| Titel: | Ueber die Bereitung einer sehr wohlfeilen Seife aus verschiedenen thierischen Substanzen. | 
| Fundstelle: | Band 52, Jahrgang 1834, Nr. XLI., S. 219 | 
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                        XLI.
                        Ueber die Bereitung einer
                           sehr wohlfeilen Seife aus verschiedenen thierischen
                           Substanzen.
                        Aus dem Journal des
                                 connaisances usuelles. Maͤrz 1834, S.
                              149.
                        Bereitung einer sehr wohlfeilen Seife aus
                           verschiedenen thierischen Substanzen.
                        
                     
                        
                           Man muß in den Fabriken alle Abfaͤlle zu benuzen trachten,
                              denn nur auf diese Weise wird es moͤglich, die Fabrikate
                              immer wohlfeiler und wohlfeiler zu liefern. Zu den
                              Abfaͤllen dieser Art gehoͤren nun die
                              Wollenabfaͤlle, die Tuchschnizel etc., aus denen sich
                              eine gute thierische Seife bereiten laͤßt. Es ist dieß
                              zwar keine neue, sondern eine schon laͤngst empfohlene
                              Benuzung von Stoffen, die gewoͤhnlich verloren gehen;
                              allein die Sache scheint uns noch so wenig bekannt, daß wir eine
                              Wiederholung derselben nicht fuͤr unpassend halten.
                           Beim Kaͤmmen der Wolle, beim Zurichten derselben zum
                              Spinnen, loͤsen sich kleine Theilchen davon ab, und
                              aͤhnliche Abfalle erhaͤlt man auch beim Walken und
                              Scheeren der Tuͤcher. Diese Abfaͤlle sollen
                              sorgfaͤltig gesammelt werden, denn man kann aus denselben
                              eine seifenartige Substanz bereiten, welche ihrer Weichheit und
                              Fluͤssigkeit ungeachtet, beim Walken und Waschen sehr
                              gute Dienste leistet. Das Verfahren hiebei ist folgendes.
                           Man bereitet sich zuerst eine starke Holzaschenlauge, versezt sie
                              mit 1/10 Aezkalk, und gießt dann noch so viel heißes Wasser: zu,
                              daß ein Ei auf der Lauge schwimmt. Man laͤßt dieses
                              Gemenge 24 Stunden lang, und wenn es noͤthig
                              waͤre, laͤnger stehen, wobei man es wenigstens auf
                              einer Temperatur von 16° erhaͤlt. Nach dieser Zeit
                              seiht man die Fluͤssigkeit durch ein Sieb, welches aus
                              einer durchloͤcherten, eisernen Platte besteht, und auf
                              welches man eine Lage Stroh breitet, damit die Asche nicht mit
                              der Lauge durchlaufe.
                           Diese Lauge wird, nachdem sie zum Sieden gebracht, auf die
                              Wollenabfaͤlle gegossen, gut damit umgeruͤhrt, und
                              uͤber einem maͤßigen Feuer gekocht. Die
                              seifenartige Substanz faͤngt hiebei bald an sich zu
                              verdiken, und man faͤhrt so lange mit dem Zusaze von
                              Wollenabfaͤllen fort, bis die Lauge vollkommen damit
                              gesaͤttigt ist, und bis sie keine graulich gruͤne
                              Farbe mehr annimmt.
                           Die groͤberen Tuchscheererabfaͤlle und die Haare
                              von anderen Thieren verwandeln sich nicht so schnell in Seife,
                              als die Abfalle, die sich beim Kaͤmmen und Spinnen der
                              Wolle ergeben. Will man daher erstere anwenden, so muß man sie
                              in einer viel staͤrkeren Lauge kochen. Findet man, daß
                              die Lauge vollkommen gesaͤttigt ist, so ist die Operation
                              beendigt, und man erhaͤlt dann beim Abkuͤhlen am
                              Boden des Kessels eine weiche, gallertartige Seife, welche sich
                              zu verschiedenen Zweken eignet.
                           Je staͤrker und heißer die Lauge ist, um so
                              staͤrker wirkt sie auf die Wolle, und um so mehr Seife
                              erhaͤlt man folglich; eine schwache Lauge entbindet nur
                              einen Theil der oͤhligen Bestandtheile der Wolle, und
                              gibt keine so vollkommene Seife. Man kann zur Bereitung dieser
                              seifenartigen Substanz auch Tuchlumpen und Abfaͤlle von
                              Wollenzeugen, so wie Haare von verschiedenen Thieren anwenden;
                              nur muß die Lauge in diesem Falle viel staͤrker seyn.
                           Bedient man sich reiner Materialien, so ist die Seife, die man
                              erhaͤlt, auch feiner und besser; man soll daher die
                              Wolle, die man hiezu bestimmt, vorher reinigen, und in
                              Flußwasser gut auswaschen.
                           Wenn man dem Gemenge in dem Kessel, gleich wie dieß beim Sieden
                              der gewoͤhnlichen Seife geschieht, Kochsalz zusezt, so
                              wird die seifenartige Masse fester und haͤrter. Hat man
                              aus Unachtsamkeit unreine oder gefaͤrbte Wolle
                              angewendet, so erhaͤlt die Seife eine schmuzige Farbe, in
                              Folge deren sie den Tuͤchern eine grauliche Farbe
                              mittheilt. Dieß hat zwar bei Tuͤchern, die dunkel
                              gefaͤrbt werden sollen, nichts zu sagen; allein
                              fuͤr weißes Tuch muß die Seife durchaus aus ganz weißen
                              und gewaschenen Wollenabfaͤllen bereitet werden. Die mit
                              solcher unreiner Seife behandelten Tuͤcher nehmen
                              manchmal einen unangenehmen Geruch an; dieser verliert sich
                              jedoch, wenn man die Tuͤcher wascht und an der Luft
                              troknet.
                           Die auf diese Weise bereitete Seife kann auch bei der Fabrikation
                              von Indiennen und verschiedenen Baumwollzeugen, und bei den
                              Zubereitungen, die diese Zeuge vor dem Ausfaͤrben
                              erleiden, verwendet werden. Sie erhalten dadurch einen
                              graulichen Ton, der ihnen jedoch nicht nur nicht schadet,
                              sondern bei manchen Farben sogar sehr zutraͤglich
                              ist.
                           Sezt man der Seifenmasse und der Lauge auch noch Talg oder
                              Oehlabfaͤlle zu, so wird die Seife fester und besser.