| Titel: | Einiges über Kettenbrüken und über die Stärke des Eisens. Auszug aus dem neuesten Werke des Hrn. Drewry, Civil-Ingenieurs. | 
| Fundstelle: | Band 49, Jahrgang 1833, Nr. V., S. 12 | 
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                        V.
                        Einiges uͤber Kettenbruͤken und
                           uͤber die Staͤrke des Eisens. Auszug aus dem neuesten Werke des Hrn.
                           Drewry,
                           Civil-Ingenieurs.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Mai
                              1833, S. 303.
                        Drewry, uͤber Kettenbruͤken.
                        
                     
                        
                           Wir glauben es wird unseren Lesern nicht unangenehm seyn, wenn wir ihnen aus dem
                              neuesten Werke des Hrn. Drewry
                              Der vollstaͤndige Titel des Werkes des Hrn. Drewry lautet folgender Maßen: „A
                                          Memoir on Suspension Bridges, comprising the History of their origin
                                          and progress and of their application to civil and military
                                          purposes, etc. By. Charles Stewart
                                             Drewry, Associate Member of the Institution of Civil Engineers.
                                          London: Longman et Co.
                                       
                                     die Ansichten dieses beruͤhmten Ingenieurs uͤber
                              Kettenbruͤken uͤberhaupt und die Zusammenstellung der
                              vorzuͤglichsten Versuche uͤber die Staͤrke des Eisens
                              mittheilen.
                           Wir sind uͤberzeugt, daß sie, wie wir, viel Interessantes darin erbliken, und
                              wie wir der Meinung seyn werden, daß das Werk des Hrn. Drewry, welcher sich uͤberdieß noch durch die Reinheit und
                              Deutlichkeit seines Styles auszeichnet, von allen Kunstgenossen des Verfassers
                              fleißig studirt werden sollte.
                           Nachdem Hr. Drewry im ersten Abschnitte die Geschichte der
                              Haͤngebruͤken abgehandelt, geht er im zweiten in mannigfache Details
                              uͤber die Staͤrke der Eisendraͤhte, Eisenstangen, Ketten und
                              Stahlstangen uͤber, woraus wir Folgendes ausheben.
                           
                        
                           Versuche uͤber die Staͤrke der
                                 Eisendraͤhte, Eisenstangen, Ketten und Stahlstaͤbe.
                           
                              „Hr. Telford stellte einen Theil seiner
                                 bekannten Versuche in der Absicht an, um die directe Cohaͤsionskraft des
                                 Schmiedeisens zu ermitteln, waͤhrend er einen zweiten Theil derselben mit
                                 Eisendraͤhten vornahm, die zwischen zwei Stuͤzpunkten gespannt
                                 waren, und die er zwischen diesen Stuͤzpunkten je nach der Staͤrke
                                 des Drahtes mit verschiedenen Gewichten belastete.
                              
                           
                              Bei einigen dieser Versuche waren beide Enden der Draͤhte festgemacht, bei
                                 anderen hingegen nur das eine, wo dann an das andere Ende, welches uͤber
                                 die Stuͤze lief, ein Gewicht angehaͤngt wurde. Die Versuche wurden
                                 ferner bei verschiedenen Spannungen, als bei 100, 31 1/2, 140 und 900 Fuß
                                 Spannung, und auch bei verschiedenen Biegungen oder Deflectionen von 1/8 Zoll in
                                 31 1/2 Fuß an aufwaͤrts, je nach der Laͤnge der Draͤhte, und je
                                 nach den angewendeten Gewichten.“
                              
                                 
                                 Genaue Nachrichten und Angaben uͤber alle diese Versuche
                                    enthaͤlt das bekannte Werk des Hrn. Barlow.
                                 A. d. O.
                                 
                              
                           
                              „Die Resultate der Versuche uͤber die directe
                                 Cohaͤsionskraft des Eisendrahtes enthaͤlt folgende Tabelle:
                              
                           
                              
                                 
                                     Nro. der
                                       Versuche.
                                    Durchschnitt des
                                            Drathes in
                                         Quadratzollen.
                                    Gewicht, welches denselben
                                            zum Brechen brachte,
                                                   in
                                       Pfunden.
                                    Gewalt, bei welcher der
                                          Bruch erfolgt, auf den Quadratzoll
                                       berechnet und     in Tonnen
                                       angegeben.
                                    
                                 
                                        1
                                        0,00672
                                                534
                                       =
                                                35,7
                                    
                                 
                                        2
                                        0,007854
                                                738
                                       =
                                                42,0
                                    
                                 
                                        3
                                        0,00288
                                                277
                                       =
                                                42,9
                                    
                                 
                                        4
                                        0,0018
                                                157
                                       =
                                                38,1
                                    
                                 
                                        5
                                        0,007853
                                                630
                                       =
                                                35,8
                                    
                                 
                                        6
                                        0,007854
                                                634
                                       =
                                                36,1
                                    
                                 
                                    
                                    
                                    
                                    ––––––––––––––––––––
                                    
                                 
                                    
                                    
                                    
                                                6|230,6
                                       
                                    
                                 
                                    
                                    
                                    
                                    Mittel       38,4“
                                    
                                 
                              
                           
                              „Hiernach kann also die mittlere senkrechte Staͤrke eines
                                 Eisendrahtes, der nicht uͤber 1/10 Zoll im Durchmesser hat, zu 38 1/2
                                 Tonne per Quadratzoll angenommen werden.“
                              
                           
                              „Oberst Dufour zu Genf machte gleichfalls
                                 mehrere Versuche uͤber die directe Cohaͤsionskraft des
                                 Eisendrahtes, welche, auf englische Maße und Gewichte reducirt, folgende
                                 Resultate gaben:Diese Angaben sind entnommen aus: Description du
                                          pont en fil de fer à Genève, par le Colonel Dufour
                                          .A. d. O.
                                 
                              
                           
                              
                                 Durchmesser  in Zollen.
                                 Durchschnitt in Quadratzollen.
                                 Aeußerste Staͤrke inPfunden A voir dup.
                                 Staͤrke in Tonnenper Quadratzoll
                                 
                              
                                    0,03346
                                    0,000879
                                           96
                                      48 3/4
                                 
                              
                                    0,048
                                    0,00439
                                         413
                                      42
                                 
                              
                                    0,0826
                                    0,00537
                                         462,89
                                      38,4
                                 
                              
                                    0,108
                                    0,00915
                                         808,86
                                      39
                                 
                              
                                    0,146
                                    0,0167
                                         1502
                                      40 1/4
                                 
                              
                           
                           
                              „Man wird hieraus bemerken, daß beiden Reihen von Versuchen zu Folge die
                                 duͤnneren Draͤhte eine groͤßere Staͤrke per Quadratzoll zu besizen scheinen, als die
                                 dikeren.“
                              
                           
                              „Hr. Vicat fand die groͤßte
                                 Staͤrke eines Eisendrahtes von 0,1181 im Durchmesser zu 1165 Pfund, was
                                 eine Last von 47 Tonnen auf den Quadratzoll gibt. Diese Angabe
                                 uͤbersteigt jedoch die Resultate der uͤbrigen, an Draͤhten
                                 von mehr als 1/10, Zoll im Durchmesser angestellten Versuche um so Vieles, daß
                                 sie nicht wohl als allgemeiner Maßstab angenommen werden kann. Mit Sicherheit
                                 kann man nur 38 1/2 Tonne per Quadratzoll als die
                                 aͤußerste Staͤrke bei Berechnung der Staͤrke duͤnner
                                 Draͤhte annehmen; dieses Maß uͤbersteigt jedoch die Staͤrke
                                 eines schmiedeisernen Stabes von einem Quadratzolle weit.“
                              
                           
                        
                           Versuche uͤber die Staͤrke der
                                 Eisenstangen.
                           
                              „Hr. Telford stellte in der Kettentaufabrik der
                                 HH. Brunton und Comp. auch mehrere Versuche
                                 uͤber die directe Staͤrke des Schmiedeisens an. Aus 9 Versuchen,
                                 welche mit Eisen von verschiedener Guͤte und verschiedener Staͤrke
                                 gemacht wurden, ergab sich als mittleres Resultat, daß die groͤßte
                                 Staͤrke einer guten schmiedeisernen Stange von 1 Zoll im Gevierte zu 29
                                 Tonnen 5 2/3 Centner anzunehmen ist.“
                              
                           
                              „Dieses Resultat muß jedoch als zu hoch betrachtet werden, indem die
                                 Maschine, deren man sich zur Erprobung der Staͤrke bediente, aus einer
                                 hydraulischen Presse bestand; an der bei großem Druke bekanntlich eine starke
                                 Reibung des Kolbens an dem Stiefel der Pumpe Statt findet. Die auf die Maschine
                                 ausgeuͤbte Kraft hat daher einen groͤßeren Widerstand zu
                                 uͤberwinden, als ihn die Eisenstange, welche erprobt werden soll,
                                 wirklich darbietet, so daß folglich die Kraft, welche die Maschine, als zum
                                 Zerreißen der Eisenstange erforderlich, angibt, groͤßer ist, als deren
                                 wirkliche Staͤrke.“
                              
                           
                              „Eine andere Reihe von Versuchen uͤber die Staͤrke der
                                 Eisenstangen und eisernen Ketten wurde in der Fabrik von Capitaͤn Brown's eisernen Patenttauen angestellt.Die Probirmaschine, deren sich Capitaͤn Brown bediente, ist sehr einfach und doch sehr wirksam. Sie
                                       besteht aus zwei Walzen, von denen an jedem Ende eines langen eisernen
                                       Gestelles eine in Zapfenlagern aufgezogen ist. An der Welle der einen
                                       dieser Walzen ist ein starker Hebel so festgemacht, daß er horizontal
                                       aus derselben hervorragt. Das Ende dieses Hebels steht durch ein kurzes
                                       senkrechtes Verbindungsglied mit dem kurzen Ende eines horizontalen, an
                                       einem feststehenden Mittelstifte aufgezogenen Hebels in Verbindung. Das
                                       lange Ende dieses Hebels wird belastet, und das Verhaͤltniß
                                       zwischen beiden Hebeln ist ein solches, daß selbst ein geringes, an dem
                                       Ende des Gegenhebels angebrachtes Gewicht die Walze mit sehr großer
                                       Kraft umzudrehen trachten wird. Unten aus dem Umfange der
                                       Walze ragt ein kurzer senkrechter Arm hervor, an welchen ein
                                       Stuͤk einer Kette eingehaͤngt wird, und an dem Ende dieser
                                       Kette wird das eine Ende der Stange, welche probirt werden soll,
                                       festgemacht, waͤhrend deren anderes Ende an einem
                                       Kettenstuͤke befestigt wird, welches an der zweiten, an dem
                                       entgegengesezten Ende der Maschine befindlichen Walze angebracht ist.
                                       Diese zweite Walze wird, je nach der Groͤße der zu probirenden
                                       Stange von 2, 4 oder 6 Maͤnnern mittelst eines aus 3
                                       Raͤdern und 3 Triebstoͤken bestehenden Raͤderwerkes
                                       so lange umgedreht, bis die belastete Walze so weit umgedreht worden,
                                       daß das Gewicht, womit sie belastet worden, und welches das Maß der
                                       Gewalt, der die Stange unterworfen werden soll, ausdruͤkt,
                                       gehoͤrig emporgehoben wurde. An der Maschine in der Fabrik des
                                       Hr. Capit. Brown ist das Verhaͤltniß
                                       der beiden Hebel ein solches, daß das angehaͤngte Gewicht eine
                                       224 Mal groͤßere Gewalt ausuͤbt, als es fuͤr sich
                                       ausuͤben wuͤrde. Das Raͤderwerk ist ferner so
                                       eingerichtet, daß 2 Maͤnner eine Gewalt von 30 Tonnen auf die zu
                                       probirende Stange auszuuͤben im Stande sind.A. d. O. Die groͤßte Staͤrke einer Stange aus gutem Schmiedeisen betraͤgt
                                 nach diesen Versuchen 25 Tonnen,Die Staͤrke per Quadratzoll ist je
                                       nach der Groͤße der Stangen einigem Wechsel unterworfen. Man hat
                                       beobachtet, daß wenn eine Stange so ausgedehnt worden, daß deren
                                       Durchschnittsflaͤche kleiner wurde, die auf diese Weise
                                       verduͤnnte Stange eine groͤßere Last per Quadratzoll zu tragen vermag, als
                                       die nicht gestrekte Stange zu tragen im Stande war. Dieß stimmt auch
                                       ganz mit dem uͤberein, was oben von den Eisendraͤhten von
                                       verschiedenem Durchmesser gesagt worden. Innerhalb der Graͤnzen
                                       der Groͤße, welche man den bei Kettenbruͤken
                                       gebraͤuchlichen Eisenstangen gewoͤhnlich zu geben pflegt,
                                       ist jedoch dieser Unterschied nicht bedeutend, so daß man 27 Tonnen per Quadratzoll wohl als sicheren Maßstab
                                       annehmen kann.A. d. O. und die groͤßte Staͤrke eines doppelten Bolzen von 1 1/2
                                 Zoll im Durchmesser zeigte sich, nachdem derselbe in die Form der fuͤr
                                 die Taue erforderlichen Kettenglieder gebogen worden, zu 76 Tonnen. Dieß gibt
                                 also 76 Tonnen fuͤr 3 1/2 Quadratzoll oder 21 1/2 Tonne fuͤr einen
                                 Quadratzoll, so daß das Eisen durch dessen Biegung in Kettenglieder also nicht
                                 weniger als 1/6 seiner Staͤrke verlor.“
                              
                           
                              „Der mittlere Durchschnitt von Telford's und
                                 Capit. Brown's Versuchen gibt 27 Tonnen per Quadratzoll, was gegenwaͤrtig auch
                                 allgemein als Richtschnur angenommen wird, wenn es sich um die groͤßte
                                 Cohaͤsionskraft von gutem Schmiedeisen handelt.“
                              
                           
                        
                           Ueber die Kraft, wodurch schmiedeiserne Stangen gestrekt
                                 werden.
                           
                              „Aus den von Hrn. Telford angestellten
                                 Versuchen ergab sich, daß sich das Eisen beilaͤufig bei 3/4 der zum
                                 Brechen desselben noͤthigen Kraft zu streken begann, und zwar bis auf
                                 45/100. Hr. Donkin sagt in dem Berichte, welchen er
                                 der Commission, die das Haus in Betreff der Holyhead-Straße niedergesezt
                                 hatte, erstattete, daß bei den Versuchen, bei denen er gegenwaͤrtig war,
                                 eiserne Stangen von 1 Zoll im Gevierte sich bei einer Last von 16 Tonnen zu
                                 streken begannen, was also 16/17 oder 6/10 ihrer groͤßten Staͤrke
                                 betraͤgt.“
                              
                           
                              „Man hat gesagt, daß die Erfahrung zeigte, daß sich das Eisen bei einer
                                 Last von 10 Tonnen strekte, daß die Strekung beilaͤufig den 1/1630sten Theil der
                                 Laͤnge der Stange betrug, und daß das Eisen 9 Tonnen per Quadratzoll zu tragen vermag, ohne irgend eine
                                 Strekung zu erleiden. Diesem gemaͤß nimmt man nun auch 9 Tonnen per Quadratzoll allgemein als die Gewalt an, welche
                                 die Ketten einer Haͤngebruͤke fortwaͤhrend aushalten
                                 koͤnnen, ohne eine Beschaͤdigung zu erleiden; die Klugheit
                                 erfordert, daß man sich bei dem Baue derselben hienach richte. Es laͤßt
                                 sich jedoch uͤbrigens aus den zuerst angegebenen Versuchen, und aus der
                                 beinahe unbemerklichen Strekung, welche bei 10 Tonnen erfolgt, schließen, daß
                                 die Eisenstangen wenigstens eine Zeit lang eine Last von 12 bis 14 Tonnen ohne
                                 Nachtheil tragen koͤnnen, obschon man dieselben deßwegen nicht
                                 ununterbrochen mit einer solchen Last beschweren darf.“
                              
                           
                        
                           Staͤrke des gehaͤmmerten Eisens.
                           
                              „Hr. Brunel stellte einige Versuche
                                 uͤber die Staͤrke des gehaͤmmerten Eisens an. Als mittlerer
                                 Durchschnitt von zwei Reihen von Versuchen, die mit sogenanntem bestem Eisen
                                 angestellt wurden, welches in der Mitte durch das Haͤmmern bis auf 3/8
                                 reducirt worden war, ergab sich eine Last von 30,6 Tonnen. Der mittlere
                                 Durchschnitt einer anderen Reihe von Versuchen, welche mit sogenanntem besten besten Eisen angestellt wurde, nachdem
                                 dasselbe in der Mitte durch Haͤmmern auf 1/2 im Gevierte reducirt worden,
                                 betrug 32,3 Tonnen per Quadratzoll. – Diese
                                 Resultate sind, wie sich wohl erwarten ließ, hoͤher, als jene der zuerst
                                 angefuͤhrten Versuche; es ist aber auch allgemein bekannt, daß die
                                 Staͤrke des gehaͤmmerten Eisens groͤßer ist, als jene des
                                 ausgewalzten.“
                              
                           
                        
                           Von der Staͤrke des Stahles.
                           
                              „Nach Hrn. Georg Rennie's Versuchen
                                 betraͤgt die hoͤchste Cohaͤsionskraft des Gußstahles
                                 134,256 Pfd. per Quadratzoll. Vor einigen Jahren
                                 stellte ein deutscher Mechaniker, vor dem Baue einer Haͤngebruͤke
                                 mit staͤhlernen Stangen zu Wien, eine große Menge von Versuchen an, von
                                 denen in folgender Tabelle einige enthalten sind.
                              
                           
                           No. 1.
                           
                              
                                 Namen des Metalles.
                                 Geringste zum Brechen  erforderliche Kraft
                                    in    Pfunden Avoir du
                                       p.
                                    
                                 Groͤßte zum Brechen erforderliche Kraft
                                    in
                                             Pfunden.
                                 
                              
                                 Damascener Stahl
                                          63,055
                                          77,303
                                 
                              
                                 Gußstahl
                                          85,185
                                        112,725
                                 
                              
                                 Rohstahl
                                        109,690
                                        113,962
                                 
                              
                                 Brescianer Stahl
                                          73,758
                                        101,334
                                 
                              
                                 Ausgewalztes Eisenblech, der
                                    Laͤnge nach geschniten
                                 im Mittel 31,128
                                 
                                 
                              
                                 Do. der Quere nach geschnitten
                                        –
                                        41,000
                                 
                                 
                              
                           No. 2.
                           
                              
                                 Namen des Metalles.
                                 Zum Brechen erforderliche Kraft
                                           in Pfunden Avoir du p.
                                 
                              
                                 Doppelt gehaͤmmertes Eisen
                                                   48,395
                                 
                              
                                 Damascener Stahl, ein Mal fein
                                    gemacht
                                                   80,000
                                 
                              
                                 Do. zwei Mal fein gemacht
                                                 101,490
                                 
                              
                           
                        
                           Ueber die Staͤrke des Eisens nach der
                                 Quere.
                           
                              „General Millar stellte im Arsenale zu Woolwich
                                 mehrere Versuche uͤber die Staͤrke an, welche das Schmiedeisen
                                 nach der Quere besizt. Eine Stange schwedisches Eisen von 3 Fuß Laͤnge
                                 und 1 Zoll im Gevierte, welche an beiden Enden unterstuͤzt, in der Mitte
                                 hingegen belastet wurde, bog sich bei 560 Pfunden in der Mitte um 1/4 Zoll, bei
                                 884 Pfunden hingegen um 1/2 Zoll; nach Entfernung der Gewichte nahm sie jedoch
                                 wieder ihre fruͤhere Form an. Das mittlere Resultat aller dieser Versuche
                                 (wie sie Barlow S. 279 angibt) lautet, daß die
                                 Elasticitaͤt einer schmiedeisernen Stange von 3 Fußlaͤnge und 1
                                 Zoll im Gevierte bei einer Belastung mit 1000 Pfund zerstoͤrt wird, d.h.
                                 daß sie gebogen wird, und nach der Entfernung der Last ihre fruͤhere
                                 Gestalt nicht wieder annimmt.“
                              
                           
                        
                           Versuche uͤber die Deflections-Gewichte, welche
                                 ein zwischen zwei Stuͤzen gespannter Draht zu tragen im Stande
                                 ist.
                           
                              „Die Resultate der Telford'schen Versuche
                                 uͤber diesen Gegenstand weichen sehr von einander ab, und scheinen
                                 durchaus kein bestimmtes Gesez zu befolgen, wie aus folgenden, aus denselben ausgehobenen
                                 Daten erhellen wird.“
                              
                           
                              „Ein Draht von 6/70 Zoll im Durchmesser, dessen senkrechte Staͤrke
                                 561 Pfunde betrug, trug, wenn er uͤber zwei 100 Fuß weit von einander
                                 entfernte Stuͤzen gespannt war, eine kurze Zeit uͤber ein Gewicht
                                 von 116 Pfunden (wovon naͤmlich 56 Pfd. in der Mitte, und 30 Pfunde am
                                 vierten Theile der Laͤnge von den Stuͤzen entfernt angebracht
                                 waren), worauf er dann brach. Die mittlere Biegung betrug hiebei 5 Fuß 8 3/4
                                 Zoll oder 1/174 der Spannung.“
                              
                           
                              „Ein Draht von 6/70 Zoll im Durchmesser und 531 Pfd. senkrechter
                                 Staͤrke, welcher uͤber zwei 31,5 Fuß weit von einander entfernte
                                 Stuͤzen gespannt war, und der in der Mitte eine Abweichung oder Biegung
                                 von 1 Fuß 10,75 Zoll (d.h. von 1/166 der Spannung) zeigte, brach, als ein
                                 Gewicht von 130 1/2 P und an dessen Mitte
                                 aufgehaͤngt wurde.“
                              
                           
                              „Ein Draht von 1/10 Zoll Durchmesser und 630 Pfund senkrechter
                                 Staͤrke brach bei einer Spannung von 900 Fuß und einer Abweichung oder
                                 Biegung, die in dessen Mitte 17,34 Fuß oder 1/52 der Spannung betrug, wenn eine
                                 Last von 73 Pfunden (d.h. 17 Pfunde in der Mitte und 28 Pfunde in einer
                                 Entfernung von 1/4 der ganzen Laͤnge von den Stuͤzen) daran
                                 aufgehaͤngt wurden.“
                              
                           
                              „Es ergibt sich hiernach folgende Tabelle der Kraft, mit welcher
                                 Eisendraͤhte ein an ihnen aufgehaͤngtes Gewicht zu tragen
                                 vermoͤgen:
                              
                           
                              
                                 Abweichung oder Deflection in der Mitte, in Theilen
                                    der Spannungslinie angegeben
                                 Groͤßte Aufhaͤngekraft, in Theilen
                                    der groͤßten senkrechten Kraft angegeben.
                                 
                              
                                                   1
                                    in 17,4
                                                   1/458
                                 
                              
                                                   1
                                    in 16,6
                                                   1/40
                                 
                              
                                                   1
                                    in 52
                                                   1/863
                                 
                              
                           „Hr. Telford stellte auch uͤber das
                                 Moment, welches gespannte Draͤhte ohne zu brechen zu tragen
                                 vermoͤgen, einige Versuche an. Es zeigte sich, daß ein Gewicht von 5
                                 Pfunden, welches einer Schnur an einem Drahte von 277 Pfund senkrechter
                                 Staͤrke aufgehaͤngt war, den Draht zum Brechen brachte, wenn man
                                 es ploͤzlich 10 1/2. Fuß herabfallen ließ, so daß es ein Moment von 220
                                 Pfunden erlangte. Ein Gewicht von 25 Pfunden, welches durch einen Raum von 7 3/4
                                 Fuß fiel, dessen Moment also 566 1/2 Pfunde betrug, zerriß einen Draht, dessen
                                 senkrechte Staͤrke nicht weniger als 630 Pfunde maß.“.
                           
                        
                           Vergleichung der Guͤte des Eisendrahtes mit jener des
                                 Stangeneisens, als Material fuͤr die Trageketten der
                                 Haͤngebruͤken benuzt.
                           
                              „Einige franzoͤsische Ingenieurs scheinen den Eisendraht zum Behufe
                                 des Baues von Haͤngebruͤken dem Stangeneisen vorzuziehen. Die
                                 Gruͤnde, die sie fuͤr ihre Meinung anfuͤhren, sind: daß der
                                 Eisendraht staͤrker ist, als das Stangeneisen; daß Ketten aus Draht
                                 leichter und schneller zusammengefuͤgt werden koͤnnen, als andere
                                 Ketten; daß bei solchen Drahtbruͤken leichter zu untersuchen und zu
                                 entscheiden ist, ob sie sich in gutem Zustande befinden oder nicht, und endlich,
                                 daß sich Drahtketten leichter in ihre gehoͤrige Stellung emporheben
                                 lassen, als Ketten aus Eisenstangen.“
                              
                           
                              „Die Leichtigkeit, mit welcher sich der Draht, ohne große und schwere
                                 Maschinen dazu noͤthig zu haben, und beinahe lediglich mit den
                                 gewoͤhnlichsten Werkzeugen bearbeiten laͤßt, mag dessen Benuzung
                                 unter gewissen Umstaͤnden sehr dienlich machen, so z.B. bei dem Baue
                                 kleiner Bruͤken oder in solchen Faͤllen, in welchen der Baumeister
                                 der mechanischen Huͤlfsmittel mehr oder weniger beraubt ist. Der
                                 Eisendraht hat jedoch auch seine großen Nachtheile, die sich
                                 hauptsaͤchlich bei dem Baue einer großen und starken Bruͤke zeigen
                                 werden.“
                              
                           
                              „Erstens steht es sehr in Zweifel, daß, obschon ein einfacher Draht per Quadratzoll staͤrker ist, als eine
                                 Eisenstange, eine aus Draͤhten verfertigte Kette gleichfalls
                                 staͤrker ist, als eine Kette aus Stangeneisen von aͤquivalenten
                                 Dimensionen; und zwar wegen der Ungleichheit der Spannung in den verschiedenen
                                 Draͤhten, in Folge deren auf einige Draͤhte eine groͤßere
                                 Gewalt kommt, als auf die anderen, so daß die wirkliche Starke der Kette also
                                 auf die Staͤrke einer Kette von geringerem Durchmesser reducirt wird.
                                 Dieser Ungleichheit ist schwer abzuhelfen und vorzubeugen, selbst wenn die
                                 Draͤhte bei der Verfertigung der Ketten in derselben Kruͤmmung
                                 gezogen werden, die sie haben sollen, wenn sie sich an ihrer Stelle
                                 befinden.
                              
                           
                              „Zweitens werden die Draͤhte nothwendig schneller von dem Roste
                                 angegriffen und zerstoͤrt, indem sie eine groͤßere
                                 Oberflaͤche der Einwirkung der Luft aussezen, als dieß bei Eisenstangen
                                 von gleichem Durchschnitte der Fall ist. Ein Ueberzug von Firniß kann die
                                 Draͤhte zwar einiger Maßen schuͤzen; allein auch die Eisenstangen
                                 koͤnnen durch aͤhnliche Ueberzuͤge geschuͤzt werden,
                                 und zwar in noch hoͤherem Grade, als die Eisendraͤhte.
                              
                           
                           
                              „Drittens haben die Draͤhte sehr oft Kruͤmmungen etc., die
                                 sich nur mit sehr bedeutender Gewalt ausbringen lassen,Vicât sagt, bei Gelegenheit wo er von
                                       dem Drahte No. 18 spricht, dessen
                                       groͤßte Staͤrke 1165 Pfunde betraͤgt, daß er
                                       manchmal 116 bis 350 Pfunde brauchte, um die Kruͤmmungen aus
                                       demselben zu entfernen.A. d. O. und ist dieß geschehen, so laͤßt sich nur schwer ausmitteln, ob
                                 der Draht an dieser Stelle nicht fuͤr immer eine Veraͤnderung oder
                                 Beschaͤdigung erlitten. Auch die langen Kruͤmmungen, die sich so
                                 haͤufig an dem Drahte bilden, koͤnnen selten ganz entfernt werden.
                                 Der Verfasser hat Draht von etwas weniger als 1/10 Zoll im Durchmesser (dessen
                                 groͤßte Staͤrke beinahe 600 Pfunde betragen duͤrfte)
                                 wiederholt gespannt, ihn in der Mitte mit einem Gewichte von 130 Pfunden
                                 belastet, und dieses Gewicht dann mehrere Male auf den Draht fallen lassen, so
                                 daß eine Gewalt auf denselben ausgeuͤbt wurde, die der zum Abreißen des
                                 Drahtes noͤthigen Kraft nur wenig nachstand, und doch war er nicht im
                                 Stande dadurch die in dem Drahte befindlichen Kruͤmmungen zu entfernen.
                                 Der Draht bricht gewiß sehr oft eher, als er seine Kruͤmmungen verliert;
                                 und bleiben diese, so werden sie, wie klein sie auch seyn moͤgen, doch
                                 der Gleichheit der auf die einzelnen Draͤhte der Kette einwirkenden
                                 Gewalt schaden.“
                              
                           
                              „Viertens endlich ist zu bemerken, daß, obschon eine kleine Kette leicht
                                 an Ort und Stelle gebracht werden kann, dieß nicht deßwegen der Fall ist, weil
                                 sie eine Kette ist, sondern weil sie verhaͤltnißmaͤßig klein und
                                 leicht ist. Eine Drahtkette von groͤßerem Durchmesser, z.B. von 3 Zoll im
                                 Durchmesser oder daruͤber, wird beim Heben keineswegs leichter
                                 handzuhaben seyn, als eine Stangenkette von gleichem Durchschnitte. Leztere wird
                                 im Gegentheile die biegsamere seyn.“
                              
                           
                              „Die Biegsamkeit und die Leichtigkeit, mit welcher sich der Draht bei
                                 seiner Verarbeitung zu Ketten handhaben laͤßt, wurde auch bedeutend
                                 uͤbertrieben. Hr. Vicât, der sich durch
                                 den Bau der Bruͤke von Argentât einige Erfahrung in der Anwendung
                                 des Drahtes erwarb, gesteht dieß selbst zu; obschon auch er dem Drahte am Ende
                                 den Vorzug einraͤumt. Er sagt naͤmlich: „Ich hatte mich
                                    so sehr daran gewoͤhnt uͤber die Biegsamkeit der Drahtketten
                                    beinahe ebenso zu denken, wie uͤber jene der hanfenen Seile, und
                                    Alles, was ich uͤber diesen Gegenstand gelesen hatte, befestigte mich
                                    so sehr in dieser Ansicht, daß ich nicht ein Mal daruͤber nachdachte,
                                    welche Wirkung die neuen Kruͤmmen, die die Ketten annehmen
                                    muͤssen, wenn sie an Ort und Stelle emporgehoben werden, auf die
                                    gleichmaͤßige Spannung des Drahtes haben muͤssen; und doch ist
                                    diese Wirkung ungeheuer groß.“ An einer anderen Stelle sagt er,
                                 nachdem er die Maͤngel und Nachtheile des Drahtes aufgefuͤhrt:
                                 „Es kann als ausgemacht angenommen werden, daß eine Kette, welche
                                    gehoͤrig rund gebunden ist, dieselbe Steifigkeit besizt, wie eine
                                    Eisenstange. Eine solche Kette kann also nicht aufgewunden, und weder nach
                                    Ruͤkwaͤrts, noch nach Vorwaͤrts gebogen werden; auch
                                    kann sie uͤberdieß, wenn sie uͤber eine gewisse Laͤnge
                                    hat, und wenn diese Laͤnge nicht sehr groß ist, nur schwer
                                    herumbewegt oder an ihre Stelle emporgehoben werden.“
                                 
                              
                           
                              „Wenn also Draht angewendet werden muß, so duͤrfte es in der That
                                 besser seyn, Glieder von 10 bis 15 Fuß Laͤnge aus demselben zu bilden,
                                 und diese dann durch kurze Glieder aus Draht oder Eisen und durch Bolzen von
                                 großem Durchmesser mit einander zu verbinden, welche leztere man, wie es in der
                                 Beschreibung der Genfer-Bruͤke S. 117 angegeben ist, der
                                 groͤßeren Leichtigkeit wegen, hohl machen kann. – Wenn man jedoch
                                 Alles gehoͤrig erwaͤgt, so laͤßt sich mit aller Gewißheit
                                 behaupten, daß sich Stangen- oder Schienen-Ketten fuͤr alle
                                 Bruͤken, die mehr als bloße Stege fuͤr Fußgaͤnger seyn
                                 sollen, weit besser eignen, als Drahtketten.“
                              
                           Ueber die Anwendung der Haͤngebruͤken im Allgemeinen aͤußert
                              sich Hr. Drewry folgender Maßen:
                           
                              „Die Haͤngebruͤken haben sich seit einigen Jahren so sehr
                                 vermehrt, und die Anwendung derselben ist noch fortwaͤhrend so im
                                 Zunehmen, daß es hier gewiß an seiner Stelle seyn duͤrfte, einige Worte
                                 der Betrachtung der Umstaͤnde zu widmen, unter welchen deren Anlage
                                 zwekmaͤßig ist oder nicht.“
                              
                           
                              „Die ausgezeichnetste und vorzuͤglichste Eigenschaft der
                                 Haͤngebruͤken beruht auf deren vollkommener Unabhaͤngigkeit
                                 von dem Flußbette, uͤber welches sie gespannt sind. In Folge dieser
                                 Eigenschaft koͤnnen sie naͤmlich selbst an solchen Orten
                                 angebracht werden, an welchen wegen der Heftigkeit der Stroͤmung oder
                                 wegen der Hoͤhe der Ufer, eine steinerne Bruͤke entweder gar nicht
                                 oder nur mit großen Schwierigkeiten ausfuͤhrbar ist.“
                              
                           
                              „Eine weitere sehr schaͤzenswerthe Eigenschaft derselben liegt in
                                 der Leichtigkeit und Schnelligkeit, mit welcher sie sich erbauen lassen, so wie
                                 in der geringen Menge Material, die sie erfordern, und in der nothwendig hieraus
                                 folgenden Ersparniß. Alle diese Vortheile in Verbindung mit dem eleganten,
                                 zierlichen und leichten Aussehen der Haͤngebruͤken verliehen
                                 denselben einen Reiz, der vielleicht so uͤbermaͤßig zu werden
                                 droht, daß sie selbst an unzwekmaͤßigen Stellen in Anwendung zu kommen
                                 Gefahr laufen. Man sollte nicht vergessen, daß, so lange man
                                 Haͤngebruͤken nach den bisher gebraͤuchlichen
                                 Verhaͤltnissen baut, sie, wenn sie auch noch so stark sind, doch ohne
                                 Vergleich schwaͤcher sind, als steinerne oder gußeiserne
                                 Bogenbruͤken. Es existirt auf der ganzen Welt noch keine Haͤngebruͤke, welche
                                 fortwaͤhrend die Last auszuhalten im Stande waͤre, die die
                                 London-Bruͤke taͤglich und stuͤndlich zu tragen
                                 hat.“
                              
                           
                              „Eine Bruͤke, auf welcher ein starker und ununterbrochener Verkehr
                                 Statt findet, und auf der sich nicht nur haͤufig große Menschenmengen
                                 sammeln und uͤber die nicht nur oͤfter Truppen marschiren, sondern
                                 welche auch der raschen Bewegung einer großen Anzahl schwerer Fuhrwerke
                                 ausgesezt ist; kurz eine Bruͤke in einer sehr bevoͤlkerten und
                                 industrioͤsen Stadt sollte nie nach dem Principe der
                                 Haͤngebruͤken erbaut werden. Denn wollte man dieselbe nicht
                                 staͤrker erbauen, als unsere staͤrksten Kettenbruͤken
                                 gegenwaͤrtig sind, so wuͤrden sie nicht die gehoͤrige
                                 Festigkeit besizen; und wuͤrde man ihnen andererseits eine solche
                                 Staͤrke geben, daß sie auch in den angegebenen Faͤllen mit aller
                                 Sicherheit dienen koͤnnten, so wuͤrde deren Schwere, die
                                 Schwierigkeit die Ketten aufzuheben, und die Vermehrung des zu deren
                                 Stuͤze noͤthigen Mauerwerkes die Kosten derselben dergestalt
                                 erhoͤhen, daß es sehr zweifelhaft ist, ob sie nicht eben so hoch zu
                                 stehen kaͤmen, als eine steinerne oder eine gußeiserne Bruͤke.
                                 Außerdem ist aber auch noch in Anschlag zu bringen, daß eine Kettenbruͤke
                                 nie die Festigkeit einer gewoͤhnlichen Bogenbruͤke haben kann,
                                 weil dieselbe Schwingungen ausgesezt ist, deren Gesez noch nicht so bekannt ist,
                                 daß sich deren Resultate in der Praxis genau berechnen ließen, die
                                 uͤbrigens an einer schweren Haͤngebruͤke jedenfalls
                                 gefaͤhrlicher seyn muͤssen, als an einer leichten. Es bleibt daher
                                 bei dem Baue einer jeden Haͤngebruͤke eine Aufgabe, die
                                 Bruͤke so leicht zu bauen, daß sie nicht durch ihre eigene Schwingung
                                 beschaͤdigt werden kann; oder, da dieß in 10 Faͤllen 9 Mal nicht
                                 moͤglich ist, sie im Verhaͤltnisse zu der Last, welche sie zu
                                 tragen hat, so schwer und unbeweglich zu bauen, daß sie durch diese Last nicht
                                 zu sehr erschuͤttert werden kann. Dieß wuͤrde jedoch bei einer
                                 Bruͤke, welche bestaͤndig mit so viel belastet seyn kann, als sie
                                 zu tragen vermag, nicht ausfuͤhrbar seyn.“
                              
                           
                              „Fuͤr große und weite Flußbette oder Abgruͤnde, uͤber
                                 welche eine Passage hergestellt seyn muß, und wo sich doch selten eine große
                                 Menge von Gehenden und Fahrenden auf ein Mal einfindet, sind die
                                 Haͤngebruͤken ganz vorzuͤglich geeignet, indem sie bei
                                 verhaͤltnißmaͤßig geringen Kosten beinahe von jeder Spannung und
                                 jeder Hoͤhe angebracht werden koͤnnen. Es gibt eine Menge von
                                 Gegenden, in denen man bisher fuͤr schweres Geld steinerne
                                 Bogenbruͤken zu bauen pflegte, obschon der in denselben getriebene Handel
                                 bei weitem nicht das Maß der Staͤrke uͤberschreitet, die man den
                                 Haͤngebruͤken verstaͤndiger Weise geben kann.“
                              
                           
                           
                              „Als militaͤrische Bruͤken sind die
                                 Haͤngebruͤken ganz vorzuͤglich brauchbar; die Ketten, die
                                 Platform und selbst die Balken zur Erbauung der Tragepfeiler lassen sich leicht
                                 herschaffen. Eine vollkommene Haͤngebruͤke duͤrfte in der
                                 That leichter und zwekmaͤßiger nachgefuͤhrt werden, als das
                                 Material zu einer Schiffbruͤke; auch waͤre die Errichtung dann in
                                 sehr kurzer Zeit vollbracht.“
                              
                           
                              „Zur Ueberschreitung von Abgruͤnden in Gebirgslaͤndern gibt
                                 es nichts Besseres als die Haͤngebruͤken. An der St.
                                 Gotthard- und Simplon-Straße z.B. sind die Abgruͤnde,
                                 uͤber welche Bruͤken gebaut werden mußten, oͤfter mehrere
                                 hundert Fuß tief, und deren Abhaͤnge so senkrecht oder
                                 uͤberhaͤngend, daß der Bau der steinernen Bogenbruͤken mit
                                 eben so viel Muͤhe als Kostenaufwand verbunden war. Hier sind
                                 Haͤngebruͤken ganz vorzuͤglich an ihrem Orte; um so mehr,
                                 da sie an Paͤssen dieser Art den Einwohnern auch in militaͤrischer
                                 Hinsicht große Vortheile gewaͤhren koͤnnen. Durch das
                                 Herausschlagen von ein Paar Verbindungsbolzen kann naͤmlich eine solche
                                 Bruͤke sehr schnell abgebrochen werden, so daß man auf diese Weise den
                                 Feind weit leichter und schneller und ohne Zerstoͤrung des Materiales
                                 aufhalten kann, als dieß bei steinernen Bruͤken moͤglich ist, die
                                 erst gesprengt werden muͤssen, und die sich, wenn sie ein Mal
                                 zerstoͤrt worden, nur sehr schwer wieder herstellen lassen.“
                              
                           
                              „Auch an den Seekuͤsten scheinen die Haͤngebruͤken
                                 wegen ihres Baues sehr zwekmaͤßig zu seyn. Wenn die Tragepfeiler auf
                                 Pfaͤhlen ruhen, und aus einem starken aber offenen Geruͤste erbaut
                                 sind, und wenn die Ketten und die Platform gehoͤrig mit einander
                                 verbunden sind, so daß sie bei dem moͤglich geringsten Gewichte auch die
                                 groͤßte Staͤrke und Festigkeit darbieten, und zugleich den
                                 Schwingungen gehoͤrig widerstehen, ohne dabei so schwer zu seyn, daß sie
                                 durch die unvermeidlichen Schwingungen nothwendig Schaden leiden muͤssen,
                                 so darf man nicht fuͤrchten, daß die Tragepfeiler, wenn sie sich auch
                                 mitten in der See befinden, nicht die gehoͤrige Sicherheit darbieten
                                 moͤchten.“
                              
                           
                              „Was die Dauer der Haͤngebruͤken betrifft, so kann
                                 daruͤber nur die Erfahrung und die Zeit entscheiden. Die Ketten werden
                                 zwar mit einer Last von 9 Tonnen per Quadratzoll
                                 probirt, und werden durch diese Last nicht gestrekt; allein hieraus folgt noch
                                 nicht, daß das Eisen auch durch eine bleibende Last von 9 Tonnen per Quadratzoll keine Veraͤnderung erleidet.
                                 Es waͤre gewiß, ein sehr interessanter und nuͤzlicher Versuch,
                                 wenn man Eisenstangen mehrere Jahre lang der Luft und dem Wetter bloßgegeben,
                                 d.h. unter den Umstaͤnden, in welchen sie sich an den
                                 Kettenbruͤken befinden, verschiedenen Lasten von 7 Tonnen per Quadratzoll aufwaͤrts aussezen
                                 wuͤrde. Was ferner den Schuz der Ketten gegen den Rost betrifft, so sind sie zwar
                                 allerdings durch den Firniß und den Ueberzug, womit sie uͤberstrichen
                                 werden, einiger Maßen dagegen geschuͤzt; dessen ungeachtet geht aber doch
                                 eine Zerstoͤrung an denselben vor, was schon daraus erhellt, daß man sie
                                 alle Paar Jahre abkrazen und neu anstreichen muß. In welchem Grade nun diese
                                 langsame Corrosion in das Eisen eindringt, und in welchem Maße dadurch die
                                 Zaͤhigkeit des Eisens leidet, ist noch nicht bekannt und bestimmt. Es
                                 waͤre vielleicht, so lange diese Punkte durch die Erfahrung noch nicht
                                 ausgemittelt sind, am besten, den Haͤngebruͤken eine
                                 groͤßere Staͤrke zu geben, als sie gewoͤhnlich haben, oder
                                 alle Paar Jahre eine Stange oder einen Bolzen aus denselben zu nehmen, und
                                 dieselben wieder zu probiren, um dadurch zu erfahren, ob die Bruͤke
                                 ausgebessert werden muß oder nicht. So viel ist wenigstens gewiß, daß eine
                                 Haͤngebruͤke, welche gegenwaͤrtig 1000 Tonnen zu tragen
                                 vermag, nach 100 Jahren dieselbe Last kaum mehr zu tragen im Stande ist.