| Titel: | Ueber die neue, von Hrn. Ericsson erfundene Wärmestoff-Maschine, Caloric-Engine genannt. | 
| Fundstelle: | Band 51, Jahrgang 1834, Nr. XIV., S. 82 | 
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                        XIV.
                        Ueber die neue, von Hrn. Ericsson erfundene
                           Waͤrmestoff-Maschine, Caloric-Engine
                           genannt.
                        Aus dem Mechanics' Magazine, No. 535, S.
                              82.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. II.
                        Ericsson's neu erfundene
                           Waͤrmestoff-Maschine.
                        
                     
                        
                           Die Faͤhigkeit der gasartigen und fluͤssigen Koͤrper
                              Waͤrmestoff aufzunehmen, ist bekanntlich beinahe unbeschraͤnkt, und
                              weder die Dichtheit, noch der Druk scheint auch nur den geringsten entgegenwirkenden
                              Einfluß zu haben. Das dichteste Medium wird eine gegebene Quantitaͤt Hize mit
                              eben derselben Leichtigkeit aufnehmen, mit der sie von dem verduͤnntesten
                              aufgenommen wird; und wenn zwei Mediums von ungleicher Temperatur mit einander in
                              Beruͤhrung gebracht werden, so wird sich diese Temperatur unmittelbar und
                              sogleich ausgleichen, wie groß auch der Unterschied der Dichtigkeiten dieser beiden
                              Koͤrper seyn mag.
                           Wir wollen nun die Aufmerksamkeit unserer Leser auf eine Anwendungsweise dieser
                              physischen Geseze zur Erzeugung einer mechanischen Kraft lenken, eine Anwendung, die
                              uns vollkommen neu zu seyn scheint, und die, wie wir glauben, zu Resultaten von
                              hoͤchster Wichtigkeit fuͤhren duͤrfte. Wir meinen die
                              sogenannte Waͤrmestoffmaschine, Caloric-Engine, auf welche Hr. Ericsson
                              kuͤrzlich ein Patent erhielt.
                           Der Hauptunterschied dieser neuen Maschine von der Dampfmaschine und allen
                              uͤbrigen krafterzeugenden Maschinen liegt darin, daß dieselbe
                              Quantitaͤt Hize, wodurch sie in Bewegung gesezt wird, auch zur Unterhaltung
                              dieser Bewegung dient, und daß nur die geringe Menge Hize, welche entweicht oder
                              durch Ausstrahlen verloren geht, neu ersezt werden muß. Wir haben uns so wie hundert
                              Andere in den lezten Tagen uͤberzeugt, daß eine nach dem fraglichen Plane
                              erbaute Maschine gegenwaͤrtig wirklich arbeitet, und koͤnnen als
                              Augenzeugen versichern, daß sie eben so kraͤftig und gleichmaͤßig
                              arbeitet, als eine Dampfmaschine nur immer arbeiten kann.
                           Die Maschine, die wir sahen, gleicht dem aͤußeren Aussehen nach, bis auf den
                              Raum, den sie einnimmt, genau einer Dampfmaschine mit hohem Druke. Sie ist auf 5
                              Pferdekraͤfte berechnet, und hat zwei Cylinder, von denen der eine, der
                              sogenannte kalte Cylinder, 10 1/4, und der andere, der sogenannte arbeitende oder heiße Cylinder,
                              14 Zoll im Durchmesser mißt. Der Hub betraͤgt an beiden Cylindern 18 Zoll.
                              Die Maschine arbeitete unter einem Druke von 35 Pfd. auf den Quadratzoll, und ihre
                              Kraft wurde durch eine Last von 4000 Pfunden gehemmt, die auf den Umfang eines Rades
                              von 2 Fuß im Durchmesser wirkte.
                           Das bei dieser Maschine verwendete circulirende Medium besteht bloß aus
                              atmosphaͤrischer Luft; es lassen sich jedoch auch andere
                              Fluͤssigkeiten anwenden, und einige vielleicht sogar mit groͤßerer
                              Leichtigkeit. Wir koͤnnen uns hier in keine weitlaͤufige und aus
                              vielen Details bestehende Beschreibung des inneren Baues der Maschine einlassen, und
                              koͤnnen eine solche Beschreibung um so mehr uͤbergehen, als sie zur
                              Erlaͤuterung des Principes, nach welchem die Maschine arbeitet, eben nicht
                              noͤthig ist. Die beigefuͤgte Zeichnung, aus der das Wesentliche
                              erhellt, wird hierzu hinreichen.
                           DD in Fig. 47 ist ein
                              cylindrisches Gefaͤß, der sogenannte Regenerator, der an der
                              gegenwaͤrtig arbeitenden Maschine 7 Fuß 6 Zoll lang ist, und dabei einen
                              Durchmesser von 8 1/2 Zoll hat. Dieser Regenerator ist mit kleinen Roͤhren
                              ausgestattet, welche durch beide Enden gehen, und sich in die Dekel H und J endigen. Eben so
                              enthaͤlt er auch eine Anzahl von Scheidungsplatten oder
                              Scheidewaͤnden, durch welche diese Roͤhren gehen, und in deren oberen
                              und unteren Theilen abwechselnd Ausschnitte angebracht sind. Die Roͤhren
                              selbst enthalten gleichfalls wieder eine Anzahl Scheidewaͤnde, die gegen den
                              Mittelpunkt zu immer schmaͤler zulaufen, und welche in entgegengesezter
                              Richtung gegen einander angebracht sind. TT ist
                              eine von den gebogenen Roͤhren, dergleichen mehrere in einem Ofen E eingeschlossen sind, und auf welche das Feuer U einwirkt, dessen Verbrennung durch den von dem
                              Schornsteine R erzeugten Luftzuge unterhalten wird.
                              Saͤmmtliche, in dem Ofen befindliche Roͤhren sind mit zwei
                              groͤßeren Roͤhren verbunden, von denen die eine mit dem Dekel H, die andere hingegen, wie aus der Zeichnung zu
                              ersehen, mit einem Vierweghahne communicirt, welcher an den
                              Durchtrittsstuͤken des Cylinders A, der den
                              arbeitenden Cylinder der Maschine bildet, angebracht ist. C stellt eine oder mehrere Roͤhren vor, welche irgend einem
                              abkuͤhlenden Medium ausgesezt ist, und der Abkuͤhler genannt wird.
                              Auch diese Roͤhre enthaͤlt eine Anzahl von Scheidewaͤnden,
                              gleich jenen in den Roͤhren des Regenerators; sie communicirt mit dem
                              Koͤrper des Regenerators und auch mit dem an dem Cylinder K angebrachten Vierweghahne.
                           Wir wollen nun annehmen, daß dieser ganze Apparat, d.h. der Koͤrper des
                              Regenerators, dessen Roͤhren, die Dekel H und J, die Roͤhren in dem Ofen, der Abkuͤhler P, die Roͤhre G, und
                              die beiden Cylinder mit ihren Durchtrittsstuͤken mit gewoͤhnlicher
                              atmosphaͤrischer Luft oder mit irgend einer anderen luftfoͤrmigen
                              Substanz angefuͤllt sind. Wir wollen ferner annehmen, daß jener Theil der
                              Luft, der in der Zeichnung schwarz angedeutet ist, mehr comprimirt ist, als die in
                              den weiß gelassenen Theilen enthaltene Luft; und daß die in dem Cylinder A, den Ofenroͤhren T,
                              dem Dekel H und der Roͤhre G enthaltene Luft auf einen hohen Temperaturgrad erhizt ist,
                              waͤhrend die Luft, die sich in dem Koͤrper und in den Roͤhren
                              des Regenerators befindet, beinahe dieselbe Temperatur hat, wie jene in dem Dekel
                              H, und sich gegen den Dekel J hin allmaͤhlich so vermindert, daß sie der Temperatur der
                              aͤußeren atmosphaͤrischen Luft gleichkommt. Wenn nun unter diesen
                              Umstaͤnden her in den schwarz dargestellten Theilen des Apparates enthaltenen
                              Luft ein groͤßerer Druk mitgetheilt worden, so folgt hieraus, daß, indem der
                              Cylinder A mit seinem Kolben groͤßer ist, als der
                              Cylinder K mit seinem Kolben, in der Richtung, welche an
                              dem Winkelhebel L durch einen Pfeil angedeutet ist, eine
                              Bewegung hervorgebracht werden muͤsse.
                           Die auf diese Weise erzeugte Kraft wird von dem Flaͤchenraume des Kolbens und
                              von dem dem circulirenden Medium mitgetheilten Druke abhaͤngen. Es ist
                              offenbar, daß die heiße Luft, die in Folge der Bewegung des Kolbens aus dem Cylinder
                              A durch die Roͤhre G entweichen muß, bei ihrem Durchgange durch den Koͤrper des
                              Regenerators gegen den Abkuͤhler P ihre Hize an
                              die aus dem Cylinder K getriebene Luft abgeben muß,
                              indem die Theilchen dieser lezteren Luft bei dem Durchgange durch die Roͤhren
                              gegen die Ofenroͤhren hin gleichfalls eine bestaͤndige
                              Veraͤnderung erleiden. Wenn die Kolben ihren Hub zuruͤkgelegt haben,
                              so werden die beiden Vierweghaͤhne umgedreht, wo dann eine retrograde
                              Bewegung eintritt, waͤhrend die Bewegung der entgegengesezten
                              Stroͤmungen in dem Regenerator dieselbe bleibt, wie vorher. Es entsteht auf
                              diese Weise eine ununterbrochene Bewegung, und es wird eine fortwaͤhrende
                              Uebertragung der Hize unterhalten. Die Aufgabe des Abkuͤhlers P ist, jene Hize zu entziehen, welche wegen der
                              verschiedenen Waͤrmecapacitaͤten der beiden Stroͤmungen nicht
                              von dem Regenerator aufgenommen wird; und die Aufgabe des Ofens ist: die auf diese
                              Weise entzogene, so wie die durch die Ausstrahlung verloren gegangene Hize wieder zu
                              ersezen, und die Temperatur am Anfange der Operation zu erhoͤhen.
                           Wir brauchen kaum zu bemerken, daß das kleinere Volumen der aus dem kalten Cylinder
                              kommenden Luft den groͤßeren Raum in dem heißen Cylinder erfuͤllt, indem diese Luft
                              bei dem Durchgange durch den Regenerator und durch den Ofen erhizt wird. Dagegen
                              wird auch das aus dem heißen Cylinder entweichende groͤßere Volumen in dem
                              kleineren Raume des kalten Cylinders Plaz finden, weil es seine Hize abgibt, bevor
                              es in lezteren uͤbergeht.
                           Das circulirende Medium kann durch das Fuͤllen des Apparates auf einem
                              beliebigen Grade von Druk gehalten werden, und auf diese Weise laͤßt sich der
                              Druk der Maschine auch auf beliebige Weise abaͤndern. Ein hoher Druk wird
                              natuͤrlich eine verhaͤltnißmaͤßig hoͤhere Wirkung
                              hervorbringen, indem der durch das Ausstrahlen entstehende Verlust bei allen Graden
                              von Druk gleich ist.
                           Wir waren sehr begierig uns zuverlaͤssig von der Gleichmaͤßigkeit der
                              Wirkung dieser Maschine zu uͤberzeugen, und stellten daher mehrfache Versuche
                              in dieser Beziehung an. Bei allen diesen Versuchen belief sich die Zahl der Hube in
                              jeder Minute regelmaͤßig auf 56 in der Minute. Der Gesammtverbrauch an
                              Brennmaterial belaͤuft sich; wenn die Maschine mit dieser Geschwindigkeit
                              arbeitet, nicht hoͤher, als auf 2 Pfd. per
                              Pferdekraft in der Stunde, und der ganze Verlust, der durch den Uebertragungsproceß
                              erzeugt wird, d.h. die ganze Hize, welche durch den Abkuͤhler entzogen wird,
                              soll nicht groͤßer seyn, als das Product von 3 Pfd. Brennmaterial per Stunde.
                           Das erforderliche Brennmaterial wuͤrde eine noch weit geringere
                              Quantitaͤt als 2 Pfd. ausmachen, wenn eine kleine Maschine nicht nothwendig
                              verhaͤltnißmaͤßig groͤßere ausstrahlende Oberflaͤchen
                              mit sich braͤchte, und wenn diese ausstrahlenden Oberflaͤchen bei den
                              Versuchen nicht absichtlich unbedekt und durch keinen schlechten Waͤrmeleiter
                              geschuͤzt geblieben waͤren.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
