| Titel: | Versuche über das Platin. Von Richard Phillips. | 
| Fundstelle: | Band 49, Jahrgang 1833, Nr. XXIV., S. 128 | 
| Download: | XML | 
                     
                        XXIV.
                        Versuche uͤber das Platin. Von Richard
                              Phillips.
                        Aus dem London and Edinburgh Philosophical Magazine.
                              Februar 1833, S. 94.
                        Phillips, Versuche uͤber das Platin.
                        
                     
                        
                           Im dritten Bande des Quarterly Journal of Science
                              befindet sich ein Aufsaz von Cooper uͤber einige Verbindungen des Platins. Der Verfasser bemerkt darin, daß
                              wenn eine neutrale Aufloͤsung von weinsteinsaurem Natron mit einer von
                              salzsaurem Platin erhizt wird, ein schwaͤrzliches Pulver niederfaͤllt:
                              diese Substanz wurde ausgewaschen und auf einem Sandbad bei 300° F. (119° R.) getroknet, um sie von dem nicht chemisch gebundenen Wasser zu
                              befreien; sie verlor dann in der Rothgluͤhhize 2,8 Procent; und da man aus
                              dem schwarzen Pulver nichts Anderes als Platin und Wasser erhalten konnte, so
                              betrachtet es Hr. Cooper als ein Hydrat des Metalles, aus
                              44,283 = 2 Atomen Platin + 1,125 = 1 Atom Wasser bestehend; diese
                              Verhaͤltnisse stimmen mit den Resultaten des Versuches ziemlich gut
                              uͤberein.
                           Es ist sonderbar, daß Hr. Cooper nicht besonders auf die
                              interessante Thatsache aufmerksam macht, daß dieß das erste Beispiel einer
                              Verbindung eines Metalles im nichtoxydirten Zustande mit Wasser ist; und es ist fast
                              eben so merkwuͤrdig, daß unter den vielen Schriftstellern, die ich
                              uͤber diesen Gegenstand nachlas, keiner dieser Verbindung
                              erwaͤhnt.
                           Ich loͤste etwas Platin auf und faͤllte es auf die angegebene Weise, De
                              das Pulver aus und troknete es bei 212° F. (80° R.); hierauf erhizte
                              ich es allmaͤhlich bis zum Rothgluͤhen, wobei es 1,41 Procent an
                              Gewicht verlor. Dieser Versuch wurde mit geringen Abaͤnderungen wiederholt,
                              wobei die Differenz des Gewichtsverlustes nur 0,14 Procent betrug. Man sieht, daß,
                              obgleich Hr. Cooper den Niederschlag bei 300°
                              troknete, waͤhrend ich ihn nur 212° vor dem Rothgluͤhen
                              aussezte, er doch bei dem spaͤteren Ausgluͤhen nicht viel mehr als die
                              Haͤlfte des Ergebnisses bei seinem Versuche an Gewicht verlor.
                           Wenn der schwarze Niederschlag nun ein Hydrat des Platins waͤre, so
                              muͤßte er nach meinen Versuchen aus ungefaͤhr 4 Atomen Metall und 1
                              Atom Wasser bestehen. Die Existenz eines solchen Hydrates ist aber nicht nur an und
                              fuͤr sich außerordentlich unwahrscheinlich, sondern es ist uͤberhaupt
                              gar nicht wahrscheinlich, daß ein Metall ohne vorlaͤufige Oxydation ein
                              Hydrat bilden kann; denn nach den bisherigen Erfahrungen sollte sich ein Metall mit
                              Wasser eben so wenig verbinden koͤnnen, als es sich ohne Dazwischenkunft von
                              Sauerstoff mit einer Saͤure vereinigen kann.
                           Ich bin daher geneigt, die 1,41 Procent Wasser, welche nach dem Erhizen auf
                              212° in dem schwarzen Pulver zuruͤkbleiben, als beigemengt und nicht
                              als chemisch gebunden zu betrachten. In dieser Folgerung werde ich noch durch andere
                              Umstaͤnde bestaͤrkt: preßt oder reibt man das schwarze Pulver stark in
                              einem Glasmoͤrser, so sieht es vor dem Ausgluͤhen so metallisch aus,
                              als nach demselben; dieß duͤrfte wohl schwerlich der Fall seyn, wenn das
                              Wasser chemisch gebunden waͤre. Daß aber das Platin in dem schwarzen Pulver
                              in metallischem Zustande enthalten ist, geht daraus hervor, daß weder Salpetersaͤure noch
                              Salzsaͤure von demselben etwas aufloͤsen, selbst wenn es in frisch
                              gefaͤlltem Zustande damit digerirt wird. Daß das schwarze Pulver kein Hydrat
                              ist, scheint mir auch daraus hervorzugehen, daß es sich zu
                                 denselben Zweken wie der Platinschwamm eignet, naͤmlich zur
                                 Entzuͤndung des Wasserstoffgases und zur Detonation einer Mischung aus
                                 Sauerstoff- und Wasserstoffgas; in der That ist es hiezu ein
                                 vortreffliches Praͤparat und kann sehr leicht dargestellt
                                 werden.
                           Es ist wahrscheinlich, daß einige andere Metalle, deren Verwandtschaft zum Sauerstoff
                              schwach ist, durch weinsteinsaure Salze ebenfalls in metallischem Zustande
                              gefaͤllt werden koͤnnen; dieß ist nach meinen Versuchen bei dem Gold
                              der Fall: wenn man eine salzsaure Aufloͤsung dieses Metalles mit
                              weinsteinsaurem Natron versezt, so findet keine Reaction Statt, bis man das Gemisch
                              erhizt, wo dann das metallische Gold schnell niederfaͤllt.
                           Da man nicht immer weinsteinsaures Natron vorraͤthig hat, so wandte ich
                              bisweilen weinsteinsaures Kali an: sind die Aufloͤsungen kalt, so
                              faͤllt das bekannte Doppelsalz von Kali und Platin nieder; beim Erhizen
                              bildet sich aber schnell das schwarze Pulver; dasselbe findet mit weinsteinsaurem
                              Kalk und weinsteinsaurem Ammoniak Statt; aber weder Weinsteinsaͤure noch
                              doppelt weinsteinsaures Kali erzeugen einen Niederschlag, bis ein Alkali zugesezt
                              wird.
                           Es scheint mir, daß salzsaures Platin sehr vortheilhaft als ein Reagens auf
                              Weinsteinsaͤure angewandt werden kann, vorausgesezt daß man sie vorher mit
                              einem Alkali neutralisirt oder uͤbersaͤttigt.
                           Waͤhrend sich das schwarze Pulver bildet, wird offenbar etwas Gas entbunden:
                              ich vermuthete es sey kohlensaures Gas und leitete es daher in Kalkwasser, wodurch
                              auch ein reichlicher Niederschlag entstand; es ist daher wahrscheinlich, daß der
                              Wasserstoff der Weinsteinsaͤure sich mit dem Sauerstoff des Platins verbindet
                              und es so zu Metall reducirt, waͤhrend der Kohlenstoff und Sauerstoff der
                              Weinsteinsaͤure kohlensaures Gas bilden.
                           Ich bin gegenwaͤrtig mit Versuchen uͤber das Platinoxyd
                              beschaͤftigt, welches durch salpetersaures Queksilberoxydul gefaͤllt
                              wird.