| Titel: | Bericht, welchen Hr. Th. Olivier über die Preisbewerber erstattete, die im Jahr 1833 um den von der Société d'encouragement zu Paris ausgeschriebenen Preis auf die beste Maschine zum Kämmen oder Hecheln des Flachses concurrirten. | 
| Fundstelle: | Band 52, Jahrgang 1834, Nr. VII., S. 43 | 
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                        VII.
                        Bericht, welchen Hr.
                           Th.
                              Olivier uͤber die Preisbewerber erstattete,
                           die im Jahr 1833 um den von der Société
                              d'encouragement zu Paris
                           ausgeschriebenen Preis auf die beste Maschine zum Kaͤmmen
                           oder Hecheln des Flachses concurrirten.
                        Im Auszuge aus dem Bulletin de
                                 la Société d'encouragement. December
                              1833, S. 431.
                        Bericht uͤber neue Maschinen zum
                           Kaͤmmen oder Hecheln des Flachses.
                        
                     
                        
                           Die Gesellschaft hat bekanntlich einen Preis von 12,000 Franken
                              auf eine Maschine ausgeschrieben, mit welcher der Flachs leicht,
                              vollkommen und mit Vortheil gehechelt werden kann. Um diesen
                              Preis haben sich nun im lezten Jahre 9 Concurrenten beworbenbrworben, von denen jedoch 4 nicht zum Concurse zugelassen
                              werden konnten, weil sie die im Programme (Polyt. Journ. Bd. XXXIX. S. 326)
                              ausgeschriebenen Bedingungen nicht erfuͤllt hatten. Die 5
                              uͤbrigen Concurrenten waren hiernach: Hr. Bricaille von Paris, rue Pierre-Levée No.
                              13, welcher eine arbeitende Maschine vorlegte; Hr. Girard, Bergingenieur zu Warschau,
                              der eine Abhandlung, Zeugnisse, Zeichnungen, Muster, und ein
                              Modell von 3/4 der natuͤrlichen Groͤße, welches
                              jedoch wie eine vollkommene Maschine zu arbeiten im Stande war,
                              einsandte; Hr. Carl Schlumberger zu
                              Charenton No. 38, der eine
                              Abhandlung, eine Kiste mit Mustern von gehecheltem Flachse und
                              dem dabei erzeugten Werge, und eine arbeitende Maschine
                              vorlegte; Hr. David Bandeweghe zu
                              Lille, welcher eine arbeitende Maschine und zwei Zeugnisse
                              einsandte, und endlich Hr. Garnier,
                              der gleichfalls eine arbeitende Maschine vorlegte. Dieser
                              leztere konnte jedoch gleichfalls nicht zum Concurse zugelassen
                              werden, da er seine Maschine nur einige Tage zu Paris
                              aufgestellt ließ, so daß keine Versuche damit vorgenommen werden
                              konnten, und da er spaͤter nichts mehr von sich und
                              seiner Maschine hoͤren ließ.
                           Die Commission der mechanischen Kuͤnste, welche aus Hrn.
                              Saulnier, Hrn.
                              Amédée Durand, und dem
                              Berichterstatter bestand, hat, nachdem ihr auf ihr Ansuchen noch
                              Hr. Labbé vom Comité
                              der Landwirthschaft beigegeben worden, mit den vier ersteren Maschinen mehrere vergleichsweise Versuche angestellt. Bevor
                              ich jedoch zur Eroͤrterung der Resultate dieser Maschinen
                              uͤbergehe, sey es mir erlaubt eine kurze Beschreibung
                              derselben mitzutheilen, um das Princip, nach welchem sie
                              arbeiten, offenkundig zu machen. Ich erlaube mir hierbei auch
                              die Maschine des Hrn. Garnier zu
                              beschreiben, indem dieselbe in mehreren Spinnereien wirklich
                              angewendet werden soll.
                           
                        
                           Beschreibung der Maschine des Hrn.
                                 Garnier.
                           Diese Maschine besteht aus einem kastenartigen Gestelle, in
                              welchem sich um eine horizontale Achse ein Mechanismus dreht,
                              der aus zwei Rahmen besteht. Diese Rahmen drehen sich innerhalb
                              einander, und fuͤhren an ihren, mit der Achse parallel
                              laufenden Armen Kaͤmme oder Hecheln, deren Nadeln immer
                              feiner und feiner werden. Eiserne, in Ringen spielende
                              Staͤbe entfernen das zwischen die Hechelspizen gerathene
                              Werg. Wenn die Hecheln am Grunde des Kreises, den sie
                              durchlaufen, ankommen, so treten diese Staͤbe aus der
                              Stellung, die sie am Grunde der Hechelspizen inne hatten,
                              heraus, und treiben das Werg auf diese Weise aus den Hecheln.
                              Der Flachs laͤuft senkrecht durch die Maschine, und wird
                              von Zwingen oder Zangen festgehalten, welche durch eine endlose
                              Kette à la Vaucanson
                              horizontal bewegt werden. Der Flachs wird in dieser Maschine im
                              Zigzag gepeitscht; da ihn die Hecheln aber nach einander und mit
                              einer raschen Bewegung bald oben, bald unten fassen, so ergibt
                              sich eine bedeutende Menge Werg, welches obendrein nicht
                              gesponnen werden kann, sondern in Floken, die aus sehr kurzen
                              Fasern bestehen und viel Staub enthalten, zu Boden
                              faͤllt.
                           
                        
                           Beschreibung der Maschine des Hrn. David
                                 Vandeweghe.
                           Diese Maschine besteht aus zwei senkrechten Tuͤchern ohne
                              Ende, von denen beide mit Nadeln oder Hechelspizen besezt sind,
                              die von Rechts nach Links in horizontaler Richtung an Dike
                              abnehmen, und welche in dem Maße, als sie feiner und zarter
                              werden, auch naͤher an einander stehen. Diese beiden
                              Tuͤcher werden mittelst gehoͤriger
                              Raͤderwerke in Bewegung gesezt, und drehen sich in
                              umgekehrter Richtung mit gleichen Geschwindigkeiten.
                           Der Flachs wird in Zwingen oder Zangen gebracht, die sich in
                              horizontaler Richtung bewegen. Dieß wird durch eine Schraube
                              ohne Ende bewerkstelligt, welche etwas laͤnger ist als
                              die Zwinge, so daß man, wenn die Zwinge nicht mehr von der
                              Schraube gefuͤhrt wird, vor ihr eine zweite Zwinge
                              anbringt, welche gleichfalls durch eine ihrer Laͤnge
                              gleichkommende Streke von der Schraube ohne Ende gefuͤhrt
                              wird, und waͤhrend dieser Zeit die erste Zwinge
                              vorwaͤrts treibt, und so ferner.
                           Der Flachs wird von Oben nach Unten gehechelt, und die
                              Hechelspizen durchlaufen denselben in seiner ganzen
                              Laͤnge. Die groͤberen dieser Spizen rizen die
                              Oberflaͤche des Flachses nur auf; so wie der Flachs
                              hingegen vorwaͤrts schreitet und der Wirkung von immer
                              zarteren und zarteren Hechelspizen ausgesezt wird, dringen diese
                              Spizen immer tiefer ein, bis die feinsten derselben endlich die
                              ganze Flachsmasse durchdringen.
                           Das Werg rollt sich hierbei auf die Hecheltuͤcher auf, und
                              dringt zwischen die Hechelspizen ein. Die Tuͤcher sind
                              durch einen einige Centimeter breiten Zwischenraum, an welchem
                              kleine Hechelspizen angebracht sind, in 2 oder 3 Streifen
                              abgetheilt, so daß das Werg auf diese Weise in eben so viele
                              Fließe getheilt wird. Jene Wergschichte, die sich auf dem Bande
                              oder Streifen, in welchem sich die Hechelspizen von mittlerer
                              Feinheit befinden, anhaust, ist schon von besserer
                              Qualitaͤt; jene hingegen, die man auf dem Streifen, wo
                              die feinsten Spizen angebracht sind, erhaͤlt, ist von der
                              besten Qualitaͤt und kann mit einigem Vortheil versponnen
                              werden.
                           
                        
                           Beschreibung der Maschine des Hrn.
                                 Girard.
                           Eine Kette à la Vaucanson
                              fuͤhrt in horizontaler Richtung die Zwingen, welche die
                              Hanfbuͤschel festhalten. Der Flachs bewegt sich
                              horizontal; seine Fasern hingegen befinden sich in einer
                              senkrechten Stellung, und waͤhrend seines Laufes wird er
                              der Wirkung der Kaͤmme oder Hecheln, deren Hechelspizen
                              horizontal stehen, ausgesezt.
                           Die Hecheln oder Kaͤmme bilden eine doppelte Reihe; der
                              Flachs geht mitten zwischen denselben durch. Jede der Hecheln
                              traͤgt drei Reihen von Hechelspizen und erhaͤlt
                              mittelst gekruͤmmter Achsen oder Kurbeln eine kreisende
                              Bewegung mitgetheilt, so daß jede Hechelspize einen Kreis
                              beschreibt, dessen Flaͤche senkrecht steht.
                           Jede Hechelspize durchfaͤhrt den Flachs von Oben nach
                              Unten, jedoch nur in einer geringen Streke seiner Laͤnge;
                              und da die Hecheln unter einander in einer senkrechten
                              Flaͤche und parallel mit dem Flachsfließe angebracht
                              sind, so wird der Flachs auf diese Weise in seiner ganzen
                              Laͤnge gehechelt, obschon jede Hechel nur auf einen Theil
                              der Laͤnge der Fasern einwirkt.
                           Hieraus erhellt, daß, indem eine und dieselbe Hechelspize den
                              Flachs nicht in seiner ganzen Laͤnge durchlaͤuft,
                              dessen Fasern mehr oder weniger vertheilt werden und eine Art
                              von Nez bilden muͤssen.
                           Das Werg wird so zu sagen Faser fuͤr Faser von zwei
                              Cylindern ergriffen, deren Achsen sich in einer und derselben
                              horizontalen Flaͤche befinden, und welche,
                              indem sie eine Art von Strekwerk bilden, die kurzen Fasern, aus
                              denen das Werg besteht, parallel neben einander legen. In dieser
                              Richtung gelangen die Fasern dann auf eine große, unterhalb
                              angebrachte Trommel, welche dieselben in Folge ihrer
                              radfoͤrmigen Bewegung zu einem mehr oder weniger diken
                              Fließe formt.
                           Ehe der Flachs der Einwirkung der Hecheln ausgesezt wird, wird
                              derselbe gebrochen und muͤrbe gemacht, indem man ihn
                              zwischen zwei eisernen Rahmen, die sich innerhalb einander in
                              entgegengesezten Richtungen umdrehen, durchlaufen laͤßt.
                              Der Flachs wird naͤmlich hierdurch im Zigzag gepeitscht,
                              seine Fasern werden mehr parallel neben einander gelegt, und die
                              aͤußeren Fasern, welche die haͤrtesten sind und am
                              schwersten von den Hechelspizen angegriffen werden, werden
                              dadurch welcher gemacht, gebrochen und so zubereitet, daß die
                              Hechelspizen leichter in dieselben eindringen koͤnnen.
                              Uebrigens nimmt sowohl die Dike der Hechelspizen als deren
                              Entfernung von einander, von dem Eintritte des Flachses in die
                              Maschine bis zum Austritte desselben allmaͤhlich ab.
                           Die Getriebe der Raͤderwerke koͤnnen
                              veraͤndert werden, so daß man auf diese Weise sowohl die
                              Geschwindigkeit der Umdrehung der Hechelspizen, als die
                              Geschwindigkeit der Zwingen nach Belieben und nach Bedarf in
                              jedem Verhaͤltnisse erhoͤhen oder vermindern kann.
                              Endlich kann man auch die Hecheln sehr leicht auswechseln, und
                              andere von verschiedener Staͤrke einsezen, so daß sich
                              die ganze Maschine also einer jeden Qualitaͤt von Flachs
                              anpassen laͤßt.
                           
                        
                           Beschreibung der Maschine des Hrn.
                                 Schlumberger.
                           Diese Maschine ist nichts weiter als eine große Trommel, auf
                              deren cylindrischer Oberflaͤche sich eine Reihe neben
                              einander gestellter Hecheln befindet. Die Hechelspizen sind
                              saͤmmtlich von gleicher Dike, gleichweit von einander
                              entfernt, und nach der Richtung geneigt, nach welcher sich die
                              Trommel um ihre horizontale Achse umdrehen muß. Der Erfinder hat
                              aus der Erfahrung erkannt, daß diese Einrichtung besser ist, als
                              jene, welche man urspruͤnglich anwendete, und nach
                              welcher die Hechelspizen normalmaͤßig auf der
                              cylindrischen Oberflaͤche der Trommel angebracht
                              werden.
                           Diese Trommel fuhrt nun zwei Reihen kreisfoͤrmiger
                              Hecheln, welche durch einen Zwischenraum von einigen Decimetern
                              von einander getrennt sind, so daß zwei Arbeiterinnen zu
                              gleicher Zeit arbeiten koͤnnen.
                           Der Erfinder wendet keine Zangen oder Zwingen zum Fassen des
                              Flachses an, sondern die Arbeiterinn faßt selbst den
                              Flachsbuͤschel, und bietet die Spize des Flachses zuerst
                              zwei horizontalen, cannelirten Cylindern dar, deren
                              radfoͤrmige oder kreisende Bewegung sie mittelst eines
                              Aushebhebels nach Belieben abaͤndern kann, je nachdem sie
                              den Flachs vorwaͤrts gelangen lassen und ihn der Wirkung
                              der Hechelspizen aussezen, oder je nachdem sie denselben dieser
                              Einwirkung entziehen will.
                           Diese cannelirten Cylinder verrichten hier zum Theil das
                              Geschaͤft der beweglichen Rahmen des Hrn. Girard; die Flachsfasern werden
                              dadurch parallel neben einander gelegt, die aͤußere
                              Schichte wird dadurch gebrochen und der Flachs mithin weicher
                              und milder.
                           Die Arbeiterinn laͤßt den von der Trommel ergriffenen
                              Flachs durch die Wirkung der cannelirten Cylinder
                              vorwaͤrts gelangen, und derselbe wird hierbei nur an
                              seinem aͤußersten Theile von den Hechelspizen gefaßt, so
                              daß er also nur nach und nach in 3/4 seiner Laͤnge der
                              Einwirkung der Kaͤmme oder Hecheln ausgesezt wird. Dir
                              Hechelspizen bereiten mithin den Flachs allmaͤhlich so
                              zu, daß sie vollkommner auf denselben einzuwirken im Stande
                              sind.
                           Die Trommel erzeugt durch ihre ziemlich rasche Umdrehung in der
                              Richtung ihrer Bewegung einen Luftzug, der den Flachs
                              garbenfoͤrmig auszubreiten sucht, und der also zum Theil
                              wenigstens das bewirkt, was der Arbeiter beim Hecheln des
                              Flachses mit der Hand dadurch erreicht, daß er seinen
                              Flachsbuͤschel auf die unbeweglichen Hecheln schwingt.
                              Ueberdieß dient dieser Luftzug auch zur Entfernung und
                              Wegschaffung der verschiedenen Hautchen und Agenstuͤkchen
                              etc., welche sich in Folge der schnellen und lebhaften
                              Einwirkung der Hechelspizen von dem Flachse abloͤsen.
                           Das Werg begibt sich zwischen die Hechelspizen, und bildet
                              daselbst ein Fließ, dessen Fasern gut geordnet und in paralleler
                              Richtung mit einander gelegt sind. Jene Hechelspizen, welche
                              durch irgend einen Zufall, oder durch den Widerstand, auf den
                              sie trafen, und den sie nicht zu uͤberwinden im Stande
                              waren, verkruͤmmt wurden, koͤnnen mittelst eines
                              kleinen, sehr sinnreich gebauten Instrumentes schnell wieder in
                              die gehoͤrige Stellung gebracht werden.
                           Das Werg, welches diese Maschine liefert, enthaͤlt im
                              Allgemeinen eine ziemlich bedeutende Menge langer Fasern, theils
                              weil die Hechelspizen wegen der Geschwindigkeit, mit welcher
                              sich die Trommel umdreht, nicht genug Zeit haben, um die
                              aͤußere Schichte der Fasern (die wegen ihrer
                              groͤßeren Haͤrte eine ziemlich geringe
                              Geschwindigkeit erfordert), zu durchdringen, so daß diese
                              aͤußeren Faserschichten mithin großen Theils ganz in das
                              Werg gelangen; theils weil die Fasern nicht saͤmmtlich
                              parallel laufen, sondern Zigzag Kruͤmmungen machen, so
                              daß die Hechelspizen die Fasern mit sich fortreißen, indem ihre
                              Geschwindigkeit zu groß ist, als daß sich die Fasern nach und
                              nach so ordnen koͤnnten, daß die Hecheln hindurchtreten
                              koͤnnen.
                           
                        
                           Beschreibung der Maschine des Hrn.
                                 Bricaille.
                           Auch diese Maschine besteht, so wie jene des Hrn. Schlumberger, aus einer Trommel,
                              deren cylindrische Oberflaͤche uͤber und
                              uͤber mit neben einander angebrachten Hecheln bedekt
                              ist.
                           Der Flachs wird in großen Buͤscheln und nicht wie an den
                              drei vorhergehenden Maschinen in kleinen Buͤndeln, in
                              große Zwingen gebracht, so daß man, damit der Flachs durch und
                              durch gekaͤmmt werde, und damit die Hechelspizen
                              gehoͤrig in das Innere desselben eindringen
                              koͤnnen, die Zwingen oder Zangen umkehren muß. Damit der
                              Flachs anfangs nur an seiner Spize, und dann nach und nach in
                              3/4 seiner Laͤnge der Einwirkung der Nadeln ausgesezt
                              werde, ist der Cylinder, in welchen die Hechelspizen
                              eingepflanzt sind, zum Theil und an jener Seite, an welche der
                              Flachs gebracht wird, mit einem Cylinder oder Gehaͤuse
                              aus Kupfer- oder Eisenblech bedekt. Dieser Cylinder kann
                              naͤmlich von dem Arbeiter mittelst eines Griffes in eine
                              concentrische, der Bewegung der Trommel jedoch entgegengesezte,
                              kreisende Bewegung versezt werden, so daß der Flachs auf diese
                              Weise nach und nach und in einer immer groͤßeren und
                              groͤßeren Laͤnge der Einwirkung der Hechelspizen
                              ausgesezt wird.
                           Wenn der Arbeiter den Flachs fuͤr hinreichend gehechelt
                              haͤlt, so sezt er den beweglichen kupfernen Cylinder in
                              Bewegung, und befreit hierdurch nach und nach und
                              allmaͤhlich die von den Hechelspizen ergriffenen Fasern.
                              Diese Maschine ist hiernach ganz dieselbe, wie jene, die Hr. Ternaux in seiner Fabrik zu
                              Saint-Ouen anwendete; Hr. Bricaille ließ seine Maschine, so wie er sie kaufte
                              und brachte nicht die geringste Verbesserung daran an.
                           ––––––––––
                           Mit jeder der Maschinen der vier erwaͤhnten Preisbewerber
                              wurden nun in Gegenwart der Commission und mehrerer Mitglieder
                              der Gesellschaft dieselben Versuche angestellt, wobei die
                              Maschinen entweder von den Concurrenten selbst oder von ihren
                              Bevollmaͤchtigten geleitet wurden. Eine jede Maschine
                              mußte eine gleiche Quantitaͤt Flachs hecheln, welche zur
                              Haͤlfte aus kurzem grauen, und zur Haͤlfte aus
                              langem gelben Flachse bestand. Da die Maschine des Hrn. Girard jedoch nur ein Modell und in
                              ihren Dimensionen um den vierten Theil kleiner war, als die
                              wirkliche Maschine, so daß sie mithin nur kurzen Flachs zu
                              hecheln im Stande war, so glaubte die Commission gestatten zu
                              duͤrfen, daß, um dem Gange dieses Modelles Regelmaͤßigkeit zu geben, die Versuche an demselben nur
                              mit kurzem grauen Flachse angestellt wuͤrden.
                           Nach diesen Versuchen ist nun die Zeit, welche diese Maschinen
                              zum Hecheln einer bestimmten Menge Flachs brauchen,
                              beilaͤufig dieselbe; und es scheint, daß dieselben, wenn
                              drei Menschen (die sich nach einander abloͤsen, und von
                              denen zwei bestaͤndig an der Kurbel arbeiten,
                              waͤhrend der dritte die Aufsicht uͤber die Arbeit
                              fuͤhrt, die Zwingen an Ort und Stelle bringt und die
                              Flachsbuͤschel in denselben umkehrt, damit sie an beiden
                              Enden sowohl, als in der Mitte gehoͤrig gehechelt werden)
                              an ihnen beschaͤftigt sind, beinahe zwei Mal so viel
                              Arbeit liefern, als vier Arbeiter, welche 12 Stunden den Tag
                              uͤber mit der Hand hecheln.
                           Die Commission hat jedoch aus den unter ihren Augen angestellten
                              Versuchen auch die Ueberzeugung gewonnen, daß die Concurrenten
                              mehr die Quantitaͤt, als die Qualitaͤt des
                              Productes ihrer Maschinen beruͤksichtigt haben
                              duͤrften. Die Gesellschaft wird diese Ansicht durch den
                              Ausspruch gerechtfertigt finden, den eine Commission
                              Sachverstaͤndiger, welchen die Namen der Concurrenten
                              nicht bekannt waren, und denen die mit den beschriebenen
                              Maschinen gehechelten Flachsmuster zum Vergleiche, zur
                              Beurtheilung und zum Verspinnen uͤbergeben wurden,
                              uͤber diese Muster that. Der Ausspruch dieser Commission,
                              welche aus den HH. John Collier,
                                 Saulnier dem aͤlteren, Debergue, Lasgorraix und Cacan bestand, und welchen die Flachsmuster bloß mit
                              No. 1, 2, 3 und 4 bezeichnet
                              uͤberliefert wurden, lautet naͤmlich im Auszuge
                              folgender Maßen.
                           
                              „Die Muster sind in Hinsicht auf ihren Werth und ihre
                                 Guͤte nach der Ordnung der Zahlen, mit denen sie
                                 bezeichnet sind, zu classificiren.“
                              
                           
                              „Der Flachs No. 1 ist
                                 besser gehechelt, als die uͤbrigen Nummern. No. 2 und 3 kommen einander in
                                 Hinsicht auf die Vollkommenheit des Hechelns gleich; allein
                                 das Werg von No. 2 ist jenem von
                                 No. 1 gleich, und besser als
                                 jenes von No. 3. No. 4 steht in jeder Hinsicht
                                 unter den vorhergehenden Nummern.“
                              
                           
                              „Der Flachs, womit die Versuche angestellt worden, ist
                                 von zweierlei Art: der eine ist gelb und lang und
                                 fuͤr No. 10 (10,000 Meter
                                 auf das Pfund) geeignet; der andere hingegen ist grau und
                                 kurz, und gibt einen Faden von No. 16 (16,000 Meter auf das Pfund).“
                              
                           
                              „Der Flachs No. 1
                                 enthaͤlt weniger Werg, als die uͤbrigen
                                 Nummern; man bemerkt im Inneren etwas weniger von den Fasern
                                 der aͤußeren Schichte und
                                 nur sehr wenig Agen, weßhalb er auch den ersten Plaz
                                 verdient.“
                              
                           
                              „Das Werg von No. 3 ist
                                 schlechter, als jenes von No. 1
                                 und No. 2; seine Fasern sind
                                 nicht so gut der Laͤnge nach geordnet, und etwas
                                 verfilzt, so daß sie sich nicht so gut verarbeiten
                                 lassen.“
                              
                           
                              „Die Commission glaubt, daß die ihrem Urtheile
                                 unterworfenen Muster, wenn sie in den Maschinen gesponnen
                                 werden, was den langen gelben Flachs betrifft, kein Garn von
                                 No. 10, und was den kurzen
                                 grauen Flachs betrifft, kein Garn von No. 16 geben duͤrften. Sie ist ferner der
                                 Ansicht, daß keines der fraglichen Muster den Bedingungen
                                 entspricht, welche die Gesellschaft in dem Programme des von
                                 ihr ausgeschriebenen Preises forderte.“
                              
                           Keiner der Concurrenten hat also hienach den Anforderungen der
                              Preisaufgabe Genuͤge geleistet. Die Commission glaubt
                              jedoch, daß man, obschon es den angestellten Versuchen nach
                              scheinen duͤrfte, daß der Flachs in den oben
                              beschriebenen Maschinen nur aus dem Groben gearbeitet werden
                              koͤnne, und also einer nachtraͤglichen Hechelung
                              mit der Hand beduͤrfe, dennoch ein solches Unheil noch
                              zuruͤkhalten muͤsse. Die fraglichen Maschinen
                              muͤssen naͤmlich zuverlaͤssig ein besseres
                              Resultat geben, als man bei den angefuͤhrten Versuchen
                              erzielte; die Preisbewerber haben sich uͤbereilt, und,
                              wie gesagt, mehr auf die Quantitaͤt, als auf die
                              Qualitaͤt des Productes ihrer Maschinen Bedacht genommen.
                              Die Commission glaubt ferner, daß diese Maschinen noch
                              keineswegs auf jenen Grad von Vollkommenheit, dessen sie
                              faͤhig sind, gebracht worden, ohne daß sie jedoch damit
                              behaupten will, daß sie bei gehoͤriger Vervollkommnung
                              allen Anforderungen Genuͤge leisten duͤrften; sie
                              hegt im Gegentheile in lezter Hinsicht noch mehrere Zweifel.
                           Die Commission hat den oben erwaͤhnten
                              Sachverstaͤndigen auch die Producte, die ihr einer der
                              Preisbewerber zugleich mit seiner Maschine einsandte, zur
                              Beurtheilung vorgelegt, und hieruͤber von denselben den
                              Ausspruch erhalten: daß dieser Flachs, ohne noch ein Mal
                              gehechelt werden zu muͤssen, zu No. 16 und zu No. 10
                              gesponnen werden koͤnne; daß das Werg jedoch eine große
                              Menge langer Flachsfasern enthalte. Sie fuͤgten ferner
                              bei, daß diese Muster mit derselben Maschine gehechelt zu seyn
                              schienen, wie jene Muster, die ihnen fruͤher unter No. 1 vorgelegt wurden (was
                              vollkommen richtig war); daß das Werg von No. 1 aber besser war, als jenes der lezten Muster,
                              weil es nur sehr wenig langen Flachs enthielt; und daß ihnen
                              schiene, daß der Abfall, der sich beim Hecheln des Flachses mit
                              der Maschine ergibt, weit groͤßer seyn muͤsse, als
                              jener, den man beim Hecheln mit der Hand zu erleiden pflegt.
                           
                           Wenn nun die Commission auch gestehen muß, daß keiner der
                              Preisbewerber ihrer Ansicht nach den ausgeschriebenen Preis
                              verdiene, so muß sie nach reiflicher Untersuchung der Maschinen
                              und ihrer Producte doch auch erklaͤren, daß die
                              vorgelegten Maschinen nicht in gleichem Range stehen, sondern in
                              folgender Ordnung classificirt werden muͤssen:
                           1) Maschine des Hrn. Schlumberger;
                           2) Maschine des Hrn. Girard;
                           3) Maschine des Hrn. David Vandeweghe;
                           4) Maschine des Hrn. Bricaille.
                           Mit dieser Ordnung stimmt auch vollkommen jene uͤberein,
                              nach welcher die Sachverstaͤndigen die ihnen vorgelegten
                              Muster classificirten.
                           Die Gesellschaft hat, indem sie einen Preis von 6000 Franken auf
                              das Hecheln des Flachses mit Maschinen ausschrieb, beurkundet,
                              welchen großen Werth sie auf die Loͤsung dieser Frage
                              legt; die Regierung that dasselbe, indem sie diesen Preis noch
                              um 6000 Fr. erhoͤhte. Zur Zeit als das Programm der
                              Preisaufgabe verfaßt wurde, hatte man in Frankreich mit gutem
                              Erfolge mehrere Baumwoll-Spinnmaschinen errichtet, und
                              man machte sich auch an die Flachs-Spinnmaschinen. Die
                              Englaͤnder kaufen beinahe allen unseren rohen Flachs auf,
                              verspinnen denselben bei Hause, und verkaufen hierauf ihre
                              Fabrikate wieder auf unseren Maͤrkten mit Vortheil. Die
                              Flachs- und Hanfspinnerei mit Maschinen waͤre
                              gewiß eine der gluͤklichsten und vortheilhaftesten
                              Eroberungen der franzoͤsischen Industrie; denn jedes Land
                              sollte trachten, die rohen Produkte seines Bodens auch selbst zu
                              veredeln und zu verarbeiten, indem hiebei doppelter Gewinn und
                              Vortheil ist. Wird aber das Hecheln mit Maschinen die Errichtung
                              der Flachs- und Hanfspinnereien beguͤnstigen? Ist
                              es moͤglich mit einer Maschine dieselben Vortheile zu
                              erzielen, die man beim gewoͤhnlichen Hecheln mit der Hand
                              erreicht. Ein guter englischer Arbeiter hechelt mit
                              Beihuͤlfe zweier Kinder in jedem Tage von 12
                              Arbeitsstunden 60 Buͤschel Flachs von 44 Unzen, und man
                              hat daher zu Glasgow, wo der Hauptsiz der englischen Spinnereien
                              ist, das Hecheln mit Maschinen gaͤnzlich aufgegeben. Es
                              leuchtet auch ein, daß der Arbeiter, indem er den
                              Buͤschel Flachs auf seine Hechel schwingt, denselben
                              durch einen Kunstgriff garbenfoͤrmig ausbreiten kann, so
                              daß er also in Form eines sehr duͤnnen Fließes der
                              Einwirkung der Hechelspizen ausgesezt wird.
                           Es erhellt ferner, daß wenn der Arbeiter den Buͤschel
                              Flachs durch die Hechel zieht, um das Werg aus demselben
                              abzuscheiden, er je nach dem Widerstande, den er findet, eine
                              groͤßere oder geringere Gewalt anwendet. Er erhebt seine
                              Hand mehr oder weniger, je nach dem Widerstande, den er
                              fuͤhlt, damit sich die Fasern auf diese Weise entwirren,
                              ohne zwischen den Hechelspizen abzureißen. Kann diese mit
                              Verstand geleitete Wirkung und Thaͤtigkeit der Hand wohl
                              auch je durch eine Maschine ersezt werden? Die Commission
                              betrachtet das fragliche Problem nach einer langen und
                              allseitigen Pruͤfung desselben als sehr complicirt, und
                              haͤlt die vollkommene Loͤsung desselben
                              fuͤr aͤußerst schwierig; sie wagt es jedoch nicht
                              diese Loͤsung fuͤr unmoͤglich zu
                              erklaͤren. Die Maschine des Hrn. Schlumberger kommt in ihren Leistungen den
                              Anforderungen der Gesellschaft schon sehr nahe; noch einige
                              Schritte vorwaͤrts, und das Ziel duͤrfte
                              vielleicht erreicht werden. Die Commission schlaͤgt daher
                              vor, die Preisaufgabe fuͤr die naͤchsten Jahre zu
                              erneuern, und den HH. Schlumberger,
                                 Girard und Vandeweghe,
                              welche durch ihre Arbeiten so viel zur endlichen Loͤsung
                              der Frage beitrugen, wenigstens einige Aufmunterung und
                              Entschaͤdigung zu geben. Sie beantragt daher, den beiden
                              ersteren jedem 600, und dem lezteren 300 Franken
                              zuzustellen.