| Titel: | Bericht des Hrn. Olivier über zwei für die militärische Topographie bestimmte Instrumente, welche Hr. Burnier, Capitän der Artillerie, der Société d'encouragement vorlegte. | 
| Fundstelle: | Band 51, Jahrgang 1834, Nr. XLV., S. 200 | 
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                        XLV.
                        Bericht des Hrn. Olivier uͤber zwei fuͤr die
                           militaͤrische Topographie bestimmte Instrumente, welche Hr. Burnier, Capitaͤn der
                           Artillerie, der Société d'encouragement
                           vorlegte.
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 d'encouragement. Septbr. 1833, S. 316.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III.
                        Ueber zwei Instrumente fuͤr die militaͤrische
                           Topographie.
                        
                     
                        
                           Hr. Burnier hat der Gesellschaft zwei von ihm erfundene
                              Instrumente vorgelegt, von denen das eine einen Compaß zum Messen der horizontalen
                              Winkel, und das andere einen neuen Nivellir-Eclimeter vorstellt, welcher zu
                              Nivellirungen und zum Messen einiger senkrechter Winkel dient. Der Comité der
                              mechanischen Kuͤnste hat mich beauftragt, folgenden Bericht uͤber
                              diese beiden Instrumente zu erstatten.
                           Das Aufnehmen militaͤrischer Plane muß meistens sehr schnell geschehen, und
                              erfordert gewoͤhnlich keinen sehr hohen Grad von Genauigkeit. Daher verdienen
                              in dieser Hinsicht leicht tragbare und etwas minder genaue Instrumente den Vorzug
                              vor genaueren, aber voluminoͤseren und nicht so schnell zum Ziele
                              fuͤhrenden. Die Officiere verlangen und brauchen deßwegen Instrumente, die
                              keinen großen Raum einnehmen, und die sie leicht in ihren Mantelsaͤken
                              unterbringen, oder sogar ohne Unbequemlichkeit bei sich tragen koͤnnen.
                           Hr. Katter erfand seiner Zeit einen Compaß, der diesem
                              Zweke entsprach, aber 45 bis 80 Franken kostete; der Compaß des Hrn. Burnier leistet nun dieselben Dienste, und kostet nur 25
                              Franken, und ist uͤberdieß leichter zu verfertigen und leichter zu
                              transportiren.
                           An dem Katter'schen Compasse ist der graduirte Rand
                              horizontal; und damit man die Gradeintheilung lesen koͤnne, wahrend man den
                              Gegenstand mittelst des Oculars und des Absehens visirt, ist unter dem Ocular ein
                              Prisma angebracht, dessen untere Flaͤche linsenfoͤrmig geschnitten
                              ist. Der Beobachter liest also die Eintheilung durch Refraction, und sieht dieselbe
                              zugleich auch vergroͤßert. Die Vergroͤßerung, welche durch die
                              linsenfoͤrmige Gestalt des Prisma's erfolgt, bewirkt, daß ein Compaß von
                              kleinerem Durchmesser eben so genaue Resultate gibt, als einer von groͤßerem
                              Durchmesser, an welchem die Eintheilung aber mit naktem Auge gelesen werden muß.
                              Wenn die Vergroͤßerung daher das Dreifache betragt, so kann der Durchmesser
                              des mit dem Linsenprisma ausgestatteten Compasses drei Mal kleiner seyn, als jener
                              des gewoͤhnlichen Compasses, an welchem die Eintheilung mit freiem
                              Aͤuge abgelesen wird.
                           Um nun das Instrument wohlfeiler und leichter ausfuͤhrbar zu machen, hat Hr.
                              Burnier die Eintheilung an einem von der Magnetnadel
                              gefuͤhrten
                              Cylinder, und vorne eine Luppe, welche vier Mal vergroͤßert, angebracht. Ein
                              messingener Kreis, der sich als Bogen erhebt, spannt ein Haar, welches als Absehen
                              dient, so daß man die Eintheilung lesen kann, wahrend man visirt.
                           Dieses kleine Instrument kann entweder mit der Hand gehalten, oder mittelst einer
                              Dille, die an seiner unteren Flaͤche angeschraubt wird, auf einem
                              Abstekpfahle befestigt werden.
                           Der gewoͤhnliche Goniometer, der bekanntlich einer Tabaksdose gleicht, an
                              welcher die Verbindungsringe des unteren und oberen Theiles mit Eintheilungen
                              versehen sind, kann auch zum Messen der horizontalen Winkel dienen. Man muß
                              demselben jedoch zu große Dimensionen geben, wenn man ihn so einrichten will, daß
                              man mit freiem Auge einen halben Grad ablesen kann. Dadurch wird er nicht nur schwer
                              tragbar werden, sondern das Instrument hat auch noch den Nachtheil, daß man den
                              oberen Theil mit der Hand in dem Halse umdrehen muß, so daß sich die Winkel nur auf
                              eine ziemlich unvollstaͤndige Weise damit messen lassen. Der Compaß ist
                              leichter zu handhaben, und die ganze Operation geht dabei schneller. Der
                              gewoͤhnliche Goniometer kann, wenn man eine Nivellirwage daran anbringt, auch
                              als Eclimeter und zum Messen der senkrechten Winkel dienen; allein auch dieses
                              Instrument, welches auf 80 Franken zu stehen kommt, treffen die eben angegebenen
                              Vorwuͤrfe, d.h. man muß auch hier einen Theil des Instrumentes mit der Hand
                              in einem Halse umdrehen, und auch hier hindert die Reibung eine hinlaͤnglich
                              genaue Messung.
                           Hr. Burnier hat nach demselben Systeme, welches er bei dem
                              Baue feines Compasses befolgte, auch einen Eclimeter verfertigt. Er brachte
                              naͤmlich in ein kleines Gehaͤuse von 2 Centimeter Dike und einem
                              Decimeter Laͤnge einen kleinen Cylinder von 5–6 Millimeter
                              Hoͤhe, der einen Kreisbogen zur Basis hat.
                           Dieser cylindrische, fixirte Rand ist mit Eintheilungen versehen; ein kleiner Hebel,
                              der sich um eine Achse bewegt, und an dessen Ende sich eine ruͤkwaͤrts
                              gekruͤmmte Spize befindet, deutet je nach der Neigung, welche man dem
                              Instrumente gibt, die Grade an; der Aufhaͤngepunkt des Hebels befindet sich
                              in der Mitte des Randes.
                           Dieses Instrument kostet nur 18 Franken. Beide Instrumente entsprechen dem Zweke,
                              wozu sie bestimmt sind; sie sind wohlfeiler, und leichter zu verfertigen, als die
                              bisher gebraͤuchlichen, bequemer, leichter transportabel, und dabei in ihren
                              Resultaten doch eben so genau. Der Generalstab hat sie daher auch auf den Bericht
                              hin, den die HH. Puissant und Lapie daruͤber erstatteten, bei den militaͤrischen
                              Operationen eingefuͤhrt. Die Commission schlaͤgt vor, Hrn. Burnier den besonderen Dank der Gesellschaft
                              auszudruͤken, und seine Instrumente durch den Bulletin bekannt zu machen.
                           
                        
                           Beschreibung des neuen Compasses des Hrn. Burnier.
                           Fig. 12 zeigt
                              den Compaß geschlossen im Grundrisse.
                           In Fig. 13 ist
                              die Dekelplatte weggenommen, damit man den Rand und die Magnetnadel sieht.
                           Fig. 14 ist
                              ein Langendurchschnitt des Instrumentes.
                           Fig. 15 ist
                              ein Aufriß von Vorne mit emporgehobenem Bogen.
                           Fig. 16 zeigt
                              den Rand einzeln fuͤr sich.
                           a ist das Gehaͤuse des Instrumentes.
                           b die Dekelplatte.
                           c der cylindrische Rand, an dessen aͤußerer
                              Flaͤche die Eintheilung angebracht ist.
                           d ist die auf dem Rande befestigte Magnetnadel.
                           e der Zapfen, auf welchem sich die Magnetnadel
                              dreht.
                           f der Hebel, womit der Rand gehoben und gestellt wird,
                              wenn das Instrument nicht gebraucht wird. Die Handhabe druͤkt beim Schließen
                              auf diesen Hebel.
                           g ist die Handhabe, womit das Haar, welches zum Absehen
                              bestimmt ist, gespannt wird.
                           h eine Feder, die die Handhabe
                              zuruͤkhaͤlt, wenn sie herabgesenkt worden.
                           i eine Luppe mit vierfacher Vergroͤßerung, durch
                              welche man die Grade des Randes abliest.
                           k eine kleine Platte, durch welche der Rand Licht
                              erhaͤlt.
                           l eine Schraube, an welcher das Haar m festgemacht wird, welches durch einen Bolzen, der mit
                              der Handhabe aus einem Stuͤke besteht, und durch Kerben oder Einschnitte, die
                              sich in der Dekelplatte b befinden, geht. Dieses Haar
                              wird senkrecht gegen die Luppe gespannt, und geht durch ein im Grunde des
                              Gehaͤuses befindliches Loch.
                           n ist eine unter dem Instrumente angebrachte Dille,
                              womit man dasselbe entweder mit der Hand halten, oder auf einen Pflok sezen
                              kann.
                           Will man nun mit diesem Compasse eine Beobachtung anstellen, so haͤlt man
                              denselben bei seiner Dille in einer solchen Entfernung vom Auge, daß man die beiden
                              als Absehen dienenden Haare deutlich sieht, richtet die Flaͤche dieser beiden
                              Haare auf den Gegenstand, dessen Declination man wissen will, und liest dann die
                              Gradeintheilung, welche dem Zeiger gegenuͤber zu stehen kommt, ab. Man kann das Stillstehen des
                              Randes beschleunigen, wenn man ihn in der Mitte seines Laufes mittelst des Hebels
                              f leicht emporhebt, oder wenn man das Instrument so
                              neigt, daß sich der Rand auf dem Grunde des Gehaͤuses reibt. Man braucht
                              uͤbrigens bekanntlich nicht auf den vollkommenen Stillstand zu warten,
                              sondern man kann sich auch mit dem mittleren Durchschnitte aus einer bestimmten
                              Anzahl von Schwingungen begnuͤgen. Diese Methode, bei welcher man an Zeit
                              gewinnt, ist hinlaͤnglich genau, und mit einiger Uebung kann man die
                              aͤußersten Grade der Schwingungen leicht ablesen, da die Geschwindigkeit des
                              Randes an den aͤußersten Enden seiner Bahn sehr unbedeutend wird.
                           Will man genauer beobachten, so sezt man den Compaß auf einen Pfahl, wo man dann mit
                              eben derselben Genauigkeit, wie mit einem gewoͤhnlichen Compasse, aufnehmen
                              kann.
                           Das Instrument ist so gebaut, daß die Stellung des Zapfens im Mittelpunkte des
                              Gehaͤuses sicher ist, und die in dem messingenen Dekel b und der Handhabe g angebrachten Kerben oder
                              Ausschnitte bewirken eine unwandelbare Stellung der Haare. Die Magnetnadel d ist gehoͤrig fixirt; der Compaß deutet auf O, wenn man gegen den magnetischen Nord visirt, wie Fig. 15 zeigt.
                              Um Verwirrungen vorzubeugen, ist an den Eintheilungen uͤberall eine Null
                              weggelassen; so bedeutet 1 10, 2 20, 35 350 etc.
                           Dieses Instrument gewaͤhrt den großen Vortheil, daß es das Steigen des Bodens
                              selbst orientirt, und daß man auf diese Weise alle falschen Richtungen vermeidet.
                              Der Beobachter kann die Grade, welche in der Flaͤche der Gesichtslinie stehen
                              bleiben, direct und wahrend des Visirens ablesen, und dieses Ablesen wird durch die
                              Luppe so erleichtert, daß man selbst einen halben Grad schaͤzen kann, obschon
                              der Durchmesser des Randes nur 4 Centimeter betraͤgt.
                           
                        
                           Beschreibung des Nivellireclimeters des Hrn.
                                 Burnier.
                           Dieses Instrument ist nach demselben Principe, wie der eben beschriebene Compaß
                              gebaut; nur ist der Rand, der an feiner aͤußeren cylindrischen
                              Oberflaͤche gleichfalls in Grade eingetheilt ist, von der Nadel
                              unabhaͤngig. Diese Nadel wird durch ein Gegengewicht in horizontaler Stellung
                              erhalten, und der Zeiger, der an den Eintheilungen des Randes voruͤbergeht,
                              deutet die Neigung oder Inclination der Gesichtslinie uͤber oder unter dem
                              Horizonte an. Diese Gesichtslinie wird durch seitliche Kerben oder Ausschnitte,
                              welche ein Diopterlineal bilden, bestimmt. Da die Winkel hier gleichfalls
                              waͤhrend des Visirens abgelesen werden koͤnnen, so kann man das
                              Instrument eben so wie den Compaß in der Hand halten; doch kann man es bei genaueren
                              Beobachtungen zur
                              Verminderung der Schwingungen auch mittelst einer Dille auf einem Stoke
                              befestigen.
                           Fig. 17 ist
                              ein Seitenaufriß des Instrumentes; in Fig. 18 sieht man es zu
                              3/4 im Profile; Fig. 19 zeigt das Instrument bloß gelegt. Fig. 20 ist eine
                              Projektion des Randes. In Fig. 21 sieht, man das
                              Instrument von Vorne, und in Fig. 22 von Hinten. Fig. 23 zeigt
                              die Nadel im Aufrisse und im Grundrisse.
                           a ist das Gehaͤuse.
                           b die Dille.
                           c die Dekelplatte.
                           d ein Fenster in dieser Platte, durch welches man die
                              Eintheilungen des Randes beobachtet.
                           e ist ein an dem Gehaͤuse angebrachter Rand in
                              Form eines Sectors.
                           f eine Nadel oder ein Zeiger, der sich auf einem Messer
                              schwingt.
                           g ein Gegengewicht, wodurch die Nadel in horizontaler
                              Stellung erhalten wird.
                           h der Zeiger, der mit der Nadel aus einem Stuͤke
                              besteht.
                           i ein kleiner Hebel, dessen Haken j unter die Nadel tritt und dieselbe feststellt, wenn man sich des
                              Instrumentes nicht bedient. Man braucht in diesem Falle nur den Hebel in senkrechter
                              Stellung zu bringen.
                           k sind Ausschnitte oder Kerben in dem Rande der Platte
                              c, welche ein Diopterlineal bilden.
                           Anwendungsweise des Instrumentes. Der Rand o gibt nur 25 bis 30 Grade uͤber und unter dem
                              Horizonte an; dieß ist fuͤr den Zwek, zu welchem das Instrument bestimmt ist,
                              hinreichend. Nimmt man jedoch eine der Kanten des Gehaͤuses als Ausschnitt,
                              so erhaͤlt man auf diese Weise ein kuͤnstliches Diopterlineal
                              (alidade), bei welchem der ganze Rand zum Messen der Winkel dient.
                           Der Nullpunkt am Rande wird durch die Beobachtung bestimmt; die Richtigkeit desselben
                              laͤßt sich verificiren, wenn man einen Punkt visirt, das Instrument hierauf
                              umkehrt, und denselben Punkt wieder visirt. Zeigt der Zeiger h bei dieser Operation denselben Grad uͤber oder unter Null, den er
                              fruͤher andeutete, so ist das Instrument gut regulirt. Um den Nullpunkt des
                              kuͤnstlichen Diopterlineals zu fixiren, visirt man einen bereits nivellirten
                              Punkt mit ihm; den Grad, auf welchem der Zeiger hierbei stehen bleibt, nimmt man
                              dann als den Nullpunkt. Dem Baue des Instrumentes gemaͤß muß dieser Punkt der
                              20ste Grad der Eintheilung seyn. Damit sich die Nadel nicht auf ihrem Zapfen
                              abnuͤze, braucht man nach geschehener Arbeit nur den kleinen Hebel i umzudrehen, indem sie dadurch so emporgehoben wird,
                              daß das Instrument ohne Nachtheil transportirt werden kann.
                           
                           Dieses Instrument eignet sich zum Nivelliren und zum Messen einiger senkrechter
                              Winkel. Sein Nuzen wird sich besonders in manchen Gegenden zeigen, in welchen es von
                              Wichtigkeit ist, approximativ die Hoͤhen der vorzuͤglichsten Punkte
                              einer militaͤrischen Stellung zu kennen. Als Nivellirinstrument angewendet
                              dient es zum Verzeichnen einiger horizontalen Kruͤmmen, zur Bestimmung der
                              Moͤglichkeit und Ausdehnung einer Ueberschwemmung und zur Vollbringung jener
                              Operationen, welche noͤthig sind, um sich gehoͤrige Kenntniß von der
                              Gestaltung des Terrains zu verschaffen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
