| Titel: | Einiges über die Fabrikation von Flaschen für Champagner oder überhaupt für schäumende Weine. Auszug aus einem Berichte des Hrn. Hachette. | 
| Fundstelle: | Band 52, Jahrgang 1834, Nr. LXXI., S. 390 | 
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                        LXXI.
                        Einiges uͤber die
                           Fabrikation von Flaschen fuͤr Champagner oder
                           uͤberhaupt fuͤr schaͤumende Weine. Auszug aus
                           einem Berichte des Hrn. Hachette.
                        Aus dem Bulletin de la
                                 Société d'encouragement. Decbr. 1833,
                              S. 449.
                        Ueber die Fabrikation von Flaschen fuͤr
                           Champagner etc.
                        
                     
                        
                           Die Société
                                 d'encouragement zu Paris hat bekanntlich schon seit
                              mehreren Jahren denjenigen Fabrikanten einen Preis von 3000 Fr.
                              ausgesezt, der in drei auf einander folgenden den
                              Champagnerfabrikanten jaͤhrlich 5000 Flaschen liefert,
                              bei denen der Verlust, der sich durch das
                              Zerspringen ergibt, nicht 5 Proc. betraͤgt, deren Preis
                              den Preis der alten Flaschen nicht um den vierten Theil
                              uͤbersteigt, welche im Durchschnitte wie bisher 8/10,
                              Liter fassen, deren Gewicht im Durchschnitte 880 Grammen
                              betraͤgt, und an denen die Form der drei Haupttheile der
                              Flasche, naͤmlich der Hals, der Boden und der Bauch
                              regelmaͤßig und in Hinsicht auf die Achse symmetrisch
                              gebaut sind. Um diesen Preis hat sich im Jahr 1833 Hr. Darche, Inhaber einer
                              Glashuͤtte zu Haumont bei Maubeuge beworben, und der
                              Gesellschaft mehrere Zeugnisse von Weinhaͤndlern und
                              Behoͤrden, so wie auch 12 Musterflaschen vorgelegt.
                           Die sieben Weinhaͤndler, von denen die Zeugnisse
                              ausgestellt sind, sind die HH. Renaudin, Bollinger und Comp. zu Aï, Heidsieck und Comp., Ruinart, Vater und Sohn, Delamothe, Vater und Sohn, und Grouselle zu Reims; Chanoines, frères
                              zu Epernay, und V. Moët und
                              Chandon Moet ebendaselbst; sie
                              bezeugen saͤmmtlich, daß ihnen Hr. Darche eine große Menge Champagnerflaschen geliefert,
                              die gewiß uͤber 5000 Stuͤk betraͤgt, und
                              die beiden ersteren bestaͤtigen auch, daß von diesen
                              Flaschen nicht mehr als 5 Proc. zersprungen sind. Aus einem
                              Zeugnisse des Straßen- und Bruͤkenbauinspectors
                              geht hervor, daß Hr. Darche in seiner
                              Fabrik taͤglich 3000 Flaschen erzeugt, und Hr. D. selbst
                              gibt in einem Schreiben vom 25. Junius 1833 an, daß er
                              fuͤr Aï, Reims und Epernay jaͤhrlich gegen
                              eine Million Champagnerflaschen liefert. Was den Preis derselben
                              betrifft, so sind alle Zeugnisse daruͤber einig, daß er
                              gegenwaͤrtig geringer ist, als er fruͤher war,
                              indem Hr. Darche in den Jahren 1829
                              und 1830 das Hundert fuͤr 27 Fr. liefert, waͤhrend
                              er gegenwaͤrtig nur mehr 24 Fr. 50 Cent. fuͤr das
                              Hundert verlangt.
                           Die Commission, welche die Gesellschaft zur Pruͤfung der
                              12 eingesendeten Flaschen, die durchaus nicht ausgesucht worden,
                              und mit dem Siegel der Mairie von Haumont versehen waren,
                              ernannte, probirte dieselben in den Werkstaͤtten des Hrn.
                              Collardeau mit der von diesem
                              Kuͤnstler erfundenen Maschine.Polyt. Journal Bd.
                                       XXXVII. S. 144. Sie fand, daß diese Flaschen im Durchschnitte 0,775
                              Liter fassen, und daß sie bei einem Druke von 21
                              Atmosphaͤren zerspringen. Die Dichtheit ihres Glases
                              betraͤgt 2,662, jene des Wassers zu 1 angenommen.
                           Die Flaschen des Hrn. Darche sind von
                              verschiedener Form; der Fabrikant bemerkt hieruͤber in
                              seinem Schreiben, daß dieß davon herruͤhre, daß der eine
                              Weinhaͤndler dieser, der andere jener Form den Vorzug
                              gebe, und daß er sich also nach dem Wunsche seiner Abnehmer richte. Der koͤrperliche Inhalt der 12 eingesendeten
                              Flaschen wechselte von 0,77 bis zu 0,79 Liter; ihr Gewicht
                              betrug von 874 bis an 992 Grammen, so daß also der
                              groͤßte Unterschied im Gewichte 128 Grammen ausmacht. Die
                              Commission hat die Dike des Glases an saͤmmtlichen
                              Theilen der Flasche vom Halse bis zum Boden derselben mit einem
                              diken Messer gemessen, und hiebei gefunden, daß der Hals am
                              Anfange und am Ende 6 bis 5 Millimeter Dike hat; daß der Bauch
                              an seinem Urspruͤnge nur 2,5 Mill., gegen die Mitte hin
                              4, und gegen den Boden hin beinahe 7 Millimeter Dike hat. Die
                              Commission glaubt also hienach, daß diese Flaschen in Hinsicht
                              auf Gleichfoͤrmigkeit der Dike, und auf die
                              groͤßere Festigkeit, die sich nothwendig aus dieser
                              Gleichfoͤrmigkeit ergeben wuͤrde, allerdings noch
                              einiger Verbesserungen faͤhig seyn duͤrfte.
                           Uebrigens hat eines der Mitglieder der Commission bei einigen
                              Versuchen uͤber die Champagnerflaschen gefunden, daß eine
                              mit schaͤumendem Champagner gefuͤllte Flasche
                              waͤhrend der heftigsten Gaͤhrung keinen Druk von
                              mehr dann 4 Atmosphaͤren auszuhalten hatte. Faͤnde
                              ein groͤßerer Druk Statt, so wuͤrde der Wein
                              zwischen die innere Wand des Halses der Flasche und den durch
                              den Draht und Kitt zuruͤkgehaltenen Kork gedrungen, und
                              die Flasche also zum Theil ausgelaufen seyn. Wenn also die
                              Flasche waͤhrend der Waͤhrung bei einem Druke, der
                              uͤber 4 Atmosphaͤren betraͤgt, zerspringt,
                              so muß der Wein vor dem Sprunge der Flasche entweder zum Theil
                              oder ganz ausfließen.
                           Hr. Darche hat zwar nicht allen
                              Anforderungen, die in dem Programme der Gesellschaft gemacht
                              sind. Genuͤge geleistet; da derselbe jedoch sehr viel zur
                              Vervollkommnung dieses Industriezweiges. beitrug, so
                              schlaͤgt die Commission vor, ihm die goldene Medaille
                              erster Classe zu ertheilen, den Preis aber auf das Jahr 1835 zu
                              verschieben, mit dem Zusaze jedoch, daß ein Unterschied in der
                              Dike des Glases nur in der Hoͤhe der Flaschen Statt
                              finden duͤrfe, und daß jeder ringfoͤrmige
                              Durchschnitt durch den Umfang des Glases durchaus von einer und
                              derselben Dike seyn muͤsse.