| Titel: | Verbesserungen in dem Baue der Schienen (rails) oder der Tram-Eisenbahnen und der Eisenbahnen überhaupt, auf welche sich Richard Badnall der jüngere, Gentleman zu Douglas, Isle of Man, am 8. Septbr. 1832 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 49, Jahrgang 1833, Nr. XIX., S. 82 | 
| Download: | XML | 
                     
                        XIX.
                        Verbesserungen in dem Baue der Schienen (rails) oder der Tram-Eisenbahnen und der Eisenbahnen
                           uͤberhaupt, auf welche sich Richard Badnall der juͤngere, Gentleman zu Douglas, Isle of Man,
                           am 8. Septbr. 1832 ein Patent ertheilen
                           ließ.
                        Aus dem London Journal of Arts. April 1833, S.
                              177.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Badnall, Verbesserungen im Baue der Eisenbahnen.
                        
                     
                        
                           Die Erfindungen und Verbesserungen, welche der Patenttraͤger an den
                              Rail- oder Tram-Eisenbahnen anbrachte, lassen sich am besten durch die
                              Betrachtung der Schwingungen eines Pendels versinnlichen. Wenn ein mittelst einer
                              Schnur von dem Punkte z, Fig. 12,
                              herabhaͤngendes Blei aus der senkrechten Linie bis zu dem Punkte a gezogen und daselbst ausgelassen wird, so wird
                              dasselbe in Folge seiner eigenen Schwere in dem Bogen ab bis zu dem Punkte b fallen; es wird aber
                              bei diesem Falle zugleich auch ein solches Bewegungsmoment erlangt haben, daß es
                              durch dieses auf der entgegengesezten Seite eben so hoch, d.h. bis zum Punkte c, getrieben wird. Sezt man nun, daß von den Gipfeln
                              zweier Berge herab durch ein Thal ein Schienenweg oder eine Eisenbahn auf solche
                              Weise gefuͤhrt sey, daß der Abfall von dem Gipfel a, Fig.
                                 13, bis in das Thal b denselben Winkel mit einer horizontalen
                              Linie bilde, wie ihn die auf der anderen Seite von b bis
                              c emporsteigende Bahn bildet, so wird ein Wagen d, der sich auf dem Scheitel des Abhanges bei a befindet, bloß durch seine eigene Schwere auf dem
                              Schienenwege oder der Eisenbahn bis zu dem Punkte b
                              hinablaufen und dadurch nach den Gesezen der Pendelschwingungen ein solches
                              Bewegungsmoment erlangen, daß er, ohne daß irgend eine Kraftanwendung noͤthig
                              ist, auf der anderen Seite bis zu dem Scheitel des Huͤgels c, dessen Hoͤhe jener des Huͤgels a gleich ist, hinauf laͤuft.
                           Dieß wuͤrde den allgemein bekannten physikalischen Gesezen gemaͤß ganz
                              zuverlaͤssig geschehen, wenn das Bewegungsmoment nicht durch die Reibung der
                              Wagenraͤder an ihren Achsen und an den Schienen, auf denen sie laufen, ein
                              Hinderniß erfuͤhre. Zieht man nun diese Reibung als aufhaltende Kraft von dem
                              Bewegungsmomente ab, welches der Wagen durch das Herablaufen von a bis b erhielt, so wird man
                              finden, daß dieses Bewegungsmoment den Wagen nicht von b
                              bis c, sondern bloß bis z
                              treiben wird.
                           Der Patenttraͤger druͤkt sich hieruͤber folgender Maßen aus:
                              „man wird hieraus sehen, daß der Wagen d
                                 nicht bloß in Folge feiner eigenen Schwere von a bis
                                 b herabgelangen wird, sondern daß er durch das
                                 Bewegungsmoment, welches er durch dieses Herabrollen erhaͤlt, auf der
                                 entgegengesezten Seite ohne alle Mithuͤlfe irgend einer Triebkraft bis zu
                                 dem Punkte z emporgetrieben werden wird. Um daher
                                 den Wagen vollends bis auf den Gipfel des zweiten Huͤgels, d.h. bis c, zu treiben, habe ich bloß eine solche Triebkraft
                                 noͤthig, welche den Wagen von z bis c zu treiben im Stande ist, so daß also auf diese
                                 Weise all die Kraft erspart wird, die zum Treiben des Wagens von a bis z erforderlich
                                 waͤre.“
                              
                           
                              „Wenn ich nun eine geringe oder schwache Triebkraft anwende, um meinen
                                 Wagen von a bis b zu
                                 schaffen, so erziele ich auf diese Weise ein groͤßeres Bewegungsmoment,
                                 als sich aus dem Herabrollen des Wagens in Folge seiner eigenen Schwere ergeben
                                 wuͤrde, und ich bin daher im Stande den Huͤgel bc zu erreichen, nachdem ich die ganze Streke
                                 von b bis c auf der
                                 wellenfoͤrmigen Eisenbahn mir Huͤlfe einer weit geringeren
                                 Triebkraft zuruͤkgelegt habe, als noͤthig waͤre, um den
                                 Wagen auf einer vollkommen horizontalen Flaͤche eine gleiche Streke weit
                                 zu treiben.“
                              
                           
                              „Ich habe nach dieser Auseinandersezung der Grundsaͤze, auf welchen
                                 meine Verbesserung in dem Baue der Rail- oder Tram-Bahnen beruht,
                                 nur noch zu bemerken, daß ich die Bildung der Trams oder der ebenen Schienen
                                 (rails) oder der Rail- oder
                                 Tram-Bahnen in solchen wellenfoͤrmigen Kruͤmmen, daß ich
                                 dadurch in Stand gesezt werde, die Vortheile des Bewegungsmomentes, welches
                                 ein herabrollender Wagen erhaͤlt, mit der Kraft der Maschinen, durch die
                                 sie getrieben werden, zu verbinden, als mein ausschließliches Patentrecht in
                                 Anspruch nehme. Ich beschraͤnke mich hiebei auf keine Ausdehnung oder
                                 Form der Kruͤmme, sondern behalte mir es vor, dieß Kruͤmmen der
                                 Oberflaͤche des Bodens oder den sonstigen Localverhaͤltnissen
                                 anzupassen.“
                              
                           
                        
                           Anhang.
                           Die in dem vorausgeschikten Patente beschriebene, ganz paradox scheinende,
                              wellenfoͤrmige Eisenbahn des Hrn. Badnall hat, wie
                              sich wohl erwarten ließ, unter den Mechanikern und Nichtmechanikern Englands großes
                              Aufsehen erregt, so zwar, daß die meisten in England erscheinenden Blaͤtter
                              und Zeitschriften bereits den einen oder den anderen Artikel dafuͤr und
                              dawider aufzuweisen haben. Besonders hat das Mechan.
                                 Magaz. in N. 504, 505, 506 und 508 eine Reihe
                              von Artikeln mitgetheilt, auf die wir hier lediglich nur verweisen koͤnnen,
                              da dieselben noch durchaus keine gruͤndliche und wissenschaftliche,
                              guͤnstige oder unguͤnstige Beleuchtung dieses Gegenstandes
                              enthalten.
                           Hr. Badnall selbst hat die Theorie seiner Eisenbahn und
                              einige Versuche, die er an einem kleinen Modelle anstellte, in einer eigenen,
                              kuͤrzlich erschienenen SchriftDer Titel dieser bei Sherwood und Comp. in London
                                    erschienenen Schrift ist: „A Treatise on
                                          Railway Improvements, explanatory of the chief difficulties and
                                          inconveniences, which at present attend the general adoption of
                                          Railways and the means, by which these objections may be overcome,
                                          as proved by a series of interesting experiments etc. By Richard Badnall Esq. 8.
                                     ausfuͤhrlich abgehandelt, und aus dieser wollen wir, obschon auch wir
                              bisher zu jenen gehoͤren, die diese Eisenbahn fuͤr praktisch
                              untauglich halten, unseren Lesern den im Mechan. Magaz.
                                 N. 509 enthaltenen Auszug mittheilen, um denselben wenigstens die Daten zu
                              liefern, deren sie zu ihrer eigenen Beurtheilung dieser Sache beduͤrfen.
                           Hr. Badnall beginnt seine Abhandlung mit einer
                              Auseinandersezung der Vortheile des Transportes auf Eisenbahnen und mit einer
                              Untersuchung der Ursachen, die sich einer allgemeinen Einfuͤhrung derselben
                              entgegenstemmen. Unter diesen Hindernissen steht seiner Meinung nach die
                              Schwierigkeit, die sich beim Erklimmen schief geneigter Flaͤchen mittelst
                              Dampfwagen zeigt, oben an. Die Anwendung von stationaͤren Maschinen oder von
                              Dampfwagen mit Zahnraͤdern ist, wie er sagt und beweist, mit beinahe
                              unuͤbersteiglichen Schwierigkeiten verbunden. Alles dieß fuͤhrte ihn
                              auf die Erforschung irgend eines zwekdienlicheren Mittels, und endlich auf die Idee, daß vielleicht
                              durch das Herabgleiten eines Koͤrpers auf einer schiefen Ebene so viel Kraft
                              gewonnen werden koͤnnte, als zur Compensation der Schwierigkeit, die er auf
                              der anderen Seite in Folge seiner Schwere beim Emporsteigen erfaͤhrt,
                              noͤthig seyn duͤrfte, und daß also, wenn dieß wirklich der Fall ist,
                              statt der gegenwaͤrtig gebraͤuchlichen, theilweise horizontalen,
                              theilweise geneigten Eisenbahnen, fuͤglich und mit Ersparniß an Kraft eine
                              wellenfoͤrmige Eisenbahn angebracht werden koͤnnte.
                           
                              „Ich kam am 7. Junius 1832, sagt der Verfasser, auf diese Erfindung. Die
                                 ersten Gedanken, die ich mir, bevor ich noch Versuche hieruͤber
                                 angestellt hatte, von dieser Idee machte, waren die, daß eine
                                 wellenfoͤrmige Eisenbahn der Kraft des Dampfes mehr Widerstand
                                 entgegenstellen muͤßte, als eine horizontale; daß jedoch, wenn man die
                                 Schwerkraft, die bergab erzeugt wird, mit einer wirklichen Kraft vermehren
                                 wuͤrde, viel an Kraft gewonnen werden koͤnnte, und daß folglich
                                 ein Dampfwagen von irgend einer gegebenen Kraft auf einer solchen
                                 wellenfoͤrmigen Bahn schneller fahren oder eine groͤßere Last
                                 ziehen muͤßte, als auf einer horizontalen. Ich war uͤbrigens auch
                                 der Ansicht, daß der vermehrte Widerstand, der durch den herabsteigenden Theil
                                 einer jeden Kruͤmme dargeboten wuͤrde, und der Vortheil, der durch
                                 die Schwerkraft, vermehrt mit der arbeitenden Kraft, gewonnen wuͤrde,
                                 vollkommen hinreichen koͤnnte, um die Dampfwagen mit mehr Erfolg zu
                                 treiben, als dieß bisher auf den geneigten oder abhaͤngigen Eisenbahnen
                                 der Fall war.“
                              
                           Hr. Badnall beschreibt nach einigen allgemeinen
                              Bemerkungen uͤber die Reibung und das Gesez der Schwere mehrere Versuche, die
                              nach seiner Ueberzeugung die Richtigkeit seiner Ansichten außer Zweifel sezen, und
                              von denen wir hier einige ausheben wollen.
                           
                              „Ich ließ mir eine kleine, auf die Grundsaͤze der Uhrwerke
                                 begruͤndete Maschine verfertigen, an welcher eine starke Feder und eine
                                 Schneke von solcher Groͤße in einem Gehaͤuse oder einer Trommel
                                 angebracht war, daß die Maschine 50 bis 60 Fuß weit zu laufen im Stande war,
                                 wobei ich vorzuͤglich auch dafuͤr sorgte, daß die Kraft der Feder
                                 eine solche war, daß sie den Druk der Maschinenraͤder auf die
                                 Flaͤche zu uͤberwinden im Stande war. Da ich die Versuche so
                                 geheim, als moͤglich, zu halten wuͤnschte, so erbaute ich mir zu
                                 Douglas, auf der Insel Man, eine gekruͤmmte und eine horizontale
                                 Eisenbahn, von denen eine jede 32 Fuß lang war, indem ich keinen
                                 laͤngeren freien Raum hiezu finden konnte. Die Laͤnge der
                                 auf- und absteigenden Seiten einer jeden Kruͤmme oder Wellenlinie
                                 betrug einen Fuß, die Hoͤhe und Tiefe einer jeden Kruͤmme vom Mittelpunkte an einen
                                 halben Zoll, oder einen Zoll von dem Gipfel der Convenxitaͤt bis zur
                                 Basis der Concavitaͤt der Kruͤmme. Ich ließ mir ferner auch einen
                                 kleinen Wagen verfertigen, den ich im Nothfalle an der Maschine anhangen, und
                                 auf vier Raͤdern, die an Durchmesser den Raͤdern der Maschine
                                 gleichkamen, laufen lassen konnte.
                              
                           
                              „Am 23. Julius erhielt ich die Maschine und den Wagen von Liverpool. Die
                                 Maschine wog 9 Pfd. 6 Unzen, der Wagen 3 Pfd. 10 Unzen; der Durchmesser der
                                 Raͤder betrug 3 Zoll, und die Breite des Umfanges derselben 3/8 Zoll.
                              
                           
                              „Als ich die Staͤrke der Feder untersuchte, fand ich leider, daß
                                 sie nicht im Stande war die Raͤder zu drehen, wenn ich den Wagen auf eine
                                 ebene glatte Oberflaͤche stellte und dessen Fortrollen hinderte; d.h.,
                                 sie hatte nicht die von mir gewuͤnschte und noͤthige Kraft, um die
                                 Adhaͤsion oder Reibung zwischen den Raͤdern des Wagens und der
                                 Oberflaͤche der Ebene zu uͤberwinden. Ich entschloß mich jedoch
                                 selbst mit dieser Feder einige Versuche anzustellen, und die Maschine dann
                                 spaͤter nach Liverpool zuruͤkzusenden, um eine staͤrkere
                                 Feder in dieselbe einsezen zu lassen.
                              
                           
                              „Ich sezte daher die Maschine fest nieder, und zwar auf ein Niveau,
                                 welches so eben war, als es die Umstaͤnde erlaubten. Der Raum zwischen
                                 den beiden Eisenbahnen betrug 8 Zoll; die Breite an der Oberflaͤche der
                                 Schienen einen halben Zoll. Die Entfernung der Raͤder der Maschine von
                                 einander bestimmte folglich die Weite zwischen den Eisenbahnlinien. Den Wagen
                                 wurde so viel Spielraum gegeben, daß dieselben nicht durch die Reibung gegen die
                                 Seiten der Schienen gehalten werden konnten. Nachdem ich mich hierauf
                                 uͤberzeugt hatte, daß beide Bahnen gleich und gerade waren, wurde die
                                 Feder aufgewunden, indem ich die Maschine von dem Ende der Bahn
                                 ruͤkwaͤrts bis zum Anfange derselben zog. Als ich nun die Maschine
                                 unbeladen losließ, ergaben sich auf beiden Bahnen folgende Resultate:
                              
                           
                              
                                 Gekruͤmmte oder wellenfoͤrmige
                                    Bahn,
                                      Horizontale
                                    Bahn,
                                 
                              
                                                    6
                                    Secunden
                                          7
                                    Secunden.
                                 
                              
                           
                              „Ich belastete nun die Maschine selbst mit 7 Pfunden, die ich auf eine
                                 eigens hiezu angebrachte Platform legte, und nun war das Resultat:
                              
                           
                              
                                 Gekruͤmmte Bahn,
                                       Horizontale Bahn,
                                 
                              
                                     8
                                    Secunden.
                                           9
                                    Secunden.
                                 
                              
                           
                              „Ich haͤngte hierauf einen kleinen Wagen an die Maschine an, und
                                 fand, daß, wenn derselbe nicht beladen war, die Geschwindigkeit der Fahrt auf
                                 beiden Bahnen dieselben Verhaͤltnisse beibehielt, wie im ersten Falle. Ich
                                 belastete den Wagen ferner mit verschiedenen Gewichten, und immer ergab sich
                                 dabei ein merklicher Vortheil zu Gunsten der gebogenen Bahn. Dieser Vortheil
                                 zeigte sich jedoch besonders bei folgenden Versuchen sehr deutlich:
                              
                           
                              „Mit 17 Pfunden beladen, lief der Wagen naͤmlich:
                              
                           
                              Von Norden gegen Suͤden:
                              
                           auf der gekruͤmmten Bahn in 15 1/2, auf der
                              horizontalen in 20 1/2 Secunden.
                           
                              Von Suͤden gegen Norden:
                              
                           auf der gekruͤmmten Bahn in 17, auf der horizontalen in
                              22 1/3 Secunden.
                           Laͤßt man nun die halben Secunden weg, und nimmt man das Mittel, so ergibt
                              sich folgender Unterschied des Raumes, den die Maschine in der Zeit, die sie
                              brauchte, um auf der horizontalen Bahn 32 Fuß zu durchlaufen, auf der
                              gekruͤmmten oder wellenfoͤrmigen Bahn zuruͤkgelegt haben
                              wuͤrde:
                           16 : 32 = 21 : 42 Fuß,
                           so daß sich also ein Unterschied von beinahe 1/3 in der
                              Geschwindigkeit ergibt.
                           
                              „Da ich es aus dem Wechsel in der Zeit, die die Maschine brauchte, um die
                                 Bahnen von verschiedenen Seiten her zu durchlaufen, fuͤr wahrscheinlich
                                 hielt, daß dieselben allenfalls nicht vollkommen gleiches Niveau haͤtten,
                                 so untersuchte ich sie neuerdings und richtete sie wiederholt und mit besonderer
                                 Sorgfalt. Als ich nun hierauf wieder mit der Belastung von 17 Pfunden Versuche
                                 anstellte, erhielt ich folgende Resultate:
                              
                           Von Norden gegen Suͤden und Suͤden gegen
                                 Norden:
                           auf der gekruͤmmten Bahn 16, auf der horizontalen
                              hingegen 22 Secunden.
                           
                              „Diesen lezteren Versuch wiederholte ich oͤfter, ohne daß die
                                 Resultate eine merkliche Abweichung zeigten. Die Zeit wurde von Hrn. J. L. Gardener von Manchester und von mir mittelst einer
                                 Secundenuhr gemessen.
                              
                           
                              „Obschon ich wußte, daß 17 Pfund eine Last war, die die Maschine auf einer
                                 horizontalen Eisenbahn eben gut fuͤhren konnte, so war ich doch begierig
                                 auch mit einem groͤßeren Gewichte Versuche anzustellen und vermehrte
                                 dasselbe daher bis auf 22 Pfunde, wobei sich folgende Resultate ergaben:
                              
                           
                              Von Norden gegen Suͤden:
                              
                           auf der gekruͤmmten Bahn 17 Sec., auf der horizontalen
                              hingegen 30.
                           
                           Von Suͤden gegen Norden:
                           auf der gekruͤmmten Bahn 18 Secunden, auf der
                              horizontalen aber 28.
                           
                              „Hieraus erhellte also offenbar, daß die gekruͤmmte oder
                                 wellenfoͤrmige Bahn einen ganz entschiedenen Vortheil darbietet. Dieser
                                 Vortheil war auch schon beim Abfahren merklich; denn auf der horizontalen Bahn
                                 bewegte sich die Maschine sehr langsam und erreichte erst nach einem Laufe von
                                 12 bis 13 Fuß ihre volle Geschwindigkeit, waͤhrend auf der
                                 wellenfoͤrmigen Bahn die Bewegung die ganze Linie entlang eine
                                 gleichmaͤßige war.
                              
                           
                              „So befriedigend nun diese Versuche auch in Hinsicht auf die
                                 Geschwindigkeit waren, so uͤberraschte es mich doch, daß der Vortheil in
                                 Hinsicht auf die Last, die die Maschine auf den beiden Bahnen zu ziehen im
                                 Stande ist, nicht eben so groß war. Ich habe jedoch deutlich erwiesen, daß sich
                                 auf der gekruͤmmten Bahn ein weit groͤßeres Gewicht fortschaffen
                                 laͤßt, als auf der ebenen; denn wenn sich die Maschine auf dem
                                 horizontalen Wege auch gar nicht mehr bewegte, so wuͤrde sie sich auf der
                                 gekruͤmmten doch noch ohne Schwierigkeit bewegen. Ganz außerordentlich
                                 ist es, daß beim Fortschaffen irgend eines Gewichtes von 15 Pfund an
                                 aufwaͤrts, auf lezterer Bahn die hiezu noͤthige Zeit nur sehr
                                 unbedeutende Abweichungen zeigte. Dieselben vergleichsweisen Resultate ergaben
                                 sich auch auf einer Bahn, die eine Neigung von 1 in 144 hatte.“
                              
                           Hr. B. errichtete hierauf eine zweite wellenfoͤrmige Eisenbahn, welche so
                              gebaut war, daß die abfallende und aufsteigende Linie der Kruͤmme 5 Fuß,
                              deren ganze Hoͤhe oder Tiefe hingegen 2 Zoll maß. Auf dieser Bahn stellte er
                              dann, nachdem er auch an der Maschine einige Veraͤnderungen angebracht hatte,
                              in Folge deren sie staͤrker und doch dabei leichter wurde, folgende
                              nachtraͤgliche Versuche an:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 49, S. 88
                              Secunden. Horizontale Flaͤche. Kruͤmme
                                 von 1 Fuß. Kruͤmme von 5 Fuß. Die Maschine allein, welche 9 Pfd. 4 Unzen
                                 wog, und an der die hinteren und vorderen Raͤder 5/16 Zoll weit von
                                 einander entfernt waren. Dieselbe und der Wagen, zusammen im Gewichte von 12
                                 Pfd. 14 Unz. Dieselbe mit 5 Pfd. im Wagen. Dieselbe mit 10 Pfd. im Wagen.
                                 Dieselbe mit 15 Pfd. im Wagen. Dieselbe mit 20 Pfd. im Wagen. Dieselbe mit 25
                                 Pfd. im Wagen
                              
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 49, S. 89
                              Secunden. Horizontale Flaͤche. Kruͤmme
                                 von 1 Fuß. Kruͤmme von 5 Fuß. Dieselbe mit 30 Pfd. im Wagen. Dieselbe 35
                                 Pfd. im Wagen. Dieselbe mit 40 Pfd. im Wagen. Dieselbe mit 45 Pfd. im Wagen
                              
                           Nachdem Hr. B. diese Versuche mehrere Male mit gleichem Resultate wiederholt hatte,
                              baute er eine Bahn, an der die Laͤnge eines jeden Abfalles 8 Fuß, die
                              Laͤnge eines jeden Aufsteigens 2 Fuß, und die ganze Laͤnge der Bahn 32
                              Fuß betrug. Die ganze Bahn bestand naͤmlich aus drei Abfaͤllen und
                              drei aufsteigenden Stellen, und an jedem ihrer Enden befand sich eine Platform von 1
                              Fuß, bereit Scheitel genau so hoch waren, als die Scheitel der Erhoͤhungen
                              der Bahn. Die Tiefe des Herabsteigens bis auf den tiefsten Punkt betrug 2 Zoll von
                              der groͤßten Hoͤhe an, wie bei der Bahn, deren Kruͤmme 5 Fuß
                              hatte. Zu bemerken ist, daß die Abfalle an dieser Bahn uͤberall, ausgenommen
                              einen Fuß von deren tiefsten Punkten entfernt, regelmaͤßig geneigte schiefe
                              Flaͤchen waren, die sich am Grunde aufbogen, um den aufsteigenden Stellen
                              mehr Regelmaͤßigkeit zu geben, und daß diese aufsteigenden Stellen
                              gleichfalls gekruͤmmt waren. Auf dieser Bahn ergaͤben sich nun
                              folgende Resultate:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 49, S. 89
                              Zahl der Secunden. Vollkommene Ebene. Horizontale
                                 Flaͤche; Kruͤmme von 5 Fuß. Lange u. kurze Kruͤmme. Neigung
                                 von 1 in 42 2/3. Horizontale Flaͤche. Kruͤmme von 5 Fuß. Lange u.
                                 kurze Kruͤmme. Die Maschine allein. Dieselbe mit dem Wagen. Dieselbe mit
                                 5 Pfd. Dieselbe mit 10 Pfd. Dieselbe mit 15 Pfd. Dieselbe mit 20 Pfd. Dieselbe
                                 mit 25 Pfd. Dieselbe mit 30 Pfd. Dieselbe mit 35 Pfd. Dieselbe mit 40 Pfd.
                                 Dieselbe mit 45 Pfd.
                              
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 49, S. 90
                              Zahl der Secunden.; Vollkommene
                                 Ebene.; Neigung von 1 in 42 2/3.; Horizontale Flaͤche.; Kruͤmme
                                 von 5 Fuͤß.; Lange u. kurze Kruͤmme.; Gewichte.; Dieselbe mit;
                                 Pfd.; dtto.; mit großer Schwierigkeit
                              
                           Hr. Badnall sagt, daß, als er die Maschine auf dieser
                              Eisenbahn mit langen und kurzen Kruͤmmungen in umgekehrter Richtung, d.h. so
                              probirte, daß er sie zuerst die kurze Kruͤmme herabrollen ließ, das Resultat
                              der Versuche ein und dasselbe war. Man konnte bei diesen Versuchen die Bemerkung
                              machen, daß, wenn schwere Lasten auf den Bahnen liefen, dadurch ein bedeutendes
                              Schwingen in denselben veranlaßt wurde. Um nun auch diesem Umstande, der allerdings
                              zu Irrthuͤmern verleiten konnte, abzuhelfen, wurden die verschiedenen
                              Eisenbahnen fest auf 3zoͤllige Bohlen aufgenagelt, wo dann in Gegenwart des
                              Hrn. Gill von Manchester, eines der Direktoren der
                              projectirten Manchester-Leeds-Eisenbahn, folgende Versuche darauf
                              angestellt wurden.
                           Versuche auf einer vollkommen ebenen Flaͤche.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 49, S. 90
                              Zahl der Secunden.; Horizont.
                                 Bahn.; Kruͤmme von 5 Fuß Steigen, 1 Zoll.; Unregelmaͤßige
                                 Kruͤmme, Steigen, 2 Zoll.; Die Maschine und der Wagen ohne Belastung.;
                                 dtto.; mit; Pfd.
                              
                           
                           Versuche auf einer schiefen Ebene mit einer Neigung von 1 in
                                 96.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 49, S. 91
                              Zahl der Secunden.; Horizont.
                                 Bahn.; Kruͤmme von 5 Fuß Steigen, 1 Zoll.; Unregelmaͤßige
                                 Kruͤmme, Steigen, 2 Zoll.; Die Maschine und der Wagen ohne Belastung.;
                                 dtto.; mit; Pfd.
                              
                           Man wird bemerken, daß der Grad der Geschwindigkeit an allen diesen Eisenbahnen bei
                              diesen Versuchen groͤßer ausfiel, als bei irgend welchen der vorhergehenden.
                              Hr. B. schreibt dieß dem Umstande zu, daß die Schnur auf dem Federgehaͤuse
                              brach, und daß er daher gezwungen war, sie wieder anzumachen und die Kraft der Feder
                              darnach zu reguliren. Ein anderer Umstand, der dem Leser auffallen wird, ist der,
                              daß bei den fruͤher angestellten Versuchen 30 Pfunde die hoͤchste Last
                              waren, welche auf der horizontalen Bahn fortgeschafft werden konnten,
                              waͤhrend bei den lezteren Versuchen selbst noch 42 1/2 Pfd. gefahren wurden.
                              Diesen Unterschied schreibt Hr. B. theils der erneuten Kraft der Feder, theils dem
                              Mangel an Schwingung zu, indem lezterer durch das Befestigen der Bahnen an den
                              dreizoͤlligen Bohlen abgeholfen wurde. Eine weit merkwuͤrdigere
                              Abweichung ergab sich aber an den beiden gekruͤmmten Eisenbahnen in Hinsicht
                              auf die Geschwindigkeit, welche bei den verschiedenen Reihen von Versuchen Statt
                              fand. Bei dem ersten, mit der Bahn mit langen und kurzen Kruͤmmen auf einer
                              ebenen Flaͤche angestellten Versuche waren z.B. die Verhaͤltnisse der
                              Geschwindigkeit bei allen unter 20 Pfd. betragenden Gewichten um 1 bis 1 1/2''
                              geringer, als an der Bahn mit einer Kruͤmme von 5 Fuß; waͤhrend bei
                              den lezten Versuchen kaum irgend ein Unterschied zwischen denselben Statt hatte. Bei
                              allen uͤber 20 Pfd. betragenden Lasten belief sich bei den ersten Versuchen
                              der Vortheil zu Gunsten der Bahn mit langen und kurzen Kruͤmmen in einigen Faͤllen bis
                              auf 3'', waͤhrend dieser Vortheil bei lezteren Versuchen fast nie
                              uͤber eine, und in mehreren Faͤllen selbst nur eine halbe Secunde
                              betrug. Hr. Badnall gesteht, daß sich diese Abweichungen
                              nicht so leicht erklaͤren lassen, wie die anderen. „Ich gestehe,
                                 sagt er, daß ich mich hieruͤber in Noͤthen befinde; ich kann mich,
                                 um dieselben zu erklaͤren, hoͤchstens auf einen Unterschied in der
                                 Schwingung der beiden Eisenbahnen, oder auf eine Ungenauigkeit im Nivelliren
                                 beziehen, besonders da die Tiefen der Kruͤmmen einander gleich
                                 waren.“
                              
                           Dieser Unterschied zwischen den beiden gekruͤmmten oder wellenfoͤrmigen
                              Eisenbahnen mag nun aber herruͤhren wovon er will, so glaubt Hr. Badnall wenigstens davon uͤberzeugt seyn zu
                              duͤrfen, daß sie beide sowohl auf ebenen, als auf schiefen Flaͤchen
                              unbezweifelbare und unwandelbare Vorzuͤge vor den horizontalen Bahnen
                              voraushaben. Er schaͤzt den angestellten Versuchen nach den Gewinn an Zeit
                              auf die Haͤlfte und jenen an Gewicht auf das Doppelte der Kraft.
                           Die theoretische Darlegung der Vortheile dieser Art von Eisenbahnen gibt Hr. B. auf
                              folgende Weise:
                           
                              „Es sey die Linie EA in Fig. 14 eine
                                 horizontale, AB eine bergabsteigende und BE eine bergansteigende Eisenbahn, auf welchen
                                 Bahnen sich die drei Raͤder WWW
                                 befinden.
                              
                           1) „Der Betrag der Reibung, die durch den Druk des Rades W auf die Flaͤche EA hervorgebracht wird, steht nun in genauem
                                 Verhaͤltnisse mit dessen Gewicht, oder mit dem Gewichte irgend eines auf
                                 demselben ruhenden Fuhrwerkes; und von diesem Gewichte haͤngt auch der
                                 Betrag der Abreibung ab, welche durch die Umdrehung der Achse innerhalb der Nabe
                                 oder innerhalb des Cylinders, in welchem sie sich bewegt, bewirkt wird. Die
                                 Ursache, warum der Betrag der Reibung oder Abreibung mit dem Gewichte des
                                 Fuhrwerkes im Verhaͤltnisse steht, beruht darauf, daß, wenn C die Achse oder der Mittelpunkt des Rades ist, die
                                 senkrechte Linie CG die Schwerlinie vorstellt.
                                 An einer horizontalen Eisenbahn stimmen also, obschon sie davon
                                 abhaͤngen, der Druk auf die Schienen und der Betrag der durch diesen Druk
                                 erzeugten Achsenreibung genau mit dem Gewichte der Wagen und der Last
                                 uͤberein; und wird zur Ueberwaͤltigung dieses Drukes und dieser
                                 Reibung eine Triebkraft angewendet, und dadurch ein Maximum von Geschwindigkeit
                                 erreicht, so bleibt diese Geschwindigkeit (wenn die Kraft unterhalten wird)
                                 durch Raͤume und Zeiten gleich, und der Druk und die Reibung bilden eine,
                                 gleichfoͤrmig Widerstand leistende Kraft. Ueberdieß stimmt der Betrag
                                 einer Last, die irgend ein locomotives Fuhrwerk fortzuschaffen im Stande ist,
                                 genau mit dem Betrage seines Drukes auf die Schienen oder Achsen, oder mit anderen Worten,
                                 mit der Achsenreibung uͤberein.“
                              
                           2) „Sezen wir nun das Rad W soll von A nach B gelangen. Von
                                 dem Punkte A aus bis T
                                 wuͤrde ein Koͤrper offenbar nach den Gesezen fallen, nach welchen
                                 Koͤrper senkrecht fallen; zieht man aber auf die Linie AB die Senkrechte VT, so wird der Koͤrper in derselben Zeit auf der schiefen
                                 Ebene von A bis V
                                 hinabgelangen, in der er senkrecht von A bis T fallen wuͤrde. Die Schwerkraft, in Folge
                                 der der Koͤrper dieß vollbringt, wird, indem sie (praktisch gesprochen)
                                 auf dem ganzen Abfalle von A bis B gleichmaͤßig wirkt, eine
                                 gleichfoͤrmig beschleunigte Bewegung hervorbringen, und in Folge dieser
                                 wird bei der Ankunft des Wagens an dem Punkte B die
                                 Geschwindigkeit (den Unterschied der Reibung in Anschlag gebracht) mathematisch
                                 genau so groß seyn, als sie seyn wuͤrde, wenn derselbe senkrecht von A bis T gefallen
                                 waͤre. Was nun die Groͤße der Schwerkraft oder die Ursache
                                 betrifft, durch welche das Rad W auf der schiefen
                                 Flaͤche AB herabgetrieben wird, so wird
                                 sich dieselbe leicht aus einem Blike auf das Parallelogramm DCPG ergeben. Hier ist naͤmlich die
                                 Diagonale CG die Schwerlinie, CP die Linie, die den Grad des Drukes auf die
                                 Schiene vorstellt, und CD die Bewegungslinie;
                                 d.h. die Linie oder die Schwerkraft CG wird,
                                 statt daß sie senkrecht und mit voller Intensitaͤt auf die Schiene, wie
                                 auf die Linie EA wirkt, in zwei getrennte und
                                 verschiedene Kraͤfte, naͤmlich in CD und CP getheilt, von denen, wenn
                                 ich mich so ausdruͤken darf, leztere das Rad in seinem Gange aufzuhalten
                                 sucht, waͤhrend erstere dasselbe mit aller Gewalt vorwaͤrts zu
                                 treiben strebt. So wie sich nun CD zu CP verhaͤlt, eben so verhaͤlt
                                 sich die eine dieser Kraͤfte genau zur anderen; und wenn daher der Wagen
                                 oder das Rad W 5 Tonnen wiegt, waͤhrend CD ein Fuͤnftel der Kraft
                                 betraͤgt, so wird CP, der Druk auf die
                                 Schienen, von 5 Tonnen bis auf 4 Tonnen vermindert, und zwar nicht bloß
                                 vermindert, sondern die auf diese Weise ersparte oder gewonnene Kraft wird sogar
                                 thaͤtig zur Ueberwindung des von CP
                                 geleisteten Widerstandes verwendet.“
                              
                           
                              „Unter diesen Umstaͤnden wird die Bewegung eines Wagens, der durch
                                 seine eigene Schwere auf der schiefen Ebene AB
                                 herabrollt, beginnen, bis derselbe, wie bereits bemerkt worden, wenn er in B anlangt, dieselbe Geschwindigkeit erreicht hat,
                                 die er erreicht haben wuͤrde, wenn er senkrecht von A bis T herabgefallen
                                 waͤre. Wird nun aber zur Unterstuͤzung der Schwerkraft
                                 fortwaͤhrend eine Triebkraft angewendet, so wuͤrde das
                                 Herabgleiten eines Koͤrpers auf diesem Abhange das Resultat dieser beiden
                                 vereinigten Kraͤfte seyn, so daß die Bewegung also auf diese Weise gleichmaͤßig
                                 beschleunigt werden wuͤrde. Obschon nun die Geschwindigkeit im
                                 Verhaͤltnisse zu der erhoͤhten angewendeten Kraft vermehrt werden
                                 wuͤrde, so wuͤrde das Herabgleiten doch in Bezug auf Raͤume
                                 und Zeiten mit den Gesezen des Falles in uͤbereinstimmendem
                                 Verhaͤltnisse stehen.“
                              
                           3) „Sezen wir nun aber, es soll ein bei B
                                 stillstehender Wagen W an die Stelle getrieben
                                 werden, auf welcher er in der Zeichnung auf der schiefen Flaͤche BE abgebildet ist, so wird, da der Winkel FEB dem Winkel FAB gleich ist, und da nach Ziehung der Schwerlinie CG das Parallelogramm CDGP genau jenem gleich ist, welches auf der
                                 nebenstehenden absteigenden Flaͤche beschrieben ist, CP die Linie seyn, die den Druk auf die
                                 Schienen, und CD jene Linie, die die Kraft
                                 ausdruͤkt, welche diesem Druke widerstrebt. Hieraus erhellt also
                                 offenbar, daß der Wagen gegen B zuruͤkrollen
                                 wird, ausgenommen dieß wird durch eine groͤßere Kraft, als CD ist, verhindert; daß er aber, wenn ihm
                                 irgend eine regelmaͤßige und groͤßere Kraft, die wir die
                                 Triebkraft nennen wollen, entgegengesezt wird, nothwendig allmaͤhlich und
                                 mit gleichfoͤrmiger Geschwindigkeit auf der Flaͤche BE emporsteigen muß, und zwar in gleichen
                                 Zeiten durch gleiche Raͤume. Denn, da der Kraft CD, die einen Theil der durch CG dargestellten Schwerkraft ausmacht, eine
                                 Kraft entgegenwirkt die groͤßer ist, als sie selbst, so wird dieselbe in
                                 diesem Falle nicht als eine gleichmaͤßig aufhaltende oder
                                 verspaͤtende, sondern bloß als eine gleichmaͤßig entgegenwirkende
                                 Kraft wirken. Man wird ferner sehen, daß der Druk auf die Schienen und folglich
                                 der Betrag der Reibung die ganze aufsteigende Flaͤche entlang, genau eben
                                 derselbe ist, wie auf der absteigenden Flaͤche AB d.h. um so viel geringer als auf der
                                 horizontalen Linie EA, als das
                                 Verhaͤltniß der Linie CD zu DG betraͤgt.“
                              
                           4) „Um jedoch den Vortheil, der sich aus der Annahme einer
                                 wellenfoͤrmigen Eisenbahn ergeben wuͤrde, zu beweisen,
                                 duͤrfen wir nicht annehmen, daß der Wagen bei B stillstehe, sondern vielmehr, daß derselbe, bloß in Folge seiner
                                 Schwere allein, so weit auf der wellenfoͤrmigen Linie ABE fortrollt, als es moͤglich
                                 ist.“
                              
                           
                              „Der Wagen wird also, wie bereits oben gesagt worden, nach den Gesezen der
                                 Schwere von A bis B
                                 herabgelangen, und an diesem Punkte seine groͤßte Geschwindigkeit und
                                 folglich sein groͤßtes Bewegungsmoment erlangt haben. Er wird mithin an
                                 der aufsteigenden Flaͤche BE offenbar
                                 so lang aufwaͤrts rollen, als die Kraft des Bewegungsmomentes
                                 groͤßer ist, als die Kraft CD. So wie aber diese Kraft des
                                 Bewegungsmomentes, welche in diesem Falle eine gleichfoͤrmig aufhaltende
                                 oder verspaͤtende Kraft ist, geringer wird, als die Kraft CD, wird leztere wieder die wirksamere seyn, so daß der Wagen
                                 W wieder zuruͤk herabrollen und endlich
                                 an dem Punkte B stillstehen wird.“
                              
                           
                              „Gesezt jedoch das durch das Herabgleiten auf B gewonnene Bewegungsmoment sey hinreichend, um den Wagen auf der
                                 aufsteigenden Flaͤche bis zu dem Punkte H
                                 hinauf zu treiben, so ist offenbar, daß, wenn dann eine solche Kraft angewendet
                                 werden koͤnnte, die CD zu
                                 uͤberwinden im Stande waͤre, die aufsteigende Streke HE in viel kuͤrzerer Zeit, mit weniger
                                 Umdrehungen der Raͤder und der Achsen und mit viel geringerem
                                 Kraftaufwande zuruͤkgelegt werden koͤnnte, als erforderlich
                                 waͤre, wenn die ganze aufsteigende Flaͤche BE nach der in 3 angegebenen Weise erklimmt
                                 werden muͤßte.“
                              
                           
                              „Wir wollen nun annehmen, daß eine der Kraft CD gleichkommende Aushuͤlfkraft angewendet wird, um den Wagen
                                 W durch die Wellenlinie ABE zu treiben, und daß diese Kraft an dem
                                 Punkte B entzogen wird.“
                              
                           
                              „Hieraus folgt also offenbar, daß, da die Schwere allein schon den Wagen
                                 auf der aufsteigenden Flaͤche bis H, d.h. bis
                                 uͤber die Mitte derselben emportrieb, nun, wo eine doppelte Kraft
                                 angewendet wird, bei dem Punkte B auch ein doppeltes
                                 Bewegungsmoment als Resultat zum Vorscheine kommen muͤsse, so daß die
                                 ganze aufsteigende Flaͤche BE entlang
                                 der Kraft CD hinreichender Widerstand
                                 entgegengesezt wird. Wenn nun dieß richtig ist, um wie viel leichter wird diese
                                 Kraft CD noch uͤberwunden werden, wenn
                                 die Aushuͤlfkraft auf der ganzen aufsteigenden Flaͤche BE unterhalten wird!“
                              
                           
                              „Es scheint mir also durch dieses Raisonnement eben so unbestreitbar, wie
                                 durch die angestellten Versuche erwiesen, daß jede gegebene Last auf einer
                                 gekruͤmmten oder wellenfoͤrmigen Bahn nicht nur in weit
                                 kuͤrzerer Zeit, als auf einer horizontalen, oder daß eine weit
                                 groͤßere Last nicht nur innerhalb derselben Zeit fortgeschafft werden
                                 kann, sondern daß selbst Lasten, welche auf der horizontalen Flaͤche EA durch keine Triebkraft bewegt werden
                                 konnten, durch ihre eigene Schwere und mit Huͤlfe einer anderen Kraft mit
                                 Leichtigkeit auf der Flaͤche AB
                                 hinabgleiten und auf der Flaͤche BE
                                 wieder emporsteigen koͤnnen. Eben so offenbar wird es ferner aber auch
                                 seyn, daß, welche Kraft auch bei der Ankunft an dem Punkte E uͤbrig bleiben wird, diese Kraft zum
                                 Erklimmen der weiteren schiefen Flaͤche CD verwendet werden wird, und daß zu diesem Ueberschusse auch die
                                 fortwaͤhrend zur Ueberwindung von CD
                                 angewendete Kraft hinzugezaͤhlt werden muͤsse.“
                              
                           5) „Zu bemerken ist, daß, obschon sich die verfuͤgbare Schwerkraft
                                 im Gegensaze gegen den Druk, nur wie CD zu CP verhaͤlt, dieß doch kein Criterium der
                                 Groͤße des Gewinnes an Schnelligkeit abgibt. Man kann in der That auch
                                 eben so gut sagen, daß CD die Ersparniß an
                                 Reibung vorstelle; in welchem Lichte dieß uͤbrigens auch betrachtet
                                 werden mag, so ist so viel gewiß, daß es den ganzen Abhang entlang eine
                                 constante und gleiche Kraft vorstellt. Die Raͤume, uͤber die der
                                 Wagen in Folge dieser Kraft den Abhang hinab durchlaͤuft, sind jedoch in
                                 gleichen Zeitraͤumen nicht gleich, sondern sie verhalten sich wegen der
                                 vermehrten Geschwindigkeit wie die Quadrate der Zeiten. Sezen wir z.B. AV betrage 10 Yards, der Wagen brauche 1
                                 Secunde, um V zu erreichen, und derselbe Raum
                                 wuͤrde auf der horizontalen Bahn von dem Wagen bei dem Maximum der
                                 Geschwindigkeit innerhalb ebenderselben Zeit durchlaufen, so wird der Wagen auf
                                 lezterer Bahn in 3 Minuten 30 Yards zuruͤklegen, waͤhrend er die
                                 Linie AB hinab 90 Yards in 3 Minuten
                                 durchlaufen wird; denn 3 × 3 × 10 = 90. Und diese Geschwindigkeit
                                 wird, obschon sie auf der aufsteigenden Bahn retardirt, wenn sie durch eine
                                 Kraft unterstuͤzt wird, die der auf der horizontalen Bahn angewendeten
                                 gleich ist, doch so unterhalten werden, daß der Wagen in weit kuͤrzerer
                                 Zeit in einer gegebenen Entfernung anlangt als er diese Entfernung auf der
                                 horizontalen Bahn, mit einer Durchschnittslast beladen, zu erreichen im Stande
                                 gewesen waͤre. Gesezt z.B. die horizontale Linie EA sey 175, der Abhang AB 90 und die aufsteigende Flaͤche
                                 wieder 90, die ganze wellenfoͤrmige Bahn also 180 Yards lang; gesezt
                                 ferner die angewendete Triebkraft sey hinreichend, um auf beiden Bahnen die
                                 Reibung und den Widerstand der Atmosphaͤre zu uͤberwinden, und um
                                 den Wagen auf der Bahn EA mit einem Maximum
                                 der Geschwindigkeit von 10 Yards in der Secunde zu bewegen, so ist offenbar, daß
                                 der Wagen 17 1/2 Secunde brauchen wird, um von E bis
                                 A zu gelangen; denn 175/10 = 17 1/2. Wendet man
                                 ebendieselbe Kraft auf den Wagen an, der die wellenfoͤrmige Bahn ABE zu durchlaufen hat, und nimmt man 10 Yards
                                 als den Raum an, den der Wagen in der ersten Secunde auf dem Abhange AB durchlaͤuft, so ist offenbar, daß er
                                 in 3 Secunden bei B anlangen, oder mit anderen
                                 Worten, die durch AB bezeichneten 90 Yards
                                 zuruͤkgelegt haben wird, indem den Gesezen des Falles gemaͤß 3
                                 × 3 × 10 = 90 ist. Dieß nun zugegeben, und angenommen, die auf dem
                                 aufsteigenden Theile der Wellenlinie angewendete Kraft sey eben hinreichend, um
                                 die Reibung und den Widerstand der Atmosphaͤre zu uͤberwinden, so
                                 wird der Wagen natuͤrlich, wie dieß durch die Pendelbewegung erwiesen
                                 ist, die aufsteigende Flaͤche BE genau
                                 in ebenderselben Zeit zuruͤklegen, die er brauchte, um von Anach B zu gelangen. Wird
                                 daher eine gegebene Kraft angewendet, die nicht nur die Reibung und den
                                 Widerstand der Atmosphaͤre zu uͤberwinden vermag, sondern die auch
                                 eine Last mit einer Geschwindigkeit von 10 Yards in der ersten Secunde zu
                                 treiben im Stande ist, so wird, wenn diese Kraft fortwaͤhrend
                                 gleichmaͤßig unterhalten wird, die 180 Yards lange, wellenfoͤrmige
                                 Bahn ABE in weniger dann 6 Secunden
                                 durchlaufen werden. Wird hingegen auf der horizontalen Bahn eine Kraft
                                 angewendet, die die Reibung und den Widerstand der Luft zu uͤberwinden,
                                 und außerdem eine Last mit einem Maximum der Geschwindigkeit von 10 Minuten in
                                 der ersten Secunde fortzuschaffen vermag, so wird der Wagen zum
                                 Zuruͤklegen dieser horizontalen Bahn EA
                                 von 175 Yards Laͤnge nicht weniger als 17 1/2 Secunde brauchen. Wenn man
                                 daher das Maximum der Geschwindigkeit kennt, mit welcher ein Koͤrper auf
                                 einer horizontalen Bahn und auf dem absteigenden Theile einer gegebenen
                                 Kruͤmme hinab in der ersten Secunde getrieben werden kann, und wenn die
                                 Kraft in beiden Faͤllen zur Ueberwaͤltigung des Widerstandes
                                 hinreicht, so laͤßt sich die Zeit, innerhalb welcher jede der beiden
                                 Entfernungen durchlaufen werden wird, leicht bestimmen; wobei der Unterschied
                                 zum Vortheile der Wellenlinie im Vergleiche mit der Laͤnge der
                                 horizontalen Linie ausfallen wird.
                              
                           
                              Man darf jedoch bei diesen Betrachtungen nicht vergessen, daß auf einer
                                 wellenfoͤrmigen Bahn eine weit groͤßere Last fortgeschafft werden
                                 kann, als auf einer horizontalen. Die zu uͤberwindende Achsen- und
                                 rollende Reibung ist auf ersterer nothwendig geringer, als auf lezterer, und der
                                 Stuͤzpunkt, welcher auf dem absteigenden Theile jeder Wellenlinie der
                                 effektiven Dampfkraft dargeboten wird, ist ein sehr wichtiger und vortheilhafter
                                 Umstand. Man wird sehen, daß ich bei dieser Auseinandersezung die
                                 Geschwindigkeit eines durch eine Kruͤmme laufenden Koͤrpers nach
                                 den Gesezen berechnet habe, nach welchen das Herabgleiten derselben auf einer
                                 regelmaͤßig geneigten Flaͤche geschehen muß; es wird sich mithin
                                 nothwendig einiger Unterschied ergeben, der jedoch keineswegs so wesentlich seyn
                                 kann, als daß ich denselben hier naͤher beschreiben
                                 muͤßte.“
                              
                           In einem Anhange zu seiner Abhandlung theilt Hr. Badnall
                              endlich zwei Schreiben des bekannten Mechanikers Robert Stephenson d. aͤlteren mit, in denen dieser der
                              wellenfoͤrmigen Eisenbahn unumwunden den Vorzug vor der horizontalen
                              einraͤumt, und nur bedauert, eine solche Bahn nicht gleich praktisch in
                              Ausfuͤhrung bringen zu koͤnnen. Er schließt seinen Brief damit, daß er
                              sich dahin aͤußert, „daß eine laͤngere Bahn, als jene
                                 zwischen Liverpool und Manchester, nothwendig seyn duͤrfte, um den vollen Werth der
                                 wellenfoͤrmigen Eisenbahn gehoͤrig schaͤzen und
                                 wuͤrdigen zu lernen.“
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
