| Titel: | Beschreibung des von Hrn. Dr. Robert Hare, Professor der Chemie an der Universität zu Philadelphia, erfundenen galvanischen Apparates zum Sprengen von Felsen. | 
| Fundstelle: | Band 51, Jahrgang 1834, Nr. XCV., S. 431 | 
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                        XCV.
                        Beschreibung des von Hrn. Dr. Robert Hare, Professor der Chemie an der
                           Universitaͤt zu Philadelphia, erfundenen galvanischen
                           Apparates zum Sprengen von Felsen.
                        Aus dem Franklin Journal im Mechanics' Magazine, No. 543, S.
                              227.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. VI.
                        Hare's galvanischer Apparates zum Sprengen von Felsen.
                        
                     
                        
                           Wir haben in einer fruͤheren NummerPolyt. Journal Bd. LI. S. 16. einen Aufsaz des Hrn. Prof. Hare uͤber
                              einen von ihm beschriebenen galvanischen Apparat zum Sprengen der Felsen
                              mitgetheilt, und beeilen uns nachtraͤglich auch noch eine Abbildung und
                              ausfuͤhrlichere Beschreibung dieser wichtigen Vorrichtung bekannt zu
                              machen.
                           In der beigefuͤgten Zeichnung, Fig. 24, stellt A einen mit Schießpulver gefuͤllten Cylinder oder
                              eine Roͤhre aus verzinntem Eisenblech vor. Bei C
                              sieht man die zusammengedrehten Drahte, so wie dieselben aus dem Cylinder durch
                              einen Kork, womit der Cylinder an seinem oberen Ende verschlossen ist, hervorragen.
                              Die entgegengesezten Enden dieser Drahte sind an die Metallscheibe, die den Boden
                              des Cylinders bildet, geloͤthet. D stellt die
                              zusammengedrehten Draͤhte vor, so wie dieselben aussehen, wenn
                              saͤmmtliche dikere Draͤhte abgeschnitten sind, und wenn sie nur mehr
                              durch die duͤnneren Draͤhte mit einander in Verbindung stehen. Aus F ersieht man die Form und Gestalt des Stuͤkes
                              Cornelkirschenholzes, so wie die Art und Weise, auf welche die Draͤhte E von diesem Stuͤke Holz getragen werden. Man
                              braucht sich nur vorzustellen, daß die Aushoͤhlung in dem Holze mit der
                              verknallenden Composition gefuͤllt, und mit einem Streifen Papier oder Zeug
                              bedekt werden muß, der rund um das Holz herum geklebt wird. Dieses Stuͤk
                              Cornelkirschenholz dient nun nicht nur als Unterlage fuͤr die dikeren
                              Draͤhte und als Schuz gegen das Brechen der duͤnneren Draͤhte,
                              sondern es erhaͤlt auch mittelst der kleinen in ihm befindlichen Oeffnung
                              etwas von dem Knallpulver mit den duͤnneren Draͤhten in
                              Beruͤhrung, wodurch nicht nur der Anfang der Entzuͤndung des Inhaltes
                              des Cylinders erleichtert, sondern auch die Verbreitung derselben durch die ganze
                              Masse beguͤnstigt, und folglich die Kraft ihrer Wirkung erhoͤht wird.
                              Metallischer Arsenik und chlorsaures Kali geben, wenn sie fein gepulvert und innig
                              mit einander vermengt werden, ein vortreffliches Zuͤndpulver, welches sich
                              hauptsaͤchlich deßhalb sehr gut zu diesem Zweke eignet, weil es durch die
                              Hize sehr leicht, durch
                              andere Ursachen hingegen nicht so leicht entzuͤndet werden kann, als
                              Knallsilber und Knallqueksilber. Statt des Arseniks kann man auch Schwefel anwenden,
                              und uͤbrigens reicht auch Schießpulver hin, indem dieses eben so gut wie bei
                              dem gewoͤhnlichen Sprengprocesse auch direct durch die Hize des Drahtes
                              entzuͤndet werden kann.
                           Die galvanische Maschine besteht aus 16 Zink- und 20 Kupferplatten von 12 auf
                              7 Zoll, aus welchen 4 galvanische Paare gebildet sind. Diese Platten befinden sich
                              in einem Gehaͤuse, welches durch eine hoͤlzerne Scheidewand AB in zwei Faͤcher getheilt ist. Jedes
                              dieser Faͤcher kann betrachtet werden, als waͤre es durch die vier
                              zwischen den Buchstaben CC befindlichen
                              Kupferplatten in zwei Unterabtheilungen getheilt, so daß man also auch annehmen
                              kann, das Gehaͤuse bestehe aus den vier abgeschiedenen Raͤumen No. 1, No. 2, No. 3 und No. 4. Der Kreis
                              ist auf folgende Weise hergestellt. Zwischen den Zinkplatten der Abtheilung No. 1 und den Kupferplatten der Abtheilung No. 2 ist eine metallische Verbindung vermittelt, indem
                              deren benachbarte Eken mit einer Masse gewoͤhnlichen Loches, womit eine in
                              der Scheidewand befindliche Oeffnung ausgefuͤllt ist,
                              zusammengeloͤthet sind. Mit aͤhnlichen Massen Loth sind zwei
                              Oeffnungen, die sich in den oberen Winkeln eines jeden Endes des Gehaͤuses
                              befinden, ausgefuͤllt; und an die eine dieser Massen sind die Eken aller
                              Kupferplatten der Abtheilung No. 1 und die Zinkplatten
                              der Abtheilung No. 4 geloͤchert, waͤhrend
                              an die andere auf gleiche Weise die Zinkplatten der Abtheilung No. 2 und die Kupferplatten der Abtheilung No. 3 geloͤthet sind. Die Zinkplatten von No. 3 endlich stehen durch ein in einer Oeffnung
                              befindliches Loth, und die Kupferplatten von No. 4
                              stehen auf gleiche Weise durch Loch, welches sich in einer anderen Oeffnung
                              befindet, mit einander in Verbindung. An den Enden SS des eben beschriebenen Loches sind die sogenannten Galgenschrauben (gallow-screws) angeschraubt, und an diesen sind
                              die Staͤbe PP oder die sogenannten Pole
                              befestigt.
                           Da nun die Zink- und die Kupferoberflaͤchen von No. 1 und No. 2 mit einander communiciren, so
                              werden deren von Natur aus einander entgegengesezte elektrische. Kraͤfte
                              aufgeregt, und dadurch wird in den Platten, mit denen sie abwechseln, eine
                              aͤhnliche, aber noch groͤßere Erregung hervorgebracht. Durch die
                              Communication der lezteren Platten mit den Oberflaͤchen in No. 3 und No. 4 wird eine
                              aͤhnliche Wirkung bedingt, und durch Induction werden auch die elektrischen
                              Kraͤfte der Platten, die mit den zulezt erwaͤhnten abwechseln,
                              erhoͤht. Daher wird eine zwischen den lezteren Platten Statt findende Entladung eine
                              vierfache Staͤrke haben, und daher werden die mit den Galgenschrauben
                              communicirenden Pole oder Stangen, die, wie oben angegeben wurde, an die zulezt
                              erwaͤhnten Zink- und Kupferplatten geloͤthet sind, durch jeden
                              Conductor eine Entladung geben, so oft der Apparat dadurch, daß man die
                              Saͤure so zum Steigen bringt, daß sie die galvanischen Oberflaͤchen
                              umgibt, in Thaͤtigkeit sezt.
                           Wenn nun mehrere Massen Schießpulver gleichzeitig und in mehreren Bohrloͤchern
                              entzuͤndet werden sollen, so soll nach meinem Vorschlage in jedes Bohrloch
                              ein nach meiner Methode zubereiteter Cylinder eingesenkt, und dadurch befestigt
                              werden, daß man Sand, Ziegelmehl oder andere geeignete Substanzen so einrammt, daß
                              die Draͤhte außen daruͤber heraus ragen. Alle die Drahte, die mit dem
                              in der Zeichnung bei B abgebildeten communiciren, sollen
                              dann an einen Stab geloͤthet werden, der von dem einen Pole an einen
                              Calorimotor laͤuft; alle die mit C
                              correspondirenden Draͤhte hingegen sind an einen anderen, von dem anderen
                              Pole auslaufenden Stabe zu loͤthen. Im Falle der Calorimotor nicht einer,
                              solchen Entfernung, in welcher er gegen alle Beschaͤdigungen geschuͤzt
                              ist, angebracht werden kann, kann man ihn durch einen starken Dekel oder Schild
                              schuͤzen. Unter diesem Schilde kann auch der Operateur Schuz finden; und
                              sollte man diesen Schild nicht so groß machen wollen, daß er diesen Zwek
                              erfuͤllen koͤnnte, so ließe sich an dem Hebel der Maschine eine Schnur
                              anbringen, die uͤber eine oder mehrere Rollen laufen muͤßte, und
                              mittelst welcher man die Einwirkung der Saͤure auf die Metallplatten von
                              jeder beliebigen Entfernung aus veranlassen koͤnnte.
                           Es braucht wohl kaum bemerkt zu werden, daß die hier beschriebene Methode nicht bloß
                              zum Sprengen von Felsen, sondern auch zum Sprengen von Minen an Festungswerken
                              dienen kann. Wenn z.B. die unter den Festungswerken angebrachten Minen durch
                              gehoͤrige Leitungsdraͤhte mit einem im Inneren der Festung
                              befindlichen galvanischen Apparate in Verbindung stuͤnden, so koͤnnten
                              diese Werke, wenn sie verlassen werden muͤßten, in jedem Augenblike, in
                              welchem es der Commandant fuͤr besonders geeignet haͤlt, in die Luft
                              gesprengt werden.
                           
                        
                           Zusaz.
                           So sinnreich Hare's Verfahren zum Sprengen der Felsen ist,
                              so kann doch gewiß derselbe Zwek ohne Anwendung eines galvanischen Apparates und auf
                              eine viel einfachere Art vollkommen erreicht werden.
                           
                           Wenn man auf der Weißblechroͤhre, die mit Schießpulver gefuͤllt, und in
                              ein in den zu sprengenden Felsen gebohrtes Loch gestekt wird, ein
                              Zuͤndhuͤtchen anbringt, wie man sie jezt allgemein zum Abfeuern der
                              Flinten anwendet, und uͤber demselben einen Hammer, welchen man durch einen
                              geeigneten Mechanismus in der gehoͤrigen Richtung wirken lassen kann, so ist
                              klar, daß sogar ein Kind mittelst eines angehaͤngten Drahtes oder einer
                              Schnur die Explosion wird leiten und den Felsen von jeder wuͤnschbaren
                              Entfernung aus sprengen koͤnnen. Durch eine gehoͤrige Anordnung der
                              Roͤhren, Hammer und Draͤhte kann man das Pulver in beliebig vielen
                              Loͤchern auf ein Mal entzuͤnden.
                           Sehr zwekmaͤßig ist gewiß der Vorschlag Hare's, den
                              Hohlraum der Bohrung um die Roͤhre mit Sand auszufuͤllen;
                              wuͤrde man dem auszubohrenden Loche die Form eines Kegels, dessen Basis nach
                              Unten gerichtet ist, geben, so muͤßte der Widerstand gegen die Roͤhre
                              offenbar groͤßer, und der Erfolg der Explosion eben deßwegen auch sicherer
                              werden. Bei einigem Nachdenken wird Jedermann dieses eben so einfache als wohlfeile
                              Verfahren auch auf das Sprengen unter Wasser anzuwenden lernen. (Thomas Barry im Mechanics' Magazine
                                 No. 553, S. 397.)
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
