| Titel: | Verbesserung der Schrotgewehre von Dr. Romershausen zu Acken an der Elbe. | 
| Autor: | Dr. theol. Elard Romershausen [GND] | 
| Fundstelle: | Band 52, Jahrgang 1834, Nr. XXVI., S. 110 | 
| Download: | XML | 
                     
                        XXVI.
                        Verbesserung der
                           Schrotgewehre von Dr. Romershausen zu Acken an der
                           Elbe.
                        Mit Abbildungen auf Tab. II.
                        Romershausen's Verbesserung der
                           Schrotgewehre.
                        
                     
                        
                           So gewagt auch das Unternehmen erscheinen mag, an unseren, im
                              Laufe der Zeit durch die fortgesezten Bestrebungen der
                              trefflichsten Mechaniker und Kuͤnstler so hoch
                              ausgebildeten Jagdgewehren noch eine wesentliche Verbesserung zu
                              versuchen, so wohl begruͤndet ist dasselbe doch, nicht
                              allein in der allgemeinen Erfahrung, daß unsere Schrotstinten,
                              bei einer weit staͤrkern Pulverladung, der
                              Kugelbuͤchse immer noch an Kraft und Wirksamkeit
                              unverhaͤltnißmaͤßig nachstehen – sondern
                              auch in dem Umstande, daß selbst unsere geschiktesten
                              Gewehrfabrikanten, bei sorgfaͤltigster Beachtung ihrer
                              Kunstregeln nicht immer im Stande sind, diese Gewehre von
                              gleicher Guͤte mit Sicherheit herzustellen.
                              Vorzuͤglich aus Lezterem geht hervor, daß eben diese
                              Regeln der Construction immer noch schwankend und nicht auf ein
                              allgemeines, wissenschaftlich feststehendes Princip
                              gestuͤzt sind, welches den Kuͤnstler
                              uͤberall mit Sicherheit leiten wuͤrde. Der
                              Verfasser hofft daher, daß auch ein geringer Beitrag zur
                              Feststellung dieser Regeln nicht ohne Interesse seyn wird, und
                              daß die Resultate seiner mehrjaͤhrigen Versuche und
                              Erfahrungen bei den Kundigen diejenige guͤnstige Aufnahme
                              und Unterstuͤzung finden werden, welche uns
                              uͤberhaupt bei solchen technischen Unternehmungen nur
                              durch vereinte Kraͤfte zu hoͤherer Vollendung
                              fuͤhren koͤnnen.
                           
                        
                           I. Allgemeine
                                 Erscheinungen, welche die seither gewoͤhnliche
                                 Einrichtung der Schrotgewehre darbietet.
                           Eine sorgfaͤltigere Beobachtung der allgemeinen
                              Erfahrungen, welche uns der praktische Gebrauch der
                              Schrotgewehre vorlegt, zeigt:
                           1) Daß oft ein altes, vom Zahne der Zeit zerfressenes und
                              vielleicht voͤllig kunstlos ausgefuͤhrtes Gewehr
                              das kostbarste, nach den neuesten Kunstregeln gebauete, an
                              Scharfe und Trefflichkeit des Schusses, bei weitem
                              uͤberbietet.
                           2) Daß im Allgemeinen die sogenannten damascirten oder
                              bandfoͤrmig gewundenen Rohre, mit querlaufenden,
                              abwechselnd mehr und minder harten Fibern, die
                              gewoͤhnlichen Gewehrlaͤufe aus
                              gleichfoͤrmigen Eisen nicht nur an Dauer, sondern auch an
                              Schaͤrfe uͤbertreffen.
                           
                           3) Daß im Allgemeinen alle im Innern sehr glatt polirten
                              Laͤufe, wie auch Rohre von hartem Eisen schlecht
                              schießen.
                           4) Daß das beste Schrotgewehr die Scharfe des Schusses verliert,
                              wenn mit Talgpflastern geladene Kugeln daraus geschossen werden,
                              oder wenn uͤberhaupt das Innere des Rohres mit irgend
                              einer Fettigkeit uͤberzogen wird.
                           5) Daß lange Rohre im Ganzen weiter tragen als kurze, und daß bei
                              der seitherigen Construction eine gewisse Graͤnze der
                              Verkuͤrzung Statt findet, wobei sie den Schuß
                              voͤllig verlieren.
                           6) Daß die nach einer neuern Einrichtung, nach dem Pulversak hin,
                              etwas weniges konisch erweiterten Rohre schaͤrfer
                              schießen, als die voͤllig cylindrischen; daß aber auch
                              diese Erweiterung eine genau bestimmte Graͤnze hat, wenn
                              nicht eine weit groͤßere Zerstreuung der Schrote Statt
                              finden soll.
                           7) Daß alle die verschiedenen, zum Theil wunderlichen Proceduren,
                              wodurch die Jaͤger ein Gewehr, welches den Schuß verloren
                              hat oder nicht toͤdtet, zu verbessern suchen, eigentlich
                              dahin abzweken, die Seele des Laufes auf chemischem oder
                              mechanischem Wege zu rauhen.
                           8) Daß der Zusammenhalt der Schrote gewoͤhnlich mit der
                              Scharfe des Schusses verbunden ist- und umgekehrt, daß
                              Gewehre, welche sehr zerstreuen, auch wenig Kraft besizen.
                           9) Daß die Scharfe des Schusses nicht durch ein Uebermaß des
                              Pulvers erzwungen werden kann, sondern daß dieses
                              vorzuͤglich nur auf groͤßere Zerstreuung der
                              Schrote wirkt.
                           Wenn nun auch alle Jaͤger und Gewehrkenner in diesen und
                              mehrern anderen Hieher gehoͤrigen Erfahrungen
                              uͤbereinstimmen werden, so sind sie doch uͤber die
                              Gruͤnde dieser Erscheinungen sehr verschiedener Meinung,
                              und es wird daher nothwendig seyn, zuvor eine an sich
                              einleuchtende Erklaͤrung derselben festzustellen.
                           
                        
                           II. Erklaͤrung obiger Erscheinungen aus einem einfachen
                                 Grundsaze der Mechanik.
                           Der Grund aller dieser Erscheinungen ergibt sich nach
                              mehrjaͤhrigen sorgfaͤltigen Versuchen des
                              Verfassers vollkommen einleuchtend aus dem, bei dem Bau unserer
                              Schrotgewehre seither uͤbersehene Hauptgrundsaz der
                              wissenschaftlichen Mechanik:
                           Daß die Wirksamkeit einer jeden gegebenen
                                 und in einer gewissen Zeitdauer erst zu voller
                                 Staͤrke anwachsenden Kraft abhaͤngig ist von
                                 dem bis zu diesem Moment vorhandenen
                                 verhaͤltnißmaͤßigen Widerstande der zu
                                 bewegenden Masse.
                           Ein jeder Koͤrper, welcher weder durch seine Masse, noch durch einen geeigneten Stuͤzpunkt
                              derselben, der bewegenden Kraft den zur Mittheilung der Bewegung
                              erforderlichen Widerstand leistet, gestattet weder die volle
                              Entwikelung und Einwirkung dieser Kraft, noch eine derselben
                              entsprechende Bewegungsgroͤße.Vergl. Romershausen,
                                    uͤber die Kraft des Schießpulvers. Halle
                                    1822. So wird z.B. eine volle Mannskraft, welche sich gegen
                              eine Pflaumfeder stemmt, zur Bewegung derselben nicht mehr
                              leisten, als der geringste Lufthauch, welcher sie trifft u.s.w.
                              Wenden wir diesen feststehenden Grundsaz zur Beurtheilung
                              unserer Schrotstinten an, so ergibt sich nun folgendes:
                           In dem glatten Rohre liegen die in ihrer Gesammtmasse
                              zersplitterten Schrote loker eingeschichtet, schon der erste
                              Moment der beginnenden Pulverentzuͤndung wirft dieselben
                              wie Spreu vor die Muͤndung des Rohres, ohne daß die
                              einzelnen Koͤrner im Rohre selbst einen geeigneten Stuͤzpunkt finden,
                              sich gegen die andringende Pulverkraft zu einer Gesammtmasse zu
                              verdichten und so zu voller Entwikelung und Einwirkung des
                              expandirten Gases denjenigen Widerstand zu leisten, welcher
                              erforderlich waͤre, ihnen eine der vorhandenen Kraft
                              entsprechende Bewegungsgroͤße zu ertheilen. Die geringe
                              Kraft, womit dabei die Schrote die ihnen mitgetheilte
                              geradlinigte Bewegung verfolgen, ist sodann nicht zureichend, um
                              der ihnen erst vor der Rohrmuͤndung nachfolgenden
                              Hauptexplosion des Pulvers widerstehen zu koͤnnen, sie
                              werden vielmehr durch die Seitenexpansion des Gases mehr oder
                              minder von der geraden Richtung abgebeugt, dadurch noch mehr
                              geschwaͤcht und unwirksam zerstreut. Lezteres erfolgt
                              aber um so mehr, je mehr das Pulvermaß verstaͤrkt wird,
                              da in diesem Falle die nachfolgende Pulverexpansion um so
                              staͤrker auf die Schrote wirkt. Ein Versuch im Winter auf
                              dem Schnee lehrt sogar, daß in diesem Falle, durch das erste
                              Moment der beginnenden Explosion, nicht allein die Schrote,
                              sondern selbst noch unentzuͤndetes Pulver aus dem Laufe
                              geworfen wird.
                           Hienach erklaͤren sich nun die obigen allgemeinen
                              Erscheinungen leicht und genuͤgend.
                           Alle im Innern durch Oxydation zerfressene Rohre – Rohre
                              von weichem, frictions- und eindruksfaͤhigerem,
                              zur Politur aber minder geeignetem Eisen – damascirte und
                              mit abwechselnd mehr oder minder harten Querfibern durchwundene
                              Rohre – konisch nach der Muͤndung zu sich
                              verengernde und auf chemischem oder mechanischem Wege gerauhete
                              Laͤufe u.s.w. schießen schaͤrfer, weil die Schrote
                              hier an den Innenwaͤnden einigen Stuͤzpunkt
                              finden, wodurch sie zu einer dichter verbundenen Masse
                              zusammengedraͤngt, der sich entwikelnden Pulverkraft
                              denjenigen Widerstand gewahren koͤnnen, welcher ihre
                              vollkommene Wirksamkeit bedingt.
                           
                           Dagegen sind glatt polirte Rohre von gleichfoͤrmigem,
                              vorzuͤglich von haͤrterem,
                              politurfaͤhigerem Eisen – Rohre, deren
                              Frictionsfaͤhigkeit durch einen Fettuͤberzug
                              beseitigt wurde u.s.w., um so weniger geeignet den Schroten
                              einen Stuͤzpunkt zu bieten und dadurch den erforderlichen
                              Widerstand zu gewaͤhren; ihr Schuß ist daher kraftlos,
                              ertoͤdtet nicht, d.h. er durchdringt nicht mit der
                              Schnelligkeit und Gewalt die Koͤrpertheile des Wildes,
                              welche eine ploͤzliche lethale Entzuͤndung zur
                              Folge haben.
                           Daß aber sehr fein zertheilte Koͤrper an den
                              Innenwaͤnden rauher, wenn auch kurzer Roͤhren, den
                              zureichenden Stuͤzpunkt finden, um sich in eine dichte,
                              der Pulverkraft hinreichenden Widerstand bietende Masse zu
                              verbinden, lehrt uns das Sprengen der Steine bei loker
                              aufgeschuͤttetem Sande; dagegen sehen wir diese Wirkung
                              bei hartem, glattem Gestein oft vereitelt.
                           Daß indessen laͤngere Gewehrlaͤufe unter
                              uͤbrigens gleichen Umstaͤnden weiter tragen,
                              schaͤrfer schießen und die Schrote besser zusammenhalten,
                              leuchtet von selbst ein, da hier die Schrote der Einwirkung des
                              Pulvers auf laͤngerem Wege in geradliniger Richtung
                              ausgesezt sind.
                           Nach diesen vorangehenden Bemerkungen wird nun die folgende
                              einfache, aber wesentliche Verbesserung unserer Schrotstinten
                              leicht verstaͤndlich seyn.
                           
                        
                           III. Die verbesserte
                                 Einrichtung der Schrotgewehre.
                           Um den Schroten in jedem Gewehre nach dem oben entwikelten
                              Grundsaze der Mechanik den erforderlichen Stuͤzpunkt zur
                              Aufnahme der vollen Pulverkraft gleichfoͤrmig zu
                              gewaͤhren, erhaͤlt die Innenflaͤche des
                              Rohres passende Querfurchen. Ob nun gleich parallel laufende
                              eingedrehte Ringe denselben Vortheil gestatten wuͤrden,
                              so ist doch nach sorgfaͤltigen Versuchen in mehrfacher
                              Hinsicht ein flachlaufender feiner Schraubenzug vorzuziehen,
                              indem der sich selbst regulirende Gang der Schraube sowohl die
                              regelmaͤßige Anfertigung, als auch die Reinigung dieser
                              Zuͤge erleichtert, den Schroten zugleich, ohne rukweise
                              Unterbrechung jenen fortdauernden Stuͤzpunkt bietet und
                              die Haltbarkeit des Rohres weniger beeintraͤchtigt.
                           Fig. 25 der beigefuͤgten Zeichnung zeigt die
                              zwekmaͤßigste Einrichtung dieses Schraubenzugs an dem
                              Durchschnitte eines solchen Rohrstuͤks in wirklicher
                              Groͤße.Um der Deutlichkeit willen ist der Schraubenzug hier
                                    groͤber und getrennter dargestellt worden, je
                                    feiner und dichter derselbe aber liegt, desto
                                    vorzuͤglicher ist es. Er bildet eine sehr flach abgerundete Vertiefung und
                              wird durch die ganze Laͤnge des Rohres hin
                              gleichfoͤrmig und sauber eingeschnitten, doch bleibt der
                              etwas sich erweiternde Pulversak davon befreit; er beginnt
                              vielmehr an der Stelle, wo die Schrote bei der Ladung liegen und
                              laͤuft ohne Unterbrechung fort bis zu 2 bis 3 Zoll von
                              der obern Rohrmuͤndung, wo sich derselbe in der glatten
                              Cylinderflaͤche des Rohres verlaͤuft. Dieses
                              leztere ist fuͤr den richtigen Zusammenhalt der Schrote
                              wichtig.
                           Ein solcher einfacher Schraubenzug ist besser als ein
                              gedoppelter, da sich dabei der Winkel, unter welchem er die
                              Richtungslinie des Schusses durchschneidet, so viel als
                              moͤglich dem rechten naͤhert. Die gedoppelte
                              Schraube, welche mehr Steigung hat, muß aber vorzuͤglich
                              darum vermieden werden, weil sie die Schrotmasse mehr oder
                              weniger zu einer Achsdrehung veranlassen wuͤrde, welche
                              sie, nachdem sie das Rohr verlassen hat, in einem Kreise herum
                              schleudert. Dieses lehrt schon ein Schrotschuß aus dem
                              gewundenen Buͤchsenrohre.
                           Dieser Schraubenzug bedarf nur einer sehr geringen Tiefe, um den
                              Schroten den erforderlichen Stuͤzpunkt zu gewahren, er
                              muß dagegen mehr in die Breite abgeflacht werden, auch
                              muͤssen sich die Rinder desselben ohne alle
                              Schaͤrfe in der cylindrischen Hoͤhlung des Rohres
                              verlieren, damit sowohl die an der Wandung des Rohres laufenden
                              Koͤrner der dicht zusammengepreßten Schrotmasse nicht
                              gewaltsam zerrissen werden, als auch der Wischer bei der
                              Reinigung leicht und ungehindert die Vertiefungen des Zuges
                              durchlaufen kann.
                           Bei dieser Einrichtung ist die gewoͤhnliche
                              Rohrstaͤrke einer Doppelflinte schon zureichend diesen
                              Schraubenzug aufzunehmen, ohne daß die Festigkeit des Rohres
                              dadurch gefaͤhrdet wuͤrde.
                           
                        
                           IV. Die Vorrichtung
                                 zum Einschneiden des Schraubenzuges.
                           Das Werkzeug, womit dieser Schraubenzug auf dem einfachsten Wege
                              und ohne Muͤhe eingeschnitten werden kann, ist in Fig. 26 und 27
                              der Zeichnung in wirklicher Groͤße dargestellt
                              worden.
                           Es ist dieses ein gewoͤhnlicher, fuͤr ein mittleres
                              Kaliber passender, hier nur in zwei Theile zerschnittener
                              Schraubenbohrer von gutem Stahl. Die beiden Haͤlften b und c
                              dieses Schraubenbohrers haben die aus der Figur ersichtliche
                              Form; sie sind mit ihren untern Wangen g in das runde, zur Aufnahme derselben mit einem
                              wohlpassenden Einschnitt versehene cylindrische
                              Eisenstuͤk a eingelassen und
                              bewegen sich um den Schraubenstift x, ohne zu schlottern, nach der Richtung der dazwischen
                              liegenden Feder, etwas zur Seite hin. Diese starte Stahlfeder
                              de, welche vermittelst des
                              Schwalbenschwanzes n in das
                              Eisenstuͤk a fest
                              eingeschoben werden kann, druͤkt naͤmlich die
                              beiden Bohrtheile b und c gleichfoͤrmig aus einander,
                              und bewirkt auf diese Weise im Inneren des Rohres einen sanften
                              und sichern Eingriff der Schraubenschneiden. Um die Form
                              dieser Bohrtheile noch deutlicher zu machen, zeigt Fig. 27 einen derselben in der Vorderansicht; die
                              parallelen Schraubenschneiden b sind
                              an den Seiten scharfkantig zugeschliffen; o
                              p ist eine, wie gewoͤhnlich
                              an solchen Schraubenzeugen zum Schnitte und zur
                              Foͤrderung der Spaͤne eingefeilte Rinne; g ist der einseitige Wangenfortsaz
                              zur Befestigung in a, und x der Stift, um welchen sich die
                              beiden vereinigten Bohrtheile drehen. Die Ausarbeitung dieser
                              Bohrtheile hat keine Schwierigkeit und bedarf nur der besondern
                              Aufmerksamkeit, daß die Schraubenschneiden nach der Verbindung
                              in a bei der Umdrehung genau auf
                              einander treffen.
                           Den Fortsaz M des sich im Gewehrlaufe
                              mit einigem Spielraum drehenden Theiles a bildet endlich eine runde, der Laͤnge des
                              Rohres entsprechende Eisenstange, sie ist unten mit einem
                              hoͤlzernen Quergriff, nach Art eines gewoͤhnlichen
                              Bohrers, versehen, um die Vorrichtung vermittelst desselben
                              bequem drehen zu koͤnnen. Wer im Besize einer Drehebank
                              ist, kann das Ende dieser Stange in ein Futter befestigen und
                              wird auf diese Weise noch schneller und bequemer den Zwek
                              erreichen.
                           Außer einer starken Zwischenfeder d
                              e findet sich bei dem Instrumente
                              noch eine aͤhnliche, schwaͤchere Feder und
                              zugleich auch noch zwei aͤhnliche Bohrtheile b
                              c, deren Außenflaͤche jedoch
                              anstatt der Schraubenschneiden nur feilartig gehauen ist. Der
                              Gebrauch beider wird im Folgenden angegeben werden.
                           
                        
                           V. Das Verfahren des
                                 Einschneidens des Schraubenzuges vermittelst der angegebenen
                                 Instrumente.
                           Man befestigt den Gewehrlauf auf einem starken Tische, am
                              bequemsten vermittelst einiger Tischlerschrauben, so daß die
                              Muͤndung etwas hervorsteht. Nun bemerkt man an der
                              Bohrstange M genau die Tiefe, bis zu
                              welcher der Bohrer in den Lauf eindringen darf, und gibt sowohl
                              dem Innern des Rohres., als auch den Bohrtheilen etwas Oehl. Das
                              anfaͤngliche Einbringen des Bohrers in die
                              Muͤndung des Rohres geschieht dadurch, daß man die beiden
                              Bohrtheile b
                              c in der Gegend von g vermittelst eines
                              gewoͤhnlichen Schraubstokes dicht zusammen preßt, worauf
                              man die Vorrichtung in die Muͤndung einfielt und alsdann
                              durch Wegnahme des Schraubstokes die Zwischenfeder wieder frei
                              laͤßt. Schraubt man nun den Bohrer in der Richtung der
                              Rohrachse bis zu dem Zeichen hinab, wobei derselbe die sichere
                              Leitung der Schraube von selbst verfolgt, so wird sich der Zug
                              ausbilden und ein mehrmaliges Auf- und Niederschrauben
                              denselben vollkommen sauber darstellen. Man nimmt alsdann die
                              Vorrichtung vermittelst des Schraubstokes eben so
                              wie bei dem Einbringen wieder heraus, damit der obere Theil der
                              Rohrmuͤndung von Zuͤgen frei bleibt. Um den auf
                              diese Weise gebildeten Schraubenzug nun voͤllig zu
                              reinigen und zu glaͤtten, veraͤndert man das
                              Instrument auf folgende Art: Man schiebt die starke
                              Zwischenfeder d
                              e bei n
                              heraus, sezt die oben erwaͤhnte schwaͤchere Feder
                              ein und wiederholt das angezeigte Verfahren, wobei die
                              Schraubenschneiden die Oberflaͤche des Zuges noch von
                              allen Rauhheiten befreien und rein und sauber auspoliren. Nach
                              Herausnahme des Instrumentes sezt man nun die beiden feilartig
                              gehauenen Theile anstatt der Schraubenschneiden ein, und kolbt
                              damit den Lauf durch Auf- und Niederfahren sorgfaͤltig
                              aus, wodurch sowohl der Grad an den Raͤndern des Zuges
                              hinweg genommen, als auch diese Raͤnder selbst etwas
                              abgerundet werden.
                           Durch diese Vorrichtung ist jeder Jaͤger in Stand gesezt,
                              nicht allein seine Gewehre mit diesem Schraubenzuge versehen zu
                              koͤnnen, sondern sie gewahrt ihm zugleich den Vortheil,
                              diesen Zug nach dem Reinigen des gebrauchten Gewehres, bei
                              einmaligem Durchlaufen mit der schwachen Feder, stets sauber zu
                              erhalten und von den etwa anliegenden Bleitheilen zu befreien.
                              Der Gewehrfabrikant ist aber im Besiz noch bequemerer Apparate,
                              um diesen Zug einzuschneiden u.s.w., er bedarf dazu keiner
                              weitern Anleitung.
                           Fuͤr die Behandlung der Doppelrohre muß indessen hier noch
                              bemerkt werden, daß es besser ist, das Einschneiden des
                              Schraubenzuges abwechselnd in beiden Rohren zugleich
                              vorzunehmen, indem ohne diese Vorsicht, bei geringer
                              Eisenstaͤrke und der einseitigen Dehnung der Eisentheile,
                              welche die Arbeit des Bohrers bewirkt, eine, wenn auch nur
                              unbedeutende, Biegung des Rohres veranlaßt werden
                              koͤnnte.
                           
                        
                           VI. Vortheile und
                                 Vorzuͤge, welche diese neue Einrichtung der
                                 Schrotgewehre nach praktischen Erfahrungen
                                 darbietet.
                           1) Da dieser Schraubenzug den Schroten gleichfoͤrmig den
                              erforderlichen Stuͤzpunkt zur Einwirkung der vollen
                              Pulverkraft gewaͤhrt, so kann dadurch ein jedes, sonst nur richtig gebautes
                                 Gewehr, mit Sicherheit zu gleichfoͤrmiger
                              Schaͤrfe des Schusses gebracht werden.
                           2) Halten diese Gewehre die Schrote weit besser zusammen, da die
                              erhoͤhete Kraft, womit die im Rohre dichter verbundene
                              Schrotmasse die Richtung der Schußlinie verfolgt, der durch die
                              nachfolgende Seitenexpansion des Pulvergases
                              bewirkten Abbeugung derselben schneller entweicht und
                              kraͤftiger widersteht.
                           3) Gestatten diese Gewehre ohne Ruͤkstoß ein fast um ein
                              Dritttheil vermehrtes Pulvermaß, indem die Kraft desselben im
                              Inneren des Rohres vollkommener benuzt wird.
                           4) Koͤnnen diese Gewehre bei gleicher Kraft und
                              Guͤte des Schusses weit kuͤrzer gebaut und ihnen
                              also bei gleichem Gewichte eine haltbarere Rohrstaͤrke
                              gegeben werden, wodurch dem so haͤufigen Zersprengen,
                              vorzuͤglich der Doppelgewehre, besser vorgebeugt
                              wird.
                           Ein Beispiel wird alles dieses am besten erlaͤutern: Im
                              Winter des Jahres 1828 wurde auf einem Treibjagen durch
                              Unvorsichtigkeit ein neues gutes Doppelgewehr nahe in der Mitte
                              seiner Rohrlaͤnge zersprengt. Da es auf
                              gewoͤhnlichem Wege nicht mehr brauchbar erschien, so
                              uͤbernahm es der Verfasser, um seine Theorie dadurch
                              einer naͤhern und oͤffentlichen Pruͤfung zu
                              unterwerfen. Es wurde zu dem Ende dicht unter dem Bruche
                              abgeschnitten und behielt auf diese Weise nur eine
                              Rohrlaͤnge von 1 1/2 rhein. Fuß. Wiederholte Versuche
                              zeigten, daß dasselbe bei seiner seitherigen Pulverladung auf 50
                              Schritte, im guͤnstigsten Falle nur 3 Schrote von No. 5 in einen gewoͤhnlichen
                              Papierbogen brachte, wobei diese anschlagenden Schrote
                              voͤllig unwirksam von dem Brette abprallten – es
                              hatte daher nach allgemeinem Erachten den Schuß voͤllig
                              verloren. Hierauf gab der Verfasser diesem Gewehre seinen
                              Schraubenzug, und die fortgesezten Versuche zeigten, unter
                              uͤbrigens voͤllig gleichen Umstaͤnden, daß
                              im Mittel 39 Schrote dieselbe Flaͤche mit einer solchen
                              Schaͤrfe trafen, daß mehrere Koͤrner das harte 3/4
                              zoͤllige Brett durchschlugen. Dieses Gewehr hat sich
                              bereits im praktischen Jagdgebrauch vollkommen bewaͤhrt
                              und uͤbertrifft jezt die besten Gewehre von fast
                              doppelter Laͤnge bei weitem an Zusammenhalt und Scharfe
                              des Schusses, indessen bedarf es bei seiner fast zu sehr
                              verkuͤrzten Ziellinie um eben dieser Vorzuͤge
                              willen eines guten Schuͤzen. Diese Erfahrung gewahrt also
                              einen augenscheinlichen Beweis der Richtigkeit obiger
                              Theorie.
                           Was die Laͤnge dieser Gewehre betrifft, so hat der
                              Verfasser bis jezt keine bedeutende Differenz der Resultate
                              dabei finden koͤnnen, indessen moͤchten etwa 2 Fuß
                              lange Rohre wohl in jeder Hinsicht die bequemsten und
                              zwekmaͤßigsten seyn. Er uͤberlaͤßt die
                              naͤhere Ermittelung dieses Umstandes unseren mit bessern
                              Huͤlfsquellen ausgeruͤsteten Gewehrfabriken, denen
                              er uͤberhaupt durch diese Darstellung zunaͤchst
                              nuͤzlich zu werden wuͤnscht, indem er ihnen die
                              weitere Ausbildung dieses Gegenstandes bestens empfiehlt.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
