| Titel: | Verbesserungen an den Dampfmaschinen, auf welche sich John Thompson Esq., ehemals an den London Eisen- und Stahlwerken zu Parade bei Chelsea, gegenwärtig zu Birmingham, Grafschaft Warwick, am 28. Februar 1833 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 51, Jahrgang 1834, Nr. I., S. 1 | 
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                        I.
                        Verbesserungen an den Dampfmaschinen, auf welche
                           sich John Thompson Esq.,
                           ehemals an den London Eisen- und Stahlwerken zu Parade bei Chelsea,
                           gegenwaͤrtig zu Birmingham, Grafschaft Warwick, am 28. Februar 1833 ein Patent ertheilen
                           ließ.
                        Aus dem London Journal of Arts. October 1833, S.
                              125.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              I.
                        Thompson's Verbesserungen an den Dampfmaschinen.
                        
                     
                        
                           Gegenwaͤrtige Erfindungen beziehen sich 1) auf jene Art von Dampfmaschinen,
                              welche man gewoͤhnlich halbkreisende oder abwechselnd kreisende Maschinen
                              (semi-rotatory or reciprocating rotatory
                                 engine) nennt, d.h. an denen sich die Kolben innerhalb ringfoͤrmiger
                              Kammern schwingen. Ich wende an meinen verbesserten Dampfmaschinen in jeder
                              ringfoͤrmigen Kammer oder in jedem Cylinder zwei Kolben an; der Dampf tritt
                              abwechselnd auf entgegengesezten Seiten der Kolben in die Kammer, um zwischen ihnen
                              und den stationaͤren oder unbeweglichen Dampfsperrern seine Ausdehnungskraft
                              auszuuͤben.
                           Die Kolben sind an den aͤußeren Reifen der Kammer oder des Cylinders, welche
                              beweglich sind, angebracht, und die Dampfsperrer sind an der stationaͤren
                              oder unbeweglichen Trommel befestigt, so daß sich folglich die Kolben und der
                              Cylinder abwechselnd an der Trommel bewegen, wodurch die Maschine ihre Triebkraft
                              erhaͤlt. Oder die Dampfsperrer koͤnnen an dem aͤußeren
                              Gehaͤuse oder Reifen der kreisfoͤrmigen Kammer befestigt, und die
                              Kolben an dem inneren Reifen oder der Trommel angebracht seyn, wo die Triebkraft
                              dann durch die Welle an die Trommel mitgetheilt wird.
                           Meine Erfindung besteht aber 2) auch noch in einem neuen oder verbesserten Baue der
                              Luftpumpe und des Verdichters, welcher sich auf alle Dampfmaschinen anwenden
                              laͤßt, die nach dem Verdichtungs- oder Vacuumprincipe arbeiten. Der
                              Kolben der Luftpumpe ist gleichfalls so eingerichtet, daß er sich in einer
                              ringfoͤrmigen Kammer kreisend oder abwechselnd bewegt. Alle diese
                              Verbesserungen werden aus den beigefuͤgten Zeichnungen erhellen.
                           Fig. 15 ist
                              ein Durchschnitt durch den Cylinder meiner verbesserten Dampfmaschine, an welcher
                              die arbeitenden Kolben an dem aͤußeren Reifen des Cylinders oder der
                              ringfoͤrmigen Kammer angebracht sind. Eine der Waͤnde der Kammer ist
                              hier weggenommen, damit das Innere derselben deutlicher sichtbar wird; dafuͤr
                              sind aber in dieser Figur einige der aͤußeren arbeitenden Theile angedeutet,
                              um die Verbindung der Schieberklappen zu zeigen.
                           Der Cylinder oder die ringfoͤrmige Kammer ist in AA mit seinen Kolben BB dargestellt,
                              welche mit dem aͤußeren Reifen CC in
                              Verbindung stehen. Hieraus erhellt, daß beide mitsammen an der stationaͤren
                              oder unbeweglichen Trommel DD kreisen, und der
                              Maschine die Triebkraft mittheilen. EE sind zwei
                              Dampfsperrer, welche quer durch den Cylinder laufen, und die mit einer metallenen
                              oder anderen Liederung versehen sind, um das Entweichen des Dampfes zu verhindern.
                              Auch an den Gefuͤgen der Waͤnde des Cylinders und der Trommel, die in
                              den Cylinder eingelassen sind, sind zu demselben Behufe metallene oder andere
                              Liederungen angebracht. An den Dampfbuͤchsen FF sieht man die Roͤhren, die den Dampf zur Speisung der Maschine
                              von dem Kessel oder dem Dampferzeuger herbeileiten. aa sind Canaͤle oder Dampfwege, die sich in dem soliden Theile der
                              Trommel befinden, und welche abwechselnd als Eintritts- und
                              Austrittsgaͤnge fuͤr den Dampf in und aus dem Cylinder wirken. bb sind die Schieberklappen mit ihren Stangen,
                              welche durch Schluß- oder Stopfbuͤchsen gehen, und die durch
                              Knie- oder Winkelhebel cc, welche ihren
                              Stuͤzpunkt außen an der Trommel haben, und die durch die Stange d mit einander verbunden sind, in Bewegung gesezt
                              werden.
                           Die Schieberklappen erhalten ihre Bewegung durch eine Verbindungsstange und ein an
                              der Kurbelwelle der Maschine angebrachtes Excentricum, wie dieß bei Fig. 16 und 17 beschrieben
                              werden wird. e ist die Roͤhre, durch welche der
                              Dampf aus der Maschine entweicht. Wenn sich nun die Schieberklappen in der in Fig. 15
                              ersichtlichen Stellung befinden, so wird der Dampf bei den Gaͤngen a'a' in den Cylinder treten,
                              und indem er zwischen den Kolben und den Dampfsperrern seine Ausdehnungskraft
                              ausuͤbt, die Kolben und den Cylinder zu Umdrehungen nach der Richtung der
                              Pfeile veranlassen, und sie in jene Stellung bringen, welche in der Zeichnung durch
                              punktirte Linien angedeutet ist, d.h. sie werden in die Naͤhe der
                              Dampfsperrer gelangen, wo dann die Klappen in ihrer Stellung veraͤndert
                              werden, so daß der Eintritt des Dampfes aus den Buͤchsen durch die
                              Gaͤnge a¹a¹ abgeschnitten ist. Zu
                              gleicher Zeit werden aber auch die Gaͤnge a²a² dem freien Eintritte des Dampfes in den Cylinder
                              geoͤffnet werden, wodurch die Kolben dann wieder denselben Weg
                              zuruͤkgetrieben werden, so daß auf diese Weise eine halbkreisende oder abwechselnde Bewegung
                              entsteht, welche durch einen Krummhebel und eine Verbindungsstange oder auf irgend
                              eine andere geeignete Weise zum Treiben der uͤbrigen Maschinerie benuzt
                              werden kann. Zu gleicher Zeit wird aber auch der verbrauchte Dampf durch die
                              Gaͤnge a¹a¹ in die Roͤhre
                              e, und von hier in die atmosphaͤrische Luft
                              oder in den Verdichter entweichen. Wenn die Kolben hierauf wieder an dem Ende ihres
                              Hubes oder Stoßes angelangt sind, so wird der Dampf von den Gaͤngen a²a² abgeschnitten werden, indem diese
                              Gaͤnge dann zu Austrittsroͤhren werden, waͤhrend der Dampf
                              wieder durch die Gaͤnge a¹a¹
                              eintritt.
                           Da man die Bewegungen dieser Art von Maschine leicht verstehen wird, so brauche ich
                              nicht in die Beschreibung ihrer Details einzugehen, um so mehr, da es von selbst
                              erhellt, daß man von dieser halbkreisenden oder abwechselnden Bewegung auf
                              mannigfache Weise, durch Anwendung einer Kurbelwelle und einer Verbindungsstange,
                              oder durch Anwendung zweier oder mehrerer Cylinder und Kolben eine continuirliche
                              kreisende Bewegung erhalten kann.
                           Fig. 16 ist
                              ein Seitenaufriß einer meiner verbesserten Maschinen mit zwei Cylindern.
                           Fig. 17
                              hingegen ist ein vorderer Endaufriß derselben, an welchem jedoch einige Theile
                              abgenommen sind, um die Zeichnung deutlicher zu machen. a ist der Cylinder; b die an dem Gestelle
                              befestigte Trommel; c die Dampfroͤhre, welche von
                              dem Dampfkessel herfuͤhrt, und durch Arme mit den Dampfbuͤchsen dd in Verbindung steht; e die Roͤhre, durch welche der Dampf in die atmosphaͤrische
                              Luft oder in den Verdichter entweicht; f die
                              Verbindungsstange, die von der Maschine an den Winkelhebel oder an die Kurbel g geht, deren Welle sich in Zapfenlagern in dem Gestelle
                              dreht, und an dem einen Ende das Flugrad fuͤhrt. h ein an der Kurbelwelle angebrachtes Excentricum, welches die
                              Schieberplatten auf die beschriebene Weise mittelst der Stange i, die mit den gekruͤmmten Hebeln k, k in Verbindung steht, in Bewegung sezt.
                           Fig. 18 ist
                              ein Durchschnitt durch eine meiner Dampfmaschinen, an der die Kolben an der Trommel,
                              die sich um ihre Achse dreht, angebracht sind. Die Dampfsperrer sind an dem
                              aͤußeren Reifen des Cylinders oder an der unbeweglichen ringfoͤrmigen
                              Kammer befestigt, die von dem Gestelle festgehalten und von dem Boden des
                              Maschinenraumes getragen wird. AA ist der
                              Cylinder; BB sind die Kolben; CC ist die Trommel; DD der aͤußere Reif des Cylinders mit den daran befestigten
                              Dampfsperrern EE. Der Dampf wird durch Roͤhren in die
                              Kammern oder Buͤchsen F geleitet, aus denen er
                              abwechselnd durch die Gaͤnge aa in den
                              Cylinder gelangt; und wenn er in der Maschine seine Ausdehnungskraft
                              erschoͤpft hat, so entweicht er durch diese Canaͤle und die
                              Roͤhre b auf die beschriebene Weise in die
                              atmosphaͤrische Luft oder in den Verdichter. cc sind die Schieberklappen, welche durch die Krummhebel dd, oder durch Stangen, oder auf irgend eine
                              andere Weise in Bewegung gesezt werden. f ist der
                              Winkelhebel, der durch die Stange g mit der Welle des
                              Flugrades in Verbindung steht.
                           Nachdem ich hiermit den Bau meiner verbesserten Dampfmaschinen beschrieben, habe ich
                              nur noch zu bemerken, daß ich, um die Cylinder in Gleichgewicht zu erhalten, und um
                              ihnen bei ihrer Bewegung auf den Trommeln Staͤtigkeit zu geben, Arme mit
                              diesen Cylindern verbinde, die mit Bukeln versehen sind, welche sich um eine
                              unbewegliche Achse drehen; und daß, wenn man sich zweier oder mehrerer Cylinder
                              bedient, der Dampf ausdehnungsweise benuzt werden kann: d.h. daß die
                              Eintrittsgaͤnge fuͤr den Dampf geschlossen werden koͤnnen,
                              bevor die Kolben noch das Ende ihres Hubes erreicht haben; oder daß man den Dampf in
                              dem einen Cylinder bei einem gewissen Druke anwenden, und ihn hierauf in einen
                              zweiten Cylinder von groͤßeren Dimensionen uͤbertreten lassen kann;
                              und endlich, daß, wenn man zwei Cylinder mit Kolben anwendet, die sich nach
                              entgegengesezten Richtungen bewegen, aller der Widerstand, der sich beim Durchlaufen
                              der Mittelpunkte der Kurbeln ergibt, uͤberwunden werden kann.
                           Fig. 19 ist
                              ein Durchschnitt durch meine verbesserte Luftpumpe und meinen verbesserten
                              Verdichter. Dieser Apparat besteht naͤmlich aus einer ringfoͤrmigen
                              Kammer, welche durch Scheidewaͤnde, die quer durch die Kammer laufen, in zwei
                              Theile getheilt wird, von denen der eine den Verdichter, der andere die Luftpumpe
                              bildet, in der sich ein Kolben befindet, der mit einer der Kolbenbewegung der
                              Dampfmaschine aͤhnlichen halbkreisenden oder abwechselnden Bewegung arbeitet.
                              A ist jener Theil der ringfoͤrmigen Kammer,
                              welcher den Verdichter bildet; B ist die Luftpumpe. Der
                              Dampf wird durch die Roͤhre a von seinen
                              Austrittsgaͤngen aus der Maschine in den Verdichter geleitet, in welchem er
                              mit einem Strome kalten Wassers, der durch die Roͤhre b in den Verdichter eingetrieben wird, in Beruͤhrung kommt. Der
                              verdichtete Dampf und das Wasser wird, so wie der Kolben oder der Eimer d der Luftpumpe emporsteigt, durch eine Bodenklappe in
                              der Scheidewand c gezogen, und wenn der Kolben das Ende
                              seines Hubes oder seiner Bahn erreicht hat, so schließt sich die Klappe c, waͤhrend sich dafuͤr die Klappe in dem
                              Kolben d oͤffnet, so daß der verdichtete Dampf,
                              die Luft und das Wasser durch diese Klappe entweichen koͤnnen, wenn der
                              Kolben herabsteigt. Bei dem naͤchsten Hube des Kolbens wird der verdichtete
                              Dampf, die Luft und das Wasser durch den Canal und die Klappe in der Scheidewand f getrieben werden, und bei der Wasserroͤhre g abfließen. Die Kolben der Pumpe stehen mit der Trommel
                              h in Verbindung, die durch einen Winkelhebel i und eine von der Maschine herfuͤhrende
                              Roͤhre j, oder auf irgend eine andere geeignete
                              Weise in Bewegung gesezt wird. Die Scheidewaͤnde c und f sind an dem aͤußeren Reifen k der ringfoͤrmigen Kammer befestigt, und
                              zwischen deren Enden und dem Umfange der Trommel ist zum Behufe der Bildung eines
                              luftdichten Gefuͤges eine elastische Liederung angebracht.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
