| Titel: | Einiges über die Benuzung des Torfes in der Industrie und Landwirthschaft. | 
| Fundstelle: | Band 48, Jahrgang 1833, Nr. LXXXVI., S. 453 | 
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                        LXXXVI.
                        Einiges uͤber die
                           Benuzung des Torfes in der Industrie und
                           Landwirthschaft.
                        Aus dem Journal des
                                 connaissances usuelles. Mai 1833. S.
                              278.
                        Ueber die Benuzung des Torfes.
                        
                     
                        
                           Der Torf verbreitet beim Verbrennen bekanntlich einen diken Rauch
                              und einen ziemlich unangenehmen Geruch, weßwegen man ihn beinahe
                              ausschließlich zum Heizen von Maschinen, Dampfkesseln, und
                              uͤberhaupt nur an solchen Orten verwendet, an welchen man
                              sehr gut ziehende und so eingerichtete Oefen herstellen kann,
                              daß der meiste Rauch verbrannt oder in die Schornsteine
                              abgeleitet wird. Es gibt ein Mittel gegen alle diese
                              Unannehmlichkeiten, und dieses besteht in der Verkohlung des
                              Torfes.
                           Der verkohlte Torf gewaͤhrt in Hinsicht auf Dauer alle die
                              Vortheile der besten Holzkohle. Seine Verbrennung laͤßt
                              sich durch eine hoͤchst einfache Vorrichtung an
                              den Kaminen und Oefen, in denen er gebrannt werden soll, sehr
                              erleichtern. Da der verkohlte Torf viel leichter ist, als der
                              frische Torf, so soll man denselben in jeder guten
                              Torfstecherei, deren Absazpunkte nur etwas entfernt sind, zum
                              Behufe der bedeutenden Ersparniß an Transportkosten verkohlen,
                              und Ihn dann erst versenden.
                           Zum Verkohlen des Torfes dient nun ganz vorzuͤglich ein
                              Ofen, wie er bereits im XI. Bande des Journal des conn. us. beschrieben und abgebildet
                              worden. Dieser Ofen besteht naͤmlich aus einem 8 bis 11
                              Fuß hohen und 12 Fuß im Durchmesser haltenden Mauerwerke, in
                              welchem ein umgekehrter Kegel angebracht ist, dessen Ende sich
                              uͤber einem mit einem Roste bedekten Aschenherde
                              befindet. Auf diesen Rost wird der gut getroknete Torf so
                              aufgeschichtet, daß gehoͤrige Zwischenraͤume
                              zwischen demselben bleiben; und wenn der eine Kegel vollendet
                              ist, so schichtet man oben einen zweiten Kegel mit umgekehrter
                              Basis auf denselben. Dann bedekt man das Ganze mit Rasen und
                              befeuchtetem Thone, und laͤßt nur an gewissen Stellen
                              Oeffnungen, in welche klein gehauenes Holz geworfen wird. Ist
                              Alles gehoͤrig vorbereitet, so macht man unter dem
                              Aschenherde ein lebhaftes Feuer an, welches sich nach und nach
                              dem ganzen Torfhaufen mittheilt. Ist das Feuer nun
                              gehoͤrig im Gange, so mauert man das Aschenloch zu, und
                              verstaͤrkt oder schwaͤcht das Feuer nach
                              Umstaͤnden nur durch die Seitenoͤffnungen. Wenn
                              der Rauch aufhoͤrt, und wenn das Einsinken des oberen
                              Kegels die Vollendung der Verbrennung andeutet, so verschließt
                              man saͤmmtliche Oeffnungen mit Thon, und laͤßt den
                              Ofen dann vollkommen abkuͤhlen. Ein solcher Brand dauert
                              bis an 4 Tage.
                           Ein zweites Verfahren den Torf zu verkohlen ist folgendes. Man
                              graͤbt in ein etwas festes Erdreich einen
                              kreisfoͤrmigen Raum von 5 Fuß Tiefe und 20 Fuß im
                              Durchmesser, wobei man an 4 oder 5 Stellen einen Graben
                              anbringt, durch welchen man leichter in die Grube hinab und
                              herauf gelangen kann. Wenn nun der Boden dieser Grube gut
                              geebnet und fest geschlagen worden, so legt man vom Mittelpunkte
                              aus gegen den Umfang in verschiedenen Richtungen große feste
                              Ziegel auf denselben, auf denen man dann mittelst Eisenstangen
                              eine Art von Rost bildet. Auf diesen Rost schichtet man hierauf
                              den Torf, wobei man jedoch gleichfalls Zwischenraͤume in
                              demselben laͤßt, die mit den Seltenoͤffnungen des
                              Haufens correspondiren muͤssen. In der Mitte laͤßt
                              man eine Art von rundem oder vierekigem Rauchfange, den man bis
                              zu einer gewissen Hoͤhe empor gleichfalls mit troknen
                              Ziegelsteinen ausfuͤttert. Man schließt die Aufschichtung
                              endlich mit einem durchloͤcherten Kegel von verschiedener
                              Hoͤhe, welcher jedoch um einige Fuß uͤber die
                              Grube hinausragen muß. Zulezt bedekt man das Ganze auf die
                              bereits fruͤher beschriebene Weise mit Rasen und Erde,
                              und zuͤndet den Haufen an, indem man sowohl durch die
                              unteren Seitenoͤffnungen, als durch die oberen
                              Loͤcher klein gehauenes Holz hineinwirft und
                              anzuͤndet. Ist das Feuer ein Mal in voller
                              Thaͤtigkeit, so verschließt man nach und nach die
                              Oeffnungen. Wenn der Haufen bis zur Hoͤhe der Grube
                              eingesunken ist und wenn der Rauch aufzuhoͤren beginnt,
                              so bedekt man das Ganze mit einer diken Erdschichte, und
                              laͤßt den Haufen abkuͤhlen. Ein solcher Brand
                              dauert oft 8 Tage; die Menge des verkohlten Torfes ist aber auch
                              sehr bedeutend.
                           Nach einem dritten Verfahren verkohlt man den Torf so wie das zur
                              Bereitung der brennzeligen Holzsaͤure bestimmte Holz in
                              verschlossenen Gefaͤßen. Man hat hiezu große Retorten aus
                              Eisenblech, die man, nachdem man sie mit Thon beschlagen, in ein
                              Mauerwerk einsezt, um dann Feuer unter denselben machen zu
                              koͤnnen. Die bei dieser Verkohlung entweichenden
                              oͤhligen und ammoniakalischen Daͤmpfe werden in
                              eigenen Refrigeratoren verdichtet, um sie weiter verwenden zu
                              koͤnnen. Diese Methode hat jedoch bisher in Frankreich
                              kein Gluͤk gemacht, weil gerade in jenen Gegenden, in
                              welchen der Torf sehr reich an oͤhligen und
                              ammoniakalischen Bestandtheilen ist, weder die Producte der
                              trokenen Destillation, noch die Torfkohle selbst gehoͤrig
                              verwerthet werden koͤnnen.
                           In Holland, welches bekanntlich den besten Torf hat, und wo man
                              sich desselben allgemein bedient, verkohlt sich Jedermann den
                              Torf, den er fuͤr sein Hauswesen braucht, selbst. Man
                              bedient sich zu diesem Behufe eines großen Topfes oder eines
                              kleinen, kegelfoͤrmigen, an seinem unteren Theile
                              durchloͤcherten Ofens aus Ziegelsteinen. In diesen Ofen
                              bringt man nun den Torf, um ihn mit Huͤlfe von klein
                              gehauenem Holze zu entzuͤnden. Ist die Entzuͤndung
                              vollkommen in Gang, so verschließt man dann beide Oeffnungen des
                              Ofens.
                           Die Torfkohle gibt eine eben so starke Hize wie die Holzkohle;
                              sie hat aber das Unangenehme, daß sie sich, wenn man mit dem
                              Blasebalge darauf blaͤst, zertheilt und Funken
                              spruͤht, und daß sie sich in Folge der Verbrennung mit
                              Asche uͤberzieht. Dieser Eigenthuͤmlichkeit kann
                              durch eine eigene Vorrichtung oder dadurch abgeholfen werden,
                              daß man die Torfkohle mit Holzkohle gemischt verwendet. Die
                              Torfkohle gewaͤhrt uͤbrigens den
                              merkwuͤrdigen Vortheil, daß sie bei gleichem Volumen noch
                              ein Mal so lang andauert, als die Holzkohle.
                           
                           Seit dem Jahre 1560 bediente man sich in Sachsen bereits der
                              Torfkohle zum Ausschmelzen von Metallen; die Torfkohle von
                              Lamberville wurde im J. 1826 zu demselben Zweke verwendet, und
                              Becher versichert, daß diese
                              Kohle auf allen Huͤttenwerken sogar den Vorzug vor der
                              Holzkohle verdiene. Es unterliegt gar keinem Zweifel, daß diese
                              Kohle auch zum Anlassen und Feinmachen der Metalle geeignet ist,
                              indem sie dieselben in Fluß bringt.
                           Wir fordern daher alle jene Huͤttenwerksbesizer, die sich
                              in der Naͤhe von Torfstechereien befinden, dringend auf,
                              wiederholte Versuche anzustellen. Die einzige Vorsicht, die man
                              bei der Anwendung derselben zu beobachten hat, duͤrfte
                              darin bestehen, daß man sie nicht zu sehr zerkleinert, und daß
                              man die Stangen des Rostes, auf welche sie zu liegen kommt, weit
                              genug von einander entfernt, damit die Luft hinreichenden
                              Zutritt habe, und damit die Asche, welche sich auf der
                              Oberflaͤche erzeugt, und welche der Lebhaftigkeit des
                              Feuers schaden koͤnnte, frei durchfallen kann. Alle
                              Arbeiter, welche sich der Torfkohle bedienen, versichern, daß
                              sie weniger Hammerschlag gibt, als die Holzkohle; daß sie die
                              Gegenstaͤnde beim Haͤrten weniger
                              entbloͤßt; daß die Holzkohle hingegen fuͤr
                              verschiedene kleinere Arbeiten, wie z.B. fuͤr
                              Messerschmied- und Schwertfeger-Arbeiten,
                              zwekmaͤßiger ist, als die Torfkohle.
                           Beim Betriebe der Hochoͤfen laͤßt sich die
                              Torfkohle zuverlaͤssig mit sehr großem Vortheile
                              verwenden, und durch diese Benuzung der Torfkohle wuͤrde
                              der Preis des Eisens in Gegenden, die neben den Eisenerzen auch
                              Ueberfluß an Torf besizen, gewiß bedeutend niedriger werden. In
                              jedem Falle muß die Torfkohle jedoch zu diesem Behufe mit der
                              Haͤlfte Holzkohlen vermengt werden.
                           Außerdem findet der Torf sowohl, als die Torfkohle in der
                              Hauswirthschaft ganz vorzuͤgliche Anwendung, wenn man
                              nicht von Vorurtheilen befangen ist. Das Torffeuer braucht weder
                              angefacht, noch angeblasen zu werden; es ist gelinde und
                              gleichmaͤßig, und daher zum Kochen besser, als irgend ein
                              anderes. Es haͤlt laͤnger an und laͤßt sich
                              leichter unterhalten. Es taugt daher auch sehr gut zum
                              Ziegelbrennen, und man kann zu diesem Behufe in den Ziegelofen
                              die Ziegel unter Torfziegel mengen. Kurz der Torf laͤßt
                              sich noch zu einer Menge anderer Dinge benuzen, und es ist nur
                              zu bedauern, daß man bisher in so vielen Gegenden noch so gar
                              wenig Ruͤksicht darauf genommen hat.
                           Der unter dem Zutritte der Luft verbrannte Torf gibt als
                              Ruͤkstand eine Asche, welche eine groͤßere oder
                              geringere Menge salziger Theile enthaͤlt, und die daher
                              fuͤr gewisse Bodenarten einen guten Duͤnger abgibt. In der Picardie und in Flandern bedient
                              man sich dieses Duͤngmittels sehr haͤufig. Man
                              benuzt daher schlechten Torf zuweilen auch bloß zu diesem Zweke,
                              und verbrennt ihn zu diesem Behufe, indem man ihn in
                              regelmaͤßigen und gehoͤrig von einander entfernten
                              Haufen aufschichtet und dann anzuͤndet. Wenn diese
                              Zwischenraͤume gehoͤrig angebracht sind, so
                              geschieht die Verbrennung vollkommen, und ohne daß man eine Art
                              von Ofen dazu brauchte. In einigen Gegenden verkauft man das Faß
                              Torfasche sehr theuer, waͤhrend man dieselbe in anderen
                              Gegenden beinahe gar nicht zu verwenden weiß. Man streut diese
                              Asche vorzuͤglich auf Wiesen und auf verschiedene junge
                              Pflanzen; auch will man sie vorzuͤglich wirksam befunden
                              haben zur Vertilgung des Mooses auf sumpfigen Wiesen.