen, sondern sinken
                                 um so gewisser aus ihr in die Flasche zuruͤk, je
                                 hoͤher die Leitungsroͤhre aus dieser
                                 aufsteigt, und je mehr man dieselbe durch ein feuchtes Tuch
                                 kalt erhaͤlt; auch findet sich nach Endigung der
                                 Austreibung von der Kohlensaͤure, in der Flasche
                                 wieder dasselbe Volumen von Fluͤssigkeit, welches
                                 vorher darin gewesen war, und ungeachtet das kohlensaure Gas
                                 etwas Feuchtigkeit mit fortreißt, so betraͤgt dieser
                                 Verlust so wenig, daß er nicht in Anschlag kommen kann.
                              2) Ist die Temperatur der Bierfluͤssigkeit in der
                                 Flasche auf 10–12° R. herabgekommen; so bringt
                                 man sie in ein Cylinderglas, um ihr Gewicht mit dem
                                 Araͤometer zu bestimmen, huͤtet sich dabei die
                                 Roͤhre nicht in die Fluͤssigkeit
                                 herabzudruͤken, damit sich von der klebrigen
                                 Fluͤssigkeit Nichts an ihr anseze und diese daher ihr
                                 Gewicht vermehre, und bemerkt den Grad des Instrumentes
                                 genau, welcher bei der noch geistigen, aber
                                 entsaͤuerten Fluͤssigkeit eintritt.
                              3) Die auf diese Art gewogene Fluͤssigkeit wird
                                 hierauf ihrem ganzen Volumen nach in einer Abrauchschale
                                 wenigstens bis auf 1/3 abgedampft, nach dem Erkalten bis auf
                                 10–12° R. mit destillirtem Wasser (oder
                                 Regenwasser) in einen Meßcylinder gemischt, so daß sie
                                 wieder ihr urspruͤngliches Volumen einnimmt, und dann
                                 noch ein Mal mit dem Araͤometer unter genauer
                                 Beobachtung der Grade gewogen, welche die entgeistete
                                 Fluͤssigkeit anzeigt.
                              4) Zieht man nun die Araͤometergrade der ersten
                                 Waͤgung von den Araͤometergraden der zweiten
                                 Waͤgung ab, so erhaͤlt man diejenigen Grade, welche den Weingeistgehalt anzeigen und so
                                 beschaffen sind, wie wenn die Fluͤssigkeit bloß aus
                                 Alkohol und Wasser bestanden haͤtte.
                              Es seyen z.B. 6 Kubikzoll Bier (nach 1) von ihrer
                                 Kohlensaͤure befreit worden, und haben nach der
                                 gehoͤrigen Abkuͤhlung am Araͤometer +
                                 14 Grade gezeigt; nun seyen diese 6 Kubikzoll durch
                                 Abdampfen auf 2 Kubikzoll herabgebracht, durch Zuguß von 4
                                 Kubikzoll wieder auf 6 Kubikzoll gefuͤhrt, und bei
                                 einer Temperatur von 10–12° R. am
                                 Araͤometer + 24° gefunden worden, so hat man
                                 die + 14° der entsaͤuerten Fluͤssigkeit
                                 von den + 24° der entgeisteten abzuziehen, um +
                                 10° zu erhallen, die der Fluͤssigkeit als
                                 bloßer geistigen angehoͤren.
                              Den Beweis fuͤr die
                                 Richtigkeit dieses Verfahrens, um das
                                 Weingeistverhaͤltniß einer solchen
                                 Fluͤssigkeit zu finden, kann man sich auf folgende
                                 Art durch Mischung von einer reingeistigen
                                 Fluͤssigkeit von gewissen Graden mit einer
                                 entgeisteten Fluͤssigkeit von gewissen Graden geben:
                                 man bereite sich eine entgeistete Bierfluͤssigkeit
                                 durch Abdampfen so, daß sie bei 10–12° R. am
                                 Araͤometer + 48° anzeigt; ebenso mische man
                                 mit Wasser eine Portion Alkohol in solchem
                                 Verhaͤltnisse, daß diese geistige Fluͤssigkeit
                                 bei derselben Temperatur genau – 20° anzeigt;
                                 nun nehme man von jeder dieser zwei Fluͤssigkeiten
                                 genau 6 Kubikzoll, mische diese gut untereinander in einer
                                 Flasche und waͤge sie alsdann in dem Cylinderglase;
                                 die Grade, welche diese Mischung am Araͤometer
                                 zeigen, werden + 14° betragen. Denn da die
                                 entgeistete Fluͤssigkeit auf das doppelte Volumen
                                 durch die geistige Fluͤssigkeit gebracht worden ist,
                                 so muͤssen ihre Grade auf die Haͤlfte, also
                                 auf + 24° Herabkommen, und ebenso muͤssen aber
                                 auch die – 20° der geistigen
                                 Fluͤssigkeit aus gleichem Grunde auf –
                                 10°, als ihrer Haͤlfte herabsinken; indem aber
                                 der Araͤometer durch die erste Fluͤssigkeit
                                 auf + 24° und durch die zweite auf –
                                 10°, als der entgegengesezten Wirkung kommt, so muß
                                 er + 24° – 10° = + 14°
                                 anzeigen.
                              
                           
                              C. Untersuchung der Masse (oder des
                                 Bierextracts).
                              Die Masse einer Bierfluͤssigkeit, d.h. das Gewicht von
                                 allen in ihr vorhandenen fixen Materien zusammengenommen,
                                 moͤgen diese brennbar seyn oder nicht, kann
                                 allerdings durch Abdampfung einer dem Volumen, oder dem
                                 Gewichte nach bestimmten Fluͤssigkeit bis zur
                                 gaͤnzlichen Trokniß und Waͤgung des Erhaltenen
                                 bestimmt werden. Wie viel Zeit und Muͤhe aber diese
                                 Operation bei einer solchen Fluͤssigkeit fordert, die
                                 vermoͤge ihrer Zaͤhigkeit sehr schwer alle
                                 ihre Fluͤssigkeit verliertVersuche haben mich uͤberzeugt, daß eine
                                       solche nur dann alle ihre Feuchtigkeit verloren
                                       hat, wenn man sie in der erhizten Reibschale bis zum
                                       gelblichten Pulver reibt, denn als
                                       gleichfoͤrmige, sproͤde,
                                       braͤunliche Masse schmilzt sie noch in der
                                       Reibschale und verliert beim Pulverisiren gegen
                                       10–12 Procent an Gewicht., und wenn die Troknung nicht uͤber
                                 Wasserdaͤmpfen geschieht, leicht
                                 zum Theil verbrennen kann, findet jeder, der sich mit
                                 derselben einlaͤßt. Ich bediene mich daher jezt eines
                                 leichteren Mittels, um damit zunaͤchst das
                                 Massenverhaͤltniß eines Bieres zum anderen, und dann
                                 auch unter gewisser Berechnung die relative Menge der Masse
                                 in dem Ganzen zu bestimmen.
                              Das Verhaͤltnis der Masse eines
                                    Bieres zu der Masse eines anderen kann zwar
                                 vermittelst des Araͤometers, der das specifische
                                 Gewicht dieser Fluͤssigkeit angibt (Bierprobe,
                                 Bierwage), angegeben werden, aber nicht, wenn das Bier noch
                                 seine Kohlensaͤure und seinen Weingeist
                                 enthaͤlt, da jene das specifische Gewicht dieser
                                 Fluͤssigkeit in etwasGewoͤhnlich fand ich ein Bier mit seiner
                                       Kohlensaͤure um 1 Grad schwerer, als ein von
                                       seiner Kohlensaͤure befreites, wie aus der
                                       Tabelle der angestellten Untersuchungen von Bieren
                                       ersichtlich ist. Vielleicht wuͤrden aber die
                                       Gradunterschiede verschiedener ausgefallen seyn,
                                       wenn ein genauerer Araͤometer gebraucht
                                       worden waͤre, und es ist sogar
                                       moͤglich, daß man vielleicht kuͤnftig
                                       den kohlensauren Gehalt eines Bieres
                                       araͤometrisch bestimmen kann; nur wird
                                       alsdann 1 Grad eines solchen Araͤometers 1/10
                                       Grad der jezigen seyn muͤssen. vermehrt und dieser dasselbe mehr oder weniger stark
                                 vermindert, wie bei der Untersuchung des Weingeistgehaltes
                                 angegeben worden ist. Vielmehr muß vor der Pruͤfung
                                 eines Bieres auf seinen Massengehalt mit dem
                                 Araͤometer diese Fluͤssigkeit durch Abdampfung
                                 und Wiederherstellung ihres Volumens durch Wasserzuguß zu
                                 dieser Pruͤfung zubereitet werden. Alsdann aber
                                 laͤßt sich dieses Instrument anwenden und aus den
                                 beobachteten Graden wenigstens schließen, ob das eine Bier
                                 mehr oder weniger fixe Materien enthaͤlt, als ein
                                 anderes. Denn das eine zeige z.B. beim Eintauchen des
                                 Araͤometers in die auf angefuͤhrte Weise
                                 zubereitete Fluͤssigkeit 30° an, ein anderes
                                 unter gleichen Umstaͤnden 27°, und ein drittes
                                 25°, so ist kein Zweifel, daß das erste am meisten
                                 und das lezte am wenigsten fixe Masse haben muß, da sie alle
                                 3 vermoͤge der gleichen Zubereitung nur aus Wasser
                                 und fixer Materie bestehen, und dasjenige aus ihnen entfernt
                                 ist, was, wie der WeingeistMan hat bisher die sogenannten Bierwagen immer nur
                                       auf die Art zur Beurtheilung von der Guͤte
                                       eines Bieres gebraucht, daß man diese
                                       Araͤometer in die kohlensaure und geistige
                                       Fluͤssigkeit eintauchte; wie falsch aber
                                       diese Beurtheilungsart ist, leidet wohl keinen
                                       Zweifel, wenn man bedenkt, daß die Wirkung des
                                       Weingeistes, der von der fixen Masse auf die
                                       Bierwage entgegengesezt ist, und daß z.B. zwei ganz
                                       verschiedene Biere denselben Grad haben
                                       koͤnnen, indem das eine 30° Masse
                                       – 10° Weingeist – 20°,
                                       das andere aber 35° Masse – 15°
                                       Weingeist = 20° anzeigt., dem Gewichte der fixen Stoffe durch seine
                                 Leichtigkeit Abbruch thut. Wie viel
                                    Masse aber das eine oder das andere von den
                                 gewogenen Bieren im Verhaͤltnisse zu seinem Gewichte
                                 oder zu seinem Volumen enthalte, kann weder aus den
                                 beobachteten Graden, noch aus den dabei angegebenen
                                 specifischen Gewichten an sich geschlossen werden, und es
                                 waͤre z.B. eine falsche Meinung, wenn man glaubte,
                                 daß ein Bier von 30° noch ein Mal so viel Masse
                                 enthielte als ein Bier von 15°, gerade wie es bei
                                 einem Weingeist haltenden Wasser unrichtig waͤre, von
                                 30°, die der eine anzeigt, auf den doppelten Gehalt
                                 an reinem Weingeist in Vergleichung mit einem anderen, der
                                 nur 15° hat, zu schließen.
                              Die absolute Menge von fixen Stoffen
                                    in einem Biere laͤßt sich aus den Graden,
                                 die es am Araͤometer zeigt, oder aus seinem
                                 specifischen Gewichte nur dann abnehmen, wenn man auf irgend
                                 eine Art im Voraus gefunden hat, welche Grade dem
                                 Massengehalte verschiedener dichter Biere entsprechen, und
                                 also eine Scale hat, auf der die Procente oder Tausendtheile
                                 von Masse eines Bieres neben den Araͤometergraden
                                 aufgezeichnet sind. Um eine solche correspondirende Scale zu
                                 erhalten, kann man, nachdem man sich von einem eingedampften
                                 Bier eine gewisse Reihe von Fluͤssigkeiten
                                 verschiedener Dichtigkeit (etwa vom 25sten bis zum 35sten
                                 Grade) verschafft hat, auf dreifache Art verfahren:
                              a) Man dampft eine jede von dieser Fluͤssigkeit, von der man dasselbe Gewicht
                                 (z.B. 2000 Gr.) genommen hat, bis zur vollkommenen Trokniß
                                 ab, waͤgt das Getroknete und schreibt das Gewicht von
                                 1000 Gr. Fluͤssigkeit zu dem Grade des
                                 Eingetrokneten.
                              Dieses Verfahren ist nun zwar das natuͤrlichste, aber
                                 wohl das am wenigsten zu richtigen Resultaten
                                 fuͤhrende, da bei dem Abdampfen, Eintroknen und
                                 Pulverisiren des Extracts immer mehr oder weniger verloren
                                 geht; auch ist es unstreitig wegen der Schwierigkeit des
                                 vollkommenen Eintroknens das beschwerlichste.
                              b) Oder man nimmt von getroknetem Extracte eine gewisse
                                 Anzahl von Granen, mischt sie mit so viel Wasser, daß das Gewicht zusammen
                                 gerade 1000 Gr. ausmacht, und waͤgt diese Mischung
                                 mit dem Araͤometer. Bei dieser Methode hat man
                                 jedoch, wenn 15–20 Bestimmungen gegeben werden
                                 sollen, viel trokenen Extract noͤthig, und es
                                 muͤssen nicht bloß das Wasser jedes Mal, sondern auch
                                 der Extract genau gewogen werden.
                              c) Oder man fuͤgt zu einer Mischung, die man aus gewogenem
                                 Extracte und Wasser gemacht hat, noch so viel Wasser hinzu, als noͤthig
                                 ist, um neue Mischungen von geringerem, jedoch aber zuvor
                                 berechnetem Gehalte zu bekommen und diese mit dem
                                 Araͤometer messen zu koͤnnen.
                              Dieser beiden lezten und vorzuͤglich der dritten
                                 Methode habe ich mich zur ConstructionDie in dieser Hinsicht angestellten Versuche, so wie
                                       mehrere andere, die Bierbestandtheile betreffenden,
                                       sollen bei anderer Gelegenheit bekannt gemacht
                                       werden. einer Massentabelle bedient. (Siehe Tabelle nach
                                 Procent von dem Massengehalte des Bieres.)
                              Man findet zwar in einigen SchriftenZ.B. Leuchs vollstaͤndige Braukunde, 1831. die Behauptung, daß man vermittelst des Araͤometers und daher aus
                                 dem specifischen Gewichte einer zukerhaltigen
                                 Fluͤssigkeit ihren Zukergehalt und ebenso auch den Zuker der Wuͤrze mit Huͤlfe des specifischen
                                 Gewichtes des Zukers finden koͤnne, indem man nur den
                                 Unterschied des specifischen Gewichtes der
                                 Fluͤssigkeit und des Wassers mit der Zahl 8/3 zu
                                 multipliciren habe; z.B. wenn die Fluͤssigkeit ein
                                 specifisches Gewicht = 1114 habe, so sey der Gehalt an Zuker
                                 = (1114 – 1000) 8/3 = (114 . 8)/3 = 304, oder die
                                 Fluͤssigkeit enthalte = (304 . 100)/1114 = 27 . 28
                                 Procent Zuker. Diese Regel ist nun unter der Voraussezung,
                                 daß die gemischten Koͤrper sich nicht verdichten,
                                 zwar richtig; denn denkt man sich an der Stelle von 10 Gr.
                                 Wasser in einem Raume, der 1000 Gr. Wasser faßt, gerade so
                                 viel Zukertheile, als diese vermoͤge ihres
                                 groͤßeren specifischen Gewichtes vertreten
                                 koͤnnen, folglichDenn das specifische Gewicht des Zukers ist =
                                       1,600. 16 Gr., so waͤgt die Fluͤssigkeit =
                                 1000 – 10 + 16 Gr. = 1006 Gr.; demnach entspricht der
                                 Ueberschuß von 6 Gr. uͤber 1000 Gr. (als dem Gewichte
                                 des Wassers) in einer zukerigen Fluͤssigkeit
                                 desselben Raumes einem Zukergehalt von 16 Gr.; nun ist der
                                 Unterschied zwischen irgend einem specifischen Gewichte
                                 solcher Fluͤssigkeit und deren Wassergewicht (= 1000)
                                 gleichfalls ein solcher Ueberschuß, folglich verhaͤlt
                                 sich dieser Unterschied zu dem Zukergehalte, wie 6 zu 16,
                                 oder wie 3 : 8Bezeichnet sp das
                                       specifische Gewicht der Fluͤssigkeit und Z den Zukergehalt, so ist
                                       (sp –
                                       1000) : Z = 3 : 8;
                                       alsoTextabbildung Bd. 48, S. 432Gelegentlich sieht man auch an
                                       dem obigen Beispiele, wie falsch die Vorstellung
                                       waͤre, als ob der Unterschied der beiden
                                       specifischen Gewichte (der Fluͤssigkeit und
                                       des bloßen Wassers) schon den Gehalt an fixem Stoffe
                                       geben koͤnne. z.B. (1114 – 1000): Zukergehalt, wie 3 : 8,
                                 und der Zukergehalt ist also
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 48, S. 432
                                 
                              Allein die Voraussezung, daß der Zuker
                                 sich mit dem Wasser nicht verdichte, ist nicht richtig;
                                 vielmehr entsteht wirklich Verdichtung, so daß der aus dem
                                 gegebenen specifischen Gewichte einer Fluͤssigkeit
                                 berechnete Zukergehalt groͤßer ausfaͤllt, als
                                 die Erfahrung zeigt, wie man aus Brandes Bestimmungen vom
                                 specifischen Gewichte verschiedener Fluͤssigkeiten
                                 (Arch. d. Pharm. XXII. S. 70, und Annalen der Pharmacie II.
                                 S. 340) sehen kann, wo z.B. der Zukergehalt einer
                                 Fluͤssigkeit um 27,28 Procent groͤßer ist, als
                                 der Zukergehalt einer Fluͤssigkeit, deren
                                 specifisches Gewicht = 1114 ist, und deren Procente unter 27
                                 fallen. Es laͤßt sich folglich der Zukergehalt nicht
                                 wohl selbst aus dem specifischen Gewichte eines reinen
                                 Zukerwassers, und da die Wuͤrze kein reines
                                 Zukerwasser, ja sogar der Zuker in ihr kein indischer Zuker
                                 ist, noch weniger aus dem specifischen Gewichte dieser
                                 Fluͤssigkeit ableiten.
                              
                           
                        
                           II. Apparat und Gang
                                 der Untersuchung eines Bieres auf seinen Gehalt an
                                 Kohlensaͤure, Weingeist und Masse.
                           Unter allen Bestandtheilen eines gesunden Bieres sind die
                              Kohlensaͤure, der Weingeist und die Masse (oder der Zeug)
                              nicht bloß die wichtigeren,Nicht unwichtige Bestandtheile sind außerdem das zur
                                    Bierbereitung genommene Wasser, der Hopfengeist des
                                    Bieres, sein Zukergehalt, sein Bitterstoff, seine
                                    Gaͤhrungstoffe und seine Salze –
                                    Gegenstaͤnde, mit deren Untersuchung ich mich
                                    gleichfalls beschaͤftigt habe, und
                                    woruͤber ich die Resultate bei anderer
                                    Gelegenheit mittheilen werde. sondern auch zugleich diejenigen, welche sich von Jedem,
                              der nur einiger Maßen mit solchen Untersuchungen umzugehen weiß,
                              noch am leichtesten und bestimmtesten untersuchen lassen.
                              Ungeachtet nun schon bei jedem dieser dreierlei
                              Untersuchungsgegenstaͤnde angegeben wurde, wie und auf
                              welche Weise man dabei am Besten zum Ziele kommen kann, so wird
                              es doch nicht uͤberfluͤssig seyn, noch zu
                              praktischem Behufe fuͤr diesen Fall kurz anzugeben,
                              welcher Apparat dazu noͤthig ist, in welcher Ordnung man
                              bei der Untersuchung zu verfahren hat, und wie aus den
                              angestellten Beobachtungen der Gehalt an diesen dreierlei
                              Bestandtheilen zu bestimmen sey.
                           
                              A. Apparat. Zu diesem gehoͤren:
                              1) Ein Araͤometer (nach
                                 Beck). Fig.
                                    18 fuͤr Essigsaͤure, dessen 10 Grade
                                 wenigstens 1 GradEiner von meinen Araͤometern, dessen Grade
                                       noch ein Mal so groß sind, als der Araͤom.
                                       pro aceto, ist noch in
                                       halbe Grade eingetheilt, welche also 1/20 Grad des
                                       Saͤuremessers entsprechen. des Saͤuremessers entsprechen, und dessen
                                 Scale wenigstens 40 Grade umfaßt – zur Bestimmung der
                                 specifischen Gewichte.
                              2) Ein Glascylinder mit Fuß, in
                                 dem der Araͤometer eingetaucht wird, und der zur
                                 Messung der Fluͤssigkeit in 6–10 Kubikzoll
                                 eingetheilt ist (graduirter Cylinder). Fig.
                                    19.
                              3) Ein unten abgerundetes
                                    Glasgefaͤß (Glaskugel oder Phiole) von
                                 10–12 Kubikzoll Inhalt (mit einfacher oder doppelter
                                 Oeffnung) nebst rechtwinklicht gebogenerDamit die Daͤmpfe der erhizten
                                       Fluͤssigkeit sich sammeln und um so sicherer wieder in das
                                       Entbindungsgefaͤß zuruͤktreten, ist es
                                       gut, wenn die Glasroͤhre an ihrem
                                       daruͤberstehenden Winkel zu einer kleinen
                                       Kugel ausgeblasen ist. Glasroͤhre, die vermittelst eines
                                 Pfropfes in das Gefaͤß eingekittet wird – zum
                                 Austreiben des kohlensauren Gases aus der
                                 Fluͤssigkeit, das in dem Gasgefaͤße erhizt
                                 wird, und wobei die Leitungsroͤhre in Wasser taucht.
                                 Fig.
                                    21.
                              4) Eine Abdampfschale (von Blech
                                 oder Steingut), die gegen 15–20 Kubikzoll faßt
                                 – zum Abdampfen der Fluͤssigkeit bis auf
                                 wenigstens 1/3 des Eingegossenen, damit der Weingeist
                                 ausgetrieben wird.Ist die Abdampfschale innen in der Naͤhe ihres
                                       Randes mit 3 Hervorragungen versehen, auf die sich
                                       die Glaskugel stellen laͤßt, so kann diese
                                       zugleich durch die Daͤmpfe der Abrauchschale
                                       erhizt werden.
                                 Fig.
                                    20.
                              5) Ein Gestell (von Sturz oder
                                 Blech) – zum Aufsezen des Glasgefaͤßes und der
                                 Abdampfschale bei ihrem Erhizen.
                              6) Eine Lampe (mit Oehl oder
                                 Weingeist) – zum Unterstellen unter die zu erhizenden
                                 Gefaͤße.
                              7) Reines Wasser (Regen-
                                 oder destillirtes Wasser) – zur Wiederersezung des
                                 bei dem Abdampfen des Bieres verloren gegangenen Wassers und
                                 Weingeistes.
                              8) Ein Gasometer, d.h. ein nach
                                 rh. Kubikzoll graduirter Cylinder mit Leitungsroͤhre
                                 und Vorlage fuͤr das Sperrwasser – wenn man
                                 die Menge des kohlensauren Gases, das man aus dem Biere
                                 treibt, bestimmen will. Fig.
                                    22.
                              9) Ein Thermometer – zur
                                 Beobachtung der Temperatur des abzuwaͤgenden Bieres
                                 und zu seiner Regulirung auf 10° R.
                              
                           
                              B. Gang der Untersuchung.Die Untersuchung nach dieser Methode kann in
                                       2–3 Stunden vollendet werden, waͤhrend
                                       man nach der aͤlteren Methode wohl
                                       10–12 Stunden daraus zu verwenden hat.
                              1) Man waͤgt das frische unveraͤnderte Bier mit
                                 dem Araͤometer in dem Glascylinder ab.
                              2) Eine im graduirten Glascylinder gemessene Menge des Bieres
                                 wird in das unten abgerundete Glasgefaͤß gebracht,
                                 dieses mit dem Pfropft, an dem die Ableitungsroͤhre
                                 ist, luftdicht geschlossen und auf sein Gestell gesezt, die
                                 Roͤhre am anderen Ende in ein Gefaͤß mit
                                 Wasser getaucht und das Bier vermittelst untergestellter
                                 Lampe so lange nach und nach zum Kochen gebracht, bis sich
                                 keine Luftblasen mehr zeigen.
                              Zusaz. Will man die Menge der
                                 ausgetriebenen Kohlensaͤure bestimmen, so wird das
                                 Glasgefaͤß mit dem gemessenen Biere an die
                                 Leitungsroͤhre des Gasometers luftdicht angebracht
                                 und nach Abkuͤhlung des Apparates das erhaltene Gas
                                 gemessen.
                              3) Das entkohlengesaͤuerte Bier wird nun aus dem
                                 Glasgefaͤße genommen, und bei einer
                                 TemperaturUm die Fluͤssigkeit auf diese Temperatur um so
                                       schneller herabzubringen, wird das Gefaͤß
                                       unter gehoͤriger Vorsicht in kaltes Wasser
                                       gebracht. von 10° R. in dem Glascylinder mit dem
                                 Araͤometer gewogen.
                              4) Eine gemessene Menge von dem entkohlengesaͤuerten
                                 oder von dem noch kohlengesaͤuerten Biere wird in die
                                 Abdampfungsschale gebracht, auf dem Gestelle mit der Lampe
                                 bis auf 1/3 wenigstens abgedampft, nach der
                                 Abkuͤhlung mit Wasser, das etwa 1/3 von der
                                 gemessenen Biermenge seyn kann, in dem graduirten
                                 Glascylinder rein ausgewaschen.
                              5) Zu dem entgeisteten und aus der Abdampfschale
                                 ausgewaschenen Biere in dem graduirten Glascylinder wird nun
                                 noch so viel Wasser gebracht, daß die ganze Mischung der
                                 urspruͤnglich genommenen Menge des Bieres bei einer
                                 Temperatur von 10° R. gleich ist, und hierauf diese
                                 Mischung mit dem Araͤometer abgewogen.
                              
                           
                              C. Bestimmung der dreierlei Bestandtheile
                                    nach ihren comparativen Verhaͤltnissen im
                                    Biere.
                              1) Die Menge der Kohlensaͤure findet sich nach rh.
                                 Kubikzollen an dem Meßcylinder des Gasometers im
                                 Verhaͤltnisse zu einer gewissen, nach rh. Kubikzollen
                                 gemessenen Biermenge. Z.B. das Bier No. 16 (Tab. d. Bierunters.) lieferte aus 6 rh.
                                 Kubikzollen der unveraͤnderten Fluͤssigkeit 5
                                 rh. Kubikzoll Kohlensaͤure.
                              2) Die Menge der Masse (extractive
                                 und salzige Theile) findet sich aus dem
                                 araͤometrischen Grade der entgeisteten
                                 Fluͤssigkeit nach Procent oder Tausendtheilen von dem
                                 Gewichte derselben, wenn man jenen Grad auf der
                                 Massentabelle nachschlaͤgt; z.B. das entgeistete Bier
                                 von No. 16 hatte 37°
                                 Araͤometer, die auf der Massentabelle
                                 zunaͤchst 5,6 Procent Masse entsprechen.
                              3) Die Menge des Weingeistes
                                 erhaͤlt man nach Gewichtsprocenten, wenn man den
                                 araͤometrischen Grad des entkohlengesaͤuerten
                                 Bieres von dem araͤometrischen Grade des entgeisteten
                                 abzieht und die gefundene Zahl auf der Weingeisttabelle mit
                                 den danebenstehenden Gewichtsprocenten vergleicht. Z.B. das
                                 entgeistete Bier No. 16 hatte
                                 37° Araͤometer, und das
                                 entkohlengesaͤuerte 26° Araͤometer; die
                                 Differenz war also = 11°, was auf der
                                 Weingeisttabelle 5,3 Gewichtsprocenten an abs. Alkohol
                                 entspricht.
                              
                           
                        
                           III. Berechnung der
                                 3 Bestandtheile, nebst dem Wassergehalte nach tausend
                                 Gewichtstheilen des unveraͤnderten
                                 Bieres.
                           Nach dem Vorhergehenden erhaͤlt man zwar die comparativen
                              Verhaͤltnisse, in denen die dreierlei Hauptbestandtheile
                              eines Bieres in Bezug auf ein anderes zu einander stehen,
                              d.h. man erfaͤhrt, wie viel das eine in demselben Raume
                              mehr Kubikzoll Kohlensaͤure, wie viel mehr abs. Alkohol
                              es in seinem weingeistigen Antheile und wie viel mehr Masse es
                              in seinem entgeisteten Zustande enthaͤlt als ein anderes.
                              Will man aber nun noch die relativen
                              Gewichtsverhaͤltnisse dieser Bestandtheile nebst dem
                              Wasser eines Bieres nach Tausendtheilen seines Gewichtes
                              erfahren, so kann man sich zu diesem Zweke an folgende Regeln
                              Die Beweise fuͤr folgende Berechnungsregeln
                                    uͤbergehe ich, um der Abhandlung keine zu große
                                    Ausdehnung zu geben. halten:
                           1) Um das Gewichtsverhaͤltniß der
                                 Kohlensaͤure (= x)
                              zu erhalten, multiplicirt man die Kubikzolle des angewendeten
                              Biers (= √) mit der Zahl seines specifischen Gewichtes (=
                              S', das Wasser = 1000 gesezt),
                              multiplicirt gleichfalls die Kubikzolle der entbundenen
                              Kohlensaͤure (= √') mit der Zahl 1861 und dividirt
                              das erste Product (= √ . S')
                              in das leztere (= √' . 1861). So sey z.B. √ = 6,
                              S' = 1016 und √' 5, so
                              ist
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 48, S. 436
                              
                           2) Das Gewichtsverhaͤltniß des
                              Weingeistes (= y) erhaͤlt man durch die
                              Proportion: das specifische Gewicht der unveraͤnderten
                              Fluͤssigkeit (= S')
                              verhaͤlt sich zum specifischen Gewichte der bloß
                              geistigen (= S), wie der Gehalt der
                              leztern an abs. Alkohol nach Tausendtheilen (= m) zu dem gesuchten
                              Weingeistverhaͤltnisse (d.h. dem Gehalt an Weingeist im
                              Verhaͤltnisse zu Tausendtheilen des Bieres). Z.B. S' sey = 1,016 . S = 0,9938 und m = 53, so ist
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 48, S. 436
                              
                           3) Der Massengehalt nach Tausendtheilen des unveraͤnderten
                                 Bieres (= z) ergibt sich
                              nach aͤhnlicher Proportion durch Division des
                              specifischen Gewichtes vom unveraͤnderten Biere (= S') in das Product von dem
                              specifischen Gewichte des entgeisteten (= S'') mit dem Massengehalte des Lezten nach
                              Tausendtheilen (= m''). Z.B. S' sey = 1,016 : S'' = 1,022 und m'' = 56; so ist
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 48, S. 436
                              
                           4) Um endlich den Wassergehalt nach
                              Tausendtheilen des Bieres zu bekommen, zieht man die Summe der
                              (nach 1–3) erhaltenen Zahlen von tausend ab; also z.B.
                              ist der Wassergehalt des im Vorhergehenden berechneten Bieres =
                              1000,00 – (1,52 + 50,80 + 56,30) = 1000,00 –
                              108,62 = 891,38, und unter 1000 Gewichtstheilen des Bieres betraͤgt die
                              Kohlensaͤure 1,52; der abs. Alkohol 50; die Masse 56,3
                              und das Wasser 891,38 Theile.
                           
                        
                           IV. Tabellen zur
                                 Bieruntersuchung nach der
                                 pneumatisch-araͤometrischen
                                 Methode.
                           
                              1) Tabellen der
                                    Procent-Gehalte nach dem
                                    Araͤometer.
                              
                                 A.
                                    Gehalte nach Procent an absol. Alkohol.
                                 
                                    
                                    Textabbildung Bd. 48, S. 437
                                    Specif.
                                       Gewicht; Araeometer-Grade;
                                       Procent-Gehalte
                                    
                                 Erklaͤrung.
                                 1) Die Araͤometer-Grade
                                    von 0–20 sind die Grade an dem Araͤometer
                                    pro vino, wobei je 10
                                    Grade auf 1 Grad des Araͤometers pro liq. aqua levioribus
                                    (Alkohol) gehen.
                                 2) Die beigesezten Bestimmungen nach
                                    Procent sagen aus, daß wenn eine Fluͤssigkeit
                                    einen gewissen Grad am Araͤometer anzeigt, unter
                                    100 Gewichtstheilen derselben, als reiner Mischung von
                                    Wasser und absol. Alkohol betrachtet, ihr die neben der
                                    Gradzahl stehende Gewichtsmenge an absol. Alkohol (nach
                                    Lowitz) zukomme.
                                 3) Fuͤhrt z.B. die doppelte
                                    araͤometrische Waͤgung eines Bieres auf
                                    10° Araͤometer, so enthaͤlt ein
                                    solches in seiner Fluͤssigkeit 5 Procent absol.
                                    Alkohol dem Gewichte nach.
                                 
                              
                                 
                                 B.
                                    Gehalte nach Procent an Masse.
                                 
                                    
                                    Textabbildung Bd. 48, S. 438
                                    Specif.
                                       Gewicht; Araeometer-Grade;
                                       Procent-Gehalte
                                    
                                 
                                 Erklaͤrung.
                                 1) Die Gehalte dieser Tabelle
                                    betreffen ein entgeistetes (von seiner
                                    Kohlensaͤure und Weingeist befreites) Bier.
                                 2) Die Araͤometergrade von 19,0
                                    bis 50,5, zwischen welche die Waͤgungen der Biere
                                    fallen, sind die Grade an den Araͤometern pro Aceto (Beck), wovon je
                                    10° auf 1° des Saͤuremessers (pro liq. aq. gravior.)
                                    gehen.
                                 3) Waͤgt z.B. ein eingedampftes
                                    und durch Wasserzusaz seinem Volumen nach
                                    wiederergaͤnztes Bier 26°, so
                                    enthaͤlt es 4 Procent Masse, d.h. unter 100
                                    Gewichtstheilen desselben sind 4 Gewichtstheile trokener
                                    Extract.
                                 
                              
                           
                              2) Tabelle der
                                    Resultate von Untersuchungen verschiedener
                                    Biere.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 48, S. 439
                                 No.;
                                    Unverändert; Entkohlengesäuert; Entgeistet;
                                    Kohlensaäuregehalt; Weingeistgehalt; Masse
                                 
                              Anmerkungen. 1) Die Biere von No. 1–4 wurden nicht, wie
                                 die uͤbrigen entkohlengesaͤuert, d.h. durch
                                 Destillation mit enger Glasroͤhre ihrer
                                 Kohlesaͤure beraubt und als solche
                                 araͤometrisch bestimmt.
                              2) Ihr Gehalt an Kohlensaͤure wurde
                                 zwar durch Destillation in Aezkalkwasser untersucht, gab
                                 aber ein ganz unsicheres Resultat.
                              3) Ihr Gehalt an Weingeist wurde durch
                                 Destillation von 2 Maß Bier und nachfolgende Berechnung des
                                 absol. Alkohols aus der Waͤgung des weingeistigen
                                 Destillats berechnet.
                              
                              4) Ihr Gehalt an Masse wurde zwar durch
                                 Eintroknung von 2 Maß eines jeden Bieres der 4 ersten
                                 Nummern erhalten, indem No. 1
                                 daraus 7,5 Loth, No. 2 5,5 Loth,
                                 No. 3 8,5 Loth und No. 4 10 Loth lieferte; da aber
                                 bei der Schwierigkeit, solche Massen ganz troken und ohne
                                 Verlust zu erhalten, die Resultate der Untersuchung nicht
                                 ganz richtig seyn moͤgen, so sind an ihrer Stelle die
                                 Berechnungen aus dem specifischen Gewichte der entgeisteten
                                 Biere (unter Beruͤksichtigung der Temperatur)
                                 gesezt.
                              5) Bei den anderen Nummern wurde die
                                 Kohlensaͤure im Gasometer bei Sperrung mit Wasser und
                                 Oehl daruͤber bestimmt, der Weingeistgehalt aus dem
                                 Unterschiede des araͤom. Gewichtes vom entgeisteten
                                 und entkohlengesaͤuerten Biere und die Masse nach der
                                 Massentabelle, aus dem specifischen Gewicht (oder Grad) des
                                 entgeisteten.
                              6) Die Massenbestimmung nach Procent
                                 bezieht sich auf 100 Theile eines entgeisteten Bieres;
                                 wuͤrde sie auf das unveraͤnderte Bier bezogen
                                 werden, so waͤren die Massen groͤßer nach dem
                                 umgekehrten Verhaͤltniß des Entgeisteten zum
                                 Unveraͤnderten.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
