| Titel: | Ueber das Bleisuboxyd; von Hrn. Boussingault. | 
| Fundstelle: | Band 52, Jahrgang 1834, Nr. LXX., S. 389 | 
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                        LXX.
                        Ueber das Bleisuboxyd; von
                           Hrn. Boussingault.
                        Aus den Annales de Chimie et
                                 de Physique. November 1833, S.
                              264.
                        Boussingault, uͤber das
                           Bleisuboxyd.
                        
                     
                        
                           Hr. Dulong erhielt, als er kleesaures
                              Bleioxyd der troknen Destillation unterwarf, einen schwarzen
                              pulverigen Ruͤkstand, welchen er als Bleisuboxyd
                              betrachtete. Hr. Berzelius ist der
                              Meinung, daß dieses Oxyd des Bleies sich jedes Mal bildet, so
                              oft metallisches Blei der Wirkung der Luft ausgesezt wird. Es
                              glauben jedoch noch nicht alle Chemiker an die Existenz dieses
                              Suboxyds und meines Wissens hat man auch seine Zusammensezung
                              noch nicht bestimmt. Aus unten folgenden Versuchen scheint
                              hervorzugehen, daß das von Dulong
                              erhaltene Product wirklich eine neue Oxydationsstufe des Bleies
                              ist.
                           Ich bereite das Bleisuboxyd durch Zersezung des kleesauren Bleies
                              in einer kleinen glaͤsernen Retorte. Um es ganz rein zu
                              bekommen, muß man den Bauch der Retorte auf der angehenden
                              Rothgluͤhhize erhalten. Bei einer hoͤheren
                              Temperatur entstehen einige Bleikuͤgelchen und das Glas
                              wird angegriffen, indem die Kieselerde desselben sich unter
                              diesen Umstaͤnden wie eine Saͤure verhaͤlt.
                              Wenn die Gasentbindung vollkommen aufgehoͤrt hat, muß man
                              die Retorte ganz erkalten lassen, ohne daß die Luft Zutritt
                              erhaͤlt; dieß laͤßt sich sehr gut bewerkstelligen,
                              wenn man an der Retorte eine Roͤhre anbringt, welche in
                              ein Queksilberbad taucht; wenn die senkrechte Seite der
                              Roͤhre z.B. 28 Zoll hat, so ist nie eine Absorption zu
                              befuͤrchten und der Inhalt der Retorte erkaltet dann im
                              luftleeren Raume.
                           
                           Das Bleisuboxyd ist dunkelgrau, fast schwarz. Bei einer Hize
                              unter dem Schmelzpunkte des Bleies verwandelt es sich in Oxyd.
                              Schwefelsaͤure, Salzsaͤure und Essigsaͤure
                              greifen es an, besonders in der Waͤrme; es entsteht
                              Bleioxyd, das sich mit den Saͤuren verbindet, und
                              metallisches Blei wird frei.
                           Mit Wasser angeruͤhrt, verwandelt sich das Suboxyd sehr
                              schnell in Oxyd, das viel Kohlensaͤure enthaͤlt;
                              damit dieses Statt findet, muß aber die Luft Zutritt haben: denn
                              bei ausgeschlossener Luft veraͤndert es sich unter Wasser
                              gar nicht. Schuͤttelt man Queksilber unter Wasser mit
                              Bleisuboxyd, so nimmt es kein Blei auf; dieser Versuch scheint
                              mir zu beweisen, daß das Bleisuboxyd nicht, wie einige Chemiker
                              glauben, ein bloßes Gemenge von Blei und BleioxydBeioxyd ist.
                           Um die Zusammensezung des Bleisuboxyds zu bestimmen, mittelte ich
                              die Menge Sauerstoff aus, welche noͤthig ist, um es in
                              Oxyd uͤberzufuͤhren. Das Suboxyd wurde daher in
                              einem kleinen Gefaͤß aus Knochenasche unter die Muffel
                              eines Kapellenofens gebracht und der kaum angehenden
                              Rothgluͤhhize ausgesezt. Bei zwei Versuchen gaben 5
                              Gramme Suboxyd 5,18 Gr. Bleioxyd; leztere enthalten aber 0,36
                              Sauerstoff, und da der Sauerstoff, welcher sich waͤhrend
                              des Gluͤhens mit dem Suboxyd verbunden hat, 0,18 betrug,
                              so enthaͤlt es offenbar genau halb so viel Sauerstoff wie
                              das Oxyd. Im Bleisuboxyd sind somit 100 Theile Metall mit 3,86
                              Sauerstoff verbunden, oder 2 Aequivalente Blei mit 1 Aequivalent
                              Sauerstoff.
                           Kleesaures Zinnoxydul (auf die Art bereitet, daß man essigsaures
                              Zinnoxydul mit Kleesaͤure faͤllte) gab bei der
                              Destillation Wasser, Kohlenoxyd, Kohlensaͤure und
                              brennzeliges Oehl. Der hellbraune Ruͤkstand war
                              Zinnoxydul. Kleesaures Wismuthoxyd lieferte bei der Destillation
                              Wasser und Kohlensaͤure; in der Retorte blieb
                              metallisches Wismuth zuruͤk; es verhaͤlt sich also
                              wie kleesaures Kupferoxyd, Silberoxyd und Queksilberoxyd.