| Titel: | Ueber die Kapellenprobe des Goldes und Silbers vermittelst der Aeolipile, von Ch. F. Oechsle, großherzoglich badischer Gold-Controleur und Mechanikus in Pforzheim. | 
| Autor: | Christian Ferdinand Oechsle [GND] | 
| Fundstelle: | Band 49, Jahrgang 1833, Nr. XXIII., S. 122 | 
| Download: | XML | 
                     
                        XXIII.
                        Ueber die Kapellenprobe des Goldes und Silbers
                           vermittelst der Aeolipile, von Ch. F.
                              Oechsle, großherzoglich badischer Gold-Controleur und Mechanikus
                           in Pforzheim.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Oechsle, uͤber die Reinigung des Goldes und
                           Silbers.
                        
                     
                        
                           Es erregt doch in der That Bewunderung, daß bei dem allgemeinen Fortschreiten unserer
                              Zeit in Kuͤnsten und Wissenschaften, noch kein einfacheres Verfahren
                              ausgemittelt wurde, nach welchem der Feingehalt der edlen Metalle genau bestimmt
                              werden kann, als der Probirofen. Unter hundert Gold- und Silberarbeitern wird
                              man kaum einen finden, der eine Kapellen- oder sogenannte Feuerprobe machen
                              kann. Das hauptsaͤchliche Hinderniß mag wohl darin bestehen, daß die
                              Anschaffung eines vollstaͤndigen Probirapparates, wie man ihn in
                              Muͤnzwerkstaͤtten hat, fuͤr einen Privatmann zu kostbar ist,
                              indem eine Probirwage, ein Kapellenofen, Kapellenform und die uͤbrigen
                              kleinen Geraͤthschaften nicht unter 100 bis 150 fl. angeschafft werden
                              koͤnnen. Unter solchen Umstaͤnden mußten die Gold- und
                              Silberarbeiter sich auf die Strichprobe beschraͤnken, die aͤußerst
                              mangelhaft und unzuverlaͤssig ist. Wollte man den Feingehalt des Goldes oder
                              Silbers genau wissen, so war man genoͤthigt, eine Feuerprobe von einem
                              Muͤnzwardein oder Goldscheider machen zu lassen, wozu man nicht in jeder
                              Stadt Gelegenheit findet.
                           Diesem Beduͤrfniß abzuhelfen, ging ich seit mehreren Jahren darauf aus, eine Methode, die mit den
                              einfachsten Mitteln ausgefuͤhrt, große Genauigkeit gewaͤhrt,
                              aufzufinden.
                           Durch viele Versuche bin ich nun so weit gekommen, daß ich zu einer Goldprobe nur ein
                              gutes Loͤthrohr und eine kleine Probirwage bedarf und mit 1 1/2 Gran Gold den
                              Feingehalt auf 1/12 Karat bestimme. Auf wenigere Huͤlfsmittel wird wohl diese
                              Kunst nicht zuruͤkzufuͤhren seyn. Bei Silberproben muß das
                              Loͤthrohr ausgeschlossen bleiben, weil keiner es dahin bringen kann, die
                              Hize, die dasselbe hervorbringt, so zu regeln, daß kein Silber verfluͤchtigt
                              wird. Die Aeolipile allein gewaͤhrt die
                              erforderliche Gleichfoͤrmigkeit der Hize und auch bei dieser ist große
                              Vorsicht noͤthig, wenn man eine fehlerfreie Probe machen will. Befolgt man
                              aber meine angegebenen Handgriffe und Verhaͤltnisse des Bleizusazes zu dem
                              Silber, so wird man nie um 1/8 Loth in der Mark, oder um 1/128 des Ganzen irren. Ich
                              glaube daher, daß ich durch meine Methode den Gold- und Silberarbeitern einen
                              wesentlichen Dienst geleistet habe, und daß sie in wenigen Jahren so
                              gebraͤuchlich werden wird, als es bisher die Strichprobe war.
                           
                        
                           Beschreibung der Werkzeuge.
                           
                              Die Probirwage
                              
                           befindet sich in einem eleganten Etuis. Der Wagebalken von
                              englischem Stahl 3 1/2 Zoll lang, wird von einem Stativ getragen und ist fuͤr
                              1/300 Gran empfindlich. Die verjuͤngten Gewichte sind in folgendes System
                              eingetheilt, als in
                           
                              
                                 12
                                 Mark.
                                     16
                                 Loth.
                                 
                              
                                   8
                                   –
                                       8
                                   –
                                 
                              
                                   4
                                   –
                                       4
                                   –
                                 
                              
                                   2
                                   –
                                       2
                                   –
                                 
                              
                                 
                                 
                                       1
                                   –
                                 
                              
                           Das Loth ist wieder in 18 Theile (Gran) getheilt; diese kleinen Gewichtchen sind von
                              Knittergold, 1 Mark oder 16 Loth hat ungefaͤhr die Schwere eines
                              Medicinalgrans.
                           Die Kapellen werden auf folgende Weise bereitet. Man brennt Knochen in einem
                              Windofen, bis sie ganz weiß sind und bei dem Zerbrechen innerhalb keine schwarzen
                              Stellen mehr zeigen. Diese werden fein gepuͤlvert, durch ein Haarsieb
                              geschlagen und zum Gebrauch aufbewahrt.
                           Will man eine Kapelle formen, so fuͤllt man das eiserne Schuͤsselchen
                              Fig. 5
                              d mit Knochenpulver, druͤkt dieses mit dem Finger
                              fest, sezt den sogenannten Pfaffen f auf die Kapelle und
                              gibt ihr durch sanftes Reiben eine glatte Vertiefung. Diese geformte Kapelle wird
                              nun auf das Traͤgerchen (Stativ) e gestekt und an
                              der Loͤthrohrflamme gegluͤhet, damit alle Feuchtigkeit ausgetrieben
                              wird, welche das
                              Knochenpulver enthalten koͤnnte. Bei Unterlassung dieser Vorsicht sprizen die
                              aufgetragenen Proben gewoͤhnlich und sind somit verdorben.
                           Die Aeolipile ist Fig. 5 in halber
                              Groͤße abgebildet. Beide Behaͤlter werden auf 2/3 mit Alkohol
                              gefuͤllt und das Sicherheitsventil wieder aufgeschraubt. Nun zuͤndet
                              man den Docht c an und wartet ab, bis der Alkohol im
                              Gefaͤß x zu sieden anfaͤngt, was man an
                              dem durch die Loͤthrohrspize entweichenden Dampfe wahrnimmt. Nun
                              zuͤndet man auch den etwas vorwaͤrts geruͤkten Docht b an, worauf der ausstroͤmende Alkoholdampf sich
                              ploͤzlich mit Geraͤusch entzuͤnden und eine große Flamme bilden
                              wird.
                           Sollte sich durch irgend einen Zufall die Oeffnung der Dampfroͤhre verstopfen,
                              so blaͤst man die Flamme b aus und faͤhrt
                              mit einem duͤnnen Draͤhtchen in die Dampfroͤhre und entfernt
                              somit das Hinderniß, welches dem Ausstroͤmen des Dampfes im Wege war.
                           
                        
                           Von der Kapellation uͤberhaupt.
                           Durch diese Operation sollen alle fremden Metalle, die dem Golde oder dem Silber
                              beigemischt sind, abgeschieden werden.
                           Um diesen Zwek zu erreichen, nimmt man eine angemessene, genau gewogene Menge des zu
                              pruͤfenden Metalles, woruͤber in den verschiedenen Laͤndern
                              besondere Geseze bestehen. In Frankreich ist ein Gramm, der in 1,000 Theile
                              (Milligrammen) eingetheilt ist, vorgeschrieben. Eine solche kleine Menge Gold oder
                              Silber wird mit reinem Blei auf die Kapelle gebracht, auf dieser saͤngt das
                              Blei zuerst zu schmelzen an und durchdringt die anderen Metalle. Bei zunehmender
                              Hize verkalkt sich das Blei und mit diesem alle verkalkbaren Metalle, die dem Golde
                              oder Silber beigemischt waren, und schluͤpfen mit der sich bildenden
                              Bleiglaͤtte in die lokere Kapelle. Die Kapelle wirkt hier wie ein Schwamm und
                              schlukt die wasserduͤnne Glaͤtte gierig ein.
                           Je mehr das Gold oder das Silber mit Kupfer versezt war, desto mehr muß Blei zugesezt
                              werden. Die Erfahrung hat hierin einen genauen Maßstab hervorgebracht, der bei der
                              Kapellation des Silbers angegeben ist.
                           
                        
                           Von der Kapellation des Silbers.
                           Ich werde mich am verstaͤndlichsten mittheilen koͤnnen, wenn ich
                              beispielweise die Kapellation des sechsloͤthigen Silbers, mit ihren
                              eigenthuͤmlichen Erscheinungen beschreibe.
                           Man wiege eine Probirmark oder 16 Loth Silber genau ab, lege es auf die Kapelle und
                              seze ihm 4 Mark Blei zu. Nun seze man die Kapelle mit ihrem Inhalt der Alkoholflamme
                              aus, so wie es die Abbildung zeigt, wo bloß die Spize der Flamme die Kapelle umspielt und nur wenige
                              Strahlen uͤber die Kapelle hinweg streichen; in dieser Stellung wird das Blei
                              mit dem Silber zusammenschmelzen und zu treiben anfangen, was man an der lebhaften
                              Bewegung des Bleies erkennt. Die ganze Masse wird immer kleiner werden, weil das
                              Blei sich in Glaͤtte verwandelt, das Kupfer verschlakt und mit diesem in die
                              Kapelle verschluͤpft.
                           In einigen Minuten wird alles Blei verschwunden seyn, die Bewegung oder das Treiben
                              wird aufhoͤren, das Silberkorn wird rund, mit einem braunen Fluß
                              uͤberzogen, glaͤnzend dastehen. In wenigen Augenbliken wird der Glanz
                              und die Kugelform des Silberkornes verschwinden, und dieses eine
                              plattgedruͤkte Form und eine rauhe Oberflaͤche annehmen. Nun seze man
                              dem Silber noch 2 Mark Blei auf der naͤmlichen Kapelle zu und verfahre wie
                              das erste Mal, jedoch gegen das Ende des Abtreibens seze man die Kapelle etwas
                              niedriger, damit das Silber mehr erhizt werde. Wuͤrde das Silberkorn eine
                              schoͤne Kugelform bekommen, in schoͤnen Regenbogenfarben
                              glaͤnzen, nach deren Verschwinden erstarren und eine glaͤnzende
                              Silberfarbe annehmen, so waͤre die Kapellation beendigt. Waͤre aber
                              das Silber plattgedruͤkt und haͤtte einen scharfen Rand und graue
                              Fleken auf der Oberflaͤche, so beweist dieß, daß noch nicht alles Kupfer
                              abgetrieben ist. Man mache eine neue Kapelle und treibe das Silber noch mit 1 Mark
                              Blei ab, alsdann werden obige Kennzeichen der vollstaͤndigen Entfernung des
                              Kupfers vom Silber sich einstellen.
                           Hat man die Regenbogenfarben wahrgenommen und das Silberkorn ist erstarrt, so
                              entferne man die Kapelle nicht zu schnell aus der Flamme, sonst laͤuft man
                              Gefahr, daß das Silberkorn durch zu schnelle Abkuͤhlung sprizt und verdorben
                              wird, sondern stelle die Kapelle nur aus der Flammenspize, daß sie noch vom heißen
                              Dunste getroffen wird und langsam erkaltet.
                           Das Silberkorn wird mit einer Kornzange von der Kapelle abgenommen, mit einer
                              Flachzange etwas gedruͤkt, damit anhaͤngende Glaͤtte oder
                              Knochenpulver sich abloͤsen und auf die Probirwage gebracht, welche den
                              Feingehalt des Silbers angeben wird. Um sich von der Richtigkeit einer Silberprobe
                              zu versichern, ist es noͤthig, sie zwei bis drei Mal zu wiederholen. Wenn die
                              Differenzen von zwei bis drei Proben nicht 1/6 Loth oder 3 Gran
                              uͤberschreiten, so kann man sie fuͤr gut annehmen. Man wiegt alsdann
                              alle drei Proben zusammen und zieht durch Division die Mittelzahl heraus, so wird
                              man nie um 1/8 Loth im Feingehalt fehlen.
                           In folgender Tabelle ist angezeigt, wie viel Blei und in welchen Abtheilungen es dem
                              Silber zugesezt werden muß.
                           
                           In der zweiten Spalte der Tabelle ist die Bleimenge so angegeben, wie sie der
                              Reihenfolge nach angewendet werden muß, damit man nicht in den Fehler
                              verfaͤllt, zu viel Blei anzuwenden, was einen Silberverlust
                              herbeifuͤhren wuͤrde.
                           
                              
                                 Silber
                                 Mark Blei
                                 
                              
                                 zu 6 loͤthigem
                                 1ste Mal
                                 2te Mal
                                 3te Mal
                                 
                              
                                  –
                                    7     –
                                 4
                                 2
                                 1
                                 
                              
                                  –
                                    8     –
                                 4
                                 2
                                 1/2
                                 
                              
                                  –
                                    9     –
                                 4
                                 1
                                 1
                                 
                              
                                  –
                                    10     –
                                 3
                                 1 1/2
                                 
                                 
                              
                                  –
                                    11     –
                                 3
                                 1
                                 
                                 
                              
                                  –
                                    12     –
                                 2
                                 1
                                 
                                 
                              
                                  –
                                    13     –
                                 2
                                 1 1/2
                                 
                                 
                              
                                  –
                                    14     –
                                 2
                                 1
                                 
                                 
                              
                                  –
                                    15     –
                                 1
                                 1/2
                                 
                                 
                              
                                  –
                                    16     –
                                 1/2
                                 
                                 
                                 
                              
                           
                        
                           
                              Die Kapellation des Goldes
                              
                           erfordert zwar Aufmerksamkeit, aber sie ist viel weniger
                              schwierig, ertraͤgt eine groͤßere Hize, so wie auch mehr Blei, ohne
                              daß man einen Goldverlust zu befuͤrchten hat. Um Goldproben zu machen, muß
                              man einen staͤrkeren Feuergrad anwenden, als bei dem Silber, besonders wenn
                              die Probe bald abgetrieben ist, muß die Hize verstaͤrkt werden. Nachdem man
                              24 Theile Gold mit dem erforderlichen Silber und Blei gewogen und auf die Kapelle
                              gebracht hat, faͤngt das Blei zu schmelzen und zu treiben an, mit denselben
                              Erscheinungen, die bei der Kapellation des Silbers beschrieben wurden. Jene
                              Vorsichtsregeln, welche bei der Kapellation des Silbers empfohlen wurden, sind hier
                              nicht so noͤthig. Man darf das abgetriebene Goldkorn schon schneller erkalten
                              lassen, als ein Silberkorn.
                           Jeder Goldprobe muß so viel feines Silber zugesezt werden, bis sich das feine Gold zum Silber verhaͤlt, wie 1 zu 3, oder
                              wenigstens wie 1 zu 2 1/2. Man muß daher den muthmaßlichen Gehalt des Goldes durch
                              die Strichprobe suchen und nach hier folgender Tabelle das Silber und das Blei
                              abwiegen und zusezen. Damit man aber mit dem Abwiegen des Bleies keine Zeit
                              verliert, habe ich das Blei in duͤnnen Draht gezogen, wovon 4 Mark abgewogen
                              wird. Nach der Laͤnge dieser 4 Mark schneidet man den ganzen Vorrath in
                              Stuͤkchen und hebt sie zum Gebrauch auf. Gebraucht man 1 bis 2 oder 3 Mark,
                              so zertheilt man das Bleidraͤhtchen in diese Theile, somit wird das fernere
                              Bleiabwiegen erspart.
                           
                           
                              
                                 Goldgehalt
                                 Silberzusatz
                                 Bleizusaz
                                 
                              
                                 Karat.
                                 Karat.
                                 Mark.
                                 
                              
                                   6
                                 12
                                 12
                                 
                              
                                   8
                                 18
                                 11
                                 
                              
                                 10
                                 25
                                 10
                                 
                              
                                 12
                                 30
                                   9
                                 
                              
                                 14
                                 35
                                   8
                                 
                              
                                 16
                                 42
                                   7
                                 
                              
                                 18
                                 45
                                   6
                                 
                              
                                 20
                                 55
                                   5
                                 
                              
                                 22
                                 64
                                   4
                                 
                              
                                 24
                                 70
                                   2
                                 
                              
                           Eine meiner kleinen Kapellen vermag nur 8 Mark Blei zu verschluken oder einzuziehen;
                              wenn man nun 12 Mark Blei zuzusezen hat, so theile man die Kapellation in zwei
                              Theile und treibe nur mit 6 Mark Blei ab, formire eine neue Kapelle, bringe das Gold
                              mit den lezten 6 Mark Blei auf dieselbe und treibe es vollends rein ab.
                           Nun nimmt man das Korn auf den Ambos, schlaͤgt es so duͤnn als ein
                              Kartenblatt, gluͤhet es aus und bringt es vermittelst einer Zange in ein
                              Roͤllchen und gluͤhet es nochmals.
                           Hierauf bringt man es in das Scheidkoͤlbchen, gießt eine Salpetersaͤure
                              (Scheidewasser) von 26 Grad Beaumé oder 32 Grad
                              Beck daruͤber, etwa das Koͤlbchen halb
                              voll, haͤlt es vermittelst einer besonderen Zange, wie Fig. 8 zeigt, uͤber
                              eine kleine Weingeistlampe und bringt es zum Kochen. In diesem Zustande
                              erhaͤlt man es so lange, als noch braune Daͤmpfe entweichen, was in
                              den meisten Faͤllen in 6 bis 8 Minuten bewerkstelligt seyn wird. Um
                              versichert zu seyn, daß alles Silber ausgeschieden wird, gießt man das Scheidewasser
                              ab, huͤtet sich aber, daß das Roͤllchen nicht herausgleite, gibt ihm
                              einen zweiten Aufguß von Scheidewasser und laͤßt es noch einige Minuten
                              aufkochen; aber man hat sich sehr in Acht zu nehmen, daß man es nicht zu schnell
                              erhize, weil das Scheidewasser gern stoßweise in die Hoͤhe huͤpft und
                              das Roͤllchen herauswirft, wenn es wenig oder kein Silber mehr zum
                              Ausloͤsen findet.
                           Nachdem auch das zweite Scheidewasser abgegossen, spuͤlt man das
                              Goldroͤllchen einige Mal mit reinem Fluß- oder Regenwasser ab,
                              laͤßt es einen Augenblik damit aufkochen und gießt es sammt dem
                              Roͤllchen in ein Uhrglas, faßt es mit einem duͤnnen Eisendraht auf und
                              haͤlt es uͤber die Spiritusflamme und laͤßt es gluͤhen.
                              Es wird sich stark zusammenziehen und eine schoͤne Goldfarbe erhalten;
                              hierauf bringt man es auf die Probirwage und wiegt es ab; haben zwei Proben genau
                              ein gleiches Gewicht, so darf man sie fuͤr richtig halten. Zeigt sich aber eine
                              Differenz, so muß die Probe wiederholt werden.
                           Bei den Goldproben hat man sich vor zwei Fehlern zu huͤten, die bei dem
                              Silberzusezen begangen werden koͤnnen. Sezt man zu viel Silber zu, so
                              verliert das Goldroͤllchen seinen Zusammenhang und zerfaͤllt zu
                              Pulver, so, daß das Sammeln und Waͤgen nicht nur sehr beschwerlich, sondern
                              auch hoͤchst unzuverlaͤssig wird, da leicht ein Staͤubchen Gold
                              verloren gehen kann.
                           Sezt man zu wenig Silber zu, so kann das Scheidewasser nicht alles Silber
                              ausscheiden, das viele Gold schuͤzt das Silber vor dem Angreifen des
                              Scheidewassers, es bleibt immer noch ein Ruͤkstand vom Silber in der Probe
                              steken und die Probirwage wird einen groͤßeren Feingehalt anzeigen, als das
                              Gold eigentlich hat.
                           Lezteren Fehler erkennt man bei dem Kochen der Proben im Scheidewasser. Der braune
                              Dampf wird nur schwach entweichen, aber nicht ganz aufhoͤren, wenn man auch
                              einen zweiten Aufguß von Scheidewasser gibt.
                           Diesen Fehler kann man dadurch wieder gut machen, wenn man das Roͤllchen
                              gluͤhet und mit dem dreifachen Gewicht feinen Silbers auf der Kapelle mit
                              wenig Blei abtreibt und wieder ausscheidet.
                           
                        
                           Proben mit goldhaltigem Silber oder sogenanntem
                                 Guͤldisch.
                           Bisher betrachteten wir nur zwei Faͤlle, die aber auch am
                              gewoͤhnlichsten vorkommen, naͤmlich die Versezung des Silbers mit
                              Kupfer und die des Goldes mit Silber und Kupfer. Es kommt aber auch zuweilen vor,
                              daß sich unter vielem Silber nur wenig Gold befindet. Waͤre in einer solchen
                              Mischung gar kein Kupfer enthalten, so duͤrfte man nur eine kleine, genau
                              abgewogene Menge in reinem Scheidewasser aufloͤsen, den Bodensaz vorsichtig
                              auswaschen, ihn gluͤhen und zulezt wiegen, so wuͤrde man den
                              Goldgehalt genau finden. Da aber solchem Guͤldisch gewoͤhnlich noch
                              ein kleiner Theil Kupfer beigemischt ist, so muß die Kapellation damit vorgenommen
                              werden.
                           In den meisten Faͤllen wird man zu einer Probirmark Guͤldisch mit 4
                              Mark Blei ausreichen, wuͤrde aber das abgetriebene Korn noch schwarze Fleken
                              auf der Oberflaͤche behalten, so muͤßte man es nochmals mit wenig Blei
                              abtreiben.
                           Man strekt es alsdann unter dem Hammer zu einer duͤnnen Platte und bringt es
                              in das Scheidekoͤlbchen, uͤbergießt es mit Scheidewasser und bringt es
                              auf der Alkohollampe zum Kochen, wo sich das Silber schnell aufloͤsen und das
                              wenige Gold, als braunes oder schwarzes Pulver, auf dem Boden liegen lassen wird.
                              Man gießt das
                              Scheidewasser vorsichtig ab, damit kein Goldstaͤubchen herausgleite,
                              uͤbergießt es mehrere Male mit Wasser, endlich laͤßt man es einen
                              Augenblik mit Wasser aufkochen, damit alle Saͤure entfernt wird. Zulezt
                              fuͤllt man das Scheidekoͤlbchen ganz mit Wasser, stuͤrzt ein
                              Silbertiegelchen daruͤber, wie Fig. 6 zu sehen, kehrt es
                              um und stellt das Ganze in eine mit Wasser gefuͤllte Kaffeetasse Fig. 7. In
                              diesem Zustande erhaͤlt man es so lange, bis alles Pulver sich auf den
                              Tiegelboden gesezt hat, was man durch leichtes Klopfen mit dem Finger an dem
                              Scheidekoͤlbchen beschleunigen kann. Hat sich alles Pulver zu Boden gesezt,
                              so hebe man das Scheidekoͤlbchen aus dem Tiegel, aber ja nicht uͤber
                              den Wasserspiegel der Tasse, sondern noch unter denselben und ziehe das
                              Koͤlbchen am Rand der Tasse heraus. Das Wasser wird nun eben so vorsichtig
                              aus dem Tiegel gegossen, dieser vor dem Loͤthrohr gegluͤhet und das
                              Goldpulver auf der Wage gewogen. Wenn man auf diese Weise verfaͤhrt, so wird
                              man kein Staͤubchen Gold verlieren und eine richtige Probe erhalten.
                           
                        
                           Von der Reinigung des Scheidewassers zum Abscheiden des
                                 Goldes.
                           Das im Handel vorkommende Scheidewasser ist selten chemisch rein und immer mit mehr
                              oder weniger Salzsaͤure verunreinigt. Da es zu obigem Gebrauche 26 Grad
                              Beaumé haben soll, so lasse man es in einer Apotheke auf diesen Grad
                              stellen.
                           Ist seine Staͤrke berichtigt, so nehme man circa 1 Loth von diesem
                              Scheidewasser, loͤse 1/4 Loth feines Silber in demselben auf und gieße von
                              dieser Aufloͤsung etwa 1/3 in den Scheidewasservorrath und schuͤttle
                              es um. Enthielte das Scheidewasser etwas Salzsaͤure, so wird es sich
                              truͤben und milchigt aussehen. Man lasse es so lange ruhig stehen, bis es
                              wieder klar und hell geworden, dann gieße man noch etwas von der
                              Silberaufloͤsung hinzu, truͤbt es sich nicht mehr, so ist die
                              Reinigung vollendet, im entgegengesezten Falle muß mit dem Zugießen von
                              Silberaufloͤsung so lange fortgefahren werden, bis keine Truͤbung mehr
                              erfolgt. Ist dieses erreicht, so gieße man das Scheidewasser von seinem Bodensaze
                              vorsichtig ab, und hebe es zum Gebrauche auf.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
