| Titel: | Bericht des Hrn. Payen über ein von Hrn. Caron mitgetheiltes Verfahren weiße Weine zu klären. | 
| Fundstelle: | Band 51, Jahrgang 1834, Nr. LXVI., S. 276 | 
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                        LXVI.
                        Bericht des Hrn. Payen uͤber ein von Hrn. Caron mitgetheiltes Verfahren
                           weiße Weine zu klaͤren.
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 d'encouragement. October 1833, S. 347.
                        Bericht uͤber das Verfahren weiße Weine zu
                           klaͤren.
                        
                     
                        
                           Hr. Caron, ehemaliger Weinhaͤndler, zeigte der
                              Gesellschaft bei Gelegenheit des Concurses, den sie auf die Erfindung einer
                              Substanz, welche statt des Fischleimes oder der Hausenblase zum Klaͤren des
                              Bieres und der weißen Weine benuzt werden koͤnnte, ausgeschrieben hatte, an,
                              daß er eine große Anzahl von Versuchen hieruͤber angestellt habe, von denen
                              jedoch keiner zu einem genuͤgenden Resultate fuͤhrte. Er theilte der
                              Gesellschaft aber bei dieser Gelegenheit ein Verfahren mit, dessen er sich lange
                              Zeit und mit guͤnstigem Erfolge zum Klaͤren der weißen Weine bediente,
                              und mit dessen Huͤlfe er ihnen die gelbliche Farbe entzog, die deren Verkauf
                              oft so hinderlich ist. Dieses Verfahren ist sehr einfach; denn man braucht nichts
                              weiter, als von einem Stuͤkfasse Wein beilaͤufig 3 Liter Wein
                              abzuziehen, gleich darauf einen Liter frisch gemolkene Kuhmilch in das Faß zu gießen
                              und mit einem Stoke lebhaft umzuruͤhren; dann das Faß mit dem abgelassenen
                              Weine wieder aufzufuͤllen, und es zuzuspunden, wobei jedoch ein kleines
                              Bohrloch offen gelassen werden muß. Nach einigen Tagen kann man hierauf den Wein wie
                              gewoͤhnlich abziehen.
                           Wir forschten nun vor Allem nach, ob dieses Verfahren neu sey, und erhielten
                              hieruͤber von unserem Collegen Hrn. Chevallier
                              folgende Nachweisungen. In den Annales de Chimie Bd.
                              LII. S. 216 finden sich Bemerkungen des Hrn. Parmentier
                              uͤber das Klaͤren des Weines und Bieres, worin folgende Stelle
                              vorkommt:
                           
                              „Ich habe statt des Eiweißes oͤfter Fischleim, so wie auch Milch
                                 und Rahm zum Klaren verwendet; allein diese Substanzen brauchen nicht nur
                                 laͤngere Zeit um die Klaͤrung zu bewirken, sondern die
                                 Fluͤssigkeiten werden auch nie so klar und so wenig gefaͤrbt, als
                                 die mit Eiweiß behandelten. Sie erhalten dadurch uͤberdieß eine
                                 groͤßere Consistenz, gleichsam ein oͤhlartiges Aussehen, und
                                 fließen auch nur schwer durch Filtrirpapier. Warme Milch und Rahm muͤssen
                                 unter die klaͤrenden Substanzen gezaͤhlt werden; sie wirken sogar
                                 ziemlich schnell; allein deren Anwendung, und besonders jene der warmen Milch,
                                 bringt eine große Unannehmlichkeit mit sich, und diese ist: daß in der
                                 Fluͤssigkeit eine gewisse Quantitaͤt Hefen zuruͤkbleibt,
                                 die sich unmoͤglich abscheiden laͤßt, und welche dem feinen
                                 Geschmake dieser Fluͤssigkeiten nachtheilig ist.“
                              
                           
                           Im Dictionnaire de l'industrie Bd. VI. S. 458 findet man
                              unter der Ueberschrift: „Verfahren weißen Wein zu klaren, zu dunklen,
                                 rothen Wein blaͤsser zu machen, und rothen in weißen Wein zu
                                 verwandeln,“ folgende Notiz:
                           
                              „Es gibt noch eine Methode weiße Weine zu klaren, die sich jedoch nicht
                                 fuͤr rothe Weine eignet, weil sie denselben ihre Farbe benehmen
                                 wuͤrde. Man kann sich ihrer auch bedienen, um zu dunkelm, rothem Weine
                                 etwas von seiner Farbe zu benehmen, und um dem rothen Weine, wenn er zu pikant
                                 ist, etwas von seiner Saure zu entziehen. Man braucht naͤmlich sowohl zu
                                 diesem Behufe, als zum Klaren der weißen Weine und der leichten Branntweine nur
                                 ein Paar Pinten abgerahmte Milch auf ein Mud dieser Fluͤssigkeiten
                                 zuzusezen und gut umzuruͤhren. Durch diese Verbindung der Substanzen, die
                                 man gewoͤhnlich zum Klaren anwendet, mit etwas abgerahmter Milch benehmen
                                 die Weinhaͤndler ihren Weinen das Braune und Gelbe, um ihnen
                                 dafuͤr das sogenannte Wasserhelle (blancheur
                                    d'eau) zu geben, welches im Auslande so beliebt ist, und zwar sowohl
                                 bei den weißen Weinen, als bei den Branntweinen.“
                              
                           In der Encyclopedie méthodique, Arts et
                                 métiers, endlich liest man Bd. VIII. S. 611 folgende Stelle:
                           
                              „Zu bemerken ist noch, daß man die Muscatweine, die Weine von Condrieux
                                 u.a. dergl. Weine mit abgerahmter Milch bleicht.“
                              
                           Aus diesen Citaten erhellt, daß dieß fragliche Klaͤrungsmittel schon seit
                              langer Zeit bekannt ist; man muß aber gestehen, daß jeder der Autoren auf seine
                              eigene Weise davon spricht; die meisten halten dasselbe geeignet eine mehr oder
                              minder vollkommene Klaͤrung zu bewirken; einige fuͤgen bei, daß es
                              eine Entfaͤrbung des Weines bewirke; keiner bezeichnet aber den eigenen
                              Charakter, der ihm zukommt.
                           Ohne hier in eine ausfuͤhrliche Beschreibung der Versuche, die wir
                              hieruͤber anstellten, einzugehen, wollen wir uns damit begnuͤgen deren
                              Resultate anzugeben, da dieselben nicht ohne Interesse zu seyn scheinen.
                           Die Milch gibt, zur Klaͤrung verschiedener weißer Weine verwendet, nie jene
                              vollkommene Durchsichtigkeit und Klarheit, welche die Weinkenner mit dem Namen clair fin bezeichnen. Ihre Anwendung scheint also bei
                              jenen weißen Weinen, deren Farbe nicht in solchem Grade gelblich ist, daß sie
                              dadurch an Werth verlieren, von keinem Nuzen zu seyn. Dafuͤr gelang es uns
                              aber immer die mehr oder minder gelben Weine mittelst Milch zu entfaͤrben.
                              Hierin liegt also der ganze Nuzen der Milch, der uͤbrigens nicht zu gering
                              angeschlagen werden darf, weil der Werth der Weine dadurch bedeutend erhoͤht und deren Absaz
                              erleichtert werden kann. Am besten eignet sich nach meinen Versuchen solche Milch zu
                              diesem Zweke, der man den groͤßten Theil ihrer Butter bei einer gelinden
                              Waͤrme und innerhalb einer Zeit von 6 bis 8 Stunden entzogen hat. Der Wein
                              muß jedoch nach der Entfaͤrbung mit Milch immer noch auf die
                              gewoͤhnliche Weise mit Hausenblase geklaͤrt werden, um ihm die
                              gehoͤrige Durchsichtigkeit zu geben.