| Titel: | Ueber die im Handel vorkommende Bleiglätte. | 
| Fundstelle: | Band 51, Jahrgang 1834, Nr. LXIX., S. 282 | 
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                        LXIX.
                        Ueber die im Handel vorkommende
                           Bleiglaͤtte.
                        Aus dem Journal de Pharmacie Jan. 1834, S.
                              11.
                        Ueber die im Handel vorkommende Bleiglaͤtte.
                        
                     
                        
                           Hr. Ledoyen hatte oft Gelegenheit, verschiedene Sorten von
                              Bleiglaͤtte auf ihre Reinheit zu untersuchen, und schlaͤgt nun anstatt
                              der bekannten Pruͤfungsart des Hrn. Boutron-Charlard folgende vor, welche ihm den Vorzug zu verdienen
                              scheint, weil man dadurch außerordentlich geringe Untheile von Eisen und Kupfer
                              auffinden kann, welche bei jenem Verfahren entgehen.
                           Dieses Verfahren besteht darin, 2 Gramme sehr fein gepulverter Bleiglaͤtte mit
                              32 Grammen Schwefelsaͤure anzuruͤhren, die mit ihrem eilf- bis
                              zwoͤlffachen Gewichte Wasser verduͤnnt ist; man laͤßt die
                              Substanzen 1/4 Stunde lang auf einander wirken, indem man von Zeit zu Zeit
                              umruͤhrt, filtrirt dann die Fluͤssigkeit, und pruͤft sie mit
                              eisenblausaurem Kali (Blutlaugensalz).
                           Hr. Ledoyen hat sowohl die englische als die deutsche und
                              franzoͤsische Bleiglaͤtte sorgfaͤltig nach seinem Verfahren
                              untersucht.
                           
                           Die englische Bleiglaͤtte kommt in duͤnnen, glaͤnzenden Schuppen
                              vor, die ziemlich unversehrt und gleichartig sind; ihre Farbe ist goldgelb, mehr
                              oder weniger dunkel; bisweilen findet man darin auch zugerundete, blaͤuliche
                              oder gruͤnliche Theilchen; leztere Sorte ist aber gegenwaͤrtig die
                              seltenste. Hr. Ledoyen erhielt mit der englischen
                              Bleiglaͤtte, welches auch ihr Aussehen seyn mochte, stets eine
                              Fluͤssigkeit, die mit eisenblausaurem Kali einen mehr oder weniger starken
                              blauen Niederschlag gab. Er fand uͤbrigens darin niemals Spuren von
                              Kupfer.
                           Die deutsche Bleiglaͤtte kommt nicht in duͤnnen Schuppen vor; Ihre
                              Farbe wechselt von Roth bis zu Blaßgelb; im Allgemeinen hat sie ein schmuziges
                              Aussehen, gleichsam als wenn sie mit Staub uͤberzogen waͤre, und ist
                              immer mit gruͤnlichgelben Punkten durchsaͤet. Manchmal erhaͤlt
                              man sie in pulverfoͤrmigem Zustande mit erdiger Farbe; in diesem Falle ist
                              sie meistentheils mit einer gewissen Quantitaͤt Sand vermengt, die bis 12
                              Procent steigen kann. In der deutschen Bleiglaͤtte fand Hr. Ledoyen stets Eisen und Kupfer in wandelbarem
                              Verhaͤltnisse; er uͤberzeugte sich, daß im Allgemeinen diejenige,
                              welche ein schmuziges Aussehen hat, mehr Kupfer enthaͤlt, als die anderen
                              Sorten. Bei allen Sorten deutscher Glaͤtte wird die Probefluͤssigkeit
                              in dem Augenblike, wo man sie mit eisenblausaurem Kali versezt, braunroth und dann
                              blau. Der Uebergang von Roth zu Blau ist um so schneller, je mehr Eisen die
                              Bleiglatte enthaͤlt; uͤbrigens steht die Intensitaͤt jeder
                              Farbe mit dem Gehalte der Bleiglaͤtte an fremdartigen Metallen in
                              Verhaͤltniß.
                           Im Allgemeinen ist ein sehr geringer Unterschied zwischen der franzoͤsischen
                              und deutschen Bleiglaͤtte; jene kommt jedoch gewoͤhnlich in kleineren
                              und glaͤnzenderen Schuppen vor, und scheint weniger Kupfer zu enthalten als
                              diese. Ein Muster der Bleiglatte von Clichyla-Garenne fand Hr. Ledoyen von gleicher Guͤte wie die beste englische
                              Bleiglatte, welche beilaͤufig 2 bis 3 Procent metallisches Blei
                              enthaͤlt. Er hofft daher, daß Frankreich sich bald von dem Tribut wird
                              befreien koͤnnen, welchen es England fuͤr Bleiglatte bezahlt, wenn man
                              sich befleißigt, dieselbe von besserer Qualitaͤt darzustellen.
                           Hr. Ledoyen gibt das Verfahren, wodurch er die
                              Quantitaͤt des in der Bleiglaͤtte enthaltenen Eisens oder Kupfers
                              bestimmte, nicht an, und bemerkt bloß, daß die qualitative Untersuchung nach seiner
                              Methode leichter ist, als nach den bisher befolgten.
                           Durch die Behandlung mit verduͤnnter Schwefelsaͤure wird auch die
                              deutsche Glaͤtte, welche in der Regel Pflaster von schlechter
                              Qualitaͤt liefert, zur Pflasterbereitung sehr geeignet. Es gelang Hrn. 
                              Ledoyen, ein sehr weißes Pflaster von sehr guter
                              Qualitaͤt mit einer Glaͤtte darzustellen, die, ehe sie mit
                              Schwefelsaͤure gereinigt worden war, nur eine weiche und grauliche plastische
                              Masse lieferte; uͤbrigens wird der Gewichtsverlust, welchen die deutsche
                              Glaͤtte durch Behandlung mir Schwefelsaͤure erleidet, durch ihren
                              niedrigeren Preis ziemlich ausgeglichen.Die HH. Boutron-Chalard und Pelouze bemerken in einem Nachtrage zu dieser
                                    Abhandlung, daß die Methode des Hrn. Ledoyen sich
                                    zwar sehr gut zur qualitativen, keineswegs aber zur quantitativen
                                    Untersuchung der Bleiglaͤtte eignet. Sie haben auch Pflaster mit
                                    deutscher Glatte bereitet, welche zuvor mit verduͤnnter
                                    Schwefelsaͤure gereinigt worden war, und sich uͤberzeugt, daß
                                    sich die Schwefelsaͤure zwar sehr gut eignet, um mit unreiner Glatte
                                    weiße Pflaster darzustellen, daß sie aber durchaus
                                       keinen Einfluß auf die Consistenz dieser Pflaster zu haben
                                       scheint.