| Titel: | Ueber die Bereitung der Käse von Epoisse, Cote-d'or. Von Hrn. C. Nodot. | 
| Fundstelle: | Band 49, Jahrgang 1833, Nr. CIC., S. 460 | 
| Download: | XML | 
                     
                        CIC.
                        Ueber die Bereitung der Kaͤse von Epoisse,
                           Cote-d'or. Von Hrn. C.
                              Nodot.
                        Aus dem Journal des connaissances usuelles. August
                              1833, S. 102.
                        Ueber die Bereitung der Kaͤse von Epoisse etc.
                        
                     
                        
                           Die Kaͤse von Epoisse genießen einen ausgebreiteten und wohlverdienten Ruf,
                              der um so mehr gegruͤndet ist, da sie nicht nur sehr nahrhaft und
                              wohlschmekend, sondern auch wohlfeil sind. Ich glaube daher allen denen, die sich
                              mit Kaͤsebereitung beschaͤftigen, keinen unangenehmen Dienst zu
                              erweisen, wenn ich ihnen das Verfahren der Dem. Jenny Guényot, deren Kaͤse nichts zu wuͤnschen
                              uͤbrig lassen, mittheile.
                           Man muß sich vor Allem guten Lab verschaffen, und diesen bereitet man sich, wie ich
                              bereits im Jahre 1830 angegeben habe, auf folgende Weise. Man nehme frische und
                              volle Kaͤlbermagen 4,
                           Branntwein von 21° 4 Liter,
                           Wasser 12 Liter,
                           Schwarzen Pfeffer 4 Unzen,
                           Kochsalz 2 Pfund,
                           Gewuͤrznelken und Fenchel, von jedem 2 Quentchen. Man schneide die
                              Kaͤlbermaͤgen in Stuͤke, schneide vorzuͤglich deren Hals
                              gut ein, und seze dann den Branntwein, das Wasser, das Salz und die Gewuͤrze
                              zu, um das Ganze 6 Wochen lang und unter oͤfterem Umruͤhren maceriren
                              zu lassen. Nach Ablauf dieser Zeit kann man sich der Masse bedienen, wobei jedoch zu
                              bemerken ist, daß man nie mehr von derselben auf ein Mal filtriren soll, als man
                              eben braucht. Je laͤnger die Maceration gedauert hat, um so staͤrker
                              und folglich auch um so besser ist der Lab; einige Tropfen reichen dann hin, um
                              einen Napf Milch von beilaͤufig 5 Liter gerinnen zu machen. Den
                              Ruͤkstand, welcher bleibt, soll man zur Bereitung eines neuen Lab verwenden,
                              indem dieser dadurch schneller gut und staͤrker wird, so daß man, wenn man
                              zwei Gefaͤße mit Lab ansezt, immer Lab von ziemlich gleicher Staͤrke
                              haben wird.
                           So wie nun die Milch gemolken ist, so sezt man ihr eine Quantitaͤt Lab zu,
                              welche je nach dessen Staͤrke verschieden ist; ein halber Loͤffel voll
                              reicht meistens fuͤr 5 Liter Milch hin. Immer ist es besser zu wenig, als zu viel
                              davon zu nehmen; denn ist die Quantitaͤt des Lab zu groß, so gerinnt die
                              Milch zu schnell, und der Kaͤse erhaͤlt dadurch eine dem Gaumen
                              unangenehme Trokenheit. Einige wenige Erfahrung reicht hin, um die Staͤrke
                              des Lab und folglich auch die Quantitaͤt desselben, die man anzuwenden hat,
                              zu ermessen; ist die Dosis ein Mal bestimmt, so kann man gewiß seyn, daß man einen
                              sehr milden, fetten und sehr schmakhaften Kaͤse erhaͤlt. Wenn das
                              Gerinnen der Milch vollendet ist (man arbeitet im Sommer im Keller oder an einem
                              kuͤhlen Orte, im Winter hingegen an einem warmen), so erkennt man dieß daran,
                              daß das Kaͤsewasser oder die Molken auf die Oberflaͤche emporsteigen,
                              und daß der Kaͤsestoff, wenn man ihn mit einem Schaumloͤffel
                              herausnimmt, consistent wie Gallerte ist. Ist nun dieß der Fall, so nimmt man diese
                              Masse mit einem Schaumloͤffel heraus, und gibt sie schichtenweise in
                              reifartige Gefaͤße aus Eisenblech oder aus Haaren, welche man zum Abtropfen
                              auf Weidengeflechte stellt, unter denen sich ein zur Aufnahme des abtropfenden
                              Kaͤsewassers bestimmter Trog befindet.
                           In dem Maße, in welchem die Molken oder das Kaͤsewasser aus dem
                              Kaͤsestoffe aussikern, in dem Maße sinkt der Kaͤse in den reifartigen
                              Gefaͤßen zusammen, und in dem Maße muß man frischen Kaͤsestoff in
                              dieselben geben, und zwar so lange, bis sie vollkommen voll sind, und doch kein
                              Kaͤsewasser mehr enthalten. Wenn die Kaͤse hinlaͤnglich
                              abgetropft, und so fest geworden sind, daß sie die Form des Models beibehalten, so
                              werden sie auf eine kleine aus Stroh und Garn verfertigte Strohmatte
                              gestuͤrzt, die man dann auf ein Weidengeflecht bringt, auf welchem die
                              Kaͤse noch vollends abtropfen. Diese Kaͤse koͤnnen nun frisch
                              und gesalzen gegessen werden.
                           Bei der Bereitung der Kaͤse fuͤr den Wintervorrath verfaͤhrt man
                              auf dieselbe Weise, nur laͤßt man die Kaͤse viel laͤnger und so
                              lange auf den Strohmatten, bis dieselben einen gewissen Grad von Festigkeit erlangt
                              haben, wo man sie dann einsalzt. Man nimmt zu diesem Behufe lieber graues, als
                              weißes Salz, pulvert es sehr fein, und nimmt beilaͤufig ein Pfund auf 12
                              Stuͤk Kaͤse. Das Salz wird auf alle Seiten des Kaͤses
                              gleichmaͤßig aufgestreut, und mittelst der Haͤnde in dieselben
                              eingerieben, wobei man die Kaͤse nach allen Richtungen dreht. Ist dieß
                              geschehen, so legt man sie an einem trokenen, gut geluͤfteten Orte auf
                              frisches Stroh, worauf man sie so lange liegen laͤßt, bis sie etwas
                              gruͤn zu werden anfangen; wobei jedoch wohl zu merken ist, daß die
                              Kaͤse alle 8 Tage umgekehrt und die Strohlager erneuert werden
                              muͤssen. Wenn die Kaͤse gruͤnlich zu werden anfangen, so muß
                              man sie mit der flachen Hand, die vorher mit Salzwasser befeuchtet worden, abreiben,
                              um sie zu glaͤtten, und um ihnen jene roͤthliche Farbe zu geben, die ihnen im
                              hoͤchsten Grade ihrer Vollkommenheit eigen ist. Will man die Kaͤse nun
                              troken haben, so bringt man sie in Koͤrben oder auf Geflechten an einen
                              trokenen Ort; will man sie hingegen gegohren oder gefault haben, so. bringt man sie
                              an einem feuchten Orte auf Haferstroh, oder in eigenen Gefaͤßen in einen
                              dunklen Keller.
                           Zur Bereitung der Winterkaͤse soll man immer jene Zeit waͤhlen, zu
                              welcher die Fliegen zu verschwinden anfangen, d.h. man soll nach dem 1. October
                              anfangen. Man kann so lange fort vortreffliche Kaͤse erzeugen, als man in
                              Folge der schlechten Jahreszeit nicht gezwungen ist, das Vieh im Stalle zu
                              fuͤttern, und die Gemache zur Befoͤrderung des Gerinnens zu heizen,
                              was zwar dem Kaͤse seine Fette nicht benimmt, wodurch derselbe aber doch
                              einen unangenehmen bitterlichen Geschmak erhaͤlt. Die Bereitung kann daher
                              vom 1. October bis zum 10. bis 15. November dauern.
                           Ich erlaube mir am Schlusse dieses Aufsazes noch ein Paar Worte uͤber die
                              sogenannte blaue Milch beizufuͤgen. Die Veraͤnderung der Milch, welche
                              man unter diesem Namen versteht, beginnt anfaͤnglich auf der
                              Oberflaͤche in der Form von kleinen Fleken, in denen man keine Spur von
                              Schimmel zu entdeken im Stande ist. Diese Fleken werden allmaͤhlich
                              groͤßer, und bilden zulezt eine gleichfoͤrmige Schichte, deren
                              dunkelblaue Farbe sich dann der ganzen Masse Milch mittheilt. Calcinirt man den
                              Kaͤsestoff dieser Milch, so wird die Asche desselben bei einer gewissen
                              Epoche der Calcination blau, eine Erscheinung, die von dem darin enthaltenen
                              phosphorsauren Eisen herruͤhrt. Ueber die wahren Ursachen dieser
                              Veraͤnderung der Milch, die manchmal nur zufaͤllig Statt findet, wage
                              ich keine Vermuthungen aufzustellen.