| Titel: | Beleuchtung des Berichtes, welchen Hr. Emil Weber über die Versuche erstattete, welche mit dem hydraulischen Kreisel des Hochofens zu Fraisan bei Besançon angestellt wurden; von Ernst Walter, Mechaniker bei der k. k. privilegirten Schwadorfer Baumwoll-Gespinnstfabrik. | 
| Fundstelle: | Band 51, Jahrgang 1834, Nr. III., S. 6 | 
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                        III.
                        Beleuchtung des Berichtes, welchen Hr. Emil Weber uͤber die
                           Versuche erstattete, welche mit dem hydraulischen Kreisel des Hochofens zu Fraisan bei
                           Besançon angestellt wurdenAus dem Bulletin
                                       de la Société industrielle de Mulhausen No. 25, S.
                                    433 im Polytechn. Journal Bd.
                                    XLVIII. S. 95.; von Ernst
                              Walter, Mechaniker bei der k. k. privilegirten Schwadorfer
                           Baumwoll-Gespinnstfabrik.
                        Versuche uͤber hydraulischen Kreisel des
                           Hochofens.
                        
                     
                        
                           Dieser Beleuchtung mag folgende Einleitung vorausgehen.
                           Der Geschichte uͤber die Erfindung und Ausfuͤhrung von
                              Wasserraͤdern zu Folge sind horizontale Wasserraͤder schon in den
                              fruͤhesten Zeiten ausgefuͤhrt und angewendet worden, und werden noch
                              jezt in manchen Gegenden, jedoch aͤußerst selten, angewendet. Der Grund,
                              warum sie so aͤußerst selten benuzt werden, kann kein anderer als der seyn:
                              weil sie einen geringern Nuzeffect als andere Wasserraͤder gewaͤhren;
                              dieß muß auch jedem Sachverstaͤndigen sehr gut einleuchten, da diese Art
                              Wasserraͤder nur bei einem nicht unbedeutenden Gefaͤlle
                              ausfuͤhrbar sind und einzig durch den Sturz des Wassers von seiner beinahe
                              ganzen Fallhoͤhe in Bewegung gesezt und zu
                              einer Kraftausuͤbung gebracht werden, welche Verwendungsart der Wasserkraft,
                              nach richtigen Grundsaͤzen, bekanntlich die unvollkommenste ist. Gleichwohl
                              sind in der neuesten Zeit mehrere Mechaniker aufgetreten, welche die Anwendung
                              horizontaler Wasserraͤder von ihrer Erfindung als
                              aͤußerst guͤnstig und vortheilhaft, sowohl hinsichtlich ihrer
                              Anschaffung und Erhaltung, als auch des von ihnen erzielten Nuzeffects anempfehlen.
                              Diese Anzeigen und Darstellungen haben nicht allein die Aufmerksamkeit sehr vieler
                              Besizer von Wasserwerken erwekt und auf diesen Gegenstand gezogen, sondern auch ein
                              ziemlich allgemeines Interesse fuͤr diesen Zweig des praktischen
                              Maschinenbaues erregt.
                           Natuͤrlich sind aͤußerst wenig Wasserwerksbesizer, ja sogar wenig
                              praktische Mechaniker im Stande, uͤber die Sache klar und bestimmt ein
                              Urtheil zu faͤllen; sie muͤssen so in ein Schwanken und in eine Unruhe
                              versezt, sehr leicht wohl auch irre geleitet werden, und zwar diejenigen, welche der
                              Sache eine mehr als gewoͤhnliche Aufmerksamkeit schenken und sehr lebhaft
                              sich dafuͤr interessiren, um so mehr, als denselben bei diesem Zustande der
                              eben hier zur Beleuchtung gewaͤhlte Bericht, welcher den neuen horizontalen Wasserraͤdern von Seiten eines
                              unparteiischen, ja fuͤr die richtige Ermittelung des wahren Resultates selbst
                              interessirten, vielleicht betheiligten Sachverstaͤndigen ein so entschieden
                              guͤnstiges Resultat ihres Nuzeffectes und sonstigen Eigenschaften beilegt,
                              nicht entgangen – naͤmlich nicht unbemerkt geblieben – seyn
                              wird.
                           Waͤre dieser Bericht uͤber die von einer Commission vorgenommenen
                              Untersuchungen und ermittelten Resultate klar und deutlich, waͤren ferner die
                              darin beschriebenen ausgefuͤhrten Versuche und Beobachtungen selbst, nach
                              richtigen Ansichten und Grundsaͤzen, so wie in gehoͤriger Ordnung und
                              vollkommen ausgefuͤhrt, als wie auch endlich
                              bei der uͤbersichtlichen Darstellung der erhaltenen Resultate die
                              Hauptpunkte, worauf es dabei eigentlich ankommt, angegeben worden, so daß dieser
                              Bericht allen denjenigen, fuͤr die er eigentlich geschrieben und
                              oͤffentlich mitgetheilt wurde, den wahren Stand der Sache klar und allgemein
                              verstaͤndlich vor Augen stellte, so waͤre dieser nicht unwichtige
                              Gegenstand der Maschinenkunde, woruͤber eben in der neuesten Zeit ganz
                              ungewoͤhnliche Behauptungen und guͤnstige Versprechungen gemacht,
                              dadurch aber fruͤher nach richtigen Principien und Erfahrungen aufgestellte
                              Lehrsaͤze umgestoßen worden sind, fast als entschieden und erledigt zu
                              betrachten, und man wuͤrde mit großem Vertrauen als erwiesen annehmen
                              muͤssen, daß es Mechanikern gelungen ist, Erfindungen gemacht und bei dieser
                              Art von Wasserraͤdern ausgefuͤhrt zu haben, welche wirklich die
                              Anwendung jener Lehrsaͤze auf dieselben gaͤnzlich beseitigten und
                              dieser Maschine eine guͤnstige Wirkung verschafft haben. So aber ist dieß
                              alles, wie ich weiterhin zeigen werde, gar nicht erfuͤllt, und es ist sonach
                              durch diesen Bericht keinesweges ein so guͤnstiges Resultat,
                              uͤberhaupt eigentlich noch gar nichts erwiesen, sondern es darf mit sehr viel
                              Wahrscheinlichkeit angenommen werden, daß sich der Herr Berichterstatter und dessen
                              Mitbeobachter in der Hauptsache ganz geirrt und getaͤuscht haben; eben so
                              moͤgen auch die sehr guͤnstigen, ungemein lokenden Schilderungen von
                              dem hydraulischen Kreisel der HH. Zimmermann und Kolb in Heidenheim im Koͤnigreiche
                              Wuͤrtemberg auf fehlerhaften Beobachtungen und auf Selbsttaͤuschung
                              beruhen.
                           Wie schon gesagt, ist es Jedem, der gehoͤrige Kenntnisse von den verschiedenen
                              Arten von Wasserraͤdern besizt, bis jezt nicht anders bekannt, als daß beim
                              horizontalen Wasserrade, welches in dieser Uebertragung eines auslaͤndischen
                              Berichtes hydraulischer Kreisel genannt istTurbine hydraulique im Originale. A. d. R., das Wasser einzig und durch den Stoß eine gewisse Kraft ausuͤben
                              kann, und daß diese Benuzung der Wasserkraft die unvortheilhafteste ist, das heißt
                              den kleinsten Nuzeffect gewaͤhrt. Diejenigen aͤlteren Physiker, auf
                              deren Beobachtungen und Lehrsaͤze noch immer fast alle neueren Autoren ihre
                              Lehren und Erlaͤuterungen begruͤnden, hatten durch vielfaͤltige
                              Versuche gefunden, daß
                              der Nuzeffect bei allen Wasserraͤdern, auf welche das Wasser bloß durch den
                              Stoß einwirkt, hoͤchstens nur 4/11 oder 0,36 (d.i. 36 Procent) des
                              verwendeten ganzen Krafteffectes betraͤgt, hingegen bei solchen
                              Wasserraͤdern, wo das Wasser, nach damaligem Standpunkte der Construction, so
                              viel wie moͤglich, als herabsinkendes und daher staͤtig
                              druͤkendes Gewicht wirkt, naͤmlich bei oberschlaͤchtigen
                              Raͤdern hoͤchstens 3/4 oder 0,75 (d.i. 75 Procent) des verwendeten
                              Krafteffectes erreicht. Neuere gelehrte, zugleich praktische, folglich als competent
                              anzunehmende Beobachter und Schriftsteller haben nun den Nuzeffect noch etwas
                              hoͤher festgesezt, naͤmlich den der ersten Art Raͤder auf 50
                              Procent und den der zweiten Art auf 85 Proc., wiewohl dieß eigentlich nie erreicht
                              wird.
                           In dem vorhabenden Berichte wird von einem Hrn. Emil Weber
                              der Nuzeffect eines horizontalen Wasserrades oder hydraulischen. Kreisels zu 77
                              Proc., ja unter einigen Voraussezungen noch hoͤher angegeben, also so groß,
                              als wie bei den bestconstruirten und gelungensten oberschlaͤchtigen
                              Wasserraͤdern; dieß ist ungemein auffallend, ja unbegreiflich! wenn man auch
                              zugibt, daß das vor uns habende große und weite Feld der Erfindungen und
                              Verbesserungen uns die Moͤglichkeit darbietet, durch besondere Einrichtungen
                              weit mehr als das bisher Bekannte zu erreichen, und fruͤhere Lehr- und
                              Grundsaͤze umzustoßen, oder doch auf einen gewissen Gegenstand unanwendbar zu
                              machen. Ich konnte mich nicht entschließen dem erwaͤhnten Berichte unbedingt
                              Glauben zu schenken, sondern unterzog mich denselben einer genaueren Pruͤfung
                              zu unterwerfen. Mein Bestreben zu einer klaren Beurtheilung dieses Berichtes und des
                              Gegenstandes selbst zu gelangen, waͤre aber beinahe durch das Ungeregelte und
                              Widersprechende der beschriebenen Versuche, durch fehlerhafte Berechnungen, durch
                              Verworrenheit und große Abweichungen der Angaben, endlich aber durch die nicht zu
                              entraͤthselnde Darstellung der eigentlichen Resultate in einer am Ende
                              beigefuͤgten Tabelle ohne allen Erfolg geblieben. Mehrere Male versuchte ich
                              es vergebens zu einigen richtigen Folgerungen in der Sache zu kommen; jedoch ich
                              gruͤbelte immer wieder von Neuem uͤber den Zusammenhang der Angaben
                              nach, und glaube es so weit gebracht zu haben, das was wirklich geschehen ist, und
                              das was haͤtte geschehen sollen, ferner die verstaͤndlichen und die
                              mehr oder weniger dunkeln und widersprechenden Angaben ganz richtig beurtheilen zu
                              koͤnnen.
                           Vielleicht ist ein Theil des fehlerhaften und undeutlichen Zustandes des Berichtes
                              durch dessen Uebertragung in eine andere Sprache herbeigefuͤhrt wordenHr. Walter hat sich spaͤter selbst vom
                                    Gegentheil uͤberzeugt. A. d. R.; aber unmoͤglich kann die Hauptsache durch diese Uebertragung so
                              entstellt worden seyn, daß das Ganze eigentlich gar kein
                                 Resultat gewaͤhrt.
                           Der Berichterstatter formirte mit einigen Ingenieurs, so wie einigen Zeugen eine
                              Commission zu Untersuchung der Resultate, welche von dem neuen horizontalen
                              Wasserrade des Hrn. Fourneyron hinsichtlich seines
                              Nuzeffectes erhalten wuͤrden. Der Bericht theilt zuvoͤrderst mit, auf
                              welche Art und nach welchen Formeln die Commissarien den Wasserzufluß ausgemittelt
                              haben; hierbei finden nun schon mehrere bedeutende Fehler und Widerspruͤche
                              Statt. Die eine Art dieser Untersuchungen war vermittelst eines hydrometrischen
                              Fluͤgels, die andere Art vermittelst des Wasserabschlags uͤber ein
                              Schuzbret und der hierzu gehoͤrigen Formeln. Von diesen zwei angewendeten
                              Verfahrungsarten sind wahrscheinlich Dimensionsangaben gegenseitig verwechselt,
                              uͤberdieß aber auch verschiedene unter sich ganz abweichende Angaben gemacht;
                              denn gleich zu Anfang ist eine kleine Tabelle formirt, deren angefuͤhrte
                              Geschwindigkeiten, wie aus einer spaͤter folgenden Auseinandersezung und
                              pruͤfenden Rechnung zu vermuthen ist, der Ausmittelung durch den
                              Wasserstroͤmungsmesser zugehoͤren und die Anzahl Umgaͤnge,
                              welche der Fluͤgel in einer Minute gemacht hat, andeuten; die uͤbrigen
                              Dimensionsangaben dieser Tabelle hingegen muͤssen der Ausmittelung durch den
                              Wasserabschlag zugehoͤren, obgleich sie mit den unmittelbar darauf folgenden
                              Dimensionsangaben dieser Beobachtung nicht ganz uͤbereinstimmen. Fuͤr
                              die Untersuchung durch den Wasserabschlag sind folgende Formeln und
                              Erklaͤrungen gegeben:
                           
                              
                                 Abfluß des Wassers
                                 = 1,845 × 1 × √h³ (sollte dabei stehen: wenn alles
                                    nach
                                                                   Mètre
                                    gerechnet wird).
                                 
                              
                                 Breite des Abflusses
                                 = l  =
                                    11'11'' = 3,85 Mètre ist aber = 3,87 Meter
                                 
                              
                                 Mittlere Hoͤhe
                                 = h = 10''6''' =
                                    0,269   –     –    –   =
                                    0,284   –
                                 
                              
                           folglich Wasserabfluß = 1,845 × 3,85 ×
                              √0,269³ = 0,975 Kubikmeter per Secunde
                              oder 28,5 Kubikfuß. Bei diesen Angaben sind die Maßreductionen nicht nach einerlei
                              Verhaͤltniß, aber auch keine einzige mit dem richtigen Verhaͤltniß von
                              Fuß und Meter uͤbereinstimmend; dieß jedoch dahin gestellt und den Ansaz des
                              Wasserabflusses als richtig angenommen, so kommt doch 0,991 statt 0,975 Kubikmeter;
                              diese Differenz waͤre jedoch gar nicht in Betracht zu ziehen, sondern wird
                              von mir bloß angefuͤhrt, um die Zuverlaͤssigkeit der vorkommenden
                              Rechnungen zu zeigen; uͤbrigens wuͤrde aber fuͤr dieselben
                              Dimensionen bei deren Ansaz in Fußen und richtiger Berechnung der Wasserzufluß um 5
                              Kubikfuß groͤßer sich ergeben.
                           Bei Beschreibung und Auseinandersezung der Eichung vermittelst des
                              Stroͤmungsmessers ist auf eine – aus der fruͤher
                              erwaͤhnten kleinen Tabelle des Eingangs – entlehnte Angabe No. 1,
                              ferner auf unerwiesene Bestimmung der Geschwindigkeit, welche einer
                              Fluͤgelumdrehung entspricht und auf eine Formel (bloß Coëfficienten)
                              nach Prony die Ausmittelung des Wasserzuflusses
                              begruͤndet, indem dabei wieder auf ein Mal ganz andere Breite und Tiefe des
                              Canales in Rechnung kommen und der nach Prony erhaltene
                              Coëfficient willkuͤrlich gemodelt oder abgeaͤndert ist, dennoch
                              aber das erhaltene Resultat das fruͤher durch Wasserabschlag herausgebrachte
                              betraͤchtlich uͤbersteigt. Beide Methoden jedoch als richtig und
                              erwuͤnscht sich naͤhernd angenommen, waͤre die Sache bis
                              hierher eigentlich auf gewisse Anhaltpunkte gebracht und eine Basis fuͤr die
                              vorhabenden Hauptversuche begruͤndet, folglich die Sache hinlaͤnglich
                              vorbereitet; bevor es jedoch zur Darstellung der Hauptversuche und Resultate kommt,
                              wird jene Basis durch ganz andere Angaben von Beobachtungen, welche mit dem
                              Wasserstroͤmungsmesser gemacht worden sind, wieder voͤllig
                              zerstoͤrt. Es werden naͤmlich auf ein Mal wieder ganz andere Anzahlen
                              von Umgaͤngen des Instrumentes, als vorher aufgefuͤhrt, und zwar nach
                              den gehoͤrigen verschiedenen Observationen daraus die mittlere Anzahl von
                              Umgaͤngen bestimmt, und diese mit der durch Prony's Coëfficienten erhaltenen Anzahl verglichen, womit es zwar
                              – merkwuͤrdiger Weise – aufs Genaueste uͤbereinstimmt,
                              aber keinesweges mit den vorher zum Grunde gelegten Beobachtungen, welche nach Prony's Coëfficienten beilaͤufig 18
                              Umgaͤnge des Fluͤgels per Minute als
                              mittlere Geschwindigkeit gaben, die jezigen hingegen 41, was dann statt den
                              fruͤheren 28,5 Kubikfuß nunmehr 64 Kubikfuß Wasserzufluß gaͤbe. Was
                              soll man dabei denken!? Das Merkwuͤrdigste bei der ganzen Sache ist aber, daß
                              diese saͤmmtlichen Untersuchungen und Bestimmungen fuͤr den
                              vorhabenden Zwek ganz außer der Regel und unnoͤthig sind, da sie naͤmlich bloß auf Ausmittelung des
                              ganzen zu Gebote stehenden Wasserzuflusses ausgehen, diese aber fuͤr den
                              eigentlichen Hauptversuch und das verlangte Resultat gar nichts nuzt; dennoch
                              moͤchte es als vorbereitend immer noch als einiger Maßen nuͤzlich
                              gelten, wenn es nur uͤbereinstimmend und richtig ausgefuͤhrt und dann
                              gehoͤrig benuzt, aber auch eine viel wichtigere und unentbehrliche Angabe
                              dabei nicht ganz außer Acht gelassen worden waͤre; naͤmlich die: wie
                              hoch die gemessene Wassermenge vom oberen Spiegel bis
                              zum unteren herabfaͤllt, oder wie groß das ganze Gefaͤlle ist; wenn
                              ferner dann bei den, als eigentliches Ziel der Expedition, geschehenen Versuchen
                              uͤber den Nuzeffect des Rades die Hauptsache, das ist die wirklich auf das
                              Rad gegangene Wassermenge mit derselben Ausfuͤhrlichkeit und der wenigstens
                              beabsichtigten Genauigkeit ausgemittelt und angegeben, so wie dabei die zweite – fuͤr die
                              Feststellung des wirklich verwendeten dynamischen Effectes unentbehrliche Angabe,
                              – das Gefaͤlle des aufgeschlagenen Wassers – nicht ganz
                              unbeachtet geblieben waͤre; denn man findet weder von dem Einen noch dem
                              Andern nirgend etwas Deutliches.
                           Wendet man sich, indem man die Schilderung der uͤbrigen Vorzuͤge und
                              Vortheile dieses neuen Wasserrades vor der Hand uͤbergeht, zu der Tabelle,
                              welche die eigentlichen Resultate, die Vergleichung des verwendeten dynamischen
                              Effectes mit dem erhaltenen Nuzeffect, von einer großen Menge Beobachtungen
                              enthaͤlt und alles dazu Gehoͤrige recht deutlich und
                              uͤbersichtlich vor die Augen stellen soll, so bekommt man vollends ein Chaos
                              von hoͤchst verworrenen Angaben vor Gesicht, welche man nicht ein Mal
                              einzeln, jede fuͤr sich, gehoͤrig entziffern, viel weniger etwas
                              Zusammenhaͤngendes, am allerwenigsten analoge Verhaͤltnisse und
                              Resultate daraus entnehmen kann. Die Koͤpfe der dritten, vierten und
                              fuͤnften Columne, welche die Angaben enthalten sollen, worauf die Bestimmung
                              des verwendeten dynamischen Effectes beruht, sind ganz unverstaͤndlich, ja
                              wirklich sinnlos uͤberschrieben; naͤmlich die dritte:
                              „Wasserladung oder Sturz.“ Was soll man darunter verstehen?
                              Das Gefaͤlle kann es nicht seyn, denn es variirt von 0,318 bis 1,42 Meter;
                              die Hoͤhe des Wasserzuflusses kann es auch nicht seyn, denn es ist ein Mal
                              bei 4'' Schuzoͤffnung um den 21sten Theil, ein ander Mal um den 7ten Theil
                              betraͤchtlicher als bei 6'' Oeffnung, ja ein Mal gar 6 Mal so groß als bei
                              12'' Oeffnung u.s.w.; dennoch ist es unter gewissen Umstaͤnden und bei einer
                              moͤglichen Verfahrungsweise noch am wahrscheinlichsten, daß damit die
                              Hoͤhe des Wasserzuflusses angegeben ist. Die vierte Columne ist
                              uͤberschrieben: „Geschwindigkeit des Wassers des Canales in Meter
                                 ausgedruͤkt 0,464.“ Was soll das 0,464 hier, da diese
                              Geschwindigkeit von 10,672 bis 42,382 Meter, wahrscheinlich per Minute, und daher von 0,548 bis 2,176 Fuß per Secunde variirt; ferner steht sie gar nicht mit den
                              Schuzoͤffnungen im Verhaͤltnisse, was man doch, so wie bei voriger
                              Rubrik sicher erwarten sollte; doch kommt es hierbei ebenfalls auf eine gewisse
                              – zwar sehr sonderbare – aber doch moͤgliche Verfahrungsweise
                              an. Die fuͤnfte Columne ist uͤberschrieben: „Durchschnitt
                                 des Canales 0,760 Product nach de Prony
                                 erhalten.“ Was soll hier beim Durchschnitte des Canales der Prony'sche
                              Coëfficient fuͤr die mittlere Geschwindigkeit eines im Canale
                              fließenden Wassers? Dieß steht ja in gar keiner Verbindung mit einander. Es ist
                              uͤberdieß durch die in dieser Columne aufgefuͤhrten Zahlen vermuthlich
                              gar nicht der Durchschnitt des Canales ausgedruͤkt, da sie – bis auf
                              eine Kleinigkeit bei 11 Versuchen – durchgaͤngig sich gleich bleiben,
                              was doch mit dem
                              Durchschnitte des gefuͤllten Canaltheiles waͤhrend verschiedener
                              Schuzoͤffnungen nicht wohl, bei den vorher angegebenen Hoͤhen aber gar
                              nicht moͤglich ist; sondern es ist sehr wahrscheinlich die Breite des Canales
                              damit angedeutet, denn es stimmt mit derselben, wie sie vorher im Berichte angegeben
                              ist, naͤmlich 19, ein ander Mal 19,09' sehr gut uͤberein. Deutet man
                              nun bei dieser Tabelle die drei zweifelhaften Columnen so, wie ich vorhin bei jeder
                              gethan habe, und wie es auch am wahrscheinlichsten ist, naͤmlich:
                              Hoͤhe, Geschwindigkeit und Breite des Wasserzuflusses, dann bekommt man
                              allerdings daraus auch die in der sechsten Columne stehenden Producte fuͤr
                              den Kraftmoment einer Secunde, oder den dynamischen Effect in Kilogrammen auf 1
                              Meter gehoben; aber es ist ja dabei gar kein Gefaͤlle in Anschlag gebracht,
                              dasselbe muͤßte denn immerwaͤhrend 1 Meter betragen haben. Bei dieser
                              Unvollkommenheit der Hauptsache des Berichtes muß alles Uebrige, mag es auch ganz
                              richtig seyn, dahin gestellt bleiben. Außerdem kann man wohl Einiges von dem, was
                              Hr. Weber zum Lobe des hydraulischen Kreisels sagt, als
                              wahr und richtig annehmen; doch keinesweges seine Schluͤsse uͤber das
                              Verhaͤltniß des Nuzeffectes bei noch groͤßeren
                              Schuͤzenoͤffnungen, so wie noch manches Andere.
                           Es ist unstreitig von sehr allgemeinem Interesse, uͤber diesen Gegenstand ganz
                              klare und richtige Resultate zu erhalten; deßhalb ist es auch sehr zu
                              wuͤnschen, daß es Hrn. Weber gefallen
                              moͤchte, uͤber seine Versuche und den davon erstatteten Bericht
                              naͤhere Erlaͤuterungen zu geben, so wie auch eine voͤllige
                              Beschreibung der eigentlichen Construction des hydraulischen Kreisels, wodurch es
                              moͤglich wird Wirkungen hervorzubringen, welche gegen alle zeitherigen
                              Lehrsaͤze der Hydrostatik und Hydrodynamik streiten, so wie uͤber die
                              Begriffe der Sachverstaͤndigen gehen, mitzutheilen.