| Titel: | Bericht, welchen Hr. Vicomte Héricart de Thury über den Concurs erstattete, den die Société d'encouragement zu Paris auf den Bau von sogenannten hydraulischen Kreiseln oder Belidor'schen Rädern mit krummen Schaufeln ausgeschrieben hatte. | 
| Fundstelle: | Band 52, Jahrgang 1834, Nr. XXI., S. 85 | 
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                        XXI.
                        Bericht, welchen Hr. Vicomte
                           Héricart de Thury uͤber
                           den Concurs erstattete, den die Société d'encouragement zu Paris auf den Bau
                           von sogenannten hydraulischen Kreiseln oder Belidor'schen Raͤdern mit krummen Schaufeln
                           ausgeschrieben hatteWir theilen einstweilen diesen Bericht im Auszuge mit, weil
                                 es noch einige Zeit ansteht, bis wir die gekroͤnte
                                 Preisschrift des Hrn. Fourneyron,
                                 wovon das uns so eben zugekommene Januarheft des Bulletin erst den Anfang
                                 enthaͤlt, vollstaͤndig mittheilen
                                 koͤnnen, und weil wir die Sache fuͤr wichtig
                                 genug halten, um eine vorlaͤufige Notiz uͤber
                                 dieselbe zu rechtfertigen. Da mehrere der ersten Fabrikanten
                                 im Elsaß und in den benachbarten Provinzen Hrn. Fourneyron mit dem Baue
                                 groͤßerer oder kleinerer Kreiselraͤder
                                 fuͤr ihre Anstalten beauftragt haben, so wird nun
                                 uͤber die Vortheile der hydraulischen Kreisel oder
                                 horizontalen Wasserraͤder bald praktisch entschieden
                                 seyn. A. d. R..
                        Im Auszuge aus dem Bulletin de
                                 la Société d'encouragement. December
                              1833, S. 414.
                        Bericht uͤber den Bau von hydraulischen
                           Kreiseln etc.
                        
                     
                        
                           Es war im Jahre 1824, als Hr. Girard
                              der Akademie der Wissenschaften zu Paris im Namen einer
                              Commission, zu welcher auch die HH. de Prony und Dupin
                              gehoͤrten, einen Bericht uͤber eine Abhandlung
                              erstattete, welche ihr von Hrn. Oberbergingenieur Burdin uͤber die sogenannten
                              hydraulischen Kreisel (turbines
                                 hydrauliques), oder uͤber die mit großer
                              Geschwindigkeit kreisenden Maschinen vorgelegt worden war.
                              Ueberrascht von den in diesem Berichte angedeuteten
                              Vorzuͤgen dieser Art von Wasserraͤder machte die
                              Gesellschaft diesen Gegenstand zu dem ihrigen, und schrieb daher
                              im Jahre 1826 einen Preis auf die Anwendung der hydraulischen
                              Kreisel oder der Belidor'schen
                              Raͤder mit krummen Schaufeln oder Brettchen im Großen in
                              Fabriken und Huͤttenwerken aus.Polytechn. Journ. Bd.
                                       XIX. S. 200.
                              
                           Am 28. November 1829 erkannte die Gesellschaft Hrn. Burdin, der ihr eine theoretische und
                              praktische Instruction uͤber die hydraulischen Kreisel
                              eingesandt, und zugleich durch Zeugnisse erwiesen hatte, daß er
                              in der koͤnigl. Gewehrfabrik zu Saint-Etienne ein
                              Rad dieser Art erbaut, ihre goldene Medaille und einen Preis von
                              2000 Fr. zu; sie beschloß jedoch zugleich auch den Concurs noch
                              bis zum 1. Jul. 1830 zu verlaͤngern, und forderte, um die
                              Anwendung dieser Raͤder so viel als moͤglich zu
                              vervielfaͤltigen, daß die von den Concurrenten
                              vorgelegten hydraulischen Kreisel, wie groß auch dieß Volumen
                              des von ihnen verbrauchten Wassers seyn mag, eine Wirkung geben
                              muͤßten, welche sich jener naͤhert, die sich bei
                              gleichem Kraftaufwande mittelst der sogenannten
                              Eimerraͤder oder mittelst der sogenannten
                              unterschlaͤchtigen Raͤder erzielen laͤßt.
                              Endlich druͤkte die Gesellschaft bei dieser Gelegenheit
                              auch den Wunsch aus, daß sich eines der zum Concurse vorgelegten
                              Raͤder mit irgend einer Geschwindigkeit unter dem Wasser
                              bewegen koͤnne, und daß dasselbe folglich gegen den
                              Einfluß der Kaͤlte, des Wechsels in der Hoͤhe des
                              Wasserstandes und anderer, mehr oder minder wesentlicher
                              Nachtheile geschuͤzt sey.
                           In Folge mannigfacher Gesuche verlaͤngerte die
                              Gesellschaft den Concurs spaͤter noch bis zum 12.
                              December 1832, wo derselbe geschlossen, und uns der Auftrag
                              ertheilt wurde, einen motivirten Bericht uͤber die
                              eingegangenen Abhandlungen zu erstatten.
                           Indem wir nun diesem Auftrage nachkommen, erlauben wir uns vorher
                              einige Bemerkungen uͤber den großen Nuzen und die vielen
                              Vortheile, die sich aus der Anwendung der hydraulischen Kreisel
                              oder der untergetauchten Raͤder mit krummen Schaufeln
                              fuͤr unsere Fabriken und Huͤttenwerke ergeben
                              duͤrften, vorauszuschiken.
                           Die hydraulischen Kreisel haben vor allen bis jezt bekannten
                              Maschinen mehrere Vortheile voraus; denn sie erzeugen 1) das
                              Maximum der Wirkung um senkrechte, horizontale oder
                              schiefstehende Achsen; und sie eignen sich 2) fuͤr jeden
                              Fall des Wassers, fuͤr alle moͤglichen
                              Geschwindigkeiten, und fuͤr alle Wassermengen, so daß
                              sich also schon hieraus ergibt, wie sehr gut es waͤre,
                              wenn sich alle die schaͤzenswerthen Resultate der Theorie
                              in der Praxis auf eine vollkommene und wohlfeile Weise
                              realisiren ließen.
                           Der Eintritt des Wassers ohne Stoß und der Austritt desselben aus
                              dem Rade ohne Geschwindigkeit sind zwei Bedingungen, welche in
                              der Voraussezung, daß nur ein einziger Wasserfaden
                              einfaͤllt, sehr leicht zu erreichen waͤren; allein
                              es laͤßt sich voraussehen, daß man bei der
                              Ausfuͤhrung im Großen auf mehr oder minder große
                              Schwierigkeiten stoßen muͤsse.
                           Wenn man nur etwas hieruͤber nachdenkt, wird man
                              fuͤhlen, wie sehr die bestimmten Dimensionen der
                              ein- und austretenden Massen, die Beweglichkeit der
                              fluͤssigen Theilchen, die Dike und die Form der krummen
                              Schaufeln oder Brettchen, uͤber welche sie hingleiten
                              oder auf die sie einwirken; wie die Entfernung oder die
                              Ausstoßung dieser Theilchen, die nach ihrer Wirkung ruhig in
                              einem Raume abgesezt werden, der unmittelbar darauf von dem Rade
                              eingenommen werden muß; wie sehr endlich alle diese
                              Umstaͤnde zusammengenommen die Frage, um die es sich
                              handelt, verwikeln, und zu mannigfaltigen und oft wiederholten
                              Versuchen zwingen muͤssen.
                           
                           Diese Betrachtungen, so wie die Wichtigkeit der
                              Kreiselraͤder, die Allgemeinheit, die ihre Anwendung
                              erlangen duͤrfte, und endlich die Wahrscheinlichkeit, daß
                              sich diese Raͤder, unbeschadet des Wechsels des
                              Wasserstandes und ohne durch das Eis beeintraͤchtigt zu
                              werden, unter dem Wasser bewegen koͤnnen, veranlaßten die
                              Gesellschaft zur Ausschreibung ihrer Preisaufgabe, einer
                              Aufgabe, die zu so ausgezeichneten Erfolgen fuͤhrte.
                           Wir fuͤhlen uns, bevor wir zur Beleuchtung der einzelnen
                              eingegangenen Abhandlungen uͤbergehen, nur noch gedrungen
                              zu bemerken, daß Niemand mehr zur Loͤsung der
                              erwaͤhnten Frage beigetragen hat, als Hr. Burdin, und daßer ohne Zweifel den
                              Preis erhalten haben wuͤrde, wenn ihm seine Stellung
                              gestattet haͤtte, sich um denselben zu bewerben.
                           Die Zahl der Preisbewerber, welche auftraten, belief sich auf 4.
                              Der erste derselben, Hr. Ribes-Bourrel, Geometer zu Limoux, Dept. de l'Aude, zeigte der
                              Gesellschaft am 21. Maͤrz 1830 an, daß er die
                              Kreiselraͤder 1) an den Mahlmuͤhlen mit
                              horizontaler Bewegung; 2) an den Saͤgmuͤhlen,
                              Walkmuͤhlen, an den Eisenhaͤmmern und an anderen
                              Gewerken mit senkrechter Bewegung; und 3) an den Oehl-
                              und Saͤgmuͤhlen mit horizontaler Bewegung und
                              senkrechter Wirkung angebracht habe. Das außerhalb dem Wasser
                              angebrachte Kreiselrad, sagt Hr. Ribes, gewaͤhrt so große Vortheile, daß es mit
                              20 Zoll Wasser, die aus einem Wasserstrome genommen wurden, und
                              ohne daß dieses Wasser durch irgend eine Wassermenge comprimirt
                              wird, bei einem Falle von 10 Fuß einen Muͤhlstein von 5
                              Fuß im Durchmesser in Bewegung sezt, waͤhrend
                              fruͤher 170 Zoll Wasser dazu noͤthig waren. Er
                              bemerkt ferner, daß dieses Rad außerhalb des Wassers gebracht,
                              man mag ein Gefall zur Disposition haben, oder das Rad mag bloß
                              durch die Bewegung des Wasserstromes in Thaͤtigkeit
                              gesezt werden, den Vortheil voraus hat, daß es 1) durch das
                              Anschwellen des Wassers nie in seiner Bewegung gehemmt wird; 2)
                              daß es nie stehen bleibt, wenn das Wasser faͤllt, und 3)
                              daß es nie vom Eise leidet.
                           Der Concurrent erklaͤrt endlich (nachdem er
                              beigefuͤgt, daß er die Kreiselraͤder auch zum
                              Heben des Wassers fuͤr Wasserwerke, Garten, Wiesen etc.
                              geeignet gemacht), daß er auch noch eine Methode die
                              Huͤttenwerke und alle hydraulischen Maschinen durch den
                              Wind in Bewegung zu sezen erfunden habe. Diese Methode, nach
                              welcher diese Maschinen selbst durch einen aͤußerst
                              schwachen Wind, bei welchem die uͤbrigen
                              Windmuͤhlen feiern, in Gang gesezt werden, soll darin
                              bestehen, daß der Erfinder die Fluͤgel direct gegen den
                              Wind oder vielmehr so stellt, daß sie den Wind schief empfangen
                              und ihn folglich immer gaͤnzlich aufnehmen,
                              von welcher Seite derselbe auch wehen mag. Dessen ungeachtet
                              sollen weder die Arbeiter, noch die Fabriken der Gefahr
                              ausgesezt seyn, durch die Heftigkeit oder durch den Wechsel des
                              Windes Schaden zu leihen, indem die Fluͤgel nur gegen
                              eine Seite hin Widerstand leisten, und sich mittelst eines
                              Seiles auf einen einzigen Zug biegen lassen.
                           Die Commission zweifelt zwar nicht, daß Hr. Ribes-Bourrel wirklich mehrere
                              Kreiselraͤder erbaut habe, sie kann denselben jedoch
                              nicht zur Preisbewerbung zulassen, weil er weder die dem
                              Programme gemaͤß erforderlichen Zeugnisse beigebracht,
                              noch auch eine Zeichnung seiner Raͤder vorgelegt hat.
                           Der dritte Concurrent, Hr. Brumeaux,
                              sandte der Gesellschaft eine Abhandlung, zwei Modelle und einen
                              Atlas mit 50 Tafeln ein, von denen sich 8 auf den theoretischen
                              Theil, und die uͤbrigen auf die praktische Anwendung
                              seiner Principien beim Baue von Muͤhlen,
                              Huͤttenwerken, Fabriken, Dampfbooten etc. beziehen. Der
                              Verfasser, der die Werke Belidor's
                              gut studirt zu haben scheint, und welcher auch wirklich zwei
                              Kreiselraͤder erbaut zu haben angibt, fuͤgte
                              seinen Zeichnungen eine sogenannte praktische und methodische
                              Instruction fuͤr den Bau der Kreiselraͤder, wie
                              sie fuͤr verschiedene Faͤlle erfordert werden,
                              bei; allein diese Instruction ist so gut wie keine, indem der
                              Verf., wie er sagt, in keine naͤhere Entwikelungen
                              eingehen wollte, um dem Wissen der Mechaniker nicht zu nahe zu
                              treten.
                           Der Verf. legte nebenbei mehrere Zeichnungen einiger angeblich
                              von ihm erfundenen Raͤder vor, welche auf die von ihm
                              gemachten Erfahrungen basirt seyn, und auf den ersten Blik
                              beweisen sollen, daß sich Luftraͤder mit 5
                              halbkugelfoͤrmigen Schaufeln nicht nur sehr gut drehen,
                              sondern horizontal angebracht auch bei jedem Winde eine
                              außerordentliche Triebkraft entwikeln, die er auf die
                              Schifffahrt, auf alle Huͤttenwerke, auf die Ausbeutung
                              von Bergwerken, auf die Direction von Luftballons, auf die
                              Strategie u.s.w. angewendet wissen will.
                           Unter den zahlreichen Anwendungen, die Hr. Brumeaux von den Kreiselraͤdern gemacht haben
                              will, ist seiner Ansicht nach folgende von hoͤchster
                              Wichtigkeit. Er will naͤmlich dem Kreiselrads eine
                              Neigung von 45° geben, und an dessen Achse eine Archimed'sche Schraube anbringen, mit
                              der man, wenn sie sehr lang ist, nach seiner Meinung, das Wasser
                              mit einem Male auf eine bedeutende Hoͤhe heben kann.
                           Endlich erklaͤrt sich der Verf. auch noch fuͤr den
                              Erfinder eines Hebers, den er eine Luftschleuße (écluse aérienne)
                              nennt, und mittelst welchem er das Wasser uͤber die
                              hoͤchsten Berge schaffen und aus den tiefsten Tiefen
                              empor befoͤrdern will, wenn der Unterschied zwischen den
                              beiden Armen des Hebers auch nur einen Zoll betraͤgt.
                           Die Commission kann jedoch auch Hrn. Brumeaux nicht zur Preisbewerbung zulassen, weil er
                              die erforderlichen Zeugnisse beizubringen versaͤumte.
                           Der vierte Concurrent, Hr. Civilingenieur Laborde zu Paris, dem die Gesellschaft schon zwei Mal
                              ihre silberne Medaille zuzuerkennen veranlaßt war, hatte nur zur
                              Erbauung eines einzigen Kreiselrades Gelegenheit, und zwar unter
                              unguͤnstigen Umstaͤnden, indem er an der
                              Muͤhle, fuͤr die er dasselbe baute, nur
                              uͤber einen Fall von 2,60 Meter, und uͤber eine
                              Wassermasse zu verfuͤgen hatte, die im Sommer 60 und im
                              Winter 100 Liter in der Secunde betrug, und wobei
                              stromabwaͤrts bedeutende Ueberschwemmungen vorkamen, so
                              daß die Kraft nur 2 Pferdekraͤfte oder 468 dynamische
                              Einheiten in 24 Stunden betrug. Die Abhandlung des Hrn. Laborde beurkundet einen mit seinem
                              Gegenstande sehr vertrauten Mann, und die Commission bedauert
                              daher, auch ihn nicht als Preisbewerber zulassen zu
                              koͤnnen, theils weil derselbe bisher nur ein einziges
                              Kreiselrad erbaute, theils weil er die erforderlichen Zeugnisse
                              beizubringen unterließ.
                           Wir gehen daher endlich zu der Abhandlung des zweiten
                              Concurrenten, des Hrn. Fourneyron,
                              Civilingenieurs zu Besançon, uͤber, welche die
                              vorzuͤglichste von allen, und mit den erforderlichen
                              Zeichnungen und Documenten belegt ist. Der Verf. sagt, daß,
                              obschon sein erster Versuch, den er an den Huͤttenwerken
                              zu Pont-sur-l'Ognon machte, vollkommen gelang, er
                              doch nicht eher als Preisbewerber auftreten wollte, als bis es
                              ihm gegoͤnnt war, mehrere Raͤder nach seinem
                              Systeme zu bauen, und daß er die praktische und methodische
                              Anleitung zum Baue der Kreiselraͤder nicht eher
                              vorzulegen wagte, als bis saͤmmtliche Vortheile, die sich
                              bei der Anwendung dieser Raͤder ergeben, auch vollkommen
                              durch die Erfahrung bewaͤhrt waͤren.
                           Der erste von den vier Abschnitten, in welche die Abhandlung des
                              Hrn. Fourneyron getheilt ist, ist der
                              Theorie und den Principien, auf welche sich der Bau der
                              hydraulischen Kreisel oder der Kreiselraͤder
                              gruͤndet, gewidmet. Der Verf. sagt hier (nachdem er
                              entwikelt, daß es sich, um durch einen Wassersturz die
                              moͤglich groͤßte Wirkung hervorzubringen, darum
                              handle, daß das Wasser ohne Stoß in den zur Fortpflanzung der
                              Kraft bestimmten Apparat ein-, und ohne Geschwindigkeit
                              wieder aus demselben austrete), 1) daß diesen Bedingungen leicht
                              entsprochen werden koͤnnte, wenn sich in der
                              Ausfuͤhrung nicht mehrere unuͤbersteigliche
                              Hindernisse dagegen erhoͤben, indem sich eine nur etwas
                              bedeutende Wassermasse ganz anders, als ein einfacher
                              Wasserfaden verhaͤlt, und 2) daß, indem mehrere die
                              Bewegung der Fluͤssigkeiten begleitende Erscheinungen
                              unserer Beobachtung entgehen, und andere nicht berechnet werden
                              koͤnnen, man streben muͤsse, dem Maximum so nahe
                              als moͤglich zu kommen, wie wenig Hoffnung man auch haben
                              mag, dasselbe vollends zu erreichen. Nachdem er hierauf alle
                              Bedingungen untersucht, gibt er nach Navier die Theorie seines Rades, wobei er am Ende zu
                              der Formel: Sin. a = V/2u gelangt; d.h. der Sinus des
                              Winkels, unter welchem das Wasser in das Rad eindringt, muß dem
                              Quotienten der Geschwindigkeit des Wassers getheilt durch das
                              Duplum der Geschwindigkeit eines Punktes des Umfanges, auf
                              welchem das Wasser in das Rad eintritt, gleich seyn. Da nun die
                              Theorie andeutet, daß dieser Gleichung entsprochen ist, so zieht
                              der Verf. hieraus den Schluß, daß man mit diesem Rade das
                              Maximum der Wirkung der Triebkraft erhaͤlt, indem Hr. Navier bei seiner Theorie des von Bélidor beschriebenen
                              Basaclerades von Toulouse (roue du
                                 basacle de Toulouse) zu demselben Resultate gelangte,
                              obschon Prof. Poncelet bei seiner
                              Pruͤfung der in der Naͤhe von Metz
                              gebraͤuchlichen, und dem Basaclerade aͤhnlichen
                              Raͤder gefunden hat, daß dieselben einen geringeren
                              Nuzeffect haben, als die anderen bekannten, hydraulischen
                              Raͤder, – ein Beweggrund, fuͤgt der Verf.
                              bei, der ihn veranlaßte, den von der Theorie vorgezeichneten
                              Bedingungen so genau als moͤglich nachzukommen. Wir
                              bedauern jedoch, uns hier in diesem Berichte nicht in die
                              Auseinandersezung der Details einlassen zu koͤnnen, in
                              welche der Verf. einging, um den Werth der Winkel, die Breite
                              der Kronen des Rades, die Hoͤhe der krummen Schaufeln,
                              deren Stellung und Anzahl, so wie jene der Scheidewaͤnde
                              genau zu bestimmen.
                           Im zweiten Abschnitte beschreibt der Verf. die hydraulischen
                              Kreisel, die er nach den im ersten Abschnitte aufgestellten
                              Grundsaͤzen im Großen erbaute, und zwar zuerst jenen, den
                              er i. J. 1827 an den Huͤttenwerken zu
                              Pont-de-l'Ognon (Haute-Saône) aufstellte, und der eine
                              Saͤgmuͤhle, eine Dreherei und eine starke
                              Muͤhle treibt. Ueber dieses Kreiselrad bezeugt nun Hr.
                              Thirria, Oberbergingenieur dieses
                              Departements, 1) daß sich aus drei Versuchen, die mit dem Zaume
                              des Hrn. de Prony an diesem Rade und
                              unter verschiedener Belastung der Maschine angestellt wurden,
                              ergab, daß das Maximum ihres Nuzeffectes oder ihrer Wirkung 6
                              3/100 Pferdekraͤfte betrug, die Pferdekraft zu 75
                              Kilogr., welche in jeder Secunde einen Meter hoch
                              gehoben werden, angenommen; 2) daß diese Wirkung, so
                              genuͤgend sie uͤbrigens ist, doch noch
                              groͤßer gewesen waͤre, wenn man die Reibung
                              ausgeglichen haͤtte, und wenn sich das Rad wegen eines
                              Fehlers in dem Gebaͤude oder in der Lage der Pfanne nicht
                              um 0,036 Meter gesenkt haͤtte, wodurch sich ein Verlust
                              an Wasser ergab; 3) daß die Reibung nicht ausgeglichen wurde,
                              damit sich ein geringerer Nuzeffect ergaͤbe, als
                              eigentlich in Wirklichkeit Statt finden sollte; 4) endlich, daß,
                              indem die Wirkung des Wassers der Theorie nach 7 3/10
                              Pferdekraͤfte betraͤgt, das Maximum des wirklichen
                              Nuzeffectes sich zur theoretischen Wirkung wie 83 zu 100
                              verhaͤlt. Da sich nun an den neuen Raͤdern à la Poncelet der Nuzeffect
                              bei compensirter Reibung zur theoretischen Wirkung wie 67 zu 100
                              verhaͤlt, so folgt hieraus, daß das fragliche Kreiselrad
                              den Vorzug vor den besten Eimerraͤdern verdient, indem
                              bei diesen lezteren das Maximum des Nuzeffectes zwischen 0,60
                              und 0,75 der theoretischen Wirkung wechselt. Es folgt ferner,
                              daß es noch weit mehr den sogenannten unterschlaͤchtigen
                              Raͤdern vorzuziehen ist, welche nur 0,45 von der
                              Quantitaͤt der Wirkung des Wassers mittheilen
                              koͤnnen, und um so viel mehr noch den Schaufel-
                              oder Panschraͤdern, an denen das Maximum des Nuzeffectes
                              nur 0,33 von der der Theorie nach zu erwartenden Wirkung
                              betraͤgt.
                           Hr. Thirria bemerkt ferner in seinem
                              Zeugnisse: 1) daß das von Hrn. Fourneyron erbaute Rad auch noch das voraus habe, daß
                              es selbst dann, wann es ganz ersaͤuft ist, noch arbeiten
                              kann, und daß dessen Kraft unter diesen Umstaͤnden und
                              bei einer Tauchung von 0,51 Meter, wodurch sich zwischen dem
                              oberhalb und dem unterhalb befindlichen Wasser ein Unterschied
                              im Niveau von 1,03 Meter ergeben wuͤrde, noch 3,88
                              Pferdekraͤfte betraͤgt, waͤhrend sich das
                              Maximum der theoretischen Wirkung auf 4,57 Pferdekraͤfte
                              berechnet; 2) daß das Rad im Verhaͤltnisse zu der Kraft,
                              die es hervorbringt, nur einen kleinen Raum einnimmt; daß sein
                              Bau nicht viel kostet, und daß es folglich allen uͤbrigen
                              Wasserraͤdern vorgezogen zu werden verdient.
                           Das zweite, von Hrn. Fourneyron
                              erbaute Rad, welches zum Betriebe des Geblaͤses des
                              Hochofens von Dampierre (Jura) dient, arbeitet mit einem
                              Gefalle, das je nach der Quantitaͤt des in einem Teiche
                              angesammelten Wassers 3 bis 6 Meter mißt. Es unterscheidet sich
                              von ersterem nicht nur durch die Hoͤhe des
                              Gefaͤlles, sondern auch noch durch das Vorhandenseyn
                              eines regulirenden Schuzbrettes, mittelst dessen die Kraft der
                              Maschine nach Belieben vergroͤßert oder vermindert werden
                              kann, je nachdem man naͤmlich eine groͤßere oder
                              geringere Menge Wasser in dieselbe gelangen laͤßt; und
                              endlich auch noch dadurch, daß das Wasser in einen
                              gußeisernen, an seinem oberen Theile luftdicht verschlossenen
                              Cylinder, welcher die Stelle des Kastens fuͤr das
                              Aufschlagwasser vertritt, geleitet wird. In Folge dieser
                              Einrichtungen kann die bewegende Kraft in der Mitte eines Saales
                              oder einer Werkstaͤtte untergebracht werden, wo sie auf
                              eine Kraft von 8 bis 10 Pferden, oder fuͤr ein
                              Gefaͤlle von 4 bis 5 Meter keinen groͤßeren Raum
                              einnimmt, als ihn ein gewoͤhnlicher Ofen erfordert. Der
                              aͤußere Durchmesser betraͤgt nur 0,81 Meter; die
                              Schaufeln haben 0,08 Meter Hoͤhe und 0,12 Meter
                              Ausladung. Das Gesammtgewicht des Rades betraͤgt nur 80
                              Kilogrammen; das Gefalle mißt 3,50 Meter.
                           Die guͤnstigen Resultate dieses Kreiselrades veranlaßten
                              Hrn. Caron, Eigenthuͤmer der
                              Huͤttenwerke zu Fraisans, dem Hrn. Fourneyron den Bau eines dritten und großen
                              Kreiselrades von der Kraft von 50 Dampfpferden zu
                              uͤbertragen. Ueber dieses Rad nun erstattete eine
                              Commission, welche aus Hrn. Oberbergingenieur Goury d. juͤng., Hrn. Corne, Oberingenieur des
                              Rhone- und Rheincanales, und aus den HH. Ingenieuren Parandier und Kornpolt bestand, und welche zu Fraisans mit dem Hrn.
                              Emil Weber, Abgesandten der Société industrielle
                              von Muͤlhausen, und mit Hrn. Gueble, Mechaniker des Hauses Hartmann zu Muͤnster zusammen traf, einen sehr
                              guͤnstigen Bericht, aus welchem wir Folgendes
                              entnehmen.
                           Da sich Hr. Fourneyron auch zum Herrn
                              und Meister der Thaͤtigkeit dieser Maschine machen
                              wollte, so brachte er auch an ihr, wie an jener zu Dampierre ein
                              cylindrisches Schuzbrett an, welches nach Belleben gehoben und
                              herabgelassen werden kann, so daß man dem Kreiselrade die
                              erforderliche Kraft mitzutheilen im Stande ist, und zwar mit der
                              noͤthigen Genauigkeit. Die Berichterstatter haben sich
                              dieser sinnreichen und schaͤzenswerthen Einrichtung
                              bedient, um das Kreiselrad auf 1,44 Meter unterzutauchen. Bei
                              dieser Tauchung wurden nun die 5 ersten Versuche angestellt, aus
                              welchen hervorging, daß, wenn das Schuzbrett um 0,324 Meter,
                              d.h. um sein Maximum, gehoben wurde, und wenn das
                              Gefaͤlle oder der Unterschied der Hoͤhe zwischen
                              den beiden Canaͤlen nur 0,227 Meter betrug, das Rad noch
                              8 1/2 Umdrehung in der Minute machte, und folglich einen
                              Nuzeffect von 0,56 Meter, welcher der Kraft von 2 1/2
                              Dampfpferde gleichkommt, gab, – ein Minimum, auf welches
                              die Wirkung des Rades wohl kaum je reducirt werden
                              duͤrfte. Nachdem das stromabwaͤrts befindliche
                              Schuzbrett hierauf aufgezogen worden, betrug die Tauchung nur
                              mehr 0,432 Meter, und nachdem das Treibschuzbrett um 0,27 Meter
                              gehoben worden, betrug die Geschwindigkeit in dem oberen Canale
                              0,23. Der Zaum erlitt einen starken Druk, man belud denselben
                              mit einem Gewichte von 415 Kilogr., welches
                              jedoch nicht genuͤgte, um die Geschwindigkeit der
                              Umdrehung der Achse bedeutend zu mindern; sie machte
                              naͤmlich noch 38 Umgaͤnge in einer Minute, obschon
                              die Reibung so groß war, daß das Holz Feuer fing, und daß das
                              Gebaͤlke dadurch erschuͤttert wurde.
                           Bei den 5 lezten Versuchen, welche die Commissaͤre
                              anstellten, um die Geschwindigkeit des Rades, wenn sich dasselbe
                              ohne Hindernisse bewegte, zu bemessen, wurde der Zaum
                              abgenommen; das Rad machte nun 43 Umgaͤnge: eine
                              Geschwindigkeit, die die Geschwindigkeit des Wassers, wie sie
                              der Theorie nach seyn sollte, beinahe um 4/10 (0,38 Meter)
                              uͤberstieg, obschon das Rad noch auf 0,432 Meter getaucht
                              war.
                           Aus dem Berichte der HH. Ingenieure geht hervor: 1) daß das zu
                              Fraisans errichtete Kreiselrad saͤmmtliche Bedingungen
                              des Programmes erfuͤllt; 2) daß seine Wirkung, selbst
                              wenn dasselbe eingetaucht ist, dennoch groͤßer ist, als
                              man sie an jenen Raͤdern trifft, die bis auf den heutigen
                              Tag als die wirksamsten betrachtet wurden; 3) daß es sich bei
                              einer Tauchung von 1,44 Meter mit einer Geschwindigkeit von 12
                              Umdrehungen in der Minute bewegte, wenn das Gefaͤlle nur
                              0,307 Meter betrug, und mit einer Geschwindigkeit von 3
                              Umgaͤngen, wenn die Tauchung nur 0,44 Meter, der Fall
                              1,19 Meter betrug, und wenn das Schuzbrett um 0,324 Meter oder
                              um seine ganze Hoͤhe gehoben worden; 4) endlich, daß es
                              bei einer Tiefe von 1,44 Meter, und selbst bei einer Tiefe von
                              0,44 Meter, die man ihm kuͤnstlich geben kann, gegen die
                              Einwirkung der Kaͤlte geschuͤzt ist, und daß es,
                              indem es bei so verschiedenen Tiefen und mit einem auf 0,227
                              Meter verminderten Gefaͤlle arbeitet, ebenso gegen die
                              durch den Wechsel der Hoͤhe des Wasserstandes bedingten
                              Einfluͤsse gesichert ist.
                           Im dritten Abschnitte gibt Hr. Fourneyron die Details der Versuche, die er
                              uͤber den hydraulischen Kreisel anstellte, wobei er zur
                              Berechnung der Pferdekraft 75 Kilogrammen als Element annahm,
                              und bei welchen Versuchen er sich des Zaumes des Hrn. de Prony, an welchem er verschiedene
                              Modificationen anbrachte, bediente. Im vierten Abschnitte
                              endlich gibt der Verf. einen praktischen Unterricht uͤber
                              die Errichtung der hydraulischen Kreisel in jedem einzelnen
                              Falle. Man wird diese Anleitung vielleicht zu kurz und
                              gedraͤngt finden; allein sie scheint dieß bloß deßhalb,
                              weil der Verfasser von Seite der Muͤhlen- oder
                              Wasserradbauer genaue und positive Kenntnisse uͤber die
                              Kraft der Dampfpferde und uͤber die Kraft, die man durch
                              die zu bauenden Kreisel zu erreichen hat, voraussezt, und weil
                              er dieselben in HinsichtHinsichr der Details der eigentlichen Praxis auf das
                              vortreffliche Werk, welches Poncelet
                              uͤber die Raͤder mit krummen Schaufeln bekannt
                              machte, verweist, und sich auf die
                              Berechnungen der Dimensionen und auf einen Umriß des Rades
                              beschraͤnkt.
                           (Der Berichterstatter geht nun auf eine sehr ehrenvolle
                              Wuͤrdigung des Berichtes, den Hr. Emil Weber der Société industrielle zu
                              Muͤlhausen uͤber den hydraulischen Kreisel zu
                              Fraisans erstattete, und den unsere Leser bereits aus dem Polyt.
                              Journ. Bd. XLVIII. S. 95
                              kennen, uͤber. Er faͤhrt dann, nachdem er mehrere
                              Stellen aus demselben ausgezogen, folgender Maßen fort.)
                           In einer Gegend, in welcher die Industrie auf einer so hohen
                              Stufe, wie in den Depart. du Doubs, du
                                 Haut-Rhin, de la Haute-Saône etc.
                              steht, mußten die guͤnstigen Resultate, welche die
                              hydraulischen Kreisel gaben, natuͤrlich schnell großen
                              Anklang finden, und volle Wuͤrdigung erhalten. Wir haben
                              daher das Vergnuͤgen, der Gesellschaft anzeigen zu
                              koͤnnen, daß die in ihrem Preisprogramme ausgesprochene
                              Absicht nicht nur erreicht, sondern weit uͤbertroffen
                              wurde. Denn statt der zwei wirklich in Thaͤtigkeit
                              befindlichen Kreisel, die sie den Preisbewerbern zur Bedingung
                              machte, hat Hr. Fourneyron nicht nur
                              die drei oben erwaͤhnten erbaut, sondern es gingen auch
                              noch folgende drei aus seinen Werkstaͤtten hervor: 1)
                              einer von 4 Pferdekraͤften fuͤr die Fabrik der HH.
                              Breton Vater und Sohn zu
                              Grenoble; 2) einer von 12 Pferdekraͤften fuͤr die
                              Fabrik der HH. Hartmann Vater und
                              Sohn zu Muͤnster (Haut-Rhin); 3) einer von 12
                              Pferdekraͤften fuͤr die Fabrik des Hrn. Jacques
                              Hartmann, gleichfalls zu
                              Muͤnster. Außerdem sind gegenwaͤrtig noch im Baue:
                              ein hydraulischer Kreisel von 8 bis 10 Pferdekraͤften
                              fuͤr die HH. Grosodier, Roman
                              und Comp. zu Wesserling; ein gleicher
                              fuͤr die HH. Hartmann Vater
                              und Sohn zu Muͤnster; einer von 10 Pferdekraͤften
                              fuͤr die HH. Breton Vater und
                              Sohn zu Grenoble, und einer von 45 Pferdekraͤften
                              fuͤr die HH. J. Ch. Davillier
                              und Comp. zu Gisors (Eure).
                           Aus allem diesem geht hervor, daß der zweite Concurrent, Hr. Fourneyron, Civilingenieur zu
                              Besançon, den Anforderungen, welche die Gesellschaft in
                              ihrem Programme des Preises, den sie fuͤr den Bau der
                              hydraulischen Kreisel ausschrieb, an die Concurrenten machte,
                              vollkommen Genuͤge geleistet hat. Die mit der
                              Berichterstattung uͤber die in dieser Hinsicht
                              eingelaufenen Preisschriften beauftragte Commission
                              schlaͤgt daher, im Einverstaͤndnisse mit dem
                              Administrationsrathe der Société d'encouragement vor, daß der von
                              der Gesellschaft ausgeschriebene Preis von 6000 Franken dem
                              verdienten Hrn. Fourneyron, einem
                              Zoͤglinge des Hrn. Burdin,
                              zuerkannt werde.