| Titel: | Ueber eine neue Art von Schlichte für die Weber. Von Hrn. Grafen v. Perrochel.} | 
| Fundstelle: | Band 49, Jahrgang 1833, Nr. XCVXCIV., S. 451 | 
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                        XCVXCIV.
                        Ueber eine neue Art von Schlichte fuͤr die
                           Weber. Von Hrn. Grafen v.
                              Perrochel.Hr. Payen erstattete im Bulletin de la Société d'encouragement
                                 einen sehr guͤnstigen Bericht uͤber diesen Aufsaz des Hrn. Grafen
                                 v. Perrochel,
                                 der durch seine Erfindung der Gegend, in der er wohnt, und welche
                                 jaͤhrlich eine große Menge schoͤner Leinwand erzeugt, einen
                                 wesentlichen Dienst geleistet hat. Dieser Bericht enthaͤlt jedoch nichts
                                 Neues, und verweist bloß noch auf die Schlichte des Hrn. Morin, uͤber die
                                 wir bereits im Polyt. Journ. Bd. XLI. S.
                                    114 das Gehoͤrige gesagt haben. Die Perrochel'sche Schlichte verdient bei uͤbrigens gleicher
                                 Guͤte hauptsaͤchlich deßwegen den Vorzug vor der Morinschen, weil der Leinsamen, der zu ihrer
                                 Bereitung genommen wird, uͤberall leichter und viel wohlfeiler zu haben
                                 ist, als das islaͤndische Moos, aus welchem die Morin'sche Schlichte besteht.A. d. Ueb.}
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 d'encouragement. April 1833, S. 115.
                        Ueber eine neue Art von Schlichte fuͤr die
                           Weber.
                        
                     
                        
                           Man laͤßt 6 Unzen Leinsamen, von welcher Beschaffenheit derselbe seyn mag,
                              zehn Minuten lang in 3 Liter Wasser kochen, und preßt die Abkochung durch ein
                              starkes und dichtes Tuch, so daß die Samen allein in dem Tuche zuruͤkbleiben.
                              Dann ruͤhrt man 14 Unzen Weizenmehl mit einem Liter Wasser an, so daß
                              dasselbe einen diken Brei bildet, den man in die eben beschriebene
                              Leinsamenabkochung gießt. Dieses Gemisch laͤßt man auf einem gelinden Feuer
                              gehoͤrig kochen.
                           
                           Will man das Leinsamenmark anwenden, so muß man dasselbe vorher pulvern; denn ohne
                              diese Vorsichtsmaßregel wird der schleimige Theil des Ruͤkstandes nur sehr
                              unvollkommen ausgezogen.
                           7 Pfunde dieser Schlichte reichen hin, um ein Stuͤk feine Leinwand von 60
                              Ellen zu schlichten, wozu man sonst 9 Pfunde gewoͤhnlicher Schlichte, deren
                              Preis viel hoͤher kaͤme, noͤthig haͤtte.
                           Einer der groͤßten Vortheile dieser Schlichte besteht aber darin, daß der
                              Weber, der sich derselben bedient, ohne den geringsten Nachtheil fuͤr sein
                              Fabrikat bei keiner Temperatur in den feuchten und ungesunden Kellern zu arbeiten
                              braucht, wie dieß sonst geschehen mußte.
                           Zehn Fabrikanten zu Mans haben sich dieser Schlichte an Ketten von Baumwolle, Flachs
                              und Hanf bedient, und das Resultat ihrer Versuche ist: 1) daß sich dieselbe wie ein
                              Schleim auf der Kette auftragen laͤßt, und derselben mehr Geschmeidigkeit,
                              Staͤrke und Elasticitaͤt mittheilt, als die gewoͤhnliche aus
                              Mehl bestehende Schlichte; 2) daß der Kern der Leinwand eben deßwegen, weil er
                              weniger mit Schlichte bedekt ist, hervorspringender, reiner und schoͤner
                              erscheint; 3) daß sie nie jene braͤunliche Faͤrbung bemerken
                              laͤßt, die man an den rohen Leinwaͤnden so oft sieht, und daß sie auch
                              den Durchgang der Faden zwischen den Weberkaͤmmen beguͤnstigt, ohne
                              daß diese lezteren dadurch beschmiert wuͤrden; 4) daß jede Schlichtung
                              weniger Schlichte verzehrt, ihre Frische laͤnger erhaͤlt, und selbst
                              noch 2 Tage spaͤter verwebt werden kann; 5) endlich, daß sie sich
                              laͤnger haͤlt, ohne zu verderben.