| Titel: | Bericht des Hrn. Baron Séguier über das verbesserte Spinnrad mit beweglichem oder fliegendem Roken von der Erfindung des Hrn. Lebec in Nantes. | 
| Fundstelle: | Band 49, Jahrgang 1833, Nr. LXXXIII., S. 407 | 
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                        LXXXIII.
                        Bericht des Hrn. Baron Séguier uͤber das
                           verbesserte Spinnrad mit beweglichem oder fliegendem Roken von der Erfindung des Hrn.
                           Lebec in
                           Nantes.
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 d'encouragement. Mai 1833, S. 150.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VI.
                        Séguier's Bericht uͤber ein verbessertes
                           Spinnrad.
                        
                     
                        
                           Das Spinnrad, welches Hr. Lebec
                              der Gesellschaft vorlegte, und mittelst welchem er die schoͤnen Garne, die
                              die Gesellschaft bewunderte, erzielte, ist ein Spinnrad von gewoͤhnlicher
                              Form, an welchem der Erfinder jedoch mehrere aͤußerst sinnreiche
                              Verbesserungen angebracht hat.
                           An den gewoͤhnlichen Spinnraͤdern geschieht das Aufwinden des Fadens
                              bekanntlich in dem Maße, in welchem er gedreht wird, durch die Verminderung der
                              Geschwindigkeit der Spule. Diese erhaͤlt zu diesem Behufe ihre Bewegung von
                              einem Flugrade mittelst einer ausgekehlten Rolle, welche kleiner ist, als die an dem
                              Spuldrahte oder der Spindel befestigte Rolle. Diese Einrichtung, bei welcher das
                              Aufwinden continuirlich und unvermeidlich ist, eignete sich natuͤrlich nicht
                              zum Spinnen der Batistfaden, welche schon bei der geringsten auf sie einwirkenden
                              Kraft brechen. Auch jenes Mittel, dessen man sich an den Spinnraͤdern im
                              suͤdlichen Frankreich bediente, um eine Verminderung der Geschwindigkeit der
                              Spule zu erzeugen, d.h. die Erzeugung einer leichten Reibung des freien Endes der
                              Spule an ihrer Spindel, welche allein mit einer ausgekehlten Spule versehen ist,
                              entsprach noch nicht der Zartheit dieser Operation. An den Spinnraͤdern des
                              Suͤdens reißt naͤmlich die Spindel durch die bloße Beruͤhrung,
                              in der sie mit der Spule steht, leztere mit sich, und man vermindert die
                              Geschwindigkeit, die sie dadurch erhaͤlt, durch den Druk eines auf das Ende
                              der Spule aufgewundenen Fadens. Die Verminderung steht naͤmlich mit der
                              Spannung des Fadens im Verhaͤltnisse, und leztere wird wie die Spannung der
                              Saiten an einer Violine mittelst einer Art von Schraube oder Zapfen regulirt.
                           Bei dieser Einrichtung geschieht nun das Aufwinden nicht mehr gewaltsam, und die
                              Spinnerinn kann in ihrem Faden, besonders wenn derselbe etwas dik und stark ist,
                              Kraft genug finden, um die Bewegung der Spule damit anzuhalten. Dessen ungeachtet
                              ist dieses Verfahren fuͤr einen Batistfaden noch zu eingreifend; es ist
                              naͤmlich in manchen Fallen nothwendig das Aufwinden anzuhalten, um die
                              Drehung zu vermehren, ja man muß den Faden manchmal sogar etwas abwinden
                              koͤnnen, ohne daß man deßhalb das Rad anzuhalten braucht, damit die
                              Spinnerinn jede Ungleichheit, die allenfalls ihren Fingern entschluͤpfte,
                              wieder zuruͤkbringen kann.
                           Es ist nun Hrn. Lebec gelungen,
                              diese schwierige Aufgabe vollkommen zu loͤsen, indem er statt der Reibung
                              eines gespannten, auf das Ende der hoͤlzernen Spule wirkenden Fadens jene
                              einer feinen elastischen Feder anwandte, welche auf eine kleine, metallene, gut
                              polirte Zwinge, womit er die Spule ausstattet, aufgewunden ist. Die Verminderung der
                              Reibung, welche in Folge der Beruͤhrung, in der die elastische Feder mit der
                              polirten Zwinge steht. Statt hat, ist jedoch noch nicht immer hinreichend, um dem
                              haͤufigen Brechen der Batistfaden vorzubeugen. Die Erfahrung hat nach vielen
                              Versuchen gezeigt, daß eine intermittirende oder abwechselnd aussezende Reibung
                              unter allen Vorrichtungen diejenige sey, bei der das Spinnen am leichtesten von
                              Statten geht. Hr. Lebec hat
                              daher auch an seinem
                              Spinnrads mit der Kurbel des Flugrades mittelst elastischer Federn kleine Hebel
                              verbunden, welche so ausgedacht sind, daß sie bei ihrer Bewegung eine abwechselnde
                              Spannung und Ausdehnung in der auf die Spule aufgerollten elastischen Feder
                              hervorbringen. Dabei blieb dieser elastischen Feder jedoch die Eigenschaft, daß ihr,
                              wie an den oben erwaͤhnten Spinnraͤdern, mittelst einer Violinschraube
                              die erste Spannung gegeben werden kann.
                           Besondere Erwaͤhnung verdient uͤbrigens noch eine andere Modification.
                              Hr. Lebec hat naͤmlich
                              bemerkt, daß das Flugrad durch den Fuß mittelst der Kurbel in eine Bewegung versezt
                              wird, die bei der geringen Masse desselben nicht regelmaͤßig seyn kann. Er
                              hatte daher die gluͤkliche Idee der Spindel durch Zusaz von vier, im Kreuze
                              gestellten, kleinen Massen etwas mehr Gewicht zu geben, und die Schnur, welche die
                              Bewegung des Flugrades auf die Spindel uͤbertraͤgt, sehr loker zu
                              lassen. Auf diese Weise verlieren sich naͤmlich die Ungleichheiten des
                              Flugrades in der Geschwindigkeit und dem Gewichte der Spindel, deren Rolle ihre
                              Umdrehungen fortsezen kann, indem sie unter der Schnur des Flugrades fortgleitet,
                              wenn dieses langsamer zu laufen anfaͤngt.
                           Die groͤßte Aufmerksamkeit verdient jedoch jener Apparat, durch welchen Hr.
                              Lebec den Spinnroken
                              ersezt haben will. Nach Hrn. Lebec's Einrichtung wird naͤmlich der gut gekaͤmmte
                              und straͤhnfoͤrmig hergerichtete Flachs in die Mitte von
                              kreisfoͤrmigen Kaͤmmen gelegt, welche sich zu dessen Aufnahme
                              oͤffnen, und deren Zaͤhne saͤmmtlich gegen den Mittelpunkt
                              gerichtet sind. Diese Kaͤmme in der Zahl zu drei sind in gehoͤrigen
                              Entfernungen von einander auf einem Wagen angebracht, dessen Zwek sogleich
                              deutlicher erhellen wird. Das Ende des Flachsrupfens oder Straͤhnes, aus
                              welchem die Spinnerinn die Faden zieht, befindet sich außerdem noch zwischen zwei
                              kleinen, feinen, gegen einander gedruͤkten Buͤrsten. Der Zwek dieser
                              Buͤrsten und Kaͤmme besteht darin, zu verhindern, daß die Drehung des
                              Fadens nicht bis in den Rupfen oder den Straͤhn zuruͤk emporsteigen
                              kann; sie erhalten saͤmmtliche Faden in paralleler Richtung mit einander, und
                              machen es moͤglich, daß einer um den andern seiner ganzen Laͤnge nach
                              ausgezogen werden kann. Dieses Ausziehen geschieht mit dem Lebec'schen Roken auf eine eben so einfache, als neue Weise.
                           Bei der gewoͤhnlichen Spinnmethode sucht die Spinnerinn den Flachsfaden mit
                              der Hand in dem Roken, und zieht ihn dann aus, indem sie zwischen dem Spinnrade und
                              dem Roken einen der Laͤnge desselben gleichkommenden Raum durchlaͤuft.
                              Da nun Hr. Lebec wohl
                              erkannte, daß es sehr schwer sey, große Bewegungen zart und gleichfoͤrmig zu machen,
                              so hatte er die sinnreiche Idee, den auf die angegebene Weise in die Kaͤmme
                              gebrachten Flachs in einen hoͤlzernen Wagen zu legen, welcher laͤngs
                              einer schief geneigten Flaͤche laͤuft. Dieser Wagen, der in Folge
                              seines eigenen Gewichtes gegen den Boden der schiefen Flaͤche zu gelangen
                              strebt, ist an dem Ende einer Schnur festgemacht, welche oben an der schiefen
                              Flaͤche uͤber eine Rolle lauft, um dann mit dem anderen Ende um das
                              Faustgelenk der Spinnerinn gewunden zu werden. Die ganze Einrichtung ist so
                              getroffen, daß in dem Maße, in welchem sich die Hand, die den Flachsfaden ergreift,
                              von dem Roken entfernt, die Schnur, indem sie angezogen wird, sich gleichfalls
                              entfernt, und auf der schiefen Flaͤche zuruͤk emporsteigt. Da sich nun
                              der Raum zwischen der Hand und dem Roken an beiden Enden verlaͤngert, so wird
                              der Flachs um eine doppelt so große Streke ausgezogen, als der Raum betraͤgt,
                              durch welchen sich die Hand bewegte. Bei dieser Vorrichtung braucht also die
                              Spinnerinn nur mehr leichte Bewegungen zu machen, so daß sie nicht mehr wie bei dem
                              gewoͤhnlichen Verfahren durch ein zu weites Ausstreken des Armes Gefahr
                              lauft, den Faden abzureißen.
                           Wir glauben, daß dieser Roken, welchen der Erfinder mit Recht einen beweglichen
                              genannt hat, auch bei dessen Benuzung zum Spinnen anderer Faserstoffe und aller
                              anderen Arten von Faden, als der Batistfaden, sowohl in Hinsicht auf die!
                              Guͤte, als auf die Menge des Productes die guͤnstigsten Resultate
                              gewahren muß. Die Commission schlaͤgt daher vor, die Gesellschaft
                              moͤge Hrn. Lebec
                              fuͤr seine Erfindungen ihre silberne Medaille zuerkennen, – ein
                              Vorschlag, der von derselben auch in ihrer Sizung vom 15. Mai angenommen wurde.
                           
                        
                           Beschreibung des Lebec'schen Spinnrades.
                           Das Aufwinden des gesponnenen Fadens geschieht sowohl bei dem Gebrauche der
                              gewoͤhnlichen Spinnraͤder, als wenn man sich der Mulejenny's zum
                              Spinnen des Flachses bedient, mittelst eines leichten Drukes, welcher zum Behufe der
                              Verminderung der Geschwindigkeit der Bewegung der Spindel auf eine der Seiten der
                              Spindel ausgeuͤbt wird. Dieser Druk, der ein continuirlich andauernder ist,
                              hat das Unangenehme, daß er zwei Reibungen: jene der Spule gegen die kleine Schnur
                              und jene dieser Spule gegen die Spindel hervorbringt. Diese doppelte Reibung, welche
                              die feinen Faden brechen macht, war bisher Ursache, warum man diese Faden weder mir
                              dem gewoͤhnlichen Spinnrade, noch mit den Maschinen gehoͤrig zu
                              spinnen im Stande war.
                           Das Lebec'sche Spinnrad hilft nun diesem Uebelstande ab;
                              auf ihm kann dieses Spinnen mit Leichtigkeit und ohne Gefahr des Brechens des Fadens geschehen. Es
                              besteht dasselbe naͤmlich, wie aus Taf. VI. ersichtlich, aus vier Pfosten
                              oder Standern AA, welche durch die
                              Querhoͤlzer BCDE zusammengehalten werden,
                              und wird von einer Platte F getragen, die selbst wieder
                              auf dem Fußtritte G festgemacht ist. Zwischen den
                              Pfosten ist ein senkrechtes Rad J angebracht, an dessen
                              Achse sich eine Kurbel M befindet, an der an der einen
                              Seite eine mit dem Tritte H in Verbindung stehende
                              Schnur, an der anderen Seite hingegen eine elastische Feder N angebracht ist, welche die beiden bogenfoͤrmig gebogenen Hebel
                              k, deren Zwek weiter unten angegeben werden wird, in
                              Thaͤtigkeit sezt.
                           Um das Rad J laͤuft eine Schnur O, welche auch uͤber die an der Spindel v aufgezogene Rolle P
                              laͤuft, und derselben eine rasche kreisende Bewegung mittheilt. Der Druk
                              dieser Rolle gegen die Spule y ist kein
                              fortwaͤhrender, sondern ein unterbrochener oder abwechselnder; er wird
                              naͤmlich von zwei elastischen Federn qq
                              ausgeuͤbt, von denen die eine oben, die andere unten um eine polirte Zwinge
                              oder einen Ring geht, welcher einen Koͤrper mit der Spule ausmacht. Das
                              Aussezen der Bewegung wird durch eine staͤhlerne Schwengelstange o hervorgebracht, welche horizontal und parallel mit der
                              Spindel gestellt ist. An dem Hinteren Theile dieser Stange befinden sich zwei
                              gebogene Hebel kk', von denen der eine
                              kuͤrzere und zur rechten Seite befindliche k' das
                              Gegengewicht t traͤgt, welches dazu
                              beitraͤgt, die Stange o emporsteigen zu machen,
                              waͤhrend an dem laͤngeren k die elastische
                              Feder N festgemacht ist. Diese Einrichtung ersieht man
                              deutlich aus Fig.
                                 2. Die Schwengelstange o ist mit einem kleinen
                              Haken p versehen, an welchem die kleinen elastischen
                              Federn qq' eingehaͤngt sind, und mit zwei
                              Anwellen, von denen sie getragen und an ihrer Stelle erhalten wird.
                           Veranlaßt man nun das Rad J zu Umdrehungen, so wird
                              dadurch der Schwengelstange o und folglich auch ihrem
                              Haken q eine steigende und fallende Bewegung
                              mitgetheilt, welche sich nothwendig auch an die Federn qq fortpflanzt, welche, indem sie abwechselnd gespannt und nachgelassen
                              werden, einen intermittirenden oder abwechselnd auslassenden Druk auf die Zwinge der
                              Spule ausuͤben.
                           Da ferner die kleinen Federn qq an ihrem anderen
                              Ende an einer Schnur festgemacht sind, welche uͤber einen Zapfen oder eine
                              Schraube s laͤuft, so kann man dieselben, indem
                              man diesen Zapfen dreht, bis auf den gehoͤrigen Grad spannen. Ebenso
                              verhaͤlt es sich mit der großen Feder N, an
                              welcher die Feder u angebracht ist, welche gleichfalls
                              mit einer uͤber einen Zapfen s' laufenden Schnur
                              versehen ist.
                           Da nun in Folge dieser Verbesserungen der Druk auf die Spule ein sehr geringer ist, so kann
                              man die feinsten Faden mit diesem Spinnrade spinnen. Das Spinnrad hat alle die
                              noͤthige Festigkeit und Staͤtigkeit, damit waͤhrend des
                              Spinnens keine Schwingungen in demselben Statt finden koͤnnen.
                           Die Fliege, welche der Erfinder anbringen wollte, um die Bewegung zu mildern und zu
                              reguliren, befindet sich am Scheitel der Spindel, und besteht aus vier kleinen
                              Massen, von denen zwei mit Staͤbchen w versehen
                              sind.
                           
                        
                           Beschreibung des fliegenden Spinnrokens.
                           Dieser Spinnroken, welchen man in Fig. 5 und 6 sieht, besteht aus einer
                              schiefen Flaͤche B', laͤngs welcher ein
                              von den kleinen Rollen aa' getragener Wagen auf
                              und nieder gleitet. Diese schiefe Flaͤche, welche mit ihrem unteren Ende auf
                              dem Bodengestelle oder Sokel A festgemacht ist, und von
                              dem Traͤger C' gestuͤzt wird, ist an ihrem
                              oberen Theile mit einem Querstuͤke versehen, an welchem sich zwei Rollen D'F' befinden, uͤber die die
                              Schnuͤre I' und J'
                              laufen, deren Zwei weiter unten beschrieben werden soll.
                           Der Wagen E' oder der eigentlich sogenannte Roken besteht
                              aus einem kleinen Brettchen, welcher duͤnner und kuͤrzer, als die
                              schiefe Flaͤche B' ist, und an welchem sich an
                              beiden Seiten zur Leitung seiner Bewegung die Fuͤhrer G befinden. An diesem Wagen sind 4 Kaͤmme befestigt, von denen der
                              eine gerade ist und aus drei Reihen senkrechter und langer Nadeln besteht,
                              waͤhrend die drei uͤbrigen Kaͤmme K' kreisfoͤrmig sind, und aus einer gewissen Anzahl Nadeln von
                              verschiedener Dike L' bestehen, deren Koͤpfe in
                              einer Garnitur festgemacht sind, waͤhrend sie mit ihren Spizen
                              saͤmmtlich gegen einen Mittelpunkt hin zusammenlaufen. Der Zwek dieser
                              Kaͤmme ist, die Flachsfasern von einander zu scheiden und zu trennen, und sie
                              im Nothfalle selbst zu theilen. Man bringt zu diesem Behufe den Flachs N' zuerst in den geraden Kamm L', und dann, nachdem man die kleinen Thuͤrchen c' der kreisfoͤrmigen Kaͤmme K' geoͤffnet, auch auf die Nadeln dieser
                              lezteren. Ist dieß geschehen, so schließt man die kleinen Thuͤrchen wieder,
                              und befestigt sie mittelst der Schnur f', so daß der
                              Flachs auf diese Weise zwischen die Nadeln der Kaͤmme eingesperrt ist.
                           Die zwei kleinen Buͤrsten M', welche auf der Basis
                              des Wagens E' befestigt sind, dienen dazu, den Flachs
                              von einander geschieden zu erhalten, und ihn zu hindern, sich anzuhaͤufen.
                              Die obere Buͤrste ist in einem beweglichen Gehaͤuse mit Charniergelenk
                              angebracht, welches man oͤffnet, um den Flachs durchtreten zu lassen; hierauf
                              wird das Gehaͤuse wieder geschlossen, und mittelst einer kleinen Schnur g', welche man um einen Zapfen oder eine Schraube h' windet, geschlossen erhalten.
                           Damit nun der Wagen laͤngs der schiefen Flaͤche fortgleite, werden an
                              dem Haken b', womit er ausgestattet ist, zwei
                              Schnuͤre angebunden. Die kuͤrzere dieser Schnuͤre I' laͤuft uͤber eine senkrechte Rolle F', und an ihr ist ein Gegengewicht H' aufgehaͤngt, welches etwas leichter ist, als
                              der fliegende Roken, damit dieser immer von selbst herabsinke. Die laͤngere
                              Schnur J' endigt sich, nachdem sie uͤber die
                              Rolle D' gelaufen, in eine Schlinge O', welche die Spinnerinn uͤber das linke
                              Handwurzelgelenk zieht. Man erhaͤlt auf diese Weise offenbar zwei
                              Laͤngen Flachs auf ein Mal; die Flachsfaden spannen sich, indem sie an beiden
                              Enden zugleich angezogen werden, gleichmaͤßig, und legen sich
                              regelmaͤßiger neben einander, so daß der Faden gleicher und ebener und
                              glatter gesponnen werden kann, als nach der gewoͤhnlichen Methode, bei
                              welcher sich die drehende Bewegung, in die jeder Flachsfaden versezt wird, bis an
                              dessen gewoͤhnlich in mehrere Fasern vertheiltes Ende fortpflanzt, wo dann
                              diese Fasern die benachbarten Fasern ergreifen, und auf diese Weise die Faden
                              unordentlich, oder in zu großer Menge, oder gedoppelt herbeigezogen werden. Alle
                              diese Hindernisse, welche das Spinnen des Flachses mit den gewoͤhnlichen
                              Spinnraͤdern und mit den Maschinen so schwer und langsam machen, werden durch
                              die Anwendung der Kaͤmme und der hier beschriebenen Spinnmethode
                              vermieden.
                           Hr. Lebec brachte seinen
                              fliegenden Roken zuerst auf einem Tische neben der Spinnerinn an; auf den Rath eines
                              Mitgliedes des Conseils hat er denselben nun aber mit dem Spinnrade vereinigt. Zu
                              diesem Behufe hat er das um Vieles verkleinerte Fußgestell A' mit zwei Loͤchern versehen, durch welche die linken Pfosten des
                              Spinnrades gehen, so daß der Spinnroken auf diese Weise gehoͤrig fest mit dem
                              Spinnrade verbunden ist.
                           
                        
                           Erklaͤrung der Kupfer.
                           Figur 1 zeigt
                              das verbesserte Spinnrad im Aufrisse und von der Seite.
                           Fig. 2 gibt
                              eine Ansicht desselben von Hinten.
                           Fig. 3 ist ein
                              Grundriß des oberen Theiles desselben, wenn man die Einrichtung der Spindel und der
                              Spule erhoͤht.
                           Fig. 4 zeigt
                              die Spule an ihrer Spindel einzeln dargestellt. An allen diesen Figuren sind:
                           A, die vier Pfosten des Spinnrades.
                           B, C, D, E, die Querhoͤlzer, wodurch die Pfosten
                              mit einander verbunden sind.
                           
                           F, die Bodenplatte, in die sie eingezapft sind.
                           G, der Fußtritt.
                           H, der Tritt oder das Pedal.
                           I, die Saͤule, durch welche die Platte F mit dem Fußtritte G
                              mittelst der Schraubenmutter K verbunden wird:
                           J, das große Rad des Spinnrades.
                           L, die Schnur, die mir dem einen Ende an dem Tritte H, mit dem anderen hingegen an der Kurbel M festgemacht ist.
                           N, eine elastische Spiralfeder, welche einerseits an der
                              Kurbel M, andrerseits aber an dem Ende des kleinen
                              gebogenen Hebels k befestigt ist.
                           O, eine Schnur, die uͤber den Umfang des Rades
                              J und uͤber die Rolle P laͤuft, die dadurch umgedreht wird.
                           P, eine an der Spindel aufgezogene, ausgekehlte
                              Rolle.
                           k, ein gebogener, an der Schwengelstange o befestigter Hebel.
                           k', ein anderer kleinerer Hebel, der ein Gegengewicht
                              t traͤgt.
                           o, eine Schwengelstange, die abwechselnd mittelst der
                              beiden Federn qq eine Reibung auf die Spule
                              ausuͤbt.
                           p, ein an der Schwengelstange befestigter Haken, der zur
                              Aufnahme der elastischen Federn q dient.
                           qq', elastische Federn, welche die Zwinge der
                              Spule y umgeben, und zwar die eine q von Oben, die andere q'
                              von Unten.
                           r, Fig. 1, ein Ring, welcher
                              an einem der Querhoͤlzer befestigt ist, und uͤber den eine kleine
                              Spannungsschnur r' laͤuft, die mit dem einen Ende
                              an den elastischen Federn q', mit dem anderen hingegen
                              an dem Zapfen oder der Schraube s festgemacht ist.
                           ss', zwei Schraubenzapfen, von denen s zum Spannen der elastischen Federn q', s' hingegen zum Spannen der elastischen Feder u dient.
                           t, ein an dem gebogenen Hebel k' aufgehaͤngtes Gegengewicht.
                           u, eine elastische Feder, welche zum Reguliren der
                              Spannung der großen Feder N mittelst der um den Zapfen
                              s' gewundenen Schnur u'
                              dient.
                           v, die Spindel der Spule.
                           w, zwei kleine Staͤbchen, welche mit zwei am
                              Scheitel der Spule angebrachten Stuͤken eine Art von Fliege bilden.
                           x, ein Haken, der sich an einem der Staͤbchen w schiebt, und als Nadelhaͤlter dient.
                           y, eine hoͤlzerne Spule, auf die der Faden
                              aufgewunden wird.
                           z, der auf die Spule aufgewundene Faden, welcher durch
                              den beweglichen Haken x und den Fluͤgel der
                              Spindel v geht.
                           
                           Fig. 5 gibt
                              einen Aufriß des fliegenden Spinnrokens im Profile gesehen.
                           Fig. 6 zeigt
                              denselben von Unten.
                           Fig. 7 ist der
                              kreisfoͤrmige Kamm, von Vorne und offen dar gestellt.
                           Fig. 8 zeigt
                              die beiden Buͤrsten von Vorne und geschlossen.
                           A', ist das mit zwei Loͤchern versehene
                              Fußgestell, in welches die beiden linken Pfosten des Spinnrades eingepaßt
                              werden.
                           B', das schief geneigte Brettchen des fliegenden
                              Spinnrokens.
                           C', die Stuͤze oder der Traͤger dieses
                              Brettchens.
                           D', eine mit der schiefen Flaͤche parallele
                              Rolle, uͤber welche die Schnur J' geht, die um
                              das linke Handwurzelgelenk der Spinnerinn geschlungen wird.
                           E', der eigentliche Wagen oder der eigentliche
                              Roken.
                           F', eine senkrechte Rolle, uͤber welche das kurze
                              Ende der Schnur I' laͤuft.
                           G', Ohren oder Wangen, welche dem Wagen I' als Leiter oder Fuͤhrer dienen.
                           H', ein an der Schnur I'
                              aufgehaͤngtes Gegengewicht.
                           J', eine Schnur, mittelst welcher man den fliegenden
                              Roken auf und nieder gleiten macht.
                           K', drei kreisfoͤrmige, an dem fliegenden Roken
                              angebrachte Kaͤmme.
                           L', ein gerader oder senkrechter, an dem Wagen E' befestigter Kamm.
                           M', eine doppelte Buͤrste, durch welche das
                              untere Ende des Flachses geht.
                           N', der zwischen den Kaͤmmen befindliche
                              Flachs.
                           O', eine uͤber das linke Handwurzelgelenk der
                              Spinnerinn geschlungene Schleife der Schnur J'.
                           aa', Rollen, auf denen sich der Wagen E' bewegt.
                           b', ein an dem fliegenden Roken befindlicher Haken, an
                              welchem die Schnuͤre I' und J' eingehaͤngt werden.
                           c', ein bewegliches Thuͤrchen des
                              kreisfoͤrmigen Kammes K', welchen man
                              oͤffnet, um den Flachs auf die Nadeln legen zu koͤnnen.
                           d', Nadeln, die mit dem Kopfende in dem Kamme K' befestigt sind, waͤhrend sie gegen den
                              Mittelpunkt hin mit ihren Spizen zusammenlaufen.
                           e', ein bewegliches Brettchen, welches die obere Reihe
                              der Buͤrsten M' traͤgt.
                           f', eine kleine Schnur, mittelst welcher der bewegliche
                              Theil c' des kreisfoͤrmigen Kammes geschlossen
                              erhalten wird.
                           
                           g', eine andere, uͤber den Zapfen h' geschlungene Schnur, mittelst welcher die obere Reihe
                              von Buͤrsten auf der unteren Reihe festgehalten wird.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
