| Titel: | Ueber die Bereitung der kohlensauren Bittererde; von E. Durand. | 
| Fundstelle: | Band 52, Jahrgang 1834, Nr. XXX., S. 150 | 
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                        XXX.
                        Ueber die Bereitung der
                           kohlensauren Bittererde; von E. Durand.
                        Aus dem Journal of the Philadelphia college of
                                 pharmacy in den Ann. de Chim. et de Phys.
                              November 1833, S. 312.
                        Ueber die Bereitung der kohlensauren
                           Bittererde.
                        
                     
                        
                           Um vollkommen reine kohlensaure Bittererde (Magnezia carbonica) zu erhalten, die
                              beim Ausgluͤhen nicht roͤthlich wird, muß man ganz
                              eisenfreie schwefelsaure Bittererde anwenden; die geringste
                              Menge eines Eisensalzes wuͤrde die Farbe der Bittererde
                              veraͤndern, besonders wenn sie bei sehr hoher Temperatur
                              ausgegluͤht wird.
                           Man loͤst eine bestimmte Menge schwefelsaurer Bittererde
                              in der erforderlichen Menge kalten Wassers auf (lezteres
                              loͤst beilaͤufig sein gleiches Gewicht davon auf).
                              Wenn die Aufloͤsung schwefelsaures Eisen enthaͤlt,
                              wird dieses entweder durch Chlorkalk oder durch
                              schwefelwasserstoffsaures Ammoniak zersezt. Nachdem die
                              Fluͤssigkeit vollkommen klar geworden ist, bringt man sie
                              in eine hoͤlzerne Kufe, die mit Dampf geheizt wird und
                              sezt auf 100 Theile des angewandten Bittersalzes eine
                              Aufloͤsung von 125 Theilen krystallisirten kohlensauren
                              Natrons zu. Das Gemenge muß rasch umgeruͤhrt werden,
                              damit sich keine Klumpen bilden koͤnnen, welche sehr
                              schwer zergehen und ein viel laͤngeres Auswaschen des
                              Niederschlages noͤthig machen wuͤrden. Das Ganze
                              wird auf 80° R. erhizt, um die
                              uͤberschuͤssige Kohlensaͤure, welche ein
                              wenig Bittererde in Aufloͤsung erhalten wuͤrde, zu
                              verjagen. Wenn sich die kohlensaure Bittererde abgesezt hat,
                              wird die klare Fluͤssigkeit abgegossen, und der
                              Niederschlag zwei bis drei Mal mit lauwarmem Wasser ausgewaschen
                              (welches man vorher mit einer geringen Menge (1/2 Proc.)
                              Potasche oder Soda versezte, um die Kalksalze, welche es
                              enthaͤlt, niederzuschlagen und dann filtrirte), und
                              hierauf noch mit kaltem Wasser. Zum vorlezten und lezten Mal muß
                              man sie mit destillirtem Wasser auswaschen. Das erste
                              Auswaschwasser wird abgedampft und liefert schoͤne
                              Krystalle von schwefelsaurem Natron.
                           Wenn das lezte Auswaschwasser mit einem Barytsalze keinen
                              Niederschlag mehr gibt, bringt man die kohlensaure Bittererde in
                              große Filter von Leinewand, worauf man sie 24 bis 48 Stunden
                              lang abtropfen laͤßt. Soll daraus Bittererde in Broden
                              bereitet werden, so bringt man sie in
                              hoͤlzerne Formen ohne Boden, die auf einen absorbirenden
                              Koͤrper gestellt sind, entweder auf große, schwach
                              ausgegluͤhte Baksteine, oder auf Gyps. Das weiche
                              kohlensaure Salz wird mit einem Stuͤk Holz oder einem
                              verzinnten Eisenblech von der Groͤße der
                              Formoͤffnung schwach gedruͤkt, um die Form ganz
                              mit Bittererde auszufuͤllen und keinen leeren Raum darin
                              zuruͤkzulassen. Sobald die Stuͤke aus der Form
                              genommen werden koͤnnen, kehrt man sie um, damit der
                              absorbirende Koͤrper sich so schnell als moͤglich
                              des Wassers bemaͤchtigen kann und die Bittererdetheile
                              sich nicht durch ihr eigenes Gewicht zusammenballen
                              koͤnnen. Die Leichtigkeit der kohlensauren Bittererde
                              haͤngt hauptsaͤchlich von der Schnelligkeit bei
                              dieser Operation und dem raschen Austroknen der Stuͤke in
                              der Trokenstube ab. Wenn sie ganz troken ist, werden die Seiten
                              jedes Stuͤkes nach einander einem metallenen Sieb
                              dargeboten, welches durch denselben Mechanismus wie eine
                              Muͤhle oder Drehebank sich schnell dreht; dadurch wird
                              die kohlensaure Bittererde von allen fremdartigen Substanzen
                              befreit, welche ihre Oberflaͤche waͤhrend des
                              Troknens haͤtten beschmuzen koͤnnen und auch
                              vollkommen glatt gemacht. Alle Formen muͤssen aus weißem
                              Holze bestehen und sehr rein gehalten werden.
                           Gebrannte Bittererde (Magnesia usta). Wenn man die
                              kohlensaure Bittererde ausgluͤhen will, so braucht man
                              sie nicht vorher in Formen zu bringen. Man nimmt sie bloß von
                              dem Filter, worauf sie abtropfte und bringt sie in die
                              Trokenstube, wo man sie auf Rahmen ausbreitet, die mit Leinewand
                              uͤberzogen sind, auf denen sie sehr schnell austroknet.
                              Sie wird dann in schwach gebrannte cylindrische irdene
                              Toͤpfe gebracht, welche man mit ihrem Dekel verschließt,
                              der gut mit Thon verklebt wird. Diese Toͤpfe werden dann
                              in einen Toͤpferofen eingelegt; man erhaͤlt so
                              fast ohne Kosten eine vollkommen kohlensaͤurefreie
                              Bittererde; dieselben Toͤpfe koͤnnen
                              oͤfters gebraucht werden.
                           Diese gegluͤhte Bittererde ist gewoͤhnlich sehr
                              leicht und zum medicinischen Gebrauch meiner Meinung nach Henry'sDr. Henry, durch viele ausgezeichnete Arbeiten den
                                    Chemikern bekannt, besizt in Manchester eine Fabrik
                                    chemischer Producte, besonders fuͤr den
                                    pharmaceutischen Gebrauch. A. d. R. Bittererde weit vorzuziehen. Sie loͤst sich auch
                              in den schwaͤchsten Saͤuren vollstaͤndig
                              auf, waͤhrend diejenige des englischen Chemikers, welche
                              jedoch sehr rein ist, nur in einer sehr concentrirten
                              Saͤure sich aufloͤst. Sie saugt das Wasser nicht
                              so stark ein und eignet sich besser, um die sehr schwachen
                              Saͤuren des Magens zu neutralisiren.
                           Hr. Robiquet hat sich nicht
                              getaͤuscht, als er die Vermuthung aufstellte,
                              daß die Fettigkeit von Henry's
                              Bittererde großen Theils der hohen Temperatur, bei welcher sie
                              ausgegluͤht wird, zuzuschreiben sey; dieß ist jedoch
                              nicht die einzige Ursache dieser Eigenschaft, welche noch mehr
                              von der Natur des zur Faͤllung angewandten
                              einfachkohlensauren Alkalis abhaͤngt. Zersezt man die
                              schwefelsaure Bittererde durch kohlensaures Natron, so
                              erhaͤlt man ein Product, welches sich nach dem
                              Gluͤhen viel sanfter anfuͤhlt, als dasjenige,
                              welches mitreist kohlensauren Kalis (Potasche) gewonnen wurde.
                              Dieß erklaͤrt sich leicht erstens dadurch, daß es sehr
                              schwer ist, die lezten Antheile des bei der Zersezung
                              entstandenen schwefelsauren Kalis abzusondern; und zweitens
                              dadurch, daß das kohlensaure Kali immer Kieselerde und Alaunerde
                              enthaͤlt, die mit der kohlensauren Bittererde
                              niederfallen und ihr eine Rauhigkeit ertheilen, welche die mit
                              kohlensaurem Natron gefaͤllte Bittererde nicht besizt.
                              Wenn die schwefelsaure Bittererde und das zum Aufloͤsen
                              derselben angewandte Wasser unrein waren, so traͤgt dieß
                              auch dazu bei, ihr diese Eigenschaft zu ertheilen.
                              Enthaͤlt erstere ein wenig salzsauren Kalk und lezteres
                              schwefelsauren Kalk, so wird die Basis beider Salze als
                              kohlensaurer Kalk niedergeschlagen.
                           Nach folgendem Verfahren erhaͤlt man eine schwere, sich
                              sehr sanft anfuͤhlende und in jeder Hinsicht Henry's Fabrikat aͤhnliche
                              Bittererde. Die kohlensaure Bittererde wird, ehe sie noch ganz
                              troken ist, in eine vierekige Kiste ohne Boden gebracht, welche
                              aus starken Brettern angefertigt ist, die durch eiserne
                              Baͤnder zusammengefuͤgt sind; man druͤkt
                              sie so stark als moͤglich mit den Haͤnden ein und
                              legt ein Brett darauf, welches leicht in die Kiste paßt, worauf
                              man die Bittererde mit einer Presse zusammendruͤkt, um
                              ihr Volumen noch mehr zu verringern. Die so erhaltene vierekige
                              Masse wird in einen Tiegel aus feuerfesten Baksteinen gebracht,
                              dessen Hohlraum so groß ist, daß er genau durch das Brod von
                              kohlensaurer Bittererde ausgefuͤllt wird, worauf man
                              seinen Dekel aufsezt, denselben mit feuchter Bittelerde
                              verkittet und das Ganze der Weißgluͤhhize aussezt. Eine
                              Masse von dreißig oder vierzig Pfund muß wenigstens acht Stunden
                              lang ausgegluͤht werden. Wenn die gegluͤhte
                              Bittererde hinreichend erkaltet ist, siebt man sie durch ein
                              feines Sieb. Enthaͤlt der Tiegel nur wenig oder keine
                              Metalloxyde, so erhaͤlt man eine vollkommen weiße
                              Bittererde, die schwer ist, sich sehr sauft und fettig
                              anfuͤhlt und sich gut mit Wasser vermischt, weil sie zehn
                              Mal dichter ist, als die Bittererde, welche vor dem
                              Ausgluͤhen nicht gepreßt und bei einer niedrigeren
                              Temperatur calcinirt wurde. Sie loͤst sich kaum in den
                              schwachen Saͤuren auf und ist in jeder Hinsicht der so
                              geruͤhmten Bitten de des englischen Chemikers
                              aͤhnlich. Man erhaͤlt auch ein ziemlich
                              gleiches Product, wenn man die kohlensaure Bittererde in irdenen
                              Tiegeln bloß mit den Haͤnden so gut als moͤglich
                              zusammenpreßt.
                           Die Farbe der gegluͤhten Bittererde haͤngt sehr von
                              der Reinheit der Erde ab, woraus die Tiegel verfertigt wurden.
                              Wenn diese oder ihr Dekel Eisenoxyd enthalten, so wird die
                              Bittererde, und wenn sie noch so rein war, bis in die Mitte der
                              Masse von einer sehr geringen Menge dieses Oxyds durchdrungen
                              seyn, die jedoch schon hinreichend ist, um ihr eine sehr
                              schwache rosenrothe Farbe zu ertheilen. Diese Farbe wird sogar
                              manchmal bei der dritten Calcination noch bemerklich seyn. Wenn
                              man die Bittererde im Großen bereiten und ein schoͤnes
                              Product erhalten will, so ist es wuͤnschenswerth, Tiegel
                              zu besizen, deren Masse weder Eisen noch Mangan
                              enthaͤlt.