| Titel: | Neue Methode zur Erhöhung der Leuchtkraft des in den Gaswerken erzeugten Gases, zur Benuzung der bei der Fabrikation von Kohlengas sich ergebenden Abfälle auf einen Handelsartikel, welcher bisher noch nicht daraus erzeugt wurde, und neue Methode den Verdichtungsproceß bei der Gasbereitung zu leiten, worauf sich Hr. Georg Lowe, Mechaniker in Brik-Lane, Old-Street, Middlesex, am 9. Jun. 1832 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 49, Jahrgang 1833, Nr. LXXXVIIILXXXVII., S. 424 | 
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                        LXXXVIIILXXXVII.
                        Neue Methode zur Erhoͤhung der Leuchtkraft
                           des in den Gaswerken erzeugten Gases, zur Benuzung der bei der Fabrikation von Kohlengas
                           sich ergebenden Abfaͤlle auf einen Handelsartikel, welcher bisher noch nicht
                           daraus erzeugt wurde, und neue Methode den Verdichtungsproceß bei der Gasbereitung zu
                           leiten, worauf sich Hr. Georg
                              Lowe, Mechaniker in Brik-Lane, Old-Street, Middlesex, am
                           9. Jun. 1832 ein Patent ertheilen
                           ließ.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Februar
                              1833, S. 74.
                        Lowe's neue Methode zur Erhoͤhung der
                           Leuchtkraft.
                        
                     
                        
                           Der erste Theil von Hrn. Lowe's Erfindung, durch welchen eine Erhoͤhung der
                              Leuchtkraft des Gases und eine groͤßere Staͤrke und ein intensiverer
                              Glanz seiner Lichter bezwekt wird, ist, wie das Repertory sagt, einfach, neu und wirksam. Dieser Zwek wird naͤmlich
                              dadurch erreicht, daß der Patenttraͤger das Gas mit Naphtha, dem sogenannten
                              Steinkohlentheer-Geiste, oder mir irgend einer anderen kohlenwasserstoffhaltigen
                              Fluͤssigkeit schwaͤngert. Die Mittel, deren er sich hierzu bedient,
                              sind sehr einfach, denn sie bestehen lediglich darin, daß er einen
                              gewoͤhnlichen Gasometer bis zu einer gewissen Hoͤhe mit einer der oben
                              genannten Fluͤssigkeiten anstatt mit Wasser fuͤllt. Die Speisung der
                              Gasometer muß jedoch ununterbrochen und regelmaͤßig geschehen, und dieß kann
                              leicht dadurch bewirkt wenden, daß man an dem Gasometer irgend einen
                              selbsttaͤtigen Apparat, z.B. eine Art von Pumpe, anbringt. Eine so einfache
                              unsichere Methode, die Leuchtkraft des Gases zu erhoͤhen, wurde, wie das Repertory bemerkt, bisher noch nie erfunden.
                           Der zweite Theil von Hrn. Lowe's Erfindung ist gaͤnzlich vom ersterem verschieden und
                              unabhaͤngig, und koͤnnte fuͤglich den Grund zu einem eigenen
                              Patente abgeben. Er bezwekt naͤmlich die Erzeugung eines
                              Faͤrbestoffes, des sogenannten Berlinerblau's, aus den bei der
                              Kohlengas-Fabrikation sich ergebenden Abfaͤllen, und zwar sowohl in
                              der Erzielung von reinem Berlinerblau, als von einem Gemenge aus Berlinerblau und
                              schwefelsaurem Kalke. Ersteres erzeugt er naͤmlich mit der ammoniakalischen
                              Fluͤssigkeit; leztens hingegen mit dem Kalkwasser, womit das Gas gereinigt
                              worden.
                           Um reines Berlinerblau zu erzeugen, soll man eine Unze in Wasser aufgeloͤstes
                              schwefelsaures Eisen oder gruͤnen Eisenvitriol nehmen, und wohl mit einem
                              Imperialgallon der ammoniakalischen Fluͤssigkeit von 1,031 specifischem
                              Gewichte vermengen. Wenn diese beiden Substanzen gehoͤrig auf einander
                              eingewirkt haben, und die Mischung durch und durch gleichmaͤßig erfolgt ist,
                              so uͤbersaͤttige man die Fluͤssigkeit mit 14 Unzen
                              Schwefelsaͤure von 1,850 specifischem Gewichte. Es wird hierbei ein blauer
                              Niederschlag entstehen, welcher aus Berlinerblau besteht, und durch Abgießen oder
                              Filtriren gewonnen werden kann. Das auf diese Weise bereitete Berlinerblau wird eben
                              so gut und wohlfeiler, als irgend ein anderes, im Handel vorkommendes Berlinerblau
                              seyn.
                           Will man kein reines, sondern ein mit schwefelsaurem Kalke vermengtes Berlinerblau
                              erzeugen, so verfahre man auf aͤhnliche Weise; d.h. man menge 1 1/2 Unzen
                              schwefelsaures Eisen von 1,043 specifischem Gewichte unter jeden
                              Imperial-Gallon des Kalkwassers, und uͤbersaͤttige das Gemenge
                              dann mit 14 Unzen Schwefelsaͤure. Der Niederschlag, der hierbei entsteht,
                              wird ein Gemenge aus Berlinerblau und schwefelsaurem Kalke seyn, welches gleichfalls
                              nuͤzlich verwendet werden kann.
                           Der dritte Theil von Hrn. Lowe's Erfindung steht gleichfalls mit den beiden vorhergehenden Theilen
                              in keiner Beziehung. Er besteht naͤmlich in einer neuen Methode, das Gas zu
                              condensiren oder zu
                              verdichten, indem man den Steinkohlentheer bei verschiedenen Temperaturen und
                              folglich von verschiedenem specifischen Gewichte entweichen laͤßt. Der hierzu
                              dienende Apparat ist sehr einfach, und besteht aus einem gewoͤhnlichen
                              Verdichter, einer Roͤhre, welche sich von dem einen Ende gegen das andere
                              neigt. An dieser Roͤhre sind fuͤnf selbstthaͤtige Heber
                              angebracht, durch welche der Steinkohlentheer beinahe bestaͤndig entweichen
                              kann. Der bei der hoͤchsten Neigung des Verdichters entweichende Theer hat
                              die hoͤchste Temperatur und folglich die hoͤchste specifische Schwere,
                              waͤhrend jeder der unteren Heber immer weniger und weniger heißen Theer
                              austreten laͤßt.